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(Aus der Deutsehen Forschungsanstalt fiir Psychiatrie, Kaiser Wilhelm-Institut in Miinchen.) Uber die heredit~tren Beziehungen paranoid gef~irbter Alterspsychosen. Von Bruno Sehulz, Assistent der genealogischen Abteilung. (Eingegange'r~ am 11. Juli 1930.) In seiner Arbeit fiber die heredit~ixen Bezichungen der senflen Demenz wies Weinberger darauf hin, dab dort bei der Auswahl der Probanden unter anderem auch alle Psychosen des Seniums mit vorwiegend para- noidem Charakter ausgeschieden seien, da diese F~lle anderweitig unter- sucht werden sollten 1. Mit der Untersuchung dieser Fiille befaBte sich bereits im Jahre 1921 Schwarz, jetzt Direktor der oberfr~nkischen Heil- und Pflegeanstalt Kutzenberg. Leider war es ihm infolge dienstlicher Inanspruchnahme nicht mSglich, die weitgef6rderten Untersuchungen zum AbschluB zu bringen. Er stellte uns daher im vorigen Jahre das von ihm gesammelte Material zur Verffigung, so dab es von mir erg~nzt und bearbeitet werden konnte. Es handelt sich im ganzen um 51 Fi~lle der psychiatrischen Univer- sit~tsklinik Mfinchen, und zwar um 19 ~ und 32 9. Um ein mSglichst klares Bild der klinischen Erscheinungsform dieser 51 Psychosen zu geben, haben wit sie im kasuistischen Nachweis, wenn auch zwecks Raumersparnis so kurz wie m6glich, einzeln beschrieben. Bei der ge- botenen Kfirze der Einzelbeschreibungen aber mSchten wir doch auch noch allgemein hervorheben, wodurch sich das Krankheitsbild unserer Probanden von dem der Probanden Weinbergers unterscheidet. Auch bei Weinberger fanden sich (i. c. S. 670--671) im ganzen etwa 14 F~lle, bei denen Wahlfideen beobachtet wurden. Wie aber Weinberger bereits betont, handelt es sich dabei nur um geistig nicht weiter verarbeitete Wahnideen; Desorientiertheit, St6rung der Auffassung, der Merkf~hig- keit und des Ged~chtnisses stehen auch bei diesen Fgllen Weinbergers im Vordergrunde des Krankheitsbildes. Im Gegensatz dazu wird in unseren Fallen das Krankheitsbild mehr oder weniger yon den Wahn- ideen beherrscht; die spezifischen Erscheinungen der senilen Demenz x Weinberger: Z. ~eur. 106, 669 (1926). 10"

Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

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Page 1: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

(Aus der Deutsehen Forschungsanstalt fiir Psychiatrie, Kaiser Wilhelm-Institut in Miinchen.)

Uber die heredit~tren Beziehungen paranoid gef~irbter Alterspsychosen.

Von

Bruno Sehulz, Assistent der genealogischen Abteilung.

(Eingegange'r~ am 11. Juli 1930.)

In seiner Arbeit fiber die heredit~ixen Bezichungen der senflen Demenz wies Weinberger darauf hin, dab dort bei der Auswahl der Probanden unter anderem auch alle Psychosen des Seniums mit vorwiegend para- noidem Charakter ausgeschieden seien, da diese F~lle anderweitig unter- sucht werden sollten 1. Mit der Untersuchung dieser Fiille befaBte sich bereits im Jahre 1921 Schwarz, jetzt Direktor der oberfr~nkischen Heil- und Pflegeanstalt Kutzenberg. Leider war es ihm infolge dienstlicher Inanspruchnahme nicht mSglich, die weitgef6rderten Untersuchungen zum AbschluB zu bringen. Er stellte uns daher im vorigen Jahre das von ihm gesammelte Material zur Verffigung, so dab es von mir erg~nzt und bearbeitet werden konnte.

Es handelt sich im ganzen um 51 Fi~lle der psychiatrischen Univer- sit~tsklinik Mfinchen, und zwar um 19 ~ und 32 9. Um ein mSglichst klares Bild der klinischen Erscheinungsform dieser 51 Psychosen zu geben, haben wit sie im kasuistischen Nachweis, wenn auch zwecks Raumersparnis so kurz wie m6glich, einzeln beschrieben. Bei der ge- botenen Kfirze der Einzelbeschreibungen aber mSchten wir doch auch noch allgemein hervorheben, wodurch sich das Krankheitsbild unserer Probanden von dem der Probanden Weinbergers unterscheidet. Auch bei Weinberger fanden sich (i. c. S. 670--671) im ganzen etwa 14 F~lle, bei denen Wahlfideen beobachtet wurden. Wie aber Weinberger bereits betont, handelt es sich dabei nur um geistig nicht weiter verarbeitete Wahnideen; Desorientiertheit, St6rung der Auffassung, der Merkf~hig- keit und des Ged~chtnisses stehen auch bei diesen Fgllen Weinbergers im Vordergrunde des Krankheitsbildes. I m Gegensatz dazu wird in unseren Fallen das Krankheitsbild mehr oder weniger yon den Wahn- ideen beherrscht; die spezifischen Erscheinungen der senilen Demenz

x Weinberger: Z. ~eur. 106, 669 (1926).

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treten ihnen gegeniiber entsprechend zuriick. Unsere Probanden, beson- ders die der Gruppe I (s. unten), sind weir mehr als die zu einem groBen Teil verwirrten Kranken Weinbergers, bei denen ein hochgradiger geistiger Verfall besteht, noch einheitliche, meist auch besonnene, wenn auch krankhaft ver/s PersSnlichkeiten, die neben ihrem Wahn oft nur Spuren geistigen Riickgangs zeigen.

Wir haben nun zun/~chst unsere Probanden 1--30 als Gruppe I zusammengefaf~t. Sie seien hier ~ls seniler Verfolgungsw~hn bezeichnet. Es sind F~lle, bei denen die Wahnideen, im allgemeinenBeeintr/~chtigungs- ideen, nur selten GrSBenideen, ganz besonders im Vordergrund stehen und die Erscheinungen der senilen Demenz demgegenfiber besonders stark zuriicktreten. Bei den Probanden 1--20 war die Diagnose ,,Seniler Verfolgungswahn" bereits von der Klinik gestellt. Bei den Probanden 21--27 lautete die Klinikdiagnose ,,Senile Demenz", doch glaubten wir sie den F~llen 1--20 gleichsetzen zu diirfen. Bei Fall 29 lautete die Klinikdiagnose ,,Paranoide Erkrankung und senile Demenz", bei Fall 28 und 30 schlechthin ,,Paranoide Erkrankung", woht wegen des Fehlens der Erscheinungen der eigentlichen senflen Demenz. Welchem Umstande es zuzuschreiben ist, dab aueh diese beiden F/~lle in der genealogischen Abteilung als senile Psychosen geftihrt wurden und so unter das Material dieser Arbeit gerieten, vermochten wir nicht mehr festzustellen. DaB sie in unsere Untersuchung einbezogen wurden, bedauern wir keineswegs. Wir werden gerade auf die drei zuletzt genannten Probanden und einen vierten gleich zu erw/~hnenden Fall (Proband 51) noeh besonders zu spreehen kommen.

Auf Grund der sehr kurzen stiehwortartigen Einzelbeschreibungen im kasuisti- schen Nachweis wird mancher Leser vielleieht geneigt sein, aueh bei dem einen oder anderen der Probanden 1--27 eher eine paranoide Form der Sehizophrenie anzu- nehmen als eine senile oder pr/~senile Psychose. In der Tat fanden sieh eigentliche Zeichen der senilen -- oder arteriosklerotisehen (s. unten) -- Demenz bisweilen im Krankenblatt nicht vermerkt. Dennoch veranlaBte mich der Umstand, dab yon der Klinik bei den Probanclen 1--27 eine senile Psyehose angenommen war, die FMle 28, 29, 30 mit der Klinikdiagnose ,,Paranoide Erkrankung" yon ihnen abzugrenzen. Die Psychosen der F/~lle 1--27 diirften eben doeh den Eindnmk einer senilen Psyehose gemaeht haben, auch wenn im Krankenblatt die Ersehei- nungen einer solchen nieht besonders hervorgehoben sind.

Sollte sieh unter den Probanden 1--27 iibrigens die eine oder andere Sp/~tsehizo- phrenie befinden, so beeintr/~ehtigt das -- wie sich sp~ter zeigen wird -- das Haupt- ergebnis dieser Arbeit eigentlich nicht. Dieses Ergebnis lautet n/imlich: in der Verwandtsehaft unserer Probanden linden sich verhMtnism/~Big wenig Sehizo- phrenien und viele senile Psychosen. Andererseits sprieht dieses genealogisehe Ergebnis dafiir, dab zum mindesten die Mehrz~hl unserer Probanden mit Reeht den Alterspsychosen zugereehnet wurde.

Die Probanden 31--51 (Gruppe II) sind im Gegensatz zu denen der Gruppe I wohl in erster Linie als senile Demenzen anzusehen und seien hier auch als solehe bezeiehnet. Immerhin waren es F/~lle, die Weinberger seiner- zeit wegen der Wahnideen, die sich bei ihnen ebendoch in nieht uabetri~cht-

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lichem Mal~e finden, nicht seinen gewShnlichen senflen Demenzen zu- rechnen mochte. Ein besonderes Krankheitsbild bietet Proband 51; trier steht bei affektiver Teihlahmslosigkeit neben zeitweisen lebhaften Sirmest/iusehungen eine eigenartige motorisehe Unruhe beherrsehend im Vordergrunde; eigentliche Wahnideen dagegen zeigen sich kaum. Die Khnikdiagnose lautete bei allen F/~llen der Gruppe II ,,Senile Demenz", nur bei Proband 51 ,,Atypische Form der senilen Demenz".

~ber die Auswahl und Zuordnung der einzelnen F/ille wird man leider streiten kSnnen. Sie war ffir uns um so schwieriger, als ich z. B. nur einen Probande• selbst gesehen habe. Immerhin diirfte die Betrachtung jeder Gruppe im ganzen ein einigermaBen charakteristisches klinisches Bild ergeben. Doch mul~ noch auf einen anderen Punkt eingegangen werden, der die Einheitlichkeit des Materials in Frage stellen kann.

Aus Weinbergers Material wurden alle F/~lle mit tterderscheinungen ausgesehieden. Auch in Meggendor]ers Material, mit dem bereits Wein- berger sein Material verglich und das auch wir zu Vergleiehszweeken heranziehen werden, linden sich nur F/~lle, die bei der Sektion frei yon wesentlichen arteriosklerotischen Ver~nderungen gefunden wurden 1, wenn Meggendor]er auch darauf aufmerksam macht, da$ sich unter seinen F/~llen klinisch und anatomisch doeh recht verschiedene Formen linden. (Unter der Auswahl der yon ihm einzeln beschriebenen Familien findet sich z. B. mindestens ein Proband mit Alzheimerscher Krankheit.) Unter dem Material der vorliegenden Arbeit aber linden sich leider nieht nur 9 F/~lle mit peripherer Arteriosklerose und 6 F~lle, bei denen bei 4er Sektion die Basalarterien arteriosklerotisch ver~ndert gefunden wurden, sondern auch 7 Probanden, die an Hirnsehlag starben. AuBerdem land sich bei 2 weiteren Probanden ein Hirntumor; ein anderer Fall er- krankte unmittelbar im Anschlu$ an eine Operation wegen Wangen- krebses.

Doch auch diese hier eben genannten 25 Probanden boten psychisch night das Bild einer arteriosklerotischen Psyehose, oder das eines Him- tumors usw., sondern das der senilen Psychose und wurden als solche diagnostiziert; zum Tell obwohl sie bereits vor der Klinikaufnahme Schlaganf~lle erlitten hatten, zum Teil ergabert sich iiberhaupt erst bei Tod bzw. Sektion Anhaltspunkte ffir das Vorliegen einer Arterio- sklerose. Wir haben diese Fi~lle nicht aus unserem Material ausgeschieden. (Ich daft in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dal~ Erich Jacobi auch bei rein senilen Hirnerkrankungen so h~ufig und ausgiebig Veriinderungen am Gefitl3system f~nd wie sonst nur bei arteriosklerotischen Psychosen 2.) Wit haben die genannten Komplikationen bei jedem unserer Probanden vermerkt. Auch haben wir unsere Probanden, abgesehen yon der Gruppierung in Gruppe I und II, auch Iloch in der

1 Meggendor/er: Z. Neut. 10I, 387 (1926). Jacobi, Erich: Arch. f. Psychiatr. 88, 434 (1929).

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Weise gruppiert, dab wir die Fiille ohne Zeichen 4er Arteriosklerose, ohne Hirntumor usw. als Gruppe A zusammenfaBten und die 25 F/ille mit derartigen Erscheinungen als Gruppe B. In dieser Gruppe B befinden sich die 12 Probanden 12--23 der Gruppe I und die 13 Probanden 31--43 der Gruppe I I .

Es w/ire interessant, zu wissen, ob alle unsere Probanden, die klinisch als senile Psychosen ersehienen, auch anatomisch sich als solche erwiesen h/itten, so dab es sieh also in den F/~llen mit arteriosklerotischen usw. Erseheinungen damn in der Tat eben nur um Komplikationen gehandelt hgtte. Leider wurden die Gehirne unserer l~robanden nieht mikroskopisch untersucht, so dal3 an anatomisehen Erscheinungen der senilen Demenz nur hie und da Atrophie der Hirnrinde festgestellt wurde.

Dai] die M~nner h/~ufiger yon Arteriosklerose befallen werden als die Frauen, zeigt sich aueh bei uns. W/ihrend ja unser Gesamtmaterial 19 c~ und 32 Q umfaBt, fallen in die Gruppe B 12 ~ und 13 Q. Bei den 7 Probanden mit Ted an Hirnschlag haben wires mit 4 c~ und 3 Q zu tun.

Das durehschnittliche Erkrankungsalter (Klinikaufnahme) unserer Probanden ist betr~chtlich niedriger als das des Weinbergerschen Materials. Das gleiehe Bfld zeigt eine Gegeniiberstellung der Ziffern der in den einzelnen Lebensjahrfiinften Erkrankten. Die Aufteilung unserers Materials in die genannten Gruppen I, I I , A, B zeigt, dab das Erkrankungs- alter unserer Gruppe I (wohl erwartungsgem/~B) niedriger ist als das der Gruppe I I ; ein Untersehied zwischen dem durchschnittlichen Er- krankungsalter der Gruppe A und B zeigt sich kaum. Man vergleiche die folgende Zusammenstellung.

Es erkranlcten zwischen:

Jahren

55--60 161 65 166--70 71--75 176--80 181--85 186--90

Weinbergers Probanden (51) Eigene Probanden (51) Eigene Probanden

Gruppe I (30) Eigene Probanden

Gruppe I I (21) Eigene Probanden

Gruppe A (26) Eigene Probanden

Gruppe B (25)

2

1

1

1

1

6 8

1 4

6 6

1 6

17 12

6

6

4

8

14 10 11 6

6 2

5 4

4 4

7 2

1

]) ureh - schnittl .

Erkr.-Alter

75,84 72,4

71,0

74,3

72,0

72,6

Obwohl nur ein Tell der F/~lle Meggendor/ers sts paranoide F~rbung zeigen diirfte, liegt doch das durehschrfittliche Erkrankungs- alter fiir das Meggendor/ersche Material (etwa 69 Jahre) noch unter dem unserer Probanden. Das mag zum Tell daher kommen, dab der eigentliehe Erkrankungsbeginn bei manchen unserer Probanden einige Jahre vor der Klinikaufnahme anzusetzen ist. Da der Zeitpunkt der Klinikaufnahme

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aber eindeutiger best immbar ist und uns darum fiir Vergleiehe besser geeignet erscheint, haben wir ihn bei unseren F~llen angegeben. Wie bei unserem Material liegt iibrigens auch bei einigen F/~llen Meggen- dor/ers der Erkrankungsbeginn vor dem 60. Lebensjahr. Einige F/~lle mit offenbarem Erkrankungsbeginn vor dem 55. Lebensjahr sehieden wir aus; immerhin haben wir F/file unter unseren Probanden, die bereits mehrere Jahre vor dem 55. Lebensjahr krankhafte Erscheinungen zeigten, die dann allerdings bald wieder abklangen (z. B. Proband 16, 24 und 30).

In Weinbergers Arbeit wurde bemerkt, dab dort die Probanden- gesehwister in hSherem MaBe in den jiingeren Altersklassen (bis zum 60. Jahr) aus der Beobachtung schieden als die DurchschnittsbevSlkerung; d. h. fiir die Mehrzahl der F/~lle, friiher starben. Die folgende Zusammen- stellung zeigt, da$ das fiir unser Material nicht im gleichen Grade zutrifft. Daraus auf eine biologische Verschiedenheit zwischen paranoid gef/~rbten Alterspsychosen und reinen senilen Demenzen zu schlieSen, erscheint mir nicht gerechtfertigt. Die Ziffern sind zu klein. Weinbergers, wie meine Befunde kSnnen zufMlig sein. Unsere Gruppe I I zeigt iibrigens sogar st/~rkere Besetzung der hSheren Altersklassen als Gruppe I. Die (,,arteriosklerotische") Gruppe B zeigt eine st/~rkere Bese~zung der hSheren Altersklassen als die Gruppe A.

Von den i~ber 20 Jahre alten Probandengeschwistern bzw. den iiber 20 Jahre alten Verstorbenen der GesamtbevSlkerung schieden aus der Beobachtung bzw. starben ira:

Verstorbene der Gesamt- bev51kerung 1 . . . . .

Gesamtmaterial Weinber- gets . . . . . . . .

Eigenes Gesamtmaterial Eigenes Material Gruppe I Eigenes Material Gruppe 111 Eigenes Material Gruppe A] Eigenes Material Gruppe 13] Weinberger8 Material

Gaberseer G r u p p e . . .

3.

o/ /o

8,7

8,5 4,3 3,8 5,3 4,5 4,0

9,5

% 5 . 6 ,

% %

15,4

Jahrzehnt 7,

%

22,3

8. n . d . 8 .

% %

16,9 13,4 14,8 10,7 13,5 13,3

8,9 10,4

10,2 12,4 10,9 13,4 13,8 13,8 5,3 12,5

10,1 16,8 1%0 9,3

5,9 11,8

21,5 25,6 23,1 30,4 24,9 26,6

15,5 123,6

23,7 ]

20,3 24,4 25,9 21,4 22,5 26,6

17,7

10,4

10,2 7,9 4,6

14,3 7,9 8,0

15,5

n . d . 6 .

%

56,4

52,0 57,9 53,6 66,1 55,3 61,2

59,8

n.4.7. %

34,1

30,5 32,3 30,5 35,7 30,4 34,6

33,2

DaI3 bei einem Vergleich verschiedener Materialgruppen hinsiehtlich ihres Altersaufbaues auch i~ul3ere Einfliisse m5glicherweise yon Bedeutung sein kSnnen und beriicksichtigt werden miissen, sei erw~hnt. So hat j~ die durchschnitthche Lebensdauer innerhalb der letzten Jahrzehnte betri~chtlich zugenommen. Es ist daher yon Wichtigkeit, das durchschnittliehe Geburtsjahr des jiingsten (lebenden oder verstorbenen) Geschwisters der einzelnen Gruppen miteinander zu vergleiehen.

1 In Bayern 1900--1901. Aus Prinzing: Handbueh der medizinisehen Statistik. Die Ziffern .obiger Zusammenstellung sind zum Teil aus Weinbergers erw~hnter Arbeit en~nommen bzw. erreehnet.

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Es liegt bei unserem Material um 78,1 Jahre von 1923 zuriick. In dieser Hinsicht ni~hert sich also unser Material mehr der Klinikgruppe Weinbergers, bei der das Gebur~sjahr des jiingsten Geschwisters durchschnittlich um 76 Jahre zuriiekliegt. Bei der Gaberseergruppe Weinbergers liegt es von 1923 um 87,5 Jahre zuriick 1 Gerade diese Gruppe aber paBt sich in bezug auf die Alterszusammensetzung wieder mehr unserem Material an. Das Gaberseer Material Weinbergers besteht im iibrigen fast nur aus LandbevSlkerung. In unserem Material sind in/ihnlicher Weise wie in der Klinikgruppe Weinbergers st/~dtische und l~ndliche Elemente gemischt. Eine etwa allgemein bestehende Verschiedenheit in der Lebensdauer fiir Land- und Stadtbev61kerung ist also fiir die verschiedene Alterszusammensetzung bier auch nicht verantwortlich zu machen.

W e n n ieh auch, wie bere i ts angedeute t , an den verseh iedenar t igen Al t e r sau fbau der einzelnen Gruppen keine besonderen Schliisse kni ipfen mSchte, so hie l t ich as doch fiir zweckm/~ ig , auf ihn hinzuweisen un4 seine mSgliehen Ursaehen kurz zu erSrtern. Wesent l i cher als die Ver- schiedenhei t dfirf te fibrigens le tz ten Endes doch die l~bere ins t immung der einzelnen Gruppen erscheinen. Man sehe z. B. die nur in ger ingen Grenzer~ schwankenden Ziffern fiir die nach dem 7. J a h r z e h n t Ausge- schiedenen hieraufhin an. I m m e r h i n b ie te t auch der Al t e r sau fbau der Pro- bandene l t e rn ein dem Al t e r sau fbau der Geschwister ziemlich entsprechen- des Bild, d. h. ein Bild, das in gleieher R ieh tung wie die Befunde bei den Probandengeschwis te rn yon dan Befunden bei Weinbergers Probanden- e l tern abweieht . I s t auch hier wieder das Mater ia l zu klein, so daI~ m a n den Verschiedenhei ten ke inen besonderen W e r t beimessen kann, so wol l ten wir doch gerade mi t Rf icks icht auf die abweichenden Befunde Wein- bergers un4 fibrigens auch Donner8 2 fiber unsere Ziffern n icht still- schweigend hinweggehen. Die Befunde im einzelnen sind aus de r folgenden Zusammens te l lung ersichtl ich. Das Durehschn i t t sa l t e r unserer Probandenv/~ter betr / ig t 65,88 Jah re , das der Mfi t ter 64,44 Jah re .

Von den Probandeneltern schieden aus der Beobachtung im:

DurchschnittsbevSlkerung~ Weinbergers Material 3 . . Eigenes Gesamtmaterial . Eigenes Material Gruppe I Eigenes Material Gruppe I1 Eigenes Material Gruppe A Eigenes Material Gruppe B

~. 4.

% %

1,5 6,0 4,5

A 8,0 1,9 7,5

8,8 2~ 11,6

- 4,5

Jahrzehnt Dnrch- sehnltts-

5. 6. 7, 8. 9. 10. alter

% % % % % % Jahre

19,7 26,3 17,9 28,1 18,4 20,7 20,7 15,1 14,7 29,4 16,3 11,6 24,4 29,5

27,8 25,8 27,6 26,4 29,4 32,5 22,7

16,6 -- 13,5 -- 13,8 3,4 18,9 1,9 5,9 5,9

13,9 4,6 13,6 2,3

7,0 10,1 6,9 7,5 5,9 7,0 6,8

64,45 63,16 65,14 65,2 64,9 65,0 65,2

1 Weinberger: Z. Neur. 106, 673 u. 675. 2 Donner: Zit. nach Z. Neur. 106, 688, 689. 3 Aus Weinberger 1. c. 688. Es ist mSglich, daI~ ein Teil der als im 9. Jahrzehnt

verstorben Geftihrten bei Durehschnittsbev61kerung und Weinbergers Material erst im 10. Jahrzehnt verstorben ist.

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Noch einige Verschiedenheiten gegenfiber Weinbergers Material in bezug auf FamiliengrSl3e bzw. Fruchtbarkeit seien erw/~hnt, bevor wir die psychischen Anomalien in der Verwandtschaft unserer Probanden betrachten. Die Zahl aller unserer Probandengeschwister betr/s 273 (darunter ,8 unbekannte"; d. h. solche~ yon denen oft nur die Tat- sache ihrer Geburt bekannt ist). Die durchschnittliche Geschwistersehafts- grSl3e einschlieBlich der Probanden betr/~gt also 6,4. Zwei unserer Probanden haben keine Geschwister. Die durehschnittliche Geschwister- schaftsgrSl3e der Klinikgruppe Weinbergers betr/tgt einschliel31ich der Probanden 7,08 Geschwister, die seiner Gaberseergruppe 7,73 Ge- schwister 1. Die Differenz gegeniiber unserem Material erscheint betr/s

Ein Unterschied besteht aber auch insofern, als s/~mtliche Probanden Weinbergers, wie wir durch Materialdurchsicht feststellten, verheiratet waren und Kinder hatten. (Wohl beabsichtigte Auslese; vielleicht auch unbeabsichtigte Auslese: fiber Senil-Demente mit Kindern ist leichter genealogische Auskunft zu erhalten.) Bei uns sind die l0 Probanden 1, 2, 4, 15, 26, 28, 29, 30, 31, 42 ledig und kinderlos, also etwa 200/0 . Unter den im ganzen 417 Probanden mit der Diagnose ,,Senile Demenz" aus dem Material der genealogischen Abteilung fanden sieh 15,6~ ledige. Drei weitere Probanden unseres Materials sind kinderlos verheiratet: Proband 20, 21, 46.

Die Zahl unserer Probandenkinder insgesamt betr/~gt 163 ; der Proband hat also durchschnittlich 3,2 Kinder; berechnet nur auf die 38 Probanden mit Nachkommen k/~men auf den Probanden 4,3 Kinder. Demgegen- fiber haben Weinbergers Klinikprobanden durchschnittlich je 6,8, seine Gaberseerprobanden 6,15 Kinder 2

Die Versehiedenheit in der durchschnittlichen Geschwisterschafts- grSl3e wie KinderschaftsgrSl3e mag daher kommen, daB, wie bereits erw/~hnt, unser Material zum grSl3eren Tell StadtbevSlkerung ist; es kann auch mit dadureh bedingt sein, dal] unser Material, wie ein ober- fl/s Vergleich der Berufe der Weinbergerschen und meiner Pro- banden zeigt, einer sozial gehobeneren Schicht angehSrt; es kSnnte aber natiirlich auch darauf beruhen, dal3 Personen, die sp/~ter an paranoid gef/~rbten Alterspsychosen erkranken, und auch ihre Verwandten aus psychologischen Griinden weniger zur Eheschliel3ung bzw. Fortpflanzung neigen. (In bezug auf die Verschiedenheit der Kinderzahl w/~re aller- dings aul3erdem auch noch der mSgliche Einflu/3 der bewul3ten oder unbewul3ten Auslese bei Weinberger in Betraeht zu ziehen.)

Wir betrachten nun die psychischen Anomalien in der Verwandtscha/t unserer Probanden und beginnen mit den Befunden bei den Probanden- eltern (s. Tabelle 1). C'ber 87 Eltern haben wir hinreiehende Auskfinfte

1 Weinberger: Z. Neur. 106, 673 u. 675. 2 Weinberger: Z. Neur. 106, 689 u. 691.

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154 Bruno Schulz:

e rha l t en kSnnen. Wi r f inden 4 F~lle, die Verdach t auf senile Psychosen erwecken (bei Weinberger 5 Fii l le 1).

Tabelle 1. Ubersicht i~ber die 87 ,,bekannten" Probandeneltern.

Gruppe I Gruppe II[Gruppe A Gruppe B ~ Es f a n d e n sich

21-- 30 31-- 40 41-- 50 51-- 60 61-- 70 71-- 80 81-- 90 91--100

Sa.

1 3 7 4 5 5 1

26 27

1 1 2 4 6 2

16

2 2 1 2 3 3 6 2 4 7

-- 4 2 1

18 ~i

1 2 6 6

2 3 i - -

2 2 21

2 1 3 7 6 3 1

23

16{ 18{ 2 12 3

~7

Alterspsychosen M.-D. Irresein 14 Unklare Psychose ~ Sonderlinge Erregbare Trunksucht 2 Tod an Hirnsehlag 5 Tod an Schlag usw.I

auBer Hirnsehlag I 5 Tod an Tuberkulose 1

I II

i 2

I

2 2

A B ~q

- - 1 1

- - 2 2 3 3

5 2 7 1 2 3

Der eine yon unseren 4 FMlen, bei dem die Diagnose senile Psychose allerdings vielleieht besonders fraglich ist, soll an Verfolgungswalm gelitten haben. Aueh die Ehefrau dieses Falles soll im Alter sehwaehsinnig gewesen sein. Von den Kindern dieses Ehepaares erreiehten 3 ein h6heres Alter. Das eine ist die Probandin, die andere ist als Sekund~rfall you seniler Psychose angefiihrt, die dritte jedoch, die ein Alter yon 81 Jahren erreicht hat und schlieBlieh in einem Spital starb, soil nach Angabe des Hausarztes keine auffallenden Eigentiimlichkeiten dargeboten haben und bis zum SchluB geistig frisch gewesen sein. Allerdings habe sie sich in dem Spiral nicht wohl gefiihlt und sich zurfickgezogen. Auch habe sie einer Jugend- bekannten gegeniiber einmal ge~uBert, die Spitalsehwestern wollten ihr nicht recht wohl, weft sie ihnen nicht ,,schwarz" genug sei. Immerhin reicht das wohl nieht aus, um bei ihr einen senilen Verfolgungswahn anzunehmen; wir haben den Fall nicht einmal als Sonderling gez~hlt.

A n sonst igen Psychosen f inden wi t einen typ i schen Fa l l yon manisch- depress ivem I r rese in (auch bei den P r o b a n d e n k i n d e r n und bei den Neffen und Nich ten werden wir das manisch-depress ive I r rese in wieder l inden) und eine unklare Psychose. Vier yon den E l t e rn haben wi t als Sonder l inge bezeichnet , doch muB darauf hingewiesen werden, dab diese Zahl h6ehstwahrscheinl ich als zu niedrig anzusehen ist. Unsere Aus- kunf tgebe r waren in der Mehrzahl der F~lle die Enke l dieser E l t e rn ; sie k o n n t e n sich keineswegs immer an ihre GroBelteru genau erinnern. Aul~er den als Sonderl inge bezeichneten P robande ne l t e rn haben wir noch zwei Personen als besonders e r regbar angeffihrt . Bei der ungenauen Aus- kunf t , die wi t h ins icht l ich psychischer Anomal i en ger ingeren Grades fiber die P robandene l t e rn erhiel ten, m6chten wi t auch dem U m s t a n d keinen W e f t beilegen, dab wi t un te r unseren P robandene l t e rn n u t drei Tr inker fanden, ws Weinberger un te r den E l t e r n seiner P r o b a n d e n 6 Tr inker land.

* Weinberger: Z. lqeur. 106, 686.

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l~be r d ie h e r e d i t ~ r e n B e z i e h u n g e n p a r a n o i d g e f ~ r b t e r A l t e r s p s y c h o s e n . 1 5 5

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156 Bruno Schulz:

Todesf~lle an Arteriosklerose und Sehlag linden wir im ganzen 12 = 12,8~ . Unter den Eltern einer Durchsehnittsbev61kerung land ich 14,6O/o 1, unter denen von Hirnarteriosklerotikern 17,3~ 3. Die Ziffer unseres hier vorliegenden Materials bleibt also hinter denen des Ver- gleiehsmaterials zurtick. Die F~lle verteflen sich anns gleichmitl~ig auf die Gruppen A und B; nur zwei von ihnen gehSren zur Gruppe II . Todesfs an Tuberkulose sind im ganzen nur drei vorhanden.

Nun zu den Probandengeschwistern (s. Tabelle 2). Wir linden bei ihnen 11 F~lle, die wir als senile Psyehosen, und unter diesen 6, die wir als senilen Verfolgungswahn bezeichnet haben. Von den 11 F~llen sind 4 zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr, 7 jenseits des 70. Lebensjahres erkrankt. Die jenseits des 70. Lebensjahres Erkrankten auf die naeh dem 70. Jahre Ausgeschiedenen bezogen, ergibt 13~ (700: 54). Am Weinbergersehen Material erhalten wir auf dieselbe Weise 9,30/0 3 Alle jenseits des 60. Jahres Erkrankten auf die jenseits des 60. Jahres Aus- geschiedenen bezogen, ergibt bei uns 11,5~ (1100: 96), bei Weinberger 5,40/0 3. Fiir unsere einzelnen Untergruppen (I, II , A, B) erhalten wir keine in Betracht kommenden Unterschiede. Wesentlich ist, da ] wir, in Ubereinstimmung mit Meggendorler und Weinberger, auffallend viele senile Psychosen, auch ausgesprochene senile Demenzen, in den Ge- sehwisterschaften unserer Probanden, also paranoid gef~rbter Alters- psychosen, linden. Vielleicht wird man auch hier wieder bei dem einen oder anderen der ,,Sekunds Zweifel haben kSnnen, ob es sieh um eine eigentliche senile Psyehose handelt. Vergleiche den Absatz in kleinem Druck auf S. 148 vorliegender Arbeit. So wurde bei der Schwester des I)robanden 39 (Kasuistischer Nachweis S. 181) von der Anstalt die Diagnose gestellt: ,,Melancholie auf seniler Basis"; bei der Sehwester des Probanden 31 (ebendort) vermi6t man die Erscheinungen der eigentliehen Demenz. Neben anderem aber diirfte uns der Umstand, daft die Er- krankungen aller 11 Sekund~rf~lle erst jenseits des 60., ja zum Teil jenseits des 80. Jahres einsetzten, wohl doch berechtigen, sie als den Psychosen der Probanden gleiehartig anzusehen. Ob man den einzelnen Fall dem senilen Verfolgungswahn (ira Sinne unserer Probandengruppe I) zurechnet, oder der senilen Demenz (ira Sinne unserer Probanden- gruppe lI), dariiber wird man auch hier wieder bisweilen streiten kSnnen; eine betri~chtliche Anzahl unserer Sekund~rfi~lle an Alterspsychosen ist jedenfalls zweifellos stark paranoid gef~rbt.

Die grol~e H~ufigkeit der senilen 1)sychosen unter unseren Probanden- geschwistern geht daraus hervor, da~ sich in der DurchschnittsbevSlkerung unter 60 jenseits des 70. Lebensjahres Ausgesehiedenen nur 1,7~ senile Demenzen fanden und unter 212 jenseits des 60. Jahres Ausgeschiedenen

1 Errechnet aus Schulz: Z. Neur. 109, 42. u. Luxenburger: Z. Neur. 120, 58. Schulz: Z. Neur. 120, 53.

3 Weinberger: Z. Neur. 106, 678, Tab. 3.

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l~ber die hereditaren :Bczicllungen paranoid gef/irbt~cr Altcrspsychoscn. 157

sogar nur 0,47~ 1. Wir crinnern uns, daB Meggendor]er eine st~trkere Belastung seiner Probandengeschwister mit seniler Demenz gefunden hatte als Weinberger ~. Da sich, wie erw~hnt, unter Meggendor/ers Material auch eine Anzahl paranoid gefi~rbter Probanden finden, kSnnte man vermuten, dab gerade die paranoid gef~rbten Alterspsychosen be- sonders viele Sekundiirf~lle aufweisen, doch bedarf es hier weiterer Untersuchungen.

Ein wesentliches Ergebnis der Weinbergerschen Arbeit war die Fest- stellung, dab in den Familien der Senil-Dementen die Schizophrenie kaum h&ufiger als in der DurchschnittsbevSlkerung gefunden wurde, so dab man daraufhin einen erblichen Zusammenhang der Dementia praecox und der Dementia senilis ffir unwahrscheinlich halten konnte (Weinberger S. 700). Meggendor/er, der auch zu einer Ablehnung des erblichen Zu- sammenhanges beider Erkrankungen gekommen war, hatte immerhin eine etwas hShere Belastung mit Schizophrenie gefunden als Weinberger (Weinberger 1. c., S. 693). Auch hier kSnnte man wieder vermuten, dab diese hShere Belastung darauf zuriickzuffihren ist, dab sich im Meggen. dor/erschen Material eben mehr paranoid gef~trbte Fi~lle finden als in dem Weinbergers, der j a gerade nach MSglichkeit alle F~lle mit vorwiegend paranoidem Charakter ausgeschieden hatte. Es erscheint daher besonders wichtig, nun einmal unsere durchaus paranoid gef~,rbten Probanden gerade auf die H~ufigkeit schizophrener Belastung durchzusehen. Auch Ho/]mann a hat ja ffir einzelne Fiille yon paranoiden Alterserkrankungen die biologische Verwandtschaft mit der Dementia praecox, mit der schizothymen Gesamtkonstitution nachweisen kSnnen. (Seine Probanden Hauber und Wiirm sind fibrigens identisch mit unseren Probanden 13 und 24.)

Wir linden nun unter unseren Probandengeschwistern zwei Fi~lle yon Schizophrenie, das ergibt nach dem abgektirzten Veffahren Weinbergs eine korrigierte Prozentzahl yon 1,3~ Die Ziffer ist nicht einmal doppelt so hoch wie die ffir eine DurchschnittsbevSlkerung gefundene (etwa 0,8o/0 4) und jedenfalls erheblich kleiner, als sie Riidin unter den Ge- schwistern Schizophrener fand, die yon schizophreniefreien Eltern ab- stammten (4,5o/0). Aus Weinbergers Tabelle 3 ls sich ffir Weinbergers Material eine Ziffer yon 1,2~ errechnen. Dabei ist noch zu beachten, dab unsere beiden Schizophrenief~lle den Geschwisterschaften der Pro- banden 28 und 51 angehSren, von denen der eine die Klinikdiagnose ,,Paranoide Erkrankung" triigt, der zweite als ,,Atypische Form der senilen Demenz" angesprochen wurde, die also vielleicht beide schon klinisch in niihere Beziehung zur Schizophrenie gebracht wurden.

1 Errechnet aus Brugger, Z. Neur. 118, 485 (1929). 2 Weinberger: Z. Ncur. 106, 681.

Ho//mann: Monographien Neur. 26, 231 (192]). 4 Brugger: Z. Ncur. llS, 448.

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]58 Bruno Schulz:

R e c h t hoch erscheint die Ziffer ffir die Sonderl inge. Wi r e rha l t en hier, bezogen auf alle jensei ts des 20. Lebens jahres Ausgeschiedenen, eine Prozentz i f fer von 12,7 (2100: 165). Dabe i sind aui]er den 21 als Sonder l inge bezeichneten Personen noch 3 vorhanden, die als auffa l lend sti l l und zuri ickgezogen bezeichnet , aber bier n icht als Sonderl inge gefi ihr t wurden. W i r f inden in der Gruppe I 15,6~ Sonderl inge, in de r Gruppe I I 7,1~ Luxenburger l a n d in einer Durchschni t tsbev51kerung 2,940/0 Sonderl inge, Brugger 1,36~ 1. Un te r den Geschwistern yon Schizophrenen l a n d ich 12,1~ Sonderl inge 2; dabe i s te l l ten die schizo- phrenen Ausgangsf~lle a l lerdings eine Auslese nach dem Vorhandense in yon Neffen und Nich ten dar .

Brugger betont, dab die Ziffern ftir nicht asylierte Psychopathen keinen groBen Vergleiehswert besitzen, wenn sie von versehiedenen Autoren stammen, die unab- himgig voneinander gearbeitet haben. Aber selbst wenn man das zugibt, wie ich es unbedingt tue, wird man meines Erachtens bei Betrachtung unseres Materials und der Vergleichsziffern doch die ~berzeugung gewinnen, dab sich unter den Gesehwistern unserer Probanden tats~chlieh betr~chtlich mehr Sonderlinge als in einer DurehschnittsbevSlkerung finden.

D~bei sind sieherlich unter unseren Probandengesehwistern noch eine groBe Zahl yon Personen, die mit dem gleichen Recht wie die bier als Sonderlinge an- geffihrten als solche bezeichnet werden kSimten, die uns aber nur nieht als solche bekanntgeworden sind. Vorwegnehmend sei n~mlich gesagt, daB wir fiber die Kinder von 84 Probandengeschwistern beriehten kSrmen. Unter diesen 84 Pro- bandengeschwistern linden sieh 17 der 21 als Sonderlinge angefiihrten Probanden- geschwister; unter den 81 fiber 20 Jahre alt gewordenen fibrigen Probanden- gesehwistem, fiber deren Kinder wir nichts erfuhren bzw. die kinderlos waren, linden wit nur 4 Sonderlinge. Der Grund diirite der sein, dab wir fiber unsere Probandengesehwister eine genauere eharakterologische Auskunft im allgemeinen nur yon ihren Kindern erhalten konnten. Bei der Untersuehung der Gesehwister Sehizophrener, wo eben diese Gesehwister meistens meine Referenten waren, land ich gerade unter den Ledigen die grSBere Zahl der Sonderlinge, wie das denn wohl auch mehr den Tatsachen entsprechen dfirfte. Zu der so groBen H~ufigkeit der Sonderlinge werden wir uns weiter unten naeh Betrachtung der anderen Ver- wandtschaftsgrade noch eingehend ~uBem.

Alle i ibrigen un te r den Probandengeschwis te rn au f t r e t enden oder fehlenden Psychosenar t en besonders zu besprechen, di i rf te sich eri ibrigen. Da~ sich un te r Weinbergers Probandengeschwis te rn 4 F~lle von Epi leps ie : 2,20/0 fanden gegeniiber 0,290/0 in der Durchschni t tsbeviSlkerung 3, h a t Weinberger selbst bere i ts als wahrscheinl ieh zufs angesprochen. Da~ wir bei uns keinen Fa l l yon Epi leps ie l inden, wird uns daher n ich t a l lzusehr wundern. Pa ra lyse fehlte bei Weinberger; bei uns, die w i r e s mi t einer mehr sti~dtischea BevSlkerung zu t u n haben, l inden sich 2 F~tlle.

I Brugger: 1. e. 483. 2 Schulz: Z. Neur. 102, 28 (1~23). 3 Wir haben hier iiberall korrigierte Prozentziffern erreehnet; die Ziffern auf

S. 679 der Arbeit Weinbergers sind unkorrigierte Prozentziffern.

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l~ber die herediti~ren Beziehungen paranoid gef/irbter Alterspsychosen. 159

I-Ioch ist iibrigens die Zahl der Trinker unter unseren Probanden- geschwistern. Sic betr/~gt, bezogen auf alle nach dem 20. Lebensjahr Ausgeschiedenen, 6,1~ (1000: 165). Unter diesen 10 Trinkern ist ein :Fall allerdings gleichzeitig als Selbstmord angefiihrt, ein zweiter und ein dritter als Sonderling. Ein vierter ist auch als zu Schwermut neigend angeftihrt. In jedem Falle aber ist die Prozentziffer fiir die Trinker hSher als bei Weinberger, bei dem sie, wenn wir 8ie auf die gleiche Weise wie bei uns berechnen, 2,30/o betr/igt 1. Bei Weinberger war sie wieder betr/~chtlich hSher als bei der DurchschnittsbevSlkerung Luxenburgers.

Auffallend hoch ist auch die Prozentziffer ffir die Suicide. Wir haben 4 F/ille, deren einer auch als Sonderling angefiihrt ist. Bezogen auf aUe jenseits des 10. Jahres tot Ausgeschiedenen sind das 2,5~ (400: 159). Unter Weinbergers Probandengeschwistern land sich kein Suizid, auch Luxenburger land unter 192 tot Ausgeschiedenen Personen seiner Durch- sehnittsbevSlkerung kein Suicid 2. Ich selbst land unter 183 tot Aus- geschiedenen 3 F/~lle ---- 1,1% 3, Brugger allerdings unter 130 tot Aus- geschiedenen 4 ---- 3,1~ 4; doch besteht das Bruggersche Material zum grSBten Teil aus lebenden Personen. Rechnen wir diese mit ein, so mfiBte sich die Bezugsziffer 130 bei Brugger urn 330 erhShen. Die Bezugsziffer ffir das Material dieser Arbeit wiirde sich durch I-Iinzunahme der Lebenden dagegen kaum erhShen. Es kSnnte sein, dal~ die hohe Zahl der Trinker und Suicide des vorliegenden Materials in Zusammenhang stebt mit der hohen Zahl der Sonderlinge.

Apoplexie ist, wie bei Weinberger, so aueh bei uns, nur wenig vertreten. Unter den jenseits des 50. Jahres verstorbenen Geschwistern von Hirnarteriosklerotikern land ich 22,50/0 an Schlag oder Arterio. sklerose Verstorbene 5. Unter 82 Verstorbenen einer Durchschnitts- bevSlkerung fand ich entsprechend 17~ 6. Unter den Geschwistern der Weinbergerschen Probanden fanden sich, entsprechend berechnet, nur 3,8~ (1. c., Tabetle 3, S. 678). Unter dem hier untersuchten Material linden sich 11,8~ (1300: 110). Die ErhShung gegeniiber dem Wein- bergerschen Material erscheint verh/~ltnism/ii~ig gering, wenn wir bertick- sichtigen, dab sich unter unserem Material ja 22 Probanden mit arterio- sklerotischen Erscheinungen linden. Auffallend ist vor ahem, da] sich die Todesf~lle an Schlag und Arteriosklerose etwa gleichm/~l]ig auf unsere Gruppen A und B verteilen. (Die hier angestellte Berechnung ist etwas grob, zeigt aber wohl doch deutlich genug das Wesentliehe, niimlich die geringe H/~ufigkeit der Arteriosklerose in der Verwandtschaft unserer

1 Errechnet aus Weinberger: Z. Neur. 106, 678, Tab. 3. 3 Luxenburger: Z. Neur. 112, 362 (1928). 3 Schulz: Z. Neur. 109, 29, Tab. 3 (1927). 4 Brugger: Z. Neur. 118, 464. 5 Errechnet aus Schulz: Z. Neur. 120, 42--43, Tab. 3. 6 Errechnet aus Schulz: Z. Near. 109, 29 u. 120, 61.

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160 Bruno Sehulz:

Probanden. Genaucre Ziffern fiir die Durchschnittsbcv61kcrung und die Verwandtschaft der Hirnarteriosklerotiker s. Z. Neur. 120, 61.)

Die Zahl der Todesf/flle an Tuberkulose ist gering; sie betri~gt, auf die jenseits des 10. Jahres Verstorbenen bezogen, 50/0 . In der Brugger- schen Durchschnittsbev51kerung finden sich, entsprechend berechnet, 13,69~ 1, bei Luxenburger.Schulz in der DurchschnittsbevSlkerung 12,3~ 2. Sollten sich gerade unter unseren ,,unbekannten" Probandengeschwistern besonders viel an Tuberkulose Verstorbene befinden ?

Einige Worte iiber die Stiefgeschwister. Es sind im ganzen 38, davon sind 15 klein gestorben, untcr den iibrigen finden sich eine Schizophrenie, ein Kretin, eine fragliche Psychose und, als besonders bemerkenswert, wieder 3 = etwa 14~ Sonderlinge.

Wir betrachten die psychischen Anomalien unter den Probandenkindern (s. Tabelle 3). Wir finden zwei Schizophrenien, nach dem abgekfirzten Verfahren also rund 20/0 (200: 105). Das ist eine Ziffer, die wieder ein wenig fiber der ffir die DurchschnittsbevSlkerung liegt. Es erweckt zwar noch ein weiterer Fall, den wir hier unter den Sonderlingen angefiihrt haben (zu Proband 51) dell Verdacht, dab es sich bei ihm ebenfalls um Schizophrenie handeln k6nne. Doch einmal handelt es sich eben nur um einen Verdacht; die Diagnose Sonderling gilt uns Ms die wahrschein- ]ichere; sodann aber wfirde, selbst wenn drei Schizophreniefglle vor- l~gen, ja l~ngst nicht die von Ho//mann unter den Kindern yon Schizo- phrenen gefundene Ziffer von etwa 9~ erreicht sein. Das gilt auch, wenn wir die Nachkommen unserer einzelnen Untergruppen jeweils ffir sich betrachten. (Wir weisen hier nochmals ausdriicklich darauf hin, dab die mehrfach erws Probanden 28, 29, 30 kinderlos sind.)

Als Sonderlinge haben wir 15 Probandenkinder = etwa 13~ be- zeichnet (1500: 114). 5 weitere Probandenkinder zeigen ein auffallend stflles und zuriickgezogenes Wesen. Auch hier also eine Zahl yon Sonder- lingen, die betri~chtlich hSher ist, als wir sie bisher fiir die Durchschnitts- bevSlkerung fanden.

Unter einer allerdings nur kleinen Zahl von Kindern Schizophrener land ich auch nur 18,2~ Sondcrlinge a; Ho//mann aUerdings fand unter den Kindern yon 51 Schizophrenen 490/0 Schizoide 4 ; doch ist es m6glich, dag in der vorliegenden Arbeit der Begriff des Sonderlings enger gefaBt wurde, als Ho//mann bei seinen erw/i, hnten Untersuchungen den Begriff des Schizoids faBte.

Im iibrigen finden sich auch einige F~lle yon erregbaren Psychopathen und yon Psychopathen mit Stimmungsschwankungen unter unseren

1 Brugger: Z. Neur. 118, 473. 2 Errechnet aus Schulz: Z. Neur. 109, 36 u. Luxenburger: ]12, 416 (Ziffern

,,ohne Korrektur", Siehe Z. Neur, 112, 416--421). 3 Schulz: Z. Neur. ]1t2, 31. 4 Ho//mann: Zit. nach Meggendor]er: Z. Neut. 101, 398.

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162 Bruno Schulz:

Prob~mdcnkindcrn; nach Aussage des Arztes handclt es sich in dem cinch Fall sogar um ausgesprochenes manisch-depressives lrresein, bei dam allerdings Anstaltsbehandlung nicht nftig war. Einer eingehenderen Besprechung scheinen mir auch die bei den Probandenkindern gefundenen sonstigen psychischen Anomalien nicht zu bedfirfen. Im Gegensatz zu der niedrigen Tuberkulosesterblichkeit bei den Geschwistern finden wir hier eine besonders hohe: 28,1~ n/~mlich 9 F/file auf 32 nach dem ersten Lebensjahrzehnt Ausgeschiedene. Bei der kleinen Bezugsziffer ist diesem Befund wohl kein besonderer Weft beizulegen.

Hinreichende Daten iiber Ne//en und Nichten konnten wir nut bei 35 unserer Probanden erhalten (25 der Gruppe I, 10 der Gruppe II, 19 der Gruppe A, 16 der Gruppe B [s. Tabelle 4]). Auf diese im ganzen 35 Pro- banden verteilen sich 443 Neffen und Nichten, und zwar g~h6ren sie 84 verschiedenen Geschwisterschaften an, so dal~ die einzelne Neffen- und Nichtenreihe durchschnittlich 4,1 Mitglieder umfaBt. Die Ziffer entspricht also etwa der Zahl der Probandenkinder (4,3). Erwartungsgem/iB ist sie gr51~er als die yon mir fiir die Neffen und Nichten Schizophrener ge- fundene, die 3,3 KSpfe umfaBte, haben wires doch in der vorliegenden Arbeit mit einem vie1 /flteren Material zu tun.

Wir finden nun unter den Neffen und Nichten unserer Probanden 4 F/file yon Schizophrenie; das ist 1,8~ bezogen auf die korrigierte Bezugsziffer 213. Als Sonderlinge haben wir 21 Personen angeftihrt auf 235 jenseits des 20. Lebensjahres Ausgeschiedene (8,1~ Die Sehizo- phrenieziffer ist bier, in gr6flerer verwandtschaftlicher Entfernung yon den Probanden, hSher als bei den Probandengeschwistern und Probanden- kindern. Doch ist der Unterschied nicht groB. Mehr verdient wohl die J~hnlichkeit der Befunde bei den drei Verwandtschaftsgraden hervor- gehoben zu werden: Bei ihnen allen ist die Schizophrenieziffer verh/tltnis- m~l~ig wenig hbher als die Schizophrenieziffer einer Durchschnitts- bev61kerung; die Ziffer der Sonderlinge dagegen ist betr~chtlich hSher als in einer Durchschnittsbev61kerung, ja sogar doppelt so hoch, wie ich sie unter den Neffen und Nichten Schizophrener land 1

Aueh bei den Neffen und Nichten linden sich wieder zwei Manisch- depressive. Sie gehSren beide der gleiehen Familie an, derselben, die uns auch unter den Probandenkindern einen Manisch-depressiven stellte.

Unter den 62 Neffen und Nichten, die jenseits des 60. Lebensjahres ausgeschieden sind, finden sieh bereits zwei senile Psychosen. Hoch ist auck hier wieder die Zahl der Suicide. Wir linden 4 F~lle unter 103 nach dem 1. Lebensjahrzehnt Verstorbenen = 3,90/0 . Da von unseren Neffen und Niehten ebenfalls ein betr~chtlicher Teil noch lebt, ist hier eher ein Vergleich mit dam Material Bruggers mSglich, der ja unter 130 jenseits des 1. Lebensjahrzehnt tot Ausgeschiedenen 3,1~ land.

1 Schulz: Z. Neur. 102, 31.

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] 64 Bruno 8chulz:

Todesf~lle an Tuberkulose linden sieh 11 ---- 10,7~ an Hirnschlag schieden jenseits des 50. Jahres 9 aus, das sind sogar 20~ doch wird man, da die Bezugsziffer blol~ 40 ist, daraus natiirlich keine verall- gemeinernden Schlfisse ziehen.

Wir haben hiermit die yon uns erforschten Verwandtsehaftsgrade unserer Probanden im einzelnen betraehtet. Zweckm~Big erseheinen uns nunmehr einige zusammen]assende Bemer]cungen is die wesentlichen Be/unde, d. h. iiber die Hgu]iglceit der Alterspsychosen, der Schizophrenie und der Sonderlinge.

In l~bereinstimmung mit Meggendor]er und Weinberger finden auch wir in der Verwandtsehaft unserer Probanden betr~chtlich mehr Alters- psychosen als in der Durchschnittsbev61kerung. Das spricht einmal natfirlich ftir die Erblichkeit der Anlage zu Alterspsychosen, andererseits aber auch dafiir, da]3 unsere Probanden oder doch zum mindesten die meisten yon ihnen in der Tat zu den ausgesprochenen Alterspsychosen zu reehnen sind. Von den Sekundi~rf~llen zeigen mehrere durchaus keine paranoide F~rbung, sondern einzig und allein das Bild des senilen Schwach- sinns. DaB sich unter den Sekundiirfiillen aber immerhin eine betr~eht- liche Zahl von paranoid gef~rbten Fallen befindet, sprieht d~ftir, dab aueh diese paranoide F~rbung erblich zu sein scheint. Da unse,'e Ziffern und die Vergleichsziffern aus der Durchschnittsbev61kerung an Material gleichen Alters gewonnen sind, kann die Erblichkeit der senilen Psychosen aueh nieht dadureh gleichsam vorget~uscht werden, dab es sich bei den Famflien der Alterspsychotiker um besonders langlebige Familien handelt, deren Mitglieder nur wegen ihrer Langlebigkeit besonders h~ufig an senilen Psyehosen erkranken. Auch erreiehen unsere Probandengesehwister zu keinem wesentlich h6heren Prozentsatz die h6heren Lebensalter als die Angeh6rigen einer DurchschnittsbevSlkerung; die Probanden- gesehwister Weinbergers starben im allgemeinen sogar jfinger als diese. An sich ist Langlebigkeit ja auch durch erbliche Anlagen mitbedingt 1.

Eine weitere wichtige Frage betrifft die Verwandtschaft der paranoid gef~rbten Alterspsychosen (im Sinne vorliegender Arbeit) mit der Schizo- phrenie. DaB wir sie nicht etwa der Schizophrenie gleichsetzen diirfen, hat wohl die Untersuchung ergeben. Unter den Geschwistern fanden wir eine Ziffer fiir Schizophrenie, die hinter der entspreehenden Ziffer unter den Gesehwistern Schizophrener betri~chtlich zuriiekblieb. Dabei gehSren die beiden unter den Gesehwistern gefundenen Schizophrenie- f~lle noch dazu Familien an, deren Probanden v o n d e r Klinik als para- noide Erkrankung bzw. als atypische Form der senilen Demenz bezeiehnet wurden, die also m6glicherweise doch Verdacht auf ZugehSrigkeit zur Sehizophreniegruppe (wenn man paranoide Erkrankungen der Schizo- phrenie zurechnen will) erweckt hatten.

1 Literatur hieriiber siehe Baur-~ischer-Lenz, S. 281--282. Miinchen 1927.

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t~ber die hereditgren Beziehungen paranoid gefgrbter Alferspsychosen. 165

Bei den Kindern unserer Probanden bleibt die Schizophrenie- ziffer ja sogar v611ig hinter der yon HoHmann fiir die Kinder Sehizo. phrener gefundenen zurfick. Fiir die Neffen und Nichten allerdings ist die Ziffer sogar grSBer als die fur die :Neffen und Nichten Schizophrener, fiir die ich 1,4~ gefunden hatte. (Walker hatte in Basel aUerdings 2,250/0 gefunden, doeh ist ja durch andere Untersuchungen wahrschein. lich gemacht, dab die Sehizophrenie iiberhaupt in Basel doppelt so stark verbreitet ist wie in der Miinchener Gegend 1.) Nun ist aber einmal ohnehin aueh die Ziffer 1,4~ nieht erheblich h6her als die in der Durch. sehnittsbev61kerung fiir Schizophrenie gefundene Ziffer yon 0,80/0 . Dal3 unsere Ziffer 1,8~ ein wenig h6her ist als die Ziffer fiir die Neffen und Nichten Schizophrener, will also nicht allzuviel sagen. Dann aber miissen wir auch hier wieder die einzelnen F/~lle betraehten. Zwei der schizo. phrenen Neffen und Niehten (zu Proband 28 und 30) geh6ren wieder Familien an, deren Probanden zu den bereits soeben, bei der Betrachtung der Gesehwister, besprochenen Fgllen mit der Klinikdiagnose ,,Paranoide Erkranknng" gehSren. Wfirde man diese beiden Probanden als m6gliehe Fehldiagnosen unsererseits aus unserem Material ausseheiden, also die Klinikdiagnose ,,Paranoide Erkrankung" gelten lassen, so h~tten wir auch fiir unsere Neffen und Nichten eine etwa der Durchschnittsbev61kerung entsprechende Sehizophrenieh~ufigkeit.

War darum fiir die 19raktische Erb,prognose durch die Untersuchungen Meggendor/ers und Weinbergers dargetan, dab wir eine Belastung mit seniler Demenz nicht etwa einer Belastung mit Schizophrenie gleichsetzen diirfen, so spreehen unsere Befunde dafiir, da~ auch Belastung mit paranoid gef~rbten Alterspsychosen nicht einer Belastung mit Sehizo- phrenie gleichzusetzen ist. Allerdings fordern uns gerade unsere 4 Pro- banden mit zweifelhafter Diagnose auf, in jedem Falle besonders genaue Erkundigungen naeh der Art der Psychose anzustellen, wenn wir yon einer im Alter aufgetretenen Psychose eines Familienmitgliedes h6ren. Alterspsychosen, auch paranoid gefiirbte, von der Art, wie sie unsere 47 anderen Probanden darbieten, sind zwar in bezug auf Schizophrenie auf Grund unserer Befunde nicht als besonders gef~hrdend anzusehen. Wir wissen aber noch nieht, ob sich yon diesen paranoid gef~rbten Alters- psychosen nicht doch F~lle yon der Art unserer 4 Probanden mit zweifel- halter Diagnose abgrenzen lassen, ftir die vielleicht das Gegentefl gilt. Dal] die Abgrenzung nicht immer leicht sein wird, ist sicher. Und gerade, wenn es sich um genealogische Beratung handelt, wird man besonders h~ufig die Kranken selbst nicht mehr zu Gesieht bekommen kSnnen, sondern auf m/indliche Angaben oder Krankenbl~tter angewiesen sein. Die Differentialdiagnose wird dann besonders schwierig sein. Als Beispiel sei angefiihrt, dal~ bei der Probandin 30 in dem sonst anscheinend genau geffihrten Krankenblatt sich keine Notiz land, dab die Probandin bereits

1 Walker: Z. Near. 120, 118 (1929).

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166 Bruno Schulz:

einmal mit 33 Jahren psyehiseh erkrankt war. Das wurde erst nachtr~g- lich dureh Familienforschung festgestellt, und damit die Annahme, dab es sich um keine Alterspsychose im eigentlichen Sinne handele, neu gestiitzt. Wir m5ehten aber doch versuchen, gelegentlich eine Anzahl ~hnlicher F~|le wie unsere 4 Probanden mit fraglicher Diagnose zu sammeln und genealogiseh zu untersuchen, besonders in bezug auf ihre Schizophreniebelastung. DaB wir in der Verwandtsehaft yon 4 Fiillen die Schizophrenie so h~ufig fanden, kann natfirlich nur die Aufmerksam- keit auf diesen Punkt richten, aber nichts wahrseheinlich machen oder gar beweisen.

Ganz im Gegensatz zur geringen Sehizophrenieh~iufigkeit steht bei allen drei hier besproehenen Verwandtschaftsgraden die hohe Ziffer fiir die Sonderlinge. Sie wird aueh kaum geringer, wenn wir auf die vier Probanden 28, 29, 30 und 51 verziehten. An sich ist die hohe Ziffer nicht verwunderlich, sind doeh auch unsere Probanden zu einem groBen Teil als pr~psychotiseh eigenartige PersSnlichkeiten anzusehen. Siehe den kasuistischen Naehweis. Mit EinsehluB auch der weniger charakte- ristischen Falle linden wir 25 ~ etwa 500/0 unter unseren Probanden, bei denen man annehmen kann, dab sie pr~psychotisch Sonderlinge gewesen sind (13 in Gruppe I, 12 in Gruppe II, 13 in Gruppe A, 12 in Gruppe B). Ausgesprochene Schizoide scheinen im ganzen 12 ~-- 31~ unserer Probanden gewesen zu sein (7 in Gruppe I, 9 in Gruppe II).

Meggendor/er meint nun allerdings, dab die Psychopathen, die man in den Familien der Senil-Dementen findet, ebendoch nicht den Schizoiden gleichzusetzen sind. Viel h~ufiger als schizoide Psychopathie sei nach seinen Familiengeschichten die Beteiligung anderer Psychopathien und Neuropathien. Vielleieht handle es sieh aueh bei den pr~psychotischen PersSnliehkeiten seiner Probanden, die ja ebenfalls h~ufig ein gewisses schizoides Bild darboten, auch meist nur um eine oberfl~chliehe J~hnlich- keit und nieht um eine eehte schizoide Psychopathic. Es handle sich vor allem um psyehisch hyper~sthetisehe Menschen, die zum Tell durch ihr scheues, zum Teil aber auch durch aggressives Verhalten auffallen; doch vermisse man Hinweise auf eine etwa in der Tiefe lebende autistische PersSnlichkeit. Es ist natiirlich m5glich, dab die Ahnlichkeit soleher Charaktere, wie wir sie in der Verwandtsehaft (paranoider) seniler Psyehosen einerseits und der Sehizophrenien andererseits geh~uft finden, nur eine ~u~erliehe ist. Doch, wie Meggendor/er selbst sagt, eignen sieh die sp~rliehen Angaben, die er fiber die pr~morbide PersSnliehkeit seiner Kranken erhalten konnte, nieht zur feineren Analyse, und mit unserem Material ist es natiirlieh das gleiche. Es dfirfte eben iiberhaupt schwer sein, sowohl dureh Sehilderung der AngehSrigen wie durch eigene doeh fast immer nur kfirzere Beobachtung derartige Unterschiede fest- zustellen. Man vergleiche die kurzen Schilderungen der Sonderlinge bzw. der pr~psychotischen PersSnliehkeiten unserer Probanden im

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Ober die herediti~ren Beziehungen paranoid gef/~rbter Alterspsychosen. 167

kasuistischen Nachweis. Es wird zum mindesten bei der Mehrzahl der F~lle schwer sein, hier einen Untersehied gegenfiber entsprechenden Schflderungen schizoider PersSn]ichkeiten in den Familien Schizo- phrener herauszufinden.

W~ren beide genotypisch gleich zu werten, miiBte man aber dann nicht (wean anders man nicht eine ganze bestimmte besonders gerichtete Gattenwahl in unseren Familien annehmen will) eine grSBere Anzahl yon Schizophrenien in der Verwandtschaft unserer Probanden linden, als wir hier gefunden haben ? Doch wohl nur dann, wenn man im ,,Son- derling" einen heterozygoten Tr~ger der rezessiven Schizophrenieanlage erblicken mfiBte. Folgt die Sehizophrenie aber einem dimeren Erbgang in der Weise, dab zu ihrem Zustandekommmen nicht nur die An]age zum Sonderling, sondern aueh die An]age zur ProzeBpsychose vorhanden sein mul~, wie das K a h n vermutet hat 1, so ist es recht gut mSglich, dab die Schizophrenie in unseren Familien nur verhs wenig h~ufiger als in der DurchschnittsbevSlkerung auftri t t ; dann ns wean in ihnen die An]age zum ProzeB fehlt bzw. selten ist.

Immerhin mfiBten auch in unseren Familien unter den Nachkommen der Kreuzung Sonderling • Sonderling noch verh~ltnism~i~ig die meisten Schizophrenien zu linden sein. Wir kSnnten also z. B. prfifen, ob die Schizophrenien, die sich unter den Neffen und Nichten unserer Probanden finden, gerade besonders oft der Kreuzung Sonderling • Sonderling entstammen (wie das ja in meiner Arbeit fiber die Neffen und Nichten und in J u d a s Arbeit ~ fiber die Enkel Schizophrener der Fall war a). Leider ist unser Material ffir eine derartige Untersuchung nicht geeignet. ~ber den angeheirateten Elternteil war nicht immer hinreichend genaue Auskunft zu erhalten, und auBerdem haben wir ja fiberhaupt nur fiber die Kinder yon 84 Probandengeschwistern Auskunft bekommen kSnnen.

Die 4 Schizophrenien unter den Ne•en und Nichten unserer Probanden entstammen folgenden Elternkrenzungen (wit nennen das Gesehwister des Probanden stets an 1. Stelle) : 1. Zu Schwermut neigender, sehr auf- geregter Trinker • unaufrichtige Frau, die, als sie zu Geld gekommen war, yon ihren Verwandten nichts mehr wissen wollte (zu Proband 10). 2. und 3. UnauffMiig • UnauffMlig (zu Probanden 22 und 28). 4. Son- derling • Unauff~llig (zu Proband 30). Da wit unter Unauff~llig hier nur verstehen kSnnen, dal3 uns n~here Angaben fiber psychische Anomalien nicht gemacht wurden, diese Angaben aber wie bereits erw~hnt, nur sehr mangelhaft waren (insbesondere zu Fall 2 [Proband 22] liegen so gut wie keine Angaben vor), lassen sich aus dem Material keine Schlfisse ziehen.

1 Kahn: Monographien Neur. 86 (1923). 2 Juda: Z. Neur. 113~ 487. a Die Arbeiten I. Welnbergs, Walkers und Konstantinus (Z. Neur. 112, lO1;

120, 100; 125, 103) best~tigen allerdings diese Befunde nicht.

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168 Bruno Schulz:

Eine Aufteilung unserer gesamten Neffen und Nichten nach ver- schiedenen Elternkreuzungen, ~hnlich wie sie in den erw~hnten Arbeiten fiber die Neffen und Nichten und Enkel Schizophrener vorgenommen wurde, wfirde auch hier ergeben, dab unter den Neffen und Niehten, deren einer Elter ein Sonderling ist (die Kreuzung Sonderling • Son- derling tr i t t nicht auf), ein etwas hSherer Prozentsatz Schizophrener sich findet. Doeh gehSrt der eine Fall yon Sehizophrenie, um den es sieh da handeln wfirde, dem Probanden 30 zu, der ja, wie fibrigens aueh der Proband 28, einer der 4 Probanden mit fraglieher Diagnose ist.

Viel]eicht lieBe sieh aber doch in einer Anstalt, die fiber ein groBes Material yon senilen Psyehosen verffigt, eine derartige Untersuchung anstellen. Man wfirde am besten gleich bei der Aufnahme mit vorher festgelegtem Ziel mSglichst eingehende genealogische Nachforsehungen anstellen. Dann wfirde man sicherlieh genauere Auskfinfte aueh fiber die pr~psychotische PersSnlichkeit der Probanden erhalten, als wir er- hielten, da in unserem Falle der Terrain der Anstaltsaufnahme bzw. der Tod des Probanden bisweilen um etwa 15--20 Jahre vom Zeitpunkt der abschlieBenden Exploration zurfickliegt. Man kSnnte ja dennoch die genealogisch erforsehten Fs unter Umsts erst naeh dem Tode der Probanden zusammengruppieren, wenn dureh mikroskopische Untersuehung des Gehirns die Diagnose aueh anatomisch gesichert ist. Wie die Untersuchung aueh ausfallen mag, das Ergebnis wiirde in jedem Falle yon Bedeutung sein.

Wiehtig w~re es auch zu wissen, ob die Sonderlinge, mSgen sie nun mit der Schizophrenie verwandt sein oder nicht, ~ich gerade in den l~amilien paranoid gefs seniler Psychosen h~ufen oder in den Familien seniler Psychosen fiberhaupt. Weinberger konnte wohl derartige charakte- rologisehe Untersuchungen in der Verwandtschaft seiner Probanden nicht mit der erforderliehen Genauigkeit vornehmen. Immerhin fand auch er bei etwa 18~ seiner Probanden pr~psychotisch sonderlingshafte Charaktere 1. M6glich ist ja, dab gerade die Sonderlingsanlage besonders zu senilen Psychosen fiberhaupt disponiert. So fanden wir in unseren Familien, in denen so reichlich Sonderlinge vorhanden sind, mehr Sekun- d/~rfiille seniler Psychosen als Weinberger. Auch Meggendor/er, yon dessen Probanden mehrere paranoide F/irbung ihrer Krankheit zeigten, und der so viele schizoid anmutende Psychopathen (mit den oben angeffihrten Einschriinkungen) in der Verwandtschaft seiner Probanden land, land mehr senile Demenz unter den AngehSrigen seiner Probanden als Wein- berger. (Eine genaue Berechnung ist nicht mSglich, doch fand er unter den Geschwistern yon 60 Probanden 8 Fi~lle, das sind, in unkorrekter Weise auf die Probanden bezogen, 13,3~ . Weinberger land unter den Geschwistern yon 51 Probanden 5 F/tlle ~ 9,80/0 .)

1 Weinberger: Z. Neut. 106, 671--672.

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]~ber die heredit~ren Beziehungen paranoid gef~rbter Alterspsychosen. 169

Meggendor]er kommt in seiner Arbeit zu der Vermutung, dab die senile Demenz dureh das Zusammenwirken yon 2 oder mehreren verschiedenen Anlagen entstehe. Er meint, dab die eine dieser beiden Anlagen wohl eine nerv6se, reizbare, haltlose, vielleicht auch schizoide Vcranlagung, fiberhaupt eine schwache und anfMlige Konstitution des Zentralnervensystems sei. Es ist durchaus m6glich, dab gerade bei unseren paranoid gef~rbten Alterspsychosen auch in der Verwandtschaft diese anfMlige Konstitution des Zentralnervensystems besonders oft als Anlage zum Sonderling zutage tritt.

Hier darf erinnert werden, dab Seelert 1915 schrieb ~, es sei daran zu denken, dab die Symptomatologie der paranoiden Psychosen des hSheren Lebensalters eine endogen bedingte individuelle I~eaktions/orm ~ auf einen langsam verlaufenden organlschen cerebralen ProzeB (also etwa arteriosklerotische Erkrankung oder Altersinvolution des Gehirns 3) darstelle. Und zwar sci dies anzunchmen im Hin- bliok auf die bei fast allen dieser Kranken in Erscheinung tretenden cerebralen Symptome organischer Genese und unter Beriicksiohtigung der bei vielen dieser Krankcn naohgewiesencn abnormen psychischen Konstitution mit ~4"u[3erungen au/ a//ektivem Gebiet 3, sowie unter Berticksichtigung der engen symptomatologischen Beziehungen zwischen dem Krankheitsbild der Psychose und den abnormen Wesens- zi~gen der endogenen Veranlagung 3. (Auch mehrere unserer Probanden zeigten ja k6rperfiche Zeichen der Arteriosklerose bzw. Hirnarteriosklerose.)

,,In der Anlage zur Paranoia", schreibt Kehrer, ,,steckt impfizite der paranoische Charakter" (Anlage zum paranoischen Sonderling; Mercklin), ,,daneben aber ein zweiter Fak~or, der zu gegebener Zeit die Entgleisung in die Paranoia bedingt" 4. Fehlt dieser zweite Faktor, so entsteht also nach Kehrer keine Paranoia. Tritt start seiner ein organischer RiickbildungsprozeI] auf, k6nnte man die Entstehung der Seelertschen paranoiden Psychose in h6herem Lebensalter annehmen, nahe liegt es auch, zu schlieBcn: findet sich start des (nach Kehrer) zur Paranoia fiihrenden zweiten Faktors der (nach Kahn) zu einer schizophrenen Prozel~psyehose ffihrende Faktor, so entsteht eine Schizophrenie.

Etwaige positive famili~re Hi~ufigkeitsbeziehungen zwischen diesen drei -- und vielleicht noch weiteren ? -- Psychosen (man denke auch an die tt~ufung yon Schizophrenien in der Verwandtschaft der Zwangsneurotiker 5) k6nnten also dadurch ihre Erkl~rung linden, dal~ die Sonderlingseigenschaft eine gemeinsame Vor- bedingung aller dieser Psychosen ist. Ob eine Vorbedingung sine qua non, ob sie ctwa nur pr~disponierend wirkt, aber unter gewissen Umst~nden auch fehlen kann, oder ob sie durch cine Eigenschaft ersetzt werden kann 6, die sioh vielleicht als eine andere -- nieht schizoide -- Art der Psychopathie ~uBert, alles das muB meines Erachtens noeh dahingestellt bleiben. ~berhaupt bedaff ja diese ganze theoretische l~berlegung noeh durehaus der Nachpriifung. Mehr eindrueksm~Big halte ich es noch ftir das wahrscheinlichste, da~ die Eigenschaft, die uns einen Menschen als Schizoid erscheinen l~Bt, zum Ausbruch der Schizophrenie usw. pr~disponiert, wie etwa wohl der pyknische Habitus zum Herzschlag.

Wir erwiihnten bereits, dab Meggendor/er zu der Annahme neigt, dab es sich bei den schizoid a n m u t e n d e n Psychopa then in seinen Famfl ien und un te r seinen P robanden meist nu r u m eine oberfl~chliche Ahnlieh- kei t mi t der echten schizoiden Psychopathie handel t . Er weist i iberhaupt

1 Seelert: Arch. f. Psychiatr. 55, 111 (1915). 2 Von mir hervorgehoben. 8 Seelert: Mschr. Psychiatr. Beih. 6, 66 (1919). 4 Kehrer: Monographien Neur. 40, 148 (1924). 5 Siehe Luxenburger: ]~er. d. 5. Kongresses I. Psychotherapie. Leipzig 1930. 6 Siehe hierzu auch Bostroem: Arch. f. Psychiatr. 77, 33f (1926).

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170 Bruno Schulz:

immer wieder auf aUes das hin, was gegen die Verwandtschaft der Schizo- phrenie und tier senilen Demenz spricht. So wenig auch ich Sehizophrenie und senile Demenz fiir genotypisch identisch halte, mSchte ich doch auch umgekehrt hervorheben, da$ gerade Meggendor/er allem Anschein naeh in der Verwandtschaft seiner F/~lle hShere Ziffern ffir Schizophrenie gefunden hat, als einer DurchsehnittsbevSlkerung entspricht (Meggen- dor/er verffigte seinerzeit noch fiber keine Ziffern ffir die Hi~ufigkeit der Schizophrenie und der Schizoidie in der DurehschnittsbevSlkerung). Er land unter den erwachsenen Kindern seiner Probanden 2,1~ Schizo- phrenie und etwa 10,7% Schizoide. Gerade diese geringe ErhShung der Schizophrenieziffer gegeniiber der DurchschnittsbevSlkerung aber lieBe sich ja ziemlich gut in der Weise erkli~ren, dab man den einen ffir die E n t s t ~ u n g der Schizophrenie erforderliehen Faktor, eben die Sonder- lingseigenschaft, in unseren Familien im angemeinen sehr verbreitet findet, so dab eine auftretende Anlage zur ProzeBpsychose in diesen Familien besonders hi~ufig auf die Sonderlingsanlage stol3en und so besonders h/~ufig zu eirter Schizophrenie ffihren wird.

Natiirlich wiirde man, wenn die senile Demenz oder doch wenigstens die paranoide senile Psychose besonders oft bei Sonderlingen auftritt , auch in den Familien Sehizophrener die senilen Psychosen h/~ufiger als in der DurchschnittsbevSlkerung erwarten. Als dagegensprechend ffihrt Meggendor/er an, dab Riidin unter 1402 Eltern von Schizophrenen nur 14mal Eltern mit seniler Psychose gefunden babe. Roh berechnet w/ira das allerdings nur 1~ d. h. betr/~chtlich weniger, als sieh senile Psyehosen unter den Eltern Senil-Dementer finden. Doch auch die Ziffer fiir die Hiiufigkeit der senilen Psyehosen unter den Eltern einer Durchschnitts- bevSlkerung war Meggendor/er damals noch nicht bekannt. Da wir nicht wissen, welches Alter die Eltern der Riidinschen Probanden erreicht haben 1, ist es uns leider nieht mSglich, die genauere korrigierte Prozent- ziffer zu errechnen, so dab wir aueh eine rohe Prozentzahl ffir senile Psychosen bei Eltern einer DurchschnittsbevSlkerung zum Vergleich heranziehen mfissen. Brugger (1. c.) land unter 228 Eltern von Ehegatten von Paralytikern, Arteriosklerotikern usw. einen Fall von seniler Psychose -= 0,4~ Schon diese Zahl ist geringer als die bei Riidin gefundene Ziffer; ferner aber fanden weder Luxenburger noch ich unter im ganzen etwa 400 Eltern von Paralytiker- bzw. Arteriosklerotikerehegatten einen Fall yon seniler Psychose 3. Eine Zusammenfassung der Arbeiten fiber DurchschnittsbevSlkeruag yon G6ppel, Wol/ und Magg a (796 Eltern) ergibt ebenfalls eine Ziffer yon rund 0,40/0. Jedenfalls ist die H/~ufigkeit

z Eine nachtr/~gliche Ausz/~hlung aus dem Material ad hoc erscheint mir zu zeitraubend; sie soll aber in absehbarer Zeit bei Gelegenheit einer anderen Unter- suchung vorgenommen werden.

2 Schulz: Z. Neur. 109, 43 u. Luxenburger: Z. Neur. ll2, 426. a G6ppel, Wol] u. Mag~: Z. Neur. 118, 471--472; 117, 747; 119, 58--59.

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0ber die hercdit~ren Bezichungen paranoid gef~rbter Altcrspsychosen. 171

der senilen Demenz unter den Eltern einer DurchsehnittsbevSlkerung wesentlich geringer als unter den Eltern der schizophrenen Probanden t~ iid ins.

Es liegen also, soweit sieh bei der rohen Berechnungsart etwas be- haupten ls aueh in Riidins Arbeit Befunde vor, die den Befunden in Meggendor/ers und der vorliegenden Untersuchung entsprechen. D.h. sie sprechen gegen die genotypische Identit~t der senilen Psychosen und der Schizophrenien, aber ffir eine positive Beziehung zwischen beiden.

Zusammenfassung. Wir haben Eltern, Gesehwister, Kinder, sowie Neffen und Nichten

yon 51 Probanden erforscht, die an mehr oder weniger stark paranoid gef~rbten Alterspsychosen litten. Die Probanden wurden yon uns einmal in zwei Gruppen (I und II) eingeteilt, deren erste F~lle yon senilem Ver- folgungswahn umfal3t, d. h. Fiille, bei denen die Erseheinungen der senilen Demenz gegeniiber den Wahnideen zuriicktraten, deren zweite dagegen die F~lle umfal3t, bei denen die Erseheinungen der senilen Demenz und die Wahnideen beide etwa in gleicher St~rke das Krankheitsbild beherrsehten.

Unabh~ngig von dieser Einteilung wurden zwei Gruppen A und B gebildet, yon denen Gruppe A die F~lle ohne andere organische Symptome als die der senilen Demenz umfal~t, Gruppe B dagege n F~lle mit den Zeiehen der Arteriosklerose, zum Teil der Hirnarteriosklerose, sowie zwei F~lle von Hirntumor und einen Fall nach Operation eines Wangen- krebses. Auch die Fiille der Gruppe B boten psychiseh nicht das Bfld der Hirnarteriosklerose usw., sondern das einer senilen Psychose.

Die Diagnose der Klinik lautete denn auch bei allen Fiillen entweder ,,Seniler Verfolgungswahn" oder ,,Senile Demenz". Nur bei zwei Pro- banden lautete sie,,Paranoide Erkrankung", bei einem 3. Falle,,Paranoide Erkrankung und senile Demenz", bei einem 4. Falle ,,Atypisehe Form der senilen Demenz". In der Tat unterschieden sich bei genauerer Be- trachtung die Krankheitsbilder dieser 4 Fi~lle yon denen der fibrigen Probanden zum Teil durch das Fehlen (?) seniler Erseheinungen, zum Tell durch motorische Unruhe und Lebhaftigkeit der Sinnestiiusehungen bei affektiver Teilnahmslosigkeit.

Obwohl ein Tell unserer Probanden Zeichen der Arteriosklerose, ja auch der Hirnarteriosklerose aufweist, zeigen sieh in der Verwandtsehaft arteriosklerotisehe Psychosen, sowie Tod an Schlag oder Arteriosklerose keineswegs so h~ufig wie in der Verwandtschaft von Hirnarterio- sklerotikern; die Ziffern daffir bleiben sogar unter den entsprechenden fiir eine DurchschnittsbevSlkerung gefundenen Ziffern.

Die Befunde an psychischen Anomalien in den erforschten Verwandt- schaftsgraden entsprechen im grol3en und ganzen denen einer Durch- schnittsbev61kerung, abgesehen von folgendem:

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] 72 Bruno Schu]z:

Alterspsychosen treten ganz offenbar h/tufiger auf als in der Durch- schnittsbevSlkerung, und zwar ist das nicht etwa darauf zuriickzufiihren, dab die Mitglieder unserer Probandenfamilien h~ufiger ein hSheres Lebensalter erreichen als die Mitglieder einer Durchschnittsbev61kerung. Ein Teil der Sekund~rf~lle an Alterspsychosen zeigt ausgesprochen paranoide Farbung.

Schizophrenie tritt ein wenig h~ufiger auf als in der Durchschnitts- bev61kerung.

Sonderlinge treten ganz betrs h~ufiger auf als in der Durch- schnittsbev61kerung, wie iibrigens auch 12 bzw. 25 unserer Probanden selbst pr~psychotisch Sonderlingscharakter gezeigt haben sollen. Ob es sich bei diesen Sonderlingen um PersSnlichkeiten handelt, die ihrem eigentlichen Wesen nach, ph~notypisch wie genotypisch, denen gleich- zusetzen sind, die wir geh~uft in den Familien Schizophrener finden, konnte nicht entschieden werden; zum mindestens sind sie yon diesen nicht ohne weiteres zu unterscheiden.

Schliel31ich finden sich auch noch etwas mehr Trinker und Selbst- m6rder in der Verwandtschaft unserer Probanden als in der Durch- schnittsbevSlkerung.

Wesentliche Belastungsunterschiede unserer einzelnen Untergruppen I, II, A, B lieBen sich nieht feststellen.

Fiir die praktische Eheberatung entnehmen wir unserer Untersuchung, dab Belastung mit paranoid gefs Alterspsychosen im aUgemeinen nicht der Belastung mit Schizophrenie gleichzusetzen ist, allerdings ver- gr6Bert sie die Aussicht, an Schizophrenie zu erkranken, ein wenig. Eine ausgesprochen ungiinstige Prognose l~Bt sie jedoch nur wiederum hinsichtlich der Erkrankung an Alterspsychosen stellen. Die erhobenen Befunde lassen ferner an die MSglichkeit denken, dab sonderlingshaftes Wesen als solches fiir die Nachkommen in bezug auf Erkrankung art Schizophrenie vielleicht noch keine Prognose stellen l~Bt, die betrhchtlich lmgiinstiger als fiir eine DurchschnittsbevSlkerung ist; erst werm wir auch Schizophrenie in der Verwandtschaft yon Sonderlingen finden, scheint falls man das auf Grund anderer, in Schizophreniefamilien erhobener Befunde annehmen will - - die Nachkommenschaft gerade der Sonder- linge weit mehr Ms eine DurchschnittsbevSlkerung gefs zu sein.

Da die Schizophrenie in der hier untersuchten Verwandtschaft sich besonders in den 4 Familien findet, deren Probanden yon der KlinJk als paranoide Erkrankung usw. diagnostiziert wurden, so erscheint es n6tig, eine gr6Bere Zah] derartiger F~lle genealogisch zu erforschen, um zu sehen, ob solche F~lle doch allgemein in ihrer n/~heren Verwandtschaft erh6hte Schizophrenieh~ufigkeit aufweisen.

AUe Ergebnisse bediirfen der Nachpriifung an einer weiteren Zahl diagnostisch (klinisch und histopathologisch) mSglichst genau gekl~rter Probanden.

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~ber die heredit~ren Beziehungen paranoid gef~rbter Alterspsychosen. 173

Kasuistischer Nachweis ~.

Probanden. Gruppe I. Prob. 1 (A), Stiitze. Schleeht gelernt, sonst o. B. Bei Aufnahme 66 Jahre. Seit 10 Jahren Verfolgungsideen, man spotter fiber

sic, redet ihr BSses nach. Sei seit einer Einreibung mit Chloroform vergiftet,. Gedachtnis sei schlecht geworden. Bald entlassen. Lebt noch jetzt, mit 79 Jahren, im Spital, empfindlich, mil~trauisch.

Prob. 2 (A), Haush~lterin. Stets b5s, hatte Marotten, konnte nie mit Geld umgehen. Soll auch stark getrunken haben.

Bei Aufnahme 80 Jahre. Seit einigen Jahren ver~ndert: Sie werde bestohlen, droht mit dem Revolver, macht unsinnige Eink~ufe. Die Zugehfrau verhShne sic, dab sie ihr Geld geschenkt babe, obwohl sie gerade yon ihr bestohlen sei. Zeitlich mangelhaft orientiert. ErinnerungsvermSgen schlecht. Gute Auffassungsgabe. Gereizt. Stirbt an Pneumonie nach 1 Jahr in I.-A.

Prob. 3 (A), Schreinersfrau. Wenig begabt. Bei Aufnahme 62 Jahre. GlaUbt sich seit 4 Jahren dauernd bestohlen, wechselte

die Wohnung, in den anderen Wohnungen war es gerade so; lfioh~ dement, gereizt. Glaubt sich nachts yon ihrem getrennt lebenden Manne gequMt. Stirbt nach 12 Jahren in I.-A an Marasmus. Die letzten Jahre desorientiert.

Prob. 4 (A), TaglShnerin. Stets debil, komisch, verschroben, miBtrauisch. Bei Aufnahme 63 Jahre. Seit 1 Jahr verge~lich. Werde bestohlen, Gift im

Essen, alles werde ausgetauscht. Es seien I~use in der Milch. Sie solle fiir verrfiekt erkl~rt werden, damit man ihr Geld bekomme. Bald entlassen, lebt noch jetzt, 16 Jahre nach Entlassung, unver~ndert drauflen. Hat die gleichen Ideen.

Prob. 5 (A), Gutsverwaltersfrau. Stets erregbar, rechthaberisch. Bei Aufnahme 67 Jahre. Seit einigen Jahren Verfolgungsideen. Es werden

ihr Feuer und Farben vorgemacht. Geringe MerkstSrung. Weiterhin mfl]trauisch, werde beeintr~chtigt. Stirbt an Sepsis nach 5 Jahren in I.-A.

Prob. 6 (A), Brieftr~ger. Seit je j~hzornig und sonderbar, stets eifersfichtig. Asthmaleidend.

Bei Aufnahme 71 Jahre. In letzter Zeit: Frau vergifte ihn, Vorgesetzte sprechen darfiber, geringe MerkstSrung, gut orientiert, wird bald stumpf, beh~lt aber die Ideen. Stirbt nach 1 Jahr in I.-A an Pneumonie.

Prob. 7 (A), Gendarmenwitwe. ~ber friihere Zeit nichts bekannt. Bei Aufnahme 69 Jahre. Seit 10 Jahren sonderbar, maeht oft Krach im Spital,

Schwestern spiiren ihr nach. Sic bekomme eine Erbschaft, die man ihr vorenthalten wolle. Nach 11/2 Jahren unver~ndert entlassen. Mit 88 Jahren Wiederaufnahme. Meint, sie sei Baronin. Wurde rabiat. Meint, bei ihrem ersten Anstaltsaufenthalt habe man sic mit Rattengift umbringen wollen. St~ndig GrSflenideen. Schreibt Beschwerdebriefe. Gutes Ged~chtnis. HSrt Stimmen. Stirbt mit 91 Jahren in I.-A an Erysipel.

1 Die ZugehSrigkeit der Probanden znr Gruppe A oder B ist durch ein (A) oder (B) hinter der Probandennummer gekennzeichnet. Bei den Auff~lligen unter den Blutsverwandten der Probanden (s. S. 179f.) ist hinter der Nummer des zu- gehOrigen Probanden durch ein (I, A), (I, B), (II, A) oder (II, B) sowohl die Zu- gehSrigkeit des Probanden zur Gruppe I oder I I wie zur Gruppe A oder B gekenn- zeichnet. Man vergleiche hierzu die Ausffihrungen auf S. 148--150 dieser Arbeit. Eben dort ist auch ausgefiihrt, inwiefern wir uns berechtigt glauben, die einzelnen Probanden sls paranoid gef/~rbte Alterspsychosen zusammenzufassen. Was uns veranlaBt, die auf S. 180--181 angeffihrten Probandengeschwister als Sekund/~r- f/~lle unserer Probanden anzusehen, ist auf S. 156 dargelegt.

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174 Bruno Schulz:

Prob. 8 (A), Zugeherin. Trank friiher viel, krctinischcr Habitus, hoehgradig schwerh6rig.

Bei Aufnahme 66 Jahre. Seit 1 Jahr Kopfweh, miBgestimmt, Selbstmordideen. H6rt Stimmen, sic babe gestohlen, meint, sie werde gefesselt, oft aggressiv, zwisehendurch aber auch pffffig und mit tIandarbeit beseh/~ftigt. Stirbt naeh l0 Jahren in I.-A. an Herzmuskelentartung.

Prob. 9 (A), Bahnw/~rtersfrau. Stets o. B. Bei Aufnahme 64 Jahre. In letzter Zeit schwermiitig. Verstand nahm ab, werde

verfolgt und verspottet; 1/~ppiseh, sehwachsinnig, erregt, will goldene Kronen ver- teilen, den Arzt kiissen. Stirbt naeh 1 Jahr in I.-A. ~n Pneumonie.

Prob. 10 (A), Tagl6hnersfrau. Friiher o. B. Wird vom Mann miBhandelt. Bei Aufnahme 75 Jahre. Seit einigen Tagen sieht sie arme Seelen, die um

Erl6sung bitten. Jimgstlieh erregt, orientiert. Wird bald entlassen, beh~lt aber die Ideen bis zum Tode bei. Stirbt naeh 11/2 Jahren an Altersschw/~ehe.

Prob. 11 (A), Bahnw/irtersfrau. Stets o. B. Bei Aufnahme 63 Jahre. Vor 4 Jahren Schlag auf Stirn, Wunde eiterte lange,

seitdem Kopfweh. Seit einigen Monaten aufgeregt, sieht Funken fliegen, wird von einem Apparat bestrahlt, ersinnt sieh Sehutzvorriehtung. Stirbt naeh 1/2 Jahr an Entkr/~ftung.

Prob. 12 (B), 0konom. Friiher o. B. Bei Aufnahme 68 Jahre. Seit 3 Jahren: er werde bestohlen, alles werde dureh-

einander geworfen; effersfichtig auf seine Frau, er sei zu ttause stets verpriigelt, glaubt sich auoh in Klinik bestohlen; seine Frau hetze die Mitkranken gegen ihn auf; genau orientiert. Starke Arteriosklerose, wird naeh 3 Jahren aus I.-A. entlassen. Lebt dann drauBen fiir sich, um nieht von seinen Angeh6rigen geplagt zu werden. Stirbt draul]en nach 4 Jahren an Hirnschlag.

Prob. 13 (B), Zimmermann. Stets fiir sich, wollte keinen Verkehr, fleiBig. Bei Aufnahme 66 Jahre. Seit 3--4 Jahren: man spricht fiber ihn; sehimpft

seit 1 Jahr, er werde verfolgt, h6rt Stimmen, will zum Prinzregenten und sieh besehweren, geringe Merkf/~higkeit, Arteriosklerose. Arbeitet in I.-A., aber weiterhin verworrene Wahnideen und Sinnest~usehungen auf allen Gebieten. Stirbt naoh 9 Jahren in I.-A. an Herzsehw/~che.

Prob. 14 (B), Maurer. Intelligent, abergl/~ubiseh, zuriiekgezogen, still, gereizt. Bei Aufnahme 72 Jahre. Seit 4 Jahren eifersfiehtig, h6rt den Liebhaber seiner

(78j/~hrigen) Frau rufen. Wird naehts yon ihm gequ/~lt, Frau rue ihm Gift ins Essen. Merkf/~higkeit herabgesetzt. Zeiehen der Arteriosklerose. Stirbt nach 2 Jahren an Nierensehrumpfung in I.-A.

Prob. 15 (B), Erzieherin. t~ber Vorgeschichte niehts n/~heres bekannt. Viel herumgekommen.

Bei Aufnahme 72 Jahre. Sehon viele Jahre sonderbar, miBtrauiseh, gegen Verwandte unfiebenswiirdig. Seit Monaten zerfahren. Arteriosklerose, Otosklerose mit Sehwerh6rigkeit, Glasauge naeh Staphylom. Merkf/~higkeit herabgesetzt, sehlechtes Ged/~ehtnis fiir die letzte Zeit, sehwerbesinnlieh, h6rt Sehimpfreden und Drohungen, bezieht auf sieh, sell arretiert werden, habe naehts Mili~r gesehen. Stirbt naeh 3 Jahren in I.-A. an Herzmuskelentartung.

Prob. 16 (B), Lakaienwitwe. Meinte mit 30 Jahren einmal eine Zeitlang, sie miisse sterben, sonst friiher o. B., allerdings etwas eigen.

Bei Aufnahme 74 Jahre. Seit 2 Jahren ve~ndert. Ihr Mann sei ermordet. Prinz Leopold sehulde ihr 15000 Mk. MiBtrauisch, Merkf/~higkeit sehleeht; werde jede Naeht ,,besehaut". Sonst klar. Stirbt naeh 3 Jahren in L-A. an Bronoho- pneumonie. Sektion: Aorten- und Coronarsklerose, Sklerose der Basalgef~fle.

Page 29: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

l~ber die heredit~ren Beziehungen paranoid gefarbter Alterspsychosen. ]75

Prob. 17 (B), Kaufmannswitwe. Friiher o. B. Bei Aufnahme 70 Jahre. Meint in letztcn Jahren 0fter, ihre Saehen werden

verkauft, es wird ihr nachgerufen, man spreche fiber sie. Erregt, Suicidversuch. Arterioslderose, Gedachtnisschwgehe. Weiterhin angstlich, depressive Verstin- digungsideen, wird allmahlich ruhiger. Stirbt nach 7 Jahren in I.-A an Marasmus.

Prob. 18 (B), Verwalterswitwe. Stets expansiv, vergniigungssiiehtig, querulierte viel, miBhandelte ihre Kinder.

Bei Aufnahme 77 Jahre. Seit 1/2 Jahr grauer Star, ihre Saehen seien vertauscht, Beeintr~chtigungsideen. Halt ihr Spiegelbild f fir eine fremde Frau ohne Unterleib. Werde vergiftet; desorientiert, maeht Handarbeiten. Stirbt nach 1 Jahr in I.-A. Sektion: Perforiertes Darmgeschwfir, Coronarsklerose, Sklerose der Aorta und Basal- gef~Be.

Prob. 19 (B), Zugeherin. Stets empfindlich, harte Aulfassung. Bei Aufnahme 73 Jahre. Jetzt Suicidideen, werde verfolgt, sehwerh6rig.

Arteriosklerose. Die anderen schimpften alle auf sie ein; mangelhaft orientiert; werde ermordet. Stirbt nach 11/4 Jahren in I.-A. an Portiocareinom.

Prob. 20 (B), Maurerswitwe. l~ber Frfiheres niehts bekannt. Bei Aufnahme 77 Jahre. Man bestehle sie, zersehneide ihr die Kleider, gebe

ihr Gift ins Essen. Kommt vom Land nach Mfinchen, um sich beim Prinzregenten zu besehweren. Gedaehtnis- und Merkfahigkeit schwach. Die Allmacht Gottes zwiekt sie und pfeift durch die Luft. Bisehof, Amtsgerieht, Staatsanwalt halten zusammen gegen sie. Sie hSrt die bSsen Plane durchs Fenster. Orientiert, gereizt, euphoriseh. Bleibt so bis zum Tode in I.-A. mit 88 Jahren an Altersschwache. Sektion: Sklerose der Aorta, der Coronar- und Basalarterien.

Prob. 21 (B), Hausknecht. Stets aufgeregt. Seit 7 Jahren mehffaeh bestraft wegen Majest/itsbeleidigungen und Sittlichkeitsverbrechen an Kindern.

Bei Aufnahme 62 Jahre. Habe Ohrentelephon, habe mit Christus gesprochen, babe einen Hundehoden eingesetzt bekommen. Merk- und Gedachtsnisst6rung. Schreibt Besehwerden an Prinzregenten. Stirbt nach 2 Jahren in I.-A. an Herz- sehwaehe. Sektion: Kleiner Erweichungsherd zwischen Corpus striatum und Rinde.

Prob. 22 (B), Heizerswitwe. Stets bSse. Bei Aufnahme 79 Jahre. Alle im Spiral sind gegen sie eingeschwomn, man

gibt ihr Salz in den Tee, sage, sie fiihre einen falschen Namen, sei Schwindlerin usw.; leichte MerkstSrung, orientiert. Stirbt an Apoplexie nach 5 Jahren in I.-A.

Prob. 23 (B), Leutnantswitwe. Frfiher o. B. Bei Aufnahme 77 Jahre. In letzter Zeit oft Wohnungswechsel. ~uBerte fiberall

zahlreiehe Wahnideen, werde yon Hohenzollern verfolgt, der Kaiser sei ihr Vetter usw. Angaben fiber ihr frfiheres Leben nur im grol3en m6glich. Dann leiehte r.echts- seitige Hemiplegie. Stirb$ nach 11/2 Jahren in I.-A an Herzklappenfehler.

Prob. 24 (A), Schuhmacher und Hausmeister. Seit dem 37. Jahre Kopfweh und Schwindel; meinte mit 50 Jahren einmal ganz ohne Grund, als in seinem Geschaft ein Stock gestohlen war, er werde dessen beschuldigt.

Bei Aufnahme 62 Jahre. Vor 4 Wochen wurde ein fremdes M~dchen in seinem Haus auf der Treppe sitzend angetroffen, das dann von einem Schutzmann abgeholt wurde. Meint seitdem, er werde beschuldigt, es vergewaltigt zu haben; es stehe in allen Zeitungen, hSrt schimpfen, verwahrt sich gegen die Vorwfirfe, wird dann ruhiger, arbeitet fleil3ig, sagt auf Fragen, er kfimmere sich nicht mehr um die Halluzinationen, wagt sich aber nicht aus der Anstalt. Stirbt dort mit 76 Jahren an Bronchopneumonie.

Prob. 25 (A), Baekermeisterswitwe. Mensehenseheu, stets ffir sieh, debil, trank stets sehr viel.

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176 Bruno Schulz:

Bei Aufnahme 79 Jahre, seit 2 Wochen Vergiftungsideen, riecht Pulver, miB- trauiseh, wittert iiberaU Feinde, will veto bSsen Feind erl(}st werden, Selbstmord- ideen, stirbt nach 2 Jahren in I.-A. naeh Schiittelfrost und Atembeschwerden.

Prob. 26 (A), Pfarrerstochter. Energiseh, intelligent, ein wenig eigenartig. Bei Aufnahme 87 Jahre. Seit 10 Jahren argw6hniseh, glaubt sich bestohlen

usw., jetzt n~ehtliehe Halluzinationen, glaubt daran; mangelhaft orientiert. Auf- fassung gut. Merkfghigkeit gest6rt. Weiterhin bisweilen gereizt, aueh verwirrt, verf~llt allm~hlich, stirbt naeh 5 Jahren in I.-A. an Marasmus.

Prob. 27 (A), Bezirksarztwitwe. Stets aufgeregt und reizbar. Bei Aufnahme 85 Jahre. Seit 3--4 Jahren sonderbar, mil3trauiseh, glaubt

sieh verfolgt, verklagt die T6ehter. Jetzt erregt, desorientiert, Merkf~higkeit gest6rt. Wird nach 5 Tagen entlassen und stirbt 3 Tage danach draul3en. Amtliche Todesursaehe: Eneephafitis ehroniea.

Prob. 28 (A), Akademieprofessor, Bildhauer. l~ber u niehts bekannt. Ledig.

Bei Aufnahme 57 Jahre. Seit 7 Jahren reizbar. Trank jetzt viel, wurde aggressiv. Werde yon einem Bruder schikaniert und beeintr~chtigt. Wird bald entlassen. Nach 4 Jahren wieder aufgenommen. Seine Briider seien verwandt mit den Wittels- bachern. Werde yon ihnen verfolgt, yon der Haush~lterin betrogen. Stirbt nach 14 Tagen an Pneumonie in I.-A. Klinikdiagnose: Paranoide Erkrankung.

Prob. 29 (A), Kaufmannswitwe. Friiher o. B. Bei Aufnahme 82 Jahre. Seit etwa 2 Jahren Halluzinationen. Ihr Mann sei

ihr untreu. Sehr sehwerh6rig. Stirbt naeh etwa 3 Woehen in I.-A. an Broneho- pneumonie. Klinikdiagnose: Paranoide Erkrankung und senile Demenz.

Prob. 30 (A), Kaufmannswitwe. Intelligent, eigenartig, still, zuriickgezogen. Stets miBtrauiseh und empfindlich. Mit 33 Jahren kurze Zeit (nieht n~her zu eruierende) psyehische Erkrankung in einem Sanatorium.

Bei Aufnabme 64 Jahre. Vor 2 Jahren Ted des Mannes. Seitdem Ver- folgungsideen, werde beobachtet, fiir Diebin gehalten. MiBtrauisch, h(}rt Stimmen; eiu Wesen, halb Tier halb Menseh, will sie zugrunde riehten. Suicidversueh. Mit 72 Jahren Obersehenkelbrueh. Seitdem zu Bert. Seit 74. Jahr erblindet. Maniriert, ablehnend. Stirbt mit 75 Jahren an I.-A. in Marasmus. Klinikdiagnose: Paranoide Erkrankung.

Probanden. Gruppe II .

Prob. 31 (B), Dienstm~dehen. Wenig begabt. Bei Aufnahme 73 Jahre. In den letzten Woehen GehSrst~usehungen, Mit-

pfriindnerinnen hielten sie zum Narren; es seien lauter Freimaurer, die sie bestehlen. Ged~ehtnis- und MerkstSrung. HMt an Ideen lest. Sonst freundlich, harmlos, dement-euphoriseh. Stirbt an Hirnschlag naeh 5 Jabren in I.-A.

Prob. 32 (B), Bahnmeister. Milit~risch herriseh, empfindlich, jghzornig. Bei Aufnahme 76 Jahre. Vor 4 Jahren Sehlaganfall, seitdem finks gel~hmt.

Vet 1 Jahr: er werde vonder Toehter um 20000 M]~. gebracht. Jetzt desorientier~, Merld~higkeit und ErinnerungsvermSgen sehwach, meint, er solle hingerichtet werden, gngstlieh erregt, gewaltt~tig. Wird bald entlassen. Stirbt naeh 2 Monaten zu Hause an Arteriosklerose.

Prob. 33 (B), 0konom. Frtiher o. B. Bei Aufnahme 59 Jahre. In letzter Zeit geizig, seit 14 Tagen: er werde umge-

bracht, hSrt, wie sein Sohn ertrgnkt wird, sieht Muttergottes im Spiegel. Stirbt nach 1 Woche an Gangr~n des linken Beines in I.-A.

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0ber die heredit~ren Beziehungen paranoid gef~rbter Alterspsyehosen. 177

Prob. 34 (B), St~tionsmcistcr. Friiher starker Trinker, jiihzornig, tagclatJg trotzig, gefiirchteter Vorgesetzter, streng, genau, verschlossen, egoistiseh.

Bei Aufnahme 70 Jahre. Vor 2 Jahren erblindet. Seit 1 Monat AngstanfMle (Coronarsklerose). Glaubt sich verfolgt und gerufen, sieht Tiere, will seine Frau erschlagen. Erinnerungen stellenweise intakt, desorientiert. Stirbt nach 4 Tagen in I.-A an Myokarditis und Lungeninfarkt.

Prob. 35 (B), Mineralwasseffabrikant. Sehr streng. War sehr geaehtet, aber nie recht freundlich. Besonders seit er nach dem Tode seiner I. Frau in wilder Ehe lebte, sehr eifersiichtig und bSse.

Bei Aufnahme 76 Jahre. Seit 4 Wochen in der chirurgischen Klinik wegen Magenkrebs. Jetzt aufgeregt, grantig, meint er werde verfolgt, die Gendarmen kommen. Stirbt naeh l0 Tagen in der Klinik. Sektion: Arteriosklerose, tIirn- atrophie.

Prob. 36 (B), Musiker. Eigenartig, energielos, aufbrausend, stereotype Ge- wohnheiten.

Bei Aufnahme 70 Jahre. Seit 3 Jahren Ged/iehtnisschw/~che, land sich nicht zureeht, jetzt einige ]eichte Sehlaganf/ille ohne L/ihmung; meint, man bringe ihn urn, er werde hingeriehtet; sieht Leute, Ged~chtnis- and MerkstSrung, unruhig, desorientiert, wird dann stumpfer. Stirbt nach 2 Jahren an Pnenmonie in I.-A.

Prob. 37 (B), Tagl6hnersfrau. Sonderbar nnd leutscheu. Bei Aufnahme 75 Jahre. Vergiftungs- und Veffolgungsideen. Halluziniert

lebhaft, sehimpft. Desorientiert, Ged/ichtnis- und Merkdefekt, kardiales Asthma. Stirbt nach 11/2 Jahren in I.-A. an Pleuritis exsudativa.

Prob. 38 (B), Eisenbahnsekret~r. Trank etwas reichlich, sonst wohl o. B. Bei Aufn0ahme 69 Jahre. Seit 5 Jahren Ged/~chtnisabnahme, seit einigen

Monaten Arteriosklerose, seit kurzem Verfolgungsideen. Schleeht orientiert. Stirbt naeh 3 Tagen in der Klinik an Myokarditis und chronischer Nephritis.

Prob. 39 (B), Eisenbahnkassierer. Stets ~ngstlieh, nervSs, unentschlossen. Bei Aufnahme 81 Jahre. Seit l l Jahren ver/indert, sehr/ingstlich, zeitweise

aueh sehr religiSs. Vor 4 Jahren leiehter Schlaganfall. Seit einem Jahr sehr un- ruhig. Er werde geholt, beobachtet, Figuren winken ihm zu. Stirbt l l Tage nach der Aufnahme an Alterssehw/~ehe.

Prob. 40 (B), Kaufmannsfrau. Stets eigenwillig. Es ging nut gut in der Ehe, wenn der Mann nachgab.

Bei Aufnahme 74 Jahre. Schon einige Jahre ged/~chtnissehwaeh, seit einem Jahr alterssehwaeh und /~ngstlieh, Arterien hart und geschl/ingelt, neurologisch o. B. Miirrisch. Habe den Teufel gesehen, der wollte sie holen; zeitlich schlecht orientiert, Vergiftungs- und Beeint~chtigungsideen, werde nachts gezupft, ge- wickelt, K/ifer krSchen ihr in den Mnnd usw. Stirbt nach 6 Jahren in I.-A. an I-Ierzschw/iche. Sektion: Sklerose der Aorta und Basalgef/~Be.

Prob. 41 (B), Wagenw/~rterfrau. S~ts mensehenseheu, eigenartig, zurfick- gezogen, glaubte keinem was, sei zu HSherem berufen. Im fibrigen seelengut.

Bei Aufnahme 72 Jahre. Vor 3 Jahren Ovarien exstirpiert. Jetzt Verfolgungs- ideen. Spasmen im linken Arm und Bein. StSrung der Ged/ichtnis- und Merk- f/~higkeit. Stirbt nach 4 Wochen in I.-A. Sektion: Ca im linken Stirnhirn, Aorten- sklerose. Hirnwindungen durchgehend versehm~lert.

Prob. 42 (B), Kanzleidienerwitwe. Friiher o. B. Bei Aufnahme 76 Jahre. Seit einigen Jahren vergelllich, sucht dauernd nach

gestohlenem Geld. Man babe mit ihr Schabernaek getrieben, wills ihnen schon zeigen. Stirbt nach 3 Monaten in I.-A. naeh Schenkelhalsfraktur. Sektion: Muskat- nuBgroBe Geschwulst am K]einhirnbrtickensehenkel.

z. f. d. g. Near. u. Psych. 129. 12

Page 32: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

178 Bruno Schulz:

Prob. 43 (B), Lehrer. Stets o. B. Bei Aufnahme 81 Jahre. Seit 1 Jahr in ~rztlieher Behandlung wegen Radikal-

operation am Ohr. Ged~chtnisabnahme, Verfolgungsideen, meint, sein Schwieger- sohn habe 150000 Mk. verloren, desorientiert. Naeh 4 Wochen beruhigt entlassen. Wird dann wieder v511ig gesund und stirbt nach 2 Jahren an Pneumonie.

Prob. 44 (A), Grol~h~ndler. Sonderling, stets mil~trauisch, streng, ehrgeizig, sparsam.

Bei Aufnahme 79 Jahre. Seit 4 Woehen unruhig, die Wohnung werde aus- ger~umt, drauBen stehe jemand vor der Tfir. Die Haush~lterin wolle ihm libel. Sie beobaehte ihn, wolle ihn einsperren und umbringen. Er ging ihr mit dem Belle nach. MerkstSrung. Stirbt nach einigen Tagen in I.-A. an Altersschw~che.

Prob. 45 (A), Stadtmusiker. Frfiher wohl o. B. Bei Aufnahme 85 Jahre. Seit 2 Jahren unruhig, meinte oft, es sei jemand

im Zimmer, meinte, er solle umgebraeht werden, sobald man ihn nur anfaBt. Fa~t schwer auf, zeitlich desorientiert. Stirbt nach einigen Tagen an Pneumonie in I.-A.

Prob. 46 (A), Kesselschmiedswitwe. Stets sonderbar, trank viel. Bei Aufnahme 83 Jahre. Seit 2 Jahren unruhig, seit 2 Monaten gewaltt~tig,

werde bestohlen, umgebracht usw.; gereizt, schlecht orientiert. Stirbt nach 3 Mo- naten in I.-A. an Bronchitis.

Prob. 47 (A), Obsth~ndlerin. Stets gutmiitig. Bei Aufnahme 78 Jahre. HSrt seit 1 Jahr Stimmen, sieht Gespenster und kl~ine

Tiere. Bezieht auf sich. MerkstSrung, unnfllig, werde n~rrisch gemaeht. Nach 2 Monaten entlassen, dann ruhig zu Hause bis zu ihrem Tode an Altersschw~ehe, 2 Jahre nach Entlassung.

Prob. 48 (A), Schuhmacher. Friiher o. B. Bei Aufnahme 75 Jahre. Seit 2 Jahren ~ngstlieh, Verfolgungsideen, man

bestehle ihn, Wahnideen, er miisse nach Sumatra, sei ein Prinz usw. Desorientiert. Stirbt nach 2 Monaten in I.-A. an Marasmus senilis.

Prob. 49 (A), Postsekretar. Von Kindheit an eigenwillig, empfindlich, mied seine Verwandtschaft.

Bei Aufnahme 69 Jahre. Seit 3 Jahren auff~lliger, seit 1/2 Jahr Wassersueht, schlieBt sieh ein, sammelt Waffen, um sich zu verteidigen; sei verfolgt und be- stohlen, oft weinerlich, zeitlich schlecht orientiert. Stirbt naeh 11/2 Monaten in I.-A. an Hamoptoe.

Prob. 50 (A), Lehrerswitwe. Frfiher o. B. Bei Aufnahme 75 Jahre. Seit einigen Wochen schlaflos, Suieidversuche. Habe

ihre Kinder um ihr Geld gebracht; Merkf~higkeit sehr herabgesetzt; orientiert; alle sprechen fiber sie. Habe Darmkrebs. Bald entlassen, stirbt nach 6 Jahren im Spiral an Altersschw~che mit Altersbl6dsinn.

Prob. 51 (A), Gastwirtsfrau. Unselbst~ndig, tr~ge, periodisch mi~mutig. Affekterregbar, stets zu gut. Zwischen 40. und 50. Jahr dreimal Schwindelanf~lle.

Bei Aufnahme 64 Jahre. Seit 3 Jahren geistiger l~iickgang. Beziehungsideen. Verlangt ins Krankenhaus. Zu Haus kSnne sie nicht gepflegt werden. Sieht jetzt schwarzen Mann und Staub, elektrischer Strom kommt yon der Decke. Starke Bewegungsunruhe. Gesichtsausdruck ohne allen Affekt. Nach 9 Tagen in I.-A. gestorben an Marasmus senilis und Bronchitis. Klinikdiagnose: Senile Demenz (atypische Form). Sektion: Senile Demenz. Atrophische Gehirnwindungen.

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t3ber die heredit~ren Beziehungen paranoid gefi~rbter Alterspsychosen. 179

Probandeneltern.

Alterspsychosen. Zu Prob. 17 (I, B), 0konom, Posthalter und Landtagsabgeordneter. Seit Ende

der 50er Jahre geistig gest6rt. Litt an Verfolgungswahn. Starb mit 62 Jahren an Tuberkulose.

Zu Prob. 17 (I, B), Frau des Vorigen. Im Alter sehwachsinnig. S~arb mit 80 Jahren an Marasmus.

Zu Prob. 24 (I, A), 0konom. Litt im Alter, naehdem er sein Anwesen dem Sohn fibergeben hatte, an Verhungerungswahn. Starb mit 64 Jahren an Leber- und Brustentzfindung.

Zu Prob. 26 (I, A), Pfarrer. Intelligent, energisch, im Alter senti-dement. Gestorben mit 81 Jahren an Wassersucht.

Manisch-depressives Irresein. Zu Prob. 1 (I, A), Bildhauer. Seit dem 35. Jahr aUe 2--3 Jahre Erregungs-

zust~nde von etwa 3-- 4 Monaten Dauer. Dabei schlechter Schlaf, innerliche und mote- risehe Unruhe, rennt umher, hat grebe Plane, sei groBer Erfinder und Arzt usw. Fi~ngt in diesen Zeiten viel an, bringt aber nichts fertig, tr inkt dann aueh viel. Erste Anstaltsaufnahme mit 63 Jahren. Dort bald geselliger Mittelpunkt, freundlieh, zu'vorkommend, vielgesch~ftig, leichte Gr61~enideen, geht gem auf Scherze ein, sehr gutmfitig, leichte Ideenflueht. Weint bisweilen fiir kurze Zeit bittere Tr~nen fiber sein Gesehick, darm gleich wieder heiter. Starker Sammeltrieb. Bisweilen aueh querulierend und Zornausbrfiehe. Nach 4 Monaten entlassen. Mit 67 und 72 Jahren wieder Anstaltsaufnahme mit ~hnlichem Verlauf. Bei der letzten Auf- nahme stirbt er mit 72 Jahren an Nierenleiden.

Unklare Psychose. Zu Prob. 51 (II, A), Maurersfrau. Unklarer Fall. Sell nach Krankengeschiehte

ihrer schizophrenen Tochter an geistiger St6rung gelitten haben. N~heres nicht zu erfahren. Starb mit 52 Jahren.

Sonderlinge. Zu Prob. 2 (I, A), Pfarrer. J~hzornig, unvertr~glich. Verzichtete auf Be-

f6rderung, um nicht in eine abh~ngige Stellung zu kommem Gestorben mit 55 Jahren an Abzehrung.

Zu Prob. 30 (I, A), Ausgehersfrau. Jfidin. Fanatisch; wolle lieber ihren Solm tot sehen, als dab er eine Christin heirate. Eigentfimlich, kleinlich, pedantiseh. Gestorben mit 78 Jahren an Altersschw~che.

Zu Prob. 37 (II, B), Zimmermann. Erregbar, verlieB Frau und Kinder. Verschollen.

Zu Prob. 49 (II, A), tt~uslersfrau. B6sartig, erregbar, streitsfichtig, aber bis ins h6chste Alter frisch. Starb mit 92 Jahren an Altersschw~che.

Erregbare Psychopathen. Zu Prob. 13 (I, B), Zimmermannsfrau. Etwas ,,rappelig", etwas jghzornig,

aufgeregt. Gestorben mit 70 Jahren an Alterssehw~ehe. Zu Prob. 14 (I, B), Maurers- und Musikersfrau. Sehr erregt. Stirbt mit

81 Jahren an Altersschwi~che. Trunksucht.

Zu Prob. 14 (I, B), Maurer und Musiker. Stiller Trinker, aber wenn gereizt, leicht erregbar. Stirbt mit 45 Jahren an Leberverhartung.

12"

Page 34: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

180 Bruno Schulz:

Zu Prob. 21 (I, B), 0konom, gut*niitiger Trinkcr. Starb mit 58 Jahren an ttirnschlag.

Zu Prob. 41 (II, B), Giitler und Schmiedegeselle. Trunksiiehtig. Gestorben mig 73 Jahren an Tuberkulose.

Tod an HirnscMag.

Zwisehen 51--60 J. 07 zu Prob. 21 (I, B). ,, 71--80 ,, c~ zu Prob. 15 (I, B), (~ zu Prob. 7 (I, A), c~ zu Prob. 28 (I, A). ,, 8 1 - 9 0 ,, ~ zu Prob. 3 (I, A).

Tod an Schlag und Arleriosklerose au[3er Hirnschlag.

Zwischen 31--40 J. Q zu Prob. 10 (I, A). ,, 51--60 ,, 9 z zu Prob. 27 (I, A). ,, 61--70 ,, .j ' zu Prob. 47 (II, A), ~ zu Prob. 43 (II, B). ,, 71--80 ,, c~ zuProb. 25 (I ,A), Q zuProb. 20 (I,B), ~r zu Prob. 27 (I,A).

Tod an Tuberkulose.

Mit 35 Jahren ~ zu Prob. 44 (II, A). ,, 62 ,, o7 zu Prob. 17 (I, B). ,, 73 ,, ~ zu Prob. 41 (II, B).

Probandengeschwister.

Seniler Ver/olgungswahn.

Zu Prob. 3 (I, A), Offiziantenwitwe. Seit je sonderbar, hitzig. Aufnahme mit 78 Jahren. Schon vor Jahren einmal Suicidgedanken. In letzten Monaten oft durch Redereien die Nachbarschaft aufgeregt. Wurde aber auch tats~chlieh ausgenutzt. MerkstOrung, mifltrauisch, alles wird ihr vertauscht, wird bestohlen, bestimmte Leute sind vergiftet, vom Prinzregenten habe sic 5000 Mk. bekommen usw. Stirbt in I.-A. an Pneumonie.

Zu Prob. 17 (I, B), Bezirksarztfrau. Stets nervSs, leieht aufgeregt, fast eigen- sinnig. Mit 45 Jahren Fall auf den Kopf, danaeh einige Zeit verwirrt. Mit 60 Jahren Kopfweh und Unterschenkelgeschwiire, anstrengende Biider in T61z. Mit 61 Jahren I~linikaufnahme, glaubt sieh gerichtlieh verfolgt, da sie ihren Mann habe ermorden wollen. Oft recht erregt, ~ngstlich verworren. Leichte Pupillendifferenz. Prompte Reaktion beiderseits. Unwiirdigkeitsideen, jammert dauernd. Unterschenkel- geschwiire heilen ab. Stimmen spreehen aus ihr, h6rt Stimmen der AngehSrigen, wi~seht sich mit Urin, das Essen sei vergiftet, macht bisweilen Handarbeiten, ver- kennt die Personen. Stirbt mit 65 Jahren in I.-A. an Bronchitis. Sektion: Frisehe paehymeningitischo Auilagerungen, weiehe Hinah~ute an der Konvexit~t getriibt und verdiekt, leicht abziehbar. Keine Erweiterung der Ventrikel. In den Seiten- ventrikeln Verwaehsungen zwischen Boden und Dach der Ventrikel. Keine Epen- dymgranulationen. Windungen verschmiilert. Gefiil~e an der Basis zart.

Zu Prob. 19 (I, B), Dienstmannsfrau. War stets leichtsinnig, lief den M~nnern naeh, heiratete naeh dem Tode des 1. Mannes mit 68 Jahren zum zweiten Mal. Im Alter schwachsinnig. Mit 83 Jahren, wiihrend der R~itezeit in Miinchen, meinte sie, sie werde geadelt und als Geillel verhaftet. Starb mit 84 Jahren an Alters- schw~che.

Zu Prob. 24 (I, A), Schuhmacher, gestorben mit 64 Jahren. N&heres nicht bek,~nnt, soll jedoch in tUteren Jahren Vedolgungswahn gehabt haben.

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lJber die heredit~ren Beziehungen paranoid gef/~rbter Alterspsychosen. 18]

Zu Prob. 31 (II, B), yore 13.--60. Jahre Magd, darm 3 Jahre 1Y~herin. Auf- nahme mit 64 Jahren. Freundlich, orientiert, gutes Ged/~ehtnis. Werde seit Jahren yon ihrem Bruder benaehteiligt, der auch schon einen anderen Bruder umgebraeht habe, sic werde auch yon anderer Seite beeintr/~chtigt und besehimpft. Faust- grol]er Kropf. Redselig, heiter, nach einigen Wochen deprimiert, dann wieder erregt, sehimpft, hSrt Stimmen, streitsiichtig, queruli~rend. So dauernd wechselnd zwischen depressivem und manischem Stadium. In letzter Zeit AnfMle von Atemnot (wohl Kropffolge), stirbt in solchem Anfall mit 66 Jahren. Sektion: LuftrShren- kompression, Gehirnatrophie.

Zu Prob. 42 (II, B), Blumenh/~ndlerhl. Stets hochgradig nervSs, wurde in den letzten Jahren allm~hlich Querulantin. Sehr sehmutzig, in ihrem Gesch/~ft aber sehr gesehiekt, stirbt mit 78 Jahren an Altersschw/~che; in der Wohnung unglaubliche Unordnung.

Senile Demenz.

Zu Prob. 4 (I, A), Kutschersfrau. Trank fr/iher gerne. War seit je eigenwillig, furchtbar fromm, einsilbig. Lebt noeh jetzt, 83 Jahre alt; geht seit 10 Jahren nicbt aus dem Zimmer. In letzter Zeit l%iickgang der geistigen F~higkeiten.

Zu Prob. 26 (I, A), Bezirksgeriohtsrat. Sanguiniker, leieht erregbar, sonst sehr geordnet und ohne Eigenart. Etwa 8 Jahre vor dem Tode Abnahme der Orientierung und des Ged/~ehtnisses. Nicht eigentlich melancholiseh, sang viel- mehr oft zum Fenster hinaus. MiBtrauisch, gab keine Unterschrfften, meinte, man bestehle ihn, man wolle ihn beseitigen oder fortschaffen. Stirbt mit 84 Jahren.

Zu Prob. 39 (II, B), Haush/~lterin. Fr/iher stets o.B. Mit 65 Jahren Anstalts- aufnahme. Vor einem Jahr Tod des Dienstherrm Seitdem dauernd in Kirche und zur Beiehte. Will auf Grund einer Predigt: ,,Werfet alles von Eueh" alles versehenken. Unruhig, hastig, jammert dauernd, habe unwfirdig kommuniziert, habe Todesangst, sprieht verwirrt. Auffassung gestSrt. Arterien geschl/~ngelt. Nach 2 Monaten ungeheilt entlassen. Stirbt im Spital mit 68 Jahren. Anstalts- diagnose (1889): Melaneholie auf seniler Basis.

Zu Prob. 43 (II, B), Sehuhmaehersfrau. Stirbt mit 90 Jahren an Alterssehw/~che. Die letzten Jahre wie ein Kind.

Zu Prob. 47 (II, A), SSldnersfrau. Stets sonderbar, abweisend, versehlossen, Betschwester. In den letzten Lebensjahren kindisch und geistcsverwirrt. Stirbt mit 73 Jahren.

Schizophrenie.

Zu Prob. 28 (I, A), Bildhauerstoehter. Mit 5 Jahren Gesichtsrose und ttirn- hautentzfindung, seitdem Intelligenzrfiekgang. Klinikaufn~hme mit 44 Jahren. Meint, sie sei sehwanger, spricht von ihren Kindem (hat nie welche gehabt). Essen sei vergfftet, sie selbst sei Giftmiseherin, bisweflen aggressiv, dann stumpf, sehwach- simfig, sei Gattin eines Lehrers. Bisweilen starke Erregungszust~nde, w/~lzt sieh dabei auf dem Boden, dann 1/~ppisch kindisch, sei verliebt in ihren Neffen, weiterhin oft aggressiv, sp/~terhin fleiBig in der W/~seherei, Stereotypien, reizbar, verkehrt, stirbt mit 71 Jahren in der I.-A.

Zu Prob. 51 (II, A), Gastwirtstochter. Seit dem 16. Jahr auff/~llig, mit 18 Jahren Klinikaufnahme, tanzt, lacht, heiter, verwirrt, 1/~uft planlos umher, sei Kaiserin, sei der Papst, wird ruhiger, macht etwas Handarbeiten, danach weehselnd zwischen Verstimmung und Heiterkeit, bisweilen aueh ,,boshaft", intrigiert; dana fleil]ig, jedoch sehr reizbar, aueh gewaltt/~tig, 1/~ppisch, schwaehsinnig, dauernd Streitereien mit Pflegerinnen und Mitkranken. Sehlampig, unzug/~nglieh, arbeitet sp/~ter nicht mehr, hockt stumpf umher, stirbt so mit 61 Jahren.

Page 36: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

182 Bruno Sehulz:

Paralyse.

Zu Prob. 30 (I, A), Kaufmann. Mit 26 Jahren Schanker, seit dem 29. Jahre zer- streut, mit 31 Jahren Aufnahme. Euphorisch, GrOSenideen: hat die ganze Welt usw. Dann blSde, stumpf, euphorisch, stirbt im paralytischen Anfall mit 33 Jahren.

Zu Prob. 51 (II, A). Sehlosser. Zeitweise sehr verschlossen. Mit 67 Jahren wegen Paralyse in I.-A. Stirbt dort nach 3 Woehen.

Schwachsinn .

Zu Prob. 24 (I, A), TaglShnersfrau. Gestorben mit 72 Jahren an Starrkrampf. War fleil3ig, sparsam, hilfsbereit, aber ein ,,Patscherl".

Zu Prob. 41 (II, B), Landwirtssohn. Gestorben mit 42 Jahren an Lungengangr~n. Seit je schwachsinnig, seit dem 30. Jahr in einer Anstalt.

Sonderlinge.

Zu Prob. 1 (I, A), Professor an der Kunstgewerbeschule. Gestorben mit 64 Jahren an Herzmuskelentartung. Stets ernst. Im Alter ffir sieh, ungesellig.

Zu Prob. 2 (I, A), Fabrikbesitzer. Gestorben mit 64 Jahren an Gehirnschlag. Glieh seinem Vater, der sehr j~hzornig und unvertr~glich war und auf BefSrderung verziehtete, weil er sieh nicht in Abh~ngigkeit begeben wollte.

Zu Prob. 2 (I, A), Haush~lterin. Gestorben mit 50 Jahren an Magenkrebs. Unzufriedene, bissige alte Jungfer.

Zu Prob. 4 (I, A), Kutschersfrau. Gestorben mit 34 Jahren. Geizig, eigen- artig, sonst sehr tiiehtig.

Zu Prob. 4 (I, A), ~)konomenfrau. Geizig, ungemfitlich, wenig Geffihl ffir ihre Familie. Gestorben mit 72 Jahren an Herzl/ihmung.

Zu Prob. 4 (I, A), Gfitler. Gestorben mit 72 Jahren an tterzl~hmung. Genauer Kauz, eigenartig, ungesellig, sehr religiSs, schweigsam. Geizig. Sonderling.

Zu Prob. 5 (I, A), Kaufmann. Gestorben mit 73 Jahren an Hirnhautentziindung. Ruhig, kfihl, streng, unnahbar, tfiehtig im Beruf.

Zu Prob. 11 (I, A), Bohrmasehinist. Seit dem 60. Jahre arbeitsunfahig, jammerte fiber rheumatische Schmerzen. Laut Krankenblatt seiner Schwester soll er an Paranoia gelitten haben. Doch ist den AngehSrigen nichts dariiber bekannt, auch war er in keiner Anstalt. War zweimal verheiratet. Lebte mit beiden Frauen nicht gut. Erh/~ngte sich mit 64 Jahren.

Zu Prob. 14 (I, B), Schuhmaehergeselle. Eifersiichtig, immer ffir sich, bescheiden und zuriickgezogen, sparsam und genau. Wenn gereizt, sehr erregt. Zweimal wegen schwerer KSrperverletzung verurteilt.

Zu Prob. 14 (I, B), Hochbauaufseher. Gestorben mit 70 Jahren an Scblag. Ernst, ruhig, still und zuriiekgezogen, obwohl er ein Trinker war; eine kalte Natur, ging seiner Wege, hatte nicht viel Interessen.

Zu Prob. 19 (I, B), Blumenfabrikant. Gestorben mit 76 Jahren an Herzschlag. Bei den Gesehwistera wegen seiner tt~rte nicht beliebt, aber fanatischer Kirchen- anh/~nger. Vermachte der katholischen Kirche, zu der er fibergetreten war, 100 000 Mk. Verheimlichte seine Hochzeit seinen Geschwistern, die am gleichen Ort wohnten. Liel3 sieh im goldenen Ehestand (Josefsehe) trauen, wodurch er in der Ehe keusch blieb. Alles mul~te nach seinem Kopfe gehen.

Zu Prob. 21 (I, B), Maurer. Gestorben mit 52 Jahren an Hernie. Gleioh ~uf- brausend, eigentfimlich.

Zu Prob. 26 (I, A), Forstmeistersfrau. Gestorben mit 74 Jahren an Herzleiden. Eigenartiges Wesen.

Zu Prob. 26 (I, A), Regierungsrat. Gestorben mit 78 Jahren an tterzl~hmung. Eigenartiges Wesen.

Page 37: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

~ber die heredit~ren Beziehungen paranoid gef/~rbter Alterspsychosen. 188

Zu Prob. 26 (I, A), Dekansfrau. Gestorben mit 60 Jahren an Marasmus. Eigen- artiger Mensch.

Zu Prob. 30 (I, A), Kaufmann. Gestorben mit 66 Jahren. Sehr still und ernst. Zuweilen zeitweise sehr aufgeregt. Litt an Platzsehwindel; ohne Unternehmungsgeist.

Zu Prob. 30 (I, A), Kaufmann. Gestorben mit 60 Jahren. Sehlau und schlitz- 5hrig. Eigentfimlieher Charakter, selbstsiichtig.

Zu Prob. 44 (II, A), Metzgermeistersfrau. ~hnlich wie der Proband, sehr spar- sam, furehtsam, sperrt sieh/mgstlieh ab. Wird im Alter ruhiger und unauffiilliger. Stirbt mit 75 Jahren an Altersschw/iche.

Zu Prob. 31 (II, B), 0konom. Stirbt mit 91 Jahren an Altersschw/~ohe. Stets miI]trauiseh.

Zu Prob. 46 (II, A), Sehneidermeister. Gestorben mit 65 Jahren durch Un- gliicksfall. Schnapstrinker. Gleiehgfiltig, stumpf, bisweilen brutal.

Zu Prob. 33 (II, B), Giitler. Kiihl, zurtiekgezogen, auffallend ernst. Gestorben mit 73 Jahren.

Au//allend stille Personen.

Zu Prob. 5 (I, A), Apotheker. Gestorben mit 57 Jahren an Lungentuberkulose. Sehr ernst und still.

Zu Prob. 17 (I, B), Brauer. Gestorben mit 40 Jahren. Still und zuriickgezogen. Zu Prob. 21 (I, B), Bauerstochter. Ledig, zuriickgezogen. Sehr still und an-

spruehlos. Gestorben mit 50 Jahren an Hernie.

Zu Schwermut neigende Personen.

Zu Prob. 10 (I, A), Gastwirt. Gestorben mit 56 Jahren an Magenleiden. Schwer- mtitig. In spi~teren Jahren stark getrunken.

Zu Prob. 31 (II, B), Gfitlersohn. Soll beim Milit/ir mit 23 Jahren aus Heimweh gestorben sein. Neigte zu Schwermut.

Suicid.

Zu Prob. 2 (I, A), lediger Kaufmann. 0ffnete sigh mit 50 Jahren die Puls- ader, angeblieh wegen einer unheilbaren Krankheit (Milzgeschwulst) und da ihm seine Schwester, die Prob., des Leben sauer machte. Starker Trinker.

Zu Prob. 11 (I, A), Siehe unter Sonderlingen. Zu Prob. 12 (I, B), Maurersfrau. Sttirzte sich mit 52 Jahren aus dem Fenster.

Ihre Verstimmung war angeblich Nachwirkung einer Grippe. Zu Prob. 15 (I, B), Ingenieur. Erscho$ sich mit 36 Jahren.

Trunksucht.

Zu Prob. 2 (I, A). Siehe unter Suicid. Zu Prob. 8 (I, A), Fuhrwerkbesitzersfrau. Gestorben mit 72 Jahren an Alters-

sehw~ehe. Trank auffallend viel Bier. Sonst gut und bray. Zu Prob. 10 (I, A). Siehe unter schwermiitigen Personen. Zu Prob. 14 (I, B). Siehe unter Sonderling. Zu Prob. 14 (I, B), Hilfsarbeiter. Gestorben mit 61 Jahren an Herzschlag.

Starker Trinker. Sehr ji~hzornig, oft bestraft wegen KSrperverletzung, dennoch beliebt.

Zu Prob. 43 (II, B), Gtitler. Gestorben mit 56 Jahren an Tuberkulose. Richtiger S~ufer. Brachte seine Familie in Schulden.

Zu Prob. 45 (II, A), 0konom. Lustiger Bruder. Trinker. Gestorben mit 35 Jahren. Zu Prob. 46 (II, A). Siehe unter Sonderling. Zu Prob. 47 (II, A), SSldner. Gestorben mit 63 Jahren an Herzwassersucht.

Trank viel.

Page 38: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

] 84 Bruno Schulz:

Zu Prob. 50 (II, A), Seilermeister. Trank viel. Mit 68 Jahren in der Trunkenheit abgestiirzt.

Todes/dlle an Hirnschlag.

Zwischen 61 u. 70 J . ~ zu Prob. 2 (I, A), ~ zu Prob. 34 (II, B). ,, 71 n. 80 ,, ~ zuProb. 13 (I, B), ~ zu Prob. 6 (I, A), ~ zuProb. 31 (II, B).

Ted an Schlag und Arteriosklerose aufler Hirnschlag.

Zwischen 51 u. 60 J . ~ zu Prob. 3 (I, A). ,, 61 u. 70 ,, 07 zu Prob. 5 (I, A), ~ zu Prob. 34 (II, B). ,, 71 u. 80 ,, c~ zu Prob. 19 (I, B), ~ zu Prob. 21 (I, B), ~ zu Prob.47 (II, A).

zu Prob. 15 (I, B). ,, 91u.100 ,, ~ zu Prob. 50 (II, A).

Ted an Tuberkulose.

Zwischen 31 u. 40 J. ~ zu Prob. 19 (I, B), ~ zu Prob. 5 (I, A), ~2 zu Prob. 19 (I, B). ,, 41 u. 50 ,, ~ zu Prob. 42(II,B), ~ zu Prob. 2 (I, A), ~ zu Prob. 10 (I,A),

zu Prob. 10 (I, A). ,, 51 u. 60 ,, ~ zu Prob. 5 (I, A).

Stie/geschwister der Probanden.

Schizophrenie.

Zu Prob. 24 (I, A), lYlaurer. Frfiher o. B., mit 22 Jahren einige Zeit tiefsinnig, d~ ein Heiratsplan fehlsehlug. In seinem 37. Jahre wurde neben ihm ein Mitarbeiter yon einer Mauer erschlagen. Er gab sich die Schuld. Erregte Selbst~nklagen, verwirrt. Anstaltsaufnahme. Auch dort verwirrt, ~ngstlieh, gespannt, der Teufel sei in ihm, bisweflen plStzlich gewaltt~tig. Nach 1/2 Jahr gebessert, aber unein- sichtig entlassen. Arbeitet dann wieder, bleibt aber eigenartig, reizbar und ver- sehlossen. Sehreibt eine unklare Beschwerdeschrift. Mit 41 und 53 Jahren noehmals kurze Zeit Klinikaufnahme. tl_ngstlich, unruhig, grimmassiert; zeitweise stupor(is. Stirbt mit 64 Jahren.

Kretinismus.

Zu Prob. 37 (II, B). Gestorben mit 40 Jahren an Wassersueht. Berufslos. Unehelicher Sohn einer Zimmermannsfrau.

Unklarer Fall.

Zu Prob. 35 (II, B), Oberschaffnersfrau. Gestorben mit 79 Jahren. Sell ge- mfitskrank gewesen sein und dauernd geweint haben, war aber in keiner Anstalt. Es mul~ beachtet werden, dall der Mann mehrere Jahrzehnte hindurch ein VerhMtnis mit der Stiefsehwester seiner Frau hatte; er heiratete diese Stiefsehwester, yon der er Kinder hatte, naeh dem Tode der Frau. Vielleieht ist also die Depression der Frau durch die Untreue des Mannes bedingt, vielleicht allerdings ist es auch umgekehrt.

Sonderlinge.

Zu Prob. 10 (I, A), Kaufmannsfrau. Gestorben mit 60 Jahren. Sehr religiiis, streng, geizig, ruhig.

Zu Prob. 41 (II, B), Schmiedemeister, 71 Jahre. J~hzornig, intelligent, sehr genau, ohne Gemiit, prozessiert immer.

Zu Prob. 41 (II, B), Landwirt. Sehr schwermiitig, empfindlieh, eigenartig. Gestorben mit 56 Jahren.

Page 39: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

Uber die hereditiiren Bcziehungen paranoid gcf/irbter Alterspsychosen. 185

Probandenkinder.

Schizophrenie.

Zu Prob. 9 (I, A), Dienstmagd. Mit 19 Jahren sehwermiitig, mit 20 Jahren Klinikatffnahme wegen Depression. Angstlich, klammert sieh an, iBt kaum, oft pl6tzlieh erregt, explosiv gewaltt~tig, dann l~ppisch z~rtlich, arbeitet etwas, nach 7 Monaten gebessert entlassen. Mit 23 Jahren Wiederaufnahme, aufgegriffen wegen Gewerbsunzucht, erotisch, kindisch, arbeitet dann etwas, sparer wieder sehr erotisch zu Mitkranken, danach abweisend, unsauber mit Urin, verkehrte Hand- lungen, wird a11m~hlich immer verworrener und schwachsinniger, bisweilen stiirmisch sexuell erregt. Sehimpft oft unfl~tig, starke Fettsucht, stirbt mit 39 Jahren an Erseh6pfung nach Durchf~llen.

Zu Prob. 16 (I, B), Chemigraph. 51 Jahre, sehr nerv6s seit je. Seit dem 32. Jahre immer wieder in Behandlung bei Nerven~rzten. Oft Zust~nde von depressiver Gereiztheit mit Todesgedanken, tr~umt yon Friedhof und Leichen, bekommt Weinkr~mpfe. War einige Male in Sanatorien. Sehr aufgeregt, unausgeglichen, gespanut. HSrt Stimmen und Ger~usche, lebt ganz flit sich, nimmt keinen Anteil an dem Ergehen seiner Familie. Nie in Irrenklinik oder Anstalt. Doeh hMt ihn sein ihn l~nger als 10 Jahre behandelnder Arzt ffir fraglos geisteskrank.

Schwachsinn.

Zu Prob. 6 (I, A), Brieftr~gerstochter. 37 Jahre alt. Bis zum 11. Jahre Kr~mpfe. Kam auch in der Hflfschule nieht vorw~rts. Launisch. Kleiner Him- und Gesichts- seh~del. Stumpfsinniger Gesichtsausdruek. 0rtlich und zeitlieh nicht genau orien- tiert. Lebt st~indig zu Haus.

H irntumor.

Zu Prob. 41 (II, B), Arztfrau. Unauff~llig bis zum 37. Jahre. Damals Depression, mehrere Wochen in einem offenen S~natorium, dort gut erholt. Mit 39 Jahren operiert wegen Mammacarcmom. Im 52. Jahre Metastasenoperation an der Mamma- und Ohrgegend. Mit 54 Jahren Depressionszustand, labil, Kopfweh, Diabetes insipidus. Stirbt nach 4 Wochen. Sektion: Metastasen in Sch~deldach, Dura, tIypophyse, Hypophysenstiel und Infundibulum.

Manisch-depressives Irresein bzw. Psychopathen mit 8timmungsschwankungen.

Zu Prob. 35 (II, B), Hauptkassierersfrau. 65 Jahre. Sehr gescheit und gut- mtitig. Litt nach Angabe eines Facharztes yore 57.--59. Jahre mehffach an De- pressionszust~nden typisch manisch-depressiver Art. Soll stets pedantisch gewesen sein.

Zu Prob. 14 (I, B), friiher Sehutzmann, jetzt Kaufmann. 65 Jahre alt. Seit je erregt, bezeichnet sich selbst als hoehgradigen Neurastheniker. In jfingeren Jahren sehr viel getrunken. Mit etw~ 46--48 Jahren 2--3 Jahre lang depressiv; zerstreut, mfide, gehemmt, Selbstmorddrang. Mit 55 Jahren wieder kurze Zeit depressiv.

Zu Prob. 32 (II, B), Heizer, 54 Jahre. Mit 42 Jahren starrer Blick, meinte, er m6ehte am liebsten sterben, es sei, als ob sich alles verfinstere usw. Ehe un- glticklich. Im Laufe der Jahre liel3 die depressive Stimmung nach.

Zu Prob. 12 (I, B), 0konom. 46 Jahre. Mit 30 Jahren wegen Gemfitsdepression einige Wochen in poliklinischer Behandlung. Mit 33 Jahren (1916) naeh Ver- wundung im Felde wieder Depressionszustand yon einigen Woehem Wird g. v. gesehriebcn, da sonst Verschlimmerung zu crwarten. Ein gleicher Zustand 1918. Weicher, hilfsbereiter Mensch.

Page 40: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

] 86 Bnmo Sehulz:

Hysterischer Psychopath. Zu Prob. 34 (II, B), Maschinensehlosser, 43 Jahre alt. Stets leicht erreg~,

j~hzornig, im Rausch sehr eifersiichtig. Sonntz~gs fast immer betrunken. Klinik- aufnahme mi~ 26 Jahren: Rieeht nach Alkohol, seit 9 Jahren 7 Anf~]le nach Auf- regung und Trinken. tterzkrhmpfe mit BewuBtlosigkeit und Umsichsehlagen. Naeh 2 Tagen entlassen. Mif 28 J~hren wieder dreimal aufgenommen. Jedesmal auf Grund yon Anf~llen nach starkem Trinken, stets nach wenigen Tagen ent- lassen. Das lefzte Mal Suicidgedanken, meint, man spreche fiber ihn. Hat sich seitdem gebessert. Hat auch den Krieg ohne Anstand mitgemaeht.

Sonderlinge. Zu Prob. 7 (I, A), Malermeister, 70 Jahre. Kalt, fiir sich, verschlossen, alkohol-

intolerant. Zu Prob. 18 (I, B), •abrikantenfruu, 66 Jahre. Leicht aufgeregt, reizbar,

kin'los, wenig Interessen. Zu Prob. 23 (I, B), Hauptmannswltwe, 80 3ahre a l l Sehr egoistisch, derb. Zu Prob. 27 (I, A), Lehrerin a.D., 67 Jahre. Eigen~rtig, maeht b6sartige

Redereien, kann allerdings auch liebenswfirdig sein. Zu Prob. 27 (I, A), Eisenbahnoberinspektor. 56 Jahre. Eigener Menseh, ernst,

mfirriseh, versehlossen. Zu Prob. 32 (II, B), Sehreinergehflfe. Gestorben mit 21 Jahren an Sehwindsuoht.

Grantig, j~hzomig, eigenar~ig. Zu Prob, 33 (II, B), Forstarbeiter, 49 J,~hre. ,,Verdruekt". Zu Prob. 34 (II, B), Lithograph, 41 ,l~hre. Zuriickgezogen, wenig Leben.

Still, ,,muekig". Zu Prob. 36 (II, B), Musiker, 59 Jahre. Geistig sehr rege, doch seit je ji~hzornig,

redet oft stundenlang nichts, bisweilen allerdings gesellig und lustig. Trunk frfiher ziemlieh viel.

Zu Prob. 41 (1I, B), Lehrersfrau, 48 Jahre. Kalt, gleiehgiiltig, fiir sich. Zu Prob. 43 (II, B), Kunstmalersfruu, 54 Jahre. Begabt. Magenleiden, auf-

fallend verschlossen, bisweilen melancholisch. Zu Prob. 44 (II, A), Kaufmann. 48 Jahre. Bei der Exploration etwas fahrig

und hastig, erseheint sonst unauffgIlig, soil ~ber nach Aussage eines Vetters eigen- artig sein, wie sein Vater, der Prob., der ganz zurfiekgezogen und nach der Uhr lebte, sehr sparsam, ehrgeizig und mi~trauisch war.

Zu Prob. 51 (II, A), Metzgermeistersfrau, 60 Jahre. Eigenartige Person, zeit- weise wie gest6rt, seit 2 Jahren ,,pai~schig", unbehoffen.

Zu Prob. 51 (II, A), Friseursfrau in Amerika. Letzte Nachricht mit 49 Jahren. Sehrieb damals schon seit einigen Jahren eigenartige, unklare Briefe.

Zu Prob. 51 (II, A), Metzgergehiife. Gefallen mit 34 Jahren, rech~ eigenartiger Mensch.

Erregbare Psychopathen. Zu Prob. 10 (I, A), Bader. Gestorben mit 23 Jahren. Furchtbar hitzig. Einmal

wegen K6rperverle~znng mi~ 9 Monaten Gef~ngnis bestraf~. Leieh~fertig, aber nieht egolstiseh. BeliebL Sehuldenmacher.

Zu Prob. 14 (I, B), Bankdienersfruu. Gestorben mit 57 Jahren. Hypomanisehes Wesen. Erkl~rte selbs~, sie rege sich fiber Dinge auf, die sie nichts angehen. Leicht erregbar.

Au//allend stille Personen. Zu Prob. 17 (I, B), Schneider, 56 Jahre. Auffallend stiller und sehiichterner

Menseh. Seheues, verlegenes Wesen. Spricht mit ~uffallend leiser Stimme.

Page 41: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

Uber die heredit/ixen Beziehungen paranoid gef/~rbter Alterspsychosen. 187

Zu Prob. 24 (I, A), Sekreti~rsfrau. Gestorben mit 40 Jahren an Krebs. Sehr fiir sich. Hatte kein Leben. Nie lustig, aber gutmfitig.

Zu Prob. 33 (II, B), Zimmermeister, 51 Jahre. Sehr net t und gutmiitig, aber sehr still.

Zu Prob. 39 (II, B), Postinspektor, 64 Jahre. Ernst, zuriickgezogen, sehr schiiehtern, still und freundlich.

Zu Prob. 39 (II, B), Bankbeamtin, 60 Jahre. Wie ihr Bruder.

Trunksucht.

Zu Prob. 14 ([, B ), Metzgergehilfe, 50 Jahre. Starker Trinker, im Rausch unb~ndig.

Zu Prob. 16 (I, B), Buchdruekereimeehaniker. Gestorben mit 31 Jahren an Blinddarmentzfindung. Sehr tfichtig im Beruf, kneipte aber sehr oft die N~chte dutch.

Tod an Hirnschlag.

Zwischen 51 u. 60 J. 07 zu Prob. 8 (I, A).

Tod an Tuberkulose.

Zwischen 11--20 J. 07 zu Prob. 32 (II, B). ,, 21--30 ,, cf zu Prob. l0 (I, A). ,, 31--40 ,, 07 zu Prob. 16 (I, B), ~ zu Prob. 12 (I, B). ,, 41--50 ,, Q zu Prob. 50 (II, A). ,, 51--60 ,, ~ zu Prob. 35(II, B), ~ zuProb. 50(II, A), Q zuProb.45(II,A).

zu Prob. 41 (II, B).

Ne]/en und Nichten der Probanden.

Senile Demenz.

Zu Prob. 26 (I,A), Oberland~sgerichtsrat, ledig. Stirbt mit 72 Jahren anArterio- sklerose, Herzinsuffizienz und seniler Demenz. SoU die tetzten Jabre senil-dement gewesen sein.

Zu Prob. 21 (I, B), Arbeitersfrau, 62 Jahre. Seit 1 Jahr vergel31ich, ~ngstlieh, gedrfickt. Vordem lustig und lebhaft.

Schizophrenie 1.

Zu Prob. 10 (I, A), Verk~uferin, mit 22 Jahren erschrocken infolge Feuers- brunst. Klagt, weint, ~ngstlich. Anstaltsaufnahme. Gewaltt~tig, verwirrt, lacht; dann Wechsel zwischen Erregung und ruhigen Zeiten. Halluziniert wohl. Baldiger geistiger Rfickgang. Nach einigen Jahren ganz bl6de. Schimpft viol, Geh6rs- t~uschungen, stumpf. Tod mit 41 Jahren in I.-A. an Lungentuberkulose.

Zu Prob. 22 (I, B), Giitlerstochter. Friiher o.B., heiter, gesellig. Mit 21 Jahren ins Krankenhaus wegen Pleuritis exsudativa. Dort nach kurzem deprimiert, spricht zeitweise nicht, dann Suicidideen, erregt, sehimpft. Anstaltsaufnahme. Sitzt stumpf da. H6re und sehe den Teufel. MuB geffittert werden. 31/2 Monate nach Beginn der Erkrankung gegen i~rztlichen Rat abgeholt. Stirbt nach einigen Monaten zu Hause.

Zu Prob. 30 (I, A), Kaufmannstoehter. Mit 19 Jahren Klinikaufnahme. Hoch- gradig erregt, will sich das Leben nehmen, gewaltt~tig, man wolle sie vergiften, sie werde von allen Seiten photographiert, sticht sich unerwartet mit dem Messer in den Arm, dann stupor6s, halluziniert, h6re Stimmen, schimpft unfli~tig fiber

1 Siehe Nachtrag auf Seito 190.

Page 42: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

188 Bruno Sehulz:

die Behandlung. VerblSdet allmahlich. Liegt meist auf dem Sofa, reibt stereotyp ihr Gesicht wund, entblSgt oft den Unterleib, uriniert ins Zimmer, unmotiviertes Lachen. Mit 53 Jahren vSlhg verblSdet in I.-A.

Manisch-depressives Irresein bzw. Psychopathen mit Stimmungsschwankungen. Zu Prob. 12 (I, B), Eisenbahnobersekret~r. Stets leicht erregbar. Mit 26 Jahren

w/~hrend einiger Wochen triibe, gedriickt. Ira n~chsten Jahre wegen Gr6genideen einige Zeit interniert. Machte dann wieder Dienst, aber fast alle 2 Jahre fiir einige Monate interniert. Dabei das eine Mal hochgradig verstimmt: Er habe Furchtbares verbrochen, alles sei dutch ihn in Not und Elend, die Polizei komme usw. Das n~chste Mal wieder gereizt, hetzt, GrSgenideen, liest den Kranken vor, sehrift- stellert usw. Bisweilen auch Sinnest~uschungen. In der Zwischenzeit macht er Dienst. Mit 45 Jahren pensioniert. Zuletzt mit 50 Jahren wieder wegen Depressions- zustandes in die Anstalt. Stirbt mit 55 Jahren an Entkri~ftung.

Zu Prob. 12 (I, B), Kneeht, 53 Jahre. Wenig begabt. Mit 22 Jahren ffir einige Monate erkrankt. Wollte nicht aufstehen, nicht essen, nicht unter die Leute. Rief ~ngstlieh: ,,Ieh gehe auseinander". War in Sanatorium uud Anstalt. Danach gebessert. Im Krieg an der Front, als Fahrer bei der Fugartillerie. Nach seiner Rfickkehr befiirehtete der Schwager wieder Ausbruch der Krankheit, doeh gab es sich. Jetzt ganz gesellig.

Zu Prob. 12 (I, B), ~)konomsfrau. Mit 40 Jahren im Anschlug an Entbindung Depressionszustand, der nach einigen Wochen zu Hause abklang. Stirbt mit 59 Jahren an Herzleiden.

Paralysen. Zu Prob. 4 (I, A), Kaufmannsfrau. Stets leidenschaftlich, eigenartig, eifer-

siiehtig auf ihren Vater. Vom 20. Jahre Kellnerin. Trunk viel Wein und Sehnaps. Mit 35 Jahren Heirat. Danaeh zun~chst solide. Darm wieder ganz enorm getrunken. Auch in der Ehe sehr eifersiiehtig und egoistiseh. Mit 42 Jahren Klinikaufnahme: Seit 10 Tagen GrSl~enideen. Will ein Schlog kaufen, Gemi~Ide kaufen usw. Zer- schlug Sachem Unordentlich. SprachstSrung. Neurologisch: Paralyse. Wa.R. im Blut positiv. Kindlich, rtihmt sieh ihrer vielen Reisen, ihrer zarten Gestalt (ist grog und kr~ftig). Wird dann allm~hlich weinerlich. Verf~llt kSrperlich und verblSdet. Stirbt nach 4 Wochen an Herzsehw~ehe.

Zu Prob. 8 (I, A), Sehreinersfrau. Stets sehr eifersiichtig und erregbar. Seit dem 44. Jahre oft pelziges Gefiihl an der linken Seite. Zunge war ihr steif, konnte nieht recht spreehen. Mit 48 Jahren Klinikaufnahme: Ged~ehtnisscbwach, hSrt Stimmen, euphorisch, erregt, entkleidet sich. Ihr Mann sei Justizrat, sie werde Opernsi~ngerin. Neurologisch: Paralyse. Redet weiter sinnlos durcheinanfler. Wird allm~hlich sehwermiitig, verblSdet dalm, bleibt aber dabei euphorisch. KSrperlicher Riick- gang. Stirbt mit 51 Jahren an Schluckpneumonie.

Sonderlinge. Zu Prob. 1 (I, A), Amtsrichter, 46 Jahre. Eigenartig, Neigung zu mystischen

Dingen. Besch/~ftigt sigh eifrig mit Astrologie. Zu Prob. 1 (I, A), Oberveterin~rrat. Wenig begabt, sehr fleigig, Tiftler, stsgt

wegen seiner grogen Gewissenhaftigkeit sehr leicht an. Hatte bei Frauen stets Unglfick.

Zu Prob. 2 (I, A), Brauereidirektorsfrau, 68 Jahre. NervSs, freundlich abet selbstunsicher, migtrauiseh, zuriickgezogen, neigt zu Depressionen.

Zu Prob. 3 (I, A), gesehiedene Ingenieursfrau, 62 Jahre. ,,Eigensinniges Luder, mit der niemand auskam". Rechthaberisch.

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Ober dic hereditgren Beziehungen paranoid gefi~rbter Alterspsychosen. 189

Zu Prob. 3 (1, A), Kaufmaimsfrau, 72 Jahrc. In der Jugend ganz heiter. Sp~ter eigenartig, zuriickgezogen, ernst.

Zu Prob. 3 (I, A), Lohnschl~chter, 56 Jahre. Trinket, rechthaberisch, eigensinnig unvertr~glich.

Zu Prob. 4 (I, A), Kanfmannsfrau, 56 Jahre. Sonderbar, sehr eifersfichtig, egoistiseh.

Zu Prob. 4 (I, A). Schwester der Vorigen. S. unter Paralyse. Zu Prob. 4 (I, A), 0konom, 59 Jahre. N~rriseh, roh, egoistisch, barsch und

grob, raffgierig. Zu Prob. 4 (I, A), Schneidermeistersfrau, 68 Jahre. J~hnlich wie der Vorige,

ihr Bruder. Leicht erregbar, rechthaberisch. Zu Prob. 13 (I, B), Masehinensehlosser, 47 Jahre. Spricht nur, was er sprechen

muI3, eigenartig. Geht nie in Gesellschaft. Zu Prob. 13 (I, B), Eisendreher, gefallen mi~ 33 Jahren. Ging nirgends hin.

Hatte an nichts Vergniigen. Sonderling. Zu Prob. 26 (I, A), Oberbergamtsdirektor. Gestorben mit 72 Jahren an tIirn-

sehlag; ledig, ~ngstlich, sehr zuriickhaltend. Zu Prob. 28 (I, A), Geheimratssohn, 25 Jahre. Bisher berufslos. Ganz fiir sigh,

hat nur Interesse fiir Radio. Hofft einmal Radioverbesserungen zu erfinden. Zu Prob. 28 (I, A), Bildhauer (Professor). Starker Sonderling. Gestorben mit

47 Jahren an Herzschlag. Mehrfach wegen schwerer/~ngstlieher psychopathischer Verstimmungen in ~rztlicher Behandlung.

Zu Prob. 29 (I, A), Oberlandesgerichtsratstochter, 71 Jahre. Bissige alte Jungfer, besserwissend, zuriickgezogen. Im Alter etwas umg~nglicher und freund- lieher.

Zu Prob. 31 (II, B), Zugeherin, 65 Jahre. Ubertrieben religiSs, eigenartig, brummt viel.

Zu Prob. 31 (II, B), Brieftr~ger, 57 Jahre. MiBtrauisch, zurfickgezogen. Zu Prob. 31 (II, B), Gfitlerstochter. Gestorben mit 30 Jahren an Tuberkulose.

Bissig, bigott. Zu Prob. 46 (II, A), Fabrikarbeiter, 46 Jahre. Still, miirrisch, zurfickh~Itend. Zu Prob. 46 (II, A), Kesselschmied, 44 Jahre. Aufgeregt, kann keinen Wider-

spruch vertragen, fault gem, miirrisch.

Au//allend stille Personen.

Zu Prob. l0 (I, A), Trompetersfrau, 70 Jahre. Freundlich, aber seit je sehr scheu, zuriickgezogen.

Zu Prob. 22 (I, B), 0konom. Gestorben mit 44 Jahren an Tuberkulose. Schwer- mfitig, still, zuriickgezogen.

Zu Prob. 22 (I, B), Bahnarbeiter, 70 Jahre. Stets etwas eigen und still. Seit einem Jahre leichter geistiger Riickgang.

Psychopathen verschiedener Art.

Zu Prob. 30 (I, A), Professorsfrau. 50 Jahre. Sehr still, triibsinnig, fiber- religiSs. Wird yon einem Verwandten als religiSs-wahnsinnig bezeichnet. Ist aber in keiner ~rztlichen Behandlung.

Zu Prob. 30 (I, A), Kaufmannsfrau, 49 Jahre. Fiirehterlieh nervSs infolge Ehebruch des Mannes. Sehr erregbar, wirft den Kindern oft alles nach.

Zu Prob. 30 (I, A), Arzt. ~eigte stets zu Sehwermut. Wird mit 31 Jahren wegen famili~rer Aufregungen geringerer Art zum Morphinisten. Mit 32 Jahren Entziehungskur, sofort riicld~llig, mit 33 Jahren wieder Entziehungskur, f~llt mit 37 Jahrem

Page 44: Über die hereditären Beziehungen paranoid gefärbter Alterspsychosen

190 Bruno Schmalz: t~ber die heredit~ren Bezietmngen usw.

Zu Prob. 46 (II, A), Schneidermeister. Seit dem 45. Jahre nervenleidend, angeblieh infolge des Krieges. Bekommt 30~ Rente. Ermiidet leieht, oft Schwindel- arrfMle mit BewuBtlosigkeit, die 3--5 Minuten dauern; reizbar, vertr~gt keinen Widerspruch. Stirbt mit 53 Jahren an Arteriosklerose.

Suicid.

Zu Prob. 25 (I, A), Antiquiti~tenh~ndler, grober Menseh. ErschoB sieh mit 43 Jahren nach Streit mit seiner Mutter.

Zu Prob. 25 (I, A), Zimmermeisterstochter. Erh/~ngte sich mit 21 Jahren, weil ihr Liebhaber, der sie gesehwi~ngert hatte, sie verlieB.

Zu Prob. 36 (II, B), unterer Postbeamter. Trinker, leiehtsinnig, erh~ngte sich mit 34 Jahren. N/iheres nicht bekannt.

Zu Prob. 43 (II, B), Schuhmaeher und Giitler. Erh/~ngte sich mit 60 Jahren im Ansehlul3 an einen aufgekommenen Holzdiebstahl. Sonst o. B.

Trunksucht.

Zu Prob. 3 (I, A). Siehe unter Sonderlingen. Zu Prob. 15 (I, B), Schiffskoch. Gestorben mit 50 Jahren. Von jeher j~h-

zornig, Trinker. Zu Prob. 25 (I, A). War Metzgermeister, kam abet herunter und wurde sparer

Kutscher bei seinem Schwager. Gutmiitig, trunksiichtig, wenig begabt. Zu Prob. 36 (II, B). Siehe unter Suicid.

Tod an Hirnschlag.

Zwisehen 41 u. 50 J. ~;) zu Prob. 12 (I, B). ,, 51 u. 60 ,, o z zuProb. 46(II, A), ~ zuProb. 34(II, B), ~ zuProb. 22(I,B),

~) zu Prob. 22 (I, B). ,, 71 u. 80 ,, ~ zu Prob. 26 (I, A)

Tod an Schlag oder Arteriosklerose aufler Hir~schlag.

Zwisehen 4I u. 50 J . ~ zu Prob. 28 (I, A), ~ zu Prob. 34 (II, B). ,, 51 u. 60 ,, o z zu Prob. 44 (II, A), .~ zu Prob. 34 (II, B). ,, 61 u. 70 ,, ~ zu Prob. 17 (I, B), ~) zu Prob. 25 (I,B).

Tod an Tuberkulose.

Zwisehen 11 u. 20 J. Q zu Prob. 24 (I, A). ,, 21 u. 30 ,, ~ zu Prob. 10(I, A), ~ zu Prob. 25 (I,A), d~ zu Prob. 34 (II, B),

~ zuProb. 10(I,A), ~ zu Prob. 28 (I,A), Q zuProb. 31 (II,B). ,, 31 u. 40 ,, 07 zu Prob. 34 (II, B), ~z! zu Prob. 25 (I, A). ,, 41 u. 50 ,, 07 zu Prob. 22 (I, B). ,, 51 u. 60 ,, ~ zu Prob. 36 (If, B).

Nachtrag: Ne/]en und Nichten. Yierter Schizophrenie]all. Zu Prob. 28 (I, A), Bildhauer, ledig, 47 Jahre alt. Lebt seit dem Kriege

unt~tig, ganz fiir sich, bei der Schwester. Liegt viel im Bett, stellt sich StScke daneben, um warren zu haben; schreit oft nachts. Die Schwester meint , daI3 er Stimmen hSrt. Sic nennt ihn tfickisch und erregbar. W~hrend des Krieges war er nach Angabe der Schwester in den psychiatrischen Ahteilungen der Lazarette. Milit~rakten bis zum AbschluIl der Arbeit leider nieht zu erhalten.