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110 Wurtz: Bilduiig des Glycerins. XIX. Ueber die kiinstliche Rilduiig des Glycerins. Von Ad. Wurtz. (Compt. rend. 1857. 1. XLl V, (No. 15.) p . 7S04 In nieiner Untersuchung uber das Acetal und die Gly- kole (D. J. LXX. 303) sprach ich die -4nsicht aus, dass es nach demselben syrithetischen Verfahreu, nach welchem die Darstellung der Glykole oder zweiatomischen Alkohole geiingt , vielleicht moglich sei, nuch Glycerine oder drei- atomische Alkohole kunstlich zu bilden. In der That er- halt man aus einem Kohlenw-asserstoffbromur, CnHn-l Br, durch Substitution eines jeden deyuivalents Brom, durch ein Aeynivalent Sauerstoff und ein hequivalent Wasser ein Glycerin, wie folgende Formel zeigt : CnHn-l Brz -t H606 = CnIIn-z06 - 31IBr. Die Darstellung der Bromure CnHn-l Br, kann auf verschiedene Weise geschehen ; ihre Umwandlung grundet sich auf die grosse Verwandtschaft des Broms zum Silber. In der ohen citirten Ahhandlung gab ich drei Wege an, die Verhindung C6H5Br3 darzustellen. Einer dieser bestand darin, das Jodallyl CsH,.T oder das Jodpropylen von B er- thelot mit Brom zu hehandeln. Man bringt zur jodhal- tigen Flussigkeit, welche sich in einem lsnghalsigen Rallon befindet, der mit einer Kdtemischnng umgeben ist, in klei- nen Portionen das 'l'/,fache Gewicht Brom. Es scheidet sich Jod in krystallinischer Form aus der erkalteten Flus- sigkeit aus, wahrend 3 Aequivalente Brom in die Verbin- dung C6H5 eintreten. Das erhaltene Produkt ist riach vollstandigem Reini- gen eine schwere, farblose oder durch eine Spur Jod schwach rosagefarbte Flussigkeit. Unter 10" krystallisirt die Ver- bindung in Form schoner, farbloser Prismen, welche hei 16" schmelzen. Sie kann hei 227" ohne Veranderung uber- destillirt werden.

Ueber die künstliche Bildung des Glycerins

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110 W u r t z : B i l d u i i g d e s G l y c e r i n s .

XIX. Ueber die kiinstliche Rilduiig des Glycerins.

Von

Ad. Wurtz.

(Compt. rend. 1857. 1. XLl V, (No. 15.) p . 7S04

In nieiner Untersuchung uber das Acetal und die Gly- kole (D. J. LXX. 303) sprach ich die -4nsicht aus, dass es nach demselben syrithetischen Verfahreu, nach welchem die Darstellung der Glykole oder zweiatomischen Alkohole geiingt , vielleicht moglich sei , nuch Glycerine oder drei- atomische Alkohole kunstlich zu bilden. In der That er- halt man aus einem Kohlenw-asserstoffbromur, CnHn-l Br, durch Substitution eines jeden deyuivalents Brom, durch ein Aeynivalent Sauerstoff und ein hequivalent Wasser ein Glycerin, wie folgende Formel zeigt :

CnHn-l Brz -t H606 = CnIIn-z06 - 31IBr. Die Darstellung der Bromure CnHn-l Br, kann auf

verschiedene Weise geschehen ; ihre Umwandlung grundet sich auf die grosse Verwandtschaft des Broms zum Silber. In der ohen citirten Ahhandlung gab ich drei Wege an, die Verhindung C6H5Br3 darzustellen. Einer dieser bestand darin, das Jodallyl CsH,.T oder das Jodpropylen von B e r - t h e l o t mit Brom zu hehandeln. Man bringt zur jodhal- tigen Flussigkeit, welche sich in einem lsnghalsigen Rallon befindet, der mit einer Kdtemischnng umgeben ist, in klei- nen Portionen das 'l'/,fache Gewicht Brom. Es scheidet sich Jod in krystallinischer Form aus der erkalteten Flus- sigkeit aus, wahrend 3 Aequivalente Brom in die Verbin- dung C6H5 eintreten.

Das erhaltene Produkt ist riach vollstandigem Reini- gen eine schwere, farblose oder durch eine Spur Jod schwach rosagefarbte Flussigkeit. Unter 10" krystallisirt die Ver- bindung in Form schoner, farbloser Prismen, welche hei 16" schmelzen. Sie kann hei 227" ohne Veranderung uber- destillirt werden.

Wurtz: B i l d u n g d e s G l y c e r i n s . 111

205 Grm. essigsaures Silberoxyd wurde gemischt mit 115 Grm. dieses Tribromurs, das in seinem 5 - 6fachen VO- lumen krystallisirbarer Essigsaure gelost war. Das erhal- tene Genienge wurde wahrend 8 Tagen im Oelbade auf 120 - 125" erhitzt. Nach bcendigter Reaction wurde der Inhalt des Ballons auf ein Filter gebracht und das Brom- silber mit Aether gewaschen.

Die abfiltrirte Fliissigkcit wurde bei 140° destillirt und der Ruckstand mit Kalk und Aether behandelt. Die athe- rische, vollkommen farblose Losung gab bei Verdunsteii im Wasserbade 15,5 Grm. e k e s gelblichen, neutralen Oels, das abermals der Destillation unterworfcn wurde.

Es gingen dabei unter 2%" nur einige Tropfen uber, der griisste Theil der Flussigkeit destillirte bei 268". Das farhlose Destillat ist neutral, von schwachein Essigsaure- geruch und schwerer als Wasser, in welcheni es in Form einer oligen Schicht untersinkt. Beiin Behandeln rnit sehr vie1 Wasser lost es sich auf, auch ist es in jeder Menge in Alkohol und in Aether losiich. Es besteht aus:

Gef. CIBHIQOIS KohlenstofY 49;12 49,5 Wasserstoff 6,60 6,4

Die Formel ClSHl4Ol2 ist diejenige des Triacetins. Das analysirte Produkt hesteht also aus 3 Aeq. Essigsaure und 1 Aeq. Glycerin. 0,647 Grm. dieses kiinstlichen Triacetins wurde rnit Barytwasser verscift, die Flussigkeit durch einen Strom von Kohlensiiure und durch Kochen von uberschiis- sigem Baryt getrennt und durch Schwefclsiiure gefallt. Der schwefelsaure Bnryt wog 0,974 Grm. Diese Menge ent- spricht 2,8 oder besser 3 ileq. Essigsaure.

Urn das kunstliche Glycerin zu erhalten, wurde Tri- acetin rnit Barytwasser verseift und die von uberschussi- gem Baryt befreite Flussigkeit zur Trockne verdampft. Der Ruckstand rnit absolutem Aikohol, dem etwas Aether zugesetzt war, aufgenommen gieht eine Flussigkeit, welche beim Verdampfen im Wasserbade Glycerin zurucklasst, das in der Leere destillirt wurde. Bei 20C)O ging eine sehr dicke, vollkommen farblose Flussigkeit yon rein siissem Geschmack uber, welche in jeder Menge Ioslich in Wasser

112 O b e r l i n : U e b e r d s s C o l c h i c z i r n a u t u m n a l e .

und Alkohol und unloslich in Aether war. Diese Flussig- keit gab bei der Analyse:

die Formel C&06 verlangt C = 39.1 ; H - 8,6. Um auch nuf eine andere Reaction seine Identitat mit

mit Glycerin nachzuweisen, wurde eS mit Jodphosphor Ph3, behandelt, wobei sich unter sehr lebhafter Einwirkung Jodpropylen bildete.

Ich werde spater die Schlusse, welche sich &us dieser Thatsache ergaben, noch entwickeln. Fur den hugenblick genuge die Angabe: dass das Tribromiir C6H,Br,, welches bei 16" schniilzt und bei 21'io siedet, nicht identisch ist mit dem Tribromhydrin. Nach dem Versuch \-on B e r - t h e 1 o t ist dieser letzte Korper eine farblose Flussigkeit, welche an der Luft schwach raucht und hei 1 8 0 b destillirt. Wenn nichts desto weniger das feste Tribromiir rnit dem essigsauren Silberoxyd eine Glycerinverbindung gieht , so muss man ohne Zweifel annehmen, dass es im Augenblicke der Reaction einc molcculare Veranderung erlcidet.

C == 38,5 ; H = 8,6

xx. Ueber das Colchicum autumnale, L.

Vo n

L. Oberlin. (Conql. rend. 1656 t . XLIII (7% 26) p . 1199.

Dem Verf. gelang es nicht, das Colchicin nach der Methode von 1% e s s und G e i g e r krystallisirt zu erhalten.

Die wassrige Losung des unkrystallisirbaren Colchicins farbt sich beim Ansauern mit Schwefelsaure oder Salzsaure intensiv gelb; ist sie bis zu einem gewissen Punkte im Wasserbade concentrirt worden, so entsteht im Wasser ein gelblich weisser Niederschlag. Der gewaschene und ge- farbte Niederschlag ist loslich in Rllcohol und Aether und