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80 H. Kayser u. C. Runge. VIII. UeJier die h galVUlz48Chs)z Uchtbogem awftretendem Bandmwpectrem der Eohle; vow H. Kayser und C. Rwmge. (Mitgetheilt von den Herren Verfassern nach den Abhandl. der Berl. Academie 1889.) 0 1. Wenn man im galvanischen Lichtbogen zwischen Kohlensthben Elemente oder deren Salze verdampft, um ihre Spectra zu untersuchen, so legt sich fast stets Uber das Me- tallspectrum eine Reihe von Banden, welche oft in sehr std- render Weise die Messung des Linienspectrume erschweren. Jedenfalls ist man gezwungen , sich eine genaue Kenntniss dieser Banden zu verschaffen, um nicht Metalllinien zu ilber- sehen. Dies war fur uns die erste Veranlassung, uns eingehen- der mit den Banden zu beschlftigen; bald aber traten noch weitere Umstlnde hinzu, die unser Interesse erhtihten: die Structur der Banden ist eine hachat eigenthtimliche und fast bei jeder eine andere. Dabei ist die Lagerung der Linien in vielen Fiillen so regelmlssig, dass man sich leicht veran- lasst fiihlt , den gesetzmhssigen Zusammenhang zu suchen. Auch der Ursprung der Banden ist noch eine offene Frage; trotzdem iiber kein anderes Element so viele Untersuchungen ausgefuhrt sind, wie iiber Kohle, herrschen fiber kein anderes noch so viele Zweifel. Endlich ist von hervorragendem In- teresse das Auftreten dieser Banden in ausserirdischen Spectren, bei Kometen und bei der Sonne. 6 2. Ausser dem Linienspectrum wird der Kohle heute allgemein mit Ausnahme von franzosischen Spectroskopisten ein Bandenspectrum zugeschrieben, welches Flammenspectrum oder Swan’sches Spectrum genannt wird. Es wurde friiher, namentlich durch Angstrtim und Thalkn und durch Li- v eing und De w a r dem Kohlenwasserstoff zugeschrieben. Dasselbe besteht aus fiinf zusammengesetzten Banden, deren Wellenlangen nach Angstrom und Thalkn und nach Watts sind: 6187 - 5954; 5633-5425; 5164 -5082; 4736 - 4677; 4 81-4232.1) Ausser diesen Banden sind im Kohlenbogen- 1) Die Welienllngen sind hier mie im Folgenden, wean nichts aus- drucklich bemerkt ist, in (ingstrom’schen Einheiten 10-7 mm angegeben.

Ueber die im galvanischen Lichtbogen auftretenden Bandenspectren der Kohle

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Page 1: Ueber die im galvanischen Lichtbogen auftretenden Bandenspectren der Kohle

80 H. Kayser u. C. Runge.

VIII. UeJier die h galVUlz48Chs)z Uchtbogem awftretendem Bandmwpectrem der Eohle;

vow H. K a y s e r und C. Rwmge. (Mitgetheilt von den Herren Verfassern nach den Abhandl. der Berl.

Academie 1889.)

0 1. Wenn man im galvanischen Lichtbogen zwischen Kohlensthben Elemente oder deren Salze verdampft, um ihre Spectra zu untersuchen, so legt sich fast stets Uber das Me- tallspectrum eine Reihe von Banden, welche oft in sehr std- render Weise die Messung des Linienspectrume erschweren. Jedenfalls ist man gezwungen , sich eine genaue Kenntniss dieser Banden zu verschaffen, um nicht Metalllinien zu ilber- sehen.

Dies war fur uns die erste Veranlassung, uns eingehen- der mit den Banden zu beschlftigen; bald aber traten noch weitere Umstlnde hinzu, die unser Interesse erhtihten: die Structur der Banden ist eine hachat eigenthtimliche und fast bei jeder eine andere. Dabei ist die Lagerung der Linien in vielen Fiillen so regelmlssig, dass man sich leicht veran- lasst fiihlt , den gesetzmhssigen Zusammenhang zu suchen. Auch der Ursprung der Banden ist noch eine offene Frage; trotzdem iiber kein anderes Element so viele Untersuchungen ausgefuhrt sind, wie iiber Kohle, herrschen fiber kein anderes noch so viele Zweifel. Endlich ist von hervorragendem In- teresse das Auftreten dieser Banden in ausserirdischen Spectren, bei Kometen und bei der Sonne.

6 2. Ausser dem Linienspectrum wird der Kohle heute allgemein mit Ausnahme von franzosischen Spectroskopisten ein Bandenspectrum zugeschrieben, welches Flammenspectrum oder Swan’sches Spectrum genannt wird. Es wurde friiher, namentlich durch Angstr t im und T h a l k n und durch Li- v e i n g und D e war dem Kohlenwasserstoff zugeschrieben. Dasselbe besteht aus fiinf zusammengesetzten Banden, deren Wellenlangen nach A n g s t r o m und T h a l k n und nach W a t t s sind: 6187 - 5954; 5633-5425; 5164 -5082; 4736 - 4677; 4 81-4232.1) Ausser diesen Banden sind im Kohlenbogen-

1) Die Welienllngen sind hier mie im Folgenden, wean nichts aus- drucklich bemerkt ist, in (ingstrom’schen Einheiten 10-7 mm angegeben.

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licht noch weitere im Blau, Violett und Ultraviolett vorhan- den, welche sehr hiiufig neben den obigen fiinf auftreten. 9ie werden namentlich von L i v e i n g und D e w a r dem Cyan zu- geschrieben, wllhrend andere, z. B. L o c k y e r und H. W. Vogel l ) sie fur ein hoherer Temperatur angehorendes zwei- tes Bandenspectrum der Kohle selbst halten. Auch der eine von uns hat diese Ansicht vertretenSa) Die Wellenliingen der Banden sind nach L ive ing und Dewar : 4600-4500;

Unsere Untersuchung bezieht sich auf diese Banden, welche wir als Kohlenbanden und als Cyanbanden bezeichnen, ohne mit letzterem ein entschiedenes Urtheil iiber den Ur- sprung aussprechen zu wollen. Im galvanischen Lichtbogen treten beide Arten von Banden sehr intensiv auf; nur von der letzten Cyanbande bei 3370 haben wir niemals die ge- ringste Spur wahrnehmen konnen, sodass wir ihre Existenz im Kohlenbogen bezweifeln miissen. Beobachtet man die sichtbaren Banden, wahrend die Lampe brennt, so sieht man ein eigenthumliches Schwanken der 1nt.ensitAt der beiden Bandenarten: bald sind die Kohlenbanden, bald die Cyan- handen heller; letzteres ist namentlich der Fall, wenn der Bogen zischt. Diese Erscheinung kann zu der Ansicht ver- leiten, dasv man es in der That mit Banden derselben Sub- stanz zu thun hat, wobei je nach der Temperatur die einen oder die anderen die Oberhand haben.5)

0 3. Unsere Messungen sind sammtlich an photogra- phischen Aufnahmen gemacht worden. Wir benutzten ein Rowland’sches Concavgitter von vorzliglicher Qualitat; der Krummungsradius betriigt etwa 3620 mm; e8 besitzt 568 Linien pro Millimeter, im ganzen etwa 57700. Die Aufstellung war die bekannte nach Rowland’ s Angabe. Die Aufnah- men geschahen in den ersten vier Ordnungen; zum Theil

4220- 4150; 3884-3850; 3590-3550; 3370-3350.

1) H. W. V o g e l , Verh. d. phys. Ges. zu Berlin. 7. p. 53. 1888. 2) H. K a y s e r , Lehrb. d. Spectralanalyse p. 249. 3) Ausser den angegebenen Banden sind im gelben und rothen Theil

des Spectrums noch unz&lige Linien vorhanden; dort liegen auch einige Banden, die nach der Heite der kurzen Wellcn ihre Rante haben, und welche H. W. Voge l fur die wahren Cyanbanden ansieht. Diesen Theil haben wir, als nicht genugend photographirbar, nicht nlher untersucht.

Ann. d. Pbys. u. Chem. N. F. XXXVIII. 6

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wurde, um das Zusammenfallen der verschiedenen Ordnungen zu beseitigen, vor den Spalt ein Prisma mit gerader Durchsicht gestellt, sodass der Spalt nur von der gewunschten Parbe ge- troffen wurde. W i r haben wieder hauptsachlich Platten von J. G a e d i c k e in Berlin benutzt; fur den grunen und gelben Theil Eosinsilberplatten von P e r u t z in Munchen und selbst hergestellte Azalinplatten. Entwickelt wurde nur mit Hydro- chinon.

Zur Bestimmung der Wellenlangen haben wir bei einem Theil der Platten iiber das Kohlenspectrum das Eisenspectrum photographirt. Aus den bekannten Wellenlangen einer An- zahl (10-20) uber die ganze Platte vertheilter Eisenlinien wurde der Maassstab solcher Platten mittelst der hifethode der kleinsten Quadrate ermittelt und dann fur eine gleiche Anzahl mbglichst scharfer und isolirter Kohlenlinien die Wellenlange berechnet. l) Mit Hulfe dieser Linien wurden dann in gleicher Weise die ohne Eisen photographirten Koh- lenbanden susgewerthet. Die Messung der Platten wurde mit der fruher beschriebenen Theilmaschine ausgefuhrt.

Die Banden kehren silmmtlich ihre liellste Kante dem rothen Ende des Spectrums zu ; jede Bande besitzt meh- rere Kanten, 3 bis 7, die nach dem violetten Ende zu schwa- cher werden. Von jeder Kante geht eine Linienreihe mit wachsendem Abstand und abnehmender Intensitat aus; wo diese Reihen aufhoren, lasst sich nicht sagen; bei genugender Exposition kann man jedenfalls die von der ersten Kante jeder Bande ausgehende Reihe bis zum Beginn der nkchsten Bande verfolgen, sodass keine Stelle des Spectrums von etwa A=620pp bis 1 ~ 3 4 0 ,up frei von Kohlenlinicn ist; es sind demnach siclier iiber 10000 vorhanden.

Die Structur der einzelnen Banden ist verschieden und fur jede charakteristisch. Yon der ersten Kante aus sind meist Doppellinien oder auch Triplets vorhanden, welche bei abnehmender Wellenlange zum Theil' zu einer Linie ver- schmelzen. Der Abstand zwischen je zwei Linien einer Reihe nimmt von der Kante an zu von einern sehr kleinen, ein- bis drei hundertstel A n g s t r o m' sche Einheiten betragenden

6 4.

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1) Vgl. Kayser u. Runge, Abhandl. der Bed. Acad. p. 22. 1888.

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Werthe; e r erreicht ein Maximum, bleibt eine Zeit lang con- stant und scheint dann rasch abzunehmen. Durch das Ueber- einmderfallen der von den verschiedenen Kanten ausgehen- den Reihen wird das Bild sehr complicirt, sodass es ilusserst schwierig ist, die Zusammengehorigkeit der einzelnen Linien zur Reihe herauszufinden. - Eine niihere Besprechung der Banden ist ohne Tafeln l) nicht moglich.

Es ist schon bemerkt, dass wir von der Ansicht ausgingen, die Cyanbanden seien in Wahrheit Kohlenbanden. Durch einige zu erwahnende Versuche sind wir aber veran- lasst worden, diese Ansicht fallen zu lassen. Wir glauben aber allerdings selbst nicht, dass die Frage dadurch entschie- den sei; sie ist vie1 zu schwierig, wie man aus der daruber in Menge vorhandenen Literatur ersieht, welche mit grosster Gewissenhaftigkeit angestellte und doch zu entgegengesetzten Resultaten fihrende Versuche beschreibt , als dass auf so einf'achein Wege eine Entscheidung getrof-fen werden kbnnte.

Die Cyanbanden zeigen sich haufig in Geissler'schen Rohren, auch wenn miiglichst sorgfAltig jede Spur von Stick- stoff' ausgeschlossen ist, und daraus hat man oft geschlossen, die Banden kinnten nur dem Kohlenstoff selbst angeharen. Aber L i v e i n g und D e w a r wenden gegen diesen Scbluss mit Recht ein, dass es bekanntlich fast unmoglich sei, ein Gas panz zu beseitigen; von den Glaswiinden, aus den Elec- troden entwickeln sich immer wieder Gase, und Spuren von Stickstoff sollen geniigen, das Kohlenstofi-Stickstoffspectrum hervorzurufen. Demnach wird kein Versuch beweisend fur die Kohlennatur der Banden sein, bei welchem trotz ver- meintlicher Ausschliessung des Stickstoffs die Cyanbanden auftreten. Dagegen scheint uns der umgekehrte Versuch, bei welchem bei Abwesenheit von Stickstoff die Cyanbanden verschwinden, beweisend sein zu konnen fur die ZugehGrig- keit dieser Banden zu einer Kohlen-Stickstoffverbindung.

Einen solchen Versuch haben wir in folgender Weise aus- gefuhrt: wir haben einen Block von Retortenkohle mit zwei sich senkrecht in der Mitte des Blocks kreuzenden Bohrun- gen versehen. Durch die eine Bohrung wurden die Kohlen

6 5.

1) Siehe Kayeer u. Runge , Abhaudl. der Bcrl. Acad. 1889. 6*

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des Lichtbogene isolirt eingeftihrt, sodass sie gerade in der Mitte des Blocks das Licht erzeugten, welches, durch den dritten Kreuzarm austretend, auf den Spalt fiel. Durch den vierten Kreuzarm ondlich konnte dem Bogenlicht ein Qas- strom zugeftihrt werden. Laset man nun einen kraftigen Strom von Kohlensaure (aus einer Flasche mit fliissiger Kohlensaure) zustrijmen, so sieht man sehr s c h h die Cyan- bande A = 422 pp verblassen und nach kurzer Zeit ganz ver- schwinden. Sobald man den Gasstrom absperrt, ist sie wie- der da, und so kann man sie beliebig verschwinden und ent- stehen lassen durch Oeffnen und Schliessen des Hahnes. Dies wird sich benntzen lassen, um bei Photographie der ultravioletten Elementenspectren die vieles verdeckenden Cyan- banden zu beseitigen. Wahrend die Cyanbande verschwindet, bleiben die Kohlenbanden ganz unverandert oder gewinnen vielleicht etwas an Helligkeit.

Gegen die Beweiskraft dieses Versuches liesse sich viel- leicht noch einwenden, dass durch den starken Gasstrom eine so bedeutende Temperaturerniedrigung im Kohlenbogen her- vorgebracht werde, dass die hoherer Temperatur entsprechen- den Banden verschwinden. Wir haben daher einen noch s thkeren Luftstrom durchgeblasen: derselbe lilsst in sehr auffallender Weise die Cyanbande heller werden, was sich durch den reichlich zugefuhrten Stickstoff leicht erklart.

Wir sehen nicht, wie diese Versuche sich anders er- klaren lassen, als durch die Annahme, dass die betreffenden Banden wirklich einer Kohlen-Stickstoffverbindung ange- horen.

0 6. Zu der Annahme, das Cyanspectrum gehore in Wahr- heit dem Kohlenstoff an, waren wir friiher hauptsachlich auch durch den Umstand gefuhrt worden, dass es in ausserirdischen Lichtquellen auftritt.

Die Kometen zeigen bekanntlich meist einige Banden, welche nach den wenig genauen Messungen mit den Kohlen- banden coincidiren und stets mit diesen identificirt worden sind, nur dass man friiher diese Banden dem Kohlenwasser- stoff zuschrieb. Von dem Kometen I1 des Jahres 1881 ha t H u g g i n s eine Spectralphotographie erhalten, welche die Cyanbanden zeigt, und zwar die Banden bei 422 und 388.

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Noch viel auffallender ist indessen das Vorkommen der Cyanbanden im Sonnenspectrum. L o cky e r l) sprach zuerst aus, dass sich unter den Fraunhofer ’schen Linien die Bande 422pp finde. Lockyer sieht dieselbe far eine Koh- ienbande an, und da ihm ein Bandenspectrum bei der Tem- peratur der Some unwahrscheinlich schien, glaubte er, die Hypothese aufstellen zu miissen, eine Hulle von Kohlendampf umgebe in weiterer Entfernung die Sonne. Spater llusserten L ive ing und Dewara ) , die Banden 359 und 337pp seien im Sonnenspectrum vorhanden. Endlich haben Tr o wbr i dge und Hutch inas ) angegeben, die Bande 388 im Sonnenspec- trum gefunden zu haben.

Da aber Beweise der Zahlenangaben far die Identitlit der Kohlenbanden mit Fraunhofer ’schen Linien bisher nie publicirt worden sind, so haben wir die Cyanbande 388 in der vierten Ordnung unseres Gitters neben das Sonnenspec- trum photographirt.

Die Identitat der Liniengruppen ist wohl nicht zu be- zweifeln; namentlich bei den ersten Kanten ist jede Kohlen- linie im Sonnenspectrum vertreten. Weiterhin werden die Kohlenlinien immer weniger intensiv, und diese schwgcheren Linien sind in der Some nicht mehr zu sehen. In dem Ro wlan d’schen Sonnenatltts tritt diese Bande ebenfalls deut- lich hervor, und die dort abgelesenen Wellenlingen stimmen bis auf die bei der Ablesung zu erreichende Genauigkeit mit den von uns gemessenen iiberein.

Die Cyanbande 388 p,u ist bei weitem die stiirkste aller Cyanbanden; es ware daher nicht wunderbar, wenn sie allein im Sonnenspectrurn zu finden ware. Es scheinen aber auch die Banden bei 359 up und bei 422 p,u im Rowland’schen Sonnenatlas sichtbar zu sein ; wenn auch viel schwacher. Ueber die Anwesenheit der Kohlenbanden im Sonnenspectrum kann man nach Rowland’s Atlas nicht entscheiden, aus- genommen die Bande bei 516 pp, deren Hauptlinien in ihrer charakteristischen Qruppirung auf dem neuerdings veroffent-

1) L o c k y c r , Proc. Roy. SOC. 27. p. 409. 1878. 2) L i v e i n g u. Dewar, Proc. Roy. SOC. 80. p. 152. 1880. 3) Trowbridge u. H u t c h i n s , Proc. of the Amer. Ac. 33. p. 10,

uiid Amer. Jourii. of Sc. 34. p. 345. 1887.

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lichten zweiten R owlan d'schen Sonnenatlas, wenn auch sehr schwa& und ein wenig verwaschen, so doch deutlich genug auftreten, um ihre Identitiit sehr wahrscheinlich zu machen.

Wir haben somit die merkwiirdige Thatsache, dass in der Some nicht nur ein Bandenspectrum existirt, sondern das Spectrum einer Verbindung, welche schon bei einigen Tausend Grad dissociirt wird, was sich mit den ublichen Annahmen iiber die hohe Temperatur der Some schwer ver- einen lasst. Andererseits ist das Kohlenstoffmolecul, wie die Verlnderlichkeit der Atomwarme zeigt, ein variables Gebilde, nnd es ware moglich, dass noch bei sehr hoher Temperatur eine Kohlen-Stickstoffverbindung existirt , welche wir nicht kennen, deren Spectrum die Cyanbanden sind. Mit diesem Namen soll ja selbstverstandlich nicht gesagt sein, dass die Banden wirklich dem Cyangase angehoren. Lo c k y e r's Hy- pothese uber den Ort , wo diese N-Verbindung sich finden soll, hebt die Schwierigkeit keineswegs, sondern setzt nur eine andere an ibre Stelle; denn durch welche Krafte soll das schwerere Cyangas sich uber dem Wasserstoff befinden, welchen man sonst in Verbindung mit anderen hypothetischen Stoi€en in der aussersten Schicht der Sonnenatmosphare annimmt?

0 7. Die Bande bei 3883 zeigt eine so regelmassige Lagerung der Linien, dass sich der Gedanke sofort aufdrangt, das Gesetz, nach dem sie gelagert seien, musse sich finden lassen. Die Wellenlangen aller Linien sind so genau be- stimmt - bis suf etwa 0,0,1 ihrer Qrosse -, dass hier wohl zum ersten ma1 die Moglichkeit vorliegt, genauer ein Gesetz auf seine Richtigkeit zu priifen.

Von Hrn. D e s l a n d r e s sind Gesetze angegeben wor- den nach welchen die Linien der Bandenspectren von Stick- stoff, Kohle, Kohlenoxyd, Cyan und Jod naherungsweise an- geordnet sein sollen. Diese Gesetze sind:

1) Jede Bande bestehe aus einer oder mehreren ,,iden- tiwhen" Serien, d. h. man erhalt die Schwingungszahlen der Linien jeder Serie der Bande, wenn man zu den Schwin- gungszahlen der Linien einer Serie eine Constante hinzufligt.

1) Deslandres, Compt. rend. 103. p.375. 1856; 104. p. 972. 1587.

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2) Innerhalb einer Serie bilden die Differenzen von j e zwei aufeinander folgenden Schwingungszahlen eine arith- metische Progression; gibt man der Kante die Ordnungs- zahl 0, und den folgenden Linien der Reihe nach die Ord- nungszahlen 1, 2, 3 . . ., so sei die Schwingungszahl der nten Linie gegeben durch 1 I?*,, = a + bn2, wo a die Schwingungs. zahl der Kante, b die Differenz zwischen der Schwingungszahl cler ersten Linie und der der Kante ist.

3) Die verschiedenen Banden desselben Spectrums seien so verbunden, dass die ersten, zweiten u. s. w. Eanten aller Banden einer Gleichung von ahnlicher Form folgen, wie die Gleichung einer Serie: l/?b = A + B n + Cih2, wo A, B, C Constanten sind, und fur n aufeinander folgende Werthe der Zahlenreihe einzusetzen sind.

Wir haben diese Angaben an unseren Messungen auf ihre Richtigkeit gepruft, sber sie nur in verschiedenem Grade sngeniihert richtig gefunden,

Das erste Gesetz lasst sich an der Bande bei 3883 priifen; sie besteht vermuthlich aus funf Serien, die sich uhereinnnder lagern. Von diesen haben wir die drei ersten herausgesucht.

Es zeigt sich, dass die Schwingungszahlen der zweiten Serie merklich dichter folgen, als die der ersten Serie, die Schwingungszahlen der dritten Serie wieder dichter , als die der zweilen, wahrend sie nach D e s l a n d r e s die gleiche Ver- theilung zeigen sollten. D e r Unterschied der Schwingungs- ziihlen der 0. und 50. Linie nimmt von der ersten zur dritten Serie urn etwa 15 Proc. ab.

Eine bessere Uebereinstimmung haben wir bei dem zwei- ten Gesotz von D e s l a n d r e s : llA, = cl + bn2 gefunden. Die ersten ti0 his 70 Linien jeder Serie sind durch diese Formel darstellbar mit etwa der Beobachtungsgenauigkeit. Verfolgt man indessen die Linien noch weiter - und wir haben die erste Serie bis zur 168. Linie mit Sicherheit erlrennen kiinnen -, 80 weichen die beobachteten Werthe bald sehr stark von den berechneten ah. Diese Abweichungen der Formel kann man durch Hinzufugung weiterer Glieder cor- rigiren, welche hiihere Potenzen von n enthalten. Fuhr t man so zu den zwei Constanten der D e s l a n d r e s ’ s c h e n Formel

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noch drei weitere Constanten ein, so kann man wieder eine hinreichende Uebereinstimmung mit den beobachteten Wer- then erreichen. Dabei scheint es auf eins herauszukommen, ob man nur Glieder rnit geraden Potenzen von n oder auch solche mit ungeraden hinzunimmt. Dnrch die hinzutretenden Constanten verliert die Formel an Werth einmal, weil sie weniger einfach wird, und zweitens, weil mit jeder neuen Constante die alten zwischen immer weiteren Grenzen schwan- ken k h n e n , ohne die Werthe der Formel erheblich zu iindern.

Zwei weitere Mange1 dieser Formel sind die folgenden. Fur die letzten Linien, etwa von n = 160 an, geniigt die Formel doch noch nicht, es tritt eine entschiedene Abwei- chung der berechneten Werthe von den beobachteten hervor, zu deren Beseitigung man noch ein Glied mit einer weiteren Constante einfiihren miisste. Ein zweiter auffallender Um- stand macht sich am Anfang der Serie bemerklich: es treten hier namlich im Gange der Serie eine Anzahl von Linien- paaren auf, von denen die weniger hrechbare erheblich stiirker ist. Die Formel gibt aber jedesmal die schwgchere Linie.

Die Doppellinien am Anfang einer Serie kommen mehr- fach vor. Sie finden sich auch bei der zweiten und dritten Serie der Bande 388pLu, bei der ersten Serie der Bande bei 422p.u und auch bei den Gruppen A und B des Sonnen- spectrums. L i v e i n g und D e w a r bemerken daher rnit Recht, dass dies eine charakteristische Erscheinung vieler Ban- den sei.')

W i r haben uns bemiiht, eine bessere Formel zu finden, welche bei weniger Constanten dieselbe Uebereinstimmung rnit den Beobachtungen gibt, wie die ganze Function fiinften Grades von n.

Der Ausdruck: 1 1. - = a + becn sin ( d n 2 ) ,

schliesst sich mit vier Constanten ebenso gut an, fur die letzten Linien sogar besser. Wir glauben aber, dass auch in dieser Formel, trotz ihrer bemerkenswerthen Ueberein-

1) Liveing u. D e w a r , Phil. Trans. 179. 1888.

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stimmung, das wahre Qesetz nicht entdeckt ist. Daeselbe wird sich wohl nur aus theoretischen Betrachtungen folgern lassen, und dann werden unsere Messungen zur PrUfung des- selben dienen konnen.

Nach dem dritten Gesetz von D e s l a n d r e s sol1 man aus den Kanten dreier Banden die Kanten der anderen Banden berechnen kannen. Wir finden auf diese Weise durch Rechnung aus unseren Beobachtungen der drei Cyan- banden bei 422, 388, 359pp, dass die ersten, zweiten und dritten Kanten anderer Cyanbanden liegen sollen bei:

Ebenso finden wir durch Rechnung aus unseren Beob- achtungen der Kohlenbanden bei 563, 516, 474pp:

Danach muss man zugeben, dass in Des landres’ drittem Gesetz eine Annaherung an die wirkliche Vertheilung der Banden enthalten ist. Aber auch aus dieser angeniiherten Form, welche ja D e s l a n d r e s bei allen untersuchten Ban- denspectren bestatigt hat, kann man schon den wichtigen Schluss ziehen, dass die beiden Arten von Banden wirklich so zusammengehoren , wie wir sie zusammengestellt haben, dass also specie11 die Bande 438 up eine Kohlenbande, keine Cyanbande ist. L i v e i n g und U e w a r haben sie fruher zu Cyan gerechnet, spater aber’) ihre Ansicht geandert. H. W. Vogel rechnet sie noch zu den Cyanbanden.

Die Wellenlangen der Kanten sind nach unseren Messungen, wenn den D-Linien die Wellenlangen zu Grunde gelegt werden: Di = 5890,125, D, = 5896,080:

6 8.

1) Livcing u. Dewar , Proc. Roy. SOC. 31. p. 418. 1883.

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90 V. Klatt u. Ph. Lenard.

I. K o h l e n b a n d e n . ~~~~~~

I 1 ZweiteBande ~ Dritte Bande -

1. Kante I 5635,43 I 5165,30

3. 3 , ' 5540,86 I - I 4697,57 2. i t I 5585,50 I 5129,36

4. 77 I - ! - i 4684,94

11. C y a n b a n d e n .

I Zwti teBande I ___

I. Icante 1 4216,12 2. 1 7 1 4197,24 3. n I 4180,SB 4. 1 , 4167,77 5. o 1 4156,17 6. n I 4152,88

3883,55 1 3590,48 3871,54 I 3585,95 3861,86 3855,06

I H a n n o v e r , im J u n i 1889.

IX. L-eher d i e Pliosphwresceiaxe9a de.9 Iikpfers, Wismisths umd 31magccns 49% den

Brclnllcul isulf2de.n; UOM V i v y i l K lnt t zcnd P i i i l i p p Lenard .

(Hlorzo TnP. 1 Fig, 7-5.) -

1. Es ist bekannt, dass die phosphorescirenden Sulfide der Erdalkalien unter allen anderen khnliclien Korpern das langste helle Nachleuchten besitzen. Die Bereitungsweisen solcher Phosphore wurden ausfuhrlich von E d . Becquere l ' ) und F o r s t e r ' ) angegeben, und ersterer studirte auch ihre Eigenschaften.

Nach diesen Vorschriften hatten wir vor Jahren begon- nen, Versuche iiber Bereitung phosphorescirender Sulfide zu machen. W i r verwendeten dabei, wie die Genannten, lange Zeit hindurch Kalk-, Strontian- und Barytminerale und auch kiiufliche Salze als Ausgangsmateriale , und fuhrten diese auf den verschiedenen miiglichen Wegen - immer, wie es

1) Ed. Becquere i , La iumikrc. 1. p. 214 u. f. 1867. 2) Fore ter , Pogg. Ann. 133. p. 94 u. 228. 1868.