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MI. Ueber die unterphosphorziihtsauren Sake ; Q O ~ Heinrich Rose (S c h 1 u f 8). einen Ueberschufs von Bleioxyd mit unterphosphoriclrtcr Siiiue, so blaut die Aufliisung stark rothes Lackmuspa- pier; sie enthalt daher ein basisches Bleisalz. Sattigt man sic mit untei-phosphorichter &we, so erMt man eine Aufliisung des neutralen Salzes, das in blzttrigen Krystal- len anschie€st, deren Foiin sich nicht gut bestiinmen 1SLt. Dieses Salz ist im Wasser etwas schwer loslich, iiri hei- €sen Wasser weit Iiislicher als im kalten. Die Aufliisung riithet etmas das Lackmuspapier. Im Albohol ist es gaiiz unlijslich, sclbst wenn derselbe ziemlich makrig ist. W c n n man die wafsrige Auflijsung des Salzes rnit starkem, nicht absolutein Alkohol vermischt , so scheidet sich die gaiize Masse des Salzes vollkommen aus; irn abhltrirten sehr wSfsrigen Alkohal ist nicht eine Spur von Bleioxyd zii entdecken. Das anf diese Weise abgeschiedene Salz hat beim Umriihren Perlmutterglanz, und im Aeufsern Aehn- liclikeit mit dem sauren margarinsauren Kali , das durch Aufliisung von Seife in vielem Wasser sich abscheidet. Wird das neutrale unterphosphorichtsaure Bleioxyd in einer Retorte gegliiht, so entwickelt sich eine grofse Menge von selbstentziindlichem Phosphol7oasserstoffgas. Uer Riickstand ist ziemlich weik, und enthalt weniger Phosphorsubstanz als andere gegliihte unterphosphoricht- saure Salze. Das entbundene Phosphonvasserstoffgas ist daher auch reiner. Es enthzlt indesseu doch. ilnmer noch Wasserstoffgas, und wird daher von einer Aufliisung eines Silbcroxydsalzes oder von Kupfervitriol - Aufliisung niclit vollstandig absorbirt. Das V o l u e n des nicht absorbirten Gases

Ueber die unterphosphorichtsauren Salze

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MI. Ueber die unterphosphorziihtsauren Sake ; Q O ~ Heinrich R o s e

(S c h 1 u f 8 ) .

einen Ueberschufs von Bleioxyd mit unterphosphoriclrtcr Siiiue, so blaut die Aufliisung stark rothes Lackmuspa- pier; sie enthalt daher ein basisches Bleisalz. Sattigt man sic mit untei-phosphorichter &we, so e r M t man eine Aufliisung des neutralen Salzes, das in blzttrigen Krystal- len anschie€st, deren Foiin sich nicht gut bestiinmen 1SLt. Dieses Salz ist im Wasser etwas schwer loslich, iiri hei- €sen Wasser weit Iiislicher als im kalten. Die Aufliisung riithet etmas das Lackmuspapier. Im Albohol ist es gaiiz unlijslich, sclbst wenn derselbe ziemlich makrig ist. Wcnn man die wafsrige Auflijsung des Salzes rnit starkem, nicht absolutein Alkohol vermischt , so scheidet sich die gaiize Masse des Salzes vollkommen aus; irn abhltrirten sehr wSfsrigen Alkohal ist nicht eine Spur von Bleioxyd zii entdecken. Das anf diese Weise abgeschiedene Salz hat beim Umriihren Perlmutterglanz, und im Aeufsern Aehn- liclikeit mit dem sauren margarinsauren Kali , das durch Aufliisung von Seife in vielem Wasser sich abscheidet.

Wird das neutrale unterphosphorichtsaure Bleioxyd in einer Retorte gegliiht, so entwickelt sich eine grofse Menge von selbstentziindlichem Phosphol7oasserstoffgas. Uer Riickstand ist ziemlich weik, und enthalt weniger Phosphorsubstanz als andere gegliihte unterphosphoricht- saure Salze. Das entbundene Phosphonvasserstoffgas ist daher auch reiner. Es enthzlt indesseu doch. ilnmer noch Wasserstoffgas, und wird daher von einer Aufliisung eines Silbcroxydsalzes oder von Kupfervitriol - Aufliisung niclit vollstandig absorbirt. Das V o l u e n des nicht absorbirten

Gases

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Gases ist indessen geringer, a h das nicht durch Silber- oxydauflihung absorbirte Gas von dein Gase, das durch Erhitzen der unterphosphorichtsauren Kalkerde eneugt wird.

Die basisch reagirende Fliissigkeit, die, wenn m a mit unterphosphorichter Saure einen Ueberschufs von Blei- oxyd hat digeriren lassen, von demselben abfiltrirt war- den ist, setzt nach einiger Zeit, wenn sie auch kalt in verschlossenen Gefafsen aufbewahrt wird , ein weifses Pulver ab. Bewahrt man die Aufliisung sehr lange Zeit in rerschlossenen Gefafsen auf, so riithet sie, wie die Anflosung des neutralen Salzes, schvach das Lackmus- papier; das basische Salz hat sich an die W a d e des Gefiifses als ein krystallinisches sandartiges Pulver abge- setzt. - Die basisch reagirende Fliissigkeit wurde unter der Luftpuinpe zur Trockne abgedunstet, wodurch ich krystallinische Krusten von Diamantglanz erhielt, die in einer Retorte gegliiht selbstentziindliches Phosphonvas- serstoffgas gaben. 1,735 Grm. davon n i t Salpetersaure oxydirt gaben 1,775 Grm. gegliihtes oxydirtes Salz, das an manchen Stellen etwas gelblich wie blofses Bleioxyd aussah. Mit SchwefelsSure zersetzt gab es 1,896 Grm. schwefelsaures Bleioxyd, das mit Alkohol ausgedst wwrde. Das Salz enthielt daher 80,41 Bleioxyd, 12,ll unterphos- phorichte Saure und 7,49 Wasser. Der Sauerstof€ des Bleioxyds verhalt sich zu deiu der Saure wie 6,77:2,46 oder \vie 2;:X Man sieht daraus offenbar, dafs das er- haltene Salz eine Mengung von neutralem und einein ba- sischen unterphosphorichtsnuren Salze ist, in welchem letztern sich vielleicht der Sauerstoff der Base zu dem der Sl;ure wie 3: 1 verhslt. - Von delu Salze, das sich von selbst durch blofses Stehen aus der basischen Flussigkeit absetzt, erhielt ich zu wenig, tun es untersuchen zu k6n- nen. Ich suchte es dadurch in grofserer Menge hervor- zubringen, dafs ich zu einer Fliissigkeit, aus welcher sich durch langes Stehen in verschlossenen Gefii€sen alles basi-

A n d . d. Physik.B.88. St.2. J. 1828. St. 2. T

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sche Salz von selbst abgesondert hatte, und die, wie die Auflfisung des neutralen Salqes, das Lackmuspapier schwach riithete, kaustisches Ammoniak setzte, und darauf die Fla- sche verkorkte , damit sich kein kohlensaures Bleioxyd bilden kannte. Es entstand im Anfange keine Trubung, sondern erst nach mehreren Stunden. Der abfiltrirte Nie- derschlag liefs sich niclit vollstlndig aussiifsen, sondern lbste sich dabei etwas auf. 0,571 Gnn. davon mit Sal- petersaure oxydirt gaben 0,541 Gnn. gegliihten Riichstand, der geschmolzen war, und gelb wie reines Bleioxyd aus- sah. Mit Schwefelsaure behandelt gab er 0,712 Grm. scliwefelsaures Bleioxyd, das mit Alkohol ausgesiifst wurde. Hieraus ergiebt sich, dafs der durch Aminoniak gefdlte Niederschlag Bleioxydhydrat war, das nw eiiie Spur von unterphosphorichter &ure enthielt. Die Zusaninieiisetzung in^ Hiindert ist: 91,29 Bleioxyd, 7,14 W-asser und 1,57 unterphosphorichte Sure . Der Sauerstoff im Bleioxyd verhiilt sich zu dem im Wasser wie 6,54:6,35, woraus zu folgen scheint, dafs in diesem Bleioxydhydrat das Oxyd und das Wasser gleich vie1 Sauerstoff enthalt'en. - Die von dein Niederschlage abfiltrirte alnmoniakalische Fliis- sigkeit triibte sich durch's Kochen stark, imd set& da- diirch einen flockigen Niederschlag ab. Er wurde filtrirt und ausgesiifst ; die abfiltrirte Flussigkeit enthielt noch Bleioxyd; der Niederschlag lief6 sich hidessen so voll- lioiiilrieii aussiifsen , dafs das Abwaschwasser keiiie Spur von Bleioxyd zeigte. Der getrocknete Niederschlag mit Sa1peters:iure behandelt , entwickelte Kohlenszure , weii sirh behn Kochcn beiin Ziitritt der Luft etwas kohlen- sniues Bleioxyd gebildet hatte. 0,830 Gnn. vollstiindig ouydirt und gegluht wcgen 0,798 Gnn., dire niit Schwe- felsliure behandclt 0,975 Grm. schwefclsaures Eleioxycl gaben. Uer Niederschlag war &her in] Handert zusain- iiirngesetzt aus 86,63 BIeioxyd , 45s unte~~liosphoricl~ter Slitire und S,79 Wnsser. Der Sauerstoff des Oxycls ver- 1i:ilt sidi zu dein der SRiirc nie 681: O,Y3. Diesc Zosam-

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291 mensetzung ist aber deshalb niclit genau, weiI das SaIz such kohlensaures Bleioxyd enthielt. Sehr wahrschein- fich verhdt sich in diesem basischeii Salze der Sauerstoff des Oayds zu dem der SSure wie 6: l .

Wenn man einen Ueberschiifs von Bleioxyd mit m- terphosphorichter Saure sehr lange und warm digerirt, so fingt nach einigen Tagen Blei an sich zu reducireii I)ie Menge des reducirten Bleies hann sehr bedeutend sejii, wenn man das Oxyd mit der Sinre gekocht hat. Man niufs deshalb, wenn inan unterphosphorichte Siiure von Schmefelsaure (lurch Bleioxyd trennen will, nur cine kalte und inijglichst kurze Zeit daueinde Digestion an- wenden. Die Reduction des Bleies erfolgt durchaus nicht bei Aufliisungen cles neutralen und des basischen Salzes, 11 enii iiian dieselben auch kocht und Iange aufbewahrt ; cs ist notliig, dals dazu ein griilserer Ueberschufs von B1eio::yd zugegen sey. Der Grund dieser Erscheinuiig ist offenbar folgender: Durch Kochen von Auflvsungeu unterphosyhorichtsai~rer Sake mit starken Basen, wird, wie ich am Schlusse dieser Abhandliing zeigen tverde, Wasser zersetzt, I’hosphorsaure gebildet uiid Wasser- stoffgas entwickelt. In diesem Falle wird aber fast keiii Wasserstoffgas entwickelt , sondern dafiir Bleioxyd re- ducirt.

Unterp~osp~on~~fsallres Xupferoxyd. In der KaIte kann die unterphosphorichte S h r e frisch gefalltes Kupfer- oxyd aufliisen, ohne classelbe zu reduciren. Die Auflii- sung ist blau, wie die der meisten Kupfersalze. Sie kaiin sehr lange aufbewahrt werden, ohiie dafs sie sich veran- dert, ja inan kann sic selbst, menn sie nicht sehr con- cenlrirt ist, erhitzen, ohiie dafs eine Reduction statt findet. LSEst man die Saure inelirere Monate iiber Kupferoayd halt stehen, so reducirt sich endlich etwas Kupfer. Danipft man (lie Anfliisung des iuiterl~hosphorichisnuren Kupfer- olyds ab, so finclet, doch erst bei sehr starker Concen- tration, chic vollstindige Reduction statt. Dasselbe er-

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folgt auch, wenn man, ohne die AufIGsung zu emsrmen, dieselbe unter der Luftpuinpe bis zur Trockne abdampft*).

Unterp~osp~orichtsaures Eisenoxydul. Eisen wurde init unterphosphorichter Siure beim Aosschlufs der Luft behandelt. Es bste sich darin init Wasserstoffgasentwick- lung anf. Die Atiflasung wurde schnell, damit sie sich nicht hijher oxydiren konnte, unter der Lnftpumpe abgc- dampft. Ich erhielt eine hellgriine krystallinische Masse, die in einer Retortc erhitzt, sich wie unteri~hosplioricht- saures Zinkoxyd verhiek.

Unterphosphorichtsaures Eisenoxyd. Frisch gefill- tes Eisenoxyd kalt init unterphosphorichter Saure digerirt, liist sich nur in gcringer Menge, aber aiese ohne zu Oxy- did retlucirt zu werden in derselben auf. Es bildete sidi ein in freier Siiure schwerlosliches wei€ses Salz, das in eincr l\etortc erhitzt selbstentziindliches Phosphorwasser- stoffgas gab. - Wurde Eisenoxyd mit unterphosphorich-

') Bei der Besclireibung der phosphorichtsauren Salze hatte icli das phospirorichtsaure Kupferoxyd nicht erwshnt; es ist liier cine sciiickliclie Stelle, einige M'orte dariiber zu sagen. Ich er- hielt es, indem ich eine Aufliirung von Bupfcrclilorid rnit neu- tralem phosphorichtsauren Ammoniak fillte. Es entstand ein schoner blauer Niedcrschlag, der sich vollLornmen aussiifbcn und trocknen lids. Er konnte selbst an einem warrneu Orte getrock- ne t werden, ohne daf3 cine Reduction statt fand. In einer Re- tor te erhitet gab er erst vie1 W a s s e r u n d dann einen Strom yon reinern Wasserstoffgase; der Inlialt der Retorte wurde braun yon

reducirtem Kupfer und schmolr. A h die gesclimolzene Masse mit Wnsser Lehandelt wurde, liiste sich saures phosphorsaures Kupferoxyd auf'; nocli mehr d a w n durch Digestion mit Chlor- wasserstofl'siure, es blieb regulinisches Kupfer unaufgelijst zuriick. D i e pllospliorichte Saure hatte sich also theils auf Kosten eines Theils Kupferoxyd, thcils durch Sauerstoff vom zersetztem Was- ser in Phosphorsiure venvandelt, und mit unzersetztem liupfer- oxyde sich zu einern sauren Salze verbunden.

Lijst man phosphorielitsaures Kupferoxyd in phosphorichter S j u r e auf, und kocht die Aufliisung, so findet eine Reduction des Kupferoxyds statt, doch wird nicht die ganze Masse desscl- ben reducirt.

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293 ter SHmc gekocht, SO wurde das Oxyd zu Eisenoxydul reducirt, das mit unzersetzter unterphosphorichter Ssure ds unterphosphorichtaaues Eisenoxydul aufgelost blieb, nahrend die entstandene Phosphors3ure , mit Eisenoxyd verbimden, unaufgelost und init dem Ueberschufs des Eisenoxyds gemengt blieb.

Ich hatte versucht, mie ich schon oben angefiihrt habe, mehrere unterphosphorichtsaure Salze durch Zer- setzimg einer Aufliisung von unterphosphoiichtsaurer Kalk- erde mit einem Ueberschufs eines unl8slichen oxalsauren Salzes danustellen. Es gliickte mir diefs vollkommen, urn imterphosphorichtsaure Talkerde und Manganoxydul zu bereiten, die ich bei mehrmaligen Bereitungen immer frei von Kallierde fand ; alle uniiisliche oxalsaure Salze , die ich anwandte, wurden zwar durch die unterphosphoricht- saure Kalkerde zersetzt, aber das entstaiitlene unterphos- phorichtsaure Salz cnthielt iiiilner grolxre oder geringerc Blengen von unterphosphorichtsaurer Kallierde, wenn auch der grtifste Ueberschufs des oxalsauren Salzes angewandt worden war. Ich wage es nicht, eine Erklsrung dieser Thatsachen zu gebcn, weil die Theorie der Zersetziing der loslichen Salze durch unlijsliche nocli nicht geliiirig entwickelt worden ist, denn die treffliche Arbeit von D u l o n g ist friiher erschienen, als die Lehre von den bestiininten Proportionen fest begriindet war. - Die Ver- bindungeii von Lmterphosphorichfsaurcn 'SaIzen init unter- phosphorichtsaurer Kalkerde, die ich dargestellt habe, sind: Uiiterphosphorichtsa~~es Cadmiuinoxyd, Eisenoxydul, KO- baltoxyd, Zinkoxyd und Eleioayd. Die Menge der in ihnen entlialteneii unterphosphnrichtsauren Kallierde Gt sehr verschieden, und steht nach den Untersuchungen, die 6 h daruber angcstellt habe, in keineln bestinmiten Verhdtnifs zu der Menge der aiidern miterpliosphoricht- sawen Base. Die Verbindung tles untc~~lrosplio~.ic~tsaii- reii Cadiniuuioxyds , Eiscnoxyduls und Kobaltoxyds iiiit der ~~~tclphos~)horiclitsaiiieii Kalherdc sind von inir des-

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halh untersuclit worden, urn zu sehen, in melchen Ver- IiRltnissen die unterphosphorichtsaure Kalkerde sich rnit aiidern unterphosphorichtsauren Basen verbinden kiinne.

Die Verbindung von ur2tcrphosphorichtsaurem Cud- miurnoxyd mit rwlterphospho~chtsarcrer Kalkerde durch Kochen von oxalsaurem Cadmiumoxyd mit einer Aufla- s u ~ g von unterphosphorichtaaurer Kalkerde, und Abdam- pfen der erhaltenen abfiltrirten Flussigkeit unter der Luft- pumpe erhalten, bildet Krystalle, deren Form nicht be- stimmt werden konnte. 2,622 Grm. davon in Wasser aufgelost, gaben mit Sclimefe1wasserstoff;;as 1,257 Grm. Schmefelcadiniuin, und darauf mit oxalsaurem Ammoniak oxalsaure Kakerde, die gegluht, 0,073 Grm. kohlensaurc Kalkerde gab. Das Salz war also im Hundert zusam- mengesetzt aus:

Unterphosphoriclitsaurem Cadmiwnoxyd 68,SO Unterphosphoricbtsaurer Kalkerdc 3,74 Wasscr 27,&

100,OO. Man kirnnte diese Verbindug, wegen der sehr ge-

i-ingen Menge der unterphosphorichtsauren Kalkerde, fiir reines unterphosphorichtsaues Cadmiumoxyd halten. Es verhielt sich in der Hinsicht anders, als letzteres, dafs es in einer Retorte erhitzt selbstentzundliches Phosphorwas- serstoffgas entwickelte. Es enthalt offenbar 4 Atoine Kr;vstaUisationswasser (die Kalkerde hat O , U , das Cad- miumxyd 5,34, und das Wasser 24,42 Sauerstoff) ; wes- halb es weder die Form der unterpliosphoriclitsrturen Kalkerde , noch die des unterphosphorichtsauren Kobalt- oxyds hat.

Die Verbindung von unferphospllloric~ts~iirem Eisen- oxydul rnit unterp/lospllloric~tsaIlrer Kalkerde wurde Bus reinein frisch bereitetein oxalsaureii Eisenoxydid, das ganz frei von Eisenoxyd war, dargestellt. Nachtlem .dieEs rriit einer Auflosung von unterphoapl;oriclitsaurer Kalkerde

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sehr lange gekocht worden war, l i e t ich alles in einer verschlossenen Flasche erkalten worauf die schnell fil- trirte Fliissigkeit sogleich unter der Luftpumpe abgedampft lvu&. Ich erhielt griinliche krystallinische Krusten ; das Salz enthielt nur eine hiichst geringe Spur von Eisenoxyd.

der Retorte erhitzt. gab es nur selbstentziindliches Phos- phonvasserstoffgas. Bei der h a l y s e wurde das Eisen- osydul durch wasserstoffschwefliges Schmefelaminonium niedergeschlagen, und das Schwefeleisen in Eisenoxyd ver- mandelt. Ich erhielt aus 2,230 Grm. des Salzes 0,536 Grm. Eisenoxyd, so wie osalsaure Kalkerde, die gegliiht 0,532 kohlensaure Kalkerde, gab. Diefs giebt folgende Zusain- mensetzung des Salzes:

Untei~hospliorichtsaures Eisenoxydul 4#,73 Unterpliosphorichtsaure Kalkerde 31,37 Wasser 23,90

1000. Die Sauerstoffmcngen des Eisenoxyduls der Kalk-

erde und des Wassers verlialten sicli wie 4,SO: 3,69: 21,26, woraiis man sieht, dafs das Salz 2; At. Wasser enthllt.

Eine Verbindung von unterplrosp~orichtsau~~n KO- baltoxyde und unierphosphonkhtsaclrer Kalher.de, auf glei- che Weise wie die vodergchendcn Verbindungen darge- stellt, krystallisirte in Octacdenl yon rother Farbe, die Aehnlichkeit mit dein reinen unterphosphorichtsaurein Ko- baltoayde hatten. Sie verwitterten nur noch schneller als dieses. 1,797 Gnn. des Salzes gaben bei der Analyse 0;212 Gnn. Kobaltoxyd und 0,602 Grm kohlensaure Kalk- erde, woraus folgende Zusainmensetzung des Salzes folgt :

Unte~)hosphorichtsaures Kobaltoxyd 27,61 Unterpliosphorichtsaure Kalkerde 4196 VC-asser 27,13

100,oo.

Uic Saucrstoffinengeii des Kobaltoxyds , der Kalk-

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296 erde und des Wassers verhalten sich wie 2,87 : 5,29: 24,40; im Salze sind also 3 Atome Wasser enthalten, was auf- fallend ist,' da man wegen der Krystallform 8 At. darin vennnthen konnte. Merkwiirdig ist es aber, dak unge- achtet des so sehr bedentenden Gehalts an unterphos- phorichtsaurer Kalkerde beim Erhitzen in einer Retorte dieses Salz sich gerade wie reines unterphosphorichtsaures Kobaltoxyd verhalt ; es entwickelt sich nicht eine einzige Blase von selbstentziindlichem Phosphonvasserstoffgas, sondern eine Menge eines Gases, das angezundet mit star- ker Phosphorflamme brannte. Der Ruckstand war in con- centrirter Chlorwasserstoffsfure unliislich ; es liiste sich in derselben sebst nicht einmal Kalkerde auf. Es hatte sich also hierbei Phosphorwasserstoflgas im Minimum von Phosphor gebildet, und die Zersetzung durch die Hitze war auf dieselbe Weise erfolgt, als wenn keine unter- phosphorichtsave Kallrerde zugegen gewesen wiire.

Ich habe diese Untersuchungen nur deshdb vorGg- lich hier angefuhrt, tun darauf aufmerksam ZIL machen, wie verschieden die Producte bei Zersetzungen von iiis2 lichen Salzen durch unlijsliche seyn kijnnen. Ich habe die so eben beschriebenen Salze, so wie die Doppelver- bindungen aus unterphosphorichtsaurein Zinlroxyde und Bleioxyd mit unterphosphorichtsanrer Kalkerde mehrere Male dargestellt, aber obgleich ich bei jedem neuen Ver- suche die Menge des unlijslichen oxalsauren Salzes ver- mehrte, so fand ich bei qualitativen Untersuchungen immer in der abfiltrirten Aufiiisung Kalkerde. Die Ursach, warmn auf diese Weise nur die Verbindungen der unterphospho- richten SBure mit der Talkerde und dem Mauganoxydul rein dargestellt werden kiinnen, liegt gewib in der nick vijUigen Unloslichkeit der oxalsauren Talkerde und des oxalsauren h'langnnoxyduls im Wasser.

Ehe ich cliese Abhniidlnng schlieke , mufs ich hier noch cinen Umstancl crwlihllen, der fiir dic Annlgscn des selbstcntzundlichei~ Pliospho~vasserstoff~ases von Wich-

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@wit ist. Die unterphosphorichtsauen Sake erhaIten sich im trocknen Zustand an der Luft, ohne veradert Z ~ I w-erden. &re AuFlosungen verandern sich zwar, wenn sie an der Luft. erhitzt werden, indem dann ein Theil der Sawe hliher oxydirt wird, wie ich d i e t auch $chon frcher angegeben habe *), aber sie klinnen, ohne im mindesten verandert zu werden, sehr lange gekocht wer- den, wenn der Zutritt der Luft abgehalten wird. Ich babe eine Auflbsung von reinem unterphosphorichtsauren Kali in einem Kolben mit einer Gasableitungsrijhre, die unter Wasser endigte, eine halbe Stunde gekocht, und im Gefafse bis zur T r o c h e verdampft, ohne dafs sich das Salz veranderte, und sich auch nur eine Blase von einer permanenten Gasart entwickelte. Ganz anders ist abcr der Erfolg, wenn kaustische Basen zugegcn sind. Kochte ich eine Aufiosung von unterphosphorichtsaurem Kali mit kaustischem Kali, so oxydirte sich die unterphos- phorichte Saure auf Kosten des Wassers zu Phosphor- saure und es entwiclrelte sich Wasscrstoffsas. Die Ent- wickelung dieses Gases ist nur gering, wenn die Aufld- mngen sehr verdiinnt sind, concentriren sie sich aber nach und nach, so entwickelt sich imixr mehr und inehr von diesem Gase, iind ist dann ein etwas grofser Ueber- schufs von einer schr concentrirten Auflosulg von kau- stischem Kali vorhanden, so ist die Entnickeimig des Gases so rasch, als wenn man es durch verdiinnte Sc!iwe- felszure und Zink bereitet. Ich habe auf diese TVeise einige Grainmen von unterphosphoriclitsaurem Kali durch kaustisches KaIi so gsnzlich in phosphorsames verwan- delt , dafs , als die Auflijsung mit Chlon.vasserstoffsale iibersgttigt und mit Queclisilberchloridarifl~s~ing versetzt wmde, keine Spur von Quecksilberchloriir entstand. Eine Auflijsmg von ~iterphospliorichtsaurer Kallierde mit liau- stischer Kalkerde gekoclit entwickelt auch Wasserstoffgas, doch bci weiteiii w ciiigcr, als iiiiterphosphoriclitsaures Kali *) P o g g e n d o r f f ’ s Ann. Bd. 1X. p. 376.

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mit kaustischem Kali. - Diefs ist der Grund, warurn immer bei der gewdhnlichen Rereitung des selbstentziind- lichen Phosphorwasserstoffgases zugleich WasserstoCfgas entwickelt wird, und man d e t z t ein Gas erhalt, das sich nicht mehr von selbst an der Luft entziindet. Man hat diefs bei der Bereitung des Phospbo~vasserstofrgases' durch Kali und Phosphor schon lange bemerkt; man wird da- bei auch gesehen haben, dafs die Gasentwickelung noch lange fortdauert , weiin auch schon aller Phosphor ver- schlT-tnden ist.

Die Zersetzung des Wassers durch unterphospho- richtsaure Salze vermittelst starker Basen riihrt von der Venvandtschaft der entstehenden Phosphorsaure zu letz- tern her. Sie ist daher eiue Folge von sogenannter prae- disponirender Venvandtschaft , und der Erscheinung Shn- lich, daEs Eiseii und Ziiik nmr bei Gegenmart vou einer Szure das Wasser zersetzen kiinnen. Zur Zersehulg des Wassers durch pnterphosphorichtsaure Salze wird des- halb noch die Gegenwvart von starken Basen erfordert, we1 die entstehende Phosphorsaure noch eininal so viel Base ziir Siittigung bedarf, als die unterphosphorichte Saure; denn phosphoriclite Sanre, die gleich viel Base wie die Phosphorsaure sattigt, wird auf ahnliche Weise durch starkc Basen nicht in Phosphorsiiure venvandelt. Ich kochte eine Aufliisung einer betrachtlichen Menge von phosphorichtsaurem Kali mit vielem kaustischen Kali so lange, daCs Alles bis zur Trockne abgedampft war, oline d& dadurcb die kleinste Blase vou Wasscrsloff92s eizeugt wurde.