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27 V. Ueber die Gefahrlichkeit des Pyrophors BUS Brechweinstein. Von Dr. 35. E Irner. Mir wurde Veranlassung gegeben, einige Versuche iiher die verschiedenen Angaben fur die Bereitung von Pyrophoren anzu- stellen, und ich hatte hierbei besonders Gelegenheit , die grosse Gefihrlichkeit kennen zu lernen, welcher man uuter Umstlnden bei den BUS Brechweinstein bereiteten Pyrophor ausgesetzt sein kann, worauf ich durcli diese kurze Notiz besonders aufmerksam zu machen beabsichtige. Ehe ich von diesem Pyrophor beson- ders spreche,, will ich einige praktische Bemerkungen iiber die Darstellung der Pyrophore iiberhaupt vorangehen lassen. Um den H o m b e r g’schen Alaunpyrophor darzustellen , wird gewohnlich vorgeschrieben , 3 Th. krystallisirten Kalialaun mit 1 Th. Nehl, Zucker etc. zu mischen, das Gemisch zu rosten und hierauf zu gliihen; eben so sol1 man auch 5 Th. gebrannten Alaun mit 1 Th. Kohlenpulver mischen und gluhen. Diese so dargestellten .Pyrophore versagen sehr oft ihren Dienst , weiin nicht die erforderliche hohe Hike bei ihrer Dar- stellung gegeben wird ; ieh habe gefunden, dass, wenn nach fol- gender Vorschrift gearbeitet wird , man stets wirksame Praparate erhllt. Man nimmt 3 Th. gepulverten gebrannten Alaun und 1 Th. Mehl, mischt beide innig in einem MiSrser, bringt die Mischung in ein Medicinglas, welches man bis an den Hals in Sand stellt, der sicli in einem hessischen Schmelztiegel befindet; so vor- gerichtet, wird der Tiegel zwischen gliihenden Kohlen in einem gut ziehenden Windofen bis zur starken Rothgliihhitze gehracht, SO dass das GIas fast schmilzt ; hierauf verschliesst man die Oeff- nung des, Glases mit einem Korke und lasst erkalten. Die schwarze, bohlige Masse, auf ein eisernes Blech geschiittet, ver- sagt bei vorhergegangener guter Mischung und richtig gehaltener Temperatur fast nie. Jedoc,h ist zu bernerken, dass der Pyrophor, welcher aus einem Gemiach von 5 Th. gebranntem gepulvertem Alaun und 1 Th. gepulverter Holzkohle auf dieselbe Weise darge-

Ueber die Gefährlichkeit des Pyrophors aus Brechweinstein

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V. Ueber die Gefahrlichkeit des Pyrophors BUS

Brechweinstein. Von

Dr. 35. E I r n e r .

Mir wurde Veranlassung gegeben, einige Versuche iiher die verschiedenen Angaben fur die Bereitung von Pyrophoren anzu- stellen, und ich hatte hierbei besonders Gelegenheit , die grosse Gefihrlichkeit kennen zu lernen, welcher man uuter Umstlnden bei d e n BUS Brechweinstein bereiteten Pyrophor ausgesetzt sein kann, worauf ich durcli diese kurze Notiz besonders aufmerksam zu machen beabsichtige. E h e ich von diesem Pyrophor beson- ders spreche,, will ich einige praktische Bemerkungen iiber die Darstellung der Pyrophore iiberhaupt vorangehen lassen.

Um den H o m b e r g’schen Alaunpyrophor darzustellen , wird gewohnlich vorgeschrieben , 3 Th. krystallisirten Kalialaun mit 1 Th. Nehl, Zucker etc. zu mischen, das Gemisch zu rosten und hierauf zu gliihen; eben so sol1 man auch 5 Th. gebrannten Alaun mit 1 Th. Kohlenpulver mischen und gluhen.

Diese so dargestellten .Pyrophore versagen sehr oft ihren Dienst , weiin nicht die erforderliche hohe H i k e bei ihrer Dar- stellung gegeben wird ; ieh habe gefunden, dass, wenn nach fol- gender Vorschrift gearbeitet wird , man stets wirksame Praparate erhllt.

Man nimmt 3 Th. gepulverten gebrannten Alaun und 1 Th. Mehl, mischt beide innig in einem MiSrser, bringt die Mischung in ein Medicinglas, welches man bis an den Hals in Sand stellt, der sicli in einem hessischen Schmelztiegel befindet; so vor- gerichtet, wird der Tiegel zwischen gliihenden Kohlen in einem gut ziehenden Windofen bis zur starken Rothgliihhitze gehracht, SO dass das GIas fast schmilzt ; hierauf verschliesst man die Oeff- nung des, Glases mit einem Korke und lasst erkalten. Die schwarze, bohlige Masse, auf ein eisernes Blech geschiittet, ver- sagt bei vorhergegangener guter Mischung und richtig gehaltener Temperatur fast nie. Jedoc,h ist zu bernerken, dass der Pyrophor, welcher aus einem Gemiach von 5 Th. gebranntem gepulvertem Alaun und 1 Th. gepulverter Holzkohle auf dieselbe Weise darge-

25 E l s n e r : U e b e r P y r o p h o r e .

stellt wordeu war wie der zuerst anfgefiihrte, nach seinem viilli- gen Erkalten beim Ausschiitten auf ein Blecli fast mit Funkensprii- hen ergliihte, daher dieser besonders geeignet ist, um die Eigen- schaften der Pyrophore keiinen zn lernen.

S e r u l l a s hat bekanntlich eine Vorschrift zur Rcreitung eines sehr leicht entzundlichen Pyrophors gegeben , auf dessen Gef~hrlichkeit unter gewissen Umstanden besonders aufmerksam zu machen , eigentlich der Zweck dieser'Mittheilung ist.

Es wurden nach S e r u l l a s's Angabe 40 Theile gepnlver- ter Brechweinstein rnit 1 Th. Iiienruss (auch Holzkohlenpulver) innig in einem Mijrser gemischt und die Nischung, wie oben schon bemerkt, in einem Medicinqlase bis fast zum Weichwerden des Glases gegliiht ; die schwarze illasse entziindete sich nach ihrem Erkalten schon wahrend des Ausschiittens, sie wurde schnell in einen hessischen Schmelztiegel gcschiittet und so- gleich mit einer Schicht Sand hedeckt, um so vie1 als moglich die Einwirkung der Atrnosphiire abzuhalten , und Iiierauf ruhig bei Seite gestellt; nach etwa 2 Stunden wurde mit einem starken eisernen Drahte die Sanddecke durchstochen, indem man ver- suchen wollte, die etwas zusamrnengesinterte schwarze Masse in kleinere Stiickctien za zertheilen ; allein in demselben Au,oenblicke, wo der Stab nur ein wenig stark auf die Dlasse arifgesetzt wurde, entstand eine so heftige und plijtzliche Detonation, dass der mitt- lere Theil des Tiegels zertriimmert und weit umhergeschleudert wurde mit sammt seinem Inhalte; die Detonation war yon einem starken Knalle begleitet und so instantan, dass der untere Theil des Tiegels stehen blieb und der obere Theil ringformig von dem mittleren Theile, welcher eigentlich nur zertriimmert vvurde, sich absonderte; dass aber nur der mittlere Theil des Tiegels durch die Detonation zerstijrt wurde , hat seinen Grund darin, dass in diesem Theile des innern Rnumes des Tiegels der Pyrophor von dem Eisendrahte beriihrt wurde, daher hier auch nur der Puiict lag, von dem die Entziindnng des Pyrophors ausging; das Vnver- sehrtbleiben des unten und oben abgesprengten Ringtheiles des Tiegels erklart sich nun leicht atis dem bekannten Gesetze des Reharrungsvermogens.

Der Grund der Detonation ist wohl in der durch Friction ent- standenen Ergliihung der in der kohligen Masse im hiichst fein vertheilten Zustande vorhandenen Legirung von Antimon ond

Z i n i n : W i r k u n g des S c h w e f e l a m m o n i u m s etc. 29

Iialium zu suchen, welche Ergliihung sich momentan durch die l a s s e verbreitet hat und nun eine ihnliche Wirkung hervor- braclite , wie die plotzliche Detonation des Knallsilbers oder Knallquecksilbers auf die in der Pulverkammer eines Geschosses beGndliche Pulver-Ladung.

VI. Ueber die Producte der Einwirkung des Schwefel- amrnoniums auf einige organische KGrper, und iiber die copulirten Sgmen der Chlornaphtalinverbindungen.

Von. Or. N. Znin.

(Bidletin de St . Pdtwsbourg.)

Uas Nitronaphtalese lost sich ziemlich leicht in mit Ammo- niak gesatligtem Weingeiste zu einer schon dunkelkarminrothen Fliissigkeit auf, welche, mit Schwefelwasserstoff behandelt, all- miihlig ihre rothe Farbe verliert und bei der vollkommenen Siitti- gung griinlich-braungelb wird. - Kocht man diese Flussigkeit, so schlagt sich aus derselben eine verhiiltnissmlssig grosse Quan- titiit Schwefel in Pulverform nieder; - bei der Destillation muss man folglich die Maassregeln beobachten, welche bei der Darstel- lung dcs Naphtalidams vorgeschrieben sind.

Sobald aus der Fliissigkeit sich kein Schwefel mehr abschei- det , setzt man zu derselben Wasser und kocht ein Ma1 gut auf, filtrirt schnell die kochend heisse Auflijsung durch Papier und llsst erkalten ; es krystallisirt aus derselben eine reichliche Menge langer , dunner, gliinzender Nadeln von kupferrother Farbe. In der Retorte bleibt eine dunkelbraune, fast schwarze, harzige, in der Hitze z ihe Masse ; - man kocht diese mehrmals wiederholt mit reinem Wasser so lange aus , bis in dem abgekiihl- ten Absude sich keine Krystalle mehr bilden.

Jetzt wird alles Herauskrgstallisirte yon dem Wasser durch Filtration getrennt , wieder in reinem Wasser aufgelost, die Aufliisung, im Falle es nothig ist, schnell filtrirt und in einem