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547 C44K I NO, Haloidverbindungen = N Schweidnitz den 1. August 1859. 11. LTeber die Gansegde und die Zusammen- setzung der Tnurochenocholsaure; oon W.Heintz und J. Wisiicenus. D i e erste Untersuchung der Giinsegallc ist von Tiede- mann und Gme I in ’) ausgefiihrt worden. Bei der man- gelhaften Methode solcher Untersuchungen in den zwanziger Jahren und wegen nur geringer Meiigen des den genannten Forscherii zu Gebote stelienden Materiales lassen die Er- gebnisse jener Arbeit die eigentliche Natur der Gansegalle ziemlich im Dmikeln. Sie sind im Wesentlichen folgende: Der in Alkohol unl6slichc Theil der zur Trockne ahge- dampften Gallenfltissigkeit der G2nse besteht aus in Wasser nicht, iu Essigsaure nur wenig J6islichem Schleim wid aus einer speichelstoffartigen Materie, welche von heifsein Was- ser aufgenommen wird. Die alkoholische L6sung giebt beim Schiittelu nit Aetlier eiuen starken Niederschlag. Die fiber demselben stehende gelbbraune Fliissigkeit hinterlafst nach dem Verdampfen ein sprades, braunes Han , welcbes au- fser Gallenban nocb Talg- wid Oelsaure zu enthalten scheint. Die wiifsrige L6sung des durch Aether hervorge- brachten Niederschlages wird durch Bleizucker nicht , wohl 1) Tiedemrnn und G m e l i a , die Verdruuog nrch Vcrsucheo. Zwcite Aollagc, BJ. 11, S. 143. 35 *

Ueber die Gänsegalle und die Zusammensetzung der Taurochenocholsäure

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C44K I NO, Haloidverbindungen = N

Schweidnitz den 1. August 1859.

11. LTeber die Gansegde und die Zusammen- setzung der Tnurochenocholsaure;

oon W . H e i n t z und J . W i s i i c e n u s .

D i e erste Untersuchung der Giinsegallc ist von T i e d e - mann und Gme I in ’) ausgefiihrt worden. Bei der man- gelhaften Methode solcher Untersuchungen in den zwanziger Jahren und wegen nur geringer Meiigen des den genannten Forscherii zu Gebote stelienden Materiales lassen die Er- gebnisse jener Arbeit die eigentliche Natur der Gansegalle ziemlich im Dmikeln. Sie sind im Wesentlichen folgende: Der in Alkohol unl6slichc Theil der zur Trockne ahge- dampften Gallenfltissigkeit der G2nse besteht aus in Wasser nicht, iu Essigsaure nur wenig J6islichem Schleim wid aus einer speichelstoffartigen Materie, welche von heifsein Was- ser aufgenommen wird. Die alkoholische L6sung giebt beim Schiittelu n i t Aetlier eiuen starken Niederschlag. Die fiber demselben stehende gelbbraune Fliissigkeit hinterlafst nach dem Verdampfen ein sprades, braunes H a n , welcbes au- fser Gallenban nocb Talg- wid Oelsaure zu enthalten scheint. Die wiifsrige L6sung des durch Aether hervorge- brachten Niederschlages wird durch Bleizucker nicht , wohl

1) T i e d e m r n n und G m e l i a , die Verdruuog nrch Vcrsucheo. Zwcite Aollagc, BJ. 11, S. 143.

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aber i n reichlicher Menge durclt Bleiessig gcfallt. Wircl der so erhaltene Bleiuiederschlag durch Schnefelwasserstoff zersetzt uiid die Fliisafgkcit abtiltrirt und verdampft, so lbst sich der Ruckstand griifstentheils in warlneni Wasser auf, beiin Erknlten aber schcidet sich cine m i k e Sub- stanz wolliig nb u!id setzt sich langsam zu Bodea. Deli in kalteni Wasser leicht lirslichen Korper erlillrten Tie- d em a 11 n und G in c I i n fur Pihromel. hufserdcln wollten sic durch iluskochen des Schwefelbleiniederschlages init Wasser norli Galleriharz gewonnen haben. Die Untersu- chung der Asche dcr Gansegalle ergab vorzugsweise Na- troiiverbindun~ei~.

Nachdeiu d u d ; S t r e c k e r f s ausgezeichiietc Arbeit uber die Ochseogalle und die von ihrn in Gemeinschaft init G u n - d e l a c h uutcruoininenen Untersuchung der Schweinegalle die Nntur jenes wichtigcn thierischcn Sekretes aufgeklart und zugleich der Sachwcis gefiihrt worden war, dafs die Gallcn verschiedeuer Thiere ilirer Zusaminensetzung nach verschiedene Bestandtheile elithalten, welche jcdocli in der Art ihrer Zerleguog grofse hehnlichkciten zeigen , unter- nahm M a r s s o n I ) eine neuc Untersuchung der Gansegalle, tvelcbe i h n in dereelben cine eigenthiirnliche schwefelhaltige S:iure rerinutbcn l ick, fur die er den Nainen 1) Chenocho- Iinsaurc (8 vorschlug, Zn diescr Aiinahme hewog ihn die rhonihisch- tafelfbrinige Krystallgestnlt des ails der alkoho- Iischci; 1,iisung durch Aether gefallteu Natronsalzm der Saurc, der grofse Schwefelgehalt desselben iind einige ei- gentliumliche Ilcactioneii, z. B. die Falluag durch Salzssure, Chlorbaryuni rind Chlarcalcium. I)ie eleaientare Zusam- lnensetzuiig verinochte Ma r s s o n indesseii nicht zii emit- teln, da die einc angestellte Elemciitaranalyse zu keiner Formel fuhrtc.

Diircli Vermittelung von Frau L) a h 11 e r t in Riigenwalde und Fran B a u e r in Stolp gelang es uns, einer grokeren Mengc von Gansegalle habliaft zu werdeii, znar nicht der ganzen Gallcnblaseii, sondern' nur des Inhaltes derselben, 1 ) Arch iv der Pliarrnacie 2. Reilie Tld. 58, S . 138.*

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welcher behufs besserer Conservining mit sterkem Alkohol verinischt morden war. In Folge davon hatte sich schon der grofste Thcil dcs Gallenschleims abgeschieden. Zu seiner vollstsndigen Entfernung wurde iiocli vie1 sehr starker Alko- hol zugesetzt, die LBsung danu von dein flockigen Nieder- schlage abfiltrirt und iin Wasserbade mi)glicbst zur Trockne verdampft. Die ziirlickbleibende braune Masse wurde gcpul- vert, wobei der fliegende Staub die Respirationsorgane sehr heftig afficirte, und das Pulver in einer wohl verschlossenen trocknen Flasche niit absolutem Alkohol geschiitteh. Der grofste Tlicil liiste sich nuf und nur etwas Schleini und Farb- stoff blieben zuriick. Die braune alkoholische Ilbsring wurde durch Aetherzusatz pflasterartig gefdlt, der Niederschlag in Alkohol geloist und aberinals durch Aether abgeschieden.

Die vcreinigten atherisclien Fliissigkeiteii hintrrliefsen heiin Verdunsten ein goldgelbes Oel, in welcheni conceii- trisch gruppirtc Nadeln cines krystallinischera Korpers be- merkbnr waren. Da diese sich durch Wasser nicht auszie- hen lieken, suchten wir sic durch Aufbsung des Fettes iw Chloroform und SchmefcIkohlenstoff zu gewiniien. hdessen vcrgeblicli, deiin beidc Fliissigkeiteii lasten aurli die Kry- stalle, IV elclrc iiamciitlich BUS dcr Chloroformli)sung sehr schiiii anschossen. Kur durch wiederholtes Abpressen zwi- scheii Fliel'spapicr, wobei die olige Masse i n dasselbe eiu- drang, und durcli mehrinaliges Uinkrystallisiren BUS Aether gelang es uus, sic zieinlich rein von Ileitiiengungen zu el-- halten. Sic stellten so eine schnecweike, etwas verfilzte seidenglanzende Krystallinasse dar. In siedcndeni Wasser schmolzen sic sofort und erstarrteii beiin Erkalten wiederurn krystallinisch, oline gelfist zu wcrden. Kochetide I<alilaugc veranderte sie ebenso wenig, wie ChlorwasserstoffsPiire. Die alkoholische Liisung reagirte vollkoinmen neutral. Die Quantitiit dieser Substaiiz war so gering, dafs wcitere Ver- suche dainit nicht angestellt werden konnten. Natiirlich inukte aucli die 7,usa1ii1neiisetzuiig unermittclt bleiben.

Das beim Abpresseii dieser Krystalle in das Papier ein- gedrungene .Oel wurde durch Aether wieder ausgezogen

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und derselbe darauf verdunstet. Kalilauge verseifte beim Kochen den gelben bligen Riickstand leicht und vollkommen. Nach dern Abheben der Seife wurde sie mit Wasser tiber- gossen. Sie loste sich in einer kleinen Quantittit desselben vollkommen klar auf. Ilurch Zusatz voii Schwefelsiiure wur- den die Fettsauren fur sich abgeschieden und bildeten ein gelbliches Oel. Mit Baryt lids sich eine in Wasser unlfisliche Verbindung darstellen. Die bei der ersten Verseifling ent- standene kalihaltige Fliissigkeit neutralisirteu wir mit Schwe- felslure, dampften zur Trockne ein und behandelten init absolutem Alkohol. Nach dem Verdunsten desselben blieb eine dicke, gelbliche, in Wasser 1i)sliche Fliissigkeit zu- riick, welche sowohl am Geschmack als aticb durch die Entwicklung von Acrolein bei der trocknen Destillation als Glycerin sicher erkaimt wurde. Die Gtinsegalle ent- hd t also Glyceride fliissiger Fettsauren.

Der d u d Aether in der alkoholischen Liisung der Galle hervorgebrachte Niederschlag wurde im Wasserbade zur Trockne gebracht, was sehr schwer und nur durch fortwahrendes Umriihren gelang ; der Riickstand wurde wie- der in absolutein Alkohol gelbst und init frisch ausgegluh- ter Thierkohle behandelt. Eine vollstiindige Entfarbung war trotz mehrfacher Versuche nicht zu erreichen. Eiii Theil der gelb gefiirbten Lbsung wurde darauf durch was- serhahigen Aether gefallt und einige Tage lang sich selbst fiberlassen. Es hatte sich der amorphe, weiche Niederschlag in eine krystallinische Masse verwandelt. Die Krystalle waren kleine rhombische Tafelii, wie sie M a r s s o n schorl beobachtete, von einem Durchmesser bis zu eiuer halben Lillie. An der Luft zerflossen sie sehr schnell. Diese rhornbischen Tafeln , welche M a r s s o n als das Natrousalz der Chenocholinsaure betrachtete, sind indessen nicht die einzigen Krystalle, welche sich bei langerem Stehen des gtherischen Niederschlages bilden. Hoch iiber demselben. an den Wanden des Glasgefafses setzen sieh namlich aus der alkoholisch-atherischen Fliissigkeit concentrisch grup- pirte, sehr diinne, bis einen Viertelzoll lang werdende,

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weiLe Nadeln an, deren Substanz in der Fliissigkeit somit e t w s lsslich zu seyn scheint. Die Aiizahl dieser Krystalle war so gering, dafs damit kein auderer Versuch angeetellt werden konnte, als der den Nachweis fiihrende, dafs sie eiue organische Saure und eiiie feuerfeste Basis enthalteo. Leiztere blieb nach dem Verbrenuen geschmolzen zuriick und reagirte, init ciuem Tropfen Wasser befeuchtet, stark alkalisch. Beide Salze, sowohl das rhombisch tafelfbrmigc a h das iiadelfirnnige, sind in Wasser sehr leicht loslich.

Mit der wasserigen LiSsung eiues Theiles der Gallensub- staiiz stellten wir einige qualitative Versuche an.

Durch Essigsaure uud Weiosteinszure nicht, wohl aber durch Salzslure wird die Galleiisawe flockig abgeschieden. Indessen ist sie nur in einem Ueberschusse des letztereu. Reagens unl6slich. 1st dieser entfernt , so verschwindet der gebildete Niederschlag bei Zusatz von reinem Wasser so fort.

Neutrales essigsaures Blei bringt keinen Niederschlag hervor. Nacli llngerer Zeit erst, schneller beim Kochen, eiitsteht eiue geringe Trubung, welche sich flockig zu Bo- den setzt.

Basisch essigsaures Bleioxyd dagegen briugt sogleich eine starke pflasterartige Fdluog hervor. Der NiederRchlag ist in Alkohol etwas hslich.

Chlorbarium und Chlorcalciuin gaben weifse, in Wasser nicht, wohl aber in Alkohol lbsliche flockige Niederschlgge.

Schwefelsaurc Magnesia hllt nichts. Erst auf Zusatz yon etwas Amlnouiak entsteht ein weifser flockiger, in Sal- miaklirsung wieder vcrschwindender Niederschlag.

Das braune, durch Eisenchlorid gefallte Eisensalz ist leicht lbslich in Alkohol, aus welchem es durch Wassenu- satz wieder abgeschieden wird. Ebenso verhkilt sich das weifsliche Manganoxydulsalz.

Essigsaures Kupferoxyd und salpetersaures Silberoxyd bringen keine Niederschllge hervor, ebensowenig Queck- silberchlorid, wahrend salpetersaures Quecksilberoxyd eine mit der Zeit zunehineiide Trlibung vernrsacht.

Behuf6 der Bestimnmng der Ascheiibestandtheile wurde eine kleinere Quantitat Gallensubstanz nach m6glichstem vorherigen Austrockuen verbrannt. Sie wird dabei zuerst ziemlich diinnfliissig und schaumt stark auf. In Folge davon bleibt eine porbse Kohle iibrig, welche ziemlich schwer ver- brennt. Die farblose alkalisch reagirende Asche bleibt iu geschmolzenelu Zustande zuruck. Sic besteht zuineist aus schwefelsaurem Natron, enthalt aber auch noch etwas Chlor iiud eiiie nicht unbetrlchtliche Menge Kali.

Um das vorhandene Chlornatrium uiid woinBglich auch das Kali zu entfernen, liahmen wir die von S t r e c k e r Iind G u n d e l a c h bereits angewendete Kcinigung des Gallensal- zes mit vollkommen iieutralem schwefelsauren Natron vor. Eine cuucentrirte wasserige Lhung des ersteren wird durch eine eben solche des Glalibersalzes in Gestalt zahflussiger Tropfeu zerfiillt, welche nach eioiepn Tageu fester wcrden, iiidesseii dorli nicht vollstzndig erhzrteu. Diese Fallung und inehrtiigige Digestion wurde noch einige Male wiederholt, das Galleiisalz darauf iin Wasserbade viillig getrocknet uud init absoluteui illkohol ausgezogen. Es konnten nun weder Chlor nocb Schwefelslure in der Liisung nachgewiesen werden. Beim Verdaiiipfen blieb das Gallensalz als hellgelbe ainorphe Masse zuriick, welche nach der Falluug der. alkoliolischeu Ldsuug durch Aether wiederum zu den cliarakteristischen rhombischen Tafelu wurde, wzhrend sich keine Spur der concentrisch gruppirten lVndelii inehr zeigte, von welchea daher wohl anzuiiehuien ist, dafs sie das Kalisalz der Ganse- gallenslure warcn, welches sicli jedenfalls init dein schwe- felsauren Natron i n das Natronsalz uud scliwefelsaures Kali uingesetzt hatte. Diese Ansicht fiudet durch die Abwesen- heit des Kalis in der Asche der so gereiuigten Subslanz ihre Beststigung.

Zur Ausfiihrung von Elementaranalysen wurde das reine Gallensalz im Luftbade bei 100 bis l l O o getrockuet. SO laiige nocli Wasser entwich, war die Masse weicli und bla- sig, nach deui vollstandigeii Austrocknen aber bildete sie

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eioe spr8de, lockere, leiclit zerreibbare Masse, deren frisch bereitetes Pulver hfichst elektrisch war.

Die Kohlensfoff - uud Wasserstoffbestiinmung der in einem Platinschiffchen befindlichen Subslanz wurde durcb Verbrenilen im Sauerstoffstroin init einer Mischung von Kup- feroxyd uad Bleionyd und vorgelegten blankcn Kupfer- spBhnen vorgeno~n~nen. Als die Aualysen I bis 1V auf dicse Weise lingst ausgefiihrt waren, inachte L in ip r i ch t ' ) darauf aufinerksani , dafs gliibendes Kupfer die Kohlenshre tlieil- weisc zu Kohlcnoxyd redncire. Ehe noch L a u t e in a n n iiachwies *), dafs nur fein vertheiltes Kupfer, nicht abcr feste SpShne dieses Metalles jene Keductioii hervorzubringeri im Stande seyen, unteriiahmen wir cine Controlverbrennung, welche so eingerichtet war, dafs die blanken IhpferspBhne im Verbrennungsrohre zwisclien zwei Kupferoxydlagen ein- geschlossen waren, so dafs sicli das gebildete Kohlenosyd wiedcr zu Kohleusaure hlttc oxydiren miissen. Die Ergeb- nisse diescr Analyse V stiiniuen iibrigens mit denen ron I his IV fast genou iibcrein, so dafs schoii daraus hervor- ging, dais eiiie solche Reduction durch die gliihcnden Kup- ferspahne nicht liatte erfolgen k8nnen.

Die Kolile im Platinschiffcheo war nie ganz vollstandig verbrennbar, da sie yon der geschinolzeiien, atis schwefel- saurcin Natron bestehrnden Asclre mnschlossen und so der Sauerstoffeinwirkung eiitzogen wurde. Der Inhalt des Pla- tiiischiffchenv wurde dcslialb init Wasser nuf eiu gewogenes Filter gebracht, die Kolile dort gut ausgewascben, das Ganze getrocknet und gewogen. I)as ganze Uebergewicht kam iiidessen nicht deli1 Kohlenstoff zu. Nach dein Verbrenilen des Filters war n%rnlich die Aschenmenge stels grirfser als das Gewicht dcr Filterasche scyn konnte, jcdenfalls in Folge davon, dafs die Kohle nocli etwas Satronsalz zuruckgehalten hatte. Die Menge des Kohlenstoffs wurde Jedesinal darcli Subtraction dcs Asclienmehr;;ewic.Iites von dein zuerst crhal- tenen Uebergewichte leicht berechuct.

1 ) Aou. d. C b c t ~ . II P ~ I ~ I I I . Od. C V l l l , S 46. 2 ) .Inti. d. CIitru. 11. Pilarrn. n d . CIX, S . 301.

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I. 0,1663 Grm. Substanz gaben 0,1338 Gnn. Wasser = 0,01487 Grin. Wasserstoff oder 8,9L Proc. uiid 0,3630 Gnn. Kohlensaure = 0,0990 Grm. Kohlenstoff, wozu noch 0,0003 Grin. an nachgewogenem Kohlenstoff kommen; in Summa also 0,0993 Grin. oder 59,7l Proc.

0,2727 Grm. Substauz gabeii 0,2128 Grm. Wasser z: 0,02364 G m . Wasserstoff = 8,67 Proc. und 0,5947 Grm. Kohlensaure = 0,1621 9 Grin. Kohlenstoff, dazu an nachge- wogenem KoliIenstoff 0,0005 Grin. ; im Ganzen also 0,18269 Grm oder 59,66 Proc.

0,1841 Grm. Substanz lieferten 0,1431 Grm. Wasser = 0,0159 Grm. Wasserstoff oder 8,64 Proc., und 0,4011 Grm. Kohlenseure = 0,1094 Grm. Kohlenstoff; dazu an nachgewogenem Kohlenstoff 0,0006 Grm., in Summa also 0,1100 Grm. oder 59,75 Proc.

0,1921 Grm. Substauz gaben 0,1516 Grm. Wasser = 0,01684 Grm. Wasserstoff oder 6,77 Proc. , rind 0,4203 Gnn. Kohlens8ure = 0,11.463 Grm. Kohlenstoff, dazu noch 0,0003 Grm.; im Ganzen also 0,11483 Grm. Kohlenstoff oder 59,78 Proc.

0,2158 Grin. Substanz gaben 0,1690 Grm. Wasser = 0,01878 Grm. Wasserstoff oder 8,70 Yroc. und 0,4721 Grm. Kohlenssure = 0,12875 Gm. Kohlenstoff, dazu noch 0,0001 Grni.; iin Ganzcn also an Kohlenstoff 0,1288G Grin. oder 59,71 Proc.

Der Stickstoff wurde nach der Methode voii Wi 1 I und V a r r e n t r a p p bestimmt, und zwar als Platinsalmiak auf ge- wogenem Filter.

VI. 0,2657 Grm. Substauz gaben 0,1682 Grin. I’latiii- salmia-k , woraus sich der Stickstoffgehalt zu 0,01056 Grm. 497 Proc. berechnet.

VII. 0,3932 Grm. Substanz gaben 0,2486 Grin. Platin- saliniak = 0,01561 Grin. Stickstoff oder 3,97 Proc.

Die Ennittelung des Schwefelgehaltes geschah nach der von eineln von rins angegebenen Methode ).

VIII. Es lieferteu 0,6167 Grin. Substanz 0,2571 Grm.

11.

111.

IV.

V.

I ) Pogg. Ann. Bd. I.XXXV, S 424.

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schwefelsauren Baryt; woraus sich der Gehalt an Schwefel zu 0,03541 Grm. oder 5,71 Proc. berechnet.

Zur Bestimmung der Aschenmenge wurde das Salz iin Platintiegel bis zum Verbrennen aller Kohle bei Luftzutritt gegliiht, Schwefelslure hinzugesetzt und nach Vejagung des Ueberscliusses durch Gliihen gewogen.

IX. 0,8846 Grm. Substanz hinterlieten 0,1107 G m . schwefelsaures Natron = 0,04815 Gm. Natron oder 5,48 Proc.

X. 0,7769 Gnn. hinterliefsen 0,0998Grm. schwefelsaures Natron = 0,04368 Grm. Natron oder 5,63 Proc.

Die Resultate der Analyse stellen sich danach folgen- dermafsen :

Das Salz enthllt in 100 Theilen:

1 11 I11 1v v VI Kohlenstoff = 59,71 59,66 59,75 59,78 59,71 - Wasserstoff = 8,94 8,67 €461 8,77 8,70 - Stickstoff = - - - - - 3)97 Schwefel = - - - - - - Sauerstoff = - - - - - - N a t r o n = - -

vir ViIl IX X Miitel

Kohlenstoff = - - - - 59,72 Wasserstoff = - - - - 8,74

- - - -

Stickstoff = 3,97 - - - 397 Schwefel = - 5,74 - - 5,74 Sauerstoff = - - - - I6,28 Natron - - - 5,4S 5,63 5,55 -

100,00.

Aus diesen Zahlen kann eirre Formel fur die in dem analyeirten Salze enthaltene Saure nicht abgeleitet werden, ebenso weuig wie $1 a rss on nach deu Resultaten seiner Analysen dam im Stande war. Dieselben stimmen iibrigeas uicht zu den unserigen, wahrscheinlich weil er die Galle nicht init schwefelsaurein Natron hehandelt rind abo eine weniger reine Subdanz angewendet hatte.

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Er fand in 100 Theilen Gallensalz Kohlenstoff = 57,19 Wasserstoff = 8,39 Stickstoff = 349 Schwefel = 6,31 Sauerstoff = 19,82

= 4,m l (10 ,OO

Natron _-

Dafs iibrigeus auch wir es uicht iiiit einer vollkoinmeii reinen Substanz zu thun hatten, ging aufser ails dcr gelbeii F l rbung noch daraus liervor, dafs die wlsserige Liisuiig des Gallensalzes mit neutralein essigsaurein Bleioxyd nacli eini- gein Stelien noch iiiiiner eineii geriugeii Niedcrscblag gab. Da die Edahrung iibrigens gelehrt hat, dafs die schwefeltial- tigeii Galleiisaiireo uberhaupt nicht ganz von den schwefcl- freieii Sauren bcfreit werdeii liiinnen, so stelltcii auch wir, uni (Ins Material zu schouen, keine weiterru Reiiiigiingsver- suche an , sondern scliritten sogleicli ziir Zerlegung der Slure.

Nach einein Vorvcrsuche init geringrr Menge dcr Sab- stanz, wclcher ergah, dafs die Giiiisegnllcns~urr dirrch kin- gcres Kochrii init Baryt, n-obei iin Aiifnngc eiii deutlicher Ainiii o ni ak geru cli a u f t ri 1 t, i n ciii e ucue, ci gc lit l iuii i I i ch e Sa I I rc: und eine krystallinische, dem Tauriri :ihnliclie schrvefelhnl- tigc Vcrbintlung zcrlegt wird, unlrrwarfen wir eiuc griifscre QuanWit der Zcrsetziiug durch Barythydret.

Zu diescin Zweck, und uin die Gegeiiwart VOLI Alkali- salzen Inbglichst zu vermeiden, lilsten wir die ails dcr alkoho- lischen Liisiing durch Fdlung niit Arther gereiiiigte Gnllen- substanz in Wasser auf wid falltcn niit basisch essigsaurein Hleioxyd. Uer pflasterartige Niederschlag wurde Iniigliclist ausgcwaschen und in Alkohol gebracht. In diesem loste er sich nur wenig, erhartete aber so, dafs cr zerkleinert uiid in der Flussigkeit aufgeschlAiiimt werdcn kounte. Es wurde darauf Scliwefelwasserstoffgas his z u viilliger Zer- setzung hindurch geleitet, und die alkoholische Losung der Slore voni Scliwefelbleiriiederschlage durcii Filtration ge-

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treuiit. Iiii Wasserbade zur Trockne verdampft, blieb eine weichc, briiunliche Masse, die Siiure, zuriick. Beim Ueber- giefssen init Wasser l h t e sie sich ZULU gr6fsten Thcile darin auf, hinterliet aber cine weibe, perlinutterglanzeiide Sub- stanz in sehr geringer Quantitiit, auf welche wir spater zu- ruck kornmeii werden. Jedenfalls ist es dieselbe, welclie schoii T i e d e m a n n und G m e l i n beobachteten.

Die wGsserige Gallenstiure reagirte entschiedeii sauer. Mit Barytwasser versetzt, gab sie einen starken, dichtcii Eiederschlag. Nach Zusatz eines grofsen Ueberschusses voii Barythydrat wurde das Gauze in einein mit langern Con- densatioiisrohre versehenen Kolben 36 Stundeu lang im Kochen erlialten, wobei der Niederschlag mehr und rnehr eine feinkornigc Beschaffenheit annahm. Nach dein Erkalten wurde das uberschussige Barythydrat, welches sieh krystal- linisch abgesetzt hattc, in Wasser geliist uud filtrirt. In dem auf dein Filter zuriickgeldiebeiieii Xederscblage mufste die dwch Spaltung entstaudene Siiure, i n der Fliissigkeit dagegen das Taurin oder eiii diesem ahnlicher Karpcr ent- halten seyvii.

Zur Entferiiung des Baryts wurde Kohlensiiure drircb die Flussigkeit geleitet, die wjisserige Liisung voii dein niederge- schlagenen kol~leusauren Baryt abfiltrirt uiid zur Trockne verduustet. Es hlieb eine gelbliche krystallinische Masse zuriick, welclie sich in Wasser zum giifsteii Theile liiste. Bas Uiilbsliche war kohlensaurer Haryt. Der Verdani- pfungsriickstand der masserigeii Fliissigkeit bestand fast voll- standig aus farblosen, durch eine gelbc zahe .Lu C b stain ver- unreinigttm Krystallen. Die Massc wurde zrrnachst mit salz- slurelialtigcm Alkohol ubcrgosseo, urn so vielleicht vorhaii- d e w s Glycocoll zii 16sen. In der That blieben nach dem Verduiisteii dcs Alkohols auf einein Uhrglase Ieine verfilzte Nadelii, jedenfalls salzsaures Glycoroll , zuruck ; freilich in so gcringer illengc, dafs an eiiie 118liere Untersuchnng nicht zii deiiketi war.

1)en in salzsaureha~tigem Alkohol iiiilbslicheii Theil der Krystalliiiasse erhielteii wir durch iiiehrinaliges UmkrystaHi-

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sireu vbllig farblos. Die Gestalt der znm Theil sehr schBn ausgcbildeten Krystalle war vollstandig die des Taurins. Obgleich danach die Identitat des vie1 Schwefel enthalten- den KUrpers mit dem Taurin zweifellos war, stellten wir doch, zur vollstandigen Sicherung, zwei Kohlenstoff - und Wasscrstoffbestimmungen an.

0,3465 Grm. der trockenen Substanz lieferten beim Verbrennen im Sauerstoffstrome mit einem Gemisch von Kupferoxyd und Bleioxyd und vorgelegten blanken Kupfer- splhnen 0,182G Gm. Wasser = 0,02029 Grm. Wasserstoff oder 5,86 Proc. und 0,2451 Grm. Kohlensaure = 0,066845 Grm. Kohlenstoff oder 19,29 Proc. Das Platioschiffchen, in welchem die Substanz verbrannt worden war, batte das- selbe Gewicht wie vorher. Die Substanz war also VOII

Asche frei. 11. 0,2232 Grm. Substanz gaben 0,1143 Grm. Wasser

= 0,0127 Grm. Wasserstoff oder 5,69Proc. und 0,157 I Grm. Kohlens8ure = 0,012845 Grin. Kohlenstoff oder 19,20Proc.

Die analysirten Krystalle waren hiernach wirklicb Taurin.

Gefunden

I.

I 11 Berechnet Kohlenstoff 19,29 19,20 19,20 Wasserstoff 6,86 5,69 5,60

Eine Schwefel- und Stickstoffbestimmung baben wir als unntithig nicht gemacht, urn so mehr, da die noch vorhan- dene Menge Taurin dazu kaum ausgereicht baben wiirde.

Das auf dem Filter gesammelte Barytsalz wurde nach vollsandigem Auswaschen durch Chlorwasserstoffslure zer- setzt. Hiebei schied sich die Saure flockig aus, wurde auf dcm Filter init Wasser ausgewaschen, zwischen Papier ab- geprefst und in starkem Alkohol ge1i)st. Beim langsamen Verdunsten desselben trat Krystallisation nicht ein , son- dern die SWre blieb hanig und von gelblicher Farbe zuriick. In Wasser luste sie sich nicht, wohl aber in Al- kohol und Aether. Da sie trotz wiederholten Lliseno in absolatem Alkobol, Verdampfen desselben und lnehrfacher

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Behandlung init Wasser noch etwas Stickstoff enthielt, von unzersetzter Gallensliure also nicht vollstiiiidig frei war, m r d e sie noch einmal an Baryt gebunden und einen Tag lang mit einein Ueberschufs dessclben gekocht. Auf die- selbe Weise wie frtiher abgeschieden und gereinigt, ent- wickelte sic indefs beim Erbitzen mit frisch ausgegluhtem Natronkalk noch inimer etwas Ammoniak. Sie wurde daher mit vie1 Kalilauge versetzt und noch sechs Stunden lang im Kochen erhdten. Beim Erkalten schied sich das Kati- salz aus der in der Warme durchsichtigen Lbsung ab, wurde aber nach dem Entfernen der Kalilauge von Wasser leicht aufgenommen.

Durch Chlomasserstoffsanre unlbslih abgescbieden, wurde die S a r e auf dem Filtruln gesammelt, mit Wasser wohl ausgewaschen, abgeprefst, getrocknet und in absoluteni Alkohol gelbst. Beiin Eiudantpfen dcr Lbsung blieb sie wiederum a h harzige hellgeblich gefarbte Masse zuriick, welche nun frei von Stickstoff war und auf dem Platinblech ohne Riickstand verbrannte. Weder durch laugsaines Ver- duusten der alkoholischen oder atlierischeii Lbsimg, noch auch durch Niederschlagen verniittelst Wasser war sie kry- s tah isch zu erhaltcu. In letztcreni Falle scbied sip, sich vbllig amorph ab und setzte sich grBEstentheils zii Boden, nie aber vollstendig, denn selbst nach monatelangem Stehen der Fliissigkeit blieb stets noch ein Theil aufserst fein sus- pendirt. Nur einmal gelang es UDS, die Sliure krystallinisch zu crhalten, und zwar als wir die alkoholische Lbsung, ohne eine Spur der Saure niederzuschlagen, aiit Wasser verdlinn- ten uud mehrere Wochen lang sich selbst iiberliefsen. Die Form der Krystalle war aber nicht vollstandig deutlich zu erkennen, doch schien sie eiu kurzes, an den Enden man- nichfaltig abgestulnpftes Prisma zu seyn. In alkobolischer Lbsung reagirt sie sauer wid giebt lnit Zucker und Schwe- felsaure die blutrothe fur die Gallendwen charakteristische Fabung. Bei 10Qo getrocknet erweichte sie zuniichst, wurde aber nach Entfernuug des Wassers fest und zer- reibbar. Das frisch bereitete Pulver war im hbchsten Grade

560

elektrisch. Zwei dainit angestellte Elementaranalyeen hatten folgende Resultate.

I. 0,1942 Grin. licferten beim Verbrennen 0,1772 Grm. Wasser = 0,019689 Grin. Wasserstoff oder 10,14 I’roc. und 0,5370 Grm. Kohlensaure = 0,14645 Grm. Kohlenstoff oder 75,41 Proc.

0,1694 Grm. Substanz gaben 0,1528 Grm. Wasser, = 0,016978 Gnn. Wasserstoff oder 10,02 Proc. und 0,467 I Gnn. Kohlensaure = 0,12739 Grm. Kohlenstoff oder 75,20 Proc.

Die analysirte S u r e , auf dieselbe Weise gebildet wie die Cholalsaure aus der Taurocholsaure, ist weder mit die- ser, iioch mit der Hyocholalslure identisch. Schou ihr in nianchdn Beziehungen abweichendes Verhalten , ja selbst die Krystallfonn des NatronsaIzes der ursyriiiiglichen Glnse- gallensaure liefsen eiiie Verscbiedenheit vermuthen, und die AiiaIyse bestatigt es vollkommen. Die gefundenen analy- tischen Ergebnissc liegen sehr weit von den fiir die Cho- lalsiiure v0u S t r e c k e r gefundencn ab , namentlich jst der Kohlenstoffgehalt vie1 grtiker, der Snuerstoffgehalt dagegen vie1 kleiuer als bei der Cholalsaure. Sclion naher stehcii die fiir die Hyocholalsaure nacli S t r e c k e r ’ s und G u i i d e - 1 a ch’s Formel berechneten Zahlen. Die Hyocholalsaure entlialt, als C,,H,,O,, in 100 Tlieilen

Kohlenstoff 74:26 Wasserstoff 9,90 Sarierstoff 15,H.C

11.

- 100,00.

Der Kohlcnstoffgehalt der von uus analpsirten Substanz ist no& um etwa 1 Proc. hdher, das Atomgemicht dersel- ben also vennuthlich grbfser als das der Hyocholaldure. Vollstiindig geiiau stiinmen iibrigens die von uns erhalte- neii Zahlen zu keiner Forinel, doch liegen sic in der Mitte zwiscben zwei nur wenig von einander verschiedenen, zwi- schen C, ,H, ,O, und C , , H , , O , .

561

Dcr Kohlenstolfgelralt unserer Saure, welche am besten als Chenocholulsaure zu bezeichnen ist, stirnuit lnehr ziv ersteren, der Wasserstoffgehalt dagegen besser zur zweiten Fonncl. Es ist hieriiach nicht sicher zii entscbeiden, welctie von beideii der Chenocholalsaure zukoinmt. Vollstandig rein war sic iiicht. Sie enthielt uoch cine gelblich farbeude freinde Substanz. Der fur die erste Formel uiu 0,29 Proc. zu hobe Wasserstoffgehalt indesscn nahm uns yon Aufang a n mehr fur die Formel C,,H,,O, cia, welclie sich von der HyocholalsYure urn ein Nehr von C, IT+ unterscheidet.

Die Chenocholalsaure l6st sich in kalter concentrirter Kalilauge uicht auf, vercinigt sich aber doch , iiamentlicli beiiii Erwarnien, init der Basis. Sohald die Lauge abge- gossen ist, wird das Kalisalz lejclit voii reineui Wasser auf- genonimen. Uin es von eiiiein Ucberschufs an Kali voll- stiindig i u reinigcn, leit~teii wir durch die Liisung eineu Kohlcnsaurestiom bis alles Alkal i iu kohlensaures Salz uber- gcfiihrt mar, dampften zur Trockne ein und lOsteli das chc- nocholalsaure Kali in absolutein Alkohol. Nach dem Ver- dunsteu blieb es als ainorphe, Illare Masse zuriick. Aus der akoliolischen Lijsung wird es durcli Aether gefallt, setzt sich aber auch hier nicht krystalliniscb, sonclern als zahe, durchsichtigc Masse ab. Die wasserige und alkoholische L6sung werden durch Kohlensaure getriibt , letztere durch die Fzllupg von kohlerisaurein Kali. O b sich dab4 ein saures KaIisalz bildet, habcu wir nicht annitteln kiinnen.

kus dem,Kalisalz stellten wir durch doppelte Zersetzung mit Chlorbaryuin den chenocholalsuuren Earyt dar. Er fgllt als fl6ekige Masse zu Boden, welclie auf dein Filter gesam-

Poggendorff’s Anoal. nd. CVIII. 36

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iiielt und mil Wasser ausgewaschen werden kann. Nacli dein Trocknen losten wir iliii in absolutein Alkoliol uod fdltcii durch Aethcr. Es gelang uns, auf diese Weise kleine, w i l e , nadelforlnigc Krystalle von starkem Glasglanz zu erhalten. In Wnsser ist das Salz nur sehr schwer loslich, vie1 leichter dagegen in Alkohol. Beide Losungcn werderi durch Kohlensaure unter Bildung yon kohlensaurem Baryt ursetzt.

Bci stlrkerem Erhitzen scliinilzt das Salz, blaht sich unter Schwanhng auf und verbrennt rnit stark rukender Flainme, wahrend kohlensaurer Baryt zurGckbleibt.

Das Salz wurde bei looo vollstiindig getrocknet und in einem Platius&iffchcn im Sauerstoffstronie verbrannt. Wah- rend der ersten hnalyse stieg eiti Theil der aufschaumenden Masse aus dein Platinschiffchen heraus und blieb an deli Wandungen des Verbrcnnuiigsrohres sitzeii. I n Folgc da- uon war die Barytbestiinmung unbrauchbar ulid auch der Kolilenstoffgehalt fie1 iiatiirlich etwas zu niedrig aus.

0,1465 Gnu. Substanz gaben 0,l I l l -Gnn. Wasser = 0,012344 Gmi. Wasserstoff oder 8,43 Proc. und 0,3413 Gnn. Kohlensaure. Hierzu kolninen aus 0,0266 Gnn. koh- lensaurem Baryt noch O,OO600 Grm. Kohlenslure, in Sutnnfa also 0,3473 Grin. = 0,09472 Grin. Kohlenstoff oder 6466 Proc.

11. 0,1564 Gnn. Substanz gaben 0,1192. Grm. Wasser 0,01324 G m . Wasserstoff oder 8,47 Proc. und 0,3642 Proc. Kohlenslure, zu welcher, ails 0,031 5 kohlensaurem Baryt, noch 0,00704 Grm. Kohlensaure hinzukommen; im Ganzeu also 0,37124 Gnn. = 0,10125 Gnn. Kohlenstoff oder 65,74 Proc. wid endlich 0,02446 Grm. Baryt = 15,64 Proc.

Aufserdem unternehmen wir noch eine Barytbestiinmung durch Verbrenilen einer spater bereiteten Portiou des kry- stallisirten Salzes im Platintiegel.

111. 0,1820 Grm. Substanz gaben 0,0357 G m . kohlen- saurem Baryt = 0,02773 Grm. Baryt oder 15,15 Proc

Zur Vergleichnng der gefundenen Werthe riiit den fur die beiden oben als mbglicherweise passeiid bezeichneten

I.

563

Formeln berechiletell Zahlen diene folgende vergleichende Uebersicht ;

Bererlinct fiir Gefuoden --- C,,H, ,BsO, C B 4 S 4 , B a 0 , I I1 I11 Mittel

C 65,13 64,86 61,66 64,74 - 64,70 H 8,24 S,61 8,43 8,47 - 8,45 0 11,26 11,21 - 11,16 - 11,46

15,64 15,15 15,39 BaO 15,37 15,32 - - -- _. - ___ - - 100,oo lO0,OO 100,00 100,oo

Da besondere Sorgfalt aiif die Wasserstoffbestimmun- gen verwendet worden war, so bleibt wohl kein Zweifel an der Richtigkeit der Formel C, B,, Ba 0, fur den che- nocholalsaureu Baryt und C,, a,, 0, fur die Chenoeho- lalshre.

Dieselbe ist also der Hyocholalsaure homolog und un- terscheidct sich von dieser durch cin Plus von C, El,.

Unter der Aunahme, dafs die Gansegallensaure, welche wir statt des VOII Ma r ss o 11 vorgeschlagenen Namens 88 Che- nocholinsaure (1, welchen sie iuit der schwefelfreien Hyocho- linsaure zusamlnenstellen wiirde , Tuurochenocholsuure zu benennen vorschlagen, sich unter denselben VorgPngen in Taurin und ChenocholalsZure spalte, wie d i e t S t r e c k e r ftir die Choleiiislure oder Taurocholsaure voraussetzt, so mufs ihre Zusammcusetzung durch die Formel C, R4 3 S, 0, ausgcdriickt werden, da

ist. c , y u,, RSt 0, + 2 H 0 = c, 4 w,, 0, + C,H: XS, 0,

C , , % , N a ~ S 2 0 , 2 Das Natronsalz der Taurochenocholsaure

verlangt C, , = 348 = 62,03 El,, = 48 = 8,56 P4 = 14 = 2,50 S ? = 32 = 5,70 O , , = 88 = 15,69 N a O = 31 = 5,52

561 lO0,OO -

36 *

564

Mit den fur das taurochenocholsaure Nalron gefundenen procentischen Werthen verglichen, zeigte sicli hier ciii zit

hohcr Kohlenstoffgehalt, wiihreud die fur den Stickstoff be- rechnete Zalil niedriger als die gefundene ist. Letzteres er- kliirt sich daraus, dafs durch die Reiiiigung mit schwcfel- saurem Natron im Gallensalze vorliandenes Ammouiumoxyd- salz nicht zersetzt merden konntc und der voti dieseni her- riihrende Stickstoff also nicht entfernt worden ist. Fur den um etwas mehr als 2 Proc. zu niedrigen Kohlenstoffgehalt indessen geuiigt diese Erkliirung durcii das Vorhaudensqn anderer, kohlenstoffarrnerer Verunreioigungeu nicht vdlig.

Bei Weitem besser stimmen die berechneteu Zablen zu den gefundenen, wenn angenommen wird, die Tamocheno- cholsaure spaltc sicli in Chenocholalsiiure und Taurin, ohne Wasser aufzunehmen. Dagegen sprechen indessen alle iibri- gen bekaunten Spaltungsvorgiiiige durchans. Eher nioglich ware es, dab das taurocbenocholsaure Natron nach dem Trockuen noch zwei Aequivalente iiiclit zu seiuer Consti- tution gehiirigen Wassers zuriick hielte. Unter dicser Vor- aussetzung maren die fiir dasselbe berechneten Procentzah- len der Elemente, denen wir die gefundenen im Mittel bei- fugeu, folgende

Rerechner

C , , = 348 60,lO u,, = 50 8,64 PI = 1 4 2,42

O , , = 104 17,96 s, = 33 5,53

N a O = 31 5,35

579 100,oo

Gefundcn

59,72 6,74 3,96 5,7 4

16,29 5,55

100,oo -

Auch die Annalinie , daCs nur ein Aequivalent Wasser init dein taurochenocbolsauren Natron verbunden bleibe, lafst sich uoch ziemlich gut mit deu durch die Elementar- analyse gemunenen Zahlcn vereinigen. In diesem Falle stellen sich die berechneten Werthe folgendemafsen:

563

c:ss = 348 = 61,05 €I,, = 49 = R,60 Pi = 14 = 2,46 S, = 32 = 5,61 O , , = 96 = 16,84 N a O = 31 = 5,44

570 100,OO Eineu vollgultigeu Beweis fur irgend eine dieser An-

nahmeu vermbgen wir jetzt allerdings nicht beizubringeu. Audere Salzc der Chenocholalszure konuten wir iiicht

in zur Analyse hinreichendeii Rlengen darstellen. Mit iiur schr geriuger Quantitat des Kalisalzes inachteii mir jedoch uoch eiuige Reactiousversuche, die nachstehende Ergebnisse hatten.

Die w:isserige Losung des chenocholalsauren Kalis giebt weifse, flockige, in Alkohol loslicbe Pu’iederschllge init Chlor- calciuin, schwefelsaurcr Magnesia, schwefelsaurem Zinkoryd, Queclisilberchlorid, salpetersaurein Quecksilheroxydul, UCU-

tralein essigsaurem Bleioxyd uud salpetersaurem Silberoxyd. Das Silbersalz schwsrzt sich leicht im directeii Sounenlichte. Essigsaures Kupferoxyd giebt ein flockiges hellblnues Salz, Eisenchlorid einen flockigeu hraunen Niederschlag.

Wciter oben erwYlinten v i r eine eigcnthiimliche, weifse, krystdlinische, perlmatterglanzeiide Substariz, welche un- liislich zuriickblieb, als die nus dem durcb basisch essig- saures Rlcioxyd liervorgebrachteu Niederschlage vermittelst Schwefelwasserstoff abgeschiedene und aus der nlkoholischen Losung durch Eiiidainpfen gcwounene Taurachenocholsiure iu Wasser gelbst wurde. Auf deiu Filter n i t Wasser aus- gewaschen, wurde sie in absolritem Alkohol gelbst uud die- ser durch laugeres Stehen nu eiiieui warriieu Orte verdun- stet. Die Srrbstauz blieb in kleiuen, perlniutterglanzeiiden Krystallen zuriick, wclche sich uuter dein Mikroskope niei- stens als Tafelfraginente darsteltten. Nur selten waren vollkoininen ausgebildete Individuen zu seheu. Ilve Form war eiue sechsseilige Tafel, voii deren Seiten zwei gegeu- uberliegeude stets Ianger waren als die iibrigen. Die vier

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an diesen liegenden Winkel waren deutlich grdher als die beiden andereu, von den vier kiirzeren Seiten gebildeten, so daCs die zu Grunde liegende Krystallfonn eine rhombi- sche Tafel init starken Abstumpfungen a n den stumpferen Seitenkanten zu seyu schien. In ,4lkohol und Aether sind sie leicht loslich, ~iicht incrklich aber in Wasser, welches die alkoliolische Liisung milchig trubt, ohne dafs sicli selbst nach langem Stelien die Masse vollstandig absetzte. Diese lufseren Eigenscbaften sind vollkorninen die der Parachol- slum. Eine Analyse konnte nicht vorgenominen werden, da die gewoniienc Menge aukerst gering war. Um die Na- tur der Substanz moglichst aufzukltireu, unlernahincn wir fast init dein gaiizeu uiis zu Gebote stelieuden Materialc uocli die folgenden Versuche.

W i r liatten beinerkt, dak nacli jedesmaligem Losen nnd Eindaiiipfen uiclit i n c h die ganze Meiige krystallisirte, dafs \ielniehr eiri Theil sich stets zersetztc inid die weifsen Kry- stalle hell geblicli firbte. Uiiter dein Mikroskope zeigte sich daun , dais aufser den Tsfelfragmeuteu iioch andere Krystalle, biischelfbrmig rereinigt c , sehr feiiie Sadeln vor- handen waren.

W i r lasteii eiiien Tlieil der reiu weifseu tafelftiriiiig %rystallisirten Substauz in Alkoliol und fallten init lieilseni Wasscr. Nachdcin sicli miiglichst vie1 weifse Substanz ab- gesetzt hatte, dainpften wir die clariibcr stchende milchig getriibte Fliissigkeit ii i i Wasserbnde zur 'frockne a b rind iibergossen den lluckstand niit Laltem Wasser. Etwas weifse Substanz blieb zuriick. Die filtrirtc wzsserige Liisuug gab beini Eindainpfeii eiue saucy rcngireiide , gclblich gefarbte Mnsse, welche ebeuso wic die wrifscu Krptal le init Zucker und Schwefelslurc! die P e t t e 11 k o f e r 'sche Keaction zeigte.

Es bleibt hiernacli durcliaus keio Zweifel mehr, dafs die perlmutterglliizcndeii Tafeln wirklich cine Paracliolsau~e sind, ob dieselbe, wie die in der Oclisengalle enthaltene, oder cine der Ghsegalle eigenthuniliche, bleibt wegen Man- gels einer Elenieiitaranalyse angewifs.

Wir hoffeir in Zukunft (lie nirht zu voller ,lufkl#rung

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gelangten Partien vorstehender Arbeit durch eine For!setziing derselben zu sicherer Entscheidung bringen, durch zahlrei- chew Analysen mehrerer Salze der Chenocholals~ure die Formel derselben vollstiindig siclier stellen und ilire ferneren Zersctzungsweisen der Untersuchung unfcrwerfen zu kiin- iicn. Es bedarf dazu einer bei Wcitem griilberen Menge von Material, als wir fur die hierrnit inehr als vorlaufige Mittheilung, denii als abgeschlossenes Game der Oeffent- liclikeit iibergebcne Arbeit zu uiiserer Verfugung hatten; voraussichtlich wird der kowinende Herbst es uns in fur unseren Zweck geniigender Quantitiit zu Gebote stellen.

111. Iletler den Winke l dcr optischert Azen des Aragonits fur die verschiedenen Fraunho fer’schen

Linien; von G. K i rchhofJ :

1%. H e u s s e r h a t die Winkel der optischcn Axen des Aragonits fiir farbiges Liclit gemessen und seine Resultate verglichen init den Wertlicn, die sic11 fiir diese Winkel aus den von R ud b e r g bestiinmtcn lJrechungscoefficienteii desselben Krystalls ergeben I ) . Die Bestiinuiungen von R u d b e r g beziehen sich direct auf die Fraunhofer’schen Linien; Hr. H e u s s c r h a t seine MessnDgen mit farbigem Lichte ausgefiihrt, das er theils dorch die gelbe Kochsalz- flamiiie, tlicils durcli absorbirende Mittel vou rother, griiner und blarier Farbe herstelltc, bei der I3erechnung aber als iibereiustirnmend niit gewissen Fraunhofer’schen Liiiien an- iiahin. IIr. H e u ss e r firidet crhebliche Unterschiede zwi- scheii den aus seinen und den aus R u d b e r g ’ s Beobach- tungen abgcleiteten Resultaten; ’) wenn nian aber bcdenkt, msagt era dafs die mittleren Strahleii des aagewandten Lichts in keinein Fa11 init den ciitsprecheiiden Linien zusalnmen-

1) Dirse Ann. Bd. 89, S. 532.