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638 Auher der experimentellen Einfachheit scheint mir das beschriebene Verfahren vor den erwlhnten cinige Voniige zu haben. J e Ianger die zu messende Base IP ist, desto griifser wird die Annaberung seyn. Bewegt sich der Punkt N nur langsam, so kann man die B o r - da’sche Methode zur Wiederholung der Wiakel anwen- den, und somit einen immer genaueren Werth erhalten;. man kann uberdiefs von Zeit zu Zeit beobachten und die Geschwindigkeit der Forfruckung des Gegcnstandes bestimrnen, die zu kcnncn oft niitzlich ist. Bemerkeo wir endlich, daG es fur einen einzigen Deobachter nicht mehr milglich ist, den Sehpunkt mit benachbarten Punk- ten zu verwechseln, was haufig geschiebt bei einer vor- iiberfliegenden W-olke, die sich in kiinerer Zeit entstal- tet, als, nach Hrn. Pouillet’s Methode, zwei Beobach- ter gebrauchen, um, nachdem sie sich verstlndigt, wie- der ihre Standpunkte einzunehmen. Verhinderte der Wind odcr irgend ein anderer Um- stand die Anwcndung einer Flussiglieit als Spiegel, SO kann man staft deren ein befegtes Glas von rnaglichst groten Dimensiouen nehmeo, und es mittclst Libelle und Stellschrauben horizontal legen. XVI. Ueber die im lebenden Organismus uor sich geliertde Umwandlung ilcr BerizoZsaure in HIppursiiure; von F. Wohler. (Aur dem Gthiog. gclehrt. Aozeigeo. 1842, ho. 102.) &on vor Iangerer Zeit batte der Verf. die Vermuthuog ausgesprochen * ), dals die BenzoEs%ure bei der Ver- dauung wahrscheinlich in Hippursaure umgewandelt werde. Diese Vermuthung grundete sich auf einen friiheren Ver- I) Berzeliuc, Lehrbrtch der Chcmie, 1831. Bd. IV S. 376.

Ueber die im lebenden Organismus vor sich gehende Umwandlung der Benzoësäure in Hippursäure

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Page 1: Ueber die im lebenden Organismus vor sich gehende Umwandlung der Benzoësäure in Hippursäure

638 Auher der experimentellen Einfachheit scheint mir

das beschriebene Verfahren vor den erwlhnten cinige Voniige zu haben. J e Ianger die zu messende Base I P ist, desto griifser wird die Annaberung seyn. Bewegt sich der Punkt N nur langsam, so kann man die B o r - da’sche Methode zur Wiederholung der Wiakel anwen- den, und somit einen immer genaueren Werth erhalten;. man kann uberdiefs von Zeit zu Zeit beobachten und die Geschwindigkeit der Forfruckung des Gegcnstandes bestimrnen, die zu kcnncn oft niitzlich ist. Bemerkeo wir endlich, daG es fur einen einzigen Deobachter nicht mehr milglich ist, den Sehpunkt mit benachbarten Punk- ten zu verwechseln, was haufig geschiebt bei einer vor- iiberfliegenden W-olke, die sich in kiinerer Zeit entstal- tet, als, nach Hrn. Pou i l l e t ’ s Methode, zwei Beobach- ter gebrauchen, um, nachdem sie sich verstlndigt, wie- der ihre Standpunkte einzunehmen.

Verhinderte der Wind odcr irgend ein anderer Um- stand die Anwcndung einer Flussiglieit als Spiegel, SO

kann man staft deren ein befegtes Glas von rnaglichst g ro ten Dimensiouen nehmeo, und es mittclst Libelle und Stellschrauben horizontal legen.

XVI. Ueber die im lebenden Organismus uor sich geliertde Umwandlung ilcr BerizoZsaure in HIppursiiure; von F. W o h l e r .

( A u r dem Gthiog. gclehrt. Aozeigeo. 1842, ho. 102.)

&on vor Iangerer Zeit batte der Verf. die Vermuthuog ausgesprochen * ), dals die BenzoEs%ure bei der Ver- dauung wahrscheinlich in Hippursaure umgewandelt werde. Diese Vermuthung grundete sich auf einen friiheren Ver-

I ) B e r z e l i u c , Lehrbrtch der Chcmie, 1 8 3 1 . Bd. IV S. 376.

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639 such, den denelbe uber den Uebergang der Benzobaure in deu Harn angestellt hatte. Er fand in dem Harne ei- nes Hundes, der mit dem Futter + Drachme Benzoessure gefressen hatte , eine in nadelfirrmigen Prismen krystalli- sirende Siiure, die im Allgemeiuen die Eigenschaften der Benzobaure hatte und die er auch fur solche hielt '). lndessen waren diese Krystalle offenbar Hippurs;iure, wie aus dem VOR ibm angegebenen Umstande, dab sie wie Salpeter ausgesehen und bei der Sublimation Kohle bin- terlassen hatten, deutlich Lervorgehf. Allein die Hippur- siiure war damals noch nicht entdeckt, und es ist be- kannt, dafs sie bis 1829, wo sie zuerst von L i e b i g un- terschieden wurde, allgemein mit der Benzoesaure ver- wechselt worden ist.

Die neuerlich publicirte Angabe von U r e 2 ) , dafs er in dem Harne eines Patienteo, der Benzoesaure eio- genommen hatte, wirklich Hippursiiure gefuuden habe, brachte dieses durch seine physiologische Bedeutung so wichtige Verhalten wieder in Erinnerung und gab zu den folgenden Versuchen Anlafs, welche von Hrn. K e I1 e r , der sich mit ausgezeichnetcm Eifer dem Studium der Me- dicin midmet, auf den Vorselilag des Verfassers an sich selbst angcstellt worden sind. Des Verfassers Vermu- thung ist dadurch unzweideutig beststigt worden.

Hr. K e l l e r nahia vor dem Schlafeiigeben mit Zuk- kersyrup 2 Grm. (ungcfzhr 32 Cran) reine Benzoesaure. In der Naclit stellte sich Schweih ein, was wold eine W'irkung dieser SBure seyn inochte, drt Hr. K e 11 e r sowt nur sehr schwer in stiirkere Transpiration kommt. Einc andere Wirkung liels sich nicht wahrnehmen, selbst als an den folgendeii Tagen dieselbe Dosis drei Ma1 taglich genomrnen wurde, wo auch nicht einmal der Schweifs wieder eintrat.

I ) l ' iedernann's Zeiiscbrilt fiir Physiologie, BJ. I S : 142.

2 ) Prou. med. and wrg. Joirrn. 1841.

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Der am Morgen gelassene Harn reagirte ungewghn- lich stark sauer, und zwar selbst noch, naclidem er ab- gedampft worden war und einen Tag la2g gestanden hatte. Er setzte dabei nur das gewghnliche Sediment von Erd- salzen ab. Als er aber mit Salzsaure vermischt und Iiin- gestellt wnrde, bildeten sich darin nach einiger Zeit lange, prismatische, brauu gefarbte Krystalle in grofser Menge, die schon dem Ansehen nach nicht fur Benzotsgure zu halten waren. Ein auderer Theil, der durch Abdam- pfen noch weiter concentrirt worden war, verwandclte sich bcim Vermischen mit Salzsiiiire in ein Magma von Krystallblattchen. Diese so erhaltene krystallinische Sub- stanz wurde ausgeprefst, in siedendeni Wasser geliist, mit Thierkohle entfiirbt uud umkrystallisirt. Sie wurde da- durch in farblosen, Zoll langen Prisrnen erhalten.

Diese Krystalle waren .reine Hippursaure. Beirn Er- hitzen schmolzen sie leicht, bei etwas starkerer Hitze ver- kohlte sich die Masse unter Entwicklung eines Geruchs nach Bittermandelbl und unter Sublimation von Benzoe- saure. Urn jeden Zweifel iiber ihre Natur zu beseitigen, bestimmte Hr. K e l l e r durch die Elementar-Analyse ihren Kohlenstoffgehalt. 0,30 Grm. gaben 60,4 Proc. Kohlen- stoff. Nach der Formel ~ + C ' 8 H ' " N 2 0 s enthiilt die krystallisirte Hippursaure 60,67 Proc. Kohlenstoff; die krystallisirte Benzoesiiure dagegen enthllt 69,lO Proc. Kohlenstoff.

So lange das Einnehmen der Benzoesaure forfge- setzt wurde, konnte aus dem Harne mit Leichtigkeit und in Menge Hippursaure dargestellt werdcn, und da die Benzoesiiure so ohne allen Nachtheil fiir die Gesund- heit zu seyn scheint, so ware es leicht, auf diese Weise, besonders mit Biilfe gralserer Thiere, grolse Mengen von Hippursaure zu produciren.

Es war wichtig den Harn, welcher Hippursaure ent- hielt , auf seine beiden norinalen Hauptbestaudtheile, den Harnstoff und die Harnsaure, zu untersuchen. Sie wa-

ren

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reu bcidc diiriu enthalten, und, dein Anscheine nach, in keiner andercn Quantittit , als im uorinaleii Harile,

Als der durch Abdairipfen coiiceotrirte Ham, aus dem durch Salzslure die Hipyurslure geschieden war, init Sal- petersiiure verinischt wurde, sc!zte er cine grofse Meuge salpetersauren Hariistoff ab. Schon vorlier hatte er ein puIveriges Sediment fallen fassen , dessen Auflbsung iu Salpetersiiure die charakteristische porpurrothe Reaction der Harnsaure gab. Diese Beobachtung widerspriclit dcr Adgabe vou U r e , und es ist dalicr wohl zu voreilig, wenu er die Benzocsiiure als Mittel gegen die aus Harnslure besteheiiden Giclit - uud Harn-Corncretionen elnptielilt ; cr scheint sich vorzustellei~, dafs die Harnszure zur Umwand- lung der Benzoesliure in Hippurslurfi verwendet werde. Da er seine Beobachlung an dcui Harne eiuer Arthriti- sclien inachte, so ist aazunehinen, dafs dieser Harn ; I U C ~

ohne deli iuneren Gebraucli der Benzoesaure keine Harn- siitire enthalten habcu wiirdc. - Uebrigens ist es klar, dnfs die Hippursliurc, da Fie sicli crst nach Ziisalz eiucr Ssure abschcidet, an eine Basis geburiden itti Harii eot- linlteu ist.

2) Oscillalionen des arlesischen Brmnens irn Mili- iairhospifal zu Lille., etwa 8,s geogr. Meilen vom n k h . stcn Punkt der Meereskiiste catfernt. Beobaclitungen a n diescin Bruunen: 1) stiindlich angcstellt iiber djc bei constanter Wasserhahe ausfliefsende Wassermcnge, und 2) viertelstundlich augestellt iiber die Halie des Was- sers, nacli Untcrbrechuog des Au~flusscs durch Aufsctzuug cines langcn Glasrohrs vou 0",02 Durchmesser, haben zu folgenden Schliisscn gefuhrt : 1 ) dns Maximum des Er- gtisscs bctrkigt 6835 Litr. ~ L ' O Miuulc, das Minimuui 33,OU

Poggdorlrs ~ J F I . I I . BJ. 1.W. (1 1