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ANNALEN DER PHYSIK. JAHRGANG 1802, SECHSTES STUCK. 1. Ueber die Fiihigkrit der tilamme, der Xnochpn und des IuJcleeren Raumt-a, die tVirlun- gen der roltni-fchen S'uule zu leiten, vom Profetfor E'RMAN in Berlin, (cine in (rcr phifninntiJ3en Geiel!l; iiqft gehnltne VorlPfung, in welcher sugleich die befchriebiien Yerjuche angPJtellt zvurden.) Die Naturforfcher waren kaum auf die Phiino- mene des fogenannten Galvanismus durch Zufdll aufnierklam gemacht worden, fo theilten fie fich auch fchon in ihrer Meiniing iiber die eigentli- che UrlBche derfelben. Es fehlte fndefs damahlc noch fo fehr an beftirnrnten Thatlachen, und die Unterfuchungen wurtlen fo einfeeitig unJ 10 wenig im waliren Geilie cler Phylili angeliellt , cl'ifz es Lcin Wun ler ift, wenn iiher die L*rJ-~che~i der P11,ti~o- Ani1al.d. Phjiik. B. 11. St.2. J. 1802. JL. b Ii

Ueber die Fähigkeit der Flamme, der Knochen und des luftleeren Raumes, die Wirkungen der Voltaischen Säule zu leiten

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ANNALEN DER PHYSIK.

J A H R G A N G 1 8 0 2 , S E C H S T E S S T U C K .

1. U e b e r

d i e F i i h i g k r i t d e r t i l a m m e , d e r X n o c h p n

u n d d e s I u J c l e e r e n R a u m t - a , d i e t V i r l u n - g e n d e r r o l t n i - f c h e n S'uule zu

l e i t e n , v o m

P r o f e t f o r E ' R M A N i n B e r l i n ,

(cine in (rcr phi fninnt iJ3en Geiel!l; iiqft gehnltne VorlPfung, i n welcher sugleich die befchriebiien Yerjuche angPJtellt

zvurden.)

D i e Naturforfcher waren kaum auf die Phiino- mene des fogenannten Galvanismus durch Zufdll aufnierklam gemacht worden, fo theilten fie fich auch fchon in ihrer Meiniing iiber d ie eigentli- che UrlBche derfelben. Es fehlte fndefs damahlc noch fo fehr an beftirnrnten Thatlachen, und die Unterfuchungen wurtlen fo einfeeitig u n J 10 wenig im waliren Geilie cler Phylili angeliellt , cl'ifz es Lcin W u n ler ift, wenn iiher die L*rJ-~che~i der P11,ti~o-

Ani1al.d. Phjiik. B. 1 1 . St.2. J. 1802. JL. b Ii

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menp beinahe gar nichts adsgemjttelt wurde. Wir 1lpf;lsen bereits eine biinderreiclre galvanifche Bi- biiotheli ) und i n der Hauptfache : Was i/2 Galvanis- mus? waren wir nicht vie1 weiter, als die Aerzte des alten Roms ) die doc11 auch fchon die D.ljSrane, die Frilgicbt und den Vorfall des Mafidarrns durch d i e clectrikhen Entladungen des Zitterrochens CU-

rjrten orler doch zu curirco verfuchteit. *)

U:i diefen CmfiiiucIen witre es gleich unniitz ui i t l Imgweilig, die frtiherii und voreiligen Meinun- gert iiber die IVatur des Galvanisinus einer kritifchen Pri;fung zu unterwerfen. Bur iibrr den der Dicho- tontic nach allgeirieinfien disjunctive11 Satz, cler alle antlere notlibvendjg wrter fich begreift , ob nimlich

*) capitis dolorem, quninuis v e f e r e m e t intolernbilern, pratiizur tol!i t e t in prrprti iuin reinediat t o r p e d o v i - u 11 i .9 r a , i r? ipoJ; i~~ eo loco, qu i in dolore el?, donec JeJnat' dolor e t oh jhpqf ia t en pnrr , quod quuin pri- inuin [eii]'e:.it, reinoueatiir reiiiedirrm , ne jkrij irs aufe- rntui- eius par t i s . PIurrs mi:ein pnrandaP J i r i t t eius gr?rei.is t o rped ims , yiriu i?oiiizuiiquam uix ad diras

t r p 5 c . e r.qi)ioridrt curatio, iL! c j i torpoi- , yuod eJt ./;gnu,n reinrdiiitiunis. ( S c r i b o n i u s L a r g u s , Cap. 1 . )

Bei dem Podagra wurdeti die Fiifse in Wnffer ge- taucht , worin Iich ein Zitterrochen hefand, und der Kranlre wurde fo lange galvanifirt, bis die Betaubung das Knie erreichte. So wurde Anthero, Freigelafsner des Tiijerius, von dorbFtds'sgichr be. freiet. Was die galvsuil'che Cur des Prolnpjiis r r c t i betrifft, To hat D i,o s c o r.i d ep etwas rdar. iiber. E r ?A a 11,

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d i e gqruchtc UrJache, Electricitut /kr oder Rich&, wird es vielleicht gerade jetzt n ich t t iberkifi ig feyn, eiii Paa r Wrirte voranzufchiclien.

Rlan liiinrite fich niimlich leicht verleiten Iaffen, d e r IUeinung derjenigen welche behaupten Ele- ctricitiit fey ' d ie Urfache tler foogenannten galvani- fchen WirltunSen , d e n Sinii unterzulegen , als wa-

r e die zu tliefem Refultate gediehene Unter fuchung dadurch als heendigt anzufehen. D i e Wjffenfchaft wiirrie iiirfefs durcli diefen W a h n n ich t wenig ver- l ieren. Aussemach t ift es, d d s wi r von deni We- fen d e r Electricitiit in mcchanifcher Rtkkficli t we- nig, uiicl in chemifcher beinahc ga r nichts wifren; ie f t famer a b e r , als felbfi tliefe UnwifCenheit, ift d e r Umfiaiid, dafs man fu geneigt jft, fie niclit anzue r - kennen , o d e r Ge ganz aus deir Augen zit laffen. Ejne n ich t unbetrich!liche h lenge von Plilinomc~rcn iCr allrniihlig un te r ' eine verhii l tnifsm~fsig , kleine An'- za!il von C;ef'etzeii zuruckgehrach t und feftgefetzt worden . h lan gewi ihnte fich n u r zu leicht, clie ge- gebnen Falle un te r diefe noch vie1 zu fyeciellen Ge- fetze zu fubfumiren , i ~ n t l clie Uiiterfuchung ger ie th in s S tocken , d a d o c h cler Walilfpruch der verfu- chenden Vernunf t feyn f d l t e : Nichts iJt gp thon , fo Iarige etruas zu thun t ibr ig bleibt. L i c h t e n - b e r g fuuchte d i e t'hyfiker und Cliemiker d u r c h d e n Stacliel der Satire aus ihre,rii Sch lummer zu w e -

clien. U'erdpn fie J;.h dcrin iiicht e n d i c h fchu- men, fagte er, die Electricitiit bei cherniJchen un-

terJuchungen anzuwenden, gerade wie f ie die FeuPr- K 2

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c 146 I zangP bPim Of t . brauchm. Diefer Vorwurf ifi in tier ’That buchfiiihlich gegriinclet, und doch fruch- iete e r nichts. Wir zerfetzten nach wie vor das WaCrer und das Ammoi1ium; wir verbantfen Sauer- ijoffgas untl Stickgas zu Salpeterfaure, Wafferfioff- gas und Saueri‘toffgas zu Wal‘fer ; wir oxydirten die b] etalle und mehrere andere oxydirbare Subftan-

alles durch electrifche Einwirkungen, und doc11 unterzog Gch nieinand dcr Unterfuchung iiber &as unrl IVnmm j -r viele glaubteii fogar bei diefeii chemirchen Prozeffen keine fremde Subftanz mit ir.s Spiel gezogen zu habeii.

Die n e w Geilalt, unter welcher die electrilchen Wirkungen uns an der Voltaifrhen SIule gegeben werden , find ganz geeignet, die zu friih ahgebro- chene Unterfuchung - w i d e r anzukniipfen , und durch das Riithfelliafte der I’hinomene uiis das Man- gelhafte unrrer Erlienutnifs recht fiihlhar zu ma- chen. Friih oder fpat niufs iich doch einmahl an die Periode cler pneetrnatifclien Cheinie die der un- wagbaren expanfibeln F1i’iffi;;lieileii anfchliefsen. F u n macht uns aber V o 1 1 a ’ s Slide iiicht blofs diefes Bedrirfnifs fiihlbar; fie giebt LIPS zugleich Mittel a n die Hand, es zu befriedigen, u n d in diefer Kiickficlit ]ifst ficli liaurn muthmalsen , wie fchnell uncl \vie weit diefe gliickliche Entdeckung uns fuh- ren werde.

Diefe Wiinfche uncl Fioffnungen wiirden aber alle unerf;iIit b i e i b e n , v7eii11 ficli hie, auch unfer Auge a n das l i leitl tlrr Il)inge,ftofsen follte, wenn

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W i t , nachtlern die Identitat des Galvanismus und der Jdectricil5t er widen rayn wird, glauben rollten, den galvanifchen Prozefs darurn genauer zx lten- nen, und vvenii der Eifer, mit dern man fich cliefen Unterfuchungen anfanglich unterzog , nachlalt'en follte, lobald die fehr unbekannte KraJt einen fehr bekannten Namen fiihren wird.

Naclidem ich, (mir felbft zur Warnung ,) diefe Gedanken, die wobl nicht ganz unwichtig find, hingeworfen habe, wende ich mich mit lreniger

Beforgriik, mifsverfianden zu werden , zur Priifung eiii ig e r a ng e b lic h we fen tlic h en Un t e r fclu ecle zwi- fchen Electricitat und Galvanismus.

Die Flamme, die trockenen Knochen und de r lufdeere Haum follen die galvanifchen Wirkungea iroliren, wihrend fie die electrifchen fehr vollkom- men leiten.

H. v. H u m b o l d t , (B. I , S.433,) fiiitzt fichauf diefen Umfiancl, am die Irlentitat der beideu Stoffe ztl leugnen; und waren die Thatfacben , dic e r an- fiihrt, bewiihrt, fo fcheint niir feine Folgerung ganz richtig. Der Grunll der Leitungsfahigkeit liest in der T h a t Fehr tief, und grenzt fehr nahe an chcmi- k h e Verwandtrchaften. *) Kejne blok aufserwe-

*) Ein Beweis rtatt aller: So lange die clectrilchs Matcrie den Loitern adharirt,, bleibt ihre chemi- fche Refchaffenheit ungeandert ; in dem Augen- l,lickeaher, wenn die Ziehkraft d i e h S u b f t ~ ~ z ~ n aufhort auf fie zu wirlren, zecletzt fie fich. Dafs dia Leitungsfahigkeit auf chemikhen Vorwaudt-

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fentl iche Jlodification kann daher hewirken , dals d i e namlic,;ie Fliirfiglieit von eiiicm , uncl demrelben n o r p e r bald angezogen , bald abgefioken, bald fort- geleitet, bald ifolirt werde. So I-nannjgfkltig und verfcliieden die Errcheinangen der Eltjctricitiit a m erften Leitcr an iler Flafche , beim Electrophor und im Blitze find, fo finden wir doch, clafs dieLei- tungs - otler Ifolatjons- Verhlltniffe in allen clieieii >i\lodificationen urigeaiidert bleiben. It11 geftehe es

ciahcr, fo feft bei mir die Ceberzcugung der Identit i t cles G ~ ~ V Z U ~ ~ S I Y ~ L L S L i n t 1 cler Electricitit Ichori Iangft ge- worden ifi , fo unbeditigt w i i r i e i c h doch diele Mei- nung attfgehcn, wenn es ausgelnacht wlire, clafs es Suhftaiizen gieht , welche die Wirliungen d e r einen A r t v d l i g ifolirten, intiefs Liedie der andern Art fort- leiteten. lcli wiiriI'chte hier die vollwichtige Auto-

ritiit cles Hcrrn Z! i t t e r fiir i i i i c h X I I liaben, fin- de aber init Vervvuntlcruiig , t l a l s cliefer Gelehrte, nachdem e r fich friiher g a ~ z ur:bedinSt fur dielden- t i tst e rk lz r t hat lctzthiii clie ifolirende Eigenlchaft

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Ichaften beruhe, dagegen fcheint indefs auf der andcrn Seite der Einflurs des Aggregations. Zu- Itandes auf die Leitungsfiihigkeit zu fprecben; ein Einfluls, woruber fich eiriige Verhche an1 Ende diefes Aufl'atzes finden. Rlofs chemifch leheint hiernach der Grund des Irolirens und des Leitens doch fchwerlich zu feyn ; es rey denn, das Wafrer werde in jenen Verfuchen, indern es ,f& w i r d , chernirch verandert, welches man wanig- Itens nicht durcbgangig annirnmt. E F 112 a i i .

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der Flamme im galvani!bhen I’rozeCfe ern&nt, und fie fogar durch iieue Vel-luclle zii ben-ejl‘en fucht, ( AnnnZen, IX, 3.35,) ohne die a u i tlierem T’mitan- cle entitehende Schwierigkeit den1 Lefer fichtbar zu machen, gefchweige denn, d d s e r fie gelioben hiitte. Diefes war rnir urn fo auffallender, cla ich mich bereits lange vorher bemriht hatte durch directc Verfuche diefen I h o t e n zu iijfen. Das Ke- Eultat dierer Uriterfuchiing ifi y dab die gulvanifihc Wirkurig nicht mehr und nicht wtwiger als die Plectri-

Jche dcirch die Fiarnme, die Ktiochen und d m luftlee- ren Raum geleitet wird. Da diefe Arbeit zuglcich tiber den Mechanismus der Electrifation im foge- nannten galvanifchen Prozeffe einigcs Licht mit ver- breiten hilft, fo fey es mir erlaubt, Ihnen einiges dar iiber mitzutheilen.

Y o n d e r F 1 a n t m e .

1. Verbindet man den cjnen Pol, (zum Beifpiel den Pol , ) einer d l i g ifolirten S j d e von 1 0 0

Schichtungen , mit einem fenfibeln Electrometer, €0 wire[ f i c~ i eine geringe Divergenz einftelien , die bald ih r Maximum erreichen, und von nun an. 1,111-

verzndert bleiben wird. Beruhrt man darauf (!en Draht vom entgegengefetzten Pole mit iler Flaniiiie eines gut ifolirten Lichrs, fo niinmt die D i v e i p n z des Electrometers &was zu. Wenn man abe r t l a s

Licht , otler beffer die Flamme felbft, ableitend be- riihrt , io nirniiit augenblicklich das Lioctroniuter

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eine tiufserfi fiarlte Divergenz an , beinahe eben das Pl'iximiirn, als hatte man den entgegengefetztenpol felbfi ableitend berulirt.

Gerade das namliche gilt vom - Pole. 2. Verbiuclet man beide Polardrahte mit ih rea

Electrornetern, und beriihrt man mit der iiolirten Flamme einen diefer Dr+te, fo verliert augenblick- lich das d a m gehijrige Electrometer einen The i l feiner Divergenz. Ifi das Licht , oder beffer noch die Flamrne, in leitender Verbindung mit dem €30- den , fo hor t augenblichlich jede Spur von Diver- genz auf.

3. Fuhrt man die Polardrahte jeden fiir fich in eine ifolirte Flamme, fo nehmen beideElectrometer ihre natiirliche Divergenz an. Beriihrt man aber die eine Flainme ableitend, fa t r i t t augenblicklich das Maximum der Divergenz fiir diefen Fail am ent- Segengefetzten Electrometer ein, eben fo, als hiitte man den Pol felbfc unmittelbar berilhrt.

4. Ein Electrometer ragt rnit feinem Zuleitungs- drahte in eine Flamme; in diefe nzmliche Flamme ragt der eine Polardraht der Ssule. Lleruhrt man nun den entgegengefetzten Pol diefer Saule, lo Ahr t das Electrometer aus einander , beinahe eben fa, als wenu es mit der S i d e durch eine Waffer- €aule verhunrlen wiire. 13eriihrt man die Flamme, fo qntladet man dadurch d a s Electrometer vollig.

Es erhellt liieraus zur Genljge, dafs die Flainmd die Electricittit der Siiule ganz beftimint leitet , d a

man durch ihge Dazwifchenlumft die Pole laden u d

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entla(Icn, und Aem I"il:r.trometer eine B'ufserfr f iarke 1)jvergenz beibringeii unrl auch nehmen kann.

E5 fintlen lic:l) in;! ( 4 s gewiffe Ei~~enthcirnlichlcei- terh d e r Leitungslirt der Flailline, (lie wichtig Gnd, (13 tlcr gJnze 1,adunSsirieclianisrnus der Siiule auE iIer Leitungsart der feuchteii Leiter beruht) den wir nur durch for@tige VerSleichung m i t der Leitungs- a r t dcr andern Halbleiter tler Electricitat genau er- kennen kijnnen.

5 . Die FlammP g~li0r.t niimlich unter die Halbbi- ter und wirk t hier nicht fo vollkoiumen als die Metalle.

Be:cteis. Verbinrlet man den einen Pol durch einen Draht mit den1 Electrometer, und bringt an diefern Drahte die unifolirte Flamrne a n , fo wird, \vie wir fahell, die natiirlichr Divergenz des Electro- meters ganz aufgehoben. lirinst 111311 diele Diver- genz drt rch a ugenb t ic . l i l ich vorii herpehentle I3eriih- rung tles entgegengel-etztert Pols auf ihr zweites Ma: ximum) fo ivit-d auch tliefes [lurch die Ejriwirkung der Flamme ganz aufgeholien. UJeilJt t'l>i?r die All- leitung an clein entgege~igefetzten Pole coutinuirlich angebracht, fo erleidet die Diver-genz am + Pole nicht die mindefie Verminde rung ; n u r an1 - Pole €cheint mancl~mahl eine ganz unbetridit l iche Ver- ringerung der Divergenz Statt zu t inden ) vie1 ijfter aber verhalt Gch dcr - gerade wie der f Pol.

tVie ganz anderg wiirde hier eiri vol:koinmner Eeiter wi rken! Sobald ein folchsr an den1 mit dem Electrometer verbundenen Pole angebracIit ift, wird

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jede BeiLringung der Divergeuz durch ableitende Ueriihrung cIes entgegerigefetzten Pols vdlig un- m ijgli ch .

6. \Venn aber, wie wir gefehen haben, die Flam- me als cin zicrnlick guter Leiter fiir die Electricitat dei.S5ule w i r l x t , woher ltoinmt es, dafs fie i n einer anrIerl1 Rtirlificht die Wirkungcn des fogenannten b rralvaiiifchen Prozeffes hemmt? Denn es if i bekannt- )jch Thatfache, dafs die Flarnnie als Gsed in de r v(Jil Pol zu 1’01 zu fchliefsentlen Kette die ?Va/-l.er- zerfetzung nicht geftattet, und die Contractionm der MuskelJ%/kr n i h gracuhrt. Folgende Beob- 6cI: i ungen wcrden u n s vielleicht einigcr Makes von di~ . fe rAnomdie Kechenfchaft geben, u n d nach anzu- Qe~lcuden Vcrgleichungen auf jeclen Fall einjge \Tin- I<c iiber die Lis jetzt fo rathfelhafte A r t der Concur- renz der feuchtcn Leiter zur Action der Voltaifchen Szule verfchaffen.

Es erbellt namlich aus folgenden Yerfukien, dafs die Flamine, wenn die beideii Polartlrihte fi& jn jhr verbinden, den electrifchen Zuiiand beider PO- ]e fehr ungkich motlificirt , uncl zwar fo, dafs iiur ein einziger, (cler - 1’01 ,) feine Wirkfamkeit be- halt, und folglich a n keinc entgegengefetzte Action, clas heifst, a n lieine eleclrifcheLadnng, zu rfenken jfi.

Auch i n diefern Fa!le alfo finden wir (lie ejectro- fiopifchen Wahrnehtnungen mit de:~ A.nonialien de r fog c 11 J 11 n ten gal v‘i 11 i k 11 e 11 tVi r kung en Y 011 Ic o m men

iibereinfiimmend.

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7. M a n f d h r e bellle Drahte der SHde in die n8m- liche Fiamme, fo hort alle natiirliche Divergenz am <- Pole auf, und der - bekornmt eine Divergenz, die ctas natiirliche lllasimurn fehr oberfclireitet, u n d heinahe eben fo ftark i h , als hatte man den -k Pol ableitend hertibrt. Diefes fnde t ftatt, die Flamme mag iiolirt leyn oder nicht ; nur Itellt 6ch das Phanornen viel fchnellcr, (ganz augenblicklich,) aber nicht ausgezeichneter ein, wenn die Flamrne niclit ifolirt ift. Hat clrr + Pol zufallig o d a r ab- fichtlich durch vorherige Beriihrung des - Pols eini- g e Divergenz erhallen, io benimmt Ge ihm die ge- meinfchaftliche Lage in de r ifolirteo Flamme fehr ba ld ; und in einem Momente, wenn die Fiamme in ableitender Beriihrung mit dem Boden ift.

Hieraus folgt, dafs die Flamme ungleich mehr vom + ,?i als vom - E zerftreuet, und an die urn- gebende Luft abietzt , und tlafs folglich keine La- dung mijglich wird. Das namliche in cier Frankli- nifclien unil Voltaifchen Sprache lautet : Die Flam- me farnmelt und zerftreuet E, (dds [it? IJeides thue, if& beltannt genug;) daher laclet f e , a n jedem l’ole einzeln angebractit , den entgegengefetzten Pol. Sie zerftreuet aber viel befler und leichter, als he fam- melt; daher ladet fie blolsden- Pol, wenn heide in einer geineinlchaftlichen Flamme wirhen. *)

*) Hierauf griindet hch die Erfccbeinung der Den- dr i t en , die Herr R i t t er, ( A m d e n , I X , 3 3 8 ,) mit dcr ihm eignen Genauigkeit befchrieben hat,

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8. EI; giebt eine Mogliclikcit, rlicres durch einen f u r die C!:emie Cehr wiclltigen Verfuch anichaulich zii rnachen.

Bei le Foldrdrahte feyen in d ie gemeinichaft- lichc F h m m e gebracht. N u n fiihre man in diefe namliche Flatntae den zuleiteoden Draht eines Fen- libeln Electi.omaters. Das Elec t rometer wirtl keine n ~ t u r l i c h e Divergenz e rha l ten , (was doch fonder- bdr gcriug ift .) Eben lo wenig wird es divergiren,

u n d d ie m i r n u r zu bekaniit w a r e n , weil fie ein I chwer ZLI Uberwindendes Hindernifs bei Anftel- lung diefer V e r h c h e darbieten. Der in der Mitte einer Kerzenflamme frei werdende Kohlenltoff, de r fich bei mangelnder Beruhrung mit dem Sauer- ftoffgas nicht i n kohlenraures Gas verwandeln kann , fetzt Gch i n concretem Zuftande auf den i n dic Flamme gsfiihrten Batteriedrahten, wie auf jedem ihm dargehotnen Icorper, i n Geftalt ei- nes 1Eurses ab. Da aber jeder Batteriedraht Gch i n einern elrciriiirten Zurtande hetindet, To wer- den dieThe,lciien des RuCses auf demfelben Di-ahte fich wechI'ee)I'eitig aiil'toljen, wed jedes Theilchen eine gleichnahmige Electricitat helitzt. Da aher a m i- Drabte die filectricitat hrtij>i{;c,t- nusgqffo-

j i m w i r d , fo i l t auch auf diefern Drahte d i e elect rom et ri r(: h e c p u 1 Gon der K o h 1 en t h ei I c hen krhftiger als auf dem negativen DvzIite; daher die bier hoher anwachfenden Dendri ten . -- Man brim- ge uber einer kleinen Weingeirtldinpe eirie Metall- ylatte a n , aiif diefe lege man eiri btuc lc h'ninpher, und Teetze den Apparat auf den electri1inr.m i d t i - yen Leiter einer. Electrilirrnalaliine. Ei. werden

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w e n n man den + Pol beriihrt. Briiigt man aber d ie Ahleitung a n den - POI, fo erliBlt clas Electro- m e t e r augenhlickljch von d e r Flamme das Maximum

&r Divergenz , u n d diefe Diverpenz iTt +. D e r negative Pol halt namlich durch fein na-

tiirliches - E: einen cor refpondi renden Theil des + E der SZufe gebunden , fo dafs e s von der Flam- me nicht zer l t reu t werden konnte . Beriihrt man nun den - Pol, fo t i e h t er E aus dem Boden, fat-

fehr anfehnliche Vegetationen a u f dem fchmelzen- den Katnpher erfcheinen ; einipe Zweige diefer Dendriten a e r d e n , logar Io.sgei irfen und wedge- Iclileudett weidan. A,aiF den najii.tiven Leiter gee bracht , zeigt der Karnpher 2l:nliche Erkheinun- pen , nur iTt alles vie1 kteiner und un1)edentender. D i e Kohle und der Katnpl~er gehen uns alfo hier L iciz i v N he?!! ;/2.!i e Fig ti ) - p n I n a c h den d r t i A us m eflu n - gen des liavmes, da diegewiihnlichen nur zwei ge. wahren. Die Dendriten des einen Dratits wrrden ganz natiirlich von denen cies andern angezogen, ,,trr! iin Aiigenhlicke ihi,er weclifelkitigen Beruh- r u n g , die lich fehr bald einrtellt, wenn beide D r ~ l i t e i n die niiiriliche Flamme gefuhrt find, Iitirt n 0th wen d i g j e d e iM o g 1 i c 13 li ei t e i n e r elect r o[ko p i- fchen Beohachtung auF. Man bcugt diefem hochrt verdriefslichen H i n d e r n i r e dadurch vor, dafs m a n eine Weingeirtflamrne anwendet. Diefe fet . t keinen Rohlenftoff ab, und die Beobachtung geht einen ruhigen Gang. Doch weirs i ch durch ganz beltimmte Wahrnehrnungen , dafs alle hier a~ifgertellten Gefetze ebenfalls bei F1.1:r~ii:en V O S

W n c h - uad Talglichtern Itatt hnden. tir.jtznn.

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tigt Gch damit, und fo wird augei1b:icklich der vnc-

her gebundne Thei l von $. E des pobtiven Pols frei und fenfibel, und afficirt das Electrometer, wclches mittelh der Flarnme rnit dem + Pole i n Verbindung i f t , beinahe ehen fo, e l s wenn eine continuirliche metallifche Leitung f ta t t fande.

Y o n d e n K n o c h e n . H u m b o l d t behauptet, tlafs felblt die trocken-

Eten Knochen, die 20 Jabr in einer ofteologiIchen Sammlung gelegen hatten, die Electricitat, fosar bef- fer als Metall, leiten, die galvnnifche Wirkung aber ganz vullkommen iColiren. Diefes ift inclers eine

grol'se Uebertreibung der fehr Icliwach leitenden Kraft der Knochen. Ich habe die Thatfachen, a u f die e r GcL Itiitzt, mit rntiglichftter Sorgfalt wieAer- hohlt, und fie nicht gegriindet befunrlen.

1. Ein am Feuer moglichft ausgetrockneter Un- terkiefer von einem vor mehrern Jah ren gefpreng- ten Menfchenkopfe wurde an die innere unti SU.

isere Belegung einer Leidener Flafche angelegt. Ich fand die Flalche nach melirern Urnllrehungerr der s h ei b e de ffe n u ng ea c h t t. t fe h r Tt ar k g e la t l en . Ic h li e fs die Procelfus Coronoidai lange an den Belegungen liegen, und fand nachher die Flafche noch iulserrt merklich geladen. Ich lud die Flafche wie gewohn- ]ich, und fuchte fie durch den Unterkiefer zu ent- laden, fsnd fie aber nachher noch fehr ftark ge- laden.

Sehr oft nahm ich dielen Unterkiefer, wie er da lag, ohne ihn vorhet durchs Feuer geirocknet

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zu h b e n , und untcr fo giinftigen Urnhanden Ieitete er dorh eben fo un+ollkommen.

Ich ifolirte lange aufserft t rockene Schenkel- knochen, brachte an dem einen Ende ein feines Ele- ctrometer an , und gab dern entgegengeletztenEnde et was Electricitit durch geriebnen Bernftein. Es ging allerdings etwas Electricitat zum Electrometer iiber, abet wenig untl hngfam. Wie unvollkomrnen aber diefe Zuleitung war, erhellt daraus, dais ich den zuleitenden Knochen rnit Metal1 beriihreo, ja mit der blofsen Hand abheben konnte, olme die Divergenz des Electrometers fehr merklich zu ver. ringero.

lch legte cinm Knochen auf ein Electrometer, und beriihrtr diefen Knochen mit einer geladnen ilolirten Scheibe; tlas Electrometer divergirte, aber nur fchwach uncl Iangfam. Wurde der Knucllen berahrt , €0 endadete esa Gch nicht augenblirkltch; im Gegentheile ftellte fich die Divergenz heinahe eben lo ftark wieder ein, als die Urriihrung auflidr-

t e , w0rau.s mehr ein Spiel der Atrnofpharen, als cine wirkliche Leituiig etwiefen wird. Auch konn- te man das divergirende Electrometer mit einem K~lochen, den man frei in der Hand hielt, beriih- r a , ohne ihm die Divergenz zu benehmen.

Ich verband zwei Electrometer durch einen und den nanilichen Koochen. Beriihrte ioh das eine Endt: d e s Knochens rnit der geladnen Scheibe, fo ging das nachlte Electrometer auseinander; dnsjeni- ge, welches mit dem abgewendeten Eode des ICno-

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clicns in Beriilirung war , divergirte aber gar nirbt, oder aukerlt fchwach, fo daCs ich ilas eine Electro- meter ableitend berilhren konnte , ohne das zwei le zu entladen.

Hieraus folgt alfo, dafs (lie Knochen, nach wie vL8r, den hochlt urrvollkomrnnen, oder beifer, lang- famen, Leitern der E z u z u ~ c h r e i b e n find. In der T h a t I)eweiCt diefes fchon der Uinftarrd felbrt, J e n H LI n? b o I d t arifuhrt , urn zii zeigen, dafs liirochen noch bcg>r R ~ S rnecall$..he Scb/ ranzen leitmi. Er Tagt namlich: Ich f u h l p f t e c h e t t J r r P SchIiigr, w c I I I z

ich auj'dem Iblacorio durch einrn Kcocheri, uls w e o n

ich m i t t e l j eines metalliien Leicers niit dern Con-

ductor verbunden bin. 2. Eben fo verhalten Gch clie Knochen i n Riick-

ficlii itirer FPhigltieit, clie Electriciliit tler Saule I U lei- tell.- hlan lege einen Unterkief'er a u f ein E!ectro- meter ; auf clielem Iinochen ruhe der eiiie Polarclralit der ifolirten Siiule, und man beriihre n u n den ent-

grgengefetzten Pol ableitend. Das Electronieter wird einc ziemlich nrerklicbe Divergenz bekoiurnen, clje fich aber nur langfarn einltellen, uncl bei wei- tern nicht das Maximum erreichen wird, die eine m e ta lli fc h e 2 u I ei t u ng geb en w L\ rd e.

Eben das gefchiebt, wenn Itatt des Unterkie- fers ein Ruditrs oder irgend ein andrer langer ICno- chen die mitielbare Verbindung zwifchen dern Po- lardrahte und dern Electrometer bewirkt.

\Vie mangelhaft untl l p g f a m auch hier die leitende Eigenfchaft der Beinfubltanz fey, erhellt

daraus,

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daraus , dafs &in zweites Electrometer, welches mi€ dern Polar- Electrometer durch einen Knocheri tier; buhden Ift , keine Oivergcnz annimrnt, wenn ({as crOe durch die ableitenrle Uerlihrung rles entgegen. gefetzten Pols bereits marklich divergirt.

Aucb hier Geht man, dafs die ableitenrle Be. ri ihrung des Iixiochens hei weitem das Electrometer nicht Ib.entladct, wie es feyn mufste, wenn die l f~lochei i die vollkomrnnen Leiter wareo , fur die fie Herr v o n H u m b o 1 d t falichlich au~giebt .

3ci i‘o kldechter Leirungsfihigkeit der Krrochen ift es n u n wohl kein Wunrler, dals fie die IVafCer- Zet telzung untl die Muskular -Contract ion nicht ge- ftatleo. Sehr feushtes Holz , welches die Flectrici- ta t in d e r Saule ziemlich g u t fortleitet , giebt: ebsn- faEs kzine Spur von cbemilcher ocler org,iiiiTcher Einwirlcuog, und wir finden dar in n u r die KeItiti- gung eines Satzes, welcher 6ch uns i n der Rar-zen I’l’dXlS d e s Gdlvanismus alle AugPnbllL.kr aufttringt, &fs riarnlich die electrilclie Sru’irliung tier Saul die beftmijglichc Leitung erforder t , urn durLh chemlfche u n d or g a ni fcb e Vera n cl er u n ge n w;1h r n ell m ba r z u werden, wahrend die e lec t rorkoplchen Veriinde- rungen bei weitem nicht diefe iniiige Fortleitur,g er- forllern. Hiervon foll gleirh eioe fehr neue und unerwartete That lache die Beftatiguiig gcwiihren.

V o m luytlecren R a u r n e .

Die comparative LeitungsfLhigkeit drs luft leersn Raumps foll f, r die gewcilbnttche Electricitit 0011-

Annd. d. Pliylik. B. X I . St. P. J. 1802. St.6. L

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kommen, und firr die Electricitbt der Siiule Null feyn. Es ift indels auffallentl, clafs man noch irnmer dem leeren Kaume die Leitungsfahigkeit fo allge- mein uncl unbedingt zufchreibt, da doch eine mit gut getrockuetem QueckGlber angefiiilte Rohre ia j h r e m 'r o r r i c el 1 i fc h e n I eer e n R a u me die El e c t r ici- tat nur leuchtend durchltrihnen Iiifst. Diefer, rnit Licliterfcheinung begleitete Uebcrgang beweift cloch ichon, dais die electrifche FliilXgkeit Gch oicht in der leitenden Cootinuitat rles luftleeren Raumes ver- breitet ; denn die chemifche Zerfetzung, wovon die leuchtende Erkheinung abhiingt findet nur Ctatt, werrn die electrifche Thatigkeit von einem Leitcr zum andern im freien ZuItande iiberfpringt. Es war alfo zu vermuthen, dafs die Leitung des fogenann.. ten luftleeren Raumes nur von d e r Gegenwart ir- gcnd eioer in diefem Raurne vertheilten Subftaoz, und vermuthiich des Wafferdampfes, abhangt.

M o r g a n ' s fchatzbare Verruche, (Phil. Trans- actions for I 7%5, p. 273, ) haben gezeigt dafs in ichlecht ausgekochten Barometerriihren die leiten- de Eigenrchaft des Torricellifchen Raurnes khan betrachtlich geringer ift, und dafs fie endlichganz uncl gar aufhort , wenn die Riihre durch 3 - oder 4f1iin. diges Auskochen des Queckfilbers ganz VOII feuoh. t e r Luft befreiet worden. Ein fchiiner Verfuch, der etwas friiher bei H e r m . W a l f c h , in Gegen- wart von F r a n k l i n , S m e a t o n , d e L a c , C a - v a l l o u. a. m., angeftellt wurrte, hatte das nartlli- che bewiefen. Eine grofse zweifch Rklig gebogoe

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R&re voa Barometercaliber, die fo Jang war , cfals jeder Schenkel 2 Fufs Liinge iiber die Norma]hohe hatte, wurde forgfaltig m i t QueckGlber angefiiJIt, (lie Miinclung jBdes Scberrkels in em Gefjrs mit Queck- filber gebracht, und die Rohre aufrecht geftellt, fo dafs zwei Barometer daraus entftaoden, wovon jedes Fber Gch einen Torricellifchen Raum von mehrern Furs Larige hatte. Durch diefen lecren Raum bin- gen die beiden QuecklilberIaulen zufarnmen. IfoIir- te marl nun beide Gefifse, worio fich die Scbenksl endigten, und theilte dern eirien etwas EIertricjtst mit , fo entltand eine leuchtende Erfcheinuog im leeren Iburne, in dern Augenbliclre, als man das zlvejte Gefafs beruhrte. Die electrifclie Wirkung war folglich von einem Behalter zum andern durch die leitende Eikenfchaft des leeren Raumes herfiber gefdhrt worden; auch gab das anderz ifoiirte Gefafs \virl<lich Funlcen bei cler Beriihrung. N u n tvurcie aber c(er ganze grofse mit Queckfilber sngefiTJlte Heber genau ausgekocht, (e io tlreirtes Uritetneh- rnen ,) u n d wie vorher aufgeftellt unrl hel~andelt , Es fand 6ch nun , dafs in diefern vollkomrnen VOR

Luft und von WaIferdampf gereinigten Rdume nicht die mindelte leitende Kraft abrig war. Die dem einen Behalter niitgetheilte Electricitit ging nicht irn mindeften zum entgegengeletzten iiber. Metirere Tage hand die Vorrichtung, und wurde tiiglich von vielen der daGgen Gelehrten gepriift , und die iloli- t e n d e Figenlrhaft diefes vollkommen leeren Rau- me6 bielt kcti trefflich, bis zuletzt fich aus dern

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Qupcklilber nach und nach einige zuriickgebliehene ot ier zuriickgetreterie feuclite Luft a l imahl~g nach dein Bogrn der l’N(jhre gezogen hatte; und vori nun an zeigte der Torricellifche Raiim eine allmahlig zu- n e ti In en d e Lei t u 11 gs fi h ig k e i t .

Der eigeutlirhe luftleere Raum leitet alfo die electrifchen Wirkungen nicht im mindelten, und de r unvollkornrnne fchkint es n u r in io fern zu thun, als er WaCCerdampf enth;ilt, dem fich die angehaufte Electriciiat frei mitthellen kann.

Da nun die Electricitiit der Suule To wenig Ex- panfibihtat zu h a hen fclieint , dafs man, (der inni- gen Leitung z ~ f o l g e , welche die cliernifchen und

organifchen \Virltungen erfordern ,) fogar geneigt j l t , ihr jede Action durch die urngebenrleLuft r u n d abzufprechen, To wiire es woh! kein Wundcr, wenn d i c Sa LI 1 e kei n e e 1 e c tr ol k o pi Tc h en W i r k u n g en d u r c h For tl e i t u ng d es f e u ch t e n 1 u f t v er cl ii on t en Ra u m es zeig te.

In der Tl ieor ie , die ich mir von der Wirkung der Saule zur Zeit gernacht habc, nehme ich zber eioe fehr thitige Correfpondenz der Saule mit de r urngebenden Luft an. Van der Luf t erhalt fie mei- nes Erachtens die mengelnde Electricitat; an diefe fetzt fie die fiberfchiiifige ah. Ohne mich hier in diefe weitlaufige hlaterie weiter einzulaffen , he- p a g e ich mich, die Thatfache, welche die weit ausgebreiteten electrofkopifchen Wirkungen de r Saule mittelft der umgebenden Luft beweift, anzu- fiihren.

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Eine Saule von 300 Paaren, i n ibrer beften CVir- kung, ftehe vo1:korntnen ifolirr. Auf eilieln an-

dern Tikclie fttehe ein abrolut iiolirtes, fehr zartes Electrometer, 7*bis 8 Furs entfernt v o n c!er Siu!e. Berdhrt man nun den einen oder den andern Pol der Saule, fo wird diefees Electrornete\r jedes i t l d b l eine kleine augenblicklich vorbbergehende zittern- de Divergenz deutlich d igen . Hat man dem Ele. ctrometer vorller abfichtlich einen geringen Grad v o n Divergeiiz gageben, io nimmt diefe urn ein kleines ab oder zu, je nachdem man den einen oder cleri antlern Pol der Saule durch ableitende Beruh- r u n g entladet, .eben lo', nur im Kleinen, wie es heim Funkenziehn aus dem erften Leiter der Fa11 ift, Ohne Jiefe Wahrnehmung hier weiter zu corn- mentiren, urn die wichtigen Folgerungen daraus zu ziehen, die darin liegen, .will ich fiir jetzt nur die Ariwendung tlavon auf die leitende Eigenfchaft tles feurhten, luftverdonnten Raumes zeigen. Ich fchlofs nzrniich , d3ls die electrometril'che Wirkung, die fich [chon unter dern Drucke der Atmofpr)iire io verhreitete, e h e n f a l k , und fogar merklicber , in1 feucbten luftverdunnten Raume ltatt fin:Jen mufle.

Eine Barometerrijhre, die fich oben in eine Ku- gel von 1 Zoll Durchmefler erweiterte, worein ein P1 a tin d r a h t her m e t i fr: h hi n ei n r e I c h t e , w u r de mi t

Queckfilber angefiillt, fo genau, wie ohne Ausko- c h u n g moglich war , von- Luft gereinigt, und in e i n ifolirtes gliirernes Gefiifs umgekelrrt , fo clafs ein TorricelliCcher luftieerer Kaum von 6 2011 Ksh-

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re und die Kugel darin entftand. Nun rerband ich das Electrometer mit dem Queckfilber des Gefakes, und den obern Platindraht, der in den luftleeren Raum hineinragte, mit einem Pole der Saule. Die ableitende Beriihrung des andern Pols gab augen- bhcklicb fehr ftarke Divergenz. Um geoau zu er- fahren, ob die Zuleitung nicht durch die aufsere Flache der Rohre gefchehe, beriihrte ich diele ab- leitend; die Diuergenz wut-de etwas vermindert; es blieh aber eine leehr betrachtliche iibrig, die nur aut Rechnung der zuleitenden Eigenfchaft des in- nern Raumes der Rohre zu bringen war.

Eben To wurden fchwache Grade de r gewiihnli- chen Electricitat durch diele Brjhre fortgeleitet, und es findet Gch i n Beziehung auf die Leitungsfabigkeit des unvollkommnen luftlearen Kaumes eioe vollige Uebereinftimmung zwfchen Galvanismus und Ele- ctricitat.

N u n wurde ein vollkoinmen IuftIeeres Baro- meter , den1 erlten vallig glerch, nur dafs es fehr for;fsltiq aucgelioclit wurde , zum comparativen V e r lu c h e a ng e wend e t.

Dicfes Barometer wurcle vollkommen ilolirt a n einen Trager aufgehangt, uncL rein luftleerer Raum, \vie beirn vorigen, in die Continuitat der Zuleitung von einem Pole her bis zum antlern gezogen. D ie ableitende Beriihrung des entgegengefetzten POIS gab nun nicht die niindelte Divergeoz tlurch das In- ne re der Rohrc; cias Ausbleiben der Divergenz fand 10 gut beim - als beirn Pole h t t .

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Und eben fo verhielt iich die gewijhnliche E:e- ctricitzt. Ich bracbte dw zarterte Electrometer durch einen Platindraht mit dem Queckfilber des uritern Schenkeis des Barometers in Verbindung. Nun Prtheilte ich Clem obern Platindrahte s ine nicht unbedeutende Menge Electricitat; das Electrome- ter divergirte aher nicht im mindelten.

Nur leiteten manchmahl bei feuchter Luf t die Bu- fsere Flache und das Brett des Barometers, undgdben fo einige Divergenz: cliefes wurde aber fehr leicht dadurch entdeckt und verhindert, dafs man diefe Sufsern Thei le bertihrte; alsdann fand auch nicht die mindefte Divergenz , weder durch die getv6hnli- che Electricitat noch durch die der Saule, ftatt.

Luftleerer Raum , t rockne Knochen und Flam- me verhalten fich alfo in ihren Beziehungen zur Sau- le gerade lo, wie fie es gegein die auf jede andere Ar t erregte Electricitat thun ; und eben daffelbe h a t Pf aff, mit der ihm eignen Genauigkeit, vom koZten und gluhenden Clap bereits bewiefen, (Annul., vlr, 250,) lo dab wit iiber diefen Punk t im Reinen Gnd.

Als Nachtrag zum vorigen Auffatze mijgen die Verfuche dienen, durch welche ich in einer d e r ktiltefteu Nachte des vergnngaen Winters beftimmt ausmittelte, dais das CvaJfit dadurch, dqfi es zu

fefiem Eqe wird, j i n e LeinmgsJahigkeitJir die Ele-

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ctricitut der SZiuIs eben /o voilkommen uerliert, als Jiir jede andtre Art der Electr ic i lut .

1. Ich brachte an jedern Pole einer thzrigen ifo- l ir ten SauIe el11 feines Electrometer a n , flillte eine Rohieganz mit WaCer, urirl I‘teckte durch ihreKork- ftoiptel zwei Pldtindrihte lo, dills Ge i n $ Zoll ,Ent- fernuiig von ein.intler blieben. I)as LVaffer 1:efs ich Ctrenge einfrieren, untl larte allrnahlig die Stop- €el etwas, urn clns Sprengen der Kiihre zu vermei- den. Als das Vl’alfer durchaus felt geworden, brach- t e ich die aufserhalb viillig t rockne Kohre als Leiter von einetn Pole zum atidern an. Die Electrometer behielten ihre vijllige Divergenz an beiden Polen, und die Saule ertheilte nach wie vor Funken und Schlage von gleicher Lntenlitat; kurz . die Pole wa- ren g a n z vollig i!olivt, obgleioh nur eine ganz d a m ne Schicht felten Wdfers lich zwilchen iliren o r a h - ten befand.

Icb war feelIr aufmerltlam arif jeJe etwanige rhe. n:;r(.be Vera.itlei t i n s , die ctas 13s erleiden wiirde, hemerlc te ;i her d 3 s on nicht (lie miridefte Spur. Auch t ra t d.,s Zergeheii a n dein eineir Pole nicht friiher eio, als an (!en1 andern; urid a l ~ der Appara t in ein erw%rmtes Zimmer gehrarht wurde, kounte ich aoch gar keinen Uriterfchied i n diefer !Riickficht walirnelitnen. Die Gasprzeugung und das Zufarn- menfallen d8.r Elertrometer ftellten 6ch nur ein, als fltiffiges Walfer Gch zwifchen he,den Drahten bereits gehildet hatte. Oxydirbare Drahte, die ich an-

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ftatt der Platindriihte aawendete, zeigten auch kei- n e c h e m h h e Veranderung , lo lange fie auch, mit feftem Warfer umgeben, de r Wirkung der S a u h ausgeletzt blieben.

2. Ich fiillte nur den einen Schenkel einer ge- bognen Rohre mit WafCer, worein ein Draht durch einen Stiipfel hineinreichte. Diefes Walrer liefs ich ganz feft einfrieren. Nachher fullte ich den an- dsrn Schcnkel mit tropfbarem Walfer, fteckte den zweiten Draht darein, und brachte rliefe gehogne P\ohre als Zuleiter zwifchcn die beiden Pole einer init Electrorrietern vcrfehenin Saule. Die Electrometer behielten ihre v6lljge Divergenz, und es war keine Si i i~r von Gaserzeugung oder von Oxydation wahr- zu ti ell me n.

3. Ich flillte endlich nu r den unterlten Bogen der Kdhre init Eis a n , und gofs in jetlen Schenkel l i qu i i i e s W3frer dartiher. Als die Batteriedrahte in dielks Walfer geleitet wurden, nahrn man ebenfalls die vollkommne Ifolation der Saule wahr , da die Electrometer der Pole keine verminderte Divergenz zeigten; auch war keine Spur von chemifcher Wir- k u n g vorhanden.

Gern hatte ich zum Ueberfluffe Eisfcheihen zwi- fchen die Plattenpaare gebracht , und noch inte- refranter Echien es mir , eine Saule a m einem Metdie , Eisjicheiben und Wu@r zu conftruiren. Die Einrich- t u n g der kleinen Formen, worin ich das Waffer zu diefern Behufe anfrieren l a f h wdlte , urn genaue

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Bertihrungspunkte zu erhalten, machte mir aber ei- nige Schwieriglteiten, und ein paar Tage darauf war das Wetter To gelinde, daIs es uomoglich war, void lig trocknes Eis zu erhaiten.

Erwiefen Xt doch wenigftens, clafs das trockne Eis, welches lo idio - electrtlch ift , clafs A c h a r d daraus den Cylinder einer Electrifirrnalchine verfer- tigte, die gute Funken g a b , fich eben lo ifolirend im fogenannten galvanifchen Prozeffe verhalts