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ARCHIV DER PHARMCIE. CLXXIII.. Handes erstes und zweites Heft. 1. Plrysik, Cheniiie und yraktische Phai*iara cie. Ueber die Reinignng des Honigs ; VOll €1 e r m a 11 n L 11 d w i g. - I)er Honig wird von den Bienen aus dem Nectar der Blumen bereitet, indcrn sie dime aufgesaugten Siis- sigkeit en in der sogenannten Honigblase, eincr kropf- artigen Erweitc~pg der SpeiserGhre verarbeiten und durch den BIuncl in die erbauten Wachszellcn wieder ablegen. Wiihrend dcr Ncctnr vorzugsweise gezneinen Zucker (sogenannten Itohrzucker, von der Formel Cl?HllOII oder C2*HzzOZz) enthiilt, findet sich im frischen Honig vor- ziiglich ein Genienge von iiberschiissigem Syrupzucker (sogenanntem Fruchtzuclier oder Linksfruchtzacker = C 12H120 12) und IWimelzucker (sogen. Traubenzucker odcr Rechtstraubenzucker = C12€11?012 + 2 HO), mit Resten \-on gemeinem Zucker, die jedoch bald verschwinden (in- dem sie intervertirt werden). Ein von den genossenen Pflanzensiiften abhangiges Aroma gehort ferner zu den wesentlichen Bestandtlieilen des Honigs. Im unreineren Ziistande enthiilt der Honig Farbstoff, dessen Natur noch nicht ermittelt ist; eine oder mehre stickstoff haltige Substanzen, die bald zlls Eiweiss, bald als Case’in, bald als Leim bezeichnet werden; eine oder Arch. d. Pharm. CLXXIII. Bds. 1. u. 2. Hft. 1

Ueber die Reinigung des Honigs

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Page 1: Ueber die Reinigung des Honigs

ARCHIV DER PHARMCIE. CLXXIII.. Handes erstes und zweites Heft.

1. Plrysik, Cheniiie und yraktische Phai*iara cie.

Ueber die Reinignng des Honigs ; V O l l

€1 e r m a 11 n L 11 d w i g. -

I)er Honig wird von den Bienen aus dem Nectar der Blumen bereitet, indcrn sie dime aufgesaugten Siis- sigkeit en in der sogenannten Honigblase, eincr kropf- artigen E r w e i t c ~ p g der SpeiserGhre verarbeiten und durch den BIuncl in die erbauten Wachszellcn wieder ablegen.

Wiihrend dcr Ncctnr vorzugsweise gezneinen Zucker (sogenannten Itohrzucker, von der Formel Cl?HllOII oder C2*HzzOZz) enthiilt, findet sich im frischen Honig vor- ziiglich ein Genienge von iiberschiissigem Syrupzucker (sogenanntem Fruchtzuclier oder Linksfruchtzacker = C 12H120 12) und IWimelzucker (sogen. Traubenzucker odcr Rechtstraubenzucker = C12€11?012 + 2 HO), mit Resten \-on gemeinem Zucker, die jedoch bald verschwinden (in- dem sie intervertirt werden).

Ein von den genossenen Pflanzensiiften abhangiges Aroma gehort ferner zu den wesentlichen Bestandtlieilen des Honigs.

I m unreineren Ziistande enthiilt der Honig Farbstoff, dessen Natur noch nicht ermittelt ist; eine oder mehre stickstoff haltige Substanzen, die bald zlls Eiweiss, bald als Case’in, bald als Leim bezeichnet werden; eine oder

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2 Ludwig,

mehre Sauren, unter denen namentlich Milchsaure im gegohrenen Honig sicher nachgewiesen ist. (Nach Phos- phorsaure ist im Honig noch nicht gesucht worden.) K o h n k e beobachtete znerst den MilchsBuregehalt im Honig , G u i 1 b e r t und V o g e t einen Mannitgehalt des- selben und Pro u s t einen aehalt an Gummi und Wachs.

Schon B e a u m k und C a v e z z a l i fanden im Honig etwas wahren Zucker. Nach S o u be i r an findet sich der Rohrzucker haufiger im fliissigen Honig, wie er in den Zellen vorkommt, als in dem ausgelassenen Honig, in welchem er beim Aufbewahren fast ganz verschwindet.

D u b r un f a u t erkannte zuerst die Umwandlung des Rohrzuckers im Honig durch des stickstoff haltige Fer- ment desselben in Syrup- und Krumelzucker (welches Gemenge man gcwohnlich als Invertzucker bezeichnet).

D i e r b a c h lieferte 1841 (im 76 . Bande des Archivs der Pharrn.) eine lesenswerthe Abhandlung iiber das Ge- schichtliche des Honigs.

Ueber die bitteren, scharfen und giftigen Bestand- theile manches Honigs ist vicl geschriehen, vie1 gefabelt, aber noch wenig Gcnaues gearbeitet worden. Am beriich- tighten- ist jener Honig geworden, nach dessen Genusse nach dem Berichte des Xenophon jene 10,000 Griechen auf ihrem Riickzuge aus Persien am Pontus erkrankten. Man sieht Azalea pontica oder auch Rhododendron pon- ticum als die Pflanze an, von welcher solcher schadlicher IIonig gesammelt werde. Der britische Reisende K e i t h A b b o t erwiihnt in einem Briefe an den Secretair der zoologischen Gesellschaft in London (im Athenaum, April 1835) des Honigs von Trapezunt, den er auch von Aza- lea pontica ableitet, die dort haufig wachse und den hem- lichsten Geruch verbreite. Die Wirkung desselben sei ganz so, wie sie X e n o p h o n beschrieben, wie sie Herr A b b o t auch an sich selbst erfuhr. Geniesse man davon nur wenig, so erfolge heftiges Kopfweh und Erbrechen, mit einem Zustande von Trunkenheit; wurde mehr dawn

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genossen, so erfolgte Besinnungslosigkeit und ein mehre Stunden lang dauerndes UnvermGgen, sich zu bewegen.

In Nordamerika halt man (nach B a r t o n ) die aus den Arten von Azalea und Andromeda, namentlich An- dromeda mnriana (LezicothoB rnariann) gesarnmelten Honig- sorten fur gefjhrlich. In New -York erkrankten 1852 zwei Familien in Folge des Genusses eines EIonigs, den die Bienen wahrscheinlich aus einer narkotischen Pflanze gesogen hatten. Sein Genuss verursachte im Schlunde ein prickelndes und brennendes Gefuhl, starken Ekel, verbunden mit heftiger Affection der Augen. Einige Personen erbrachen sich heftig, eine dcrselben erblindete vollstandig. In den andern Fallen verschwanden die Qymptorne vollstandig nach 10- 12 Stunden.

A. S t. H i 1 a i r e (Arch. der Pharm. 1826) beobachtete nuf seiner Reise in Brasilien, dass der Honig einer da- selbst Leclieguana genannten Wespenart, wclchen er mit einem seiner Begleiter genossen hatte, die bedenklichsten Zufiille hervorbrachtc. Er vermuthete, dam diese Wespen den Nectar der Patillinia nustmlis gcsammelt hatten.

Am mcisten Bcachtung verdicnt die Nachricht von S Br i n g e (in1 Mtisek heluetiqzie), nach welcher zwei Schwei- zer Ilirten durch Honig, der von Aconifzirn Napellus und A. Lycoctowum herriihrte, vergiftet wurden.

Nach dem Zeugnisse F r i e d r i c h ’ s v. Tschud i (in aeinem Thierleben der Alpenwelt, 1856) ist der Honig iler Erdhummeln, von Eisenhiiten, Ranunkeln und Ger- mern ( Vemtwnz) gesammclt, nicht selten sehr giftig. Hir- tenknaben, beerensuchende Kinder und Wildheuer haben schon allzu oft den fluchtigen Genuss dieses verfiihreri- schen Labsals mit dem Leben beaahlt. In Uri vergiftete der Genuss des Mooshummelhonigs drei Wildheuer, von denen nur awei durch arztliche Behandlung gerettet wer- den konnten. (Tschudi . )

Nach S p r e n g e l ist der Honig von Meliantlius major schadlich, berauschend und betaubend.

Wie G m e l i n (in seiner Flora bitdensis) berichtet, 1 *

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4 Ludwig,

sind die Rlulven von Daphne mezereum den Bienen ge- fiihrlich, ja todtlich. Die Bitterkeit und Scharfe des sar- dinischen Honigs sol1 von Daplme Cneomim mid die des corsischen Honigs von Nem'nna Oleander herriihren.

Als die Franzosen im Jahre 1807 die hohen und steilen Gcbirge, die Spanien von Portugal trennen, durch- zogen und die Armee grossen Mangel an Lebcnsniitteln litt, assen viele Soldaten Monig von wilclen Eieiien, cler in jenen Gebirgen in Menge gefunden wird; dieser ver- nnlasste SO heftige Durchfiille, dass viele dieaen Zufiillen erlagen. Leider haben die Aerzte, welche die Arinee begleiteten, niclits iiber die Pflanzen mitgetheilt, von cle- nen clie Bienen jenen drastisch wirlrenden Honig ein- gesanimelt haben mochtcn.

Wenn innn sich erinncrt, dass bei cler Spaltung des Amygdnlins ncben Zucker a-uch blausiiurchaltigcs Bitter- niaiidelijl entsteiit, und dass das ungeniein giftige Digi- talin unter seinen Spnltungsproducten auch Zuclicr cnt- kilt, so hat das Zusninitienvorlcoinmcn von Pflnnzengiften init Nectnrzucker in gewisscn Bliithen und ihr Uebergnng in den daraus gesammdlten IIonig niclits Ruffiilliges. A U C ~ das allinloidische Bolanin spaltet sich bebanntlich in Zucker uiid cin news Alkaloid, das Solanidin.

Zuin Schluss dieser geschichtlichen Einleitung miige die Erziihlung des Clauc i ius G a l e n u s aus Perganius (131- 300 n. Chr. Geb.) ihre Stelle finden, dass sein Vater einst einen Vorrath des besten atheniensischen Honigs gehabt habe, der mit der Zeit so bitter geworden sei, wie der von Pontus, wo ihn die Bienen vom Wermuth einsnmmeltcn.

Soden des Honigs. Nach der J a h r e s a e i t d e s E i n s a m m e l n s unter-

scheidet man Friihlings-, Sommer- und Herbsthonig. Nach der N a h r u n g der Bienen:

L i n d e n b l i i t h h o n i g oder Lippitzhonig. Von ihm sagt V a l e r i u s C o r d u s : Suavissimum turn gustu, turn

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Reinigurrg des Honigs. 5

olfactn e Prussia, Livonia et Lithuania allatuni inel quod. fere solis Tiliae floribus apes colligunt j

E sp a r s e t t h on i g , briiunlich, von Hedysarum Ono- brycljis;

Buch w e i z e n h o n i g , briiunlich-griin, von Polyg0~2um Fagopym nz ;

H a i d e h on i g, von C'alluna uulgavis ; Rosin a r i nho n i g von Narbonne, L a v e n d e 1 h o n i g

der Provence, RI e 1 i s s e n h o n i g von Mingrelien ; R o s e n h o n i g, voii wilden Rosenstrauchern in Eubo&

( L a n d e r e r ) ; T h y m i a n h o n i g aus Attika, nicht von Thynius-

Arten, sondern von Suturq'a capitata; diese Pflanze lie- fert die k6stlichste aller Honigsorten ( D i e r b a ch ).

Each den L i i n d e r n : D e u t s ch e r Honig, SO aus Holstein (hellbraun), Lii-

F r i e s i s ch c r Honig, schr weiss. Franzos ischer , nus der Brhtagne, Champagne, Nor-

S p R n i s che r, weiss j von den Balearen, aus Valencia. I t a l i e n i s che r, romischer, solcher von Borniia. Xa 1 t e s e r, rosenroth, fliissig. D a l m a t i s c h e r und i s t r i s c h e r . G r i echi s ch e r , attischer (Illel ntticiini~i.imatiii,i teiret.

K r i i n i s c h e r H o n i g . U n g a r i s c h e r (weiss, gelb bis brnun). P o In i B che r , H a-

v a n n a h o n i g , Insel Cuba. Die a r z n e i l i c h e A n w e n d u n g des Honigs ist

uralt. H i p p o k r a t e s (460-377 vor Chr. Geb.) benutzte Honigwasser und Sauerhonig ( O q m e l i ) , d. i. ein Gemisch aus Honig, Essig und Wasser als innerliches Nittel.

D i o s c o r i d e s (urn 50 n. Chr. Geb.) erwahnt schon des abgeschaumten Honigs : Crudurn tamen ventrem in-

neburg, Franlren, vom Oberrhein, aus Steyerniark.

mandie, l'icardie iind Provence.

Rinizta.)

n o r d a m e r i k a n i s ch e r u n d

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6 Ludwig,

flat et tussim irritat, quare d e s p i i m a t u m utendum est. Primas habet vernum.

Die Wiirtemberger Pharmakopoe von 1754 lasst Md despuntatum sinaplex also bereiten :

Rec. Mellis libras quatuor, Aquae fontanae uncias octo

Ebulliant, despumentur et per pannum colntum me1 servetur.

IIier ist also auf 6 Theile Honig nur 1 Theil WtLsser vorgeschrieben.

Eine ahnliche einfache Vorschrift giebt der Hambur- ger Codex von 1845; das spec. Gewicht des Me1 despu- ntutum sol1 nach demselben = 1,:$00 sein.

Pharmacopoea badensis von 18.11 hat gleichc Theile Honig uiid Wasser. G e i g e r lijst den I-lonig in 2 bis 3 Tlieilen Wasser kalt, liisst an einem kiihlen Orte ab- setzen, filtrirt und darnpft im Wasserbade ein. So bc- halte der EIonig seine natiirliche Farbe, seinen Geruch und seine Sussigkeit. Ihrn folgt das IIandworterbucli der Chernie von L i e b i g , P o g g e n d o r f f und W o h l e r 1843 (Bd. IV. S. 911).

Das Ausschmolzen d e s Hon igs a u s d e n Wa- b en beschreibt Apotheker 2 i e r ; cs solle bei 30 - 350R. gcschehen (das Wachs, das gelbe, sclimilzt erst bci (ii0,S Celsius). 150 Pfd. Wabenhonig lieferten ihrn 110 Pfd. Jungfernhonig, d a m noch 20 Pfd. gereinigten IIonig (,Vd despunzuturn) und 5 Pfd. schones Wachs. (Arch. de3. Ph. 1889; Bd. 28.)

Wiilirend der abgeschiiumte Honig gewijhnlich durch wollene Spitzbeutel geseiht wird, filtrirt ihn S i 11 e r in PetersLurg (1842) durch reinen ausgewaschenen Sand, der auf starken leinenen Seihetuchern ausgebreitet wird.

A n d r 8, Yrovisor der Grobziger Apotheke (Archiu der Pliurm. 1842. Bd. 79. S. 368) mengt den Brei von Fliesspapier und Wasser zu dem gekochten Gemisch aus gleichen Theilen Honig und Wasser, riihrt gut um, liisst erkalten und filtrirt.

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L. B ley bestiltigt die schone Beschaffenheit des nach A n d r 6’s Methode gereinigten Honigs, ebenso H i r s ch - b e r g in Sondershausen und A l b r e c h t Overbec l r in Lemgo (1850).

Das dazu benutzte Fliesspapier muss weiss, rein und frei yon Metallen sein. Herr C. F r a m m aus Wismar untersuchte 1862 in meinem Laboratorium ein graues Packpapier suf solche Verunreinigungen und fand darin vie1 Arsenik, Kupfer und Blei, so wie Spuren von Kn- balt. Solches Papier musste eingestampfte Tapeten, die mit Schweinfurtergrun , Bleifarben , Smalte etc. gefarbt waren, enthalten.

C. R u m p (Archiu der Pham. 1842. Bd. 82. S. 213) empfiehlt, frischen Honig zur Reinigung anzuwenden, ds der Honig mit dem Alter (und zwar schon im zweiten Jahre) in Folgc beginnender Vermoderung sich braune. Rump erkliirt sich gegen die Anwendung der Abschnitzel von Papierfiltern zum Honigklaren, als gar zu unpharmn- ceutisch. Er denkt dabei wohl an den manchmal sehc unssubern Schnitzelkasten in der Officin, der ausser Pa- pierschnitzeln such Lederscbnitzel etc. enthillt. Eineti solchen hat A n d r e wohl nicht im Sinne gehabt.

Lesenswerth ist die mit vieler Sachkenntniss ge- schriebene Abhandlung von 0 t t 0 K o h n k e in Garding (im 94. Bde. - des Archivs, der Phsrm., 1845). Nach ihm geben die j u n g e n Bienen w e i s s e n Honig, a l t e r e Bie- nen hingegen, deren Nahrung den Bluthen des Buchwei- zens, der Baidekrauter und Zapfenbiiume entstammt, geben b r a u n e n Honig. Grosse Warme beim Auslassen und zu starkes Pressen liefern unter allen Umstanden einen theil- weise veranderten braunen Honig, von im Schlunde kratzendem Geschmack, wenig fest und wenig haltbar.

1,415 - 1,422, Honig von alteren Bienen (Buchweizen- bliithe), erhartete nach 4 - 6 Wochen.

1,425 - 1,429, Honig von jungen Bienen, blassgelb bis hochgelb, erhartete nach 3 - 4 Wochen.

Spec. Gewicht des Honigs nach K i j h n k e :

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8 Ludwig,

7,422 - 1,430, Haidehonig von dtercn Bienen harter als 1,435 - 1,434, desgl. von jungen Bienen L e r vorige. 1,435 - 1,440, Marschhonig (Rapsbluthe, Klee, V&&z Fuba)

letzterer fast weiss, erhnrtete nach 6-8 Tagen und hatte dann das Ansehen des Ochsentnlgs.

Die Aufbewahrung des Honigs geschehe in kleinen hiilzernen Gebinden, nicht in irdenen Gefassen, die bei ICrystallisation des Honigs leicht zcrsprengt werden.

Nicht jedem Honig ist nnch K o hn Ir e's Erfnhrung freie Siiure eigen. Der aus mehr denn SO Uienenstiicken frisch abgelaufene, fast farblose Marschhonig, mit sorg- fiiltigst bereitetem Laclimuspapier nntersucht, ergab keine saure Reaction.

Bienenstoclre, zur Tiidtung der Bienen, wie es hiiu- fig geschieht, mit brenncndem Sctiwefel durchrauchert, geben selbstvcrstiindlich einen sailer reagirenden Honig.

In feuchter Luft aerfliesst der Honig, wird breiartig, schleimig, erleidet die Blilchstiuregiihrung und nimmt in Folge dessen saure Reaction an. &lit Knlkmilch gesat- tigt entwickelt er dann Ammoniak. Nun mit Hefe ver- setzt, giihren gelnsscn und die gegohrenc Fliissigkcit ein- gedampft, licfert sie milchsauren Kalk in Krystallen.

In dem flocliigen Bodensatze, den man erh$lt, wenn nian mit Wasser verdiinnten Honig nach dem Znsntze von etwas Kalilauge kocht, dann mit Essigslure ansluert, iindet sich nach K o h n k e Cnsei'n. Ein gut gereinigtes iliel cEespwmtzcm muss das spec. Gewicht von 1,YO be- sitzen und bei + 8 bis 100 C. nach langerem Stehen uber 'is seines Volumens reinen Kriimelzucker krystallinisch absetzen.

Auf die Wichtigkeit des spec. Gewichts zur Erken- nung der Giite des Honigs machten schon in den Jahren 1833, 1834 und 1835 V o l t e r und Z e l l e r aufmerksatn. Beim Einkauf des Honigs giebt das spec. Gewicht des- selben ein gutes Mittel ab, den Wassergehalt desselben zu entdecken und zu bestimmen, ob er fest werde und haltbar sei. Als Normalgewicht betrachten sie die beob

( KO h n k e.)

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achteten spec. Gewichte 1,433 - 1,434. h c h noch bei eincm spec. Gew. von 1,430 bis herab auf 1,413 werde der Honig noch bald fest und kornig. Dagegen sei ein Honig mit 1,400 bis 1,390 herab schon zum Verderben geneigt, werde im Winter nicht mehr recht fest, im Som- mer bald schaumig, sauerlich uncl geho in Giihrung uber. (Phnrmac. Centralbl. 1834 u. 1535.)

Ed. R e b l i n g , Apotheker in Langensalza (Arch. der Pharm. 1851, Bd. 118. S. 288; 1858, Bd. 143. S. 282 u. Bd. 144. S. 279) erhielt Krystalle von gemeinem Zucker (Rohr- zucker) aus dern Nectar folgender Blumen : Anti?-rhinuni mujus, -4sclepias curnosct, Linaricc vulgaris, Gloxinia, Pla- tanth era 6i f ol ia, Sal uia prcttensis, Stct c h p pa1 itst r-is, Syni- phytitni ojjicinale und Trifolium alpestre. (Mehre Exem- plare solcher Nectarcandiskrystalle , ein Geschenk des Herrn R e b l i n g , bewahre ich noch heute in der chemi- schen Sammlung meines Instituts.) Der Nectar der Lin- denbluthen wollte nicht lrrystallisiren und der Honig gab niir Krumelzuckerkrystalle. Nur ein ganx vortreff licher Honig nus der Gegend von Langensalza gab scharfkantige, gut ausgebildete Rohrzuckerkrystalle.

Nsch R e b l i n g ist cler Ausdrnck: ,,die Bienen sam- meln Honig" ungenau; sie sammeln vielmehr den f lus - s i g e n Nectar der Blumen und in demselben vorzugs- weise gemeinen Zucker, verwandeln diesen in der Honig- blase dureh Einwirkung der thierischen WIrrne, des Ei- weissstoffs und der PvlilchsHure, welche der thierische Organismus in der Blase erzeugt, in das Gemenge von Kriimelzucker, Syrupzucker etc., was wir Honig nennen. Nur wahrend der Bliithe, d. h. wHhrend des Actes der Refruchtung scheiden die Fflanzen Siissigkeit in den Nec- tarien ab, weder vorher, noch nachher. Der fliissige Nectar enthiilt gegen 12- 14 Proc. Zucker. Die Kry- stalle des Kriinielzuckers sind theils Nadeln, theils rhom- bische sechsseitige Tafeln.

Nach R e b 1 i n g reagirt schon der in den Zellen be- findliche Honig, SO wie der beste Jungfernhonig, s t e t s

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10 Ludwig,

s a u e r *). Der beste thuringische Landhonig enthalt 1 Prornille, mittlerer Cubahonig 2 Promille dieser freien Saure. Bei der Destillation aus Glasgefassen enthielt das Destillat nur wenig Essigsiiure und Buttersiiure, der grijsste Theil der Saure blieb im Ruckstande und bestand aus Milchsaure.

Eine weitere Verunreinigung des Honigs ist das E i- w e i s s , von welchein R e b l i n g ' I s Gran in 1 Unze Ho- iiig oder 0,35 Promille Eiweiss fand. Ein jeder Honig enthdt noch etwas W a ch s , welches demsclbeii seinen specifischen Geruch mittheilt, der gar nicht so fluchtig ist, als man insgeinein annimmt. Endlich findet sich im Honig etwas B l u m e n s t a u b , den die Biencn als Hos- chen eintragen. Bester Honig enthiilt davon gegen 0,4i Procent. Aus einciii niit 3 bis 4 Theilen M'asser ver- diinnten Honig sclieidet sich dcr Pollen ab und iut in1 Eodensatze durch das Mikroskop zu erkennen. R e b l i n g zweifelt an der Existenz giftigen Honigs (nach dem oben Gesagten wohl mit Unrecht).

Zu den ini Obigen mitgethcilten Reinigungsmethoden des Honigs: I. D u r c h e i n f a c h e B e h a n d l u n g m i t k a l t e m o d e r m i t h e i s s c m Wasser, lroiniiien noch die folgexiden, bei denen mancherlei Zusiitze gcmncht werden:

11. D i e R e i n i g u n g m i t E i w e i s s . Sie wird empfohlen: 1) vom Apothekcr Funcke in

Linz am Rhein (Arch. der Pharin. 1824, Bd. 7. S. 215).

*) Hiasichtlich der Reaction des frischen Honigs bin ich niclit der Ansicht dcs Herrn l i e b l i n g , sondcrn muss derjenigen des llerrn K o h n k e beistimmen. Frischer Jungbienenhonig, welcher mix am 10. August 1864 yon meinem Brudcr F r i e d - r ich L u d w i g aus Greussen geseudet wurde (noch in den Waben befiiidlicher, von seinen eigenen Bienen gesammelter) \Tar fast farblos, reagirte in lralt berciteter miisseriger L6sung gegen empfindliches Lackmuspapier neutral, gab beim Kocben keiue Gerinnung, keine Triibung mit GerbsIure, Salpeteraaure, Ago, NOS - BaCl und Bleiessig. N u r niit einer bia zur Farblosigkeit vcrdiinnten Eisenchloridlosung Firbte er sich gelb. H. Ludwig.

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Reinigung des Honigs. 11

Man vermengt den Honig mit dem Eiweiss, bringt ihn in Fasser oder Holikubel, leitet aus einer Destillir- blase Wasserdampf hinein, schiiumt ab und lasst im E’asse klaren.

2) Vel ing , Apotheker in Hillesheim (Archiv der Pharm. 1844, Bd. 90. S. 155) nimmt 1 Eiweiss auf 5 Pfd. Honig, der mit etwas Wasser verdunnt ist; nach dem Aufkochen und Abschiiumen kommt die Fltissigkeit in ein aufrecht stehendes Fasschen, mit Hahn 2 bis 3 Zoll uber dern Boden, bleibt darin im Kcller 6 bis 8 Wochen ruhig stehen, nach melcher Zeit sich alle Unreinigkeiten abgelagert haben.

3) B r u n n e r in Gnesen (Arch. der Pharm. 1856, Bd. 135. S. 20) nimrnt gleiche Theile Honig und Wasser und auf 1 Ctr. Honig das Weisse von 30 bis 40 Eiern. MeZ americnnum iiber Liibeclc bezogen erklart er fur anwencl- bar. (Pliarm. 6oruss. ed. VII. sagt bekanntlich : rejicia- tur, quod ex America ad nos adfertur; die Hannoversche Pharmakopoe 1861 fiihrt nur an, dass man im Handel Landhonig und westindischen oder Cubahonig unter- scheide ; letzterer sei gemeiniglich weisser und weniger aromatisch). Auch B r u n n e r empfiehlt die Aufbewah- rung des Me1 despumatum in einem Fasschen mit holzer- nem Krahn.

4) E r n s t U n g e w i t t e r , Apotheker zu Breisig am Rhein (Arch. der Pharm. 1857, Bd. 142. S. 298) nimmt auf 1 Th. Honig bis Th. Wasser, setzt eine entspre- chende Menge von zu Schaum gegchlagenem Eiweiss zu, kocht ohne Umriihren nur einmal auf und colirt. Alles Eindampfen muss vermieden werden, wenn der Honig seine Eigenthiimlichkeit behalten soll.

5 ) Pharmacopoea universalis von G e i g e r und Mohr (1845). Sie lasst auf 12 Pfd. guten rohen Honig 4 Pfd. Wasser und das zu Schaum geschlagene Weisse vou 4- Huhnereiern nehmen. Die Arheit geschieht im Zinn- kessel, das Filtriren durch ein wollenes Colatoriun:. Das Prslparat sol1 hellgelb sein, nicht braun, nicht branstig

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schmecken, nicht sauer reagiren. Wiirde die Saure des Honigs mit Kreide abgestumpft, so wirke das Praparat wegen gebildeten milchsauren Knlks nbfiihrend.

6) Die P h a r m a k o p i j e fu r d a s Ki jn igre ich Ban- n o v e r (1861) schreibt vor: 24 Unzen rohen Honig, 48 Unzen Wasser und 1 Eiweiss kalt zu niischen, irn ver- zinnten Kessel aufzukochen und bis zur I<lilrung gelinde sieden zu lassen, durch ein wollenes Colatorium zu sei- hen und im Wnsserbade zur diicnen Syrupsconsistenz ab- zudampfen. i l lel despeinzatunz solle hellgelb bis hellbrzun- lich sein und mit Wasser gemischt sich nicht triiben.

7) T h e o d o r W i l h e l n i Chi.. b ln r t iu s , Apotheker in Erlangen (Buchner’s Repert. 1835) kochte 1 Th. Lantl- honig niit 4 Th. Wasser, fiigte fiir jede 4 Pfd. Honig 1 zu Schnuni geschlagenes Eimeiss hinzu, liess 12 Stunden absetzen, filtrirte, ohne den flockigen schlcimigen Satz aufzuruhren, diirch wollene Colatorien und dnnipftc ein.

8) Apotheker Schmid t zu Ebern (Suchner’s Eepert. 1836) findet 4Th. Wasser mf 1 Th. Honig zu viel; man habe dann zu lsnge abzudnnipfcn.

9) Auch J3 1 u t ist zur Reinigung des Nonigs empfoh- len morden wegen seines Eiwcissgehalts, hat aber wold wenig Anwendung gefunden.

111. R e i n i g u n g i n i t P f l a n z e n k o h l e . 1) G u s t a v C e r u t t i (Berl. Jahrb. Bd. 32. S. 366)

niinmt anf 30 Pfcl. Honig 30 Pfd. Wasser, 3 Pfcl. grob- lich gestossene, vom Stnub befreite Holzkohle und das zu Schaum geschlagene Weisse von 24 Eiern und nach dem Aufkochen und Abschaumen nochmsls 12 Eiweiss

2 ) Dr. G e i s e l e r (Arch. der Pharm. 1840, Bd. 83. S. 226) nimmt gleiche Theile Wasser und Honig und fur jede 2 Pfund des letzteren 1 Unze groblich gepulverte Holzkohle.

3) Die Gte A u s g a b e d e r P r e u s s . Pharmako- pije (1846) und auch die 7te (1862) schreibt die Pflan-

11. s. w. (!)

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zenkohle zur Honigreinigung vor. Auf 50 Th. besten rohen Honig sind 100 Th. gemeinen Wassers und 1 Th. frisch gegluhter, groblich gepulverter, von ihrem feinen Pulver befreiter Holzkohle zu nehmen. Das Gemisch aus Honig und Wasser wird im Zinnkessel eine Stunde lang tinter Vermeidung des Aufwallens fast auf 1000 C. erhitzt, in einem irdenen Gefssse uber Nacht an einem kalten Orte stehen gelassen, die Kohlenstiickchen nun zugemischt, die Flussigkeit durch einen wollenen Spitzbentel filtrirt, das Filtrat im Dampfbade zur Syrupdiclre gebracht und nochmals colirt.

E. G . H o r n u n g und L. F. B l e y (Arch.derPharm. 1847, Ed. 50. S. 4.1) finden keinen triftigen Grund, wes- halb die Preuss. Pharmakopoe (6te Aufl.) den Havanna- honig verwerfe. Bekanntlich verwirft anch Ed. VII. die- ser Pharmakopoe solchen Honig.

Apotheker und Medicinal -Assessor W i 1 ms in Miin- ster (Arch. der Pharm. 1855, Bd. 133. S. 154) empfiehlt und giebt an citirter Stelle die Abbildung eines Syrup- probers (ein birnformiges kurzspindeliges Araometer aus Glas mit eingeschmolzenem Bleischrot), um MeZ despumu- twn zum richtigen spec. Gewicht von 1,293 bei l i o R . zu bringen.

4) Apotheker K r a u t h a u s e n in Epe (Arch. d.Pharm. 1857, Bd. 139. S. 43) benutzt bei 16 Pfd. Honig und 20 Pfd. Wasser 2 Unzen groblich gepulverter Lindenholz- kohle, da Meilerkohlen von hartem Holze keine genii- gende Klarung bewirken.

Sowohl K r a u t h a u s e n als W i l m s geben ihre Aus- beuten an Me1 despumatum an den citirten Orten an; sie betragt bald etwas weniger, bald etwas mehr als die zur Reinigung genommene Menge des rohen Honigs.

IV, R e i n i g u n g m i t T h i e r k o h l e . 1) Sie wurde zuerst von B a r t h o l o m a u s Tromnis -

do r ff (N. Journ. der Pharm. 1824) empfohlen. 20 Pfund brauner Haidehonig, eben so vie1 Wasser und 1 Pfund

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gepulverte Thierkohle werden 2 Stunden lang gelinde gekocht und die Flussigkeit durch wollene Spitzbeutel ge- seiht. Zur Entfernung einzelner feiner KohhtheiIchen wird mittelst des Weissen von 2 Eiern geklart.

2) C. M. v a n D y c k , Apotheker in Utrecht (Arch. der Pharm. Bd. 14. S. 129; sodann Arch. der Pharm. 1841, Bd. 76. S. 225) nimmt auf 1 Th. Honig 2 Th. Wasser nnd I/* Th. Beinschwarz. Der braune Honig verliert sei- nen unangenehmen Geschmack und Geruch und wird citronengelb.

3) Mun ch (Jahrb. fur prakt. Pharm. VIII. pag. 237, daraus im Arch. der Pharm. 1845, Bd. 91. S. 188) nahm nuf 17 Pfd. Honig 7 Pfd. Wasser, 1 Pfd. hxur ustum und 6 Eiweiss. Er erhielt so 17-15 Pfd. krystsllhelles He2 despumatuni von starkem Honiggeruch und weingelber Farbe.

Die Redaction des Archivs ( B l e y und W a c k e n - r o d e r ) bemerkt hierzu, dass man eine Priifung cines SO

gereinigten Honigs auf Gehalt an pliosphorsaurem Kalk nicht unterlassen solle.

4) 0 t t o KO h n k e (in der citirten Abhandlung aus dem Jahre 1845) nimmt auf 10 Pfd. Honig 5 Pfd. Was- ser und 1 Pfd. Thierkohle in erbsengrossen Stiicken, vom feinen Pulver sorgfiiltigst getrennt, erwarmt bei 50 - 600 Cels. 24- 36 Stunden lang, erhitzt dann 1-2 Minuten lang zum Sieden, giesst aus dem kupfernen, gut verzinn- ten Kessel in ein irdenes Gefass, stellt 6-8 Tage bei Seite, giesst dns Klare durch ein wollenes Colatorium, niit der Vorsicht, den Bodensatz nicht aufzuriihren. Zur Yriifung giesst man 1-2 Drachmen des Priiparats in 4 - 6 Unzen Wasser; gut gereinigtes 1c-lel despumatum wird sich dnmit ohne Triibung mischen und keine Flocken absetzen.

5 ) Dr. F r i e d r i c h Mohr .(Cornmentar ziir Preuss. Yharmakopoe, 1854) halt die Behandlung des Honigs mit Holzkohle, Blutkohle oder Knochenkohle fiir zwecklos, da die Entfarbung dee Honigs dadurch nur unbedeutend

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nnd die Entfernung des Geruchs eine ZerstSrung einer seiner wesentlichsten innewohnenden Eigenschaften sei.

6) W i l m s (Arch. der Pharni. 1855, Bd. 133. S. 155; 1857, Bd. 139. S. 40) wendet bei Honig, der nach der gewohnlichen Methode mit Ilolzkohle nicht klar werden will, auf 10 Pfd. des Honigs 1- 2 Unzen groblich gepul- verte Thierkohle (Knochenkohle, wie sie zur Zuckerraf- finerie verwendet wird) mit gutem Erfolge an.

V. R e i n i g u n g m i t Gerbs i iu re ode r Ga'llapfeln.

1) Die Reinigung des Honigs durch Gallapfelaufguss empfahl zuerst Men e gazz i.

2) C e n e d e l l a fand bei Wiederholung von M e n e - g a z z i's Versnchen, dass dieses Mittel unzweckmassig sei, indem Antheile von Gerbstoff und Gollussaure im Honig bleiben, wodurch dieser die Fahigkeit erhalte, Arznei- mittel, welche Brechweinstein enthalten, zu zersetzen. (Journ. de Chini. m6d. Sptbr. 1832. p. 568; Centralbl. 1832, p. 749; Arch. der Phnrm. 1841, Rd. 76. Y. 227.)

3) Apotheker S t r R u ch in Petersburg vertheidigt (Jahresbericht der pharmac. Gesellschaft zu St. Petersburg 1836, Y. 47; Centralblatt 1837, S. 629) Menegazzi ' s Me- thode. Auf 40 Pfd. Honig nimmt er 80 Pfd. Wasser und 3 Drachmen gestossene Galliipfel, lasst aufwallen, d a m erkalten. Die Unreinigkeiten sitzen alsdann als Flocken am Boden. Man dampft die klar abgegossene Fliissigkeit im Wasserbade ein. Falls noch etwas Gerb- d u r e im Honig zuriickgeblieben sein sollte, so miisse man etwas Leimlosung hinzufiigen, die dann das iiber- schiissige Tannin falle. Auch narkotische und giftige Stoffe wurden dabei durch den Gerbstoff gefallt. (Ein sehr gliicklicher Gedanke.

4) Apotheker F. E. Schu l t z in Rehna (Archiv der Pharm. 1853, Bd. 124. S. 113) nimmt auf 8 Pfd. MeZ c k - durn und 6 Pfd. Regenwnsser Unze groblich gestos- sene Gallapfel.

L u d w i g.)

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5 ) Dr. Fr. M o h r (Commentar 1854) schreibt auf 2 Pfd. Landhonig 3 Pfd. Wasser und I - 11/, Scrupel feines Galliipfelpulver vor.

6) R i l m s macht (1855 und 1657, Arch. der Pharm. Ed. 139. S. 39) rnit Recht darauf aufmerksam, dass bei aller Unschadlichkeit weder der von Die. Fr. M o h r und Andern einpfohlene Gerbstoff, noch der von Ho ffxna n n (Notizen 1855, No. I. S. 15) empfohlene Leim in den ge- reinigten Honig gehore, da bei aller Vorsicht ein Ueber- schuss des einen, wie des andern k a ~ verinieden wer- den konne. W i 1 m s hat bei Apothekenrevisionen gefun- den, dass der mit Tannin gereinigte Honig in der Regel mi t Eisensalzen Tinten -Reaction gebe. (Auch mir ist bei mancher Revision ein solcher gerbsiiurehaltiger Honig vorgekommen.

Nach W i l m s ist es nicht schwer, Honig zu finden, desseii Losung erhitzt und filtrirt, durcli Gerbsiiure nicht gefallt wird, der also frei von sogennnntcm Casci’n ist.

(Der von freien Stiicken aus deli Waben geflossene Honig giebt iiberhnupt mit Tannin keinen Niederschlag. L u d w i g . )

Der dureh schwaches Erwiirnien und gelindes Pres- sen gewonnene Honig giebt mit Tannin nur schwache Fallung.

Nach W i 1 rn s muss der vielbesprochene sogenannte naturliche Leimgehalt des Honigs dem thierischen Safte der in den Waben noch befindlichen Bienenlarven zugeschrie- ben werden. Schlecht filtrirender Honig ist inimer durch warmes und starkes Pressen erhalten. Neutral reagiren- der Honig wird nach ihm durcli Thierkohle nicht kalk- haltig.

7) Apoth. H o f f m a n n in Crefeld (Arch. der Pharm. 1856, Bd. 137. S. 151) giebt zu, dass der nach Mohr rnit Gerbsaure gereinigte Honig haufig auf Eisensalze reagire. Deshalb versuchte er, die Gerbsaure xnit Leim zu fallen, und mit gunstigem Erfolge.

H o f f m a n n empfiehlt Mohr’s Hochdruck-Colatorium

L u d w i g.)

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(eine Verbindung des Spitzbeutela mit der RBal’schen Presse ), ausserdem noch den Andrd’schen Papierbrei. M o h r empfahl ausser seinem Hochdruckfilter das Du- blanc’sche Schnellfilter oder ein gewohnliches Faltenfil- trum aus ganzen Bogen eines weissen, leicht durchlassen- den Papiers. W i 1 m s stellt den Nutzen des Hochdruck- filters nicht in Abrede, erklart aber, nie zu complicirte- ren Gerlthen zu greifen, wenn er mit einfachen Mitteln denselben Zweck eben so leicht und vollstlndig erreichen konne.

VI. R e i n i g u n g d u r c h L e i m a l l e in . Eine solche empfahl W i d e m a n n (Buchner’s Repert.

1835, Rd. IV. S. 239). 12 Pfd. roher Honig, eben so vie1 Wasser und Quentchen in kleine Stiicken zerschnit- tene Hausenblase, welche zuvor iiber Nacht in etwas Wasser eingeweicht worden ist, werden einige Zeit stark gekocht, abgeschaumt und colirt. Auch rnit C a r a g h e e n- a l g e n hat man versucht, den Honig ,,zu r e i n i g e n “ .

VII. R e i n i g u n g durch koh lensau ren Kalk. Apotheker Schmidt in Ebern (Buchner’s Rep. 1836,

Rd. VI. S. 94) lasst 9 Pfd. (biirgerl. Gew.) rohen Honig, 3-31/% Pfd. Wasser und 9 Unzen nicht zu fein gepul- verte Eierschalen (statt deren auch Knochenkohle dienen konne) wegen des starken Schaumens in einem geraumi- gen Kessel bei gelindem Feuer kochen. Das Colirte wird mit dem Weissen von 3-4 Eiern geklart. Kreide aei wegen feiner Zertheilung hierzu untauglich.

Solcher Honig gab mit Oxalsaure nur geringe Trii- bung. (Es fehlt nur noch das Eigelb, dann hat man die ganzen Eier als Reinigungsmittel !)

VIII. R e i n i g u n g d u r c h K a l k w a s s e r . Einer solchen redet Rebl ing (Arch. der Pharm. 1858,

Bd. 143. S. 282 und Bd. 144. S. 279) das Wort und zwar in Verbindung mit Qerbsaure angewendet. Anf 1 Pfd. Honig h 16 Unzen 1 Pfd. gewijhnliches kalkhaltiges Brunnenwasser

Arch. d. Pharm. CIXXIII. Bds. l.a.2. Eift. 2

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und 4 Gran feingepulverten Gallus. In die kochende Mischung giebt man so vie1 Kalkwasser, dass die Siiure abgestumpft wird (auf 1 Unze Honig etwa 1/2 Unze Kalk- wasser). Ein Ueberschuss des Kalkwassers verandere die Zuckerarten des Honigs und sei zu vermeiden.

IX. R e i n i g u n g m i t t e l s t M a g n e s i a c a r b o n i c a . Apotheker J o n a s in Eilenburg empfahl (im Archiv

der Pharm., 1845, Bd. 92, S. 132) eine solche 'fur ame- rikanischen Honig und benutzte nebenbei auch gepul- verte Holzkohle.

X. R e i n i g u n g m i t t e l s t S a u r e n . I. Franzosische Pharmaceuten haben sich der Sal-

petersaure bedient, um das Eiweiss des Honigs abzuson- dern (Die rbach , Arch. derPharm. 1841, Bd.76. S.228).

2. F u n c k e , Apotheker zu Linz am Rhein (Arch. d. Pharrn. 1824.) behandelte Honig versuchsweise mit ver- diinnter Schwefelslure (wie man b@ der Bereitung des Starkezuckers vcrfghrt). Der Honig wurde dsbei noch mehr zersetzt (brauner gefiirbt) als beim Kochen fur sich, aber er wurde siisser.

3. Durch schwefligsaures Gas wird nach F u n c k e der Honig gleich dem Birnensaft zerstort und behalt den schwefligen Geruch bei.

Darf ich schliesslich rneine eigene Ansicht ausspre- chen, so geht diese dahin, zur Bereitung des zu medi- cinischen Zwecken dienenden Me1 despumatum nur des b e s t e n L a n d h o n i g s sich zu bedienen, denselben mit menigstens gleichen Theilen des r e i n s t en Q u e 11 w a s - s e r s , was a m O r t e ist , bei Siedehitze aufzulosen, die kurze Zeit gelinde im Sieden erhaltene Flussigkeit ab- zuschaumen, in ein passendes hohes Gefiiss zu giessen, darin bei Kellertemperatur zugedeckt so lange stehen zu lassen, bis sie sich vollig geklart hat, dann vom Boden- satze abzugiessen und diesen noch auf ein Filter zu bringen (nijthigenfalls vorher noch etwas mit Wasser zu

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Reinigung des Holhigs. 19

verdiinnen). Sammtliche Fliissigkeiten werden im Was- serbade zur gehorigen Consistenz gebracht. Die eiweiss- artigen Stoffe des Honigs werden hierdurch zum Gerinnen gebracht und setzen sich in der nicht zu dunnen Fliissig- keit in kurzer Zeit als feiner Schlamm zu Boden, der die Filter verstopfen wurde, wollte man ihn gleich anfangs auf dieselben bringen. Dieser Schlamm schliesst die etwa vorhandenen Wachstheilchen und Pollenkornchen in sich ein. Eine Gahrung der sussen Flussigkeit hat man nicht zu befurchten, wenn die Temperatur 1OOC. nicht ubersteigt.

Will man obendrein mittelst Eiweiss klaren, so kann dagegen nichts eingewendet werden, da dieses nur sehr wenig betragt im Verhaltniss zum Honig und die Men- gen freien Alkalis und Kochsalzes des Eiweisses gegen die Bestandtheile des Quellwassers verschwinden, dessen geringer Kalkgehalt hier ebenfalls ohne Nnchtheil sein wird.

Anders ist es schon mit dem Zusatz von BIut, we- gen dessen grosseren Salzgehaltes.

Der Zusatz yon Kalkwasser ist ganz verwerflich, weil die beiden Zuckerarten des Honigs (sowohl der Kru- mel- als der Syrupzucker) unter Einfluss freier Alkalien und Erdalkalien eine Veranderung, ahnlich der bei der Rostung erleiden,. die sich durch Entwickelung eines brenz- lichen Geruches und Bildung brauner, bitter schmecken- der Producte zu erkennen giebt. Der gleiche Vorwurf trim selbst die Magnesia, welche obendrein dem Honig ihre eigenen medicinischen Wirkungen verleihen muss.

Die Thierkohle enthalt neben dem phosphorsauren Kalk auch etwas kohlensauren Kalk, gewisse Mengen von phosphorsaurem Natron und Kochsalz, abgesehen von sonsti- gen Unreinigkeiten des sogen. E ~ U P ocstum. Die von der Gewinnung des Zuckers aus Runkelriiben hergenommenert Analogien der Anwendung des Ralks und der Knochen- kohle passen nicht auf den Honig, denn wahrend die Losung des gew6hnIichen Zuckers durch Kalk nicht ver- andert, durch Thierkohle aber entfarbt wird, erleidet der

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20 Ludwig, Reiiriguag des Hodgs.

Zucker des Honigs durch Kalk eine Veriinderung nnd der Honig selbst durch Thierkohle eine Entfarbung, die gar nicht zum Wesen der Honigreinigung gehort.

Der Gerbsaure ist sehr das Wort geredet worden und sie verdient es auch, drtss man sie beachte, da sie ein allgemeines Fiillungsmittel von Eiweissstoffen (Albu- min, Case'in), Leimstoffen, Alkaloiden, Bitterstoffen etc. ist. Man sollte sie aber nur als reinesTanriin und nicht in Form von Gallapfeln anwenden, weil diese auch Gal- lussaure, Extractivstoffe etc. enthalten, welche ihrerseits den Honig verunreinigen, wenn selbst alle Gerbsaure wieder abgeschieden worden wiire. So lange die gesetz- lichen Vorschriften daruber schweigen, gehijrt aber die- ser Zusatz zu den bedenklichen, weil fiir den Fall eines Ruckhalts an Gerbsaure Eisenmixturen mit solchem Ho- nig sich schwsrzen, Brechweinsteingemische sich zer- setzen etc. Durch Leim den Gerbsauregehalt wieder zu entfernen, heisst die Kirche uma Dorf tragen, indem man erst die Leimstoffe entfernt, um sie spiitcr wieder hinein- zubringen. Doch gebe ich zu, dass es Kunstler giebt, die solche Reinigung auf die Spitze treiben konnen. Was der L e i m allein aus dem Honig abseheiden soll, ist mir nicht klar geworden.

Die geringe Menge von Pflanzenkohle, welche zur officinellen Reinigung des Honigs vorgeschrieben, ist ziem- lich unbedenklich, was die Entfernung der Geruchsprin- cipien desselben betrifft ; in der Theorie jedoch bleibt ihr Zusatz verwerflich, weil gerade der Geruch eines treff- lichen Honigs etwas Wesentliches auch bei einem ,,ge- reinigten' Honig ausmacht.

Die aogenannten Reinigungen des Honigs mit Sauren habe ich bloss des historischen Interesses wegen erwahnt j fiir die Praxis bleiben sie bedeutungslos oder geradezu verwerflich.

Anwendung der AbfiZlle von der Honigreinigung. B r a n d e s schlug vor, die Schaumabfalle und den

schlammigen Absatz zur Essigbereitung anzuwenden ;

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Ludwig, die Harze der Benzoii 21

H e l rn ts empfahl sie zur Weingeistgewinnung und F u n ck e den kohlenhaltigen Schaum zur Bereitung von Stiefelwichse (in gleicher Weise, wie Dr. Fr. Mohr den Sympua hol- landicus; vergl. dessen Cominentsr zur preuss. Pharm. 2. Aufl. 2. Bd. S. 357).

Ueber die P r i i f u n g d e s H o n i g s hat L a s s a i g n e (Journ. de Chim. mbd., 1844 ; daraus im Arch. der Pharm. 1846, Bd. 95. S. 63) Angaben gernacht. Man behandelt denselben mit starkem Weingeist j beigemischter Leim oder Dextrin, Pflanzenschleirn, Stiirkemehl und gewohnliches Mehl bleiben ungelost. Zusatz von Starkezucker erkennt man an der gleichzeitigen Anwesenheit von Gyps, von welchem namentlich der dextrinhaltige rohe Stiirkezucker- syrup selten vollig befreit worden ist. Auf einen Kupfer- gehalt des Honigs hat man ebenfalls zu prufen, besonders dann, wenn solcher Honig zur Futterang von Bienen ver- wendet werden soll.

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Ueber die Formeln der Harze der Benzoe; H. Ludwig .

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- Die B e n z o e , Resina benzo9, wird von dem auf

Borneo, Java und Sumatra wachsenden Baume 8tyrax Benzoiiz gewonnen, aus dessen Stamme und Aesten eie Galsamartig ausfliesst und spater erhartet. Sie gelangt in grossen sproden Harzstucken zu uns, deren Bruch ein Gernenge von braunen, rothen und weissen Kornern zeigt, die zuweilen mandelartig erscheinen (Benzoe anaygdaloi- des). Auf dem Bruch ist die Benzoe f e t tg l l i nzend . Spec. Gew. 1,063 bis 1,092. Sie riecht beim Zerstossen vanilleahnlich, schmeckt scharf balsamisch und lost sich rnit Hinterlassung von etwa beigemengten Rindenstuckchen i n Alkohol.

Als B e s t a n d t h e i l e d e r B e n z o e kennt man 4 verschie- dene Harze, ferner BenzoEdure (nach I( o p p gegen 14 Proc., nach S to l t ze gegen 18 Proc.), zuweilen etwas Zimmt-