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Wurtz: liii~iatliclie Bilduiig dcs Glycerins. 323 neutrale Verbindungen 3 xu 3, konnen -I----__ I1 (11 i- 1) (n I 2) 1.2.3 entstehen. Nimint niati die Existenz von 1000 verschiedeneu, liestimmten Sluren an, eine Zahl, welchc gcgen die FVirlrlichlteit jedenfalls zurfickbleibt , so wiircie die An- zshl der Glycerinverhindungen 111. Ordnung gleich sein 1ow'2001 ' 1.2.3 d. h. beinahe 'Loo0 Millionen. Man sieht, welche fast unendliche Verschiedenheit, von complexen Verbindungen, die ofters analog oder iden- tisch mit gewissen naturlichen Suhstanzen sind , hervor- gehracht werden kann durch die Vereinigung einer kleinen Zahl von Verbindungen mit den polyatomischen Alkoholen. L 111. Ueber die kunstliche Bildung des Glycerins. Von Ad. Wurtz. (Conapt rend 26.57. 1. -XI!L: (1vo. 7.) p. 2J8) In Beziehung auf die in vorstchender Ahhandlung \*on B e r t h e l o t und de L u c s ausgcsprochetie Ansicht iiber die von mir beschriebetie Verbinclung C6H5Br3, aus welcher Glycerin regenerirt werden kann, glauhe ich , zur Vermei- dung voii Irrthumern, einige Erlauterungen gehen xu miissen Ich eriiinere zu Anfang daran, dass ich in meiner Abhandlung (s. rl. J. '71, p. 110.) nicht angab, das Propy- lengas oder das bromirte Brompopylen C a h o u r s' in Gly- cerin umgewandelt xu haben. Der voii mir in Glycerin umgebildelte Korper ist das feste Tribomiir C6€15Br3, wel- ches ich dllyllribomiir nenne urid dac durch Einwirkurig von Urom auf Jodallyl entsteht.

Ueber die künstliche Bildung des Glycerins

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Page 1: Ueber die künstliche Bildung des Glycerins

Wurtz: liii~iatliclie Bilduiig dcs Glycerins. 323

neutrale Verbindungen 3 xu 3, konnen -I----__ I1 (11 i- 1) (n I 2) 1.2.3

entstehen. Nimint niati die Existenz von 1000 verschiedeneu,

liestimmten Sluren an, eine Zahl, welchc gcgen die FVirlrlichlteit jedenfalls zurfickbleibt , so wiircie die An- zshl der Glycerinverhindungen 111. Ordnung gleich sein 1ow'2001 '

1.2.3 d. h. beinahe 'Loo0 Millionen.

Man sieht, welche fast unendliche Verschiedenheit, von complexen Verbindungen, die ofters analog oder iden- tisch mit gewissen naturlichen Suhstanzen sind , hervor- gehracht werden kann durch die Vereinigung einer kleinen Zahl von Verbindungen mit den polyatomischen Alkoholen.

L 111.

Ueber die kunstliche Bildung des Glycerins. Von

Ad. Wurtz.

(Conapt rend 26.57. 1. -XI!L: (1vo. 7.) p . 2 J 8 )

In Beziehung auf die in vorstchender Ahhandlung \*on B e r t h e l o t und de L u c s ausgcsprochetie Ansicht iiber die von mir beschriebetie Verbinclung C6H5Br3, aus welcher Glycerin regenerirt werden kann, glauhe ich , zur Vermei- dung voii Irrthumern, einige Erlauterungen gehen xu miissen

Ich eriiinere zu Anfang daran, dass ich in meiner Abhandlung (s. r l . J. '71, p. 110.) nicht angab, das Propy- lengas oder das bromirte Brompopylen C a h o u r s' in Gly- cerin umgewandelt x u haben. Der voii mir in Glycerin umgebildelte Korper ist das feste Tribomiir C6€15Br3, wel- ches ich dllyllribomiir nenne urid dac durch Einwirkurig von Urom auf Jodallyl entsteht.

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326 Wurtz: Kunstliche Bildung des Glycerins.

Dieser &)!-per ist neu, ihn mit bromirtcrn Brompropylei? zu verwechseln, ware unmoglich. Letzteres ist fliissig und wird nicht bei und hat bei 23' einc Dichte gleich 2,392; er: reagirt sehr langsam auf Sil- bersdze ; durch alkoholische Kalilosung wertlen ihm die Elemente von Bromwasserstoffsaure entzogen, wie dies C a h o u r s gczeigt hat und dasselbe in Rromur, C6H4Br2*) umgewnndelt.

Das Allyltribomur krystallisirt in prachtigen Prismen, welche bei 16O schmelzen. Es kocht bei 217-218°. Seine Dichte ist bei 23' gleich 2,437. Es reagirt leicht auf Sil- bersalze und wird von alkoholischer Kalilosung unter Bil- d u n g eines atherischen Produkts zersetzt. Alles dies habe ich selhst beobachtet und ich habe desshalb zuerst ge- funden, dass bei Behandlung des Allylbromurs und des Allyljodiirs mit Rrom nicht derselbe Korper entsteht. Im Nnchfolgenden will ich diese Verschiedenheit zu erklaren suchcn.

Das Propylengns ist ein zweiatomisches Radical, wel- ches sich direkt mit 2 Aeq. B r o m verbindet. C a h o u r s hat gezeigt, dass sich das Bromallyl gegen Brom auf die- selbe Weise verhglt. Die zwei hiebei entstehenden Kor- per, das Brompropylen und das bromirte Brompropylen sind diese Korper, welche zu demselben Typus gehoren; sie sind Dibroinure, deren Formeln durch folgende Glei- chungen ausgedruckt sind :

10" fest; siedet bei

T Y ~ U E . Brompropylen. Bromirtcs Brompropylen.

E: 1 C6H6 Bi-2 1 c6(H5Br) BPZ 1 Ganz nnders ist aber die Wirkung, wenn uberschus-

siges Brom auf Jodallyl reagirt; das Jod tritt, aus und mit dem Radical Ally1 , das dreibasisch wird, verbinden

*) Ich habe dieses Bromur in grosser Menge in der Absicht dargestellt Glykol, c6&06 zu erhalten. Auch habe ich die von C a h o u r s entdeckte Verbindung CsH3Br3, dargestellt ; sie reagirt bei erhohter Temperstur auf Silbersalze. Ich hoffe mittclst dieser Reaction Glycerin C S H ~ O ~ zu erhalten.

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Wurtz : Kdnstliche Bildung dcs Glycerins. 327

sich 3 Aey. Brorn. Es entsteht clabei ein KBrper, den ich Tribromur genannt hahe (s. d. J. 73. l l c ) . ) um ihn 80m bromirten Brompropylen zu unterscheiden. Die Constitu- tion dieaes Tribromurs kann durch folgcnde Formeln aus- geclriickt werden :

Typus Allyltribromfir. HS C6H5 1 133 r3

Wie dem auch sei , das Sllyltribromur, isomer mit d e d Tribromhydrin wie ich angegeben habe, derivirt vom Allyljodur in Folge einer wahren iMolecularcomplication, welche einen Wechsel des Typus herbeifuhrt. Es gibt bci Reaction auf Silbersalze Glycerin, das also schliesslich aus dcm Jodallyl entsteht.

Die Umbildung, welche ich mit dem Jodallyl vor- nahm, erliliire ich auf foigende Weise:

Bis jetzt hat man Glycerin nur aus naturlichen oder kunstlichen Glycerinverbindung e n , Glyceriden , oder mit einem W o r k aus Fetten gemactit. Das Allyljodur ist gewiss lrein Fett, obwohl man Glycerin daraus erhalt. Es ist das- selbe vielmehr ein dem Jodwasserstoffather analoger Korper, ein Glied der Allylreihe, einer einatomischen Reihe, welche vollkommen von der Glycerinreihe clifferirt wid einem voll- kommen verschiederien Typus angehort. lndeni man von der Allylreihe auf die Glycerinreihe ubergeht , Glycerin mittelst Allyljodur, dem Produlrte der Zersetzung und voll- kommenen Urnwandlung des Glycerins darstellt, bereitet man letzteres in der That kiinstlich. Man beachte, dass ich nicht von einer Synthese des Glycerins gesprochen habe, weil mein Ausgangspunkt nicht das Propylengas war. Uebrigens steht das Propylengas dem Allyljodur sehr nahe, weil man es als Allylhydrur ansehen kann.

Auf der anclern Seite kann man selbst zulassen, dass der Versuch Allyljodur in Glycerin umzubilden, einen syn- thetischen Charakter hat. lch habe weiter oben bemerkt, dass das Allyltribromur. welches Glycerin giebt, vom Jod- ally1 in Folge einer wnhren Molocularcomplication derivirt und wenn man die Molecule complicirt, so fiihrt man in der That eine Synthese aus. Man bewirkt dieselbe,

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328 Verbindunpen u. Zersetzungsprodukte des Acetamids.

wenn man einen Korper, iinchdern er in seine ciiifachsten Elemente zertheilt worden ist, ails diesen Elementen wieder hersteilt.

In dem Allyljodur, dem Produkte der Zersetzung des Glycerins, finden wir ein einziges Aeq. Jod verbunden rnit der Gruppe CsI-15, welche doch gewiss eine der Elemente des Glycerins ist, und rnit welcher man tlieses regeneriren knnn. Es lasst sich der rnit dem Jodallyl gemachte Ver- such rnit der Umwandlung des Eisenjodurs zuerst in Brclrnid und dann in Eisenoxydhydrat vergleichen.

LIV. Verbindungen und Zersetzungsprodukte des

Acetamids. So wie unter den streng genommen neutralen Ami-

den das Benzamid eine Verbindung rnit Salzsaure eingeht, so ist es auch nach A. S t r e c k e r ' s Versuchen (Ann. d. Chem. u. Pharm. CTII, 321.) rnit dem Acetamid der Fall, andererseits rereinigt sich jedoch dieses Amid auch rnit basischen Oxyden. Die Verbindungen, welche der Verf. dargestellt hat, sind folgende :

Salzsnzlres Acetanaid bildet sich am leichtesten, wenn auf die Oberflache der ausserlich abgekuhlten Losung des Acetamids in Aether - Alkohol Salzsauregas geleitet wird. Es scheidet sich eine Menge Krystalle aus, die rnit Aether gewaschen in warmem Alkohol gelost und durch Aether wiedcr abgeschieden werden. Dieselben sind leicht in Wasser und Alkohol loslich, schmecken und reagiren stark sauer und bestehen , uber Schwefelsaure getrocknet, aus 2 . (C4H5N02) 3- HC1. Ihre alkoholische Losung fallt nicht Platinchlorid, ausser beim Erwarmen , wo Zersetzung und Bildung von Salmiak statt findet. Die knlte Losung schei- det nach Iangerem Kochen Krystalle von Salmiak aus.