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1092 Die beobachteten Abweichungen betragen, wie aus der letzten Columne ersichtlich ist, im Mittel ungeEhr 8 pCt. des normaleo Werthes, ein Fehler, der nahezu der Schwankung der Raoul t'schen Constanten gleicht ; die angegebene Methode geniigt daher viillig, ebenso wie die Gefrierpunktsmessung zur Ermittelung des dem Molecular- gewicht entsprechenden M ul ti p lu ms der stiichiometrischen Quantitiit. Es lasst sich wahrscheinlich sogar das Moleculargewicht einer ganzen Reihe von Substanzen in e i n e r Operation bestimmen, da nach For- laufigen Versuchen die Verdunstung aus Lijsungen ein umkehrbarer Vorgang ist'), und dabei hat die Methode den Vorzug, dass sie, ohne dass es eines kostbaren Apparates bedarf, leicht aus- zufiihren ist, so dass sie ohne besondereuebung und Sorgfalt in den Banden jedes Praktikanten gute Resultate liefern diirfte. Wir behalten uns vor, demnachst eine griiasere Reihe von Messungen (auch bei verschiedenen Concentrationen) dieser Notiz folgen eu lassen, auch Versuche mitzutheilen, welche bezwecken, die Methode fiir kiirzere Versuchsdauer [ durch Anwendung von Wasserstoff statt Luft a) oder vielleicht auch hoherer Temperatur] und fiir geringere Substanzmengen (durch Umkehrung der Verdunstung oder Anreicherung der Luft mit Alkoholdampf vor Eintritt in die Losung) sowie fiir andere Liisungsmittel, brauchbar zu machen. 228. F. Yyliue und F. Foerster: Ueber dieL6slichkeit von GlaLe in Wasser. (Vorgetragen in der Sitzung vom 25. Februar von F. Mylius.) Es ist eiue den Chemikern wohlbekaniite Thatsache, dass das alas in Wasser liislich ist, und jeder Analytiker hat damit zu rechnen. Zumal bei genauereri Analysen kiinnen die aus dem Glase stammen- den Verunreinigungen der Niederschlage sehr stijrend sein. S tass) hat es darum bei der Revision der Atomgewichte fiir niithig gehalten, die zu seinen Versuchen erforderlichen Gefasse aus einem besonders wideretandsfiihigen Olase herstellen zu lassen. Seit jener Zeit ist in chemischen Zeitschriften die Liislichkeit des Glases oft besprochen worden, und die Fehler, welche daraus fiir die 1) Vergl. Zeitscbr. fiir physik. Chem. 111, 46 u. 141 ; Ref. 1, 47. 2) Vergl. Winkelmann: Wiedemann's Ann. 22, 31. 3) Stas, Chem. News 17, 1.

Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

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Page 1: Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

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Die beobachteten Abweichungen betragen, wie aus der letzten Columne ersichtlich ist, im Mittel ungeEhr 8 pCt. des normaleo Werthes, ein Fehler, der nahezu der Schwankung der R a o u l t'schen Constanten gleicht ; die angegebene Methode geniigt daher viillig, ebenso wie die Gefrierpunktsmessung zur Ermittelung des dem Molecular- gewicht entsprechenden M u l t i p l u ms der stiichiometrischen Quantitiit. Es lasst sich wahrscheinlich sogar das Moleculargewicht einer ganzen Reihe von Substanzen in e i n e r Operation bestimmen, da nach For- laufigen Versuchen die Verdunstung aus Lijsungen ein umkehrbarer Vorgang ist'), und dabei hat die Methode den Vorzug, dass sie, ohne dass es eines kostbaren Apparates bedarf, leicht aus- zufiihren ist, so dass sie ohne besondereuebung und Sorgfalt in den Banden jedes Praktikanten gute Resultate liefern diirfte.

Wir behalten uns vor, demnachst eine griiasere Reihe von Messungen (auch bei verschiedenen Concentrationen) dieser Notiz folgen eu lassen, auch Versuche mitzutheilen, welche bezwecken, die Methode fiir kiirzere Versuchsdauer [ durch Anwendung von Wasserstoff statt Luft a) oder vielleicht auch hoherer Temperatur] und fiir geringere Substanzmengen (durch Umkehrung der Verdunstung oder Anreicherung der Luft mit Alkoholdampf vor Eintritt in die Losung) sowie fiir andere Liisungsmittel, brauchbar zu machen.

228. F. Yyliue und F. Foerster: Ueber dieL6slichkeit von GlaLe in Wasser.

(Vorgetragen in der Sitzung vom 25. Februar von F. Mylius.)

Es ist eiue den Chemikern wohlbekaniite Thatsache, dass das a l a s in Wasser liislich ist, und jeder Analytiker hat damit zu rechnen. Zumal bei genauereri Analysen kiinnen die aus dem Glase stammen- den Verunreinigungen der Niederschlage sehr stijrend sein. S tass) hat es darum bei der Revision der Atomgewichte fiir niithig gehalten, die zu seinen Versuchen erforderlichen Gefasse aus einem besonders wideretandsfiihigen Olase herstellen zu lassen.

Seit jener Zeit ist in chemischen Zeitschriften die Liislichkeit des Glases oft besprochen worden, und die Fehler, welche daraus fiir die

1) Vergl. Zeitscbr. fiir physik. Chem. 111, 46 u. 141 ; Ref. 1, 47. 2) Vergl. Winkelmann: Wiedemann's Ann. 22, 31. 3) Stas, Chem. News 17, 1.

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analytischme Praxis hervorgehen kiinnen , wurden durch zahlreiche Mit- theilungenr hervorragender Forscher bekannt gemacht.

Durcb R. Weber’s ausgedehnte Untersuchungen iiber die Natur des Glass6 erhielt man naheren Aufschlluss iiber die Abhringigkeit der Angreifbarkeit des Glases durch chemische Agentien von seiner Zu- sammensetzung.

Trotn: dieser vielfachen Arbeiten ist das Gebiet nicht als ab- gescblosaen zu betrachten ; die Mannigfaltigkeit der hier vorhandenen Gesicbtspwkte lasst es vielmehr natiirlich erscheinen , dass nach und nach immer mehr Beitriige zur Beantwortung der sich aufdriiugenden Fragen geliefert werden.

Die gegenwartige Unterbuchung ist aus dem praktischen Bediirfniss hervorgegangen, iiber die Art der Einwirkung von Wasser auf Glas eine miiglichst richtige Vorstellung zu gewinnen. Die Mittheilung unserer Versuche geschieht in der Hoffnung, dadurch sowohl einige Liicken der Literatur ausfillen als friihere Beobachtungen bestatigen zu kijnnen. Der beschrankte Raum verbietet uns dabei, der in dies Gebiet fallenden friiheren Arbeiten so eingehend zu gedenken, ale es eigentlich geschehen sollte.

I. N a t r o n w a s s e r g l a s .

In welcher Weise das Wasser anf Glas einwirkt, erfiihrt man am besten durch Versuche mit dem einfachsten Glastypns, dem so- genannten Wasse rg la se . Dieser Name ist von F u c h s dem nur aus Alkali und Kieselsaure hergestellten Glase beigelegt worden, weil es ganz in wiissrige Liisung iibergechrt werden kann.

Wer nur an die viscose im Handel vorkommende Wasserglas- liisung denkt, kijnnte sich die Vorstellung bilden, das Wasserglas sei in Wasser sehr leicht liislich. Bekanntlich ist diese Annahme aber nicht rich tig; die technisclie Wasserglasliisung wird durch stunden- langee Erhitzen des zerkleinerten Glases mit Wasser unter Druck hergestellt. Die Liisungsvorgange werden am klarsten , wenn man Natron- und Kaliwasserglas gesondert betrachtet.

18.5g Natronwasserglas wurden als grobes Pulver von der im spateren Tbeil der Abhandlung zu besprechenden Beschdenheit neun Tage lang unter haufigeni Umschiittelit rnit 70 ccm Wasser von 20 0

in Beriihrung gelassen. Die entstandene Liisung enthielt in 60 ccm 0.045 g Natron (NasO) und 0.014 g Rieselsaure (SiOa); mithin hatten sich n u r 0.37 pCt. des Glases geliist. Als bei derselbeii Glasmenge die Behaudlung rnit Wasser drei Monata dauerte, betrug das in Liisung gegmgene 0.81 pCt. des Glases; 60 ccm der Liisung enthielten nam- lich 0.084 g NaaO und 0.0452 g S O ? . Bei diesen Versuchen betrug die wirkende Oberflache des Glases mindestens 8 qm.

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Nach der Analyse kamen in dem Wasserglase auf je 1 Mol. Natron 3.2 Mol. Kieselsiure, die in Liisung gegangene Substanz ent- hielt aber im ersten Versuch auf 1 Mol. NaaO 0.32 Mol. SiO2, i m zweiten 0.55 Mol. SiOa. Das Natronwasserglas hat mithin durch die Einwirkung des Wassers eine so erhebliche Zersetzung erfahren, dass man wohl annehmen darf, dieselbe sei f ir die Aufliis!ichkeit des Glases Bedingung. Man darf daher aussprechen, das Natronwasser- glas sei als so l ches in kaltem Wasser unliislich.

Wiihrend der in Liisung gegangene Teil des Wasserglases reicher an Alkali ist als das orspriingliche Glas, ist der Riickstand darnn armer. Noch vollstandiger tritt diese Zersetznng hervor bei der Be- handlung des fein gepiilrerten Glases mit einer rerhaltnissmassig groesen Menge Wasser; man erhiilt dann einen reichlichen pulver- Grmigen Riickstand, welcher aus Kieselsiinre besteht.

Bei unseren Versuchen enthielt die so gewonnene Substanz noch etwa 1 pCt. Natron, welches durch Auswaschen nur schwer zu ent- fernen war. Die Substanz besass getrocknet eine mehlige Beschaffen- heit und rerhielt sich im Uebrigen wie gegliihte Kieselsaure, d. h. sie enthielt, an der Luft anfbewahrt, gegen 25pCt. Wasser, wovon ihr iiber die Halfte leicht durch Aufbewahren iiber Schwefelsiiure ent- zogen werden konnte, wahrend der Rest beim Gliihen entwicb.

Die beschriebene Spaltnng des Wasserglaees durch Wasser in einen alkalireichen und einen alkaliarmen Theil wurde noch durch mehrere ahnliche Versuche bestatigt, bei welchen dem Fernbalten der Kohlensiiure besondere Sorgfalt gewidmet war. Bei einem derartigen Versuch wurden 20 g gekiirntes Wasserglas in 150 ccm Wasser durch ein Sieb ans Platindraht schwebend gehalten; nach einer 7 tagigen Digestionsdaner bei 20° befanden sich in der Liisung 0.0921 g Natron nnd 0.0977 g Kieselsaure, d. h. es waren auf I Mol. Kieseleaure 10.3 Mol. Natron in Liisung gegangen, wiibrend das urspriingliche Waswrglas auf 1 Mol. Kieselsaure 0.31 hlol. Natron enthielt.

Es muss hier hervorgehoben werden, dam die Zersetzung des wiiseerglases durch Wasser eine durch mehrfache fruhere Heobachton- per1 festgestellte Thatsache ist; iiber den Grad der Zersetzung sind die Aiisichten jedoch getheilt.

Hier und da wird das Wasserglas durch die atomistische Formel NazSi409 bezrichnet; es braucbt kaum bemerkt zu werden, dass ein solcher Gebrauch uastatthaft ist, weil die Bestandtheile des Wasser- glases der Menge nach in weiten Grenzen wechseln kiinnen ohne den Charakrer der Substanz zu verandern. Nach E bell’s’) [Jntersuchungen bedarf 1 Mol. Natron im Wasserglase ungefghr 21/1 Mol. Kieselsaure zu seiner Sattigung, und die iibersckiissige Kieseldure ist in dem

I) P. Ebell , Dingl. polyt. Journ. 428, 47 u. 160.

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Es enthielten

Das urspriingliche Material . Fraction I. . . . . . . Fraction 11. . . . . . . Fraction 111. . . . . . . Fraction 1V. . . . . . .

Nag 0 Si 0s

34.07 pCt. 65.93 pCt. 85.13 . 11.87 . 41.64 58.33 n

30.31 * 69.69 . 3.1 . 96.7 .

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*Glase als solche vorhanden. I n diesem Sinoe kiinnte man annehmen, dass bei der Einwirkung des Wassers dieser Ueberschuss der Kiesel- saure zuriickbleibt , wahrend die gebundene sich liist. Der Umstand, dass in dem wiissrigen Auszuge des Glases der Kieselsauregehalt so auffallend gering ist, spricht gegen diese Annahme. Andererseits kann man auch leicht zeigen, dass selbst aus einem Glase, welches weniger als Z1/a Mol. Kieselsiiure enthiilt, sich solche durch Wasser abscheidet.

Durch Aufliisen von Kieselsaure in Natronlauge, Eindampfen der Lowng und kurzes Gliihen des Riickstandes wurde eine ungeschmolzene Masse von der Zusammensetzung NaaO, 2SiOs gewonnen. Die bim- ateinartige Beschaffenheit dersel ben erlaubte , sie durch pasaende Be- handlung mit Wltsser in 4 Fractionen von folgender Zusammeneetzung e u bpalten:

,. =I n c

Fraction I war durch 5 Minuten dauernde Behandlung der zer- rieltenen Substanz mit kaltem Wasser, Fraction I1 durch Waschen mit Beissem Wasser, Fraction 111 durch viertelstiindiges Kochen mit Wasser erhalten worden, wahrend Fraction lV, der Menge nach 0.5g, im Riickstande blieb.

Es kann somit keinem Zweifel unterliegen, dass die aauren Natriumverbindungen drr Kieselsaure durch Wasser zersetzt werden, wesentlich im Sinne der Gleichung:

NasO(Si02)=+ HzO= 2NaOH+XSiOo1). Wie die oben mitgetheilteu Zahlen zeigen, ist es uns niemals

gelungen, die Alkaliliisung frei von Kieselsaure zu erhalten; es liist eich davon umsomehr, je llnger die Digestionsdauer, je hoher die Temperatur rind je concentrirter die Liisung ist; daher gelingt es auch, durch Kochen mit wenig Wasser, Natronwasserglas vollstiindig auf- zuliisen.

Unsere Beobachtungen entsprechen also vollkommen der Ansicht von W a r b u r g und Ihmoria) , dass der erste Angriff des Wassers auf das Glas Alkali in Freiheit setzt.

1) Hierbei sol1 der Ausdruck Si 00 die ungel6ste Kieselssure bezeichneo,

9) Warburg und Ihmori, Wiedem. Ann. 27, 481. ohne Riicksicht auf deren Wassergehalt.

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Die Aufliisung der Kieselsiiure wird hier offenbar durch eine secundare Wirkung des ziiniichst entstandenen freien Alkalis bewirkt, welche vielleicht ausschliesslich in einer Uebertragung ron Wasser an die Kieselsaure besteht.

Eine solche Hydratation der Kieselsiiure durch Alkali hat schon G r a h a m seinerzeit beobachtet. Er fand niimlich, dass dialysirte KieselsaurelBsung, welche zu einer Gallerte erstarrt war, durch eine minimale Menge freien Alkalis wieder geltist werde; ein Theil Aetz- natron in 10000 Theilen Wasser geliist, verfliissigte bei 100° eine Menge Kieselsauregallerte, welche 200 Theilen trockener Kieselsaure entsprach. Die wasseriibertragende Eigenschaft des Alkalis gebt hieraus deutlich hervor.

Die eben mitgetheilte Auffassung von den bei der LBsung des Natronwasserglases sich abspielenden Vorgangen scheint auf den ersten Blick mit der Thatsache in Widersprnch zu stehen, dass aus waesrigen Liisungen wohldefinirte Silicate des Natriums gewonnen werden kiinnen. Das sogenannte Metasilicat , Na2 Si 0 3 , ist von vielen unabhangigen Forschern beschrieben worden und stellt sogar ein Handelsproduct dar; die Angabep iiber den Gehalt an Krystallwasser schwanken jedoch von 5 bis 9 pCt. Bei unseren Analysen erhielten wir nach dem Pressen der Substanz zwischen Filtrirpapier Zahlen, welche a m besten auf 10 Mol. Wasser stimrnen ; das wiederholt urnkrystallisirte Material bestand jedoch aus so kleinen Krystallen, dass wir unseren Bestim- mungen kein allzu grosses Gewicht beilegen miichten.

Ein weiteres krystallisirtes Natriumsilicat hat kiirzlich R. Weber l )

aus der WasserglaslBsung durch Behandeln mit Aether isolirt und dafiir die Zusammensetzung NaaSir09 + 12Hz 0 gefunden.

Da nun die Romponenten dieser Salze in der Losung des Wasser- glases rorhanden sind, so kiinnte es unverstandlich erscheinen, dass bei der Behandlung des Glases mit Wasser sowohl eine Trennung a18 eine Vereinigung dieser Bestandtheile vor sich gehen soll. Dieser Widerspruch lost sich ohne Weiteres, wenn man daran denkt, dass nach den neueren Ansichten die Hydrate von Natron und Kieselsaure in einer Liisung neben einander rorhanden sein kiinnen, ohne zu einem Salz 1-ereinigt zu sein. Auch ist es wahrscheinlich, dass die aus wassrigen Liisungen der Kieselsaure erhaltenen Salze Additionsver- bindungen jener Hydrate sind , worin also das sogenannte Krystall- wasser sls Hydratwasser auf das Natron und auf die Kieselsaure zu vertheilen wire.

11. K a l i w a s s erg1 as. Gemass der starkeren Affinitat des Kalis ist seine hydratisirende

Um Wirkung auf Kieselsaureanhydrid griisser als die des Natrons.

1) J. R. Weber, Centralzeitnng fiir Optik und Mechanik 1888, 253.

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Concentration

1:s Norm. -L6sung

'14

11 n / a 1 n

2 4 ))

Kalilauge Natronlauge

0.12 g Si 0 s 0.12 g Si 0s 0.40 )) n 0.23 )) >)

O.i7* )) 0.31 n s

1.45 )) )) 0.39 n n

2.50 )) n 0.66 )) n

2.65 >) s

Es enthielten

Das urspriingliche Material . Fraction I . . . . . .

)) 11 . . . . . . * 111 . . . . . . )) IV . . . . . . A V . . . . . . n VI . . . . . . . n VII . . . . . .

Ka 0 Si 02

28.09 pCt. 71.95 pCt. 93.64 )) 6.36 ))

91.74 >) 5.26 n

50.75 )) 49.42 ))

41.57 n 55.43 ))

40.96 )) 59.04 ))

10.24 )) 99.76 * 5.34 n 94.66 ))

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uns dariiber genauer zu unterrichten , wurden einige Parallelversuche angestellt, welche in der folgenden Tabelle aufgefiihrt sind. 5 g zer- riebene, gegliihte Eieselsaure wurden in eiuem Flaschchen mit je 50 ccm Eali- resp. Natronlauge verschiedener Concentration 10 Minuten lang bei gewiihnlicher Temperatur geschiittelt ; in einem gewissen Theile des Filtrates wurde dann die aufgenommene Kieselsaure bestimmt. Natron und Kali waren in den Liisungen im Aequivalentverhiiltniss enthalten, und der Concentration nach wareri die Liisungen l/8-, I/c,

l / a - , 1 -, 2- und 4 fach normal. Die Mengen der dabei von 50 ccm Liisung aufgenommenen Eieselsiiure betrugen :

Diese Versuche sind recht roh, aber sie zeigen deutlich, dass, zumal in hoheren Concentrationen, die Kieselsaure von Kalilauge sehr viel leichter gelost wird, als von Natronlauge. Diesem Verhalten ent- sprechend is€ bei der Einwirkung des Wassers auf Ealiwasserglas die secundiire Wirkung des freien Alkalis auf die Kieselsaure viel starker als beim Natronwasserglase, so dass einerseits das Kaliwasserglas sehr viel liislicher ist als das Natronwasserglas, andererseits es bei jenem weit schwerer gelingt als bei diesem, durch Behandlung mit Wasser freie Eieselsiiure zu isoliren. Immerhin aber ist der Nachweis, dass die ersten Ausziige des Glases alkalireicher sind ala die Rpateren, aach hier leicht zu erbringen. In ahnlicber Weise wie oben wurde hier eine Masse von der Zusammensetzung KSSir09 in folgende Fractionen zerlegt (angewandt 10 g) :

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Fraction I war durch 5 Minuten langes, Fraction I1 durch '/astiin- diges Schiitteln mit kaltem kohleneaurrfreiem Wasser, Fraction 111 durch l/astiindiges Schiitteln mit 500 warmem Wasser , Fraction IV dnrch '/,stiindiges, Fraction V durch stiindiges Kochen erhalten worden, wiihrend FractionVI - 5.6g - im Riickstande blieb. i g dieses Riickstandes wurde nun rnit 100 ccm Wasser noch 15 Stunden am Riickflusskiihler auf dem Wasserbade gekocht; der nunmehr verbliebene Riickstand - 0.8 g - ist Fraction VII.

Bei der Herstellung der aiideren Fractionen kamen stets erheb- liche Mengen von Wasser - nicht unter 500 ccm - zur Anwenduug. Das e u dem Versuche dienende Material war durch Eindampfen einer Liisung und kurzes Gliihen des Riickstandes hergestellt worden , so dass die Masse von bimsteinartiger Beschaffenheit war.

Geschmolzenes Wasserglas gab ein ahnliches Resultat: 5 g des feinen Pulvers, welches, abgesehen von Verunreinigungen , 69.58 pCt. SiOa, 26.12 pCt. KaO und 2.63 pCt. Na2O enthielt, wurde 4mal je '/a Stunde rnit viel kaltem Wasser geschiittelt und die darauf im Wasser suspendirt gebliebenen Antheile untersucht; wir erhielten 90.39 pCt. SiOa und 9.61 pCt. KaO.

Daa Kaliwasserglas bildet im pulverfijrmigen Zustande mit wenig Wasser gekocht viel leichter eine vollstilndige Liisung als das Natron- wasserglas. J e nach der Concentration zeigt die Liisung alle Grade der Viscositlt; eine in der Warme stark viscose Lii~uilg erstarrt in der Kiilte zu einer durchsichtigen Gallerte.

Die grosee Verwandtschaft des Kaliwasserglases zum Wasser giebt sich bei geeigneter Beriihrung beider in einer deutlichen Wiirmeent- wickelung kund. 50 g gepulvertes Kaliwasserglas, in welchem eich auf 1 Mol. KaO 3 Mol. SiOa befanden, wurden mit so viel Wasser durchtriinkt, dass ein dicker Brei entstanden war, in einer Flasche sich selbst iiberlassen; die Temperatur der Umgebung war 180, nach einer Viertelstunde war die Temperatur in der Mischung auf 320, also urn 14O, gestiegen nnd hielt sich auf iihnlicher Hiihe geraume Zeit. Dasselbe Glas wurde im Probirrohre mit etwas Wasser im Wasser- bade auf 55O erwlrmt; nach einigen Minuten betrug die Temperatur der Mischung 800, also $50 mehr als im umgebenden Bade. Nach etwa 10 Minuten war der Brei zu einer homogenen Masse erstarrt, und die Temperatur sank wieder.

Die Eigenschaft des Kaliwasserglases, durch Aufnahme ron Waaser je nach dessen Menge zu einer viscosen Losung oder einer mehr oder weniger festen Gallerte aufzuquellen, erkliirt die weitere bemerkenswerthe Eigenschaft, unter Wasser wie der hydraulische Miirtel zu erhiirten; die einzelnen Theile des pulverformigen Glases werden durch das Quellungsprodiict innig verkittet, und man erhiilt in ein bis zwei Tagen eine steinharte, glasige Masse, deren bis zu 50 pCt.

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betragender Wassergehalt bei starkem Erhitzen unter gewaltigem Auf- bliihen der Substanz entweicht. Um das Wasser vollsandig daraus zu entfernen, ist die H ibe aber bis eur Rothgluht zu steigern. Wird Wasserglasliisung im Vacuum eingedampft, so erhalt man ebenfalls zuniichst das wasserhaltige Glas, welches zuletzt spriide wird und in feine Stiicke zerspringt; es gelang jedoch selbst bei monatelangem Troeknen im Vacuum nicht, mehr als einen geringen Theil des ge- bundenen Wassers daraus zu entfernen; beim Gliihen ging es unter starkem Aufbliihen in eine bimsteinartige Masse iiber und verlor da- bei 12.6 pCt. an Gewicht.

Das wasserhaltige Glas lasst mit feuchtem Lacmuspapier eine alkaliache Reaction erkennen und 16st sich leichter in Wasser ale das wasserfreie Glas.

Durch das rasche Erharten des Kaliwasserglases im gepulverten Zustande rnit Wasser unterscheidet sich dasselbe wesentlich vom Natronwasserglase. Wird rnit diesem der vorerwahnte Versuch an- gestellt, so ist zunachst eine Aufnahme von Wasser nicht zu bemerken. Erst im Laufe einiger Monate wird die Masse allmahlich fest, wobei die iiber dem Gemenge befindliche Liisung immer viscoser wird und schliesslich zu einer durchsichtigen Masse erhartet, welche die etwa noch nicht hydratisirten GlaskKrnchen mit einander verkittet. Natiirlich kann bei einer so langsamen Umsetzung Ton einer merkbaren Wiirme- entwicklung nicht die Rede sein.

Es ist nach dem eben Gesagten nicht zweifelhaft, dass in solchen wasserhaltigen Glasern das Wasser sowohl an das Alkali als an die Kieselsaure gebunden ist. In welchen Verhaltnissen aber da- rin die beiderseitigen Hydrate vereinigt sind, ist bei dem amorphen Charakter der Masse nicht zu entscheiden. Beilaufig mag hier an die Thatsache erinnert werdeii, dass gallertartige Kieselsaure und andere gefiillte Niederschliige aus wassrigen Liisungen Alkalien absorbiren. Diese Erscheinung, welche den hier besprochenen Thatsachen nahe verwandt ist, wurde namentlich ron van Bemmelenl) rnit beson- derer Sorgfalt untersucht. Derselbe war friiher der Ansicht, dass hier Additionaverbindungen der beiderseitigen Hydrate vorliegen; in neuerer Zeit ist van Bemmelen aber von dieser Ansicht wieder zuriickgekommen, obwohl sie eine ausreichende Erkllrung f i r die beobachteten Erscheinuogen zii geben schien.

Es muss hier hervorgehoben werden, dass die Aufnahme von Wasser durch Wasserglas schon iifters in der Literatur Erwahnung gefunden hat. Am bekanntesten ist die Thatsache, dass Kaliwasser- glas leicht Wasser aus der Luft anzieht, wahrend dies bei den Natron- wasserglassern bei Weitem nicht in dem Maasse der Fall ist. Zwei ver-

1) v a n B e m m e l e n , diese Berichte XXI, 470 Ref., S25-527 Ref.

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schiedene Natronwasserglassorten des Handels enthielten nach lange rem Liegen an der Luft das eine 0.62 pCt., das andere 0.86 pCt. Wasser , wLhrend der Wassergehalt langer aufbewahrten Kaliwasser- glases vie1 grijsser gefunden wurde. Vor eioigen Wochen hat 0. S c h o t t l) auf die grosse Bedeutung dieser Erscheinung fur die Haltbarkeit von Glasgeriithschaften aufmerksam gemacht. Die hygros- kopische Beschaffenheit findet sich namlich auch bei manchen kalk- haltigen technisch verwerthbaren Glasern, welche von den Alkalien vorwiegend Kali enthalten. Derartige Gliiser saugen aus der Luft das Wasser in sich auf, so dass auf ihnen allmahlich eine wasserhaltige Oberflichenschicbt entsteht , welche die Haltbarkeit des Glases wesentlich vermindert, und welche um so gefabrlicher ist, als sich ihr Vorhandensein durch nichts ohne Weiteres dem Auge verrath. Die wasserhaltige Schicht wird jedoch beim Er- hitzen des Glases an der Erscheinung des Abblatterns leicht erkannt. Diese Thatsachen sind zum Theil schon friiher, 11. A. ron Geuthera), von Sp l i t t ge rbe r s ) , ron Vogel und Re i schaue r4 ) und von Webers) besprochen worden. S c h o t t hat gefunden , dass kalihaltige Gliiser auch bei der Behandlung mit Wasser stets relativ betrachtliche Mengen POD Wasser in ihre Masso aufnehmen, welche er dem Gewichte nach bestimmen konnte. Er gelangt zu dem Schlusse, dass zur Herstellung feinerer Glasapparate die Natronglaser den KaliglPsern aus diesem Gruode vorzuziehen seien.

111. D i e L i i s l i chke i t d e r N a t r o n g l a s e r i m Vergleich

Wilhrend linter denjenigen, welche mit der Natur des Glases niiher vertraut sind, kein Zweifel dariiber herrschen kann, dass die Kaligliiser weniger widerstandshhig sind ale die Natronglaser, ist dies den Fernstehenden weniger bekannt. Der Grund fiir die iiber diesen Punkt bei den Chemikern herrschenden Zweifel ist wohl namentlich darin zu suchen, dass das schwer schmelzbare bijhmische Kaliglas in dem Rufe einer besonders grossen Widerstandsfiihigkeit steht, und dass man nur selten Gelegenheit findet, Natron- und Kaliglaser yon aquivalenter Zusammensetzung mit einander zu vergleichen.

Durch diese Erwiigung sind wir bestimmt worden, einen der- artigen Vergleich durchzufiihren, um auf diese Weise zu einem zahlenmiissigen Nachweis der Unterschiede in der Liislichkeit der beiderseitigen GlPser zu gelangen. Zu diesem Zwecke sind von uns

m i t de r j en igen d e r Kal iglaser .

I) 0. Schott, Zeitschrift fiir Instrumentenkunde IX, 86.

3) Spli t tgerber , Dingl. Polytechn. Journ. 189, S. 1%. *) Vogel u. Reischauer, Dingl. Polytechn. Journ. 153, 181. 5, R. Weber, Wiedem. Ann. 6, S. 431.

Geuther, Wagner’s Jahresbericht 1896, 166.

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eine Reihe von Glasfliissen in einem dazu beschdten S eger'schen Gaaschmelzofen hergestellt worden. Die Schmeletiegel waren aus einer besonders festen Chamottmaese gefertigt , welche der Di- rector der Kiinigl. Porcellanmanufactur, Herr Dr. He inecke , mit dankenswirther Giite eigens fir unsere Zwecke zusammengestellt hat. Die Aufnahme der Thonerde aus diesen Schmelztiegeln war nur gering und betrug noch nicht 1 pCt. des Glases. Da diese Ver- nnreinigung bei allen Glgsern im gleichen Sinne vorhanden war, SO

glaubten wir, sie fiir den vorliegenden Zweck nicht besonders beriick- sichtigen zu sollen. Die jedesmal geschmolzene Glasmasse ging nicht iiber 500 g hinaus.

Um eine Vergleichung der beiderseitigen Gliiser zu ermiiglichen, mussten Natron und Kali offenbar im Aequivalentverhiiltnisse stehen. Die Zusarnmensetzung der zur Untersuchung gelangten Gllser leitet sich aus den Schemata 2Ka0, 6SiO2 und 2Naa0,6SiOa ab, indem nach einander an Stelle Ton Kali oder Natron 1, 2, 3,4 Viertel Mole- kiile Kalk eingefiihrt wurden. Die Endglieder der Reihe entsprechen dann den Schemata KaO, CaO, 6SiOa und NaaO, CaO, GSiOa, welche haufig als BNormalformelna fiir gutes Glas gebraucht werden. Die Schmelzfliisse erhielten daher folgende Zusammensetzung :

I. 2Ka0,6SiOa 11. 2 Naa 0, 6 Si Oa

Aus diesen molecularen Formeln berechnet sich folgende Tabelle fiir die procentische Zusammensetzung der Gliiser : - -

Glas No.

T. 11.

111. JV. V.

VI. VII.

VIII. IX. x.

- Kieselsiiure

pct.

65.7 74.4 66.8 74.6 68.0 74.8 69.3 75.0 70.6 75.3

Kali pct.

34.3

30.6

26.7

22.6

18.4

-

- -

-

-

Natron pct.

- 25.6

22.5

19.4

16.2

13.0

-

-

-

-

Kalk pct.

- - 2.6 2.9 5.3

8.1 8.8

11.0 11.7

5.8.

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1102

Einer besonderen Besprechung bedarf die Wahl der Methode zu r Bestimmung der LZislichkeit dieser Glastypen. Wo bei friiheren Ver- suchen die Liislichkeit der Gliiser bestimmt wurde, da geschah es gew8hn- lich, indem Geflisse oder Riihren mit messbaren Oberflachen mit Wasser gekocht wurden. So hat Emmer l ing 1) Kolben benutzt, deren Ober- flache er maass; S c h o t t hat seine Versuche mit cylindrischen Rohren angestellt, welche er in Porzellanschalen erhitzte. Fiir unsere Zwecke bedurften wir einer Methode, welche die Anwendung des zerkleinerten Glases erlaubte, da angesichts der Absicht, die in Liisung gegangenen Bestandtheile einzeln zu bestimnien, es geboten erschien, eine nicht zu geringe Oberflache dem Angriffe des Wassers auszusetzen. Bis- weilen ist dieser Weg schon betreten worden, so z. B. in neuerer Zeit von Rieth3) und von S c h w a r z 4 ) , welche das Glas behufs Unter- suchung seiner Liislichkeit in ein feines Pulver verwandelten.

Fiir die nachstehcnden Versuche erschien es zweckmassiger, ein griiberes, von Staubtheilen freies Pulver anzuwenden, da es uns nicht sowohl auf eine vollstandige Erschiipfung der Glasmasse als auf den Angriff massig grosser, jedoch vergleichbarer Oberflachen ankam. Die verschiedenen Glassorten wurden im eisernen Morser zerkleinert und mit Hiilfe zweier Siebe, von denen das eine 72, das andere 121 Maschen auf das Quadratcentimeter hatte, auf ein bestimmtes Korn gebracht. Gleiche Volumina der rerschiedenen Glaser mussten dann nahezu gleichen Oberflachen entsprechen; ja man konnte, unter der Annahme, die kleinen Fragmente seien Kugeln, den Mindestbetrag dieser wirken- den Oberflache berechnen; sie betriigt bei den von uns angewandten Mengen 763 qcm; thatsachlich musste dieselbe natiirlich stets grBsjer sein.

Damit bei der Ausfiihrung der Versuche gleiche Volumina zur Verwcndung kamen, mussten solche Mengen der Glaser, welche ihren specifischen Gewichten proportional waren, der Einwirkung des Wassers ausgesetzt werden; wir gingen dabei von dem Volumen von 20 g Jenaer Thermometerglas aus. Diese Mengen wurden in einem Kolben aus Platiiiblech 5 Stundem lang mit 70 ccm Wasser von looo erhitzt; der Platinkolben, welcher in ein siedendes Wasserbad tauchte, war dabei mit einem kleinen Riickflusskiibler aus Platirl und zum Schutze gegen die Kohlensaure der Luft rnit einem L i e big'schen Kaliapparat ver- bunden. Nach dem Abkiihlen wurde die Losung filtrirt und die in 60 ccni des Filtrats geliisten Bestandtheile bestimmt. Das zu diesen Versuchen benutzte Wasser war frei von festen Bestandtbeilen.

l) Emrnerling, Ann. Chem. Pharm. 150, 257. *) 0. Schott, 1. c. 3, Ri e t h , Zeitschr. fiir Vermessungswesen 16, 297. ') Schwarz, Verhandl. d. Vereins z. Bef6rd. d. Gewerbfl. 1887, 204.

Page 12: Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

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Page 13: Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

1 I04

Die beiderseitigen Wassergliieer hatten sich bei diesen Versuchen n u soweit geliist, ale die aufgefiihrten Zahlenwerthe angeben; an SkUe der Glasfragmente befand sich nach dem Erkalten im Kolben eine zusammenhiingende amorphe Masse, welche beim Kaliwasserglaa homogen, beim Natronwasserglas von unvollstiindig angegriffenen KGmern durchsetzt erschien und sich beim weiteren Kochen rnit WMser vollkommen liiate. Es war also hierdurch Aufnahme von Wasser ebe ahnlicbe Vereinigung der Glaspartikel erfolgt, wie eine solche schon oben erwiihnt wurde. Von den iibrigen Glasern zeigte nur das Kaliglas mit l/4 Mol. Kalk ein dern Waseerglase ahnliches Verhalten , wiihrend die iibrigen Glassorten nach dem Versuche in vollkommen isolirten Kiirnern vorhanden waren.

Die Tabelle zeigt zunachst, dass die Liislichkeit der Glber, wie es bekannt ist, mit zunehrnendem Kalkgehalte in sehr schneller Weise abnimmt, sowohl in der Kali- als in der Natronreihe. Bus der Ver- gleichung der beiderseitigen Zahlenreihen geht als Hauptergebniss die unzweifelhafte Thatsache hervor, dam die Natronglaeer gegen die Ein- wirkung des Wassers widerstandsfiihiger sind als die Ealigliiser. Die Beobachtung zeigt jedoch, dass der Unterschied mehr und mehr ver- schwindet, je kalkreicher die Glaser werden. Eine Zusammenstellung der Summe des Geliisten in Milligrammen ergiebt:

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Die letzte Columme enthalt das Verhaltniss der in Liisung ge- gangenen Bestandtbeile bei beiden Glasern. Wenn man 'nur die ge- liisten Mengen von Alkali mit einander vergleicht, ausgedrackt in Milli- grammen des in ihnen enthaltenen Sauerstoffs, d a m ergiebt sich folgende Zuaammenstellung:

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Page 14: Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

1110

Essigs8nre unter starker WSrmeentwicklung in seine Bestandtheile zerlegt. Die geringe Angreifbarkeit durch Wasser erkliirt sich aber in natiirlicher Weise aus dem Mange1 an lijslichen Bestandtheileu.

In der Tabelle finden sich sowohl Natron- a l s Kaligliiser, und namentlich die am Anfange stehenden schlechten Glassorten sind stark kalihaltig , wffhrend Fensterglas , griines Flaschenglas und Thermo- meterglas nur Natron enthalten. In Thiiringen, wo man in den Hiitten noch hsufig auf Holzfeuerung angewiesen ist, pflegt man Kali neben Natron zu benutzen, um eine niedrigere Schmelztemperatur der Glasmasse zu erzielen. Es sol1 beiliiufig daran erinnert werden, dass derartige Gliiser, wegen ihrer grossen thermischen Nachwirkungen, eur Herstellung von Thermometern unbrauchbar sind.

Die oben aufgestellte Zahlenreihe driickt die relative Angreif bar- keit der Gliiser bei 5 stiindiger Behandlung mit heissem Wasser aus. Man darf aber nicht voraussetzen, dass dieselbe Reihe auch fiir den An@ des kalten Wassers gilt. Das Glas giebt an kaltes Wasser so wenig liisliche Stoffe ab, dass eine Priifung in der oben be- eprochenen Weise fiir kaltes Wasser unausfiihrbar erscheint. Man ist hier auf qualitative Reactionen beschrankt. Die Stiirke des ersten Angriffs liisst sich ungefghr aus den Farbungen beurtheilen, welcbe bei der Priifung mit Hiilfe von atherischer Eosinliisung erhalten werden'). Die SO erhaltene Scala entspricht nicht vollig der fir heisses Wasser aufgestellten Reihe. Es zeigt sich z. B. bei der Prii- fung, dass das biihmische Glas von Kavalier weniger gefiirbt also von kal tem Wasser weniger leicht angegriffen wird als das Thermo- meterglas aus Jena, obwohl das letztare sich gegen heisses Wasser giinstiger verhiilt. Dieser Umstand ist in der Verschiedenheit der Glastypen begriindet. Wahrend das Thermometerglas einen hohen Gehalt an Kalk und an Zinkoxyd besitzt, durch deren Einfluss das Natron gebunden gehalten wird, enthiilt das biibmische Glas relativ wenig Kalk, dafir aber umsomehr Kieselsaure. Es besitzt dadurch gewissermaassen den Charakter des Wasserglases, welches sich beim ersten Angriff des k a1 t e n Wassers fast unliislich zeigt, dem h e i s s e n Wasser aber wenig Widerstand entgegensetzt.

Wie am Anfange der Mibtheilung auseinandergesetzt wurde , be- steht der erste Angriff kalten Wassers auf Glas wesentlich in der Bildung von Alkali, welches nach und nach, besonders in hiiherer Temperatnr, die Aufl6sung der Kieselsiiure bedingt. Von der An- greifbarkeit der oben genannten Glassorten durch k a l t e s Wasser wiirde man daher eine ungefiihr richtige Vorstellung gewinnen, wenn man die Gliiser nicht nach der Gesammtsumme dee Geliisten, sondern nach der Menge der in LBsung gegangenen Alkalien ordnet, welche

*) F. Myline, diese Berichte XXII, 310.

Page 15: Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

1106

Vergleichende Bestimmungen der Liislichkeit verschiedener Glas- sorten sind hiiuiig ausgefihrt worden; SO von Emmer l ing l ) , von K r e u s l e r und Henzolda) , von R i e t h 3), von Schwarz’) und von S c h o t t 5). Gewiihnlich beschriinkte sich die Zahl der untersuchten Glas- sorten auf diejenigen, welche mit der Pfeife bearbeitet werden konnten, da entweder Kolben oder cylindrische RZihren zu den Vereuchen dienten. Die Bestimmungen wurden dann meist auf die Obediichen- einheit bezogen. Wenn, wie bei den Versuchen von R i e t h und von S c h w a r e gepulvertes Glas zur Anwendung gelangte, konnten mar alle Glassorten gepriift werden, allein es fehlte die zur Vergleichung niithige Controlle der Oberfliiche.

Bei der von uns im vorigen Abschnitte beschriebenen Methode war man ebenfalls von der Form des Glases unabhangig; die jedes- malige Controlle der wirkenden Oberflache erlaubte aber eine anniihernd genaue Vergleichung der verschiedenen Gliiser. Wir waren bemiiht, die Versuche auf miiglichst verschiedenartige Glastypen auszudehnen.

Die in der nachfolgenden Tabelle aufgefiihrten Resultate, welche nicht ohne Miihe gewonnen worden sind, kiinnen als annahernd richtig gelten.

Da die aufgefiihrten Werthe von zwei unabhiingigen Beobachtern ermittelt wurden (in der Tabelle bedeutet M: Mylius , F: F o e r s t e r ) so war hier vollauf Gelegenheit, sich iiber die Zuverliissigkeit der Me- thode ein Urtheil zu bilden. Bei den kleinen Mengen der zu be- stimmenden Substanzen war iibrigens nur eine massige Uebereinstimmung der beiderseitigen Beobachtungen zu erwarten 6). Der Tafel iiber die Lbslichkeit der Gliiser ist eine zweite beigefiigt, aus welcher die Zu- sammensetzung der untersuchten Gliiser zu ersehen ist.

1) Emmerling, Ann. Chem. Pharm. 150, 257. 1) Kreusler und Henzold, diese Berichte XVII, 34. 3) Rieth, Zeitschr. f. Vermessungswesen XVI, 297. 4, Sehwarz, Verhandl. d. Vereins z. Bef6rd. d. Gewerbfl. 1887, 204. 5) Schott, Zeitschr. f. Instrumentenkuode IX, 86. 6) E. Pfeiffer (Wiedemann’s Ann. 31, 836) hat auf die YBglichkeit hin-

gewiesen, die LBslichkeit verschiedener Glassorten aus dem elektrischen Leitungs- vermijgen damit in Berihrung befindlichen Wassers zu erschliessen. Wir glauben nicht, dass diese Methode zn praktisch brauchbaren Werthen fiihren wiirde, weil die Oberfliiche von Glasr6hren zu leicht verznderlich ist.

Page 16: Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

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Page 18: Ueber die Löslichkeit von Glas in Wasser

1109

In der vorstehenden Tabelle sind die untersuchten Glassorten nach ihrer LBslichkeit durch heisses Wasser geordnet, d. h. nach dem Gewichtsverlust, welchen sie bei der 5 standigen Behandlung damit erleiden. Diese Gewichtsverluste schwanken bei den untersuchten Glassorten zwischen 0.6 und 250 Milligrammen, sind also ausser- ordentlich verschieden.

Den Anfaog der Reihe bilden die alkalireichen Sorten SThiiringer Glasc, von welchen das in Gehlberg hergestellte Fabrikat einen sehr guten Ruf geniesst. Wahrend auch das Glas von T i t t e l & Co. fir Glasblaserversuche noch als brauchbar gelten kann, sind die ersten Glieder der Reihe zu diesem Zwecke nicht mehr verwendbar. Es wiirde ein grosser Gewinn sein, wenn derartige Glaser aus dem Handel verschwinden wurden; einstweilen ist dies aber noch nicht der Fall. Das Glas No. 2 wird von Berliner Firmen in Gestalt von RBhren zum Laboratoriumsgebrauch abgegeben , obwohl es nicht dazu rer- wendbar ist. Seine schlechte Beschaffenheit ergieht sich schon daraus, dass es nach kurzer Zeit mit einer Schicht von krystallisirtem kohlen- sauren Natron bedeckt ist. Das Glas No. 1 war durch Schwefelalkali gelb gefiirbt. Die GlasrBhren wurden i n stark verwittertem Zustande von einem hiesigen Glasblaser entnommen, welcher sie als unbrauchbar bei Seite gestellt hatte. Abgesehen von anhaftenden Carbonaten und Sulfaten bestand bier das Produkt der Verwitterung in einer '/so mm dicken Oberflichenscbicht , welche spiegelnd und zunachst nicht er- kennbar war, jedoch beim leichten Erwarmen des Rohrs und schon beim Liegen iiber Schwefelsaure in feinen Schuppen abblatterte. Diese Rinde enthielt neben den sonstigen Bestandtheilen des Glases noch 8 pCt. Wasser und 0.03 pCt. Kohlensaure.

Das sonst als so widerstandshhig geltende bohmische Kaliglas steht in der Reihe ziernlich weit oben, noch vor dem besseren Flaschen- und Fensterglase.

Das Thermometerglas aus Jena, welches einen hohen Grad von Widerstandshhigkeit gegen heisses Wasser besitzt, enthiilt neben Kalk noch Zink. Gegen Sauren verhalt es sich ebenso giinstig wie gegen Wasser; durch Alkalien wird es aber vie1 leichter angegriffen, indem Zinkoxyd in LBsung geht.

Die geringste Angreifbarkeit unter den bekannteren Glassorten ergiebt sich aus obiger Tabelle f i r die bleihaltigen Flintgl%er. Dies Resultat erscheint insofern bemerkenswerth, als die Flintglber in dem Rufe leichter Zersetzbarkeit stehen. In der That sind dieselben auch zu chemischem Gebrauche untauglich, da sie sowohl durch Alkalien als auch durch Sauren zersetzt .werden und zwar um so energischer, je reicher sie an Blei sind. Das reine Bleisilicat wird im gepulverten Zustande schon beim Uebergiessen mit verdiinnter Salzelure oder

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Essigs8nre unter starker WSrmeentwicklung in seine Bestandtheile zerlegt. Die geringe Angreifbarkeit durch Wasser erkliirt sich aber in natiirlicher Weise aus dem Mange1 an lijslichen Bestandtheileu.

In der Tabelle finden sich sowohl Natron- a l s Kaligliiser, und namentlich die am Anfange stehenden schlechten Glassorten sind stark kalihaltig , wffhrend Fensterglas , griines Flaschenglas und Thermo- meterglas nur Natron enthalten. In Thiiringen, wo man in den Hiitten noch hsufig auf Holzfeuerung angewiesen ist, pflegt man Kali neben Natron zu benutzen, um eine niedrigere Schmelztemperatur der Glasmasse zu erzielen. Es sol1 beiliiufig daran erinnert werden, dass derartige Gliiser, wegen ihrer grossen thermischen Nachwirkungen, eur Herstellung von Thermometern unbrauchbar sind.

Die oben aufgestellte Zahlenreihe driickt die relative Angreif bar- keit der Gliiser bei 5 stiindiger Behandlung mit heissem Wasser aus. Man darf aber nicht voraussetzen, dass dieselbe Reihe auch fiir den An@ des kalten Wassers gilt. Das Glas giebt an kaltes Wasser so wenig liisliche Stoffe ab, dass eine Priifung in der oben be- eprochenen Weise fiir kaltes Wasser unausfiihrbar erscheint. Man ist hier auf qualitative Reactionen beschrankt. Die Stiirke des ersten Angriffs liisst sich ungefghr aus den Farbungen beurtheilen, welcbe bei der Priifung mit Hiilfe von atherischer Eosinliisung erhalten werden'). Die SO erhaltene Scala entspricht nicht vollig der fir heisses Wasser aufgestellten Reihe. Es zeigt sich z. B. bei der Prii- fung, dass das biihmische Glas von Kavalier weniger gefiirbt also von kal tem Wasser weniger leicht angegriffen wird als das Thermo- meterglas aus Jena, obwohl das letztare sich gegen heisses Wasser giinstiger verhiilt. Dieser Umstand ist in der Verschiedenheit der Glastypen begriindet. Wahrend das Thermometerglas einen hohen Gehalt an Kalk und an Zinkoxyd besitzt, durch deren Einfluss das Natron gebunden gehalten wird, enthiilt das biibmische Glas relativ wenig Kalk, dafir aber umsomehr Kieselsaure. Es besitzt dadurch gewissermaassen den Charakter des Wasserglases, welches sich beim ersten Angriff des k a1 t e n Wassers fast unliislich zeigt, dem h e i s s e n Wasser aber wenig Widerstand entgegensetzt.

Wie am Anfange der Mibtheilung auseinandergesetzt wurde , be- steht der erste Angriff kalten Wassers auf Glas wesentlich in der Bildung von Alkali, welches nach und nach, besonders in hiiherer Temperatnr, die Aufl6sung der Kieselsiiure bedingt. Von der An- greifbarkeit der oben genannten Glassorten durch k a l t e s Wasser wiirde man daher eine ungefiihr richtige Vorstellung gewinnen, wenn man die Gliiser nicht nach der Gesammtsumme dee Geliisten, sondern nach der Menge der in LBsung gegangenen Alkalien ordnet, welche

*) F. Myline, diese Berichte XXII, 310.

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man mveckmHfsig in derselben Emheit, durch die Mengen des in ihnen enthaltenen Sauerstoffes, ausdriickt. Dann gewinnt man die folgende Tabelle : - -

No.

- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

10. 11.

Glassorte Sauerstoff der

Alkalien in mg

Gelbes alkalireiches Glas . Schlechtee Thiiringer Glas . Glas von Tittel & Co. . . Flaschenglas aus Gehlberg . Rheinisches Fensterglaa . . Bleikrystallglas . . . . . Thermometerglas . . . . B8hmisches Glas von Kavalier Griines Flaschenglas . . . Bleiglas No. 483 (Jena) . . Bleisilicat . . . . . . .

34.6-36.5 18.4

4.73-4.92 1.43-1.60 1.12-1.26 1.09-1.29 0.78-0.58 0.77-0.9

0.7 0.24-0.37 -

Auf 1 Mol. SiOs :ommen im Mittel Molekiile Alkali

1.5 4.8 2.7 1.1 1 2.3 1.2 0.6 0.9 - -

Die beigefiigten Zahlen driicken das molecu-,re Verhaltniss des in der Liisung befindlichen Alkalis zur Kieselsaure aus. Wie zu er- warten war, ist das Verhaltniss bei den verschiedenen Glassorten sehr schwankend , je nach der griisseren oder geringeren Festigkeit, mit welcher die Bestandtheile des Glases zusammengehalten werden. Man ersieht aus dieaen Zahlen, dass die durch heisses Wasser bewirkte Liisung fast aller Glassorten mehr Alkali im Verhaltniss zur Kiesel- siiure enthalt als der Verbindung Naa 0, SiOa entsprechen wiirde. Ale besonders schlecht tritt hier wieder das Qlas No. 2 hervor, von dem auf 1 Mol. Kieselsaure iiber 4 Mol. Alkali in Liisung gegangen aind. Dieses Qlas entspricht in seiner Zusammensetzung etwa den- jenigen der oben beschriebenen Glasfliisse, in deren wassrigem Aus- euge sich das Maximum von Alkali vorfand.

Die untersuchten Glassorten bestehen aus Kalk-, Zink- und Blei- glasern. Es hat sich gezeigt, dass der wiissrige Auszug derselben ausser den Alkalien und der Kieselsaure auch Kalk, Zink oder Blei enthiilt, jedoch nur in Spuren, sodaas eine Bestimmung dieser Metalle in der Liisung nicht ausfiihrbar war. Der Kalk ist in der Liisung sicherlich als Hydrat vorhanden. Da Bleioxyd und Zinkoxyd in Wasser unliislich sind, so ist anzunehmen, dass dieselben hier mit Hiilfe der freien Alkalien in Liisung iibergefiihrt werden. Analog den Kalkglasern verhalten sich auch die Barytglilser, aus welchen bei der Behandlung mit Wasser Barrthvdrat in Liisung geht.

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Es ist friiher einmal der Satz ausgesprochen worden, dass die Bestandtheile dee Glases bei der Einwirkung dee Wassers in dem- selben Verhiiltniss in LBsung gehen, in welchem sie im Glaae selbst enthalten sind. Durch manche friiheren Beobachtungen ist die Un- richtigkeit dieser Auffassung bereits widerlegt worden. In demselben Sinne lassen die in der vorliegenden Mittheilung beschriebenen Ver- e uche keinen Zweifel dariiber, dass die Einwirkung von Wasaer auf Glas eine chemische Wechselwirkung beider darstellt, welche bewirkt, dass je nach den Busseren Bedingungen die Zusammensetzung der in der Lbsung befindlichen Bestandtheile nicht allein sich mannichfach andert, sondern auch von der des urspriinglichen Materials wesentlich ver- schieden ist.

Die Ergebniase unserer Unterauchung l) lassen sich 'in folgende Siitze zusammenfassen, welche zLm Theil schon friiher bekannte T h a t sachen bestiitigen :

1. Wasserglas zersetzt sich mit Wasser in freies Alkali und Kieselsiiure, ron welcher ein Theil je nach Zeit, Concentration und Temperatur durch das Alkali hydratisirt und dadurch gel& wird.

2. Die KaliglBeer sind bei Weitem liislicher als die Natrongliiser, die Unterschiede verschwinden abar in dem Maasse, als die Gliiser reicher an Kalk werden.

3. Natron und Kali werden im Glase sowohl durch die Kiesel- d u r e wie durch den Kalk gebunden. Die Widerstandsfiihigkeit von Glas gegen Wasser wird durch das Forhandensein von Doppelsilikaten von Kalk und Natron oder Kali bedingt.

4. In heissem Wasser sind von allen bekannten Glassorten die bleihaltigen Flintgliiser am wenigsten liislich.

5. Die relative Angreifbarkeit der Gliiser durch heisses Wasser ist von derjenigen durch kaltes Wasaer verschieden.

Char lo t tenburg , im April 1889. Chemisches Laboratorium der physik. techn. Reichsanstalt.

I) Vergl. die amtlichen Mittheilungen in der Zeitschrift fiir Instrumenten- kunde XIII, 267 und IX, 117.