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1897. ANNALEN x 11. DER PHYSIK UND CHEMIE. NEUE FOLGE. BAND 62. 1. Ueber die Ver%ogerimg bei der* ~)1~cn~e~e~Ltluclu?.Ly; uo?a E. Wa ~b)1i ~ g . (Sitzungsber. der k. preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, physik.-math. IZlawe, 18. Febr. 1897.) 5 1. Hat inan die Potentialdifferenz zwischen zwei in eineiii Gase befintllichen Electroden auf deli zur Entladung hin- reichenden Werth oder auch auf einen hohereii gebracht, so vergeht gleichwohl eirie gewisse Zeit, his die Entladung wirk- lich eintritt. Diese Zeit, welche die Fewiigerung heissen mag, ist init den Versnchsbedingungen sehr veranderlich. In einigen Fallen, in welcheii sie nach Secuiiden oder Miiiuten zahlt. ist sie iifter beobachtet uiicl kiirzlich von Hrn. G. Jaumann I) ein- gehender studirt worden. In anderen Fallen, in welchen sie sich auf Bruchtheile einer Secunde belauft , kann sie unter- sucht werden, indeni man die fragliche Potentialdifferenz wah- rend eines kleineri Bruchtheiles einer Secunde anlegt uncl feststellt, ob in dieser Zeit die Entladung erfolgt oder nicht. Solche Versuche habe ich in einer friiheren Mittheilung 2, beschrieben uncl Verzogerungsversuche genannt. Es wnrde in jener Mittheilung nachgewiesen, dass die von H. Hertz entdeckte Wirkung der Kathodenbestrahlung auf die Funkenentladung hauptsachlich in cler Verminderung der Verzogerung besteht. Iin Folgenden erlaube ich mir, einige weitere die Ver- zogerung betreffende Versuche niitzutheilen. Dieselben wurden mit Clem fruher benutzten Apparat an- gestellt. Nur fand ich es zweckmassig, bei den Verzogerungs- versuchen zwischen die Condensatorplatten eine 3,7 mm clicke, wohl isolirende Ebonitplatte zu bringen. Dadurch verhutet I) G. Jaumann, Wied. Ann. h5. p. 656. 1895. 2) E. W a r b u r g , Sitzungsber. d. k. pr. Akad. d. Wissensch. zu Berlin ~~ ~ p. 223. 1896. Altn d. Phps. U. Chem. N. F. 62 25

Ueber die Verzögerung bei der Funkenentladung

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Page 1: Ueber die Verzögerung bei der Funkenentladung

1897. ANNALEN x 11. DER

PHYSIK UND CHEMIE. NEUE FOLGE. BAND 62.

1. Ueber die Ver%ogerimg bei der* ~)1~cn~e~e~Ltluclu?.Ly; uo?a E. W a ~b)1i ~ g .

(Sitzungsber. der k. preuss. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, physik.-math. IZlawe, 18. Febr. 1897.)

5 1. Hat inan die Potentialdifferenz zwischen zwei in eineiii Gase befintllichen Electroden auf deli zur Entladung hin- reichenden Werth oder auch auf einen hohereii gebracht, so vergeht gleichwohl eirie gewisse Zeit, his die Entladung wirk- lich eintritt. Diese Zeit, welche die Fewiigerung heissen mag, ist init den Versnchsbedingungen sehr veranderlich. In einigen Fallen, in welcheii sie nach Secuiiden oder Miiiuten zahlt. ist sie iifter beobachtet uiicl kiirzlich von Hrn. G. J a u m a n n I ) ein- gehender studirt worden. In anderen Fallen, in welchen sie sich auf Bruchtheile einer Secunde belauft , kann sie unter- sucht werden, indeni man die fragliche Potentialdifferenz wah- rend eines kleineri Bruchtheiles einer Secunde anlegt uncl feststellt, ob in dieser Zeit die Entladung erfolgt oder nicht.

Solche Versuche habe ich in einer friiheren Mittheilung 2,

beschrieben uncl Verzogerungsversuche genannt. Es wnrde in jener Mittheilung nachgewiesen, dass die von H. H e r t z entdeckte Wirkung der Kathodenbestrahlung auf die Funkenentladung hauptsachlich in cler Verminderung der Verzogerung besteht.

Iin Folgenden erlaube ich mir, einige weitere die Ver- zogerung betreffende Versuche niitzutheilen.

Dieselben wurden mit Clem fruher benutzten Apparat an- gestellt. Nur fand ich es zweckmassig, bei den Verzogerungs- versuchen zwischen die Condensatorplatten eine 3,7 mm clicke, wohl isolirende Ebonitplatte zu bringen. Dadurch verhutet

I ) G. J a u m a n n , Wied. Ann. h5. p. 656. 1895. 2) E. W a r b u r g , Sitzungsber. d. k. pr. Akad. d. Wissensch. zu Berlin

~~ ~

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man, dass Faserchen die Funkenentladung zwischen den Platten herbeifiihren und hat clam den Vortheil erhohter Capacitat.

8 2 . Als ich die im Winter yorigen Jahres in freier Luft gemachten Versuche im Sominer wiederholte, erhielt ich weit geringere Verzogerung. Nun betrug die relative Feuchtig- keit bei jenen Versuchen einige 50, bei diesen einige 70 Proc.; und als ich die Electroden unter eine luftdicht schliessende Glocke brachte, in welcher die Luft durch Phosphorpentoxyd getrockiiet war, erhielt ich die alten hohen Werthe der Verzogerung.

In feuchter Luft ist also die Verzogerung kleiner als in trockener.

Um bei grosser relativer Feuchtigkeit in freier Luft grossere Werthe der Verzogerung ZLI erhalten, kann man einen durch Schwefelsaurevorlagen getrockneten, von einem Wasser- strahlpumpengeblase gelieferten Luftstrom gegeii die einander zugekehrten Electrodeiiflaclien blasen.

Die folgenden Versuche wurden mit den friiher benutzten blankpolirten Eisenkugeln V O J ~ 2,G cm Durchmesser bei einer Lufttemperatur von 17,2O, einer relativen Feuchtigkeit von 73 Proc. und einem Barometerstand von 760,4 mm angestellt. Bei einer Schlagweite von 0,53 mm war das statische Ent- ladungspotential T; = 2660 Volt. Bei dem Verzogerungsversuch wurde die Potentialdifierenz Ton 5400 Volt ohne trockeneii Luftstrom jedesmal, mit trockenemLuftstrom uiiter 10Malen vier- mal, mit feuchtem Luftstrom - wobei die Schwefelsaurevorlagen durch Wasservorlageii ersetzt wareii - jedesmal entladen. l)

Es fragt sicli, ob das in der Luft als Wassergas geloste oder das auf der Electrodenoberfiache condensirte Wasser die Verzogerung herabsetzt. Die letztere Alternative trifft zu; denn als der feuclite Luftstrom gegen die erwarmten

5 3.

1) Hat man ciucn Hochspaniiuiigsaccumulator zur Verfugung , so kann man den Einfluss dcr Kathodcnbcstrzthlung auf die Verzsgerung auch in feuchtcr Luft lcicht zcigen, inderii man die isolirte Electrode der Funkenstrecke an den isolirtcn Pol des Accumulators anlegt, die andere Electrode durch ein Galvanometer mit eincr Erdleitung verbindet , an welche auch der andcrc Accumulatorpol angclegt ist. Hat man die Schlagwcite passend gcwlhlt , so schlagt die Galvanorneternadel nur bei Kathodenbcstrahluug aus. Die Vcrsuchc gclangcn unter Anwcnduiig eincs 1080 gliedrigen Accumulators sowohl in frcier Luft als aucli im luftverdunntcn Raum.

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Nlectroclenflachen geblasen und dadurch Wassercondensation verhiitet wurde, trat nnter den gensnnten Umst.anden die Ent- ladung unter 10 Mnlen nur riermnl ein.

4. Will man Versuche iiber den Einfiuss des Wassers auf die Verziigerung hei lileiner relatirer Luftfeucht,iglteit an- stellen, so empfiehlt es sic,h ! etwas grossere Schlagweiten zii henutzen. Die folgentlen Versnche miirden bei einer Schlag- weitc von nngefalir 1 mni mit den Eisenkugeln angestellt. Der Bsrvmeterst:ind betrng 770,9 mni , die Lufttemperatur 16,2", die 1-elatire Feuchtigkeit 59 Proc. Es wurde das eine &la1 ein tlurcli Scliwefelsiiureri~rlageii getrocli~neter, C ~ A S aticlere Ma1 ein clnrcli Wasserrorlagen befeuclitetei~ Luftstroni gegeti die einander zugekehrteii Electroclenfl%clien geblasen. Das stati- whe Entlatluii~spoteiitial ergab sicli in beiden PHlleii gleich, iiamlich glcich 4920 Volt, aher die Verspiitung - so iienne iah init HI". J a u n i a i i n im Besoiitleren die nach Secunden oiler Ninuteii zahlende Zeit? welche unter Umstanden seit dem Anlegen eiiies laiigsam erhiiliteii Potentials bis zum Eintri t t der Entlaclung vergeht - war irii t,rockenen Stroin griisser (21/2') als irii feuchten St,rom (20''j. Bei den Verzogerungs- versuehen wurde tlas Poteiitial 6540 im feuchten Stroni zu - weilen. im trockenen Strome iiie. das Pioteiit,ial 7560 im feuchten Strom iinmer, irn trockenen Stmm iiie entl. A C I en.

Als man aber die Electrode erwiirnite, wurtle tlas Po- tential 7560 weder im trockenen noch im feuchteri Strom ent- laden.

-11s (lie Electroden l i d t wareti. wurde bei feuchtem Strom maiichmal eiti Beschlag anf don Kugelii sichtbar, mmt:hmal iiickt : einzelne Tropfchen komiteu aucli mit tler Lupe iiie nnterschiecleii werrlen.

8 5. Der F h e u g u n g ltriif't,iger electrischer Wellen tlurcli einen H e r t z'schen Prirniirleiter mirtl grosse Verzogerung fiirder- licli sein. Daher wird die Anwendung eines trocke~ien Luft- stroine$ bei feucliter Luft giiiistig wirken, bei troclrener Luft yon geriiigem Einfluss sein. So niiigen sich die wechselnden Bngnben iibei die Nirkung eines Luft'stromes erklaren.

5 6. Urn die Wirkung anilerer Diimpfe auf die Ver- zogerung zu unteisuchen. benutzte ich einen Luftstrom, wel- cher zuerst durch Schwefelsaurerorlageii getrocknet, alsdann

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durch Vorlagen mit den zu untersuchenden Fliissigkeiten ge- leitet und zwischen den Kugeln durchgeblasen wurde.

So untersucht setzten die guten Isolatoren Aether und Benzol die Verzogerung nicht herab.

6 7. Es fragt sich, welche Umstande daran Schuld sind, dass bei den Verzogerungsversuchen mit Potentialen, welche zwischen gewissen Grenzeii liegen , die Entladung manchmal eintritt, manchmal nicht. Man konnte zunachst an wechselnde Belichtung denken, bei den Versuchen in freier Luft ferner an Staubchen oder Faserchen an den Electroden; auf die Wirkung solcher Fremdkorper deutet der Umstand, dass hier die Verzogerung gewohnlich erst nach einigen Entladungen eiiitritt , durch welche die Faserchen weggebrannt werden mogen. Bei den Versucheii mit dem Apparat Fig. 2 der vorigen Mi ttheilung , in welchem der geschlossene Versuchs- raum von Glaswanden begrenzt ist , konnte der wechselnde electrische Zustand der Glasoberflache von Einfluss sein. Um derartige Einfliisse abzuhalten, habe ich den Versuch in einem vollig lichtdichten, von metallischen Wanden begrenzten Raum angestellt.

Eine Platinkugel (Messingkugel mit Platinblech iiberzogen) von 19 mm Durchmesser wurde an einen dicken Messingdraht angeschraubt und dieser isolirt durch eine Messingplatte hin- durchgefiihrt. Letztere war auf den Rand eines kugelformig gekriimmten , innen vernickelteii Gefasses aus Messing von 65 mm Durchmesser abgeschliffeii und wurde mittels Fet t luft- dicht aufgesetzt. Der unten die Platinkugel tragende verticale Messingdraht war im Gefass bis zur Kugel von einem Glas- rohr umgeben. Ein seitliches Ansatzrohr des Gefasses ent- hielt Phosphorpentoxyd ; mittels eines durch einen Metall- hahn verschliessbaren Messingrohres konnte das Gefass mit der Luftpumpe verbunden werden. Die Platinkugel wurde geladen, das Gefass zur Erde abgeleitet. Der kiirzeste (verticale) Abstand der beideii leitenden Flachen betrug 15 mm.

Die mit diesem Apparat bei einem Druck von 34 mm Quecksilber angestellten Verztigerungsversuche verliefen viel- leicht etwas regelmassiger als die friiheren, glichen ihnen aber der Hauptsache nach insofern, als es auch hier Potentiale gab

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Arzogerung bei der Punltenentkudung. 389

(7000-8500) , bei welchen die Entladung manc.hma1 eintrat, manchmal nicht.

Bei der getroffenen Anordnurrg scheint nur clie Annahme ubrig zu bleiben, dnss vorausgegangene Entladungen die Ver- suchsbedingnngen andern. Darauf deutet auch cler Umstand hin, dass h e r , wenn wahrend langerer Zeit keine Entladungen stattgefuiiden habeii, in der Regel grossere Werthe der Ver- zogerung erhalten werden; weiter der Umstand, dass augen- scheinlich vorausgegangene Entladungen bei einem gleich darauf folgendeii Verzogernngsversuch anf den Eiiitritt der Verzoge- rung ungiiiistig wirken.

Es entsteht die Frage, oh die Wirkung der voraus- gegangenen Entladungen die Electrodenoberflache oder das Gas betreffen. Die Versuche des 5 3 sprechen fur die erste Alternative; auch habe ich bei Vcrsuchen mit einem compli- cirter gebauten Bpparat einen Einfluss :uif das Gas nicht be- me rk e 11 Icij n lie 11.

5 8. Am meisten scheint liinsichtlich der Verzogerung die Frage zii interessiren, was in der Verzogerungsperiode vor sich geht. Yun weiss man einerseits, dass Strahlen geeigneter Wellenlange auf clie Kathode fallend die Verzogerung ver- ringern bezw. beseitigen, andererseits, dass unter diesen Um- stantlen eine lichtlose Entladung negativer Electricitat in die Luft hinein stattfindet. Man w i d hierdurch auf die Ver- muthung gefiihrt , dass auch bei unbelichteter Electrode eine ahnliche lichtlose Entladung die Funkenentladung einleitet, oder dass der Vorgang, welcher in der Verzogerurigsperiode st,atttindet,, eine schwache derartige Entladung ist.

Freilich konnte ich in der Verspatuiigsperiode bei clauernd angelegtem Potential am Electroskop keine Entladung wahr- nehmen. huch Hr. J a u m a n n ’ ) bemerkte in dieser Periode nicht die geringste Zuckung an seinem Electroskop und schloss daraus, dass wahrend det Verspatung ein Vorprocess cler Ent- ladung verlauft, welcher selbst keine Entladung ist.

Ich glaube nun gleichwohl einen Beweis fur die Existenz eines electrischen Stromes wvtihrend der Verspatungsperiode

1) G. J a u m a n n , Wied. Ann. 55 . p. 673. 1895.

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gefunden zu liaben, uiid zwar in der Wirkung des Magnet- feldes auf die Funkenentladung.

I n eineln geschlossenen hpparat , in welchem der Luft- druck auf 0,02 mm bis 0:OS mm erniedrigt ist, lasse man den Strom eines Hochspannuiigsaccumnlators oder einer Electrisir- maschine zwischen zwei Electroden iibergehen. Bringt man einen solcheli Apparat in ein Magnetfeld, so werden erstens die Strombahnen abgelenlrt ! was an einem glasernen Apparat im Dunkelii leicht beobachtet wird. Zweitens andert sich dabei die Poteiitialdiffereiiz der Electroden ! und zwar steigt oder sinkt sie je nach der Orientirung des Magnetfeldes gegen die Strombahn. Der Umstand, dass die zweite wie die erste Wirkung von der Orientirung cles Magnetfeldes gegen die Strombahii abhangt, zeigt, class die zweite Wirkung eine Folge der ersten ist , also auf die poiideromotorische Wirkung des Magnetfeldes auf den gasformigen Stromtrager zuruckzu- fuhren ist.l)

J e nachdem nun der Strom durch das Magnetfelil gehemmt oder befordert wird, findet man die Verz6gerung bei der E’unken- entladung vergrossert oder verkleinert. Daraus scliliesse ich, dass in der Verzogerungsperiode ein electrischer Strom statt- findet, weiiii aucli ein so schwaclier, dass er bis jetzt auf a,ndere Ar t nicht nachzuweisen war.

Das Gesagte moge durali einige Beispiele belegt werden. 9. Der mit Platinlrugeln versehene Apparat, Fig. 2

nieiner vorigen Mittheilung, wurcle, indein die Verbindungslinie der 8,23 mm von einander entfernten Electroden vertical stand, zwischen die Pole eines mit 10 Amp. betriebenen R u h m k o r f f ’ - schen Electromagneten gebracht. Die Kraftlinien desselben liefen horizontal, standen also senkrecht zur Verbindungslinie der Electroden. Das seit.liclie Rohr R eiithielt Phosphorpent- oxyd. Der an einem M a c Leod’schen Manometer gemessene Druck betrug 0,0356 nim.

Die Electrocle 1 wurde init der iiegativen Electrode einer constant arbeitenden kleineii W i m s h u r s t’schen Electrisir- maschine verbunclen, die anclere Electrode der Maschine, sowie ~~

1) Vgl. daruber J. J. Thomsoll, Recent researches in electricity and magnetism. p. 105 u. 131. 1893.

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7erzogerun.q b p i ~ l e ~ Atnkenentladun.y. 391

die Electrocle 2 des Apparates waren zur Erde abgeleitet. Wurtle tlas Magnetfeld eri-egt . so stieg durch die Ablenkung der Stronil)ahn (lie Potentialiliff'erenz der Electroden von 2400 auf ungef$lir 10 000 Volt. h e 111 Folge hiervon auftretenden schv ach alworbirbaren Katliodeiisti ~ l i l e i i erzeugten da, wo die durcli die K,Lthode geliendeii in+petischen Kraftlinieii die Glas- w,ind trafen . Lwei hell fluorescirende griine Flecken aiif tlem C4ls.e.

Es wurile nit i i h e Electrode I init tier negativ geladenen Collectorplntte Pines Luftcondensators clmernd rerbunden . durch Entfernung der Coiiclensatorplatte ron cler Collectorplatte koiinte das Potential auf dieser langsam erlioht werclen. Das Zimmer war J erdunkelt. nur tlas Elet tromcter war clurch eine Gliih- lanipe beleuclitet . clereii Strahlen indesseii den Apparat nicht beeinflussten. tlenn clie Erscheiiiangen blieben clieselbeii, menn die Gliihlampe nur jeclesnial zur Beohachtung cles Electrometers angeAiindet wurde.

I k i einem T,uf'tdiuclc I O I I OqO3l3 inm Quecksilber ergah die Beobachtiuig folgendei:

1. W'tr tlas magnetische Felt1 l i l t lit erregt, so t ra t die Fuiilie~ieiitladui~g ein. wenii clas nrgati) e Potential der Elec- trode 1 auf 3960 Volt gebracht wurde. theils mit, theils ohne Verspatung. Ueber 4800 Volt koiinte tlas Potential roil 1 ~ b e r h a u p t incht, ohne (lass die Fnnkenentladung eintrat . ge- steigert werden.

2 . Wurde cia> ihgnetf'elti erregt. 5 0 konnte, ohiie daqs die Entladung eintrat. clas Potentid auf 10 SO0 Volt erhoht wertlcii. Die Entladung trat niit Verspatung ein und diese war mi $ 1 ) ciosser, j e kleinei das i ~ i i 1 angelegte Potential. Sie betrug hei den Potentialen

10 LOO 9600 ~ 4 0 0 7 2 W 6000 30 ' 1 1 30 2 40 3

3. Wenn. i d e m cliese Potentiale Ztngelegt maren, in der Verspat~ungsperioie der Strom des Electromagneten geoffnet wurde, so t ra t die Funkenentladung so fort ein.

4. Wiihrencl der Verspatungsperiode im Magnetfeld zeigte das Electrometer nicht die kleinen stossweisen Riickgange, welche erfolgen, wenn die Electronieteriiadel mit einer etwas

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stumpfen Spitze verbnnden ist ; iiberhaupt wurden keine grosseren als kleinen Isolationsfehlern entsprechende Verluste bemerkt. Auch wurde in dieser Periode im vollig verdunkelten Zimmer durchaus keine Lichterscheinung an oder zwischen den Electroden bemerkt ; plotzlich nach Ablauf der Verspatung er- folgte die im Dunkeln hell glanzende Funkenentladung, welche den Condensator fast vollstandig entlud.

5. Die im vollig verdunkelten Zimmer gemachteii Ver- zogerungsversuche verliefen so, wie es nach dem Gesagten zu erwarten war. Ohne Magnetfeld trat schon bei einem an- gelegten Potential von 61 20 Volt die Funkenentladung immer ein, im Magnetfeld wurden die Potentiale 6120 , 8280 , 9480 niemals entladen.

Ware der Vorgang in der Verzogerungsperiode kein elec- trischer Strom, so ware die vom Magnetfeld zu erwartende Wirkung nicht der unter 2., 4., 5. geschilderte Einfluss auf die Grosse der Verzogerung, sondern lediglich eine Sehwachung der Funkenentladung nach Einsetzen derselben, also eine un- vollstandige Funkenentlndung. Die geschilderte Wirkung des Magnetfeldes auf die Verzogerung scheint mir daher die Existenz eines sehr schwachen, durcli das benutzte Electro- meter nicht nachweisbaren electrischen Stromes in der Ver- zogerungsperiode zu beweisen, welcher der eigentlichen, leuch- tenden Funkenentladung vorausgeht und sie einleitet.’)

5 10. Aehnliche Resultate erhielt ich, als die Electrode 2 zuriickgezogen wurde , sodass sie ganz aus dem Magnetfelde herauskam und ihre Entfernung yon der Electrode 1 auf 36 mm stieg. Wenn in dem einen oder anderen Fall die Electrode 2 positiv geladen, 1 zur Erde abgeleitet wurde, so war die Wir- kung des Magnetfeldes vie1 schwacher und ein Einfluss des- selben auf die Verzogerung nicht nachweisbar. Wurde endlich 1 positiv geladen, so waren die mit dem hier benutzten Apparat erhaltenen Ergebnisse nicht cleutlich genug, nm beschrieben zu werden. Vgl. indessen 8 13.

Versuche nach Art der 8 9 mitgetheilten wurden bei verschiedenen Drucken zwischen 0,024 mm und 0,082 mm Quecksilber angestellt ; bei hoheren Drucken war die Wirkung des Magnetfeldes zu schwach.

6 11.

1) Vgl. ahnliche Betrachtuugen bei J. J. T h o m s o n , 1. C. p. 105.

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J'2rzoyerung bei der Funkeneduduny. 393

Die folgenden Angaben bezieheri sich alle auf den Fall, dass die im Magnetfeld befindliclie Katliode 1 geladen, 2 zur Erde abgeleitet ist.

Ein dauernd angelegtes, langsam erhohtes Potential konnte in] Dunkeln

bci den Ihucken 0,0815 nim 0,0501 0,0299 0,0139 oline hlagnetfeld ant' 1200 2400 4800 7200 iin Alagnetfeld ,, 2400 4b00 lOSO0 12000 uud mehr

gesteigert werden. ohne dass die Funkenentladung erfolgte. Bei den Verzogerungsversuchen wurden

Lei deli Ihlckeu O,Odl\ 0,0501 0,0299 0,0239 oline Magnetfeld 1800 Volt 3600 7200 9600

zoweilen imrner irnrner immer irn Rlngnetfeld 1800 7200 IOSOO 12000

nie nit, nie nie

entlaclen. Bei dem Druck ( ) , O N 1 wurden auffallender Weise Potentiale holier als 7200 ohne Feld zuweilen nicht entladen.

Auch wenn die geladene Kathode mit Bogenlicht bestrahlt wird, zeigt sich der hemmende Einfluss des niagne- tischen Feldes auf die Fuiikeiientladmng. So koiinte bei einem Druck ron 0,0239 mm im Rogenlicht ein dauernd angelegtes Poteiitinl uhne Feld nicht iiber 7200, im Feld auf 12000 Volt gesteigert werden , ohne dass die Funkenentladung eintrat. Bei einem Drucke yon 0,0501 mm wurden bei dem Verzoge- rungsversuch im Bogenlicht ohne Feld Potentiale grosser als 2400 imnier. im Feld Potentiale gleich oder kleiner als 7200 nie entlaclen.

Man weiss, dass von der heatrahlten Kathode ein photo- electrischer Stroni ausgeht und dass dieser nach den Ver- suchen von E l s t e r und G e i t e l ' ) durch eine senkrecht zur Stromrichtung wirkende magnetische Kraft gehemmt werden kann. In cliesem Falle also ist die Existenz des vom Magnet- feld beeiiiflussten Stromes in der Verzogerungsperiode von rornherein bekannt, wiihrend in den Fallen der $5 9 bis 11 die Wirkung des Magnetfeldes bislier das einzige Mittel war,

5 12.

1) J .E l s t e r u .H .Ge i t e1 , Wied. Ann. 41. p.166.1890; dG. p.285.18.92.

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uin den cler Fuiilienentladung im Duiilieln vorausgelienclen Strom nachzuweisen.

9 13. In cleni metalhschcn hpparate des 5 7 wirkte das Magnetfelcl schwach iordernd auf die Entladung , wenn die Kngel e negativ geladen, clns Gehiiuse zur Erde abgeleitet war; z. B. murde bei eiriem Drucke von 0,0209 mm 1x4 dein Versuche mit der Maschine durch das Feld clie Potentialdiffe- renz cler Electroden eiii wenig, i i h l i c h ron 5400 auf 4500, erniedrigt ; entsprechencl war bei den Verzogerungsversuchen kaum eine Wirkung des Feldes z u bemerken. War aber die Kugel e positiv geladen, so wirkte dns Feld stark fordernd auf die Entladung ein; bei einem Drucke von 0,0171 mm wurde bei dem Versuche mit der Maschine die Potentialdifferenz der Electroden durch das E’eld von 5400 auf 3000 erniedrigt. Entsprechend lionnte ein daueriid angelegtes, langsain erhohtes Potential ohne Feld auf 3960, init Feld nur auf 1560 gesteigert werclen. Wurden bei dem VerzGgerungsversuche die Potentiale 9600 ocler 10800 je fiinfmal angelegt, so trat clie Entladung ohne Feld einmal, im Feld viermal eiii.

Nach meiterer Erniedrigung des Druckes wurdeii die Re- sultate noch deutlicher. Bei eiiiem Drucke von 0,0136 mni konnte bei positiv geladeiier Kugel das Potential ohiie Feld auf uber 12 000, mit Feld nur auf 2400 gebracht werden. Bei den Verzogerui7gsversuclien wurcle das Potential 10 500 ohne Feld nie, im Feld immer entladen. Wurden Potentiale zwischeii 3000 und 10 800 oline Felcl daueriid angelegt. so t ra t bei Erregung des Feldes die Entladung sofort ein.

War hingcgen clie Kugel negativ geladen, so konnte ohne und mit Feld das Potential iiber 12 000 Volt gesteigert werclen, uncl die Erregung des Felcles fiihrte clie Eiitladung nicht herbei.

Auf Grund des Vorstehenden komiiie ich zu fol- gendem Schluss. Bei der Funkerientladung durch die Luft verwandelt sich die Luft nus einem sehr guten lsolator in einen verhaltnissmassig guten Leiter, uncl zwar bildet sich zu- nachst, in cler VerzGgerungsperiocle, uiiter cler Einwirkung der electrischen Kraft ein sehr schwacher . lichtloser electrischer Strom von wachsender Stairke, welcher schliesslich nach Ab- lauf der Verzogeruiigsperiode in die eigentliche , leuchtencle Funkenentladung iibergeht. Die Verzogerungsperiocle kann j e

5 14.

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IIkrzoqeruug bei der diinkenentladung. 3 95

nach dem Zustande der Electroden, je nachdem sie feucht. oder troclteii sind, je naclidem sie bestralilt werden oder nicht: kiirzere oder langere Zeit in Anrpruch iiehmen.

Fur lrleinere Druclie scheint mir cliese Ansc,hauuiig durch die Versuche iiber die Wirkung des Mngiietfeldes auf die Ver- zogei*uiig erwiesen z u sein. E’iii, hiihere Druc.ke versagte diese Beweismethorle , da hier die Wirkuiig des Mngnetfeldes zu scl1wach wurclt..

Hni. Dr. K a u f m a n i i bill icli flir die bei den T-er.;uchen geleistete Hiilfe zu Dank verpflichtet.

~Eingegaugeli i. Jllirz 1897.)