24
Ober die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen.' Von Yrjo Renqvbt. (Aus dern Phyeiologischen Institnt der Univeraitiit Helsingfors.) (nit 7 Flgnren lm Text nnd mi 0 Taieln.) Die Abhiingigkeit der Form der Pulskurve von der Lagerung der Glieder ist von Urlich, Menli, v. Frey, v. Kries und von W. Flas- kamp2 untersucht worden. Die Arbeiten der vier erstgenannten Forscher waren ausgefuhrt bevor F r a n k sein elastisches Registriemngssystem berechnet und die Herztonkapsel konstruiert hatte. Dieselben sind in W. F l a s k a m p s Dissertation kurz referiert und besprochen. W. Flaskamp bediente sich bei der bei 0. F r a n k ausgefuhrten Untersuchung zur Registrierung des Radialispulses des Sphygmo- graphen von Frank und Petter. Bei den Versuchen war der Arm der Versuchsperson aufwarts, horizontal oder abwarts gerichtet. An der Form des Radialispulses wurden folgende Veranderungen bemerkt, im Vergleich mit dem Pulse in horizontaler Lage. War der Arm schriig aufwhts gerichtet, so waren die erste und zweite sog. Plateauschwingung geringer ausgebildet; dabei fat hiiufig das absolute Maximum der Kurve auf der zweiten Plateauschwingung und nicht wie gewohnlich auf der ersten, wodurch die Form der Kurve an die Brachialispulskurvc erinnert. Der Redaktion am 25. Marz 1923 zugegangen. W. Flaskamp, Der Walispuls bei verschiedener Haltung des Armes. Dissertation. GieBen 1907. Mit Plateausohwingungen sind hier die zwei superponierten Wellen be- zeichnet, welche an der hochsten Stelle des Radialispulses erscheinen konnen. Der Name ist dem Aortapulse entnommen.

Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

Ober die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen.'

Von

Yrjo Renqvbt. (Aus dern Phyeiologischen Institnt der Univeraitiit Helsingfors.)

(nit 7 Flgnren lm Text nnd mi 0 Taieln.)

Die Abhiingigkeit der Form der Pulskurve von der Lagerung der Glieder ist von Url ich, Menli, v. Frey , v. Kries und von W. Flas- kamp2 untersucht worden.

Die Arbeiten der vier erstgenannten Forscher waren ausgefuhrt bevor F r a n k sein elastisches Registriemngssystem berechnet und die Herztonkapsel konstruiert hatte. Dieselben sind in W. F laskamps Dissertation kurz referiert und besprochen.

W. F laskamp bediente sich bei der bei 0. F r a n k ausgefuhrten Untersuchung zur Registrierung des Radialispulses des Sphygmo- graphen von F r a n k und Pe t te r .

Bei den Versuchen war der Arm der Versuchsperson aufwarts, horizontal oder abwarts gerichtet.

An der Form des Radialispulses wurden folgende Veranderungen bemerkt, im Vergleich mit dem Pulse in horizontaler Lage. War der Arm schriig aufwhts gerichtet, so waren die erste und zweite sog. Plateauschwingung geringer ausgebildet; dabei fat hiiufig das absolute Maximum der Kurve auf der zweiten Plateauschwingung und nicht wie gewohnlich auf der ersten, wodurch die Form der Kurve an die Brachialispulskurvc erinnert.

Der Redaktion am 25. Marz 1923 zugegangen. W. Flaskamp, Der Walispuls bei verschiedener Haltung des Armes.

Dissertation. GieBen 1907. Mit Plateausohwingungen sind hier die zwei superponierten Wellen be-

zeichnet, welche an der hochsten Stelle des Radialispulses erscheinen konnen. Der Name ist dem Aortapulse entnommen.

Page 2: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

144 YRJO RENQVIST:

Wenn der Arm ,,stark gehoben" ist, steigt die Pulskurve der Art. radialis langsamer an. Ihr Maximum, welches hierbei abgerundeter ist, tritt hierdurch spater ein. Das Plateau der Kurve zeigt nur eine Welle, eine zweite, gesonderte Plateauschwingung kann nicht unter- schieden werden. Die dikrotische Welle erschein t stark abgerundet.

Am abwarts gerichteten Arm sind die Veranderungen der Radialis- pulskurve unbedeutend. Dennoch sind die Plateauschwingungen auch hier deutlicher, ale bei horizontaler Lagerung des Armes.

F l a skamp erklart die Veranderungen der Form des Radialis- pulses hauptsachlich mit dem Wechsel des Lumens der Arterie und der hierauf folgenden Verhderung des Widerstandes. Beim gehobenen Arme entsteht durch Verminderung des hydrostatischen Blutdruckes eine passive Verminderung des Gefivolumens, wodurch der Wider- stand in den Gefaen gesteigert wird. Da in diesem Fall das elastische System sttirker gedampft wird, werden besonders die kurzen Schwin- gungen schwacher, hier die Plateauschwingungen des Radialispulses.

Das System wird sehr stark gediimpft, wenn der Arm steil aufwarts gerichtet ist, wahrscheinlich beruhend auf einer lokalen Kompression, und hier sind die Plateauschwingungen auch nicht zu unterscheiden.

Wenn der Arm abwWs gerichtet ist, entsteht dagegen durch Ver- groSerung des Gefd31umens und Verminderung des Widerstandes ein Deutlicherwerden der beiden Plateauschwingungen.

1. Methodik.

Da also bis jetzt, wenigstens mit geniigend zuverlassigen Methoden, meines Wissens nur die Beschaffenheit der Radialispulskurve bei ver- schiedener Lagerung des Armes einer Untersuchung unterzogen wurde, schien es wiinschenswert die Versuche auch auf eine zentralere Arterie auszudehnen, und zu untersuchen, in welcher Weise verschiedene Lagerungen auch des Rumpfes auf die Form sowohl der Carotis- wie der Radialispulskurve wirken.

Dem Herrn Professor C. T igers ted t , welcher mir die Anregung zu dieser Arbeit gegeben hat, mochte ich hier meinen tiefgefiihlten Dank aussprechen fur die freundlichen Ratschliige, die er mir bei dieser Arbeit zuteil werden lie&

Bei den Versuchen wurde der Puls der Art. caro t i s s inis t ra und der Art. radial is s in i s t ra mit einem Gummi-Aufnahmeballon und der mit ihm verbundenen F rank schen Herztonkapsel registriert. Zur Regi-

Page 3: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

~ B E R DIE FORM DER CAROTIS- UND RADIALISPULSE USR. 145

strierung des Carotispulses war der Gummi-Aufnahmeballon zwischen den1 Hals und einem gut sitzenden, steifen Kragen angebracht in moglichst fester Stellung. Zur Registrierung des R,adialispdses war der Aufnahme- ballon mittels eines breiten Riemens am Handgelenk befestigt.

Die Veranderung der Lage des Rumpfes der Versuchsperson wurde folgendermaaen bewerkstehgt : Die Versuchsperson lag auf einem ebenen Bett, riicklings, ohne Kopfkissen. Das Bett konnte um eine horizontale Querachse gedreht werden. Der Puls der Art. caro t i s s in i s t r a wurde in vertikal aufrechter Lage, in schriiger Lage, Kopf aufwiirts (der Rumpf etwa .300 zur Horizontalen), in horizontaler Lage und schliefilich in schriiger Lage Kopf abwarts (Rumpf etwa 30° zur Horizontalen) registriert.

Der Puls der Art. rad ia l i s s in i s t r a wurde in denselben Rumpf- lagen registriert, doch wurde auberdem noch die Lage des linken Armes entsprechend gewechselt, indem der Arm mit HiLfe einer schiefen Ebene durch Kissen und einem geeigneten Handgriff gestiitzt wurde.

Der Puls wurde in jeglicher Stellung erst dann registriert, wenn die Versuchsperson schon etwa 6 Minuten in der gegebenen Lage ver- blieben war. Der Aufnahmeballon wurde wahrend der ganzsn Zeit einer Versuchsserie, welche gewohnlich alle oder wenigstens die meisten obengenannten Stellungen umfaSte, nicht vom Hake oder Handgelenk entfernt. Die Versuchsperson lag .wahrend der ganzen Zeit der Versuchs- serie mljglichst bewegungslos im Bett. Wahrend der Registrierung wurde eine Atmungspause zwischen Inspiration und Exspiration gemacht. In vielen Versuchsserien wurde der Puls in irgendeiner Lage sowohl am Anfang der Serie als auch am Ende derselben registriert. DalS in beiden Fallen beinahe vollstandig gleiche Pulskurven erhalten wurden, bezeugt, daS der Aufnahmeballon die ganze Zeit wahrend der Versuchsserie unverschoben an derselben Stelle verblieben war.

2. Der Carotispnla.

Bei Veranderung d e r Rumpflage de r Versuchsperson wird

In Fig. 1 zeigt die Kurve C eke Carotispulskurve, welche erhalten die Form der Carotispulskurve stark verandert.

m-urde bei horizontaler Riickenlage der Versuchsperson. In Fig. 1, wie auch in den folgenden graphischen Darstellungen, sind die

Kurven vom Originallichtbilde auf Millimeterpapier, 8 ma1 VergroBert, mittels eines Netzglases gezeichnet und wieder photographisch auf die unpriingliche GroBe reduziert.

Page 4: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

146 YRJO RZNQVIST:

Wir sehen am ansteigenden Schenkel dieser Kurve deutlich eine superponierte (mit a bezeichnete) von der Aorta herriihrende Anfangs- schwingung. Diese Schwingung wird schwacher, wenn die Lage der Versuchsperson so verhdert wird, daQ der Winkel des Rumpfes zur Horizontalen etwa 30° betrhgt mit dem Kopfe schriig aufwarts gerichtet;

A -

\ .. - 0.

Fig. 1. Carotispulskurven bei Vertikellage der Vemuchsperson (A) , bei Rumpflage Kopf schriig aufwiirta ( B ) , bei Horizontallag (C) und bei Lage Kopf schriig abwarts (D).

im Bilde B ist diese Anfangsschwingung kaum zu sehen. Wird die Versuchsperson in aufrecht vertikale Lage versetzt, so ist diese Schwin- gung uberhaupt nicht zu bemerken (A).

Die letzte Kurve D der Fig. 1 wurde erhalten bei der Lage der Versuchsperson schrag abwkts, der Rumpf etwa 30° zur Horizontalen. An dieser eigentiimlichen Kurve ist nichts von der Anfangsschvringung zu sehen.

Vergleichen wir die Amplituden der Carotispulskurven der 4 Rumpf- lagen des Bildes 1 und die, in nahem Abhangigkeitsverhdtnis zu ihnen stehende Steilheit des Anstieges der Kurven, so sehen wir, daS sowohl

Page 5: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

UBER DIE FORM DER CAROTIS- UND RADIAZISPULSE usw. 147

die Amplitude, wie auch die Steilheit des Anstieges geringer werden beim Ubergang von der horizontalen Lage zur schriig aufwarts gerichteten, und noch mehr abnehmen in der vertikal aufrechten Lage.

Die Amplitude der letzten Kurve ist kleiner als die Amplitude der Kurve in horizontaler Lage, aber die Steilheit des Anstieges ist grohr als in horizontaler Lage (vgl. die weiter unten angefuhrten Messungen der Kurven in der Tabelle 1).

Es ist jedoch zu bemerken, dal3 die, von der Beschaffenheit der angewandten Registrierungsmethode abhiingige Veriinderung der Ampli- tuden der Pulskurven und dann auch der Steilheit des Anstieges der- selben zum groBen Teil, vielleicht sogar zum groaten Teil, nicht von Momenten abhangen, welche dem Kreislauf eigen sind, sondern von Momenten auBerhdb desselben, also von der Spannung der Gewebe, welche den Aufnahmeballon und die Arterie umgeben usw. Und obgleich der Aufnhebal lon wtihrend der Versuchszeit nicht von der Stelle verschoben worden war, konnen natiirlich die genannten Momente doch eine Veranderung erfa'hren und auf die Amplitude der Pulskurve einwirken.

An dem auf das Maximum der Pulskurven folgenden absteigenden, systolischen Teil erscheint bei jeglicher Rumpfstellung im Bilde deutlich die zweite Plateauschwingung. Am aller friihesten nach dem Maximum der Pulskurve erscheint diese Schwingung bei der Vertikalstellung des Rumpfes der Versuchsperson. Je mehr dann das Kopfende der Versuchs- person abwiif'ts gerichtet wird, desto spater bemerkt man das Auf- treten dieser Schwingung.

Bei der Lage schriig abwiif'ts, Kurve D, befindet sich die zweite Plateauschwingung erst ganz am Ende des abfallenden systolischen Schenkels. Von der GroBe der zweiten Plateauschwingung ist in dieser Versuchsserie schwer etwas bestimmtes zu sehen.

Die Inzisur ist von der Stellung des Rumpfes abhangig. Sie ist verhUtnismaBig am tiefsten, wenn das Kopfende des Rumpfes schriig abwarts gelagert ist. In der Kurve D reicht sie nach unten ganz nahe dem Anfangspunkt des aufsteigenden systolischen Schenkels der Puls- kurve. Auch in aufrecht vertikaler Lage ist die Inzisur tiefer als in der Horizontalst ellung.

Die Kachschwingungen nach der Inzisur sind deutlicher in horizontaler (KurveC) und schriig abwarts Lage (KurveD), als in vertikaler (Kurve A) und schriig aufwarts Lage (Kurve B).

#

Page 6: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

148 * YRJO KENQVIST:

\ ’

Am abfallenden, diastolischen Teil der Kurve sind bei vertikaler Rumpfstellung (Kurve A) zwei flache superponierte Wellen zu bemerken (mit m und n bezeichnet); die letztere derselben erscheint gerade vor dem Beginn der neuen Systole. Wenn die Versuchsperson schrag auf- warts gerichtet ist, sind diese superponierten Wellen wohl ein wenig hoher (Kurve B). In horizontaler Lage (Kurve C ) ist die erstere (m) vie1 hoher, die letztere dagegen ist mit der ersten zusammengeschmolzen, so daS sie zusammen eine zxeispitzige Welle bilden. In horizontaler Lage bemerkt man am abfallenden diastolischen Schenkel schon friiher eine superponierte Welle (Z) und sogar vor dieser noch eine schwache Welle (k); von diesen wird die erstere sehr schwach, auch in schriig auf- warts gerichteter Stellung beobachtet.

Es ist moglich, daS diese beiden Wellen (k und 1) zur Gruppe der Nachschwingungen gehoren ; sie erscheinen sofort nach den priignanten Nachschwingungen.

In schriig sbwarts Stellung (KurveD) sind schlieSlich am ab- fallenden diastolischen Schenkel die superponierten Wellen besonders hoch. Man konnte sagen, daB dieser Teil der Kurve gerade wie eine Extrasystole geformt ist. Die Welle m ist besonders hoch und an ihrem Ende kann man eine kleine Welle n superponiert bemerken. Die beiden Vorschwingungen der Aortapulskurve tragen vielleicht teil- weise zur Bildung dieser beiden Wellen m und n bei. Dennoch weifit die besonders groJ3e Hohe der Welle m bei schriig abwthts Lage deutlich darauf hin, daS hier sehr wohl auch andere Ursachen mitwirken konnen.

Von den Pulskurven zweier anderer Versuchsserien sind in Fig. 2, die in vertikal aufrechter Stellung des Rumpfes erhaltenen Kurven, A und A’, in schrag aufrechter Stellung die Kurven B und B’, in horizontaler Stellung die Kurven C und C’ und in schriig abwiirts Stellung die Kurven D und D’ reproduziert. Eine Anfangsschwingung kann in diesen Versuchsserien nur bei horizontaler Lage beobachtet werden, wie es auch in der Serie Fig. 1 der Fall war. Beim Vergleich der in verschiedenen Stellungen erhaltenen Amplituden und der Steilheit des Anstieges der Kurven ist auch hier zu bemerken, daS die Amplitude am groSten bei horizontaler Lage ist, kleiner in schriig aufwarts Stellung und am kleinsten in vertikal aufrechter Lage. Auch in schrag abwarts Lage ist die Amplitude kleiner als in Horizontalstellung.

Die Steilheit des Anstieges dagegen nimmt zu je mehr das Kopf- ende des Rumpfes abwarts gerichtet wird (vgl. die MaDe in der Tabelle 1). Am abfallenden systolischen Schenkel sind kleine super-

Page 7: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

UBER DIE FORM DER CAROTIS- UND HADIALISPULSE usw. 149

ponierte Schwingungen vorhanden, . welche das Bemerken der zweiten Plateauschwingung erschweren. Besonders an der Kurve D und L)' in schr&g abwarts Stellung ist eine kraftke zweite Plateauschwingung dennoeh deutlich zu sehen, welche in der Kurve D', wie auch in Fig. 1 sich ganz am FuBe des abfallenden systolischen Schenkels befindet.

Pig. 2. Carotispulskurven bei Vertikallage der Versuchs~erscn ( A ) und (A'), bei Lege Kopf schriig aufwiirts ( B und B'), bei Horizontallage (C und C') und bei Lage

Kopf schrag abwiirts (D und D').

An dieser Kurve D ist die Inzisur ganz wie auch in Fig. 1 recht tief, dagegen ist sie an der Kurve D im Gegenteil sehr wenig tief.

In vertikal aufrechter Lage bemerkt man am abfallenden diasto- lischen Teil der KurvenA und A' keine superponierten Wellen. In schrag aufwarts Stellung (die Kurven B und B') sind zwei flache Wellen 2 und ni zu sehen, von welcher besonders die letztere m bei Horizontallage (an den Kurven C und C ) recht groS ist. In schrhg abwarts Stellung, an den Kurven D und D , sind diese Wellen sehr hoch. Beim Vergleich der Kurven C' und D' sehen wir deutlich, wie die super- ponierten Wellen am abfallenden diastolischen Teil bedeutend groSer angewachsen sind.

Page 8: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

150 YRJO RENQVIST:

In Fig. 3 sind die an schnell rotierenden Films registrierten Kurven reproduziert, welche den Carotispuls in vertikal aufrechter Stellung (Kurve A), in horizontaler (Kurve B ) und in schrtig abwads Stellung (Kurve C) zeigen. Die Anfangsschwingung ist sehr deutlich in den Kurven bei der horizontalen (Kurve B ) und bei der schriig abwarts Stellung (Kurve C). Ebenfalls das Anwachsen der Steilheit des An-

Fig. 3. Carotispulskurven bei Vertikallage der Versuchsperson ( A ) , bei Horizontal-

lage ( B ) und bei Lage Kopf schrag abwarta (C).

stieges in der oben erwahnten Reihenfolge A-B-C ist deutlich aus- gesprochen. Wie in den vorhergehenden Versuchsserien, ist auch hier die Amplitude am hochsten bei horizontaler Lage (Kurve B). Am abfallenden systolischen Schenkel ist die zweite Plateauschmingung deutlich bei horizontaler und schriig abwarts Lage, in der letzteren Lage befindet sie sich ganz am FuBe des abfallenden Schenkels. Die zweite Plateauschwingung ist am grollten bei der schriig abwarts Lage. Bei der schriig abwarts Stellung (Kurve C) ist das Inzisurminimum sehr tief, und bildet das absolute Minimum. An dem abfallenden diastolischen Schenkel sind die superponierten Wellen m und n, wie auch in den vorhergehenden Versuchsserien am hochsten bei der schriig abwiirts Lage und am schwachsten bei der vertikal aufrechten Stellung. Bei der ersteren Lage ist auSerdem das Inzisurminimum das absolute Minimum der Kurve.

Page 9: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

UBER DIE FORM DER CAROTIS- UND RADIALISPULSE usw. 151

Fig. 4 (Taf. I) zeigt die Originalkurven der Versuchsserie, aus welcher auch die vorhergehenden in Fig. 3 reproduziert waren. Hier sind gleichzeitig die Pulse der Art. carotis sin. (untere Kurve) una der Art. dorsalis pedis sin. (obere Kurve) aufgenommen worden.

Bei der photographierten Kurve A waren beide Beine in gerader Linie mit dem Rumpfe gestellt. Kurve B m r d e aufgenommen als das linke Bein horizontal nach vorn gehoben war. Da die Carotispulskurven A und B beinahe vollstandig iibereinstimmen, so ist es ersichtlich, daS die Stellung des Beines bei vertikal aufrechter Lage des Rumpfes keine Wirkung auf die Form des Carotispulses ausiibt. Die Kurven C und D wurden bei horizontaler Lage der Versuchsperson erhalten. Hier hat die verschiedene Lage des linken Beins auf die Carotiskurve einen unverkennbaren EinfluS ausgeiibt. Die Kurve C wurde erhalten, indem das linke Bein die Fortsetzung des in Horizontalebene befindlichen Rumpfes bildete, die Kurve D dagegen als das linke Bein vertikal aufwarts erhoben war. AuDer daB in der ersteren Kurve die Amplitude groDer ist als in der letzteren, gleichen die Kurven einander sehr, indem beide typische normale Carotiskurven darstellen. Die Kurven E und F wurden erhalten als die Lage schrig abwarts war, die erstere mit dem linken Bein als Fortsetzung des Rumpfes, die letztere mit dem linken Bein vertikal aufwarts. Die letztere Pulskurve F ist sehr abweichend von der ersteren und erscheint sehr eigentiimlich. Das absolute Minimum stellt die Inzisur dar, welches Minimum vie1 niedriger ist als der FuB- punkt des systolischen Anstieges. Der ganze diastolische abfallende Teil ist in der Tat ansteigend und besitzt an seinem Ende zwei super- ponierte Wellen, welche kraftiger sind wie die entsprechenden Wellen ( n i und 12> in der vorhergehenden Kurve 4 E. Die ganze Kurve 4F1 erscheint auch \vie eine stark ubertriebene Kurve 4 E oder 1 D ; die entsprechenden Details sind bei naherer Betrachtung bei allen wieder- zufinden. Sowohl bei der horizontalen, als auch bei der schriig abwarts gerichteten Lage des Rumpfes wirkt also die Stellung des Beines auf die Form der Carotispulskurve ein.

Dagegen besitzt die Stellung des Armes keine groDere Einwirkung auf die Beschaffenheit der Carotispulskurve.

Dieses sehen wir aus Fig. 5 (Taf. 11), welche die Pulskurven dar- stellt, bei welchen gleichzeitig der Puls der Art. carotis sin. (unten) und der Puls der Art. radialis sin. (oben) registriert wurde.

wegen Zitterns des Beines. Die Pulskurve der Art. dorsalis pedis ist hier sehr schlecht geraten,

Skandin. Archlv. XLIV. 11

Page 10: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

152 YRJO R E N Q V ~ T :

Bei der Kurve A war die Versuchsperson aufrecht und der linke Arm langs der Seite abwarts gerichtet. Die Kurve ist beinahe voll- standig gleichartig mit der Kurve B, bei welcher der linke Arm gerade auh-arts gerichtet war. Ebenso sind die Kurven C und D, und E und F gegenseitig dieselben, wenn auch bei den zwei ersteren der Arm der horizontal gelagerten Versuchsperson in verschiedenen Stellungen sich befand, langs der Seite gelagert (C) und iiber dem Kopfe in Horizontal- stellung (D) und in den beiden letzteren langs der Seite (E) und schrg abwarts iiber dem Kopfe (F).

Versuchen wir nun die Veranderungen der Carotispulskurve bei verschiedenen Stellungen des Rumpfes zu erortern, so muB zuerst die Erklarung F l a s k a m p s uber den Radialispuls erwiihnt werden, und zwar, daB die superponierten W e h n iiberhaupt schwacher sind am Puls des aufwZirts gerichteten GefaBes und starker am Puls des abwiirts gerichteten Gefd3es, als wie sie in Horizontallage sind. Eine stiirkere Dampfung verkleinert besonders die schwachen super- ponierten Wellen in aufwarts gerichteten Stellungen und im Gegenteil eine schwache Dampfung in abwarts gerichteter Lage laat dieselben deutlich hervortreten. Diese Erklarung entspricht meiner Ansicht nach auch gut dem Carotispulse.

Die Anfangsschwingung ist hier unbemerkbar in vertikaler Lage des Rumpfes, erscheint aber deutlich in horizontaler und meistenteils aurh in schriig abwMs Stellung. Auch die zweite Plateauschwingung ist an einigen Kurven deutlicher bei abwarts und schwacher bei auf- WMS Lagen, vielleicht teilweise auf denselben Ursachen beruhcnd. Das namliche konnen wir auch bei den superponicrten Wellen des abfallenden diastolischen Schenkels voraussetzen, welche ebenfalls schwach oder iiberhaupt nicht bemerkbar sind in aufwiirts gerichteten, aber hoch in abwarts gerichteten Lagen.

AuDerdem scheint es mir, daD auch viele andere Momente des Blut- kreislaufes auf die Veranderung des Carotispulses bei versehiedenen Rumpfstellungen einwirken konnen. Bei verschiedenen Lagcn ist das Minutenvolum des Herzens verschieden groB, wie dieses L in dha r d l nachgewiesen hat. Die Entleerung des Herzens kann auf verschiedene Weise geschehen. Die Blutverteilung zwischen den verschiedenen Korperteilen kann verschieden sein. Der Blutdruck wechselt in den

Lindhard, zitiert nwh R. Tigerstedt, Physiologie des Krereisluufes. 1922. Bd. 111. S. 73.

Page 11: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

UBER DIE FORM DER CaROTIS- UND RADIALISPULSE USW. 153

Merien infolge des gleichfalls von der Stellung beruhenden hydro- statischen Blutdruckes.

Die Bedeutung und Wirkung dieser versehiedenen Momente konnten wir uns vielleicht veranschaulichen, indeln wir uns das Blut- kreislaufsmodell zu Hilfe nehmen, welches F r a n k 1 aufgestellt hat.

Bekanntlich vergleicht F r a n k die mechanischen Verhaltnisse im Herzen und im arteriellen System mit den entsprechenden Verhiiltnissen im Windkessel der Feuerspritze und entwickelt auf dieser Basis fur den Blutkreislauf ein in mathematische Form eingekleidetes Schema, welches naturlich die tatsachlichen Verhaltnisse des Blutkreislaufs stark vereinfacht. Fur den zentralen Puls eignet sich nach F r a n k dieses Schema am nachsten, da es die Wellenreflexe auBer acht lN3t. Und da der Carotispuls so stark an die Aortakurve erinnert, konnen wir denselben auch zum zentralen Pulse rechnen.

Indem F r a n k aus dem Poiseuilleschen Gesetz Druck -=-

Widerstand ) Stromvolum = d V d t

und aus der , die Elastizitat der Arterie bezeichnenden Gleichuiig welcher wechselnd win

d V kann) dV eliminiert, erhalt er fur das Schema dcs diastolischen Teils der Pulskurve die Differentialgleichung

__ * - - c (kubischer Elastizitatskoeffizient ,

G . P _ - - . d P d t W --

Bei der jetzigcn Berechnung ist naturlich auBerdeni auch der in verschiedenen Stellungen verschiedene hydrostatische Blutdruck in Betracht zu ziehen. Wenn an der Stelle, wo der Puls registriert wird, dcr hydrostatische Blutdruck mit h bezeichnet wird, so wird die Elastizitat an dieser Stelle der Arterie durch die Gleichung ___- =

ausge dru ck t . Das P o i s c u i l le sche Gesetz gdt nur fur die Fliissigkeitsstromung

brstinimter Art in engen, horizontaleii Rohren, bestinimt aber doch ]vie bekannt, die Richtungsveranderung der bestimmenden Momente in1 Blutkreislauf im allgemeinen, wodurch dasselbe auch im folgenden angeaandt aerden kann, besonders da es sich nur um die Veranderungen dcr Richtung dieser Momente handelt.

d ( P + W) d V

Frank, Die Grundform des arteriellen Pulses. Zeitsclr. f . Biologic. '

1899. Bd. XXXVII. S. 483. 11*

Page 12: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

154 YRJO KENQV~ST:

Da in F r a n k s Schema die Arterien zum Teile des Windkessels gehoren und die Kapillaren gleichsam die Rohren vorsteHen, in welchen die Stromung vor sich geht, so ist der Druck, welcher die Stromung in ihnen bedingt = P + H , wo H den hydrostatischen Druck darstellt, welcher den ganzen, in Frage kommenden, in den Arterien herrschenden hydrostatischen Blutdruck ausmacht. Das Stromungsgesetz ist also

, wobei in Betracht gezogen werden muB, daS auch der Widerstand II' von der Lage abhangig sein kann. Wenn wir nun dV aus den beiden letzteren Gleichungen eliminieren, so erhalten wir die diastolische Modelldifferentialgleichung

- i- d V d t W ___-- -

c . ( P + H ) =---. d ( P + h) d t W

Die Modelldifferentialgleichung fur den systolischen Teil der Druck- pulskurve erhalten wir, indem wir nach der von Frank1 angewiesenen Weise verfahren.

i - d t (in der Zeit d t einstrBmende Fliissigkeitsmenge)

- - d ( P + h, (in den Arterien verbleibende Fliissigkeitsmenge d V )

(aus den Arterien fortstromende Fluesigkeitsmenge, C

( P + H ) * d t - - ' DurchfluSvolumen), + w d t

oder umgeformt und mit Beriicksichtigung dessen, dall h wahrend des Versuches konstant ist

Diese Differentialgleichung zeigt also die Steilheit des Anstieges des systolischen Teiles der Druckpulskurve an.

Schon bei der Betrachtung der Carotispulskurven wurde erwahnt, daS der systolische Anstieg derselben am steilsten in den Stellungen war, wo der Kopf schriig abwarts gerichtet war, und daB die Steilheit abnahrii, je hoher das Kopfende erhoben wurde.

Da die Amplitude der Pulskurve und also auch die Steilheit dcs Anstieges beim Registrieren mit der Frankschen Herztonkapsel in groSem MaSe von der Art der Befestigung der Aufnahmekapsel abhangig ist, so sind die Amplituden und die Steilheit des Anstieges in diesen Versuchen, in welchen die Kapsel wahrend einer Versuchsserie nich t

Frank, a. a. 0. S.493.

Page 13: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

UBER DIE FORM DER CAROTIS- UND RADIALISPULSE usw. 125

t d I am 8ec. I mm

~~~ ~ .

0.41 I 2.0 0.62 ' 2.8

gelost wurde, in grol3em MaSe abhangig von der Spannung der Gewebe des Halses, von der Blutfiillung der grofien Venen des Halses usw. AuBer diesen Momenten wirken hier naturlich auch die zum Blutkreislanf gehorenden Momente ein, deren Bedeutung durch die Schernagleichung ausgedriickt ist.

Der ansteigende Schenkel der Pulshrve ist schwach S-formig. l)a er vornehmlich im mittleren Teil nicht vie1 von der Geraden abweicht, so wurde, um irgendein MaB fur die Anstiegsteilheit zu erhalten, an den aufgezeichneten Kurven die Neigung der geraden Linien gemessen, welche den Anfangspunkt des Anstieges mit dem Maximalpunkt verbinden.

In der folgenden Tabelle 1 ist in der Kolumne a,, die Hohe des Maximums in Millimeter angegeben, in der Kolumne t, ist die Zeit bis zum Maximum in Sekunden verzeichnet; die Steilheit des Anstieges bezeichnen demnach die in der .Kolumne 9- befindlichen Zahlen.

5 a,,

0.070 0.054

Korperstellung 'Kurvc I

8.5 2.0

0 0 0.2 2.0 6.4

0 0 0.4 3.4 4.4

0 .5 1.4 3.5

0.3 1.7 3.6

~ ~~ ~~ ~- ~ _ _ _ ~ ~ ~~ ~-~ Kopf gerade aufwarts Kopf schriig aufwiirts Horizontallage. . . . Kopf schriig abwiirts

0.16 0.36

0.011 0.071 0.22

0.019 0.15 0-22

0.043 0.062 0.22

0.03 0.16 0.32

Kopf gerade aufwarts 1 2A Kopf schriig aufwarts 1 2 B Horizontallage. , . . , 2 C

Horizontallage. . . . 1 2 C' Kopf schriig abwiirts 1 2D'

ha

Tabel le 1. - .- ._

t. sec.

0.11 0.14 0.13 0.08

0.12

0.13

~ ~

-

Kopf gerade aufwarts 3 A Horizontallage. . . . I 3 C Kopf schriig abwarts 3 E

Kopf gerade aufwarts 1 5.4 Horizontallage. . . .

~ 5 C Kopf schriig abwiirts 5E

0.13 0.09

0.11 0.12 0.08

0.13 0.10 0.08

- ~

a. mm - -~ ... -~

28.6 52.2 54.0 33.8

17.8 18.0 28.0 29.4

12.0 20.6 22.3 20.0

11.6 22.7 16.2

10.0 10.8 11.2

- -

a. t"

260 373 415 423

148

215 226

. __

~

-

85.7 158 172 222

105 189 203

76.9 108 140

- ~ . _ -

T sec.

~ ~~ ~ ~~

0.63 0.89 0.94 1.01

0.77 1.03 1.16 1.16

0.59 0.94 0.93 1.08

0.64 1.08 1.02

0.74 1.11 1.17

0.67 0-74

0.53 0.72 0-83 0.83

0.33 0.74 0.70 0.77

0.41 0.78 0.72

0.49 0.78 0.84

Wir sehen aus der Tabelle, dall die Steilheit des Anstieges der Pulskurven regelmaBig zunimmt, wenn die Rumpfstellung aus vertikal aufrechter Lage in die .schr&g abwkts gerichtete verandert wird.

Page 14: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

156 YRJO RENQVIST: ,

Es ist moglich, daD diese Regelniiil3igkeit von auDerhalb des Blut- kreislaufs befindlichen Momenten, wie von der veranderten Spannung der Gewebe des Halses bedingt wird.

Es ist auch moglich, daS in vertikal aufrechter Lage des Rumpfes der Hals durch seine Verkiirzung eine VergroSerung der Elastizitat des ganzen in Frage kommenden Systems bewirkt, wodurch die Steil- heit des Anstieges der Pulskurve und ihre Amplitude in diesem Fall geringer werden im Verhaltnis zur Horizontallage.

Die in Abwartsstellung beobachtete Verminderung der Amplitude der Pulskurve, wenn auch die Steilheit des Anstieges groD ist, konnte vielleicht wiederum auf dieselbe Weise, durch den groDen Fullungsgrad der Halsvenen in dieser Stellung entstehen.

Doch wvirkt hier auch naturlich die Veranderung der von der Lage beruhenden Momente des Blutkreislaufes mit ein. Die Momente, der Widerstand, der Druck und besonders das Blutvolum i, welche umer Schema enthalt, beruhen naturlich teilweise direkt von der Lage, in welcher sich der Rumpf und die Carotis befinden, aber, wie wir bald sehen werden, beruht das letztgenannte i sehr wahrscheinlich in groBem MaDe auch direkt von der Pulsfrequenz, welche reflektorisch von der Lage abhangt. Kermit wird das Blutvolum auch indirekt, durch Ver- mittelung der Frequenz, von der Stellung abhangig.

Bevor wir mit Hilfe des Schemas zu erortern versuchen, in welcher Weise die erwahnten Eigenschaften der Pulskurve von den in dem Schema enthaltenen GroBen abhangig sein konnten, wollen wir an der Hand der Tabelle eruieren, wie beschaffen die Wirkung der wechselnden Frequenz sei. In der Kolumne T der Tabelle ist die Zeitdauer eines Pulsschlages in Sekunden angegeben, und in der Kolumne t, die Zeit- dauer des diastolischen Teiles des Pulses auch in Sekunden vermerkt. Die Diastole ist hier vom Inzisurminimum bis zum nachsten aufsteigenden Schenkel gemessen. Wir sehen, daD diese beiden Zeitraume am kiirzesten sind in allen Versuchsserien, wenn der Rumpf vertikal aufrecht steht. Am langsten sind diese Zeitraume wiederum, also auch der Puls am wenigsten frequent, wenn der Rumpf schriig abwarts gelagert ist. Wir sehen also, daD zaischen diesen Zeitraumen ( T und t,) und der Anstieg- steilheit 2 bei veranderten Lagen eine gleichgerichtete Veranderlich- keit herrscht. Es ist anzunehmen, daS die Pulsfrequenz abnimmt in abwZirts Lagen, im Vergleich mit horizontalen Stellungen, daher, weil der Blutdruck im Schadel in Stellungen Kopf abwarts gesteigert ist.

C")

Page 15: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

UBER DIE FORM DER CAROTIS- UND RADIALISPLLSE usw. 157

~ 1 1 s entgegengesetztem Grunde ist die Frequenz beschleunigt in aufrechter Stellung.

Die Wirkung der Frequenz auf die Steilheit des Anstieges des Pulses stellen wir uns folgendermafien vor. In Abwartsstellungen, wo die Frequenz gering ist, wird der Fiillungsgrad des Herzens grofier sein, vornehmlichst hervorgerufen durch die lange Diastole (Zeitraum Id),

in welcher Zeit das Herz genugend mit Blut gefiillt werden kann. Diese groBe Blutmenge pumpt das Herz in die Aorta, in welcher bei Abwarts- lage der Widerstand geringer ist, zum groaten Teil gerade wegen der gerbgen Frequenz, schnell, die Pulskurve erhebt sich steil bis zum Maximum. 1st dagegen wiederum die Frequenz groS, so bedingt die geringere Blutmenge, welche aus dem Herzen herausgepumpt wird, eine langgestreckt ansteigende Pulskurve. Die auf diese Weise, wie erwahnt, wohl auf reflektorischer Basis beruhende verschiedene Pulsfrequenz, wirkt auf das Entleerungsvolum des Herzens, und durch dieses auf die Steilheit des Anstieges. Die erwahnten Eigenschaften der Pulskurve b e d e n also am nachsten dennoch von denjenigen GroSen, welche unser Schema enthalt.

Das Schema zeigt, daS beim Anwachsen des kubischen Elastizitats- koeffizienten e der Arterie, die Steilheit des Anstieges wachst. Wenn das Kopfende der Versuchsperson und die Art. mrotis mehr abwkts gerichtet sind, so ist der Fullungsgrad der Carotis groSer als in Horizontal- lage. In aufrechter Lage ist wiederum der Fullungsgrad der Arterie geringer, das Volumen des GefaSes ist passiv vermindert. Der kubische Elastizitatskoeffizient der Arterien hangt bekanntlich auf komplizierte Weise und in verschiedenen Verhaltnissen in verschiedener Weise von dem Fiillungsgrad ab, aber im allgemeinen ist doch der Elastizitatskoeffi- zient desto groSer, je groBer der Fiillungsgrad der Arterien ist.l

Die Richtungsveranderung der Steilheit des Anstieges der Puls- kurven zwischen den verschiedenen Stellungen, wird also vielleicht teil- weise durch die verschiedene, von der Lage der Arterien abhangige Elastizitat bewirkt.

Die Vermehrung des wiihrend der Systole, in der Zeiteinheit in die Aorta einstromenden Blutvolumens i, wurde nach dem Schema auch die Steilheit des Anstiegs der Pulskurve der Aorta und natiirlich auch der Carotis vermehren mussen. Diese Blutmenge wird geteilt in einen in den Gefden verbleibenden Teil und in einen durchstromenden Teil (Durch-

R.Tigerstedt , 8. a. 0. Bd. 111. S.40.

Page 16: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

168 YRJO RENQVIST:

fluBvolumen). Der erstere von diesen, die Fullungsflussigkeit ist, wie schon festgestellt wurde, groBer in abwms und kleiner in aufwiirts ge- richteten GefiiBen. Auch das DurchfluBvolumen ist in derselben Weise von der Lage abhangig, wie Lindhard ' in Beziehung zur Aorta gezeigt hat.

Die Richtung der GroBenveranderung dieser beiden Blutmengen und also auch des Minutenvolumens zwischen den verschiedenen Stellungen be- dingt also moglicherweise auch den Wechsel der Steilheit der Pulskurve.

Fleisch2 hat gezeigt, daB das DurchfluBvolumen der Arterien bei schneller vor sich gehenden Druckveranderungen sehr gesteigert wird. Sowohl die Steilheit der Pulskurven, als auch der Zeitpunkt des Eintretens .des Maximums (weiter unten), weisen darauf hin, daB die Druckveranderungen im allgemeinen schneller vor sich gehen in mehr abwWs, als aufwarts gerichteten Arterien, ein Umstand, der auch dafur spricht, daD das DurchfluBvolumen groBer ist in ersterer Lage als in der letzteren Stellung.

Auch die Veranderung der Amplitude der Pulskurven in den ein- zelnen Versuchsserien zeigt wohl dieses. Die Verkleinerung der Amplitude bei aufwarts gerichteter Art. carotis (Tab. 1, Kolumne a,) konnte teil- weise von einem geringeren Druckwechsel in derselben bedingt sein, teilweise, wenn auch der Druckwechsel gesteigert wiire, von dem groBeren kubischen Elastizitatskoeffizienten. Nun aber, wie erwahnt, wird der Elastizitatskoeffizient wahrscheinlich im Gegenteil geringer, wenn die Arterie aufwws gerichtet ist, weshalb auch seine Veranderung nicht fur die Verhnderung der Amplitude richtungsbestimmend sein kann, sondern diese ham$ offenbar von den Veranderungen des Druckwechsels ab.

In schrtig a b w w s Lage des Rumpfes ist die Amplitude des Carotis- pulses geringer als in Horizontallage; es ist wohl der groBe Fiillungsgrad des GefaBes und ihr groBer Elastizitatskoeffizient in der ersteren Stellung, welcher dieses bewirkt.

Dennoch muB noch einmal bemerkt werden, daB auch andere Momente, wie die verschiedene Spannung der Gewebe des Halses in verschiedenen Lagen usw. hier mit einwirken konnen.

SchlieBlich ist es dem Schema nach wahrscheinlich, daB die Ver- anderungen des Widerstandes und des Blutdruckes in den verschiedenen Lagen nicht die Richtung der Veranderung der Steilheit der Pulskurve bestimmen.

l Lindhard, 8. a. 0. Fleisch, Arch. f. d. gea. Phykbgie. 1920. Bd. CLxXvIII. s. 38.

Page 17: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

QBER DIE FORM DER CAF~OTIS- UND EADIALISPZILSE usw. 159

Wahrscheinlich wachst der Widerstand in aufivws und wird geringer in abwarts gerichteten Arterien infolge der Versehiedenheit des Volumens, wodurch dieses Moment darauf gerichtet wke, auf die Steilheit der Pulskurve in entgegengesetzter Richtung zur tatsachlichen Veranderung zu wirken.

Dasselbe findet auch wahrscheinlich in Betreff des Blutdruckes statt. Der maximale systolische Druck ist groBer, wem die Arterie abwarts, und kleiner, wenn sie aufwws gerichtet ist' und dieses gilt wohl nicht nur fiir den Maximalpunkt.

In naher Beziehung zur Steilheit des ansteigenden Schenkels der Pulskurve steht die Lange des Zeitraumes, der verstreicht bis zur Er- reichung des Druckmaximums. Aus der Tab. 1, Kolumne t, ist ersicht- lich, daB dieser Zeitraum im allgemeinen kiirzer ist, je mehr der Kopf abwarts gerichtet ist. Bei vertikaler Lage der Versuchsperson gibt es in drei Versuchsserien eine Abweichung hiervon , indem der Maximal- zeitraum in dieser Lage kurzer war, als in schrager Lage, Kopf aufwarts.

Kach F r a n k verfahrend, schreiben wir die Maximalbedingung aus der Modellgleichung, d. h. es muB die erste Differentialquote des Druckes in die Zcit = 0 sein,

Rach F r a n k zeigt diese Gleichung, daB so lange, als wahrend der Systole die Stromungsgeschwindigkeit des Blutes i wachst, das Druck- maximum nicht erreicht werden kann, erst bei Abnahme der systolischen Stromungsgeschwindigkeit kann das Druckmaximum eintreten.

Rach dem Modell kann infolge einer Veranderung des Blut- stromungsablaufs wahrend der Systole, einer Veranderung der zeit- lichen Variation von i das Druckmaximum zeitlich verschoben werden. Vielleicht sind .wirklich in abwarts gerichteten Stellungen die Stromes- schwankungen steiler , das i fallt nach erreichtem Maximum schneller ab, als in aufivarts gerichteten Lagen, und verursacht dadurch ein friih- zeitigeres Druckmaximum.

Auch die Steigerung des Blutdruckes ( P + H) in abwarts gerichteten und seine Herabsetzung in aufwarts gerichteten Arterien, kann dem Schema nach teilweise auf die gefundenen Veranderungen der Maximum- zeit einwirken. Je groBer der Druck ist, desto friiher wird das Druck- maximum dem Schema nach erreicht und umgekehrt.

Y. R e n q v i s t , Dies Archiv. 1923. Bd. XLIII. S. 128.

Page 18: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

160 YRJO RENQVIST:

Die Veranderung des Widerstandes mit der Lage will gleichfalls eine Wirkung auf die Veranderung der Lange der Msximumzeit ausiiben, in derselben Richtung wie die Versuche es ergeben.

An der Hand des Schemas kann man schlieSlich verstehen, dab die Veranderung des kubischen Elastizitatskoeffizienten c, abhbngig vom Fiillungsgrade der GefaBe, auch auf die Form des hochsten Teiles der Pulskurve wirken kann.

Wenn c groS ist, wird die Kurvc spitzer sein und wenn c kleiner ist, wird die Kurve abgerundeter sein, wie die Kurven es auch in ab- warts und aufwarts gerichteten Lagen wirklich sind.

Versuche wir es weiterhin, immer Franks ' Ausfiihrungen folgend, am Schema den venosen Blutlauf zu beriicksichtigen.

Wir erhalten hierbei fur den systolischen Teil der Pulskurve der Arterien die Differentialgleichung,

wo Pa + Ha und P , + H , den Blutdruck mitsamt dem hydrostatischen Druck in. den Arterien und den entsprechenden Venen bezeichnet. Da Ha und H , wegen der beinahe gleichgroaen Lange der Arterien und der entsprechenden Venen nahezu gleichgroB sind, konnen wir die rechte Halfte der Gleichung vereinfachen zu

Die Veranderungen der Steilheit und der Maximumzeit der Puls- kurve konnen wir also an der Hand dieses Schemas in derselben Weise abhangig erklaren von den Veranderungen der Elastizitat der Arterien, der Stromungsstarke und des Widerstandes, wie auch oben. Der hydro- statische Druck ist aus diesem Schema ausgeschieden, ein Umstand, welcher, wenn auch die groSe Schematisierung des Modelles beriicksich- tigt wird, darauf hinweist, daB dieses Moment fur die Veranderung der Pulskurve nur eine kleine direkte Bedeutung hat, im Vergleich mit den ersteren.

Die den diastolischen Teil der Pulskurve verdeckenden super- ponierten Wellen (die Vorschwingungen) werden, wie erwiihnt, starker bei Veranderung der Rumpflage aus vertikal aufwarts Stellung in ab- warts gerichtete Lage. In vertikal aufrechter Stellung erscheinen diese Wellen nicht, in schrger Lage Kopf aufwarts sind sie deutlich, in hori-

Frank, a. a. 0. S. 522.

Page 19: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

~ B E R DIE FORM DER CAROTIS- UNI) HADIALISPULSE usw. 161

zontaler schon sehr hoch und endlich in schrager Abwartslage so groS, die Kurve haufig ganz vie zu einer vorzeitigen Systole ansteigt.

Wie die Kurven der verschiedenen Versuchsserien zeigen, n a e r t sich die Amplitude der Welle m um so mehr der Amplitude des systolischen Maximums, je mehr abwarts das Kopfende des Rumpfes gerichtet ist. Dieser Umstand ist auch aus der Kolumne 2% der Tabelle i sichtbar, wo (I, die niaximale Amplitude ist und u, die tatsachliche Amplitude der superponierten W e e vorstellt, also nicht von der Abszisse gerechnet, sondern von dem Basispunkt der Amplitude, auf dem wahrscheinlichen Verlauf der reinen diastolischen Pulskurve (punktierte Linie in den gezdchneten Kurven). Das Verhdtnis 5 wachst, je niedriger abwms das Kopfende des Rumpfes sich befindet.

. Wahrscheinlich wird auch dieses Phanomen von verschiedenen Momenten bedingt. Die groSe Hohe der Welle m, in schrager Lage Kopf abwarts lat beinahe eine Einwirkung von auBerhalb der Arterie selbst sich befindenden Momenten vermuten, wie z. B. durch einen auf- tretenden starken Venenpuls.

Dennoch kann auch das Anwachsen des Elastizitatskoeffizienten des in Frage kommenden elastischen Systems in dieser Stellung seine Wirhng ausiiben. Wie schon erwahnt, wachst in Abwartslagen durch den grolleren Fullungsgrad der Gefae der Elhtizitatskoeffizient an, und gleichzeitig auch wohl die Spannung der Gewebe des Halses; und besonders der erhohte Fiillungsgrad der Venen in dieser Lage steigert auch noch die Elastizitat des Registrierungssystems. Diese Momente sind geeignet, eine groSere Erhebung der Pulskurve und eine kleinerc Erhebung mehr gleichgroS zu machen.

Moglicherweise entsteht das erwahnte Phanomen auch durch die von der Lage bedingte verschiedene Blutstromung, Widerstand und Druck.

Y

a”

an

3. Der Radialispule. Von den Pulslichtbildern der Art. r ad ia l i s s in i s t r a wurden

ebenfalls die Kurven auf Millimeterpapier aufgezeichnet, welche wir in F i g . 6 und 7 abgebildet haben. In Fig. 6 sind die drei oberen Puls- kurven genommen bei vertikaler Rumpflsge der Versuchsperson , wobei die Lage des Armes aufwarts, horizontal oder abwlrts war; bei den drei unteren Kurven war der Rumpf der Versuchsperson in Horizontallage, wobei die Stellung des h m e s wieder in derselben Weise gewechselt wurde.

Page 20: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

:g F4 in

Fig. 6. 1I ad

ia lis p u 1s - kur,ven in v

erti- k

aler L

age der

Versuchsperson.

Der

linke A

rm

vertikal aufw

arts gerichtet (A

), hori zontal vorw

arts(B)

und gerade

ab- w

arts(C). D

icVer-

suchspewon

riick- lings

in H

orizon- tallage

mit

dem

linken A

rme

ver- tikal aufw

iirh (D),

horizontal, liings

der Seite (E) und

herabhangend schriig abw

iirts ge- richtet (F

).

Rad

ialispu

lsku

rven

bei Vertikallagc

der Versuchsperson

mit linkem

Arm

vertika.1 (A

), horizontal vorwarts (B

), abwarta gerichtet (G

); und Versuchspem

on in H

orizontallage, linker Arm

horizontal liings der Seite (D), horizontal iiber dem

K

opfe (E) und herabhiingend, abw

iirts gerichtet(F). -

Bei der K

urve G w

ar der K

opf der Versuchspem

on schriig abwarta (etw

a 30° zur Horizontalen) ge-

richtet, der linke Arm

liings der Seite schriig aufwarts.

Bei der K

urve H war

die Versuchspem

on in der vorhergehenden Lage, der linke Arm

aber war schriig abw

iirts uber den Kopf gelegt.

Page 21: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

DBER DIE FORM DER CAROTIS- UKD RADIALISPULSE USIV. 163

Aus diesen Pulskurven ist ersichtlich, daB, wenn die Versuchsperson sic}) in vertikaler Lage befindet, die Steile des Anstieges um so grooer ist, je niedriger abwarts der Arm gerichtet war. Ebenfalls wachst die Amplitude der Kurve in derselben Ordnung, und der Maximumpunkt wird fruhzeitiger erreicht. 1st der Arm a b w a s gerichtet (Kurve C) , so ist der dikrotische Anstieg ebenfalls relativ ziemlich hoch und an seinem Ende erscheint eine superponierte Welle , welche auch in Horizontallage (Kurve B) bemerkbar ist und nur schwach erscheint in der vertikalen Armlage (Kurve A) .

Bei horizontaler Rumpflage und vertikaler Armstellung ist die erhaltene Kurve miBlungen, weil der Arm nicht ruhig gehalten wurde (D). Aus diesen drei Kurven (D,E,F) ersehen wir in betreff der Eintritts- zeit des Maximums, der Amplitude und der Steilheit des Anstieges dieselbe Regel wie bei vertikaler Rumpflage. AuBerdem bemerken wir am ansteigenden systolischen Schenkel eine superponierte Welle bei horizontaler und abwarts gerichteter Lage des Armes ( E und F) . Weiter erscheint in den Kurven, in erwahnter Rebenfolge starker werdend, nach dem Maximum eine ,,zweite Plateauschwingung", welche bei vertikaler Rumpflage nicht sichtbar ist.

In Fig. 7 enveisen die Kurven A, B und C ungeftihr dasselbe wie die entsprechenden Kurven der Fig. 6.

Die Kurven D und E , bei welchen beiden der Arm sich in der Horizontalebene befand. sind einander sehr ahnlich; die Kurve F , wo der Arm schrag abmarts gerichtet war, ist niedriger und das Maximum tritt hier friiher ein.

Wrnn man die Pulshurven miteinander vergleicht, welche erhalten n-urden bci hor izonta le r Armlage, aber wechselnder Rumpflage, sieht man, daI3, wenn der Arm in hor izonta le r Lage war und der Rumpf auch in hor izonta le r Lage sich befand, die Radialispuls- kurre typisch die gleiche ist, ob auch der Arm langs der Seite (Fig. 6 E , 'i D und 5 C), auswarts gestreckt (Bad nicht reproduziert), oder iiber den Kopf gelegt (7 E ) ware. Bei Horizontallage des Rumpfes und des Arines scheint also die GroBe des Winkels zwischen ihnen keinen Ein- f lnB auf die Form des Radialispulses zu haben.

Bei der Lagerung des Armes in horizontaler Ebene, des Rumpfes aber in ve r t ika l e r , Kopf aufwarts, sind die Kurven hauptsachlich vom selben Typus vie die vorhergehenden, wenn auch sie etwas niedriger sind (6 B und 7 B). Wie zu emarten war, hat also fur die Form der Radialiskurve die Rumpflage nicht dieselbe Bedeutung wie die Armlage.

Page 22: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

I64 YRJO RENQVIST:

Auch die Kurven G und H zeigen dieses. Bei I: ist das Kopfende schrag abwarts gerichtet und der Arm langs der Seite, also schrag auf- w w s ; die Kurve erinnert besonders an 6 B und 7 B. Bei der Aufnahme der Kurve H war die Rumpflage die namliche wie vorhin, aber der Arm lag schrag abwarts uber dem Kopfe; die Kurve erinnert such mieder an die Kurven bei abwarts gerichtetem Arm in den vorhergehenden Rumpfstellungen (6 F und 7 F).

Tabel le 2. ~ ~ _ _ _ - - _ _ _ _____

Korperstellung ' 1 Kurve 11 sh. Kopf aufwarts gerade }=p ' 0.17

1 6 B 0.15 ' 6(' 0.13

1 1

- - ~.

a, mm

2.0 9 .4

19.4

___ ~

11.4 16.6 23.0

~- ~

~~ ._ _ _ - 11.81 0.64 62.7 0.64

149.2 1 0.67

81 .4 , 1.06 119 1.00 230 1.09

Armstellung I

~~

Arm gerade adwiirts )

Arm horizontal Arm gerade

abwiirts

Arm gerade aufwiirts

Arm horizontal Arm schriig

abwarts

Hori zontallage 6 D 0.14

6 E , 0.14 6 F 0.10

I 7 A 0.12 7 B 1 0.13 7 C 0.13

7 0 0.13 7E 0.14

Ann gerade Kopf gerade adwarts } ~ aufwiirts } 11.7 97.5

19.9 153 18.0*; 138

24.8 191

37.6 1269

0.62 0.60 0.69

0.96 0.93 0.96

Arm horizontal Arm gerade

abwlirts Arm horizontal iiber den Kopf Arm horizontal Arm schdg

abwiirts Arm schrag

aufwiirts Arm schrag

abwarb

} Horizontallage / I '* I

1

Kopf schrag

Kopf schrag l aswmts

1 abwarts

21.0*; 162 ~

27.0 150

211

7 F 0.13

7 0 0.18 1.07

1.13 7 H 0.13 1 27.4

15.2 30.0 31.6

Ann gerade

Arm horizontal Arm schdg

abwlirts } aufwiirts }

Kopf geraxle aufwiirts 511 0.11 138

250 263

0.72 1.14 1.16

Horizontallage ' 5c ' 0.12 } BE 0.12 Kopf sc hrag

abwarts

Auch bei Armlagen au fwar t s in Ver t ika lebene u n d Ruinpf- lagen sowohl i n v e r t i k a l e b e n e Kopf au fwar t s (Kurven 6 A und 7 A), a l s a u c h i n Hor izonta lebene ( 6 D ) sind die Radialispulskurven cinander ahnlich.

Page 23: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

~ B E R DIE FORM DER CAROTIS UND HADIALISPULSE TJSW. 165

Die allgemcine Regel fur die Veranderung der Ihdialispulskurve scheint zu sein, daB, je mehr der Arm abwarts gerichtet ist, desto steiler steigt die Kurve an, und desto groaer ist im algemeinen ihre Amplitude und auch der dikrotische Anstieg.

Auch die Rumpflage hat ihre Bedeutung. Wb konnen wohl sagen, daB von zwei Stellungen, in welchen die Armlage dieselbe war im Vergleich zu der Vcrtikalen, die oben erwahnten Eigenschaften der Pulskurve bei derjenigen Lage ausgesprochener sind, bei welcher die Rumpfstellung mehr abwarts gerichtet war.

In der Tabelle 2 sind ebenso \vie bei der Carotispulskurve die maximale Amplitude der Radialispulskurve in Millimetern gemessen (u"), die Zeitdauer bis zur Erreichung des Maximums in Sekunden (t.) und die Steilheit des Anstieges 5 berechnet. In der letzten Kolumne Y' ist die Zeitdauer des Pulses in Sekunden verzeichnet.

t.

Wir bemerken, dall die Zeitdauer T ziemlich gleichgroll ist in allen Versuchsserien bei gleicher Rumpflage, dennoch ist sie ein menig groBer bei abwarts gerichteter Armlage. Der Unterschied ist jedoch bedeutungs- 10s im Vergleich mit dem grollen Unterschiede, melchen der Wechsel der Rumpflage auf die Pulsfrequenz bewirkt, und welcher auch an dieser Tabelle deutlich zu Tage tritt. In den meisten Versuchsserien ist die Zeit, welche verstreicht bis zur Erreichung des Maximums, am kiirzesten bei abwarts gerichteteni Arm oder ebenso lang wie die Zeit in Horizontal- lage. Sowohl bei vertikaler als auch horizontaler Rumpflage ist in der Versuchsserie 6 die maximale Amplitude um so groBer, je mehr abwarts der Arm gerichtet war, in der Versuchsserie 7 ist die Amplitude wieder kleiner bei abwarts gerichteteni Arm (mit * bezeichnet). Auch die Steile des Anstieges verlauft in iibereinstimniender Richtung mit drr Amplitude sowohl in Yersuchsserie 6 wie auch 7.

Die envahnten Eigenschaften der Radialispulskurve zeigen also hauptsachlich dieselbc Abhangigkeit von der Armlage, wie die Beschaffcn- heit des Carotispulses von der Rumpflage. Wahrscheinlich bilden gleich- artige Momente die Ursache der heiden Erscheinungen. Dagegen vrr- millt man beim Radialispulse eine Ubereinstinimung zwischen T und der Steile des Anstieges; die beinahe konstante Zeit T in jeglichen Rumpf- lagen zeigt, dall der Pulsfrequenz, welche also bei Yeranderungen der Armlage nicht wechselt, in dieser Weise keine Bedeutung fur die Ver- anderungen der Steile des Anstieges zukonimt.

Page 24: Über die Form der Carotis- und Radialispulse bei verschiedenen Rumpf- und Armlagen

166 YRJO RENQVIST: FORM DER CAROTIS- UND RADIALISPULSE usw.

Aus den drei letzten Versuchen der Tabelle 2: 5 A, C und E , in denen Rumpf- und Armlagen entgegengesetzt waren, geht deutlich hervor, wie die Pulsfrequenz, die Amplitude und die Steiheit des Anstieges iibereinstimmend veranderlich sind. Die Pulsfrequenz ist deutlich von der Rumpflage abhangig, wie schon erwahnt wurde (siehe Tabelle 1, Versuchsserie 5, bei welcher der gleichzeitige Carotispuls verzeichnet ist).

Die Veranderung der Amplitude des Radialispulses und der Steilheit des Anstieges sind also, wie diese Versuchsserie deutlich zeigt, mehr von der Rumpflage als von der Armlage abhangig. Diejenigen Momente, welche am direktesten eine verschiedene Steilheit des Anstieges be- dingen, also hauptsachlich das Blutvolum i, wechseln also in groDereni MaBe mit der Rumpflage, als mit den Veranderungen der Armlage, wenn der Rumpf in konstanter Stellung verbleibt, ein Umstand, der ja auch verstandlich ist.

Die Zeit, welche bis zur Erreichung des Maximums verstreicht (in), scheint dagegen in erster Linie von der Armlage selbst abhangig zu sein.

Wenn wir in der Versuchsserie 5 (in welcher der gleichzeitige Carotis- und Radialispuls registriert waren) aus den Tabellen 1 und 2 die Stellungen vergleichen, in welchen die Verlaufsrichtungen der Art. carotis und der Art. radialis entgegengesetzt sind, sehen wir, daI3 die Zeit t. kiirzer ist fur die Carotis (0.08 Sek.) als fur die Radialis (0.12 Sek.), wenn die Carotis abwarts und die Radialis aufwarts gerichtet ist, aber im Gegen- teil ist diese Zeit kurzer fur die Radialis (0.11 Sek.), als fur die Carotis (0.13 Sek.), wenn die Radialis abwws, die Carotis aufwarts gerichtet ist. Die Momente des Kreislaufes, deren Veranderungen mit der Lage hier wirksam sind, konnen selbstverstandlich auch nicht mittelbar abhangen von einer verschiedenen Frequenz, welche bei dieser gleich- zeitigen Registrierung, wie auch aus den Tabellen ersichtlich ist, gleichgroI3 ist bei den entsprechenden Kurven, sondern sind die veranderlichen und wirksamen Momente unter den, von der Lage abhangigen, ver- schiedenen Stromungsvolumina, Widerstanden und Drucken zii suchen.