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Ueber die Unächtheit des vierten Buchs der Frontinschen Strategemata Author(s): Curt Wachsmuth Source: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 15. Jahrg. (1860), pp. 574-583 Published by: J.D. Sauerländers Verlag Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41258851 . Accessed: 21/05/2014 21:16 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . J.D. Sauerländers Verlag is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Rheinisches Museum für Philologie. http://www.jstor.org This content downloaded from 193.104.110.126 on Wed, 21 May 2014 21:16:43 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Ueber die Unächtheit des vierten Buchs der Frontinschen Strategemata

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Ueber die Unächtheit des vierten Buchs der Frontinschen StrategemataAuthor(s): Curt WachsmuthSource: Rheinisches Museum für Philologie, Neue Folge, 15. Jahrg. (1860), pp. 574-583Published by: J.D. Sauerländers VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/41258851 .

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Ueber die Uniichtheit des vierten Buchs dcr Frontinschen Strategemata.

Wie die ubrigen Militarschriftsteller der Alten find auch und in

ganz besonderem Grade die Strategemata Frontins ubel zugerichtet auf uns gekommen. Nicht allein ist der von den Abschreibern arg mih-

handelte Text noch immer sehr verwahrlost , zumal ihm von den zahl-

reichen Herausgebern keine nur irgend genugende Sorgfalt gewidmet

ist *), sondern die Sammlung ist auch durch ungeschicktes Einfugen von ungeho'rigen nnd abgeschmackten Veispielen durch spa'tere Hande

so entstellt, dah Kochly und Riistow in der Vorrede zu ihrer Geschichte des griechischen Kricgswesens S. XVIII es fur unzweifclhaft halten,

dah dies elende Sammelsurium nicht dem grohen Ser-

tus Julius Frontinus angeho're, und auch Vernhardy in

seiner rom. Litt. Gesch. S. 741 sich a'hnlich a'uhert. Eine solche An-

nahme ist nun allerdings der ubereinstimmenden Ueberlicfcrung gegen- iiber und bei der durchaus sachgemahen und vernunftigen Eintheilung der drei ersten Vucher nicht berechtigt; es liegen sogar direkte Gegen-

beweise gegen dieselbe im Buche selbst vor. Denn die Absassunaszeit unter Domitian erweisen I 3, 10 und 23; IIII 3, 14 und nament-

lich I 1, 8 und II 11,7; sodann legt Frontin seine eigene That**)

dem Diokletian bei I 3, 10 ; endlich bezieht er sich zu Ansang der

ganz in seinem Stil und Geist verfahten Vorrede zu dem ganzen Werk auf seine aus Vegetius 6o i'6 unlit. I 8 und II 3 bekannte

taktische Schrift. Es scheint vielmehr nicht unwahrscheinlich, dah derselbe

*) Wie an einem schlagenden Beispiel schon 1844 in dieftm Museum III S. 312 flgd. Haase gezeigt hat, wovon der neueste Hercmsgeder Dede^ rich (1855) keine Notiz genommen hat.

**) Datz fie bies fei , ist erfichtlich aus Frontms Vorrebe zu stluer Schrift 6s agrorum quaiitats vgl. Dcberid) in Zeitschr. fur Alterthnmsw. 1839 S. 843 fig.

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Ueber bie Undchtheit bes vierten Buchs zc. 575

in feinen Strategematis, in benen er bie praktischen Nelege zu ben

theoretifchen Vorschriften in feiner Taktik vorbringt, auch bem Plan unb ber Anorbnung, nach benen er jene verfaht, im Grohen unb

Ganzen gefolgt ist; wie benn bes zweiten Vuches Kap. 2 de loco ad pugnam eligendo^ Kap. 3 de acie ordlnanda unb Kap. 6 de emittendo boste ne clausus proelium ex desperatione redintegret entfprechen bem 13. Kap. quemadmodum idoneus locus ellgatur ad pugnam, bem 14. quemadmodum acies deboat ordinari ut in con^ictu reddatur invicta unb bem 21. viam abscedendi liosti'bus dandam ut deleantur iacillus lu-

gientes bes britten Buchs toon Vegetius de re militar!) ber unter anbern auch Frontins Taktik ausgefchrieben zu haben bekennt (I 8 unb II 3). Dahingegen ist festzuhalten, bah Frontin uns nach allge- meiner Ueberlieferung als groher Felbherr unb Verwaltungsmann ge- fchilbert wirb unb bah einem Manne, ben Aelian Vorr. ber Takt. 3 als 57l,l7?//t0^ ^7r«rlX0^ l)s)^«^ tt7i6^k^x«^k^0^ Tik^i/ r^ cl^ ru^

7r0^6/t0t^ ^t7l5i(),tt^ erwdhnt, Plinius epist. V 1, 5 Zu ben geach- tetsten Ma'nnern bes Staates zahlt unb ebend. II1I 8, 3 als prin- ceps vir bezeichnet, ben fogar ein Taeitus H^gric. 17 einen vir

magnus nennt, fiiglich nicht Dinge zugemuthet werben ko'nnen, bie nicht nur totalen Mangel militdrifcher fonbern ben jeber C'insicht ver- rathen. Anbrerfeits liegt es ja auf ber Hanb, bah gerabe folch eine

Sammlung lofe aneinanber geknupfter Veifpiele zu Interpolationen ungemein geeignet ift, wie Frontin am Schlufse ber Vorrebe bes Werks fagt: verum facile erit sua sub quaque *) specie subgerere ̂ ber selbst fo'rmlich zu berartiger Thatigkeit aufforbert mit ben Worten: adl'uvari me ab bis qui aliquid illi (biefer Schrift) adstruent non argui credam. Unb fo siuben wir in ber That eine grohe Anzahl toon Veifpielen toor, beren fpa'terer Urfprung sicher nachzuweifen ist: boch ubergehe ich jetzt alles Uebrige ̂̂ ), urn

*) ©o bermutlje id) ift ftatt ber SBufgate erit sub una quaque jit fdjreiben, ba faft atle unb bie bcffen ^anbfc^vtften , and) bie fcon tniv i»er* flttdjene (iltefte, bie ©otfyaer erit sub quaque bieten.

""") Von eungen zu jprechen wnd Utttm die Gelegenyelt erforbern. Dod) kann ich mir nid)t verfageu gleid) hier eins als Beleg fur bie feltme Unachtfamteit ber Herausgeber anzufiihren. Keiuer von ihnen hat ben ge-

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576 Ueber bie Undchtbeit bes vierten Vuchs

bloh von bem Wichtigften gu reben, von ber Undchtheit bes ganzen vierten Buchs.

Frontin bat, wie er felbst in bcr erften Vorrebe erortert, feinen Stoff in brei Bucher vertheilt unb gwar so , bah bas erste Buch bas-

jenige enthdlt, was vor bem Kampf, bas zweite, was in unb unmit- telbar nad) bemfelben , bas britte enblich , was bei Belagerungen gu tbun ift ; biefe Bucher^ bat er wieber nad) sachlichen Grunben in Ka-

pitel eingetbeitt , bie immer fur je eine Art ber KriegZliften lebrreiche gefchichtliche Veifpiele umfafsen ; alles naturlich unb fachgemdh. Auf einmal beginnt auch ein viertes Buch : unb was enchdlt es ? Nicht bergleid)en historifche Exempel von Strategemen , wie bie brei erften Bucher, fonbern - gumeist Veifpiele von Tugenben, bie von ben

Felbherrn unb Solbaten erforbert werben, ein militdrifches Moralbuch-

lein, beffen Text aus ber Gefchichte entnommen ist; es banbelt de

diseipiina in Kap. 1 ^) , woran fid) gur Bekrdftigung ein Kapitel de eikectu discipiinne anfd)lieht. bann de eontinentla in Kap. 3, de iu8titla in Kap. 4, de con8tant!a in Kap. 5, de aikeotu et moderatione in Kap. 6; gum Vefchluh eine Sammlung von aller-

banb Nachtrdgen unter bem Titel de variis oonsiliis in Kap. 7, beffen Beifpiele gum Tbeil unter bie fruheren Vucher vercheilt werben konnen ̂̂ ). Von Frontin nun ift weber eine Lietchaberei fur folche erbauliche Beifpiele militdrifcher Moral in Tl)at unb Wort an unb fur

ringften Shtftog genommen an I 7, 7 Non alienus ut arbitror hie locus est referendi factum Alexandri Macedonis illud nobile, qui per deserta Africae itinera gravissiraa siti cum exercitu adfectus oblatara sibi a milite in galea aquam spectantibus universis effudit ; utilior exemplo temperantiae , quam si commurricare potum voluisset, obcjletd) fid) I)ier bie fpdtere §anb jetjr natt> buvd) die DbHig flegen grontin3 2Betfe DorauSgefdjitften etnleiteuben SSortcn: non alienus ut arbitror u. f. w. unb duvd) ben ©djlug tjerrat^. 3m ©egeiitljeil ntd)t ̂ affenb fonbern I)ocf)ft unpaffenb ift biefe @teUc, ba es fid) tjtev ntdit mti yjduftevbeifptele evftabner 9Ka'6igimg fonbern euifadj um die t»erfd)iebnen Mittel fycmfcelt, Mangel an dicfcit obev jenen triegSmateriaUen ^it t)crded:eii obcr ju erfe^ett.

*) Wo be: Gelegenhett emrge aUgememe Vemerrungen uver den ̂.ld 4 unb bie Lager 14 eingeschoben werden.

**) Wie 9 zu II 4; 16 zn II 6; 23 unb 36 uno 37 zu II 11 ; ̂ zn I 7 u. s. w.; bei benen gar nicht abzusehen ift, nieshalb fie Frontin ha'tte hinznfugeu sollen , ba es ihm nad) ausbrucklicher Verwahrung in ber erften Vorrebe nicht anf bie Masfe ber Beispiele ankommt, bie er vielmehr fur verwirrenb halt.

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ber Frontinfchen Strategemata. 577

fich anzunehmen noch zu ertoarten, bah er Dinge fo verfchiebenen In- halts, toie fie bie Beispiele ber brei erften unb bes vierten Bucks finb, zusammengetoorsen hdtte *). Aber ho'ren toir ben Verfaffer in ber Vorrebe bes vierten Buchs fich felbft vertheibigen. Hier erkldrt er, nachbem er bie versprochnen brei Vucher geschrieben, toerbe er in biesem bas beibringen, was in ben fruheren nur unpaffenb hdtte hinzugefugt toerben ko'nnen, toas er beshalb abgefonbert habe, Zumal es Ztoar toid)tig aber boch verschiebnen Inhalts fei , bamit nicht ettoa bie welche auf Einzelnes hievon stiehen burch bie Aehnlid)keit ^^) verfuhrt meinten, es fei uberfehen toorben; unb in ber That sei bies noch zu vollenben gewesen*'^); auch folle (wie vorher) bie Orbnung in verfchiebene Unter- abtheilungen zu betoahren versud)t toerben ^). Aber toelche Motivi- rung ! Wer fucht benn ganz Verfchiebenes bei ganz Verfchiebenem! Unb toie fehr fpricht gerabe biefes dngftliche Nachahmen ber Aeuherlichkeit von Unterabtheilungen (bie fid) vorher aus ber Sache ergeben hatten) fur fpdteren Ursprung, ber glaube ich klar felbft in ben Worten zu Tage tritt; benn in ben Worten in qua (re) et ipse oi'dinein per species servare eonabor 1"s-) heiht et ipse ftreng genom- men boch nur ,,auch ich" gegenuber von Anbern.

Sehen toir uns inbeh bas vierte Vuch ettoas genauer an, fo finben toir fofort einen Umftanb, ber neuen Verbacht erregt, zumal ein Analogon in ben brei erften Vuchern ganz fehlt I'^). Sine ganze

*) 2)urcl) bicfe SSerfdjiebenljeit bes 3>nl)alt3?ifl toohraurf) @tctoed)iu§ %'' ber SBcnmttfjuug (die ber SCBtberiegung ntdjt bebarf) gefiiljrt toovden, t>a§ incite SBitdi nibdite Me vvvontmfdie ©divtft de re militari fcht.

'^) Die bod) hochsiens schembar zwischen Kap. 3 nnb II 11,4; Kap. 4 nnb II 11 , 7; Kap. 5 nnb II 8 sotoohl als III 10 gefnnben werben »^ >>HH HI ^ 5>

5'-5) Denn e a sane velut res residua expedienda fuit toiib wohl zn sd)icibm scin, ba bie bestm Hbschr. , mit ihnen bie Gothaer, et sane velut residua expediency fuit bieten.

f) Sen I)ter aufgefteuten unterfchteb &nn|d)en aTQccrrjyrjf4c(Tcc unb oToctTriyrjuuTixd iibcrgclje id) iefet cibftd)t(id) , ba id) glcid) auf thn yiritd* fomnten uiujj.

ft) &o tjt ucimucl) ote mart ocr ocften .v)o|d)i' , and) ber ($otl)acr, bte and) sicut antea auSlcigt; 2)eberid) ̂ie()t c3 t)or et ipse ju tUgen cum mscr. quattaor, toie cr (agt , bte aber auf einem 3rrtl)itin bcnt()euf tine au§ bcv betreffenben Sdtmertung OubenborPg git crfeljcn.

ftf) Denn datz bas I 5, 24 erzcchlle Strategem II 12, 4 nnb I 1,11 gleicherweise I 5, 13 wieberholt ist, beweist nichts, da an beiben Stellen

Mus. f. Philol. N K. xv^, 37

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578 Ueber bie Unachtheit bes vierten Nuchs

Reihe von Beispielen sinb mehr ober minber wortlich aus ben fruheren Buchern hier unter neuen Rubriken wieberholt, freier 5, 2 aus 1 9, 4 unb 7, 42b aus II 9, 7, genau 5, 8 aus I 5, 12; 5, 9 aus I 5, 14; 5, 10 aus I 5, 15; 5, 11 aus I 11, 3; 7, 6 aus II

10, 1; 7, 40 aus II 4, 15 unb enblich 7, 41 aus II 4, 16; ein

Verfahren was selbst burch bie grohte Vergehlichkeit nicht erklart wer- ben kann. Dazu gesellt sich ein zweiter sehr bringenber Vcrbachtigungs- grunb. Nicht allein sehr viele einzelne Beispiele, sonbern auch ganze Kapitel unb auher ben beiden wunberlichen Rubriken de oikectu dig-

clplinae unb de variig con8ilii3 sammtliche Ueberschriften sinb aus Valerius Mayimus entnommen. Unb zwar ist ber Titel bes ersten Kapitels de disciplina berselbe wie Valer. II 7 de discipiina mi'litaii) ber bes britten de continentia entspricht Valer. IIII 3 de abstinentia et continentia, ber bes vierten de !u8tit!a -

Valer. VI 5 de I'ustitia, ber bes funften de constantia -- Valer. Ill 8 de constantia unb ber bes sechsten de etkectu et modeia- tione -- Valer. IIII 1 de annul moderations Ferner stimmen

grohten Theils wortlich uberein

Frontin. IIII 1, 1 unb Valer. II 7, 1 *) - - 2 - - 2 - - 17 - - extern. 2 - - 16 - - 15b - - 23 - - 10 - - 26 - - 9 - - 31 - - 4 - - 32 - - 5 - - 38 - - 15e - - 39 - - 8

der spatere von ungeschiciterHand herriihrende Ursprung klarist; bei I1 12, 4, weil in diefem Kapitelnur Beispiele angefiihlt werden, wie ein kluger Feld- herr die Schwache seiner im Lager befindlichen Truppen zu verdecten oder zu ersetzen weih; bei I 5, 13, weil bei diesem Sttategem des Furius es sich nur um das Verbergen seiner Ansicht gegenuber seinen Soldaten handelt, und bci der Wiederholung der umstehenden Beispiele (l 5, 12; 14 und 15) in IIII 5, 8. 9. 10 dieses ubergangen wird.

*) Doch steht nur eme Hiilfte der Erzahlung hter. uebngens erm- nere ich, dah fur die Fassung im Einzelnen unser heutiger Text des Vale- rius keine Gewcihr bietet.

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ber Frontinschen ©trategem ata. 579

Frontin. IIII 1, 40 unb Valer. II 7, 6b - - 42 - - 11 - - 44 _____ i5o - - 46 - - 15d ______ 13 ___ V 8, 4

- 3, 1 - IIII 3, 11 - - 12 - - 5!)

- 3 - - 4, 6

- - 5, 4 - III 2, 5 - - 16 - - 1I

- 17 - - 16 - <^<) ' - - exl^, /

- - 13 - - 7 oxt. 8 - - 14 - V 6, 4 - - 15 - - 5 unb 6 - - 20 - VII 6, 2

- 6, 3 - V 1, ext. 1 - - 7, 29 - II 3, 3 - - 36 - VII 3, 7 - - 39 - - V 6, 7.

Enblich erwa'hne ich noch als etwas, was nachbem so viele wichtige Vebenken vorhanben sinb, nicht zu ignoriren ist, bie Vesonberheit, bah in biesem vierten Vuch ziemlich ha'ufig bie Beispiele nicht birekt erzahlt, sonbern mit einem traditur unb bgl. cmgefuhrt werben ; so 1 , 1 ; 3, 1 unb 9 traditur; 1, 3 ; 5, 13; 7, 4 kertur; 2, 1 memo- riae proditum est; 3, 10 dioitur; 5, 14 credunt unb enblick

gar 3, 11 legimus; eine Eigenthumlichkeit , fur bie sich nach mei- nem Dafurhalten kein Veispiel aus ben brei ersten Buchern beibringen laht "y.

*) Also ist das ganze vierte Kapitel nebst Ueberschrift aus Valer. V 5, 1 ubernoiimien.

**) 2)enn III 4,4 Idem et adversus Himeraeos fecisse dicitur; III 7, 5 Semiramis adversus Babylonios eodem Euphrate ayerso idem fecisse dicitur; III 12, 3 Epaminondas Thebanus idem fecisse d i-

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580 Ueber bie Undchtheit bes vierten Vuchs

Durch bie vereinte Kraft alter bieser Grunbe scheint mir bie Un- dd)theit bieses vierten Vuches auher Zweifel gestellt zn sein. Kehren wir nun nod) einmal zu ben unerkldrt gebliebenen Worten ber Vor- rebe besselbcn zuruck, zu ben Worten: et erant exempla potius strategematicon ^) qvi^m strategemata ̂̂ ). Diese sinb schwer verstdnblick , wenn man sich nicht ber Hauptvorrebe erinnert; ba heitzt es : si qui crunt quibus volumina Iiaec cord! sint meminerint strategematicon et stiategematon perquam simiiem naturam discernere. Nam cum omnia, quae a duce provide utiliter magnince constanter nunt^ strategematica babebuntur^ turn si in specie eorum sunt strategemata; borum proprie vis in arte sollertiaque posita proncit tarn ubi cavondus quam ubi opprimendus bo^tis sit. Dieselbe Untersd)eibung fuhrt auch Iohann. Sarisber. Policrat. V1 14 a. Cnbe an: strategemata sunt quae ad rem pertinent miiitarem ; quae vero contra pro- priae appeilationis notam ad res alias pertinent lulio Fron- tino teste strategematica appellantur; distat enim stratege- maticum a strategemate quomodo genus a specie diikert. Demnach bebeutet strategema bie wirkliche Kriegslist, wobei sich eine ars unb sollertia zeigt, strategematicum jebe vorfichtige, nutzlid)e, herrliche unb beharrliche Hanblung eines Felbherrn ^*); also mil an- citur; III 15, 2 Athenienses adversus Lacedaemonios idem fecisse dicuntur fb'nneit burd) thve Slbgcfdjmad'tljett, Slflgemehtljeit unb Unflar* hcit fo toenig jintejent Urftmmg (zit beffen GMlarimg ba% tviebeufehrenbe idem befteits bicnt) toevttmgnen, bc'§ fclbft 2)eberidi III 7, 5 elimintvt hat; 1114,4 viihrt offenbar toon cut em her, bcv baffelbe ©ti'ategcm bet s^olt)ciit V 2, 10 ober fonft itber £uiteid ei^dhlt fanb. ©Icidjfottg 'toon ctncm argen §albtt)tffcr ftammt II 11, 6 Alexandrum quoque Macedonem tradi- tum est eximiae pulchritudinis virgini capiivae, cum finitimae gentis principi fuisset desponsata, summa abstinentia ita pepercisse ut illam ne adspexerit quidem; qua mox ad sponsum remissa universae gentis per hoc beneficium animos conciliavit sibi, bcffett Uvf^rttlig Nttb finb* liche Sonfufion jebent ber ©cfluiS VII 8 getcfcn ftat!, ehtleitd)tet

*) So lese td) mtt bent zweiten Mebtc. ; ber Grunb erhellt tm Fol- genben; Ltrategematou hat ber zweite Letb. , 3ti-ategicon bie Vulgate.

**) So btetcn bte Boss, bret Neg. bret Htllensb. funs Oubenborp. Hbschr., strategemate bie Gothaisd)e, 8trategematon etue Oubcudorps ; bie Vulgate 8t>-ategematic0ii stannnt wohl nur aus Conjektur Scrttoers.

"^) Ktrategematica gevrauchte auch P^.-Plutarcl) zur Vezetcynuug stmer derartigen umfassenben Schrift togl. Sarisb. Policr. V 37; naturlicher srei- lid) ware a?(>«?^/)e« wie aud) Polyans Schrift iu einigen Hbschr. ge- nauut ist.

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ber Frontinfchen St rategemata. 581

bern Worten : bte brei ersten Bucher ber unter bem Namen bes Fron- tin gehenben Sammlung enthalten wirkltd)e stratogOmatN) bas vierte

zttmeist gtiatogomatioa ̂ ). Folglid) ruhrt auch ber Schluh biefer ersten Vorrebe ntcht von Frontin her, fonbern von bem Interpolator, ber

fchon hier auf bas vierte Vuch vorbereiten wollte, was allerbings hochst ungefd)idt attsgefaNen ift. Denn biefe Nngefchicktheit allein wurbe genugen, biefe Schltthworte bem Frontin abzufpred)en, ber auch nimmer biefe fchulmeisterliche Synonymenunterfcheibung nod) mtt ben Worten: si qui orunt quibus voiumlna naoo ooid! 8tnt beige- brad)t hatte , felbst wenn er wirkltch bas vierte Vud) gefd)rieben unb mit btefen Worten baffelbe einleiten gewollt hcitte. Naturlich fallen mit ben ubrigen auch bie letzten noch nid)t angefuhrten Worte ber Vorrebe: Qua in 10 cum voiboium quoquo iiiustils oxtitorit

otf<3ctu8) ut factoiuin i'a dictorum oxompia posuiuius. Auch ift Mar, warum ber Interpolator biefe Worte hinzugefugt hat; benn

fehr stark tritt in bem vierten Vud) bte Vorliebe fur allgemein gultige militarifche Dikta hervor wie 1, 17; 7, 1. 2. 3. 16 unb fonst witzige unb fchlagenbe Ausfpruche von Felbherrn wie 1, 3. 5; 2, 9; 3, 2; 5, 12. 13; 6, 3; 7, 4.

Schliehlich will id) nicht verhehlen , bas; bte ganze Argumenta-

5) Unb biese Unter scheibnng finbm wir feilist in ben Hanbschriften ziemlich bewahrt. So steht zn Anfang bes Werks in ben breiNegii: Sext! Iulii Frontini strategematon liber primus incipit) Nil erstm Hillensb. : incipit Iulii Frontini strategematon liber primus, tin zweiten: Iulii Frontini in strategemata praefatio, i'.n britten : Sexti luNi Frontini primi libri strategematon praefatio incipit und so bieten nad) Onben- Dorps Zengnih bie meisten Cobices hier strategematon (nnr stra- tegemata ist bie Ueberfchvift tin cod. aur. Nurmanni). Gleid)erweife steht am Enbe bes ersten Vnchs in bvei Negii nnb zwei Hillonsb. : Sexti Iulii Frontini strategematon liber primus explicit, incipit eiusdem liber secund us feliciter. Wiihvenb enolich die Leydner Hbschr. 789 bes Geel- fdien Katalogs bie Anssd)rift hat: Iulii Frontini in strategemata praefatio, lantet bie Unterschlift: Iulii Frontini liber 1111 stratege- maticon explicit nnb bie Gothaer tnigt uber bem vievten Bud) bie In- fchrift : Iulii Frontini strategematicon liber quartus incipit, schiieht alleibings (nad) Anhang von II 10 bis II 12, 2) mit ben Worten: Fron- tin! strategematon liber quartus explicit nnb fo and) ber Boss, nnb anbre; aber ̂ nonnulli tamen," wie Onbenoorp sagt , »stratege ma ti- con." And) Sarisberiensis citirt im Poiicrat. bas Frontinsche Vnd), wo er kem bestimmtes Bud) hinzufiigt nnter bem Titel strategemata (ebenso Petrns Vlefenf. ep. 69); aber VI 11 wo er liber quartus hinzn- fetzt fchretbt er liber quartus stratege matioorum lulii Frontini refert.

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582 Ueber bie Undchtheit bes vierten Buchs

tion umgestohen zu werben broht burch IIII 3, 14, ba bort bie Les- art ber Gothaer unb ber meisten anbern Hbschr. iniiii (im erften Me- bic. iiid<3) in ber Wechelschen Ausgabe oi) zu halten fcheint, unb bamit fchwerlich Iemanb anbers als Frontin gemeint fein kann. Doch glaube ich, zumal bie Pointe, auf bie ganz abweichenb von ben ubri- gen Veispielen biefes Kapitels biefes Exempel auslduft, bazu birekt aufforbert, bah baffelbe aus II 11 hier wieberholt ift (welches ofters angewanbte Experiment wir oben kennen gelernt haben), bort aber nach 7, wie es leicht konnte, ausgefallen ift ").

Fragt man enblich nach ber Zeit, in ber bie Interpolation statt- gefunben hat, fo ift biefe zundchft baburch bestimmt, bah im Gothaer Cobex bes neunten Iahrhunberts (nach Jacobs) sich biefelbe fchon vor- finbet unb zwar fchon im Verein mit einer burch verfchiebene Stufen gegangenen Confusion (vgl. Haafe a. a. O.), fo bah biefe Hbfchr. auch als Zeugnih fur bas achte Iahrhunbert wirb angesehen werben konnen. Nun ift ferner bekannt, bah Valerius Maximus, bessen starke Benutzung von Seiten bes Interpolators wir kennen gelernt haben, vom fimften ober fechsten bis in bas neunte Iahrhunbert ziemlich verfchwunben war. Damit kdmen wir mit einiger Wahrfcheinlichkeit in bas vierte bis fiinfte Iahrhunbert **), eine Zeit, bie barauf bebacht war Material

*) Ein Analogon dafiir liehe sich wohl in II 9, 3 und 5 anfuhren, welche, wenn nicht alles taufcht, aus 1118 hieher wegm ewer anscheinenden cinherllchmAehnlichkeit verkehrt iibertragen find und III 8, wohin fie trefflich pasfen, ausgefallen. Und wie haufig in den einzelnen Handfchriften des Frontin einzelne Beispiele ausgefallen find, davon kann sich jeder, der die Oudendorpschen Noten durchfehen mag, uberzeugen.

**) ©enaueres Itege fid) tneueicqt befttmmert, wenn uoer Die sjueuen, aus beneit ber SBerfaffer gefchobft nte^rereS uno ftcheres ftch geroinnen liege. 2)ah er 2fotu« benufet, baffir find juberiafftge Spureu vorrjanoen: fo ftamtnt wohl 1,19 aud XXII 38; 1,20 auSLV (Dgl. epitom.); 1.29 cms X 35 fig.; 1, 34 aus II 59; 3, 8 au8 XXI 4; 5, 3 aud XXII 49; 5, 7 au* XXII 50; 7, 15 au§ XXVII 49; 7, 24 au8 XXIIII 14; 1, 38 aue XXVII 28. SSieflcicht crnch, bag ni(inche§ au« de$ f. g. Plutavch strategematica ooer insti- tutio Traiani (ogt. Plutarch in ber2)tbotfchen2Iu«g,. V®. 59 fig.) eittnommcn ift, fatt^ @ari8ber. V7: Quid de continentia dicam rerumque contemptu quandoquidem Plutarchi strategematioa nonnulla promisi. M. Catonem eodem yino quo remiges contentum fuisso traditur (t)g(. grontilt. IIII 3, 1) fetne aSerwechslung bege^t. 2)ann folgen me^rere S3etfbtele, bie bi« auf awei atte bet grontin IIII 3 fletyen; den SchluH machen die SBorte: nunc autem ut in Traiano Plutarchi strategematicis imponatur modus, fo bah er^ettt, dah au* biefe Seifriele in $lutard)$ @d)vift ftandert. SKemt e« alfo bei @ari«ber. V 8 i)etgt: praecedentia Plutarchi in institutione

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ber Frontinschen Strategemat a. 583

zu jammeln, welches non minus disputantibus quam declaman- tibus necessainim war, wo Julius Paris seine eigens burch- schossene Epito me bes Valerius Maximus an Licinius Cyriacus sanbte mit ben Worten: mi'si ti'bi ut apta sempei' mateiiis exempla subiungereZ) also eine Zeit, bie mit ihren Vesirebungen bergleichen Thatigkeit sehr begunstigte. Unb furwahr was konnte ein ludi magl'ster ber Zeit zu Material fur Disputationen unb Deklamationen geeigneter finben, als solch eine Zusammenstellung erbauenber Beispiele von Sol- batentugenben l

Berlin. Curt Wachsmuth.

I'raig.ui st lulii l^rontini in libra LtratsFSMHtum gunt und diese prasoy. 6sntiH bei Frontin II 11, 5 und 6: III! 4, 1 und 6, 3 stehen, so fcmoen sich hochst wahrscheinlich IIII 4, 1 und 6, 3 in Plutarch. Doch suhrt dieses Alles nicht weiter.

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