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114 Thiele, Ober die Formel der Graphitsiiure f- Kolloid- LZeitschrift Uber die Formel Von H. Thiele 1. Anfangs hat Hofmann ein Graphitoxyd postuliert, aber niemals rein in Hfinden gehabt und analysiert. Sein Graphitoxyd ergibt bei der Analyse stets Wasserstoff. 2. Naeh Bekanntwe~den der Hydrophilie, der Sfiureeigenschaften und des Basenaustauschs sowie der Methylierbarkeit nimmt auch Hot- mann Hydroxyl in der Graphitsfiure an. Darin stimmen nun unsere Ergebnisse und ihre Deu- tungen fiberein. 3. Demgegenfiber weichen die Auffassungen fiber die Anordnnng der Sauerstoff- und Wasser- stoffatome voneinander ab. W/ihlend Hofmann besonders auf Grnnd des Fehlens bestimmter RiJntgeninterferenzen eine statistisch-,egellose Anordnung postuliert,, habe ich ffir jeden Kohlen- der Graphits~iure. (z. Z. im Felde). (Eingegangen am 8. Juni 1943) stoffsechsring drei Hydr~xylgruppen ange- nolTlmen. 4. Auf weitere Diskussionen fiber die wahre Formel der Graphits~iure einzugehen erfibrigt sich solange, bis neue experimentelle Daten hierzu erbracht worden sind. Bemerkung zu voranstehender Mitteilung. Wenn auch neue experimentelle Daten zur Sicherstellung tier Konstitution des Graphitoxyds erwfinscht sind, so glaube ich doch, schon auf Orund der alten experimentellen Daten nachge- wiesen zu haben, dab jedenfalls die .von Thiele angegebene Formel keine Allgemeingfiltigkeit besitzt. Ulrich Hofmann, Wien. Referatc. II. Film- und Fadenforschung (einschl. lamellar- und fibrillardisperser Systeme.) Jirgensons, B.-Riga, Uber die Umwandlung einiger Sph~iroproteine in Linearproteine bei Des- aminierung. (j. prakt. Chem. N. F. 161, 181, 1943.) Die Feststellung yon W. M. Sandstrom (1930), dab bei der Desaminierung des Kaseins kein merk- licher Abbau eintritt und dab nur die freien Amino- gruppen der Lysinradikale mit der salpetrigen Stiure reagieren, war auch yon Jirgensons (1941) best~itigt worden. Die unerwartet hohe Viskosittit der L6sun- gen des Desaminokaseins f/zhrte er auf den Ubergang der verh~iltnism~iBig kompakten, korpuskutaren Mole- Mile in linearkolloide Teilchen zurfick. Zur KI~irung der allgemeinen Frage nach der Rolle der Amino- gruppe der Lysinradikale bei der Kn~iuelung der Peptidketten dehnt er jetzt die Behandlung mit sal- petriger S~iure auf die Sph~iroproteine Ovalbumin und Edestin aus. Beim Ovalbumin bewies die hohe Vis- kosit~it der verdtinnten LOsungen den Ubergang. in die Linearform. Bei Edestin waren die Unterschiede gegenuber dem Unver~nderten nicht so grog. Biegung und Zusammenlagerung def. Peptidketten kann jeden- falls durch die freien Aminogruppen stark beeinflul3t werden. ida auch konzentrierte Harnstoffl6sungen eine ,,Entwicklung" des vorher gewickelt gewesenen Ovalbumins bewirken, scheinen auch noch andere M0glichkeiten hierf~r zu bestehen. Ref.] R.E. Lg. Staudinger, H., W. D6hle und O. Heick- Freiburg i. Br., fiber topoehemische Reaktionen der Zellulose. (J. prakt. Chem. N.F. 161, 191, 1943.) Es wird anderen Zelulloseforschern vorgeworfen, dal3 sie den Begriff der topochemischen Reaktion (ira Sinne von KohlhOrster) zu welt gedehnt haben. Denn urn zu untersuchen, ,,wieweit die Reaktions- f~higkeit ein and derselben Zellulose yon tier An- ordnung ihrer Makromolektlle abh~ingt, ist es not- wendig, dab man Umsetzungen yon verschiedenen Zellulosen prfift, die aus ein und demselben Makro- molek01 bzw. aus einem gleichartigen Gemisch yon MakromoleMilen bestehen und sich lediglich in bezug auf die Anordnung derselbea im festen Zustand unterscheiden." Solche Unterschiede yon Zellulosen gleichen Durchschnittspolymerisationsgrades, die sich nur dutch verschiedenen Aufbau der Kristallite unter- scheiden, werden bier bei der Azetylierung mit Essig- s~iureanhydrid-Pyridin nachgewiesen. Native Fasern wie Baumwolle und Zellstoffe sind hall~aktiv. Die an sich inaktive merzerisierte Faser kann dutch or- ganische LSsemittel aktiviert werden. Die an sich inaktiven unigef~llten Zellulosen werden durch or- ganische L6semittel hochaktiv. Faserzellulosen und umgef~llte Zellulosen unterscheiden sich in ihrer L6s- lichkeit in NaOH und tier L6slichkeit ihrer Azetate in organischen L6semitteln. Deshalb sind in bezug auf L6slichkeit und Qaellbarkeit zwei Gruppen zu unter- scheiden: die gewachsenen Faserzellulosen und die umgef~llten. Wahrscheinlich existieren yon den fibri- gen Faserzellulosen die gleichen ,,Modifikationen". W~ihre~d das topochemische Verhalten weitgehend unabh~ingig vom Polymerisationsgrad ist, besteht diese Abh~ingigkeit ffir Quellbarkeit uns L6slichkeit. R. E. Lg. Staudinger, H., und W. D6hle, Ober Inklu- sionszeilulosen. (J. prakt. Chem. N.F. 161, 219, 1943.) Bei bestimmter Vorbehandlung halten verschie- dene Zellulosesorten organische L6semittel auch im Hochvakuum bei 100 ~ C fest~ w~ihrend Wasser, das an die OH-Gruppen der Glukosereste durch Neben- valenzen gebunden ist, im Hochvakuum schon in der Kalte vollstandig entfernt wird. Das spricht gegen die Ann~hme yon Molekularverbindungen der Zellu- lose mit den inkhldierten organischen L6semitteln. Deshalb wird for Zellulose, die hom6opolare organische L6semittel eingeschlossen haben, der Name ,,In- klussionszellulosen" (z. B. Pyridinzellulosen, Zyklo- hexanzellulosen) vorgeschlagen. Fur die Anlagerung yon Wasser durch Nebenvalenzen bleibt dagegen die Bezeichnung Zellulosehydrat. Man k6nnte daran denken, dab die LOsemittel in vorher vorhandene Hohlr~iume in der Zellulose ein-

Über die Formel der Graphitsäure

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114 Thiele, Ober die Formel der Graphitsiiure f- Kolloid- LZeitschrift

Uber die Formel Von H. Thiele

1. Anfangs ha t H o f m a n n ein Graphi toxyd postul iert , aber niemals rein in Hfinden gehabt und analysier t . Sein Graphi toxyd ergibt bei der Analyse stets Wasserstoff.

2. Naeh Bekanntwe~den der Hydrophil ie , der Sfiureeigenschaften und des Basenaustauschs sowie der Methyl ierbarkei t n immt auch H o t - m a n n Hydroxyl in der Graphitsfiure an. Darin s t immen nun unsere Ergebnisse und ihre Deu- tungen fiberein.

3. Demgegenfiber weichen die Auffassungen fiber die Anordnnng der Sauerstoff- und Wasser- s toffatome voneinander ab. W/ihlend H o f m a n n besonders auf Grnnd des Fehlens bes t immter RiJntgeninterferenzen eine stat ist isch-,egellose Anordnung postuliert, , habe ich ffir jeden Kohlen-

der Graphits~iure. (z. Z. i m Felde). (Eingegangen am 8. Juni 1943)

stoffsechsring drei Hydr~xylgruppen ange- nolTlmen.

4. Auf weitere Diskussionen fiber die wahre Formel der Graphits~iure einzugehen erfibrigt sich solange, bis neue experimentel le Daten hierzu erbracht worden sind.

Bemerkung zu voranstehender Mittei lung.

Wenn auch neue experimentel le Daten zur Sicherstellung tier Konst i tu t ion des Graphi toxyds erwfinscht sind, so glaube ich doch, schon auf Orund der alten experimentel len Daten nachge- wiesen zu haben, dab jedenfalls die .von T h i e l e angegebene Formel keine Allgemeingfi l t igkeit besitzt . Ulrich H o f m a n n , Wien.

Referatc. II. Film- und Fadenforschung

( e i n s c h l . l a m e l l a r - u n d f ibr i l lard i sperser S y s t e m e . )

J i r g e n s o n s , B.-Riga, Uber die Umwandlung einiger Sph~iroproteine in Linearproteine bei Des- aminierung. ( j . prakt. Chem. N. F. 161, 181, 1943.)

Die Feststellung yon W. M. S a n d s t r o m (1930), dab bei der Desaminierung des Kaseins kein merk- licher Abbau eintritt und dab nur die freien Amino- gruppen der Lysinradikale mit der salpetrigen Stiure reagieren, war auch yon J i r g e n s o n s (1941) best~itigt worden. Die unerwartet hohe Viskosittit der L6sun- gen des Desaminokaseins f/zhrte er auf den Ubergang der verh~iltnism~iBig kompakten, korpuskutaren Mole- Mile in linearkolloide Teilchen zurfick. Zur KI~irung der allgemeinen Frage nach der Rolle der Amino- gruppe der Lysinradikale bei der Kn~iuelung der Peptidketten dehnt er jetzt die Behandlung mit sal- petriger S~iure auf die Sph~iroproteine Ovalbumin und Edestin aus. Beim Ovalbumin bewies die hohe Vis- kosit~it der verdtinnten LOsungen den Ubergang. in die Linearform. Bei Edestin waren die Unterschiede gegenuber dem Unver~nderten nicht so grog. Biegung und Zusammenlagerung def. Peptidketten kann jeden- falls durch die freien Aminogruppen stark beeinflul3t werden.

i da auch konzentrierte Harnstoffl6sungen eine ,,Entwicklung" des vorher gewickelt gewesenen Ovalbumins bewirken, scheinen auch noch andere M0glichkeiten hierf~r zu bestehen. Ref.] R.E. Lg.

S t a u d i n g e r , H., W. D6hle und O. H e i c k - Freiburg i. Br., fiber topoehemische Reaktionen der Zellulose. (J. prakt. Chem. N.F . 161, 191, 1943.)

Es wird anderen Zelulloseforschern vorgeworfen, dal3 sie den Begriff der topochemischen Reaktion (ira Sinne von K o h l h O r s t e r ) zu welt gedehnt haben. Denn urn zu untersuchen, ,,wieweit die Reaktions- f~higkeit ein and derselben Zellulose yon tier An- ordnung ihrer Makromolektlle abh~ingt, ist es not- wendig, dab man Umsetzungen yon verschiedenen Zellulosen prfift, die aus ein und demselben Makro-

molek01 bzw. aus einem gleichartigen Gemisch yon MakromoleMilen bestehen und sich lediglich in bezug auf die Anordnung derselbea im festen Zustand unterscheiden."

Solche Unterschiede yon Zellulosen gleichen Durchschnittspolymerisationsgrades, die sich nur dutch verschiedenen Aufbau der Kristallite unter- scheiden, werden bier bei der Azetylierung mit Essig- s~iureanhydrid-Pyridin nachgewiesen. Native Fasern wie Baumwolle und Zellstoffe sind hall~aktiv. Die an sich inaktive merzerisierte Faser kann dutch or- ganische LSsemittel aktiviert werden. Die an sich inaktiven unigef~llten Zellulosen werden durch or- ganische L6semittel hochaktiv. Faserzellulosen und umgef~llte Zellulosen unterscheiden sich in ihrer L6s- lichkeit in NaOH und tier L6slichkeit ihrer Azetate in organischen L6semitteln. Deshalb sind in bezug auf L6slichkeit und Qaellbarkeit zwei Gruppen zu unter- scheiden: die gewachsenen Faserzellulosen und die umgef~llten. Wahrscheinlich existieren yon den fibri- gen Faserzellulosen die gleichen ,,Modifikationen". W~ihre~d das topochemische Verhalten weitgehend unabh~ingig vom Polymerisationsgrad ist, besteht diese Abh~ingigkeit ffir Quellbarkeit uns L6slichkeit.

R. E. Lg. S t a u d i n g e r , H., und W. D6hle , Ober Inklu-

sionszeilulosen. (J. prakt. Chem. N.F . 161, 219, 1943.)

Bei bestimmter Vorbehandlung halten verschie- dene Zellulosesorten organische L6semittel auch im Hochvakuum bei 100 ~ C fest~ w~ihrend Wasser, das an die OH-Gruppen der Glukosereste durch Neben- valenzen gebunden ist, im Hochvakuum schon in der Kalte vollstandig entfernt wird. Das spricht gegen die Ann~hme yon Molekularverbindungen der Zellu- lose mit den inkhldierten organischen L6semitteln. Deshalb wird for Zellulose, die hom6opolare organische L6semittel eingeschlossen haben, der Name ,,In- klussionszellulosen" (z. B. Pyridinzellulosen, Zyklo- hexanzellulosen) vorgeschlagen. Fur die Anlagerung yon Wasser durch Nebenvalenzen bleibt dagegen die Bezeichnung Zellulosehydrat.

Man k6nnte daran denken, dab die LOsemittel in vorher vorhandene Hohlr~iume in der Zellulose ein-