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-- VIII. Uebcr die FGrminiterung des speczjCschen Gervichts, welche die Porcellonrnasse heim Brennen ungeachtet des Schwindms erleidet ; VOR G. Hose. A I. B ro n g n ia r t macht uns in seineln wichtigen We& uber Thonwaarenfabrication ' ) mil der Thatsache bekannt clafs die Porcellaninasse im schmach gebrannten uogaa- ren Zustande ein hiilieres specifisches Gewicht habc, als im stark gebrannten gaareu Zustande; einc Thatsache, die, the iiian weiter daruber unchdenkt, auffallen kann, da die I~orcellanmasse beknnntlicli beiin Brennen im Gut- ofen schwindet, d. 11. eincri kleiiieren Haum eiiinimmt, und also iiach dcm Brenneu ein hi)heres specifisches Gc- wicht baben sollte, als vother. Ich lasse, ehe ich meiiic Benierkungen dnruber niittheilc, die betreffende Stelle in einer wiirtlichen Uebersetzung folgen, sie steht Tbeil 1, Seite 262. Nachdem der Verfasser gezeigt hat, dafs wir nocli keine genugenden Bestimmungen iiber das specifischc Gc- wiclit der verschiedenen Arlen von Tbouwaaren besitzeo, fahrt er fort: ~~Icli glaubte also diese Lucke ausfullen und durch die vollkommensten uiid genausten Metlioden die speci- fischen Gewichte einer grofsen Menge von Thonwaaren- massen iu den verschiedenen Graden des Brennens be- stilnmen zu miissen. Dazu war einc lange Reihe voii Versuchen ni)thig, und ich bat daher Hrn. A. Laurent, ineinen Gehulfen fur physikalische uiid cliemische Un- tersuchungen im Laboratorium der Porcellanfabrik zu Sevres, das specifische Gewicht von verscliiedenen Arlen 1) Truiti des urts ckumiqcrcz ou des potcries. Puns 1844. PoggeoJorfl's Annal. BJ. LXVI. 7

Ueber die Verminderung des specifischen Gewichts, welche die Porcellanmasse beim Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet

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Page 1: Ueber die Verminderung des specifischen Gewichts, welche die Porcellanmasse beim Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet

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VIII. Uebcr die FGrminiterung des speczjCschen Gervichts, welche die Porcellonrnasse heim Brennen ungeachtet des Schwindms erleidet ;

V O R G. H o s e .

A I. B r o n g n i a r t macht uns in seineln wichtigen We& uber Thonwaarenfabrication ' ) mil der Thatsache bekannt clafs die Porcellaninasse im schmach gebrannten uogaa- ren Zustande ein hiilieres specifisches Gewicht habc, als im stark gebrannten gaareu Zustande; einc Thatsache, die, t h e iiian weiter daruber unchdenkt, auffallen kann, da die I~orcellanmasse beknnntlicli beiin Brennen im Gut- ofen schwindet, d. 11. eincri kleiiieren Haum eiiinimmt, und also iiach dcm Brenneu ein hi)heres specifisches Gc- wicht baben sollte, als vother. Ich lasse, ehe ich meiiic Benierkungen dnruber niittheilc, die betreffende Stelle in einer wiirtlichen Uebersetzung folgen, sie steht Tbeil 1, Seite 262.

Nachdem der Verfasser gezeigt hat, dafs wir nocli keine genugenden Bestimmungen iiber das specifischc Gc- wiclit der verschiedenen Arlen von Tbouwaaren besitzeo, fahrt er fort:

~ ~ I c l i glaubte also diese Lucke ausfullen und durch die vollkommensten uiid genausten Metlioden die speci- fischen Gewichte einer grofsen Menge von Thonwaaren- massen iu den verschiedenen Graden des Brennens be- stilnmen zu miissen. Dazu war einc lange Reihe voii Versuchen ni)thig, und ich bat daher Hrn. A. L a u r e n t , ineinen Gehulfen fur physikalische uiid cliemische Un- tersuchungen im Laboratorium der Porcellanfabrik zu Sevres, das specifische Gewicht von verscliiedenen Arlen

1) Truiti des urts ckumiqcrcz ou des potcries. Puns 1844. PoggeoJorfl's Annal. BJ. LXVI. 7

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Thonwaaren in den verscliiedeneii Zustandeii der Gaare zu nehmen ' ) . I (

jB W i r gelaiigten zu Resultaten, die gauz unerwartet, und den Vorstellungen, welchc man gewbhnlich von den Verschiedenheiten des specifischen Gewichts der verschie- denen Arteii von Thonwaaren hat, viillig entgegengesetzt waren, Vorstcllungen, welche ich fiir S O begrundet hielt, dafs ich daraus init clem grijfsten Thcil der Physiker, wenn nicht mit allen, Folgerungen zog, die durcli die Erfahruiig ghzlicli widerlegt wurden. (I

"In der That sieht man, bei den1 Ueberblirk der Tafel No. VIII , zuerst, welcher bedeutende Unterschied in dem specifischen Gcwicht einer und derselheu Ttion- masse stattfiiidet, wenn man dasselbe an Stucken, oder au dem Pulvcr der Tlioninasse untersucht, daiiii aber, uiid diefs ist die inerkwurdigste Thatsache, dafs das spe- cifische Gewicht, aristatt von dcr wcicltsteii, wenig ge- brannten, Thonmasse zii der stark uud hart gebraniiten zuzunehmen, viclmelir abnimmt, so dafs die weicheu Zie- gelsteine von Sarcelles bei Paris, (tic Steingutmasse und das grobc Tiipfergot der Vorstadt St. Antoine bei Paris eine vie1 betr:ichtlichere Dicbtigkeit habcn, als die so harte, dichte (serrec) und so stark gebrannte Massc der Feldspath- Porcellane (poreelnines dures).

Diesc Thatsache schien mir so paradox, dafs unge- achtet des Zutrauens, welches ich in die so genaue und geschickte Art zu operiren des Hrn. L a u r e n t und in Versuche setzen mufste, die in ineinem Laboratorium in Shvres, and griifstentheils unter nieinen Augeii angcstellt waren, ich sie docb nach einem Zwischenraum von meh- reren Jahren durch den geschickteii Hrn. M a i a g u t i und eiidlich auch ganz iicucrlich durcli Hrn. S a 1 r C t a t wie- derholen liefs. Aus diesen Versuchen, die unter ganz besonders giinstigen und vielleicht einzigen Umstanden

1 ) Die Resultate dieser Untersuehuogen sind von Hrn. B r on g n i R r t in einer besonderen Tabelle (No. VlIl ) zusammeogertellt.

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ausgefuhrt waren, ergiebt sich , dafs das Feldspath - Por- cellaii, je mehr es gcbraiint wird, sich zusarnmeinielit, uiid un Vofurnen urn wenigdens eirt %ehnihed ubnirnmt, auch in srinern spec$schen Gervichle lit. ciriem hiichst nuffdfenden Mnufse abnimml. Man sieht, dais diefs in dcm Verhaltnisse von 2,619 zu 2,242 gcschicht, iiidcrii cs halbgebranut durcli cin Gewicht von 2,540 biiidurch- gcht. Also weiin die Massc iiur vergliiht is/, d. h. wetin sie 10 Stuitden Ian; einer Hitze, li6her als die Hitze des schmelzendcn Silbers, ausgeselzt gewesen, wenn sie noch pords ist, und ni i dcr Ziiiigc hangt, hat sie, pufuerisirl, ein specifiscltes Crewiclit voii 2,619; wciin sic im Gut- ofen halbgaar gebraiiiit wird, SO dak die Glnsur zwar zusainmensiiitcrt, aber iiiir erst anlilcbend is[, wird ihr spccihschcs Gcwicht auf 2,410 rcducirt, uiid wenn sie eiidlicli vollkoiiiinen gebraiiiit ist , ist diels Gcwicht auf 2,242 herabgesuiikcii, und dcnnoch hat sich tlic Masse i n lincarcr husdehiiung uin I 0 I’roc. zusain~ne~igezogco. If

~ ~ I c l i will niclit versuchcn diese Thatsachc zu erklli- reii, dazu ist hicr iiicht tlcr Ott. Ich bcgnugc mich liicr zu sagen, dnfs man sie als gewifs aiiiiehinen kann, ein- ma1 weil die Versuche init allcr niilglichen Sargfalt uiid Genauigkcit angestellt sintl, und dann weil sie sich dcrn Gesetze der Verzndcrung dcs spccifischcii Gewichls i n den Thoninasseu nnsclilielst, iiach wclcliein das spec$- sche Gervichl dieser Massen ini umgekehrlen Verhah- niys zu dern Grade des Rrennens s iefd, oder was das- selbe sagen will, dafs dic I)ichligkcit dcs Pulvers dicser Masscii uni so geringer ist, je iiielir die Alilsse gebranut ist. I,

Hr. B r o n g i i i a r t bernerkt noch in eiiicr Note, dafs inaii die Aeodcruiig iiii spccihschen Gewichte nicht einer etwaiiigen Entweichiing voii Wnsscr odcr voi i eitiern an- dern Karper zuzuschrcibeii habe, da selir genaue Ver- suche ihn iiberzcugt Iiatten, d a k vcrghhles Porcellaii bcim Brenoeii iin Gutofcn uichts von seineni Gewichte verliere.

Ungeachtct die angegebenen Thatsachen als hinrei- 7 *

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chend bcstjitigt aiigciioinineii werdeii koiiuteiJ, so wollte ich mich doch, clic ich weiterc Sclilussc darauf bautc, gern selbst voti der Richtigkeit derselbeii iiberzeugen, was mir um so leichter wiirde, als ich durch die Giitc dcs Directors der hiesigcn Ki)nigl. Porcellanfabrik, Hrn. Gch. Oberbcrgratli F r i c k , dcr sicli sclbst fur diese Ver- s w h c selir intercssirtc, nicht nlleiii init dein dazu n6lhi- gel1 Material versehen wurdc, soridern auch dic Gclc- genheit erhielt, i i i eineni dcr Gutiifcri dcr Porcellaiifabrik die niitbigen Scliiiielzuiigen untl Gliiliungen vorzonehmen. Ich crbielt so von Hrn. F r i c k 9 verscliicdcne Probeii l'orccllan, oon dencn dic Probe No. I nur vergliiht, ivo.9 bis ziim Erkalteii irn Gutofen gc'lassrii, die iibrigcn nbcr nur rcsp. 3, 4, 5, 6 , 7, 6 , 9 Stunden iin Gulfcuer ge- bliehen waren.

Die Proben No. 1 bis J warcii wcicli, leiclit zer- breclibar und a n der Zunge hangcod, die crstercn von ilinen im griifsercn, die letztercii iin gcringeren Grade; die Probe No. 5 hnfteic nicht ~nclir a n der Zunge, irnd hntte schoii ziemlich dicsclbe Hlirte wic alle folgenden, sie war aber im Bruche noch m a l t ; eben so verhielt sich auch No. 6 ; dagegeii 7 uiid 8 schon in nllen Eigenscbaf- ten iiiit No. 9 ubcrcinkamen. 13ei allen dieseri Yrobeii waren abcr im Bruche init blofscn Augcn mehr oder we- niger hiiufige Poreu wahrzunehmen, so dafs es nilthig mar, uin fur die Bestimmung des specifischen Gewichts ein constantes Resultat zu erhalten, die Proben vorher zu pulverii.

Ich fand auf diese Weise das specifkche Gewicfit der vergliihtcn Porcellanmasse =2,61:3

V O l l KO. 3 =2,509 - No. 4 = 2,566 - N o . 9 - 2,452. -

Die Proben No. 5 bis 9, die nicht mehr an der Zunge hafteten, wurden auch i n Stiicken gewogen, und auf diese Weise das specifische Gewicht gefunden:

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von No. 5 =2,310 - N o . 6 = 237 4 - No. 7 = 234 7 - N o . 8 ~ 2 , 3 3 1 - N o . 9 - -2,345 ).

Hieraus ersieht mail, dafs die vergliibte Berliner Por- cellanmasse dasselbe specifische Gewicht hat, als die voli

S h e s , deuii die Zahlen 2,613 und 2,619 sind so wenig verschiedeu , dafs inan den Unterschied wohl unberiick- siclitigt lassen kaiin; d a b aber das gaar gebraniite Ber- liner Porcellaii iiocli schwerer ist, als das vou Sitvres, und zwar in dein Verh3Ituik von 2,452 : 2,242. Es ist aber vielleicht dieser Unterschied wcniger auffalleud als die obige Uebereinstiinmung, da die Berliner und Shvres- Porccllaiimnssen nicht allein in ihrer Zusammeiisetziing sehr verschieden siiid, sondern auch die Temperatur in dem Gutofen der Berliner I’orcellanfabrik in dem Maafse libher ist, nls in dem der Shes-Porcellanfabrik, dafs das Sevres-Porcellan in dein Berliiier Gutofen zusammensinkt. Indessen kanii die Ursache des holicn specifischen Ge- michtes des Berliner Porcellans iu Vergleich init dein des Sevrcs - Porcellans nicbtj auf einein Irrthuine beruhen, da , obgleich icb den Versuch nicht wiedcrholt habe, der Versuch mit dem gaiizeii Stucke eiu specifisches Gewicht

1) Die Mcthode, dcren icli mich hicrbei bediente, war dieselbe, wel- clie ich bei dcr Untcrsucbung dcs specilisclien Gewiclits dcs pulver- larmigen Kalkspatlis und Aragonils ( P o g g e n d o r f f ’ s Anna]. Bd. 42, S. 355) angewandt habe, indern ieh das feio xerricbene und mil Wassc r gekoclite Porccllan zuerst irntrr Wassc r wog uod d a m ah- dampfte, und nun e r s ~ Jas absolute Gewicht bestimmte. Ich hahe hier nu r die Aenderung grmaclit, dafs ich die W j g u n g nicfit in ri- ncm GlaskBlbctien, rondern in eincm Platingef& vornalim, wie sich desscn schon H c i q r i c h R o s e bei seincn V’iigungcn bedicut hntte, was den Vorrug gewibrt, dafs das Platin bciro A b d a I u p h niclit an-

gegrireo wird, walirend d& bei cincm Clw$%e stcts der Fall ist. Das Zerklcioern des hart gebraonten Porcellans VOI’ dcm Zcr- reibcn iru Acliatmiirser gcacliali in cincm StahlmBrser.

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von 2,345 geliefert hat, das zwar wegen der eingeschlos- senen Poren des Stiicks geriiiger als das des Pulvers, aber immer noch vie1 hilher ist, als das des Shes -Por - cellans I ) .

Wenn aber auch die Versuche mit dern Berliner Porcellan nicht ganz gleiche Resultate gegeben haben, als mit dem Sevres-Porcellaii, so habcn sie doch das Resultat vollkomineii bestltigt , dafs das gaar gebrannte Porcellan ein geriugeres specifisches Gewicht hat, als das ungebrannte.

Um nun fiber die Ursache dieser Erschciiiung Auf- schlds zu erhalten, war es nilthig mit Bestimintbeit zu wissen, ob wahrend des Brenneus keine Aenderung in der chemischen Zusammensetzung des Porcellans vor sich ginge. B r o n g n i a r t laugnet diefs zwar bestiinmt, allein ich glaubte die Sache doch noch einmal untersuchen zu miissen, da A b i c h ilfter von einer iniigliclien Verfluch- tiguog von Alkali spricht, die stntlfinde, wenn man alka- lihaltige Silicate mit kohlensaurem Baryt im Sefs tril1n'- schen Ofen einige Zeit im FluB erhalt, oder wenn sich Obsidian durch Umschmelzung in Bimsstein uinhdere '). Ich stellte deshalb zuerst eiueii Vcrsuch mit dem einen Gemengtheil des Porcellans, dem Feldspath, an, da des- sen Zusammensetzuug geiiau gekannt ist. 17,004.3 Grm. Adular vom St. Gotthardt wurden in einem Platintiegel in dern Gutofen der Kdnigl. Porcellanfabrik gcschmol- Zen. Der Adular war hierdurch in eiu wei tes Glas um- geandert, das, wie diefs bei allen Varietaten des Fcld- spaths der Fall ist, voller kleiner Blasen war. Sein Ge-

1 ) Dcr Untersehied in dem specifkchen Gewichte der iibrigen Probsn, die in Stiicken gewogen sind, riihrt offenbar auclt von diuen Poreo her, die in den verschiedenen Stiicken leicht in verschiedener Menge sich finden LBnoen, und wiirde gewifs, wenn die Probrn in Pul- vecform gowogen wircn , fortgefallen seyn.

2 ) Poggcndorff ' s Annrlen, Bd.L, S. 130. Ueber die nildung und den Zutrmmenhang der vnlkanischen Bilduogea, S. 69.

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103 wicht betrug nun 16,9950 Grm.; es hatte also verloren 0,0095 Grin. oder 0,056 Proc., ein Verlust, der so un- bedeutend ist, dafs cr wohl iibersehen werdeii kann.

Einen nndern Versuch mit dem Porcellan selbst stellte zu gleicher Zeit Hr. F r i c k an. Eine kleine Platte von vergluhter Porcellaninasse wurde im Gutofen gebrannt. Sie wog vor dem Brennen 240 (;ran, und hatte nach dem Brennen iiur den unbedeutenden Verlust von T;

Gran erlitten. Es war also auch durch diese Versuche dargethan,

dafs die Aenderung des specifischen Gewichts, die das Porcellan durch das B r e ~ i e n erleidet , VOII einer Aen- derung in der chemischen Zusammensetzung nicht her- riihren kihne, und es lag nu11 nahe, sie ganz oder zum Theil i n der Aenderung des Aggregatzustandes zu suchen, indem die Porcellanmnsse beiin Brenneii in den glasigen Zustand iibergeht, und es beknnnt ist, dafs viele kry- stallisirte Kihper, wenn sie geschniolzen werden und beim Erkalten ein Glas bilden, eiu geringeres specifisches Ge- wicht erhalten, wenn sicli auch sonst ihre chemische Zu- sammensetzung ganz gleich bleibt '). Urn zu untersuchen, ob jeiie Aenderung iiberhaupt oder nur allein diesem Umstande zuzuschreiben sey, mufste zuerst das specifi- sche Gewicht der Gemengtheile der Porcellanmasse vor und nach dem Schmelzen untersucht werden.

Die Masse des Berliner Porcellans besteht our aus einem Gemenge von Porcellanerde und Feldspath, die beide vorher fur sich allein geschlzmmt werden. Nach den Mittheilungen von Hrn. F r i c k werden hierbei auf 198 Pfund Porcellanerde, welche 7,2 Proc. Wasser ent- kilt, 58 Pfund Feldspntli, d. h. auf 76,01 Proc. wasser- freier Porcellanerde 23,99 Proc. Feldspath genommen.

I ) Diae Thatcache ist zuerst von M a g n u s bei drr Untersuchung dw spccifischen Gewichla des Granat- und Vwuvianglasu aufgefuoden (Poggendorf f ' s Anoalen, Bd. 22, S. 389); s;e i s r nachher auch ooch von G. B i s c h o f f bei andern Krirpern bwlitigt worden.

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Quarz und andere Zusatze finden nicht statt, da die Por- cellanerde a m den Gruben von Morl bei Halle bezogen w i d , also aus zersetztem Porpbyr besteht, und deslialb such im geschliimmten Zustande vie1 mehr eingemengten Q u a n enthdt, als die PorceIIanerde, die sich aus yer- wittertem Granite bildet, wie z. B. die von Aue bei Scbueeberg in Sachsen ). Der Feldspath ist sogenann- ter geineiner Feldspath aus dem Granite der Gegend von Hirschberg in Schlesien.

Icli untersucbte zuerst das specifisclie Gewicht des Glases, i n welches der oben erwahnte Adular vom Gott- hardt beiin Schmelzen im Gutofen iibergegangen war. Da es ganz init Blasen erfiillt war, so lnufste es zu die- sem Versuche auch gepulvert werden ; sein specifisches Gewicht betrug aber in diesem Zustande 2,387; iin kry- stallisirten Zustande betrlgt es dagegcn , nach A b i c h, 2,5756 ’).

Ein ahnliclies Resultat gab auch der geschlknmte Feldspath, wie er auf der hiesigen Fabrik benutzt wird, so wie auch, nach Abich’s Versuchen, der glasige Feld- spath.

Das specifische Gewicht des ersteren fand ich 2,592, und nachdem er in dem Gutofen zu Glas geschmolzen war , 2,384.

Das specifiscbe Gewicht des krystallisirtcn glasigen Feldspaths von Ischia betriigt, nach A b i c h , 2,5973, zu Glas gesehmolzen 2,4008 ”). 1) Vergl. hieriiber M i t s c h e r l i c h ’ s Lehrbuch der Cliemie, 2. Aull.

2 ) Vergl. a. a. 0. die Tabellc zu S . 7. 3) Vor Kunern hat auch noclr D e v i l l c Versuche fiber das spccifische

Gewicht der zu Glas geiehrnolzenen KGrper angutellt (in den1 19. Stlick der Cornptcs rcndus der Pariser Academie, S. 1453), die inir indctsen erst bekannt geworden sind, naclrdem dieser Aufsatz scbon gcschrirbeo war. E r uoterruchte auch das speciEsche Gewiclrt d u krystallisirten und zu Glas guchmolzenen Adnlars vom St. GOII- hardt, uod fand ersteres 2,5610, letzterer 2,3612.

Th. 2, S. 215, und den Anhang zu Ende der bbliendlung.

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Bei allen diesen Abiinderungeii des Feldspaths tin- det also durch die Sclimelzung eine Verminderuiig im specifischeii Gewiclite von ungekiihr statt.

Mit der Porcellanerde , deui andern Gemengtheil, gcht, wenigstens in der Hitze, dic der Gutofen dcr Por- cellanfabrik darbietet, keine solche Vcr~nderuog wie init dem Feldspath vor; die Porcellanerde ist in diesem Hitzegrad uuschmelzbar , sic backt darin wohI efwas zu- sauimen, 1Xst sich aber auch nach dem Brenuen init Leichtigkeit zerdrucken rind zerreiben. Ihr specifisches Gewicht faud ich indessen nun ebenfalls etwas geringer, als weiin sie nur kurze Zeit iiber der Spirituslampe gegliiht mar. Die auf der hiesigen Fabrik geschlammte und nachher gefrocknete Porcellanerde verlor, im Wasscr- bade getrocknet, 0,85 Proc., und als sie darauf zwei Ma1 zeliii Minuten lang uber der Spirituslanipe mit dop- peltem Luftzuge. stark erhitzt wurde, 8,55 Proc. Das specifische Gewicht dieser nur SO weit erhitzten Porcel- lancrde betrug aber 2,633, das Gewicht der in dem Gut- ofen gegliiliten Porcellnnerde dagegen nur 2,562, uiid als der Versuch mit derselben Menge noch einmal wieder- holt wurde, 2,564.

Ich mufs es dabin gestellt seyn lasseu, was der Grund dieses Verhaltens der Porcellanerde sey, ob er wirklich in einer allotropisclien oder chemischen Versnderung be- steht, die in der Masse beiin Brennen vorgeht '), oder ob er vielleicbt darin liegt, dai's die schwach gebrannte Porcellaiierde, wic der schwach gebrannte Gyps beim Wiegen im Wasser, Wasser bindet, oder, wie die put- verfiirmige Kohle Gasarten, Wasser verdiclitet, und da- durcb das Resultat der Wagung unrichtig macbt; so vie1 ergiebt sich, dafs wenigstens ein Gemengtheil des Por- cellans nach dem Schmelzen ein geringeres speeifisches Gewicht erhalt. 1) Die Plulidtrt verliert die Porcellanerde rchon beim GlGiicn dbcr

dcr Spirituslampe.

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Man kaiin i i i i i i zwei Ansicliteii aufstelleii, wie inan sich das Porccllau zu denken habc. Uasselbe ist eut- weder auch im gebrannten Zustande ein Geinenge, also ein Feldspathglas, worin die Porcellanerde als solche ciithalteii ist , oder die beideu Gemengtheile sind ganz oder zuln Theil chemisch mit eioaiider verbuiiden. Fur die erstere Ansiclit spricht gemisserlnafsen die geringe Durchsichtigkeit des Porcellans, so wie auch sein An- seheii unter dem Mikroskop nach. den Zeichnungen, die E h r e n b e rg davoii geliefert hat I ). In rliesem Fall miifste aber das specifisthe Gewicht des Porcellans, wenn inan es aus den specifischen Gewichten der Gemengtheile (Feld- spath =2,384, Porcellanerde =2,563) und der bekann- teii Zosammensetzung berechnet, init dem gefundeiien spe- citischen Gcwichte tibereinkommen, was abcr niclit der Fall ist, dcnii man erhrlt auf diese Weisc die Zahl 2,518 statt 2,452 ’), also cine grafsere Zalil als der Versuch ergebeii hat.

I ) P o g g e n d o r f f ‘ s Xnnalen, Bd. 39, S. 108.

2) Bezciehnet man mit s, s’, 5’’ das specifiscite Gcwicltt, und mil s, z’, s” das absolute Gewiclrt dcr Gcrnengtlreilc und der Verbindung, so ist:

x“ x s’ z” . I. s ’ -- =,, - -+ 7, also s”= ~

5 s s s ‘ + x ’ s ’ wonach die obige Zalil bcrechnet ist. Bcrechnet man dsr specifiselre Gcwicht dcr schwach gegliihten Porcellanerde nach drm specifixlien Gewichte dcs Feldspaths (2,592) und d u our vergliihten Porcellans (2,613), so erhjlt man, nicht sehr verschicden von dcm Versuch, 2.620 stat1 2,6.33; hrreclrnet man indwsen die Zurammensetrung der Porcellanrnasse nach dern specibcheo Gewicht dcrsrlben und naclr dcm der Gemengtlieilr, so erhslt man ctwas iiber 48 Proc. Feld- spath statt 24, dahcr die Batimmung des spec. Gewichts der schwacb gegliihlcn Porcellnncrdc doch nicht richtig zu scyo seheint. Man sieht aber zuglcich, wir klein die Abwcichungen im specifischcn Gewichte ZII seyn brauchcn, um schon einc gr&r Aendrrung in drr chemi- when Zusarnnrrnretzung m a oerursachen, und wie d s l i c h c1 ist, der- gleichen Schliisse LU machrn, zumal hier, wo man es mit Materia- lien zu thun bat; die im G d w n gereinigt und gemmgt werden. Dennoclr ist aber bei dem gaar gebrannten Porcrllan der Uoterschied

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107 Wahrscheinlich wirken also doch bei dem Brennen

der Porcellanmasse die beiden Geinengtheile ganz oder zum Theil (denn die Porcellanerde v o ~ i Morl ist ja selbst noch ein Gemenge) chemisch auf einander, und dehnen sich dabei aus, da ja 6fter die chemische Verbindung ein geringeres specifisches Gewicht hat, als sich aus den Bestandtheilen folgern Iafst. Diese Ausdehnung , wenn sie in der That stattfindet, kommt noch zu der hinzu, die der glasartige Zustand fur sich allein hervorbringt, und beide bewirken dauii zusauimen die Ausdehnung, die die Porcellanmasse beim Brennen erleidet.

Eine solclre Ausdehnung findet also iinlner statt, und das Schwinden der PorcelIaiimasse beiin Breiinen im Gut- ofen ist deiniiach uur scheiubar, und wird iiur durch das Wegfallen der leeren Rsume in dem Tlione, die theils durch die lockere Zusammenh~ufuiig, lheils durch das Entweichen des Wassers beim Breniieii im Vergliihofen entstehen, hervorgebracht.

A n h a n g .

Nach den .4ualysen vou F o r c h h a m r n e r I ) besteht die geschlammte Porcellanerde von Aue bei Schneeberg (a) und von Morl bei Halle ( 6 ) Bus:

( ( 1 ) ( b ) Thonerde 3737 22,oo Eisenoxyd, Manganoxyd u. Magnesia Spur 1,87 Kieselshre 44,30 27,96 Wasser 13,02 7,13 Kali - 0,17 Kohlensaure Kalkerde 0,31 0,33 Q u a n 5,12 39,19

1- 98,95. in dcm berechneten uod gefundenen specifiaclicn Grwichte zu g d , urn iho blols pus Felilern in den drr Rrclinung zti Grunde liegcn- den Zahlen erklaren zu k6onen.

Die Bectandtheile dcr 1 ) Foggendorff 's Annalen, Bd. 35, S. 336.

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Die Porcellaiierde wurdc bei dieseii bnalysen init Schwefclsaurc zersetzt, rind der eingeinengte Quarz von der abgeschiedeneii Kiescls8ure durch kohlensaurcs Na- tron geschicden.

Der griifsere Gchalt an Kieselszure in der durch Zersetzuug des Porpliyrs entstandeneu Porccllanerde, in Vergleich in i t der aus dciu Granit entstandenen, ist wohl erk1:irlich. Nach meiiien Unlersuchungcn bcstehen der gcwiShnliclie Granit uiid der rothc Porphgr aus densel- beri Geineiigtheilen, iiiilnlicli aus Feldspath, Oligoklas, Qiiiirz und NIagnCsiagliminer, und beide Gebirgsarten uii- terscheiden sic11 iiur dadurch Ton einander, dafs im Gra- nit die Gemengthcilc im k0rnigcn Gefiige, in dom Por- phyr aber in cincr Grundinassc cntbnlten sind, die, weriii- gleich in der Regel scheinbar gleichartig, docli nur als ein iiiniges Geincnge dersclbeii Gemeiigtheile, die aucli im deutlich krystallisirteii Zustandc iii ihr enthaltcn sind, a~i;;enoin~iieii wei.deii kann. Verwittert der Porphyr, so kaun d r r in dcr Grundiiiasse enthaltene, init blofsen Au- geii nicht siclitbare Quarz bei seiner grofscn Feinheit durch Sc1il:iiiimen von dcin zersetzten Feldspatli und Oli- golrlas nicht getrennt werdeii, sondern nur dcr grBberc deullich krystallisirte; aus dem Granit dagegen, wo allc Gemeiigtheile sicb vollkolnmener abgesondert haben, wird deinnach auch, weiiii e r verwittcrt, der Quarz voii den verwitlerteri Geinengtbeilen vie1 vollkomineuer zu tren- uen seyn.

W i r habeu vor Kurzcn niehrere Analysen der ro- then Porphyre ails der Gegeiid von Halle durcli W o l f f erhalten I ) , die uin so scbgtzbarer sind, je seltener die Chemiker A4nalysei~ von Gebirgsarten unternehmen. Hr. W 0 1 f f aufsert dabei aber eine theoretische Ansicht uber die Zusalnmensetzuiig dcr Porphyre, der ich nicht bei-

hier mitgrtliril~en Analgsen sind in Procenten berechnei, was in der Allrandlung nicht der Fall hi.

I ) Journal f - r practiselie Clieiuic.; von E r d m a n n und M a r c h a n d , Dd. 34, S. 199.

Page 13: Ueber die Verminderung des specifischen Gewichts, welche die Porcellanmasse beim Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet

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stimincn kann, da sic drirch die Tlintsaclicii iiicht ge- rechtfertigt wird. W o l f f berechiiet niiinlicli nacli dem in deli Porphyren gefundeiicu Kali - uiid Katrongehalt die Meuge cles Feldspaths und Albits, die in den Por- phyren, seiner Meinung nach, enthalten sind, und zeigt nun, dafs man auf diese Wei se stets eiiien TJeberscliufs an Kieselsiiure, so wie auch von kleiiien Mengen von Thoiierde, Eiseiioxyd ued Kalkerde erhalte. Aus den vier angestellten Analyseti ergiebt sich namlicli auf diese W-eise eiu Gehalt von

Feldspath von Albit 33 - 46 - Kieselssrirc 30 - 40 - Thonerde, Eiscnoxyd und Kalkerdc 4 - 7 -

15 - 25 Proc.

DieCs vernnlarst ilin nun nii~~rieliiiieii, dals diese iiberschiissige Kieselsaurc, reranreinigt und gefirbt drirch die andern iiberschiissigeii Suhstaiizen, die Griiiidmasse sey , worin der Fcldspath, Albit iiiid die andern seltne- Ten Geinengtlieile sich ausgcschieden hiitten rind krystal- lisirt waren.

D e r rothe Porphyr enthlilt aber gar keinen Albit, sondern neben dem Feldspath nur Oligoklas. Icli habe dieis zwar bei den Hallescben Porpliyren noch nicht spe- ciell untersucht, aber icli habe mich davoii bei den ro- then Porphyren des Riesengebirges iiberzeogt , und es ist nicht wahrscheinlich, dafs die rolheii Porphyre von Halle sich darin aiiders verhalten werden. J a es wird mir sogar bei fortgesctzter Untersuchung der Gebirgsar- ten sehr wahrscheinlicli, duJs der ,4lbit nie einen Ge- mengiheil der Gebirgsarten bildei , sondern sich immer nur in Giingen oder Drusenraumen finde. - Aufserdem kbnnte aiich, wcnn die W o l f f ’ s c h e Ansicht von dem Porphyr die richtige w;ire, die Grundinassc nicht schmelz- bar seyii, was sie doch stets inehr oder weniger ist. Es scheint mir daher, dafs die Ansicht, die ich eben von dem Porphyre aufgestellt habe, den Vorzug verdiene. -