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194 des Milch- (Bullet. scient. de l'ucud. de St. Petersb. T. II p. 126.) Friiher belcgte man alle siifsen Substanzell mit dcm Nanien Zucker. SpYterhin bernerkte man, dais die mei- stcn der als Zucker betrarhteten Substailzen flihig seyen durch die Weingzhrung in Alkoliol und Kolilensiiure zn zerfallen, und man tlieilte dcmgemiifs die Zuckerarten in zwei Gruppen , in gYhrungsfYhige und nicht giihriingsf;i- hige. Zu dieser letztcn Grtippc zYhlte man besonders den Milchzucker und den Mannit (Rlannazucker). In neiierer Zeit habcn indefs die Analysen vdn Op- permann, Liebig und Brnnner ermiesen, dafs der Maiinit mehr Wasserstoff enthiilt als nathie; ware, urn mit seinem Sauerstoff V'asscr zu bilden; und Pelouzc hat gezeigt, d d s der Runkelriibensaft, in melcliem, frisch ausgeprefst, kein Mannit, sondern nichts als Rohrzucker enthalten ist, unigekehrt im Ganzcn nichts als Mannit und Rlilchs;iure, aber keinen Robrzucker enthzlt, so- bald er die schlciinige Gshrung erlitten hat. Es ist also erwicsen, da& der Mannit kein Zucker, sondern ein Erzeugnifs aus dessen Zersefzung ist. Der Milchzucker. ist also die einzige Substanz, wel- che man in die Klasse der Zuckerarten versetzt, und fur nicht g%brungsf%hig gehalten hat. Uinsonst erhob sich Pal- la s gegen diese Meinung, welche sich vorzuglich auf die Versuche von F o u r c r o y und V a u q u e l i n stiitzte. In seinem Werke: JJ Sammbng historischer Nachrichien i$er die mongolischen Viilkersckaften. St. Petersbttrg 1776. T. I p. 133,11 bernerkt er, dafs alle nomadischen V81- ker, wie die Mongolen, Kalmiicken, Baschkiren und an- &re, atis Milch eine geistige Flussigkeit bereiten, in wel- chcr sic sich berauschen. Pallas gab sogar eine sehr deutlichc Besclireibuog der Bereitungsweise dieses Ge-

Ueber die Gährungsfähigkeit des Milchzuckers

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Page 1: Ueber die Gährungsfähigkeit des Milchzuckers

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des Milch-

(Bullet. scient. de l'ucud. de St. Petersb. T. II p. 126.)

F r i i h e r belcgte man alle siifsen Substanzell mit dcm Nanien Zucker. SpYterhin bernerkte man, dais die mei- stcn der als Zucker betrarhteten Substailzen flihig seyen durch die Weingzhrung in Alkoliol und Kolilensiiure zn zerfallen, und man tlieilte dcmgemiifs die Zuckerarten in zwei Gruppen , in gYhrungsfYhige und nicht giihriingsf;i- hige. Zu dieser letztcn Grtippc zYhlte man besonders den Milchzucker und den Mannit (Rlannazucker).

In neiierer Zeit habcn indefs die Analysen vdn Op- p e r m a n n , L i e b i g und B r n n n e r ermiesen, dafs der Maiinit mehr Wasserstoff enthiilt als nathie; ware, urn mit seinem Sauerstoff V'asscr zu bilden; und P e l o u z c hat gezeigt, d d s der Runkelriibensaft, in melcliem, frisch ausgeprefst, kein Mannit, sondern nichts als Rohrzucker enthalten ist, unigekehrt im Ganzcn nichts als Mannit und Rlilchs;iure, aber keinen Robrzucker enthzlt, so- bald e r die schlciinige Gshrung erlitten hat. Es ist also erwicsen, da& der Mannit kein Zucker, sondern ein Erzeugnifs aus dessen Zersefzung ist.

Der Milchzucker. ist also die einzige Substanz, wel- che man in die Klasse der Zuckerarten versetzt, und fur nicht g%brungsf%hig gehalten hat. Uinsonst erhob sich Pal- l a s gegen diese Meinung, welche sich vorzuglich auf die Versuche von F o u r c r o y und V a u q u e l i n stiitzte. In seinem Werke: JJ Sammbng historischer Nachrichien i$er die mongolischen Viilkersckaften. St . Petersbttrg 1776. T. I p. 133,11 bernerkt e r , dafs alle nomadischen V81- ker, wie die Mongolen, Kalmiicken, Baschkiren und an- &re, atis Milch eine geistige Flussigkeit bereiten, in wel- chcr sic sich berauschen. P a l l a s gab sogar eine sehr deutlichc Besclireibuog der Bereitungsweise dieses Ge-

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195 triinks. Defsungeachtet beharrte man bei der Meinung, welclie einmal allgemein in Europa angenominen war. Ein Schriftsteller ersten Ranges erw;ihut sogar bei Beschrei- bung der verschiedenen Milcharten, dafs mehre von h e n in Giihrung gerathen; allein trotz dem sagt er ausdriick- lich, dafs der Milchzucker nicht g5hrungsfihig sey. Alle Chemiker theilen diese Meinung, und Hr. T h c'n a r d geht in der neuen Auflage seines Lehrbuchs sogar so weit, dafs e r den Milchzucker von den ubrigen Zucker- arten trennt, und vorschhgt, ilin Lacfz'ne zu nennen.

Ioh habe daher geglaiibt, dafs Versuche, in der Ab- sicht angesteIlt , diesen Punkt aufzukkiren, nicht iiber- iliissig seyn wiirden.

Obwohl der Ort und die Jahreszeit meinem Zwecke ungfirrstig waren, so gelang es mir doch, Milch in einem liiilzernen Gefifse zur Gahrung zu bringen. Die GYh- rung stellte sich ohne irgend einen Zusntz ein; es durfte blofs die Temperatur nicht zu niedrig zu seyn, und es war selbst nicht einmal nathig, die Milch umzuriihren. Die Gfihrung dauerte zieinlich lange, und die Gasentwick- lung war so stark, dafs sie sich in ziemlicher Entfernung von dein Bottich hiirbar machte. Ich habe das entmei- chende Gas aufgefangen und der Eillwirkung von Aetz- kali unterworfen. Es wurde davon absorbirt, bis auf eine sehr kleine Menge, die nichts anderes als atmo- spharische Luft seyn konnte und nur 0,Ol betrug.

Die gegohrene Flussigkeit wurde voin K.hestoff ge- trennt und der Destillation uuterworfen. Das erhaltene Product war sauer. E s wurde mit kohlensaurem Natron gesiittigt und abermals destillirt. Dabei sammelte man nur das erste ViePtel der Flussigkeit. Das so erhaltene Destillat wurde mit einem Ueberschufs von kohlensau- rem Kali vermischt, welches sich des Wassers bemach- tigte und den Alkohol abschied.

Der Alkohol wurde durch Destiliation eon den dariii enthaltenen Salzen abgetrennt und dann iiber hetzkalk

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abgezogcii, uin ihn reiner zu bekommen. Die so erhal- tene Flussigkeit hatte einen eigenthumlichen Gerucb. Der Analyse unterworfen, bekam ich von 0,48 Grin. Flus- sigkeit 0,827 Kohlensaure und 0,561 Wasser. Diese Re- sultate geben:

Kohlenstoff 47,64 Wasserstoff 12,96 Sauersto ff 39,40

100,oo.

Die 47,64 Koblensloff entsprechen aber 90,46 Alkohol, enthalt end:

Wasserstoff 11,66 =90,46. Kohlens toff 47,64

Sauerstoff 31,16 1 Offenbar fehlen uoch 1,3 Wasserstoff, die 11,Sl Was-

ser bilden wiirden, welche, zii 90,46 Alkohol hinzuge- fiigt, einen Ueberschufs von 2,27 gliben.

Wegeii der Sorgfalt, mit der ich meine Analyse angestellt hatte, war ich iibeneugt, jede zufsllige Feueh- tigkeit verniieden zu haben. Es blieb mir also nichts iibrig, als die Anwesenheit einer Substanz vorauszusetzen, die reicher an Wasserstoff als der Alkohol sey. Nun wissen wir ahcr durcli die Untersuchungcn von D il b e r ei- n e r , dafs sich bei der Gzhrung Ammoniak entwickelt.

Die alkoholische Liisung drs Platinchlorids erzeugte in der Fliiss?gkeit einen so reichlichen Biederschlag, dafs ich anhg l i ch glaubte mich geirrt zu hahen. Allein die Wiederholung des Versuchs mit einer neuen, ganz fiir sich bereiteten Flussigkeit gab dasselbe Resultat. Der Niederschlag wurde abfiltrirt , getrocknet und in einer Glasriihre zersetzr. Die bedeutende Menge des crhalte- nen Ammoniaksalzes lids keinen Zwejfel niehr iibrig. Ich konnte mich nu13 nicht mehr irren; der eigenthumli- che Geruch der Flussigkeit riihrte nur von L4m~oniak her. Urn den Alkohol rein zu erhalten, begann ich da-

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197 mit, dcr Fliissigkeit durch Destillation iiber AetzkaIk ilir Wasser zu entziehen. Das erhaltene Destillat wurde darauf mit einigen Tropfen Schwefelslure vermischt und im Marienbade destillirt , bei einer so niedrigen Tempe- ratur, dafs sie nicht in's Sieden gerieth. Deanoch besafs das erhaltene Destillat einen schwachen Aethergeruch.

0,513 Grm. gaben 0,995 Kohlensaure und 0,596 Wasser, entsprechend:

Zusammensetzung des Alkohols.

Kohlenstoff 53,43 52,66 WasserstofE 12,90 12,90. Sauerstoff 33,67 3444

lO0,OO 100,oo. -~

Der Aethergeruch erklart hinreichend den kleiueu TTeberschuEs an Kohle. Es scheint also erwiescn, dafs die erhaltene Flussigkeit wirklich identisch war mit ge- wiihnlicheir, Alkohol. Zu noch griifserer Sicherheit wurde sie mit ihrem gleiclien Gewichte Schwcfelslure vermischt und destillirt.

Da nun jede Milcb, die gahrt, Alkohol' erzeugt, und da m a n in der Milch nie einen anderen Zucker als Milch- zucker entdeckt hat, so ist, nach alleni diesen einleach- tend, dafs der Milehzucker glhrungshhig seyn mufs.

Ich glaube, es sind besonders zwei Grunde, die dazu beigetragen haben, die Beebacliter irre zu leiten. Erstlich kiinnte seyn, dafs die Bierhefe nicht das geeig- nete Ferment zur Zersclzung des Milchzuckers vvare, wel- ches mehr Widerstand als die anderen Zuckerarten zu leisten scheint Zweitens aber geht seine Zersetzung nur langsaln VOF sich.

Ieh habe eine verdiinnte Milchzucker-Losung mit einer gewissen Menge in voller Gahrung begriffener Milch vermischt, und dabei gefunden, dafs die Fltissigkeit eine Menge Alkohol gab, die offenbar grbfser war, als die, welche die binzugefiigtc Milch hWte liefern kiinnen.

Sic gab dabei gewijhnlichcn Aether.

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198 Vielleicht k8nnte man wiinschen, daCs dieser lctztere

Versuch init all der zu einer quantitativen Untersuchung erforderlichen Sorgfalt angestellt worden wsre; allein ich glnube diese Miihe Denen uberlassen zn diirfen, die noch nicht, so wie ich, von der Gahrungsfihigkeit des Milch- zuckers iiberzeugt sind.

XVIII. Beschreibung zweier neuen Lampen ; von EX Hefs.

1) L a m p e fiir A n a l y s e n o r g a n i s c h e r K S r p e r .

I n der Voraussetzung, dafs schon Manchcr gewiinscht habe , bci verschiedenen Versuchen, z. 3. bei der Ana- lyse organischer G r p e r mittelst ICup feroxyd , die Weiu- geistflamme statt des Kohlenfeuers zu benutzen, aber aus Mange1 an einer passenden Vorricbtung davon abgchal- ten sey, will ich es wagen, hier eine Cnmpe zu be- schreibcn, welche mir die gewiinschtcn Dienste, wenig- stens eben so gut als das Kohleiifeuer geleistet hat. - Die Lampe wird aus Weifsblech (ja nick aus Messing) gefertigt. Sie besteht aus zwei neben einander stehen- den Rinnen, Taf. I Fig. 1, a a , b6.

In diese Rinnen stellt man flache Doc,hthalter, die ebknfalls nus WeiCsblech gefertigt sind. Zu Anfang kiin- ncn sic etwas breit seyn, etwa 2 Zoll, weiterhin mus- sen sie aber nur 1 Zoll in Breite halten. Ihre Dicke ist + Zoll. Die Hslfte der Dochthalter (d. h. ein Stuck von 2 Zoll) ragt aus der Rinne a6 hervor, die andere Halfte ist darin versenkt.

Der Dochthalter ist vollkommen durch einen fla- chen Docht ausgefiillt. Dieser wird wie ein Band VOQ

erforderlicher Breite aus Baumwollc gewebt ; fiir die