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292 VlI. Ueber die Photographie der weniger brech- baren Theile des Sonnenspectrums; von Hermann W. F'ogel. I n Band 159, S. 297 dieser Annalen findet obeii genanntem Titel eine Mittheilung von Hrn. gel und 0. L o h s e , worin meiner Versuche sich unter zur Errei- H. C. VO- chiuig des im Titel angedeuteten Zwecks (diese Annalen Bd. 153, S. 218) kurz Erwiihnung geschehen ist. Die Autoren sagen daselbst : ,,Wahreiid Professor 11. W. Vogel, Capt. Water- house iind Andere bemiilrt gewesen sind durch Zusatz von Farbstoffen (Naphtdinroth , Rosanilin) die Empfind- lichkeit der photographischen Sohichten fiir gelbes uiid rothes Licht zu erhiihen, hat Capt. Abney eine Beot- achtong gemacht, deren Riclitigkeit sioh sohon ilus dm jetzt vielfaah gebrauchten neueren photographischen Me- thoden ergiebt, niimlich , dalb gewisse Zusltze von orga- niacher Materie (Harze, Balsame) zu den photographischen Priiparaten in noch eiel hoherem und oollkonimnerem Grade gceignet sind, die Empfindlichkeit fiir gelbes und rothes Liolit zu steigern LISW." Dieses meiner Methode wenig giinstige Urtheil iiber- rasclit mich. A b n e y sagt in seiner ersten Publikation iiber den Gegenstand, dafs er zur Aufnahme von Gelb und Roth des Spectrums einer zehnmal so langen Expo- sitionszeit bedurfte :rls zur Aufnahme des Spectrnmblau (photogr. News 1876, larch 21). Meine Naphtalinroth- platten erweisen sich dagegen fur Gelb ebenso empfind- lich als fur Blau, uud Platten mit Cyaniir gefarbt zeigen sogar fiir Orange eine hohere Empfindlichkeit als fiir Blau. Diese Angnbe diirfte hinreichen zum Beweise, dafs rneirie Methode mindestens zehnmal empfindlichere Platten lie- fert, als die von A b n e y empfohlene. Um iiber die uiitcr solohen Urnstanden wohl nicht ganz gerechtfertigte Kritik

Ueber die Photographie der weniger brechbaren Theile des Sonnenspectrums

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VlI. Ueber die Photographie der weniger brech- baren Theile des Sonnenspectrums;

von H e r m a n n W. F'ogel.

I n Band 159, S. 297 dieser Annalen findet obeii genanntem Titel eine Mittheilung von Hrn. g e l und 0. L o h s e , worin meiner Versuche

sich unter

zur Errei- H. C. VO-

chiuig des im Titel angedeuteten Zwecks (diese Annalen Bd. 153, S. 218) kurz Erwiihnung geschehen ist. Die Autoren sagen daselbst :

,,Wahreiid Professor 11. W. Voge l , Capt. W a t e r - h o u s e iind Andere bemiilrt gewesen sind durch Zusatz von Farbstoffen (Naphtdinroth , Rosanilin) die Empfind- lichkeit der photographischen Sohichten fiir gelbes uiid rothes Licht zu erhiihen, hat Capt. A b n e y eine Beot- achtong gemacht, deren Riclitigkeit sioh sohon ilus d m jetzt vielfaah gebrauchten neueren photographischen Me- thoden ergiebt, niimlich , dalb gewisse Zusltze von orga- niacher Materie (Harze, Balsame) zu den photographischen Priiparaten in noch eiel hoherem und oollkonimnerem Grade gceignet sind, die Empfindlichkeit fiir gelbes und rothes Liolit zu steigern LISW."

Dieses meiner Methode wenig giinstige Urtheil iiber- rasclit mich. A b n e y sagt in seiner ersten Publikation iiber den Gegenstand, dafs er zur Aufnahme von Gelb und Roth des Spectrums einer zehnmal so langen Expo- sitionszeit bedurfte :rls zur Aufnahme des Spectrnmblau (photogr. News 1876, l a r c h 21). Meine Naphtalinroth- platten erweisen sich dagegen fur Gelb ebenso empfind- lich als fur Blau, uud Platten mit Cyaniir gefarbt zeigen sogar fiir Orange eine hohere Empfindlichkeit als fiir Blau. Diese Angnbe diirfte hinreichen zum Beweise, dafs rneirie Methode mindestens zehnmal empfindlichere Platten lie- fert, als die von A b n e y empfohlene. Um iiber die uiitcr solohen Urnstanden wohl nicht ganz gerechtfertigte Kritik

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der HHrn. H. C. V o g e l und L o h s e Aufkliirung xu er- halten, schrieb ich an Erstgenannten , der so freundlich war, mir die Abhandlung in Separatabxug zu senden, und erhielt darauf folgende Antwort :

.Die kleine Abhandlung, welche ich Ihnen iibersandte, tangirt Ihra Untersuchungen in keiner Weise. In den einleitenden Worten ist ein ganz kurzer geschichtlicher Ueberblick gegeben und die Ansioht, d a k der Zusatz von Harzen geeigneter ist , als der von I hnen eingeschlagene Weg mit Farbstoffen, ist die des Capt. A b n e y , welche er in dem angefiihrten Artikel in den Monthly Notices ausspricht, nicht die rrnsere."

Ich glaube 'diese Erklarung verbffentlichen zu diirfen, zur Vermeidung mijglicher Mifsverstandnisse.

Hinsichtlich des Urtheils des Capt. A bne y aber mbchte ich mir noch einige Bemerkungen gestatten. A b n e y sagt (Monthly Notices No. 5, 1876): ,,I haoe carefully repeated the preoious experiments of V og e 1 and W a t e r h o u s e ') and only attained partial success with them."

Wenn Cept. A b n e y meine Versnche sorgf"a1tig wieder- holen will, so gehbrt wohl dazu, dafs er die Beschrei- bung derselben sorgfaltig liest. DaCs solches der Fall gewesen, darf ich wohl bezweifeln, denn er schiebt mir [und auch W a t e r h o u s e ] Behauptungen unter, die keiner von uns jemals ausgesprochen hat, so sagt er: Both these gentlemen - - state, thut the red end of the spectrum is most sensitive when a red dye (naphtaline or rosein) is emploied, and propound generally that the rayes that can be photographed are dependent on the coloiir of the dyes emploied.

Ich habe nie behsuptet , dafs rothe Farbstoffe roth- empfindlich machen, ich habe im Gegmtheil von den an- gegebenen rothen Farbstoffen ausdriicklich bemerkt , dare sie Bromsilber stark gelbempfindlich machen , ich habe noch weniger behauptet ,that the rayes that can be pho-

1 ) W a t e r h o u s e begann seine Versuche erst, nachdem er von den mci- nigen durch personlichen Augenschein Kenntnifg genommen hatte

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tographed, are depended on the colours of the dyes em- ploied', sondern einzig und allein klar und deutlich kon- statirt, dafs nicht die Farbe cines dem Bromsilber beige- niischten Korpers , sondern die Fiihigkeit des letzteren, gewisse Strahlen zu absorbiren, die Lichtempfindlichkeit des Rromsilbers fiir diese Strahlen erheblich beeinfliifst l). Wenn Capt. A b n e y diesen Fundamentalsatz, von d e n ich bei meinen Versuchen susgegangen bin, so stark mifs- verstnnden hat, so ist es wohl moglich, dafs er auch bei Wiederholung dieser Versuche Mifsgriffe begangen hat.

I n Bezug auf die Resultate dieser Versuche der HHm- H. C. V o g e l und L o h s e erlaube ich mir noch zu be- merken, dab es mir bereits 1875 gltickte, das gauze sichtbare Spectrum bis zum Pufsersten Roth mit Hiilfe trocknen Bromsilbers , Brom - Jodsilbers und Chlorsilbers zu photographirenz\) und dal's ich ferner glaube, die Re- sultate ihrer Versuche ziir Photographie des Ultraroth in giinstigerer Weise deuten zu konnen, als sie selbst.

Beide Herren vermnthen , dafs die Lichtwirkungen in Ultraroth, welche sie erhalten haben (a. a. 0. S. 299), ,,lediglich auf Reflexion innerhalb des Prismas zuriickzu- fuhren sind und zwar von solchen Strahlen, die photo- graphisch besonders wirken.u

Ich mache darauf aufmerksam, dafs nach der von den Herren V. und L. gegebenen Zeichnung und Beschreibung die Linien diesseits A negativ, die jenseits A positiv er- soleinen. Darauf hin ist doch der Einwurf wohl erleubt: Wie ist es moglich, dafs diese fremden durch Eeflexion ins Ultraroth gekommenen Strahlen positioe, d. h. schwarze Linien geben, wahreiid die sichtbaren Linien im Roth und Orange in dem Bilde der Herren V. und L. negatioe, d. h durohsichtige sind?

Sind wirklich Theile des chemisch wirksameren sicht- baren Spectrums ius Ultraroth gelangt, so miissen sich.

1) Siehe diese Ann. Bd. 153, S. 230 u. s. f. Berichte der deutschen

2) Berichte der deutsch. chem. Gesellsch. 1875, S. 1635. chern. Gesellsch. 1873, S. 1302.

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die darin enthaltenen Linien oder Helligkeitsminirna auch aiif der photographischen Platte als Stellen schwiichster Wirkung markiren, d. h. als hclle Linien auf diinklerem Grunde. Statt dessen zeigt das von den Herren V. und L. erhaltene Spectrumbild von A ab dutikle Linien auf helle- rem Grunde.

Dieser sonderbare Umstand eriiinert zu aiiffallig an die bereits bekannten Thatsachen, dals unter gewissen Umstanden das Bild einer photographischen Platte bei der Entwicklung positiv statt negativ erscheint. Trockenplatfen mit Harz praparirt gaben in meiiieii Handen solche Er- scheinungen ofter I).

Auoh in Fallen, wo das zur Praparation der Platten dienende Silberbsd organische Substanzen enthielt, spran- gen zuweilen die Bilder theilweise Em. Der blaue und griine Theil des Spectrums erschien negativ, der gelbe und rothe positiv. Nun wies W a t e r h o u s e nach, dak man diese Erscheinung mit Platten gcwisser Praparation leiclit kiinstlich erhalten konne, wenn man dieselben vorher kurze Zeit der W irkiing sch wachen Tageslichtes aussetzt und dann erst dem Spectrum exponirt. W a t e r h o u s e erhielt in dieser Weise sogar das ganze Spectrum als positives Bild. An Daguerreotypplatten haben bereits H e r s c h e l und D r a p e r constatirt, dals die schwach brech- baren Strahlen die Eigenthiimlichkeit haben, die Wirkung der stark brechbaren wieder aufzuheben und dadurch das Rild in ein positives zu verwandeln. ( H u n t , Researches on Light, London 1854, p . 360).

Aehnliche Wirkungen haben moglicher Weise auch bei den Versuchen der Herren V. und L. stattgefunden. Die Platten wiirden von den stiirker brechbaren Strahlen

1 ) Eine Erkllrung dieses seltsamen Phanomens gab ich photogr. &lit- theilungen VIII, 121. Dasselbe ist ubrigens ganz analog der von B ec q u er e 1 beobachteten Phosphorescenzerscheinung, wonach die rothen und ultrarothen Strahlen die voin blauen Licht erregte Phos- phorescenz wieder vernichten B e c q 11 e re1 machte dadurch die ultra- rothen Strahlen sichtbar [Compt. rend. 88, 2491.

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aficirt , welche ,,lediglich durch Reflexion innerhalb des Prismas" [wie die Herren V. und L. selbst sagen] in die Camera gelangten und wirkte alsdann das rothe und ultra- rothe Licht iilinlich umkehrend, d. h. t-in positives Bild erzeugend , wie bei den ohen beschriebenen Versiichen.

Rcim Vorsetzen eines rothen Glases vor den Spalt iriufste diese Erscheinung ausbleiben, da jetzt nur rothes und ultrarothes Licht auf die Platte gelangte, das letztere aber ist wahrscheinlich zu schwacb, um allein eine mit Harz priiparirte Platte zu afficiren, dafs sie an der he- treffenden Stelle entwickelungsfahig wird.

Meine Meiniing ist demnach, dafs die HHro. H. C. V o - gel iind L o h s e thatsachlich das Ultraroth mit seiiien Linien photographirt haben, wenn auch nicht durch die directe, sondern durch die umkehrende Wirkung des letz- teren.

B e r l i n im Januar 1877.

VIM. Untersuchungen uber die Rewegungen strahletider wid bestrahlter h-orper ;

won F. Z o l l n e r.

Narhtrag zur erstcn Abhsndlung S. 169.

1;s ist mir gelungen, den in Fig. 9, Taf. I1 dargestellten Versuch auch urneukt-hren, indem ein Radioineterkreuz ails nicht gesohwarzten Aluminiamfliigeln unter einer be- wt.glichen Glimmerscheibe befestigt wurde. Die Glimrner- scheibe gertith in sehr schnelle Rotation und zwar nach rntgegengesetzten Richtungen , j e nachdem die Emission voii den1 Alutninium oder von dem Glase der Gefiifswan- dungen (durch Erwiirmuug) das Uebergewicht erlangt. 1)ns inir wiihrend dcs Druckes clcr vorliegendeii Arbeit