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122 im Interesse der Sache eine iniiglichst einfache, alle unnd- thige Verwicklung verineidende klare Darstellung sehr zu wunschen ist, wird Jcder zugeben. Frciburg,, den 7. November 1816. XI. Uchcr die quantikzh'sc Besthmnng der Hum- siiure; FOIL FY. Heintz '>. M e i n e Versuche iiber clic quantitative Bestiinmung des Harnstoffs '), aus welchen hervorgeht, dars die friiher dazu angewcndctc Methode zu darchaiis unrichtigeu Hesultaten fulireii murstc, veranl;dsten inich, tlieils ebeii weil icli die- ses faid, theils nbcr nurh in Folge dcssen, dnfs cin gluck- liclier El folg ineine Bemiihungen, cine bosscrc Metliode auf- zufinden, gekriint hat, nuch die Methode, ivelche zur quan- titativen Bestiininung der Harnsiiure angcwendet wird, ei- ncr gcnauen Yrfifung zu unterwerfcn. W a s die quantitative Bestimmung des Harnstoffs be- trifft, so konnte icli in mcineiii hrifsatz keinen frulier yon Aodercu nngestellten Versncli nnfiihren, wotlurcli entweder die vollhornmene Gennuigkcit der liltcren Methotle oder doch die Fchlergr:iiize, ivelclier sie ausgesetzt ist, nachgewiesen wiirde. Vie1 anders ist es niclrt init der quaiititativcn Be- stimmung der Harns;iure. Es ist inir nur cin einziger Ver- such hekannt geworden, der aiigestellt worden ist, iiin die Gute diescr Methode ZLI prufen. Dieser Versuch ist von 1, chin an n ausgefuhrt worden, und findet sicli in seiriem Aufsatze uber den iueusclrliclien Harii 3, aiigefuhrt. Er liiste 1 ) Diccer AiiTsatz, so wie die fi,lgvncle Notiz, findet sich sclion in Miil- ler's Arcliiv, 1846, S 383 uod 399. Da jcdoch .dieso Zeilscliril't nicht allgernein in die HBnde der Clrernikttr komint, so lint der Hr. Heraus- geber diwer Annalen mir meine Ritte gewihrt, dieselbcn aucli- hier. EU verolTcntlichen. w. w. 2) Diese Annalen, Bd. 66, S. 116 und Bd. 68, S. 393. 3) Jonra. fiir pract. Chemie, Bd. 25, S. 14.

Ueber die quantitative Bestimmung der Harnsäure

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im Interesse der Sache eine iniiglichst einfache, alle unnd- thige Verwicklung verineidende klare Darstellung sehr zu wunschen ist, wird Jcder zugeben.

F rc ibu rg , , den 7. November 1816.

XI. Uchcr die quantikzh'sc B e s t h m n n g der Hum- siiure; F O I L FY. H e i n t z '>.

M e i n e Versuche iiber clic quantitative Bestiinmung des Harnstoffs '), aus welchen hervorgeht, dars die friiher dazu angewcndctc Methode zu darchaiis unrichtigeu Hesultaten fulireii murstc, veranl;dsten inich, tlieils ebeii weil icli die- ses fa id , theils nbcr nurh i n Folge dcssen, dnfs cin gluck- liclier El folg ineine Bemiihungen, cine bosscrc Metliode auf- zufinden, gekriint hat, nuch die Methode, ivelche zur quan- titativen Bestiininung der Harnsiiure angcwendet wird, ei- ncr gcnauen Yrfifung zu unterwerfcn.

W a s die quantitative Bestimmung des Harnstoffs be- trifft, so konnte icli i n mcineiii hrifsatz keinen frulier yon Aodercu nngestellten Versncli nnfiihren, wotlurcli entweder die vollhornmene Gennuigkcit der liltcren Methotle oder doch die Fchlergr:iiize, ivelclier sie ausgesetzt ist, nachgewiesen wiirde. Vie1 anders ist es niclrt init der quaiititativcn Be- stimmung der Harns;iure. Es ist inir nur cin einziger Ver- such hekannt geworden, der aiigestellt worden ist, iiin die Gute diescr Methode ZLI prufen. Dieser Versuch ist von 1, chin a n n ausgefuhrt worden, und findet sicli in seiriem Aufsatze uber den iueusclrliclien Harii 3, aiigefuhrt. Er liiste

1 ) Diccer AiiTsatz, so wie die fi,lgvncle Not iz , findet sich sclion in Mi i l - ler's Arcliiv, 1846, S 383 uod 399. Da jcdoch .dieso Zeilscliril't nicht allgernein in die HBnde der Clrernikttr komint, so lint der Hr. Heraus- geber diwer Annalen mir meine Ritte gewihrt, dieselbcn aucli- hier. EU verolTcntlichen. w. w.

2) Diese Annalen, Bd. 66, S. 116 und Bd. 68, S. 393.

3) Jonra. fiir pract. Chemie, Bd. 25, S. 14.

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namlicli eine gewogene Menge reiner Harns#ure in Kalilauge auf, schlug aus dieser Liisnng die Hnrnsaure niittelst Essig- saure nieder, filtrirte und wusch den Niedersclilag aus, trock- iiete und mog ihn. Er erhielt so von 2,356 Grin. Ham- saure 2,333 Grin. wieder.

Nach diesein Versuclie war zu hoffen, diifs diese Me- thode der Bestimmung der Hariisiiure vollkominen ausrei- cheiid seyn wurde. I)n abrr niis L i e b i g ’ s Arbeit uber die Constitulion des Hariis iler Itlenschcn nnd der fleisch- fressenden Thiere I ) hervorgeht, dafs niclit Kaliliydrat das Liisungsinittel der Harnsiiure iin EIarn ist, sondcrn dafs dem pliosphorsaurcn Natron diese Wirkung zugeschrieben wer- den mufs, L e h m a n n aber, wie eben erwiiliiit, iiicht die- ses lelztere , sondern eben Kalihydrat zur Aufliisuiig sei- ner Harnsaure henutzt hat, so schien cs inir niclit uber- fliissig , durch Versuche die Genauigkeit jener Mctliode zu priifen.

W e a n auch diese Versuche wenig Neues ergcben lia- ben, so glaube icli docli, diifs es niclit iibcrflussig scyn wird, dieselben der Oeff~fcntlicbkeit zu iibcrgcben, dil sie eben die vollkoinmene Anwendbarkcit dieser Melliode dar- thun , und einigerlnafsen die Fehlergranze bestinmen , der sie ausgeselzt ist.

ZunSchst liain es darauf a n , den Fehlcr zii bestimmen, welclier durch die Aufliislichkeit dcr Hnrus:iure in Wasser oder in der Fliissigkeit, woraus sic qunntitntiv abgeschie- den werden soll, bedingt ist. Zu diesem Ende liiste ich verschiedeiie, bei 1 L o ” his 120° C. getrocltnete und ge- wogene Mciigen Harnsiiure , deren Reiiiheit durch die Ele- lnentaranalyse bewiesen wordeii war *), in einer verdunn-

1) Anoalcn der Clicmie ond Pliarniacie, Ed. 50, S. 161. 2 ) Die Resultate der A n d p o warm:

1, 11. Bcrecbnet. Kol~lensioff 35,72 35,57 35,61 Wasserstoff 2,46 2,47 237 Stickstuff - - 3337 Sauerstoff - - 28.45

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ten Aufliisung von phosphorsaurem Natroii anf, und zwar etwa in so vie1 dieser Liisung, als mail gewiihnlich Harii zur Bestimmung der Hariisaure anwendet, und' schlug sie nus dcrselben mittelst etwas Salzsiiure nieder. Der Nie- dersclilag wiirde nach 24 Stunden auf ein gewogcnes Fil- trum gebracht , mit Wasser ausgewasehen nnd gcwogen.

Auf diese Weise erhielt ich voii 0,1486 Grin. Harnsiiure, die etwa in 65 Grin. der phosphorsauren Natroiilosung auf- gelijst worden warcn, 0,2425 Grin. Harnsiiure wieder. Es waren also 0,006 Grin. verloren gegangcn. Weiin man an- niinint, die 6.5 Grin. Flussigkrit wiiren Harn gewesen, so wiirdeii also 0,OS p. &I. Harnsiiure inehr in dem Harn ge- wescn seyn, als gefiuiden worden ist, und wenn man fer- ner den Gehalt dcs Harm an feslen Bestandtlieileii zu 30 11. M. I ) annimmt, so wtire der Verlust auf diese bercch- net gleich 0,30 Proc.

Bei cinem zwciten, auf dieselbc Weise angestcllten Ver- suche erhielt ich voii 0,3028 Grm. Harnsiiure, die in 80 Grin. verdiinnter Liisung voii phosphorsaurem Natron auf- geliist worden waren, 0,2966 Grm. Harnsiiure wieder. Die Diffcrcnz ist 0,0062 Grin., ond der Verlust betrzgt also 0,OR 1'. M. dcr angewcndeten kiinstlichen Harnflussigkeit, odcr bci 30 p. M. fester I-Inrubcstniidtlicile wiirde er 0,26 Proe. von dicsen betragen.

Endlich bei dem drittcii Versuche, bei welchein 0,2775 Grin. Harnsiiure in G-l Grin. der verdiinnten Liisung voii phosphorsnnrem Nntron aufgeliist wurden , konnten 0,2717 Grin. Harnsaure wieder gewonneii werclen. Der Verliist betrug hier 0,0058 Grm. oder 0,09 p. M. der kunstlichen Harnflussigkeit oder bei 30 p. M. fester Harnhestandtheile 0,30 Proc. derselben.

Aus diesen Versuchen geht deutlich hervor, dafs ein ge- ringer Verlust bei Bestimmung der Harnsaure im Harn nach dieser Methode iiicht zu verlneiden ist, dafs derselbe aber so gering ist, dafs er die bei cheinisclien Untersuchungeii

1 ) Diefs mag etwa der mittlere Gelialt des Hams an feesten Bestandthei- len seyn.

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gemohnlich gcstattete FehlergriinAe Iange noch llicht erreicht. Es ist also die nicht volllroininene Unliislichkeit der I-Iarn- slurc in Wasser niclit von so bedeutendem Eiiiflufs , dafs dadurch diese Mctliode der quantitativen Bestimlnung der Harns2ure ungenau wiirde. Es koinint aber jetzt darauf an, nachzuweisen, wic weit die fiirbcnden Stoffe, welche init der durch S2iit.cn aus dem Harii niedel-gcsclilagc~ic~i Harn- ssure niederzufalleii pflcgen, das Gewicht derselbcn vermeli- rcn kiinnen.

ZLI dein Ende wurde eine gcwogcne Mengc Harnsaurc init wenig einer coucentrirten Liisung von phosphorsawem Natron erhilzt. Es vcrwandcltc sich dicselbc dadurcli in harnsaures Natron, das sich jedoch in der anwesenden Menge Wasser niclit aufzulosen vermochte. Hierzu wurde cine ge- wisse Mengc eiiies Harm gesetzt, ails dem die Hnrnsaure durch Salzsaure, mit der er 24 Stuiiden gestanden hatte, vorher abgeschieden worden war. Uin dadurcli die Harn- slure wieder vollstandig frei zu machcii, wurdc diescr Harn erst gekocht und im kocliendlicifsen Zustande zu dcr Liisung v o n phosphorsaurein Natron gcsetzt.

Zuersf unterwarf ich 0,1832 Grm. Hariisaurc diesein Versuche. Die Menge der Flussigkeit, aus dcr sic sich ab- scheiden mufste, betrug etwa 98 Grin. Die so wiedcr er- haltene Harnsaure war schwach graubraun gefsrbt, und ihr Gewicht betrug 0,1917 Grin. WSrc sie iiicht gcfsrbt ge- wesen, uiid ihr Gewicht niclit durch jeuen tingirenden Stoff vermehrt worden, so niufste man nur sehr wenig weniger an Harnsaure wiederbekomincn liaben, als zu dem Versu- che angewendet wurde, namlich so vie1 weniger, als sich in dein Waschwasscr aufliisen konnte; dcr zugesetzte, sauer gemachte Harn selbst dagegen, der als eine gcsiittigte Auf- liisurig von Harnsaure in Wasser betrachtet werden kann, kann nicht zu einem Fehler durch Verhindcrung der voll- kominenereii Fallung der Harnsaure Anlafs geben. Bei dein obigen Versuche erhielt ich 0,0086 Grm. inehr Harnsaure wieder, als zu demselben angewendet worden war. Rech- net man noch 0,0015 Grm. aIs durch das Waschwasser ge-

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lbste Harnslure hiiizu, so wurde der init der Harnslure niedcrgefallene Harnfarbstoff 0,010 Grin. oder 0,l p. M. der angemcndeten Harnflussigkeit, oder bei 30 Proc. fester Harn- bestandtlieile 0,34 Proc. diesrr betragen.

Gei eiiiein zwciteii Vcrsuche crhielt ich bci Anwendung von 0,217 Grin. H;irns;iore. und vou i 9 Grin. init Salzstiure von der Harns;iure bcfreitcn Harns 0,2221 Grin. gc.f;irbter Harnsiiure wieder. Es ergicht dicfs einen Uebcrschufs VOII

0,0051 Grin., odcr von 0, (!6 p. M. dcr bustlichen Harnfliis- sigkeit, oder ($22 Proc. dcr festcn Harnbrstautlthcile, wcnii clcr Gchalt des Harns an deinselben zu 30 p. M. angenom- men wird.

Aus dicsen Versuchcn geht hcrvor, dafs die Mcnge des Farbstoffs, welcher sich init dcr Ilarnsiiurc gemcngt nieder- schlsgt, ivenn sie init Salzssure atis clcm Harn gefdlt wird, nur etwa so vie1 bctriigt, dafs der tladurch veranlafstc Feh- Icr den durch die Liislichkeit dcr Harnszurc in Wasscr be- dingtcn, nach der entgegengesctztcn Richtung lie~enden, compensirt. Ich fand, dafs iin Mittcl von drei Versuchen der Vcrlust , welchcr durch jeiic Eigenschaft der Harnskiure bcdingt ist, 0,09 p. M. der angcwendetcn Harnflussigkeit be- trlgt. Im Mittel von zwei Versuchen war dagegen der Ueber- schufs, welchcr durch dic Mitfiillung des Farbstoffs init der Harns;iure bedingt murde, 0,OS p. M.

Allein so vie1 geht BUS deli Versuchcn init Sicherheit herror, dafs die Verunrcinigung der Harnslure durch den mit nicderge- schlagcnen Farbstoff nicht eincn so grofscn Fehlcr bei der Bestiininung der Harnsliure veranlafst, dafs die dabei ange- wendcte Methodc dadurch unbrauchbnr gemacht wiirde. Iin Gegentheil dient diese Fehlerquelle nur dazu , cine andere, namlich die durch die nicht vollstsndige Liislichkeit der Harn- saure bedingte, inehr oder weniger zu compensiren.

Wenn uun durch die angefiibrten Versuche die Brauch- barkeit dieser Methode, die Harndure qu’antitativ zu be- stimmen, erwiesen ist, so kam es mir nun darauf an, zu priifen, wie gewisse anomale Bestandtheile des Harns viel- leicht auf die Gute dieser Methode von Eiuflufs seyn kdnnten.

?

Diese Ucbereinstiin~nung ist natiirlich zufiillig.

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Z i i c k e r i m IIarn. Es scheint zwar fast iiberflussig zu priifen, ob vielleicht

der Traubenzucker iin diabetisclien Harn veranlassen iniichte, dafs die Ilarnsaure aus diesein sich iiicht ebeii so vollstan- dig abscheidct, als aus zuckcrfrciein Horn. Allein, wenn ich es auch als sehr uriwnlirscheiiilich anerkeniien inufs, d a k ein solclier Einflufs des Zuckers statthi~bel~ miichte, so kanii ich es docli nicht als so sicher betrachtcn, dnfs es nicht werth wsre, dariibcr einige Versuclie anzustellen. Ziigleich aber hofftc ich, dafs die iin Verfolg bcsclwicbenrn Experi- mente wenigstens in dein Falle, weiin der Traubenzucker in der That auf die Bestiinmung der Harnsiiure keinen Ein- flufs haben solltc, nachweisen wurden, dafs die Gewichts- inengen Harnsaure, welche aus verschiedenen Quantitiiten desselben Harns nach dcr oben bcschricbenen Methode er- halten wurden, im Verh$ltnifs dcr Gewiclite diescr stehen.

Die Versuche wurdcn auf folgende Weisc aiigestellt. Es wurden zwei volllioinincn glciche Portionen ein und

desselben filtrirten Harns abgcwogeii, dic eiiie mi t zwei bis drei Grainmeii Traubenziicker, der voi her in weiiig Wasser gelast und filtrirt worden war, versetzt, uiid daiiii beide mit Salzsaure stark s u e r gcmacht. Nachdein bridc Flus- sigkeiten 24 Stunden lang gestanden hatten, wurden sie durch gemogene Filtra yon dcr ~~icdergrsclilagciien Harn- saiire abgesondert , wclclie lctztcre ausgewasclieii , getrock- net und gewogeii wurde.

Auf diese Weisc erhielt ich i n cincin FnlIe aus 79,77 Grm. Harn, die init Zucker versctzt worden wareii, 0,0615 Grm. oder O , i 7 p. M., aus ebeii so vie1 tlcsselben, nicht mit Zucker rersctzten Harm dagegen durch Zusatz voii Salz- saure 0,0635 Grin. oder O,i!j 13. M. Harnsanre.

In einein zmeiten Versuche gaben 91,lS Grin. eiiies an- dern mit Zucker versetzten Harm 0,1039 Grm. oder 1,140 p. M. Harnsaure, und eine gleiche Menge desselben Harm, dem kein Zucker beigefiigt worden war, 0,10115 Gnn. oder 1,146 p. M.

Diese Versuche beweisen nicht allein, dafs die Gegen-

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wart des Zuckers im Harn die Abscheiduug der Harnszure nicht im Geringsten behindert, sonderil auch, dab die ziir quantitativen Bcstimmung desselben bisher benatzte Methode bei Anwenduug ein und desselben Hams stets dieselben Resultate giebt. Die Differenzen, welche bei obigen Ver- suchcu erhalten wurden, betrugen iiur 0,02 und 0,007 p. M., Differenzen, die gewifs als unvermeidliche Versnchsfehler betrachtet werden kiinnen. Ich wciCs jedoch nicht zu ent- scheiden, ob es Zufall sey oder nicht, daCs in beiden Fal- len die Menge der Harnsaure, welche aus zuckerfreiem Harn erhalten wurde, ein Minimum grbfser war, als die aus init Zacker versetztem erhaltene. Woll te man diefs nicht fur einen Zufall halten, so kiinnte man diese Differcnzen aucli dadurch crkliiren, dars man dem Harn , der wcniger Harn- saure gcgeben hatte, noch etwas Wnsser mittelst der zu- gcsetzten Zuckerliisung bcigeniisclit hattc. Dieses Wasser mufste nothwendig eine gewisse Menge Harnshre aufge- lost erhalten, und daher fie1 die auf dem Filtruni gesam- melte Menge derselben um eben so vie1 zii gering aus.

EiweiTs i m Harn.

Bci der Gegenwart yon Eiweifs im Harn ist es schwer- lich zul%sig, die Hnrnsgure durch Salzsaure niederzuschla- geii, da diese Saure, wenn sie in einer gewissen Menge hinzugefugt wird, die Fallung von etwas Eiweik bcdingen kdnnte. Ich wendete daher zur Fdlung der Harnsaure bei den Versuchen, welche ich init Eiweifslosung angestellt habe, nicht diese Skire, sondern Essigsaure a n , die bekanntlich weder in geringer, noch in grofser Menge der Ldsung des Eiweifs zugesctzt, die Fallung desselben veranlafst, die da- gegen sogar das Coaguliren desselben beiin Kochen ver- hindert.

Bei den Versuchen verfuhr ich fast auf dieselbe Weise, wie bei denen, durch welche ich den Fehler zu bestiinmen suchte, welcher durch den mit der Harnsaute niederfallen- den und sie fiirbenden Stoff bedingt seyn m6chte, nur sub- stituirte ich dem Harn eine verdunnte und filtrirte Eiweifs-

ld-

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lijsung iind digerirtc die Mischung bei 50" C., um die Zer- setzung alles harnsauren Salzes zu veraolassen, 'mid doch die vielleicht noch mogliche Coagulation des Eiweifses zu venneiden.

SO erhielt ich von 0,2733 Grm. HarnsHiire, die init ei- ner concentrirten LBsnng von harnsaurem Natron gekocht und mit einer essigsauren Aufliisung von Eiweifs aus Blut- serum gefillt worden waren, 0,272 Grm. Harnslure wie- der. Der Verlust betrug also 0,0033 Grin., oder, da die Harnslure RUS 66 Grin. Fliissigkeit abgeschieden war, 0,05 p. M. der angewendetcn kiinstlichen Harnfliissigkeit, oder, wenn man 30 p. M. an festen Bestandtheilen im Harii an- nimmt, 0,17 Proc. derselben.

Bei eiiiem zweiten Versuche wurden von 0,1947 Grin. Harnsaure 0,18S7 Grm. wieder gewonnen. Die Menge der Fliissigkeit , wclche bei dem V ersiiche angewendet wurde, betrug etwa 78 Grm. Der Verlust belief sich also auf 0,006 Grm. oder 0,08 p, M. der Fliissigkeit, oder 0,26 Proc. der festen Bestandtheile, wenn man anniinmt, dafs die kiinstli- che Harnfliissigkeit 30 p. M. fester Bestandtheilc enthalten habe.

Ein dritter Versuch endlich lieferte sehr ahnliche Resul- tate. Von 0,247 Grm. Harnsaure wurden aus 95 Grin. Flus- sigkeit 0,2385 Grm. wieder gewonncn. Die Differenz bc- tragt 0,0085 Grm. Der Vcrliist beliiuft sich also aiif O,O9 p. M. der Fliissigkeit oder 0,3 Proc. der festen Bestnnd- theile, wenn der Gehalt jener an diesen zu 30 Proc. an- genommen wird.

Bci einem vierten Versuche endlich erhiclt ich von 0,1702 Grin. Harnsaure 0,1672 Grin. wieder. Da die Menge der Fliissigkeit, aus der sie gefallt wiirde, 65 Grm. betrug, so war der Verlust gleich 0,05 p. M. der kunstlichen Harn- fliissigkeit oder gleich 0,15 Proc. der darin angenoinmenen 30 p. M. fester Bestandtheile.

Aus den angefiihrten Versuchen geht deutlich hervor, d a t die Anwesenheit des Eiwei€ses in einein Harn der quau- titativen Bestiminung der Harnsaure, wenn man sich zur

Poggendorffs Annnl. Rd. 1,XX. 9

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Fallung derselben der Essigsaure bedient, nicht hinderlich ist. Die Differenzen, welche ich bei den angefuhrten Ver- suchen fand, waren dieselben, wie dic, welche bei der Ee- stimmung der HarnsSure in eiweifsfreiein Harn vorkommen k h n e n .

8 % m m t 1 i c 11 e B 1 u t b e s t a n d t 11 e i I e I rn FI tlr n.

Weiin 131iit im Harn enthalten ist, so mufs man die Harnsaure wegen Anwesenheit des Eiweifses uaturlich durch Essigsaure niederschlagen. Ich habc in zwei Versuclien diese Saure, in einem dritten Versuche die gewiihnliche Phos- phorsaure, die bekanntlich die Eigenschaft mit der Essig- saure theilt, das Eiweifs weder, wenn sie in geringer, iioch in grofscr Menge hinzugesetzt wird, zu coaguliren, zur Fal- lung dersclben angewendet.

Die Methode, welcbe ich benutzte, um zu prufen, ob die laslicheii Bestandtheile des Blutes die Menge der durch diese Sauren abgeschiedenen Harnsaure veraiidern konnten, war dieselbe, welche ich auch bei blofser Gegenwart von Salzsaure benutzte. Der reinen Eiweifsbsung wurde aber die schiiii rothe Flussigkeit substituirt, die durch Ausziehen des Blutkuchens niit kaltem VVasser und Filtriren erhalten wird.

Von 0,211 Grin. Harnsaure erhielt ich bei dem ersten Versuche, bei wclchem Essigeaure zur Fallung desselben angewendet worden war, 0,2107 Grin. wieder. Der Ver- lust betrug hier nur 0,0003 Grm., war also wesentlich ge- ringer, als wenn keine Blutbestandtheile vorhanden gewesen waren. Diefs hatte jedoch seineii Gtund nicht etwa darin, dafs die HarnsSure in jenem Falle vollstandiger gefallt wurde, als in diesem, sondern vielmehr darin, d a t etwas von dem Blntfarbstoff init niedergeschlagen worden war; denn die Harnsaure war braun gefarbt.

Zu eiiiein zwciten Versuche wurden 0,2513 Grm. Harn- saure verwendet. Als fSllende Saure wurde gleichfalls Essig- saure benutzt. Der Niederschlag betrug 0,2557 Grm., also 0,0044 G m . mehr, als zum Versucli angewendet worden

1 3 1

war. Die HarnsBure war sehr dunkelbraun gefarbt. Die Meiige der zu dem Versuch angewendeten kiinstlichen Harn- fliissigkeit betrug etwa 87 Grm. n e r Ueberschufs belauft sich also auf 0,05 p. M. der angewendeten Hariiflussigkeit, oder auf 0,17 Proc. der festen Harnbestandtheile, weiiii die- selbeii zu 30 p. 81. aiigenoininen werden.

Bei einem dritten Versuche, bei welchein ubrigens die Abscheidung der Harnsaure durch Phosphorsiiure bewirkt wurde, erhielt ich von 0,1938 Grin. derselben 0,191 Grin. wieder. Die wieder gewonnene Saure war kauin gefarbt. Daruin war auch hier hein Ueberschuls an Harnsiiure aof dein Filtruin gesainmelt worden, soudern es hatte ein gerin- ger Verlust stattgefunden. Dieser betrug 0,0028 Grin. oder auf 73 Grin. der angewendeten Harnfliissigkeit berechnet 0,O-l p. M., und bei 30 p. M. der darin enthalten angenom- ineiien festen Harnbestaiidtheile 0,13 Proc.

Diese drei Versuche differireii uin etwas mehr, als die friiheren. Der Grund dafur liegt, wie aus der Farbung der Harnsiiure, welche bei den verschiedeneii Versuchcii erhal- ten wurtle , deutlich und klar hervorgeht, in einer grolse- reii oder geringeren Fallung von Bestandtheilen dcs BIuts und nameiitlich seines Farbstoffs. Die Auflosung des Blut- roths in Wasser hat bekaniitlich cine sehr schon rothe Fnrbe, die bei Zusatz eiiicr gewissen Menge von Essigssure oder Phosphorsaure nur etwas duiikler wird, aber nicht in cine andere Farbennuancc ubergeht, obgleich die Flussigkeit schoii sehr stark sailer seyii kann. Setzt inan aber derselbeii noch inehr Siiure hinzii, so wird sic braun und etwas opalisirend. Nainentlich durch das letztere wird erwieseii , dafs nun in der That etwas des Farbstoffs niedergeschlagen worden ist. Es mufs also durch einen zu grolsen Ueberschufs an Saure das Gewicht der wieder gewonnenen Meiige Harnsaure ver- inehrt werden, uiid kaiin so hoch ausfallen, dafs diese mehr wiegt, als die angewendete Menge derselbcn.

Bei dem obeii zuerst angefuhrten Versuche war die Flussigkeit durch den Zusatz der Essigsaure etwas braun- lich geworden, bei dein zweiten dagegen wurde sie gaiiz

9 *

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dunkelbraun und opalisirend, bei deni dritten cndlich be- hielt sie noch ganz die schiine rothe Farbc bei Zusatz der Phosphorsaure , wurde nur dunkler.

Bei dem ersten Versuch erhielt ich genau die angewen- dete Menge Harnsaure wieder, der zweite lieferte dagegen einen kleiiien Ueberscliufs , walirend bei dem drit teu nur wenig mehr Harnsaure wieder gewonnen wurde, als ohnc Anwesenheit der Blutbcstandtheile liatte wieder erhalten werden inussen.

Man sieht, dafs je mchr die Farbc der Fliissigkeit durch die hinzugesetzte Saure verandert ~ u r d e , auch uin SO mchr dcs Harnstoffs niederfiel. Da iiun ferner der Grad der Farbenvertinderung von dcr Menge der Saure abhangt, wel- che zur Fallung der Hariisaurc angewendet wird, so ist klar, dafs man, uin die Mitfallung des Blutfarbstoffs niit dcr Harn- saure iniiglichst zu vermeiden, die Siiure in milglichst ge- ringein Ueberschufs hinzufugen murs. Man mufs also zu der Flussigkeit von der Essigsaure oder Phosphors~urc zwar so viel, dafs sie stark sauer reagirt, aber dennoch nicht 'einen zu starken Ueberschu€s davon hinzufugen.

Es geht daher ails den angefuhrten Versuchen hervor, dafs wenn auch die Resultate derselben niclit so genau uber- einstimmen, wie diers bei den fruheren der Fall ist, dennoch der Fehler, welcher durch die Anwesenheit sainmtlichcr auf- ldslicher Blutbestandtheile bei der quantitativen Bestimuinng der Harnsaure bedingt ist, iioch nicht die Griifse erreicht, welche bei genauen chemischen Versuchen gestattet ist. Na- mentlich dann, wenn inan einen zu grofsen Ueberschufs der zur Fallung benutzten Saure vermeidet , kann man sicher seyn, d d s die Menge des gefallten Farbstoffs die der in der Flussigkeit geliist bleibenden Harnsaure nicht ubersteigt, dafs also mit anderen Worten jener Fehler diesen mehr oder weniger compensirt, aber nie einen Fehler im entge- gengesetzten' Sinne zu Wege bringt.

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G n l l e im H a r u .

Da es noch zweifelhaft ist, welche Bestandtheile der Galle eigentlich in den Harn iibergehen kdnneii, oh es na- iiientlich die eigeii tlichen wesentlichen Gallenbestandtheile, also Bilin oder das von O l a t n e r entdeckte Natroiisalz der Gnllensaure vermbgen, so lafst sich him schwer ein Ver- such anstellen, durch den mit Sicherheit entschieden wer- deli konnte, ob die Bestimmung der Harnslure nnch der angefuhrteii Methode ancli in gallehaltigem Harn nicht zu grofse Fehler veranlafste. Dns Eiiizige, was zu thun iibrig blieb, war, zu uiitersochen, ob die Gallenflussigkeit iin Ganzeii eineii Einflufs auf die Genauigkeit jener Methode ausuben kanu. Allein weder L e hin a n n , noch ich, koiiute jemals andere Gallenbestaiidtheile in1 Harn aiiffindcli, als Gallenbraun, indein iiainentlich es uns niemals gelang, mit- telst der neulich voii P e t t enlr o f e r ’) nngegebenen Me- thode zur Auffindung der Gnlle die Anwesenheit anderer .Bestandtheile derselben im icterischen Harn nachzuweisen. Es wurde daher atis diesem Versuch wohl fur den Fall, weiiii die Gegenwart keines der Bestandtheile der Galle in Methode der Bestimmung der Harnsaure eineii Fchler ein- fuhrte, die Brauchbarkeit derselben auch fur den icterischen Harn erwiesen werden kbnnen; umgekehrt aber wurde mail nicht schliefsen durfen, dafs, wenii nian ails einer, sammt- liche Gallenbestandtheile enthaltenden Fliissigkeit iiach je- ner Methode eine bedeutend VOII cler verschiedelie Mengc Harnsaure wieder erhielte, welche man hineingebracht hatte, die Unbrauchbarkeit derselben fur icterischen Hnrn bewie- sen wlre.

Meine Versuche mit Galle geben nun in der That eine vie1 grokere Differenz der angewendeten und wieder ab- geschiedenen Harnsaure, als bei den oben nngefuhrteii Ver- suchen; eine so grofse, d a t dadiirch die Unbrauchbarkeit dieser Methode fur die quantitative Bestiinmung derselben im icterischen Harn zwar iiicht erwiesen, aber doch auch

1) Annaleii dar Chemk rind Plrnrrnncir, Bd. 52, S. 90.

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umgekehrt ihre vollkommene Genauigkeit nicht festgestellt wird. Es ist auch nicht zu hoffen, dafs diese Frage so bald erledigt werden wird, da wir in der Kenntnifs der Galle noch zu weit zuruck sind, iiin mit Sicherheit die einzelnen Bestandtheile derselben im Harn auffinden zu kbnnen. Es wird sich also, wenn man auch wiifste, welcher Bestand- theil der Galle es ist, der jene Differenzen bei der Ham- saorebestimmung vcranlafst, auf keine Weise bis jetzt nach- weisen lassen, ob dieser Stoff im galligen Harn wirklicli vorhanden ist oder nicht.

Die Versuche stellte ich cben so an , wic ich sie bei Gegenwart von Eiweifs oder Bliitbestandtheilen ausgefuhrt habe. Der Lbsung des Eiweifses substitiiirte ich nur eine Losuug von Gallc, die durcli etwas Essigsgure von dem Schleiin befreit worden war. Zur Fiilliing der Harnsaure wendete ich bci den zwei ersten unten angefiihrten Ver- suchen nur Essigsgure an. Da aber die Resultate dersel- ben nicht meinen Erwartungen entsprachen, so substituirte ich dieser Saure bei den beiden letzten die Salzslure.

So erhielt ich von 0,2185 Grm. Harnsiiure nur 0,2039 Grm. wieder. Der Verlust bctriigt also 0,0146 Grm., was auf 67 Grm. der angewendelcn Flussigkeit, aus welcher die Saure abgcschieden worden w-ar, (422 p. M. betrligt, und bei der Annahme, dafs 30 p. M. fester Bestaiidtlieile im Harn enthalten waren, 0,73 Proc. dcrselben betragcn wiirde.

Bei einem zweiten Versuche erhielt ich von 0,1837 Grm. Harnsaure niir 0,1663 Grm. wieder. Die Differenz betragt 0,0174 Grm., oder, da die Menge der Fliissigkeit, aus der sie ausgeschieden worden war, 69 Grm. betrug, 0,23 p. M. dieser Flussigkeit, oder auf 30 p. M. fester Hanibestand- theile berechiiet, 0,84 Proc.

Von 0,1722 Grm. Harnsaure warden bei einem dritteii Versuche, trotz dem, dab dieselbe durch Salzsaure und nicht durch Essigsaure gefallt worden war, doch nur 0,1563, Grm. wieder gewonnen. Die Differenz betragt 0,0159 Grm., die Flussigkeit , aus der die Harnsaure abgeschieden war, wog 66 Grin. Der Verlust betrug also 1424 p. M. dersel-

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ben, oder O,dO Proc. des festen Harnruckstandes, ivenn der Gehalt des Harns an demselben zu 30 p. M. angenom- men wird.

Bci dein letzten Versiiche endlich erhielt ich von 0,1923 Grin. nur 0,1813 Grin. Harnsaure wieder. Die Differenz ist 0,011 Grm., oder auf 61 Grm. kunstlicher Hariiflussig- keit berechnet, 0,lts p. M. Diefs wurde bei einem Gehalt derselben an festen Bestandtheilen von 30 p. M. 0,6 Proc. derselben betragen.

Man ersieht aus diesen Versuchcn, dafs die Differenzen, welche durch die Anwesenlieit der Galle im Harn veranlafst werden, bedeuteiid hiiher ausfallen, als in alleii fruher an- gefiihrten Fallen. Ob aber der Feliler bei Untersucliung von icterischein Ham jenials so hoch ausfallen kann, wie er iii den eben angefiihrten Versuchen sich zeigt, daruber kann ich bis jetzt noch nicht eiitscheiden, da es ungewik hleibt, ob der Stoff, welcher die vollstandige Fallung dcr Ham- saure verhindert, wirklich iin Harn vorkoiiiinen kann. Wahr- scheinlich ist es jedoch nicht, dafs der Fchler wirklich diese Hohe erreichen kiinne, schon deswegcn, wcil iin Harn docli immer nur unbedeutende Mengcii Galle eiithaIten seyn kiin- m n . Die Fehlergranze, welcher man uach ineinen Versu- cheii ausgesetzt ist , wenn inan icterischeii Harn nach der angefuhrten Methode auf seinen Gehalt an Hariisaure tin-

tersucht, betragt also hiichstens 0,23 p. M. des angewende- ten Harns.

Die Resultate, welche sich aus dieser Arbcit ergebeii, sind folgeiide :

1) Sowohl iin noriiialeii Harn, als bei Anweseiilicit von Traubenzucker, Eiweib, s8mintlichcn liislichen Blutbestand- theilen iin Harn kanii die Menge der Harns3ure einfach da- durch bestiinmt werden, dafs man sie diirch eiiie Satire nie- derschlzgt.

2 ) Als Fallungsinittel erfiillt Salzsaure vollkominen ihren Zweck, wenn nicht Eiweifs in der Fliissigkeit zugegen ist. Bei Anweseiiheit desselben ist die Essigsaure oder die ge- wahnliche Phosphorsaure aiii braochbarsten.

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3 ) Der Verlust, welcher durch die nicht vollkoin~~iene Unloslichkeit der Harnsaure in Wasser bedingt ist, belauft sich auf 0,OY p. M. der angewendeten Harnflussigkeit, und dieser Verlust wird bei Anwesenheit von Traubenzucker, Eiweifs, loslicheii Blutbestandtheilen nicht vergrofsert. W o h l aber wird derselbe in allen diesen Fallen theitweise compen- sirt durch den Gewichtszuwachs, welchen die Harnsaure durch den mit niederfallenden, sie fgrbenden Stoff erfahrt.

4) Die Gegenwart von Gallc iiii Harii dagegen kann inaglicherweise einen grijfseren Verlust bei der Hamsaure- bestimmung veranlassen. Doch wird derselbe gewifs nie mehr als 0,23 p. M. der angewendeten Harnflussigkeit be- tragen.

XU. Notiz iibrr die Safpetersdure ah Heugens auf GalZeribraun; con YY: Hein t z .

Es ist bekaiint, dafs die SaIpetersaure ein vie1 gebraoch- - tes Reagens ist, um die Gegenwart der Galle in irgend ei- ner Flussigkeit nachzuweisen. Man giebt an, dafs solche Fliissigkeiteii dadurch zunachst griiii , danli blau, violett, roth und endlich gelb gefarbt werden, und es ist diefs in den meisten Fallen ganz richtig. Allein nicht in allen Fallen bewirkt die Salpeterslure bei Gegenwart von Gallenbe- standtheilen jene FarbenverInderung. Zunacbst mufs be- riicksichtigt werden, dafs jene Reaction nicht durch die ei- gentlich wesentlichen Bestandtheile der Galle veranlafst wird, sondern durch das Gallenbraun, welches S i m o n Biliphain I ) ,

B e r z e l i u s dagegen Cholepyrrhiii *) nennt. W e n n m a n also durch Salpeterssure keine Farbenveranderung hervor- bringen kann, SO ist, streng genommen, dadurch nur die

1) Simon's Hnndbueh der atigewaudtcn rnedicinischen Cliernie, Rd. I , s. 337.

2) B e r z e l i u s , Jaliresbericht, No. YZ, S. 562.