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Ueber die Gesteine des Wechsels. 197 X. Ueber die Gesteine des Wechsels. Yon August B0hm. Das Gebiet, aus welchem die in Folgendem besehriebenen Gesteine stammen~ ist das W e c h s e 1g e b i r g e zwisehen Kirehberg und Vorau~ Rettenegg und Aspang -- der nordiistliehe Ausl~iufer der Centralkette der A]pen. Yore ,Sattel" (1287 M.), wo tier Hauptkamm des Gebirges yon den Pfaffen und dem Stuhleck kommend~ in unser Gebiet ein- tritt, streieht derselbe anfangs in iistlicher Riehtuag fiber den Rabenkropf und den Schiiberlriegel zum SchSberlberg (1582 M.), sfidlich ober der Kranichberger Schwaig; bier wendet sich der Kamm nach Siiden und zieht in weitem: gegen Nordost geSffneten Bogen fiber den Weisseggkogel~ Umsehussriegel und Hohea Umschuss (Hochweehsel~ 1738 M.) zum :Niederwechsel und yon da wieder iistlich fiber die Steinerne Stiege hinab naeh MSnichkirchen (980 M.)7 yon wo dann derselbe bei stetig abnehmender HShe bis in das Rosaliengebirge siidiistlich yon Wiener-Neustadt fortsetzt. Yon diesem Haupikamme zweigen naeh be idcn Seiten 5Teben- k~imme ab; so zieht yore SchSberlberge ein Ast nordiisflieh fiber den Alpelberg (1497 M.) zum Saurficken bei Kirchberg~ und ein zweiter in iistlieher Riehtung tiber den Arabichl und das Steinerne Kreuz zum Kampstein (1466 M.) oberhalb Aspang. Yore Umsehuss- riegel senkt sich gegen S~dwest der Sauriegel hinab~ yore Hoeh- wechsel gegen West der Edelriegel und gegen Sfidwest die Grosse Steinwand~ die in ihrem weiteren~ west|ichen Ver|auf den Ochsen- gupf und den Blasenberg bildet; der •iederwechsel eatsendet gegen Siiden einerseits den Hinterberg~ anderseits den Irrbichl, Windhag und die Hilm; yon der Steinernen Stiege endlich zweigt nordiistlich der Kogelberg und alas Langeck gegen kspang ab. Die Gew~isser dieses engbegrenzten o:ographischen Individuums gehiiren theils zu dem Gebiete der Leitha, theils zu dem der Raab. Die haupts~ichliehsten derselben sind: der Trattenbaeh, weleher am Rabenkropf und A1pelberg ent- springt~ bis zu dem Orte Trattenbach~ wo er links den vom ,Sattel" Miaeralog. und petrogr. Mittb. V. 1882. B6hm. 14

Ueber die gesteine des wechsels

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Ueber die Gesteine des Wechsels. 197

X. Ueber die Gesteine des Wechsels. Yon A u g u s t B0hm.

Das Gebiet, aus welchem die in Folgendem besehriebenen Gesteine stammen~ ist das W e c h s e 1 g e b i r g e zwisehen Kirehberg und Vorau~ Rettenegg und Aspang - - der nordiistliehe Ausl~iufer der Centralkette der A]pen.

Yore ,Sattel" (1287 M.), wo tier Hauptkamm des Gebirges yon den Pfaffen und dem Stuhleck kommend~ in unser Gebiet ein- tritt, streieht derselbe anfangs in iistlicher Riehtuag fiber den Rabenkropf und den Schiiberlriegel zum SchSberlberg (1582 M.), sfidlich ober der Kranichberger Schwaig; bier wendet sich der Kamm nach Siiden und zieht in weitem: gegen Nordost geSffneten Bogen fiber den Weisseggkogel~ Umsehussriegel und Hohea Umschuss (Hochweehsel~ 1738 M.) zum :Niederwechsel und yon da wieder iistlich fiber die Steinerne Stiege hinab naeh MSnichkirchen (980 M.)7 yon wo dann derselbe bei stetig abnehmender HShe bis in das Rosaliengebirge siidiistlich yon Wiener-Neustadt fortsetzt.

Yon diesem Haupikamme zweigen naeh be idcn Seiten 5Teben- k~imme ab; so zieht yore SchSberlberge ein Ast nordiisflieh fiber den Alpelberg (1497 M.) zum Saurficken bei Kirchberg~ und ein zweiter in iistlieher Riehtung tiber den Arabichl und das Steinerne Kreuz zum Kampstein (1466 M.) oberhalb Aspang. Yore Umsehuss- riegel senkt sich gegen S~dwest der Sauriegel hinab~ yore Hoeh- wechsel gegen West der Edelriegel und gegen Sfidwest die Grosse Steinwand~ die in ihrem weiteren~ west|ichen Ver|auf den Ochsen- gupf und den Blasenberg bildet; der •iederwechsel eatsendet gegen Siiden einerseits den Hinterberg~ anderseits den Irrbichl, Windhag und die Hilm; yon der Steinernen Stiege endlich zweigt nordiistlich der Kogelberg und alas Langeck gegen kspang ab.

Die Gew~isser dieses engbegrenzten o:ographischen Individuums gehiiren theils zu dem Gebiete der Leitha, theils zu dem der Raab. Die haupts~ichliehsten derselben sind:

der Trattenbaeh, weleher am Rabenkropf und A1pelberg ent- springt~ bis zu dem Orte Trattenbach~ wo er links den vom ,Sattel"

Miaeralog. und petrogr. Mittb. V. 1882. B6hm. 14

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kommenden Pfaffenbach a.ufnimmt, eine n~rdliche Richtung ver- folgt~ sps den Namen Otterbaeh annimmt und 5stlich fiber Kirch- berg nach Feistriz fliesst, wo er seinen Namen abermals in ,Feistriz" ver~nder~ um sich dann bei Wanghof, n6rdlich yon Aspang, in den Pittenbach zu ergiessen;

der ~olzbaeh hat seine Quellen am Alpelberg, auf der Steyers- berger Schwaig and im wasserreichen Molzwald, strSmt zwisehen Kampstein und Sauifieken nach Nordosten und ergiesst sich unter- halb Kirchberg in den Otterbach;

der Pischingbach entspringt in den Mulden zwisehen Arabich], Sch6berl und l;mschuss, strSmt unter Aufnahme zahlreicher kurzer Zufl~isse yon der H6he des Wechsels fistlich fiber i~fariensee naeh Aspang~ biegt nach Norden u m u n d nimmt nach Aufnahme der Feistriz den iN'amen Pittenbaeh an.

Alle diese Flfisse gehSren zu dem Gebiete der Leitha. In das Gebiet der Raab gehSren: die Pinggau, welehe ihre Quellen an der u Kuhsehwaig

and dem Irrbichl sammelt~ weiter abws den Schwarz- und Kogel- baeh~ die Tauchen und den Seh~ferbach aufnimmt und siidSstlich bei Sinnersdorf naeh Ungarn strSmt;

die Lafnitz, welehe bei Waldbaeh in unser Gebiet eintritt und yon da ostws and sparer gegen Siidost fiber i~Snichwald, Bruck und Ruinberg naeh Lafnitz fliesst, wo sie ent]ang der unga- rischen Grenze nach Siiden umbiegt. Ahf dieser Streeke nimmt sie yon Norden her zahlreiche Zufifisse auf, unter denen tier ~,Valdbaeh, der Weissenbaeh und der Festenburger Sehlossbaeh erws werth sind ;

die Feistriz entspringt am ,Sattel" und im Weehselgraben, strSmt anfangs unter Aufnahme zahlreicher Nebenbs yon den Westgeh~ngen des ~Vechsels nach Sfiden~ wendet sich dann naeh ~Vesten, um yon Rettenegg an bis fiber Ratten hinaus eine siid- westliche und dana wieder eine siidliche Riehtung einzuschlagen.

Was den landschaftlichen Charakter des Gebirges anbelangt, so haben wit es durehwegs mit jenen flaehen, sanft gerundeten Formen zu thun, wie sie dem krystallinischen Gebirge iiberall dort eigen sind, wo sieh dasselbe nieht za bedeutender absolater und relativer HShe aufsehwingt. Der Hauptkamm ist ein breit- gelagerter, plateauartigerRiieken~ yon kahlenMatten bedeckt, welche

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nur an wenigen Orten das unterliegende Gestein zu Tage treten lassen. Dies gilt auch yon den Seitenk~immen, welche sich indessen zumeist nut wenig fiber-die Baumgrenze erheben. Eigenthiimlich ist das Auftreten m~chtiger und langer Quarzrippen auf den Kamm- geh~ngen, welche der Verwitterung besser widerstanden haben, als die iibrigen Gesteinsarten, und a]s die Reste einstiger Spaltausfiil- ]ungen zuriickgeblieben sind. Auf der Frauen-Alpe zwischen Arabichl und Kampstein streicht eine solche Quarzrippe in der HShe yon 1--11/~ :~. und der Breite yon 1/2--2 M.~ oft in mehrere parallele Ziige aufgelSst~ quer fiber das ganze Kammgeh~nge hinab \ und macht sich schon yon weitem durch ihr blendendes Weiss, das grell yon dem sonst allenthalben herrschenden Grtin absticht, in auffaliender Art bemerkbar. Auch am Kampstein sind einige kiirzere Quarzrippen bemcrkbar. Ueberhaupt tr]tt der Quarz 5fters selbst- st~indig in ausgeschiedenen grSsseren Partien auf und bildet an manchen Often, besonders am Hauptriicken des Wechselstockes, fSrmliche Nester, Linsen oder Lager.

Die Th~ler sind ziemlich fief eingeschnitten, zeigen keine ~eigung zur Beckenbildung und keine auffallendere Stufenbildung~ und-sind deshalb als ziemlich ausgebildet zu betraehten. Ihre Gehs sind mitunter sehr steil aber fast nirgends schroff und felsig; meistentheils sind sie dicht bewaldet, hie und da aber auch mit Wiesen und Feldern besetz~.

Ueber die geologische Beschaffenheit des Wechselgebirges ist in der Literatur nur wenig zu finden. Ausser einer Arbeit yon Bergrath Job. C,~j~ek im V. Bande des Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstalt (1854): ,Das Rosaliengebirge und der Wechsel in ~iederSsterreich"~ wurde meines Wissens nichts Ein- schl~igiges hierfiber verSffentlicht. Das ganze Terrain gehSrt der Central-Alpenkette an und besteht der Grundlage nach aus krystal- linischen Schiefern~ worauf Grauwackengesteine ruben; letztere finden jedoeh in dem engeren Gebiete, welches bier behandelt wird, keine Verbreitung.

Die grSsste Ausdehnung besitzt der Gneiss, welcher in m~tch- tiger Entwieklung den ganzen Gebirgsstock aufbaut, .so dass ihm gegenfiber atle anderen in der Folge zur Beschreibung' gelangenden Gesteinsarten an allgemeiner Bedeutung verlieren und theils als unwesentliche Einlagerungen, theils als durch den Rficktritt oder

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die Neuaufaahme einzelner Oesteinselemente bedingte locale Ueber- g~nge erscheinen. Der Gneiss, welcher sich bei der Untersuchung als ein Albitgneiss ergeben hat~ ist sehr glimmerreich und niihert sieh mitunter noch durch Vermehrung des Glimmers und Zuriick- treten des Feldspathes einem Glimmersehiefer, mit dem er dana leicht~ insbesondere bei our makroskopischer Betrachtung~ verweeh- selt w'erden kann. In diesen Irrthum ist ouch C~j ~,ek mitunter verfallen; so fa,d ieh beispielsweise bei Ober-Aspang und in der grossen Klause am Wege nach Mariensee, wo C~j '2ek Glimmer- sehiefer verzeichnet~ einen {thnlichen Gneiss wie auf der HShe des ~Vechsels, nut stieg sein Glimmergehalt stellenweise fiber alas Nor- male. Die Sehichten fallen in dem ganzen Gebiete mit nut geringer Abwechslung sfidwestlich ab.

Die nunmehr zu beschreibenden Gesteinsarten sind in fiber- siehtlieher Anordnung die folgenden:

I. G l i m m e r g e s t e i n e : Albitgneiss~ granulitartiger Albit- gneiss, Glimmersehiefer, Epidot-Glimmersehiefer, Quarzit.

II. C hl o r i t g e s t ei n e: Chloritgneiss, Chloritschiefer. I l I . H o r n b 1 e n d e g e s t e i n e: Dioritschiefer, Hornblende-

Epidotschiefer.

I. G l i m m e r g e s t e i n e .

i . Albit-Gneiss.

Schon C ~ j ~ e k hat dos sehr abwechselnde s und die verschiedene quantitative Zusammensetzung des Gneisses im Weehsel- und Ro~aliengebirge hervorgehoben~ und ebendasselbe gilt ouch hinsiehtlich des hier behandelten, r~iumlich viel beschrSnkteren Ge- bietes. Iosbesondere sind Ueberg~inge in Chloritgneiss und Chlorit- sehiefer, vor allem aber in Glimmersehiefer iiusserst hiiufig uad treten oft in ganz kurzen Distanzen, selbst mitten im Inneren der ~[asse~ auf, ,so dass dieser h~ufige Weehsel in einer selbst sehr ausffihrlichen geologischen Karte kaum aufgenommen Werden k6nnte"

Als das typisehe Gestein ist jener Gneiss zu betraehten, wie er in grobkSrniger Ausbildung vorzugsweise an der steinernen Stiege~ in feinkSrniger hingegen im Trattenbaehgraben auftritt. Es scheint~ als ob dos Gestein in dieser versehiedenen Ausbildung,~-

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weise zwei Ziige bilden wfirde~ die der al]gemeinen Streich-Richtung yon N W. naeh SO. entsprechen, und deren Grenze fiber den lang- gestreckten Rfieken des Weehsels selbst verliiuft. Zur Uebersieht lasse ieh eine Aufz~ihlung 'jener Loealit~iten folgen, an denen die eine und die andere Variet~t yon mir angetroffen wurde, und zwar:

F e i n k 5 r n i g e V a r i e t ~i t : Trattenbaehgraben~ Steyersberger Schwaig, Kranichberger Schwa]g, Weehse]graben, Weisseggkoge], Umschussriegel~ Hoher Umschuss, Beim Steinwandl, Ohrenwechsel- graben.

G r o b k i i r n i g e V a r i e t ~ i t : Sauriicken, Feistritzer Alpe~ Kampstein, Mariensee, Glosse Klause~ Aspang,. ~ISniehkirchen, Steinerne Stiege, Niederwechsel, kbstieg yon der Vorauer Oehsen- sehwaig.

Bemerkenswerth ist, dass in dem Steinbruehe bei Ober- Aspang beide Variet:~tten, die grobkiirnige sowohl als auch die feinkSrnige~ nebeneinander vorkommen.

Zur Grundlage der Besehreibung w~ihle ieh den Gneiss yon der S t e i n r S t i e g e .

Das G estein besteht makroskopisch aus Quacz, Feldspath, grfinem und weissem Glimmer; Feldspath und griiner Glimmer (Biotit) erscheinen als die fiberwiegenden Bestandtheile. Der F el d- s p a t h tfitt in Kiirnern yon ca. 5 Mm. Durchmesser auf, welche oft deutliehe Krystallumrisse. erkennen lassen und mitunter ein knotlges Aussehen der Schiehtfl~ichen bedingen. Aeusserlich hat es den Anschein, als ob der Feldspath sehr stark verwittert sei~ was jedoch keineswegs der Fall ist; doch enthSlt derselbe massenhafte Einsehl~isse, und dieser Umstand ist es, welcher seia trfibes, grie- siges Aussehen zur Folge h a t . - Der g r i i ne G l i m m e r ist in Schuppen und Flasern ausgebildet, w~lche sieh um die Feldspath- und Quarzkiirner herumziehen; hiedureh ist die fiaserige Structur des ganzen Gesteins bedingt, welehe bald mehr~ bald minder aus- gepr~igt ist~ und je naeh der KorngrSsse, haupts~iehlieh der Feld- spathkSrner als fein-~ knotig- oder grobflaserig zu bezeichnen ist. Bei maneher feinkSrnigeren VarietSt hat es den Ansehein, als ob die SchichtflSchen vollstitndig wie mit einer dfinnen Firnissschiehte fiber- zogen wiiren. - - Der Q u a r z tt.'itt am unregelm~tssigsten auf; an vielen Handstfieken ist er mit unbewaffnetem kuge kaum wahrzu- nehmen~ in anderen t r i t t e r in Flasern~ KSrnern~ oder in grSsseren

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regellosen Partien auf und bildet sogar zuweilen die Hauptmasse des ganzen Stfickes. Was sein Auftreten im Grossea anbetrifft, so durchsetzt er das Gestein, in bald feineren, bald m/ichtigeren Adern und G~ingen~ die sich stellenweise zu knolligen )[assen erweitern und in ihrer st~irksten Ausbildung jene auffallenden Quarz-Rippen darstellen~ welche schon oben bei der landschaftlichen Charakteri- sirung des Gebirges erwiihnt wurden.

Der F el dsp a t h verr~ith mitun~er schon am ttandstfick seine trikline Natur dureh eine feine Zwillingsstreifung. Eines dieser KSrner wurde isolirt und hierauf der Winkel zwischen den Spaltungsfli~chen P und M mit dem W o 11 a s t o n'schen Reflexions-Goniometer zu ca. 87 o gemessen. Sodann wurde ein Sehliff senkreeht zur Symmetrie-Ebene und nahezu parallel der/~-Fl~che angefertigt und in demselben unter dem Polarisations-Mikroskop sowohl auf die Zwillingsgrenze als auch auf die Maxima der Dunkelheit in den beiderlei Zwillingslamellen eingestellt; als ]~[ittelwerth zahlreieher ~essungen ffir die Aus- liischungssehiefe auf der Endfliiehe des vorliegenden Plagioklases wurde 4"70 gefunden. Auf einem zweiten Schliffe parallel zur Liings- fl~iche ergab sieh aus mannigfachen Messungen auf beiden Schliffseiten ffir die Ausl5schungsschiefe gegen die Kante P M ein Mittelwerth yon 19'40 in positivem Sinne. Dies stimmt sehr gut mit den yon D e s C l o i z e a u x und S c h u s t e r fiir den Albit angegebenen Werthen iiberein, wonach einer Ausliischungsschiefe yon 4"50 auf der Endfliiche eine solche yon 190 auf der LSngsfl~iche entspricht. Den angefiihrten Beobachtungen zu Folge ist der vorliegende Pla- gioklas ein typischer A l b i t .

U. d. M. ist die Zwillingsstreifung des Plagioklases meistens, hie und da auch an den grSssten KSrnern wahrzunehmen, so dass es beinahe den Anschein gewinnt, als ob in diesem Ges~ein iiber- haupt gar kein Orthoklas enthalten sei. Alierdings finden sich auch grosse FeldspathkSrner, die scheinbar keine Spur yon Zwillings- streifung aufweisen und eine dem Karlsbader Gesetz iihnliche Zwillingsbildung zeigen. Ob dies aber wirklich Orthoklase sind, das ist zum mindesten noch zweifelhaf~, umsomehr als sich bei genauerer Untersuchung denn doch an manchen dieser KSrner ganz feine Zwillingslamellen erkennen liessen.

Trotz seines verwitterten Aussehens ist der Feldspath sehr frisch; er erweist sieh u. d. M. als ganz klar und durchsiehtig und

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zeigt sehr lebhafte Polarisatlonsfarben. Er ist ungemein reich an Einsehltissen der anderen Gemengtheile, besonders yon Glimmer,. und enthSlt nebstdem zahlreiche stabfSrmige Mikrolithen uud Spuren eines rhombofidrischen Carbonats; auch mikroskopische Fliissigkeits- Einschliisse sind sehr zahlreich. H~ufig treten terrier Spriinge und Risse auf, welehen die Einschlfisse mitunter folgen. Diese letzteren sind oft in ganz unglaublicher Menge vorhanden~ so zwar, dass einzelne Partien selbst u. d. :~. bet schwaeher u ganz sehwiirzlich erscheinen und erst bet der Anwendung st~irkerer Systeme aufgelSst werden kSnnen. Hie und da wurden abet auch Stellen beobaehtet, wo letzteres selbst mit Hilfe der stSrksten'u grSsserung nicht zu erreichen war. In einem Schliffe fand sich eine Partie yon FeldspathkSrnern vor, welche a11e ungef~hr dieselbe Orientirung zeigen, und zwisehen denen sich ein feinkSrniges Quarz- aggregat befindel-. In dem Gneiss yon M a r i e n s e e h'itt der :Feld- spath nicht in glei~hmSssiger Yertheilung auf, sondern es wechseln Gesteinspartien, in denener in grosset ~Ienge vorhanden ist, mit solchen, die seiner fast ganz entbehren.

Das in dem Gestein al~ wesentlieher Gemengtheil enthaltene gri~ne ~ineral tritt in Sehuppen auf, yon welehen im Schliffe theils fl~ohenartige, theils leistenfSrmige Durehschnitte erscheinen; die letzteren zeigen i. p. L. sehr bedeutende Farbenuntersehiede, sind also stark pleochroitisch. Einige der Schuppen wurden im eonvergenten polaris. Lichte untersueht und zeigten sich schwach zweiaxig, mit nega- river )~ittellinie; naeh dem Gesagten scheint hier ein griiner B i o ti t vorzuliegen. Seine u ist ebenfalls eine ungleiehfSrmige; in dem Gestein aus dem Bruche yon O b e r - A s p a n g bildet er eine Grundmasse yon tafelfSrmigen Blfi.ttchen, zwischen denen sich Quarz- kSrnchen mit kleineren Glimmerflimmern vermengt fin clen~ welch' letztere eine fluctuations~hnliche Structur aufweisen. Das Gestein war~ wie es scheint~ grossem Drucke ausgesetzt. Etwas 5hnliehes ist an dem sehr feinkfirnigen Gneiss aus dem H S l l g r a b e n zu beobachten, in welchem sSmmtliche Bestandtheile sehr innig ver- mengt sind und auch sehr zahlreich als Einschliisse in einander auftreten, welch' letztere in derselben eigenthiimliehea Weise dureh- einander gequetscht und geschoben siad. Dcr griine Glimmer ist hier an den Randern oft streifenfSrmig ausgezogen und zeigt dort minder starken Dicbroismus. Ferner treten in diesem Gestein t'arb-

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lose, mitunter s~r~hlenfSrmig um einen ]~ittelpunkt angeordnete Fasern auf, welche an Fibrotith erinnern und ein Umwandlungs- product des Glimmers zu sein scheinen. Diese Umwandlung dfirfte miiglicherweise gleichzeitig mit den Stiirungen begonnen haben, welche die eigenartige Structur des Gesieins veranlassten.

Der weisse K a l i g l i m m e r durchzieht das gauze Gestein in langen Flasern, bildet aber auch griissere, zusammenh~ngende Partien, und greift yon diesen in liinglichen, parallelen, mitunter auch radienf/irmig auseinandergehenden Zungen in die anderen Gemengtheile fiber. Er ist ebenso wie der grfine Glimmer relativ arm an Einsehlfissen der iibrigen Gemengtheile. Sehr hgufig treten dagegen in demselben reihenfiirmig angeordneie Fliissigkeits-Ein- schlfisse auf, und mit dem grfinen Glimmer geht er 5fters parallele Verwachsungen ein, die sich (lurch ihre gleichzeitige AuslSschung als solche erweisen.

Der Qu arz trit~ in grSsseren und kleineren zusammenh~ingen- den und anscheinend homogenen Partien auf, die jedoch, wie sich bet der Untersuchung im polarisirten Lieht erkennen lgsst, zumeist aus lauter kleinen, unrege]m~issig begrenzten K6rnehen bestehen; doch finden sich auch gar nicht selten griissere Kiirner, die ziemlieh reich sind an Einschliissen der anderen Gemengtheile. Auch finden sieh mitunter nadelfSrmige, winzige )Iikrolithen. Die feinkSrnigen Quarzaggregate sind hSufig you grfinem Glimmer durchwaehsen. In manehen Schliffen wimmelt der Quarz yon mikroskopischen Flfissigkeits-Einschliissen, die bald in Reihen angeordnet, bald verein- zelt, oft aber auch so gedriing~ stud, dass derselbe bet schwiieherer Vergriisserung ganz grau erscheint. An mancheu QuarzkSrnchen ist eine undeutliche Streifung wahrzunehmen, die, wie sieh bet sehr starker Vergriisserung erweist, yon reihenfSrmigen Flfissigkeits- oder Gas-Einschliissen herrfihr~, welche so klein stud, dass man fiber ihre Natur nieht in's Klare kommen kann. Dieselben sind yon dem Sch]iff nicht senkrecht, sondern schief getroffcn, wodureh sic an den Seiten breiter und verschwommen erscheincn. Auch Kal- k o w s k y spricht in seiner Arbeit fiber die Gneissi'ormatiou des Eulengebirges 1) yon einer im Quarz auftretende'n Streifung, welche im polarisirten Lichte zum Vorscheiu kommt; dieselbe ist jedoeh

1) Habilitationsschrift~ Leipzig 1878~ p. 26.

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nach dem Gesagten mit der hier besproehenen Erscheinung nicht zu verwechseln.

An aceessorischen Gemengtheilen treten in dem Gesteine auf Epidot~ Magnetit und Calcit, ferner Eisenoxydhydrat und in uater- geordneten ~engen Apatit, Rutil,. TRanit und Grana~.

E p i d o t i s t mitunter in ziemlicher ~fenge vorhanden, und zwar meist als ein feinkSrniges Aggregat, das in Folge der starken Licht- brechung sehr dunkel erseheint; da oft die s/immtlichen KSrnchen eines und desse]ben Complexes gleiehzeitig auslSschen, so scheint jeder dieser letzteren ein einz]ges Krystallindividuum darzustellen. Oft werden diese Aggregate so feinkSrnig, dass sic auch bei st/irkerer Yergr6sserung nicht ganz aufgel~st werden kSnnen. Seltener finden sieh gr6ssere KSrner yon Epidot, und mitunter auch stark licht- breehende, farblose, stabfSrmige Mikrolithen.

~[a g n e t i t kommt vor in grSsseren und kleineren KSrnchen, die mitunter deutliche Krystallumrisse erkennen lassen, oft aber auch ganz unregelm~issig begrenzt Mind. In einigen Magneteisen- KSrnchen fanclen sich kleine Feldspath-Einschlfisse, deren Naturals wirkliche Einschliisse aber insoferne fraglich ist, als sic in Bezug auf ihre Orientirung ganz mit den umgebenden Feldspathmassen iibereinstimmen, und es somit m6glich w/ire, dass die scheinbar eingeschlossenen Partien urspriinglieh mit der Hauptmasse des Feld- spathes zusammenhingen,' nut in iiusserliche H5hlungen des Magnet- eisens eindrangen und erst dureh den Sehliff yon ihrer Umgebung isolirt wurden. In anderen K5rnern, die ebenfalls yon Feldspathen umgeben sind, Mind jedoch kleine Einschliisse yon Glimmer ganz deutlich als solche zu erkennen. Ueberhaupt bemerkt m'm bei auf- fallendem Lichte, dass sich in dem )Iagneteisen vielfaeh sehwarze LScher befinden, die vermuthlich mit einer durehsiehtigen Sabstanz erfiillt sind, so dams also Einschliisse gar nicht so selten sind, wie man anfangs glauben m~chte, nut sind sic seltea sichtbar, nSmlich nur dann, wenn sic eben den ganzen Schliff durchsetzen. Neben Magnetit kommt aueh, wiewohl sehr untergeordnet, Eisenglanz vor.

C a l c i t ist in dem typisehen Gestein ziemlieh selten, in grSsserer Menge finder er sich in dem sehr feinkSrnigen, feldspath- reiehen und quarzarmen Gneiss des W e c h s e l g r a b e n s .

Sehr h~ufig tritt eine Pseudomorphose nach einem rhombo~dri- schen Carbonat auf, welches, da das Umwandlungsproduct Limonit

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ist, jedenfalls ein eisenh~ltiges Carbonat: wahrscheinlich A n k e ri t gewesen sein dfirfte. Bekanntlich hat schon H a i d i n g e r auf diese Pseudomorphosen-Bildung aufinerksam gemaeht, welche mit eincr oberfl{ichlichen Br~unung beginnt und successive den ganzen Krystall ergreifen kann. Der Limonit erscheint im durchfallenden Lichte braua- lich und undurehsichtig, im auffallenden Lichte gelblich. Oft sind schou Theile des Limonits herausgefallen, ja mitunter ist nut mehr die Form erhalten. Es treten auch farblose K6rnchen auf, welehe sehr stark light- und auch doppelbrechencl sind: es ist dies mSglicher- weise noch friseher hnkerit. An einer Stelle sieht man ganz deut- lich den Ankerit mit den h6heren Polarisationsfarben, der an den R~tndern bereits in Limonit umgewandelt ist. Diese Pseudomorphosen treten sowohl im Quarz, als aueh im Feldspath auf, abet die schSnsten Krystal]umrisse zeigen sie in den feink6rnigen Quarzaggregaten.

A p a t i t tritt in dem Gestein nur sehr untergeordnet auf, in kleinen, unregelmiissig begrenzten, stark licht- und schwach doppel- brechenden Kiirnern.

Sehr h~,iufig finder sigh ein gelbliches Mineral yon unbestimmtem Umriss, dessen Natur sehr schwer festzustellen ist. In seinem Aus- sehen ~ihnelt es Rutil, Titanomorphit - - welcher nach C a t h r e i n 1) nights anderes ist als Titanit - - und Staurolith. Das )[agneteisen, welches aus dem Feldspathe, in dem es am h~ufigsten vorkommt, nach dessert Pulverisirung leicht mit dcm Magnetstabe ausgeschieden werden konnte, wurde einer chemischen Priifung auf Titansiiure unterzogen, welche aber eiu negatives Resultat ergab. Wenn nun das gelbliche Mineral, vie es den s hat, ein Umwandlungs- product des Magneteisens w~ire, dann kSnnte auch in ihm keine TitansSure enthalten sein, u n d e s wiire in Folge dessen Rutil und Titanomorphit ausgesehlossen. Allerdings ist dieser Schluss insoferne nicht ganz einwurfsfrei, als nur nachgewiesen ist, dass alas )[agnet- eisen titansSurefrei ist, wogegen ja nebstdem auch Titaneisen, alas dureh den Magnet~tab nicht isolirt wurde, als selbstSndiges Mineral ganz gut vorkommen konnte. Wie sigh bei einer weiteren Unter- suchung herausstellte, ist letzteres wirklich der Fall. Ausser dem erwiihnten opaken, gelblichen Mineral, aus welchem bei sgirkerer VergrSsserung Spitzen hervorragen, die sehr an Rutilniidelehen

')'Zeitschrift f. Krystallographie etc. 1882, IV, 3.

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erinnern~ treten auch gelbliche Mikrolithen auf~ welehe Staurolith /ihnliehe Zwillinge bilden. Es wurde nun ether der Sehliffe in Salz- siiure gekoeht, wobei sich der darin enthaltene Limonit liiste~ w~ihrend die gelbliehen Mikrolithen unveri~ndert blieben. Von den zuriiek- gebliebenen kleinen gelbliehen KSrnehen wurden mittelst Loupe einige aus dem Sehliff herausgenommen und mit der Phosphorsalz- Perle auf Titan gepriift. Die Perle wurde, naehdem das Korn ein- geschmolzen war, in der Reductionsflamme violett, wodurch das Titan naehgewiesen erscheint. Das fragliche gelbliche i~Iineral ist also R u t i l . - - In dem Gneiss des F e i s t r i z - G r a b e n s tritt tin Feldspath eine schwarze Sehmiere auf, welehe bet schwacher Ver- grSsserung aus verschwommenen Streifen zu bestehen sGheint, die racist parallel und mitunter gekrfimmt sind und ihrem ganzen kus- sehen naeh mit jenem Vorkommen fibereinstimmen, welches Sa u e r in dem Feldspath eines Feldspath.Phyllites aus dem Erzgebirge beobachtet hat1). Bet st~irkerer u liisen sigh diese Streifen in zweierlei auf: 1. in verschwommene Kiirnchen, welehe mitunter so dicht stehen, dass die ganze Masse compact wird~ und welche im auffallenden Liehte schwarz erscheinen; und 2. in ein Gewirr yon i~'adeln, welehe yon einem Kiirnchen radienfSrmig nach allen seiten aus- strahlen, oft aber auch regellos umherliegen. Diese Iqadeln sind stark lichtbrechend, stelienweise opak; im auffallenden Lichte erscheinen sic gelblich. • dies ist allem knschein nach Rutil. ~Iitunter kommt derselbe auch in blassen~ durchscheinenden l~'adeln vor~ bald ver- einzelt~ bald in einem Aggregat yon l~adeln und kleinen K6rnchen. Es wurde eine solehe Gruppe yon ~Nadeln und Kiirnchen beobachtct, die sich offenbar in Zwillingsstellung befinden; es erinnert dies sehr an das u des Rutil in Zwillingsstiicken als Sagenit. An den blassen l~adeln wurde deutliche Doppelbrechung beob- achtet; w/ihrend der umgebende Quarz auf dunkel gestellt wary erschienen die Nadeln schSn rubinrotb. Sehr hfibsche Rutil- zwillinge finden sigh in dem Gneiss yon O b e r - k s p a n g . In demselben Gestein treten ausserdem aueh kleinwinzige Mikro- lithen auf, die ganz mit den sogenannten Thonschieferniidelehen iibereinstimmen, l~ach den Untersuchungen C a t h r e i n ' s 2) und

~) N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1882, p. 231. 2) Eta Beitrag zur Kenntniss der Wildschi~nauer Schiefer und der Thon-

schiefern~tdelchen. ~N. Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1881, Bd. I.

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S a u e r ' s l) sind diese ebenfalls nichts anderes als feine Rutiln~,idel - ehen. Ein ~ihnliehes Vorkommen beschreiben aueh P i e h l e r und Bl aa s in ihren ,,Quarzphylliten bei Iansbluck ~ ~).

T i t a n i t ist in diesem Gesteine sehr selten; an seiner wecken- fSrmigen Form und den Interferenzfarben hSherer Ordnung ist er jedoch leicht zu erkennen.

G r a n a t tritt in dem Gneiss yon O b e r - k s p a n g in ziemlich grossen, stark lichtbrechenden Kiirnern auf, welche yon unregel- mi~ssigen Spaltrissen durchzogen sin& kueh in einem Sehliffe aus dem Gneiss Yon der S t e i n e r n e n S t i e g e wurde ein vereinzeltes isotropes Mineral beobachtet, das Granat sein dfirfte.

2. G r a n u l i t a r t i g e Varieti i t des l lb i tgne i s ses .

Dieses Gestein wurde nur an einem einzigen Orte~ an der rechten Thalseite des H i i l l g r a b e n s gefunden. Es stellt sieh als ein feinkiirniges Gemenge yon Quarz und Feldspath dar, ia welehem griissere KSrnchen und Krystalle yon Quarz, weissem Glimmer und Feldspath partienweise ausgeschieden sind. Auch ist ziemlich viel Eisenoxyd in dem Gestein enthalten, welches nach seinen rhomboii- drischen Umrissen eine Pseudomorphose nach einem rhombo~dri- sehen Carbonat (knkerit?) darstellt. Dasselbe findet sich haupt- s~ichlich im Feldspath, in welchem auch andere Einschliisse, sowohl Glimmer, als auch hauptsSchlich Gas- oder Fliissigkeitsporen in grosser Menge auftreten. Einige Feldspathe zeigen eine sehr sehSne und deutliche Zwillingsstreifung. kueh im Quarz sind Einschlfisse yon G]immer~ Eisenoxyd und Fliissigkeit enthalten, jedoch in gerin- gerer Anzahl. Der Quarz durchzieht das Gestein vielfach in Gestalt yon aderfiirmigen Partien, in denen die Einsehlfisse geh~uft sind.

3. G l immersch ie fe r .

Eigentlither, typischer Glimmerschiefer tritt in unser~m Ge- biete nicht so h~tufig auf~ wie man friiher annahm, wohl abet gewinnt an vielen Orten der Gneiss durch stellenweises Zurfick-

l) Rutil als mikroskoi)ischer Gt, mengtheil in der Gneiss- und Glimmer- schiehrformation, sowie als Thonschi(fernitdelchen in der Phyllitformation. N. Jahrb. f. Min. 1881. Bd. I.

'J) Diese Mittheilungen Bd. IV. 1882, pag. 513.

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treten des Feldspathes, wie sehon obea beme~'kt, ein glimmer- schioferartiges Aussehen. Echter Glimmerschiefer wurde am Um- schuss-Riege], am Steinernen Kreuz, im Ohrenweehselgraben und im Waldbaehthale beobaehtet. Derselbe ist meist diinngesehiehtet und besteht aus einem feink6rnigen Gemenge yon Quarz und weissem Grimmer, mit welehem mitunter reiner Quarz lagenweise ab- weehselt. Auch hier enthSlt der Quarz zahlreiche Flfissigkeits- einschlfisse, welche nicht selten reihenfiirmig~ oft aueh schichtenwe:se angeordnet sin& Der )Iuseovit hat u. d. ~ . einen Stich in's Griin- fiche, ist aber oft durch Eisenoxydhydrat gelb gefi~rbt; letzteres dringt aueh zwisehen die einzelnen Quarzk5rnchen spalten~usfiiltend ein. Sehr h~iufig sind die Pseudomorphosen yon Limonit naeh einem rhombo6drisehen Carbonat. In dem Glimmerschiefer vom Ums eh u s s- r i e g e l treten als accessorisehe Gemengtheile zweierlei stark licht- breehende kleine Kiirnehen auf, yon denen die einen, rSthlieh und einfaeh lichtbrechend, Granat, die anderen, doppelbreehenden, Epidot sin& Im Glimmerschiefer des O h r e n w e e h s e l g r a b e n s nimmt dagegen tier Epidot so iiberhand, dass man das Gestein fast als Epidot-Glimmersehiefer bezeichnen k6nnte. Der Epidot sieht ~ mitunter wie zersetzt aus und zeigt dann unter gekreuzten ~icols keine Aufhellung. Die einzelnen Gesteinselemente sirtd hier sehieh- tertfSrmig angeordnet, was insbesondere beim Qnarz deutlieh her- vortritt, der das Gestein lagenfSrmig durehzieht; nadelfSrmige Durehschaitte yon Glimmertiifelchen, welche in diesen Quarzlagen eingebettet sind, sind siimmtlieh so angeordnet, dass ihre LSngs- riehtung der Sehieferung parallel ist. Auch in diesem Gestein ist etwas Granat enthalten, ferner eine sehwarze Sehmier% deren :Natur nieht festzustellen ist. Die Schliffe aus dem W a l d b a e h t h a l ent- halten zlemlich viele und seh6ne Durchschnitte eines gelbliehen $Iinerals, alas sieh durch starke Dispersion der Axea (? ~ •), kleinen Axenwinkel, starke Doppelbrechung und positive Mittelliaie als Titanit erwies.

4. quarzitsehiefer .

Quarzitsehiefer tritt in unserem Gebiete auf ia den :Miihlstein- brfichen im ~Valdbaehthal, im Feistrizgraben, wo er auf 15ngere Strecken fast das ganze rechtseitige Tha|gehiinge zusammeasetzt, und endlich vereinzelt in Mariensee. Derselbe ist in diinnen Platten

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geschichtet und yon griinlichweisser Farbe. Die Hauptmasse besteht aus Quarz mit wenig weissem Glimmer~ welcher nur auf den Schichtfl~ichen etwas h~iufiger aufiritt. Bei makroskopischer Betrachtung des Diinnschliifes kiinnte man das Gestein ffir einen Sandstein halten, da es den Anschein hat e als ob in einer Grundmasse klastische Quarzkiirnchen eingebettet liigen; u. d. ~[. erkennt man jedoch~ dass reihenfSrmig angeordnete Flfissigkeits- einschliisse oft durch mehrere KSrnchen durchsetzen~ was auf eine einheitliche Entstehung derselben schliessen liisst. Es riihrt dies yon einer eigenthfimlichen S{ructur des Gesteins her, welche darin besteht, dass sich um griissere Quarzknoten eine feinkSrnige Masse yon Quarz und wenig blassgrfinem Kaliglimmer augenartig herum- zieht; die in der Mitre befindlichen Quarzkiirner zeigen eine undu- 15se AuslSschung. Die grSsseren Knollen bestehen aus Streifen, die in ihrer Orientirung zwar nur etwas~ aber eben doch verschieden sind. Der Quarz ist vielfach yon Rissen und Spriingen durchsetzt; es finden sich in ihm viele Fliissigkeitseinschlfisse~ die mitunter so winzig und so dichtgedri~ngt sind, dass einzelne Parfien bei schw~i- cherer VergrSsserung ganz schw~irzlich erscheinen; sie slnd bald in Reihen angeordnet, die sich mitunter auch durchkreuzen, bald regellos zerstreut; in einigen sind bewegliche Libellen zu beob- achten. Die QuarzkSrnchen zeigen hiiufig eine feine Streifung, welche auch durch das Immersions-Objectiv meist nicht aufgeliist wird: nichtsdestoweniger scheint sie doch auch yon nichts anderem als yon Einschliissen herzurfihren~ wie dies oben beim klbit-Gneiss be- sprochen wurde. An accessorischen Gemengtheilen treten auf Magnet- eisen und wenig, aber sehr frische, kleine EpidotkSrnchen, ferner sehr stark dichroitischer Turmalin~ und sehr untergeordnet winzige Rutiln{idelchen. kuch Pseudomorphosen yon Limonit nach dem rhomboSdrischen Carbonat sihd daselbst 7 wie fast in allen hier behan- delten Gesteinen, enthalten.

I I . C h l o r i t g e s t e i n e .

1. Chlorit-Gneiss.

Dieses Gestein findet sich nur vereinzelt an folgenden Locali- tSten: Im Anger~ ]~Iariensee~ Feistriz- und ~Vechselgraben und Ober-Aspang. Den IIauptbestandtheil bildet ein glimmeri~hnliches

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Mineral, dessen blassgrfine Farbe, verwaschenes kussehen, geringe Lichtbrechung und schwache Polarisationserscheinungen daffir sprechen, dass wires hier mit Chlorit zu thun haben. Diese kn- sicht wird auch durch die makroskopische Betrachtung des Gesteins unterstiitzt. In dieser feinkSrnigen chloritischen Grundmasse finden sich ausgeschieden grSssere Kiirner yon Quarz, seltener yon Feld- spatb~ sowie auch kleine KSrner yon Epidot. Das ganze ist viel- fach yon einer schwarzen Schmiere durchzogen. Im Quarz viele Flfissigkeits-Einschlfisse, zerstreut in Reihen und in Nestern; ferner Einschliisse yon Chlorit. Der Feldspath ist ein Plagioklas und ent- h{ilt zahlreiche Epidot-Einschliisse. Durch das ganze Gestein zer- streut finden sich Pyritkrystalle, bald vereinzelt, bald dichtgedr~ngt beisammen; mitunter sind dieselben in Brauneisen umgewandelt. Das Gestein enth~ilt ferner ziemlich viel Calcit.

In dem Gestein aus dem F e i s t r i z g r a b e n besteht die Haupt- masse aus einem feinkSrnigen Gemenge yon Quarz und Feldspath, an welch' letzterem ebenfalls hie und da die Zwillingsstreifung der Plagioklase wahrgenommen werden kann; der Quarz fiberwiegt. Ausserdem enth~ilt das Gestein kleine Schfippchen eines chloritischen Minerals, welches sehr schwachen Diehroismus zeigt, und dessen Schiippchen, wenn sie parallel der Spaltfliiche liegen, zwischen gc- kreuzten Nicols dunkel bleiben. Auch Calcit und Epidot sind hierin enthalten, letzterer thefts in griisseren Kiirnern mit ungemein feurigen Polarisatlonsfarben, theils in schwfirzlich erscheinenden &nh~ufungen zahlreicher kleinerer KSrnchen.

~. Chloritsehiefcr.

Dieser wurde nur an einemOrte, in derN~the derVorauer 0chsen- sehwaig angetroffen. Er besteht aus Klinochlor mit polysynthetischer Zwillingsbildung, viel weissem Glimmer, wenig Quarz und Feld- spath. Der Quarz bildet mitunter ganze Schichten in dem Gesteine, tritt aber sonst nur spSrlieh in kleinen KSrnchen auf; er enthSlt ziemlich viel Flfissigkeits- und andere Einschliisse. Der weisse Glimmer und der Klinochlor machen, wie gesagt, die Hauptmasse aus, in welcher sich auch hie und da schuppenfSrmige Einschlfisse yon Eisenglanz finden. In grosser Menge ist ferner in dem Gestein eine schwarze Masse enthaltcn, die sich vor dem Liithrohr als Kohle erwics.

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212 A. Biihm.

I I I . H o r n b l e n d e g e s t e i n e .

1. Dioritschiefer.

Auch dieses Gestein ist auf ein einziges u im Laf- nitzthale~ zwischen Bruek und Miinichwald, besehrs Es besteht aus Hornblend% Feldspath und wenig Quarz; ausserdem ist darin ziemlieh viel Epidot enthalten. Die FarbentSne der Hornblende sind: a griinliehgelb, ~ saftgriin und r blaugriin. Der Feldspath zeigt eine ganz ausserordentlich feine Zwillingsstreifung und ist des- halb vermuthlieh Oligoklas. Es finden sieh in ihm ,~ielfaeh kleine Einschlfisse yon weissem Glimmer, die wahrseheinlich dutch Zer- se~zung desselben entstanden sind. Auch der Epidot tritt meistens im Feldspath auf, und seheint ebenfalls aus der Zersetzung desselben entstanden. Einige Epidot-Partien lassen eine radienfSrmige Anord- nung um einen Gruppen-)Iitte]punkt erkennen~ der aus einer sehr feinkSrnigen~ schw~irzlichen Substanz besteht, was darauf hinweist~ dass dieselben eben erst in Bildung begriffen sind. Im Feldspath sind mitunter Fliissigkeits-Einschliisse enthalten, sowie auch Ein- sehlfisse der anderen Gemengtheile, namentlich yon Epidot und Hornblende. In kleinen K6rnchen wurdo ferner Titanit, auch in Zwillingen, beobaehtet. Das Gestein ist vielfach yon Spriingen durchsetzt, die theilweise "con Quarz ausgefiillt sind und oft auch massenhafte Anh~iufungen yon Epidot zeigen.

2. Hornblende-Epidotschiefcr.

Dieses Gestein finder sich am Sauriicken oberhalb Kirchberg, sowie auch am Steinernen Kreuz. _~eusserlich ist es dem Gneiss ~'on der Steinernen Stiege sehr 5hnlich. Es besteht aus Hornblende~ Epidot, Feldspath~ Chlorit~ Quarz und Calcit. Besonders Epidot, Hornblende und Calcit sind massenhaft vorhanden. Die Hornblende tritt in fliichent6rmigen Gebilden, meist aber in l~adeln auf, und in soleher Form auch sehr hiiufig als Einschluss im Feldspath. Einige Hornblenden aus dem Gesteia yore S t e i n e r n e n K r e u z zeigen~ wenn das Lieht parallel der Yerticalaxe schwingt, eine schSne blaue Farbe; sit verhalten sich diesbezfiglieh ~ihnlich wie Glauko- phan. Eigenthfimlieh isi das Yerhalten zwisehen Hornblende und

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Epidot; mitunter hat es den Anschein~ als wiirde die Hornblende zwischen die EpidotkSrner hinein verfliessen. Es dr~ingt sich in diesem Falle die Vermuthung auf~ class der Epidot bei der Zer- setzung der Hornblende sich gebildet habe.

Der E p i d o t ist meist ganz friseh~ es kommen schSne~ grosse Krystalle vor~ welche meist naeh einer Richtung bin auseinander- gerissen sind, und deren einzelne Theile sieh durch vollkommen gleiehzeitige AuslSsehungen als zu einem Individuum gehSrig er- weisen. Die hierdurch entstandenen, oft sehr breiten Risse sind spiiterhin zumeist dutch Calcit-~ aber aueh durch QuarzkSrner and Hornblendenadeln ausgefiillt women, welche naeh derselbea Richtung bin gestreekt erscheinen. Es liegt hier wieder ein Beweis vor, dass die Krystallisation dieser Gesteine durch lange Zeit an- gedauert hat und sehr langsam yon Statten gegangea ist; dean der Epidot, welcher sicher ~lter ist als die ]~Iaterialien, welehe seine Spaltg~inge ausgefiillt haben, ist vielfach ganz yon Hornblende- nadeln durehspickt~ wiihread letztere selbst wieder aueh zur Aus- fiillung der Spaltrisse beitr~igt.

C a l c i t bildet kleinere und grSssere zusammenhiingende Partien; aueh er ist vielfach yon Spaltrissen durchzogea. Auch Zwillingslamellen sind zu beobachten, an denen mitunter schSne Interferenz-Erscheinungen sichtbar sind. Quarz und Hornblende treten in ihm als Einschliisse auf.

Der Q u a r z findet sich in grSsseren und kleineren KSrnern regellos zerstreut; er enth~ilt Hornblende und ziemlieh vie[e Fliissigkeits-Einschliisse~ mitunter yon sehr bedeutender GrSsse. In dem Schiefer yore S t e i n e r n e a K r e u z e treten feraer noeh Rutiln~delehen und Turmalin als Einschliisse auf; in einem der Schliffe wurde ausserdem ein langer~ violettgrauer Krystall be- obaehtet~ der wie Turmalin aussieht: sehwingt das Licht parallel zur Basis, so erscheint der Krystall blau; er zeigt nur schwachea Diehroismus~ aber sehr starke Absorption.

Im obersten F e i s t r i z g r a b e n , dort wo der Anstieg zum ,Sattel" beginnt~ wurdea im Walde einzelne grosse, lose B15cke gefunden~ welche vielleicht als Bruchstiicke eines sehr grobkSrnigen Gaeisses zu betrachtea sind. Dieselben bestehen zum grSssten

Mineralog, und petrogr. Mitth. V. 1882. BShm. Koller. Doeltcr. 15

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Theile aus einem dichten~ griinen~ glimmeriihnlichen Mineral, ferner aus Quarz und Calcit. Das erstere erwies sich u. d. ]K. als ein aus ungemein feinen Bl/ittchen bestehendes Aggregat, welches im ge- wShnlichen Lichte im Diinnschliffe fast farblos erscheint; seine Polarisationsfarben sind je~loch sehr lebhaft, es sind die des ~uscovits. Im Schliff treten auch grSssere Quarzpartien auf, in die sich der Glimmer stellenweise w'ulstfSrmig in gekrfimmten iggregaten hinein- zieht. Vor dem LSthrohre ist er ziemlich schwer schmelzbar und wird dabei nicht weiss.

Die bier beschriebenen Gesteine des Weehselberges geh6ren, wie ich glaube, einer hSheren Schichtgruppe an, als der Central- gneiss der Alpen, da sic in allen ihren Eigenschaften einen mehr phyllitischen Charakter zeigen, i u c h yon den Gneissen des nieder- ~sterreichischen Waldviertels, welche yon B e c k e beschrieben wurden, erweisen sie sich sowohl beziiglich der Structurverh~ilmisse als der Mineralbestandtheile auffallend verschieden. Dagegen finden sich bier ganz ~hnliche Erscheinungen~ wie bei den yon P ieh le r und B l a a s besehriebenen Quarzphylliten yon Innsbruck, auch bier wurde Rutil in eben solcher H~ufigkeit als mikroskopischer Bestand- theil angetroffen~ auch bier treten die Ankerit-Minerale auf. Uebri- gens scheint es, dass unsere Gesteine viel /ilter sind~ als jene QuarzpIullite ~ und man diirfte demnach mit Recht dieseIben als ein Uebergangsglied auffassen zwischen den altkrystallinischen Gesteinen und den eehten Phylliten.

Merkwiirdig ist es, dass in dem Gneiss des Weehsels Albit eine hervorragende Rolle spielt, ja class dieser sogar der einzige feldspathige Bestandtheil desselben zu sein scheint. Eine ganz /ihnliche Mineral-Association wie sic hier gesteinsbildend auftritt, finder sich hie und da in schSn auskrystallisirten Drusen in den krystallinischen Gesteinen der Klpen wieder, in welcher Beziehung es geniigt, auf das Periklin-u im Rauriser Thale zu verweisen.

~u Miner.-Petrogr. Univ.-Inst., October 1882.