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392 Rochleder : Ueber die Kappseln der Rosskastanienfruc htc. bei 1500 C. sich entfernen Iasst) gelingt erst bei einer Tem- perntur ) bei welcher die Substanz beginnt sich briiunlich zu fiirben und zu zersetzen. Das Aesculin giebt niit nascirendem Wasserstoff zwei Verbindungen, dns Aescorcin = 8,H,84 und das Hydraesculetin e,,H,,0,, wie das Chinon zwei Hydro- chinone giebt) die in ilirer Zusammensetzung dieselbe Be- ziehnng zeigen. Man kiinnte das Aesculetin, 8,H,8,, als eine mit Chinan hamologe Verbindung e,HGO, (Chinon = e6H4€l2) ansehen, iu der 2H durch 2(8B8) substituirt sincl. Allein clas Verhalten dcs Aeseorcin und Hydraesculetin sprechen nicht fur diese Beziehung. LIX. Ueber die Kapselii cler Ross kas t aiiieiifriicht e. Dr. Friedrich Rochleder. (A. d. 57. Bde. d. Sitzungsber. d. knis. Akad. d. Wissensch. zii Wien. Ich habe schon vor Iangerer Zeit erwiilint, dnss die Kap- seln cler reifen Friich te von Aesculus H@pocuslanztm denselben Gerbstoff (= 8,,TI,~06) enthalten, cler sich auch in nnderen Theilen der Pflanze vorfindet, dass in nianchen Jahren ) aber verltaltnissmassig selten , sich noch einc krystallisirte Saure vorfindet, die ich Capsulaescinsiiure genannt hnbe. Sie unter- scheidet sich in ihrer Zusnrnmensetzung , welche durch die Formel €13H,,09 ausgeclriickt wird, durch ein Plus von zmei Atomen Sauerstoff von dem Gerbstoff cler Ihstanien, zeigt fast alle Beactionen der Gallussaure und ist hiichst mahrschein- lich eine (rnit der dreifach scetylirten Gnllnssiinre isomere) Verbindung von Gallussiiure mit Phloroglucin. Ausserdem enthalten die Kapselu noch zmei Stoffe in xiemlicher Menge, von denen hier die Rede sein soll. Rocht man die zerlrleinerten Kapseln reifer Friichte mit Weingeist (von circa 50 p.C. Alkoholgehalt) u d versetzt dns Deeoct mit Bleizucker , so entsteh t ein volumin6ser Nieder- schlag , der Capsulaescinsaure, wenn solche im Decoct ent- Van 1868.)

Ueber die Kapseln der Rosskastanienfrüchte

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Page 1: Ueber die Kapseln der Rosskastanienfrüchte

392 Rochleder : Ueber die Kappseln der Rosskastanienfruc htc.

bei 1500 C. sich entfernen Iasst) gelingt erst bei einer Tem- perntur ) bei welcher die Substanz beginnt sich briiunlich zu fiirben und zu zersetzen. Das Aesculin giebt niit nascirendem Wasserstoff zwei Verbindungen, dns Aescorcin = 8,H,84 und das Hydraesculetin e , ,H, ,0 , , wie das Chinon zwei Hydro- chinone giebt) die in ilirer Zusammensetzung dieselbe Be- ziehnng zeigen. Man kiinnte das Aesculetin, 8,H,8,, als eine mit Chinan hamologe Verbindung e ,HGO, (Chinon = e6H4€l2) ansehen, iu der 2H durch 2(8B8) substituirt sincl. Allein clas Verhalten dcs Aeseorcin und Hydraesculetin sprechen nicht fur diese Beziehung.

LIX.

Ueber die Kapselii cler Ross kas t aiiieiifriicht e.

Dr. Friedrich Rochleder.

(A. d. 57. Bde. d. Sitzungsber. d. knis. Akad. d. Wissensch. zii Wien.

Ich habe schon vor Iangerer Zeit erwiilint, dnss die Kap- seln cler reifen Friich te von Aesculus H@pocuslanztm denselben Gerbstoff (= 8 , , T I , ~ 0 6 ) enthalten, cler sich auch in nnderen Theilen der Pflanze vorfindet, dass in nianchen Jahren ) aber verltaltnissmassig selten , sich noch einc krystallisirte Saure vorfindet, die ich Capsulaescinsiiure genannt hnbe. Sie unter- scheidet sich in ihrer Zusnrnmensetzung , welche durch die Formel €13H,,09 ausgeclriickt wird, durch ein Plus von zmei Atomen Sauerstoff von dem Gerbstoff cler Ihstanien, zeigt fast alle Beactionen der Gallussaure und ist hiichst mahrschein- lich eine (rnit der dreifach scetylirten Gnllnssiinre isomere) Verbindung von Gallussiiure mit Phloroglucin. Ausserdem enthalten die Kapselu noch zmei Stoffe in xiemlicher Menge, von denen hier die Rede sein soll.

Rocht man die zerlrleinerten Kapseln reifer Friichte mit Weingeist (von circa 50 p.C. Alkoholgehalt) u d versetzt dns Deeoct mit Bleizucker , so entsteh t ein volumin6ser Nieder- schlag , der Capsulaescinsaure, wenn solche im Decoct ent-

Van

1868.)

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Rochleder : Ueber die Rapseln der Rosskastanienfriichte. 393

halten war, Gerbstoff und die beiden Kijrper e n t b l t , clie in deli folgenden Zeilen besprochen werden sollen.

Wird dieser Niederschlag im Wasser vertheilt durch Bydrothiongas zersetzt, so ist in dem vom Schwefelblei ab- filtrirten Fluidum der eine dieser beideu Korper, eine Pectin- substanz, neben Gerbsanre in der Losung, wahrend der zweite Korper , eine Aescigeninverbindung , im Schwefelblei zuruck- bleibt, als unliislich im Wasser. Zersetzt man das Bleisalz clagegen in Alkohol vertheilt , so erhalt man die Aescigenin- verbindong in Losung, wiihrend der Pectinkoiyer , als unlos- lich in Alkohol im Schwefelblei zuriickbleibt.

Es ergiebt sich aus dem Gesagten von selbst, wie man diese beiden Substanzen von einander getrennt darstellen kann.

Die Aescigeninverbindung , welche man durch Behand- lung ihrer alkoholischen Losung mit Salzsaure in der Siede- hitze in Aescigenin nnd Zucker spalten kann, hat clie Zusam- mensetzung und Eigenschaften des Telaescin, welches ich aus dem Aphrodaescin und Argyraescin der Samen kiinstlich dar- gestellt habe.

Seine Zusammensetzung entspricht der Formel G,sH,,07. Es zerfiillt in Zucker und Aescigenin nach dem Schema

8,BH3,8j + H.10 = GCH1ZeG + 8,,H,,8,. Der Pectinkiirper , in Wasser und schwachem Weingeist

1Bslich , in Alkohol unllislich , zeigte folgencle Zusammen- setzung :

0,1805 bei 120" C. im Kohlensaurestrom getroclrnet, gaben 0,275 1 Kohlensaure und 0,0778 Wasser, oder in 100 'l'h.:

e 41,57 H 4,79 8 53,64

100,oo

Ich will hier nur bemerken, dass diese Substanz mit Essser und Salzsaure durch drei Stunden irn Wasserbade er- hitzt eine Liisung gab, welche mit Kupfervitriollosnng und Kalihydrat in grossem Ueberschuss versetzt einen bliiulich- griinen Niederschlag lieferte, dass dieser Niederschlag sammt der Flgssigkeit nach mehrstiindigern Erhitzen nuf 1000 C. nur Spuren von Kupferoxydul lieferte, dass also kein Zucker ent-

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standen war uncl uberhaupt nur Ypuren eines Kiirpers gebildet wurden , der allinlische Kupferoxydliisung in der Warme zu reduciren vermag.

Ich habe bei einer anderen Gelegenheit erwlhnt, class in clcr Rinde der Rosskastanien ein Pectinkiirper enthalten sei, der durch Behandlung mit Alkalihydrat in der Hitze Ameiseu- saurc , Osslsiiure und Protocntechusiiure gab. Die Zusam- mensetzoug dieses l'ectinkorpers war folgende :

0,1942 bei 1200 C, getrocknet in eineni Strom von Kohlen- siiiure gaben 0,2S96 Kohlens8ure und 0,0651 Wasser oder in 200 Theilen :

e 40,67 H 4,87 f) 53.46

100,00

Die Bcziehung cles Pectinkorpers aus der R i d e und des Pectinlriirpers nus den Ihpselii kss t sich durch folgende Formeln anscbaulicli machen.

Pechikgrpcr rler liapseln. Pccti&&per ilcr Riitde. Ycr. Cei. Uor. Gel.

C3:se 41,65 41,57 G39 40,85 41),67 114% 4,56 4,79 €144 4,6S 4,87

€Fat 51,47 54,46 f33L 53,79 53,64 --....I___

1o!J,oo 100,oo 100,oo 1oo,oo

Beide Substanzen sind bci derselben Temperatur ge-

F r e m y hat fiir diese KBrper die Forineln :

fiir die bei 1400 C. getrocknete Substanz aufgestellt. Die Diffcrcnz liegt lediglich im Wasscrstoffgehalt , den

Freniy urn ein Geringeres hoher gcfundeu hat als ich. Die von mir gefuiidenen Zahlen entsprechen eigentlich

ganz geiiau den Formeln eS2HJ6O3:! und G32HJ4@31, wie die folgende Zusammensteilung zeigt :

C-3ZH.1Z031 + €I,@= G3~€1~*@3~.

trocknet.

G?a2H,,831 und &32H.18031

ncr. GCf. Ber. Get.

G31 40,76 40,67 83% 41,56 41,57 Hjfi 4,58 4,57 HI4 4,76 4,79

e3, 53,6S 53,64 4 3 3 4 54,36 54,46 1u0,oo 100,oo 100,oo 100,oo

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Rochleder : Ueber die Kapseln der Rosskastanienfriichte. 395

Diese Formeln aber lassen keine Theilung durch 2 zu, ohne zu ungeraden Zahlen im Wasserstoffatomgehslte zu fuhren. Die Bildung der Metapectinslure kijnnte in der von F r e m y gedachten Weise dann nicht stattfinden *).

Ich lege den von mir aufgestellten Formeln keinen grosseren Werth bei, als den von F r e r n y gegebenen und will auch daruber nicht rechten, ob von mir oder ob yon F r e m y der Wasserstoffgehalt bei den Analysen richtiger bestimmt worden ist.

Wenu man die Formeln, welche C h o dnem fiir verschie- dene Pectinlrorper aufgestellt hat, die mit geringen Differenzen im Wasserstoffgehalt , iiber welche die Analysen kaum Auf- schluss zu geben im Stande sind, 814H,,812 fir sein Pectin, €&8H,2f325 fur seine pectinige Saure und 8,,H,,8,3 oder €+sH,,8,, fiir seine Pectins3ure sich schreiben lassen, niit den Formeln von F r e m y vergleicht, wenn man dabei sich erinnert, dass F i e m y an tier Metapectinsiiore, so wie an der Pnrapeetinsilure beobach tete, dass sie weinsaures Kupferoxyd in alkalischer LGsung wie Krumrnelzucker reduciren, so wird man unwillkiirlich auf den Gedanken gebrach t , dass C h o d - n e m die Zuckerverbindungen der Substanzen unter den H:inilen hatte, die F r e m y zur Analyse verwendet hatte, getrennt vom Zucker.

4332B18032 von F r e m y = 4(G8H,,8,), GbH1208 f43?GH12e6-2(H20) = €,4H2,0,2 YOU Chodncw.

Diese Uebereinstimmung in den Resultnten zmeier Che- miker brachte mich zu den1 Entschlusse, mich mit den Pectin- korpern naher zu befassen.

Die Untersuchung dieser Substamen ist noch meit ent- fernt, so weit gedieben zu sein, dass ich mich vernnlasst hgtte fiihlen konnen, iiber die Pectinkiirper ein Wort zu vcriiffent- lichen. Dass ich dennoch einige Worte iiber cliese Kiirper hier gesprochen habe, hat seiner1 Grund in einer Notiz, welche Herr C. Sche i b l e r unter dem Titel: ,,Vorlilufige Mittheilung fiber die bfetapectinsaure aus Zuckerriiben" im 1. Jahrg., No. 6, P- 55 der ,,Berichte der deutschen , chemischen Gesellschaft

'1 Vielleicht steht die Substanz G3%H4&% zu dern Kiirper G.39H46+331 Yon r e m Y im Verhiltnisse wie Essigsliure zu Alkohol ?

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396 Rochleder : Ueber die Knpseln der Kossliastanienfi.iicbte,

ztiRerlin" veriiffentlicht hat*). Herr Sche ib l e r hat sichdurch diese Mittheiluiig nach meinem geringen Dafiirhalten das mebr als zweifelhafte Verdienst erworben , in ein ohnehin dunkles Capitel noch mehr Verwirrung hinein zu bringen, als sich schon daselbst vorfindet.

S c h c i b l e r findet, dass die Eigenschaften seiner JIeta- pectinsiiure mit denen iibereinstimmen, welche F ren ly an seiner Mctripectinaiiure beobacli tet hat. Als neue Eigenschaften giebt S ch e i b l e r an, class die Metapcctinsiinre die Ebene des polarisirtcu Liclits stark nacli links drelit , dass diese Links- drehung (lurch Eehandluug der Metapcctins$ure mit starken Siiuren in eine Reehtsclrehung verwandelt wird. Die Bleta- pectinsiiure S c h e i b le r's wirlrt nicht nuf die F e h l in g'sche Flussigkeit vor cler Behandlung mit Siiuren , reclucirt aber cliese Fliissigkei t nacli der Behandlung a i t Ssnren.

dass seine Metapeetin- siiure auf den po1;irisirten Lichtstralil kcine Einwirlrnng zeige und alldische Losung von weinsaurem Kupfwoxyd wie I<riimniclzuckcr redueire. F r e m y hat seine Blctapectinsiure auch (lurch Einwirkung starker SZuren auf Pectin in der Hitzc dargestellt. F r e m y 's MetapectinsIure ist unter Ver- hMltNissen entstanden , unter clcnen sich die Netapectinsiurc cles IIerrn S c h e i b l c r in Zucker uncl eine neue S%nre spsltet.

Wie also Herr S c h e i b l e r den Iciirper, den er in den Zuckerr~ben auffand , hZetapectinsiiure neniien und mit der 3Ietapeetinsiiure von F r e m y idcntificiren korinte, ist aicht wohl einznsehen.

Aus clem Versuch, den ich weiter oben ermiihnt habe, geht mit Bestimmtheit hervor, dass es ICijrper giebt , die in ihrer Zusalnmensetznng und ihren Eigenschaften mit den PectinMrpern von F ren iy so nahe iibereinstimmen, als es bei derlei Snbstanzen iiberhaupt verlangt merden kann , die aber niit Siiuren in der Wiirme behandelt weder eine 3Ietn- pectins:i,ure liefern, die wie die Metapectins5ure F r e my's die Feh l i ng'sche Fliissigkeit reducii-t, noch bei ilieser Behand- lung Zncker gebcn, wie die Substanz des Herrn Sche ib le r aus Zuclcerrtiben.

F r e m y giebt ansdriicklich an

*) Dies. Journ. 103, 458.

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Rochleder : Uebcr das Isophloridzin. 397

Herr I( a w a1 i e r hat vor vielen Jahren in meinetn Labora- torium Substanzen aus den Nadeln, der Borke, dem Holz und der Rinde von Pinus sylvestris L. untersucht, die mit den Pectin- kiirpern in allen Eigenschaften die vollste Aehnlichkeit zeigten, sber auf dieselbe Menge Kohlenstoff und Wasserstoff bedeu- tend meniger Sauerstoff enthielten. Aus dem, was ich anzu- fiihren fur nijthig fand, ergiebt sich, class es einer umfassenclen Arbeit , einer Untersuchung vieler sogenannter PectinkBrper %us versehiedenen Pflanzen und Pflanzentheilen bediirfeii wird, ehe man zu dem Ziele kommt, Aufschlnss iiber die Natnr und Constitution der bisher mit so geringem Erfolge stnclirten Pectinkiirper zu erhalten, ein Ziel, clas Herr Sc l ie ib le r er- reicht zu hsben glaubt , wenn er die Siiure uud den Zucker untcrsucht haben mird, die bei Behandlung einer , der Meta- pectinsiiure von F r e m y Hhnlichen .Substam nus Znckerriihen entstehen. Dicse Untersuchung mird tveiter niehts seiii , als einer von den vielen Beitriiigen, die zu der Uiitersuchuug der Pectinkijrper geliefert werden miissen, ehe mau ziim Ziele kommen kann.

LX.

Ueber dns IsopliloricTzii~.

Dr. Friedrich Rochleder.

(A. d. 6 i . Bde. d. Sitzungsbcr. d. knis. Aknd. d. Wissensch. zii Wicn. Nai ISclS.)

Die Bliitter des Apfelbaumes enthalten einen Stoff, den icli mit clem Namen Isophloridzin bezeichne, nm (lurch den Namen anzudeuten, dass er eine mit dem Phloridzin, melches sicti in der Rinde der Wurzel und des Stammes in reichlicher Xenge findet , isomere Verbindung ist. In seinem Aeusseren weicht das Isophloridzin von dem Phloridzin bedentend ab. Man erhiilt es leicht in halbzolllangen, silbergliinzenden, diinnen Kadeln, die wie clas Phloridzin bei 1050 C. zu schmelzen be- ginnen. Das Isophloriclzin lBst sich leicht in Aetzammoniak xu einer blassgelben Fllissigkeit, melche nach kurzem Stehen

Von