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126 er es bereits wahrscheinlich gemacht hat, blofs der ErschW terung derselben zuzuschreiben, wodurch eben die Polarisa- tion, resp. anhaingende Gasschichten, verandert werden. -- IX. Ueber die Elektricitatsleitung in Elektrolyten, welche in Capillarrohren eingeschlossen, sind; von W. Beetx. 111 den Annales du conservatoire des arts et des &tiers, Avril 1861, bat Edmond Becquerel Untersuchungen iiber die, Leitungsbhigkeit voii F'liissigkeiten in Capillar- rbbren rerbffentlicbt, deren Hauptergebnisse folgende sind. Der Widerstand solcher Fliissigkeitssiulen steht im gera- den Verhaltnifs zu deren Lzngen, aber nicht im umgekehr- ten zu deren Querschnitt, vielmehr nimmt das Product des Widerstandes in das Quadrat des Durchmessers des Quer- schnittes mit diesem Durchinesser ah. Recquerel lafst es unentschiedcn , ob diese hbweicbung vom allgeineinen Gesetze der Stromleitung auf einer ungenauen Bestimmung des Querscbnittes der Capillarrtihren odcr auf einer Ver- Inderung in der Leitungsfahigkeit der Fliissigkeitssaule be- rube, und weun der letztcre Grund als der ricbtige anzu- sehen sey, ob die Rdhrenw8nde an der Leitung Thejl neh- men, oder ob die Leitungsfahigkeit der Flussigkeit selbst durch die Molecularwirkung der Wande vergriifsert sey. Von rorn herein lalst sich gegen die Zulassigkeit aller die- ser Griinde gewik Nichts einwenden; da ich inders bei Gelegenbeit ineiner Untersuchungen iiber das elektrische Leitungsvermagen der Flussigkeiten mich auch anfangs ziemlich enger Rbbren bedient und mit denselben yahezu dieselben Resultate erhalten batte, wie uiit weiteren Rob- ren'), so war mir die Ricbtigkeit der Thatsache selbst 1) Dicse Annalcn Bd. CXVll, S. I.'

Ueber die Elektricitätsleitung in Elektrolyten, welche in Capillarröhren eingeschlossen sind

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er es bereits wahrscheinlich gemacht hat, blofs der ErschW terung derselben zuzuschreiben, wodurch eben die Polarisa- tion, resp. anhaingende Gasschichten, verandert werden.

--

IX. Ueber die Elektricitatsleitung in Elektrolyten, welche in Capillarrohren eingeschlossen, sind;

von W. B e e t x .

1 1 1 den Annales du conservatoire des arts et des &tiers, Avril 1861, bat E d m o n d B e c q u e r e l Untersuchungen iiber die, Leitungsbhigkeit voii F'liissigkeiten in Capillar- rbbren rerbffentlicbt, deren Hauptergebnisse folgende sind. Der Widerstand solcher Fliissigkeitssiulen steht im gera- den Verhaltnifs zu deren Lzngen, aber nicht im umgekehr- ten zu deren Querschnitt, vielmehr nimmt das Product des Widerstandes in das Quadrat des Durchmessers des Quer- schnittes mit diesem Durchinesser ah. R e c q u e r e l lafst es unentschiedcn , ob diese hbweicbung vom allgeineinen Gesetze der Stromleitung auf einer ungenauen Bestimmung des Querscbnittes der Capillarrtihren odcr auf einer Ver- Inderung in der Leitungsfahigkeit der Fliissigkeitssaule be- rube, und weun der letztcre Grund als der ricbtige anzu- sehen sey, ob die Rdhrenw8nde an der Leitung Thejl neh- men, oder ob die Leitungsfahigkeit der Flussigkeit selbst durch die Molecularwirkung der Wande vergriifsert sey. Von rorn herein lalst sich gegen die Zulassigkeit aller die- ser Griinde gewik Nichts einwenden; da ich inders bei Gelegenbeit ineiner Untersuchungen iiber das elektrische Leitungsvermagen der Flussigkeiten mich auch anfangs ziemlich enger Rbbren bedient und mit denselben yahezu dieselben Resultate erhalten batte, wie uiit weiteren Rob- ren') , so war mir die Ricbtigkeit der Thatsache selbst 1) Dicse Annalcn Bd. CXVll, S. I.'

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zweifelbaft. habe deshalb Versriche mit Capillarr8hren angestellt, a r ~ s deren Ergebnifs ich schliefsen darf, dafs die von E. B e c g 11 e r e I beobachtete Erscheinung nur durch seine Beobachtungsmethode hervorgerufen ward.

Diese Metbode war folgende: In zwei mit dem Elek- t ro l j ten gefiillte Reagensglaser tauchte je ein, in halbe Millimeter getheiltes Capillarrohr. Jederseits war ein Lei- tungsdraht zum Boden des Reagensglases gefiihrt, ein an- derer bis zu einer bestimmten Tiefe in das Capillairohr geschoben, dessen Durchschnitt er fast ganz ausfiillte. Ein Strom wurde durch diese beiden Zweige und durcli die Windungen cines L)iffereiitialgalvanometers gcleitet, dessen Nadel dndurch auf Null gebrarht wurde, dafs der Draht im eineu Capillarrohr verschoben wurde. Der Auszug I )

aus der Abhaiidlung , welcher rnir leider allein zuganglich war, Iafst nicht ersehen, durch welches Mittel die stiiren- den Einflusse der Polarisation bei den verschiedenen Strom- dichten vermiedeu wurden.

Ich stellte meine Versuche wiederum mit Zinkvitriollb- sung zwischen amalgamirten Zinkplatten a n , um mich rles Vorlheils der TJnpolarisirbarkeit der ELektrodeii bedienen ~n kbaneii. Die seitlichen Oeffnangeri der a. a. 0. S. 5 becbriebenen Flascbeii wurden durch Kaatschrikstapscl ge- schlossen , das Capillarrohr wurde durch Oeffnungen luft- dicht durch diese Stbpsel gesrhohen, so dais es ein wenig iiber die inneren Endcn derselben heroorragte; dann wur- den die Flaschcn mit der zu priifenden Lihung gefiillt, und dime durch laogercs Saugen eine Zeit lang durcli das Capillarrohr hindurchgefiihrt, um eine mbglichst gleichina- fsige Benetzung der Ri)hrenwande zu erzeugen.

Dann wurde der Apparat in einen Blechkasten gestellt und dieser mit eineiii Blechdeckel so geschlossen, dalb nur die Flaschenoffuungen frei blieben. Durch diese wurden amatgamiTte Zinkplatten eingefiihrt, welche den Rtbhreiliniin- duogen nahe gegeniiber gestellt wurden. Die Vorsichts-

1 Archima dca tcimccr phyaiquea c t naturcller. Nouoellc periodr T. X l I , p . 380'.

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mafsregeln gegen das Einmischen von Luft in die Lbsung waren die fruheren. Die Temperatur wurde in einer der Flaschen gemessen. Ein Umgebeii der Rdhren mit Was- ser wurde, vermieden; vielmehr wurde das Aerifsere des .Glasapparatcs sorgfiiltig trockeii gehalten, weil bei den gro- !sen Widerstanden, urn die es sich hier handelt, ein Ein- flufs der Leitung durch die feuchten Gefifswande und die Kastenwande bernerklich wurde. Die Versuche sind des- halb nur bei gewbhnlicber Teniperatur und nachdern der Apparat stundenlang Zeit gehabt liatte durchweg die gleiche Temperatur anzunehmen aiigcstellt. Das Verfahren der Messung ist ganz den1 gleich, welches friiher fur die wei- teren Rbhren angewandt wurde, uur mufsten die Zweig- leitungen der Siemens’schen Widerstandsbriicke nicht im Verlialtnifs 1 : 1, sondern 1 : 100 genommen werden.

Die RBhren, deren ich mich bediente, waren aus einem grorsen Vorratlie von Capillarriihren ausgewahlt, und durch Calibrirong als binreichend cylindrisch erprobt worden. Ihr Durchsclinitt wurde gefunden, indcm die Lznge, dns Ge- wicht und die Temperatur eines i n sie eiugesogerien Queck- silberfadens bestimmt wurden. Die folgende Tabelle giebt fur die mit KO. I bis 4 bezeichneten Riihren diese Bcstim- mungen, und die aus denselben berechneten Griifsen des Querscbnitts in Quadratmillimetern, = d.

No. L h g e I Gewiclit

der Quecksilbers5ule

mm

16 I ,a I08,6 1 143,9 108,6

Grin. ~

0.827 0,099 0,131 1,305 0,043 0,030

Temp.

13 12 1.3 ,7

spec. Gew. des

Quecksilbers

13,555 13,358 13,554 13,365 13,564

d

0,3785 0,06718

Die Zinkvitriollbsungen wurden theils aus demselben Vitriol bereitet, mit welchein die friiher bekannt gemachten Versuche angestellt waren (Ldsungen I1 und III), theils aus einem anderen, welcher geringe Spuren freier Saure enthielt, und desseo Lbsuogeu (I und IV) deshalb ein klein

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nenig baser ieiteten, als die anderen. Der Widerstand ( W ) , der mit diesen L6sungen gefiillten Robre, welche frii- her zur Bestimmung der Widerstiiude gedient hatte (des Normalrohres, a. a. 0. S. 15) wurde ganz wie sonst ge- messeo, daraus wurde d a m die Leituogsfiihigkeit der Ld- sung bei to , auf die des Quecksilbers bei Oo reducirt, be- recbnet, und aus dieser die Leitungefabigkeit bei 20° mit- telst der a. a. 0. S. 21 fur den Zuwachs 210 gegebeoen Correctionsformel abgeleitet ). Die so erhalteiien Zahlen fur I,, zeigen bei den Lilsungen I1 wid I11 eine vollkom- mene Uebereiustimmung mit den nach der etnpirischeii For- me1 berechneten, bei I und 1V falleu sie etwas zu groCs aus. Ich habe indek im Folgenden stets die aus der Beob- achtuog hervorgegangeuen Werthe von I , , zu Grunde ge- legt, und die empirische Formel uur zur Ternperaturcorrec- tion beuutzt, was urn 60 gewisser erlaubt se jn wird, als es sich hur UN Unterschiede von weuigen Graden handelt. Die mit derselben Losung angestellten Messungen siud mit verschiedeneu Fullungen und der Zeit nach abwechselud mit den weiter unten Colgenden Messungeu au Capillar- rOhren ausgeCuhrt.

1 2 0

~ I , aus d. aus d. Vcr- For- ,

Solyehal t io LOO Grm , , M7.s- , I scr 1 I

1 such r t ~ e l

XO Lihuog

10,69 ,o,,l 1 12,00/ 11,3 1 i5J,4 10,741 ,

16.85

18,05

Mittel 1 34415 675.81 3128 3951 584,6' 3615 1 3942 587,6 1 3597 3916

M i t d 1 3936

IOJ I ti,:%

13,3

16,4

14,7 621,4 3409 4023 5963 I 3545 1 4031

Mittel I 40'27

- 31 73

- 3876

- 4014

1) Ich bcmsrke bei dicicr Gelcgcoheit, d a L die Ueberschrift Gbcr der Tabellc a. a. 0 s. 20 h e i t o muL: Leitsogrfihigkeit bci 20°, nicht bei ' 2 8 0 .

P w d o r b s A n d . Bd. C X X V . 9

130

3

4a

46

Die fiir I , und I.,, gefundenen Zahlen sind wieder mit 10- multiplicirt zu denken.

Die folgende Tabelle endlich, enthalt die Ergebnisse der mit Capillarrijhren angestellten Messungen. AUS den ge- ~esse i i en Widersttinden = w , der Ltinge = I und der Durchsclinittsfllche des klohres = d wurde die LeittingqfA- higkeit I, gefunden; znth Vergleich stehen in der n%chsten Spalte die aus deli Messuhpn am No~maltohr abgekiteten

0,1830

0,0782

0,0933

Werthe yon 1,.

I I I I Rolir 1 I ( M e t e r ) ' Liisung I t

I 1 I I

1

I 1

1

I 1

I I I 1v I

I 1 11 I l l I 1 I 1

l3,0 I3, i I5,6 l i , 7 t5,9 13,7 1 I ,O 16,4 17,O I5,9 10,i 17.8 12,5 l5,6 I6,O I4,8 15,Y I5,6

W

- 169500 1 ri i000 15ll000 137800 136100 925000 985000 753100 750000 738000 791000

7 1500 584 10

57'2000 '763000 920000 59 1500

63500

aus d. LpiIIar- rolire - 2b70 29tJ.L 3093 3530 X i 4 2945 2550 3596 3612 367 1 342.5 325 1 2885 3535 3617 3660 362 I 3575

aus d. Sormal-

rolire

2893 2945 308i 3603 35 13 2930 2 i44 XI8 36; 1 365 I 3392 325 1 2856 35J i 3582 3550 3564 3547

d

- - 23 - 43 + 6 - i 3 + I + 15 + 6 - 22 - 59 + 20 + 33

0 + 31 - 12 - li5 +I 10 + 57 -t 2s

Die drei Riihren 4 a , 4 b und 4 c sind Stiicke ein uhd desselben Rohres. Da die drei Versuche init der LO- sung I1 nahezu bei derselben Temperalur angestellt sind, so lassen sich die gefundenen Widerstande direct mit den

Langen der Rohrstiicke vergleichen. Die Quotienten sind :

W

9872122 9858U47 9908334

Die Uebereinstimmung dieser Quotienten liefert einen Beweis fur die, auch von E. B e c q ue r e I beobachtete, Pro-

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portiondittit der Widerstande mit den Wngen bei gleich- bleibendem Qoerschnitt. Die Ueher,eiustimmung der ;us der Messung an Capillarriihren von SO verscliiedenem Durch- messer und aus der Messung am Normalrohre berechneten Lei tqyfahigkei t voii Lihingcn so verschiedeiier Concen- tratiori liefert feruer den Beweis, dais die Wi&rst;inde den Qrierschnitt auch in CapillarrBhren, umgekehrt proportional sind. 1)iese Uebereinstimniung ist i n der That eine grafsere als i n m erwarten koniite, offenbar weil alle Messungen bei gewbhnlicher Temperatur im ungeheizten Ziminer nus- gefuhrt wurden. Die Schwierigkeit, dem ganzeii Apparate eine gleichmalsige Temperatur zu erhalten, ist dadurch sehr vermindert. Eine ubcrwiegende Leituogskihigkeit zeigen die Flussigkeitsslulen in den Capillnrrahren durchaus nicht, vielinehr siiid die Differenzen gesetzlos positiv oder negativ.

Als Griiud, weshalb E. B e c q u e r e l zu einem anderen Resultat gelangte , sehe ich die verschiedene Erwarinung der Flussigkeitssaulen an. Bei meineii Versuchen geschielit die Schliefsuug ilnlner nur moinentan durch Anschlagen des Contacthebel?. Wurde inan die Schliefsung nur kurze Zeit aiidaucru lassen, so wiirde der Widerstand der Fliis- sigkeit fort rind fort abnchmeii. M'ahracheinlich blieben die Zweige bci R e c q u e r e l ' s Versuchen langere Zeit ge- schlossen, und da die Nadel, dadurrh ins Gleichgewicht gebracht wurde, dak beiderseits Fliissigkeitsssulen voii glei- chem Widrrstaiide, aber nicht congrnenter, sondern nur ahnlicher Gestalt eingescbaltet wurden, so Inufste die bei- derseits gleiclie Warme Errcguiig eine starkere Erwarmung der diinneren Saule erzeiigen, uiid dieser ,also qine uber- wiegende Leitungsfdigkeit ertheileii.

Mifst man mittelst einer Sieinens'schen Brucke die Wi- derstande von Quecksilbersaulen in Capillarruhren, iudem mau deu Contacthebel nur kurz anschlligt, so erbalt man eine vollstandige Praportioualitat zwischen Leitungsverwd- gen und Querschnitt der Whreu. ,Lakt man den Coutact- hehel geschlossen, .so nimwt scheinbar der Widerstand des Qeecksilbers -ab,, weil namlich der Widerstand der wes-

9"

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senden Kupferspiralen mit der Teinperatur schneller wiichst, als der des Quecksilbers. Wenn aber E. B e c q u e r e l sei- nen Versuch init Capillarrbhren anstelleu wiirde, welche init Quecksilber, statt mit eiuem Elektrolyt gefiillt wlrea, so wiirde sich eine Abnahtne des LeitungsvermBgens mit der Verkleiiierung des Quersclinittes bemerklicli inachen.

Erlaogen, im April 1865.

X. Ueber das. Yerhalten der starren Isolatoren gegen Elektricitat; volt Dr. W. o. Beaold .

(Aur d. Berichlen d. Miinchencr Akad. 1864; vom Hrn. Vcrf. iiberundt.)

Bekanntlicli theilt inan die Kbrper hinsiclitlich ibres elek- trischeu Verhaltens in zwei Klassen, iii Conductoren und Isolatoren. Wiihrend die ersteren dcr Gegenstand hlufiger und eingehender Untersuchuiigen waren, hat man dem Ver- halten der lekteren, obgleich man gerade ail ihnen die cr- sten elektrischen Erscbeinungen wahrgenoinmeii liatte und sie deshalb lange Zeit vorzugsweise elektrische, die Leiter aber unelektrische Kbrper nannte, sp%ter doch nnr wenig Aufmerksamkeit zugeweudet. Man betrachtete sie fast a h vollkomtnen indifferent gegen Elektricitat und studirte sie nur in sofern a h die Technik der Versuche es erheischte. Eine einzige Erscheinung war es, *die iminer wieder daran lnahnte, dafs dieae Iiidifferenz docli keine so vollkommne sey, ich meiue, die eigeuthtimlicbe Kolle, welche das iso- lirende Mittel bei Condensatoren, Leydener Flascheit oder Franklin’schen Tafeln spielt, die sich in der sogenannten Ruckstandsbildung, d. h. in dem nach der Ladung eintre- tendeu Sinken derselbeii uiid in der nach allenfallsiger Ent- ladung wieder auftretenden Ladung kuud giebt.

Diese Thatsache hat zu verschiedenen Forschungen an- geregt, die man theilweise in einer Abhandlung citirt fin-