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414 Dieses eigcnthurnliche Aroma scheiot das Product der Eiiiwirkung der Weiiisiiure arif das Extract des Weins zu seyn. J c grblser der Sauregehalt, uin so stiirker eiitwickelt sicli tlerselbe. Man fiiidet ihn daher iin Johannisbeerweiii, nnineiitlich in dein der schwarzen Beeren, schon in den er- sten Jnhren sehr ausgebildet. Ich liefs Traiibeiiwein auf 1 seines ursprunglichen Vo- luins an der Luft verduiisten, so dafs er fast gar keineii Alkohol mehr, dagegeii eiuen S:iuregelialt von 3,4 Proc. be- safs, und hob ihn iiachher funf Jahre ') lang in einer ver- korkten Flasche auf. Nach Verlauf dieser Zeit liatte cr ei- nen Firnegeruch angenomnieii, wie ihn ein liundertjahriger Wein nocli bei weiteni iiicht besitzt. Der Alkoliol scheint also keineii Antheil an dcr Bilduiig dieses Aroms zu nehmeii; es cntsteheii ganz ~hnliclie Riech- stoffe bcim Einkochen des Mostes, bei schwacheni RBsteii gedihrter Pflauinen uiid durch Einwirkung von Siiriren niid Alkalien auf die verscliicdenartigstcn geruchloscri Pflanzcn- stoffe. - - V. Ueber die wnhre Zustimmensetzung des ChZorits ; con C. Harnrnclsherg. z u den verbreitetsten Mineralien aus der .Klasse der Si- licate gehbrt oline Zweifel der Chlorit; zugleich aber aiich zu deiien, dereu Zusamrneiisetzung bishcr noch iiicht init voller Sicherheit festzustellen war, obwolil es nicht an gu- ten Analyseii fehlt. Denu abgesehen von den alteren Un- tersuchern habeii sicli in neuerer Zeit v. K o b e I I, Br iiel, Varrentrapp, Hermanil und Marignac mit der Ana- lyse des Chlorits beschaftigt. Wenn die von denselben er- haltenen Resultate zii keiner ubereinstimmendcn Formel ge- l) Ob liierru wirkliclr so lange Zcit niitliig war, weirs ich niclit, denn der Versiicli war in einer andern ti bsicht angestellt.

Ueber die wahre Zusammensetzung des Chlorits

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Dieses eigcnthurnliche Aroma scheiot das Product der Eiiiwirkung der Weiiisiiure arif das Extract des W e i n s zu seyn. J c grblser der Sauregehalt, uin so stiirker eiitwickelt sicli tlerselbe. Man fiiidet ihn daher iin Johannisbeerweiii, nnineiitlich in dein der schwarzen Beeren, schon i n den er- sten Jnhren sehr ausgebildet.

Ich liefs Traiibeiiwein auf 1 seines ursprunglichen Vo- luins a n der Luft verduiisten, so dafs er fast gar keineii Alkohol mehr, dagegeii eiuen S:iuregelialt von 3,4 Proc. be- safs, und hob ihn iiachher funf Jahre ' ) lang i n einer ver- korkten Flasche auf. Nach Verlauf dieser Zeit liatte cr ei- nen Firnegeruch angenomnieii, wie ihn ein liundertjahriger W e i n nocli bei weiteni iiicht besitzt.

D e r Alkoliol scheint also keineii Antheil an dcr Bilduiig dieses Aroms zu nehmeii; es cntsteheii ganz ~hnl ic l ie Riech- stoffe bcim Einkochen des Mostes, bei schwacheni RBsteii gedihrter Pflauinen uiid durch Einwirkung von Siiriren niid Alkalien auf die verscliicdenartigstcn geruchloscri Pflanzcn- stoffe.

--

V. Ueber die wnhre Zustimmensetzung des ChZorits ; con C. H a r n r n c l s h e r g .

z u den verbreitetsten Mineralien aus der .Klasse der Si- licate gehbrt oline Zweifel der Chlorit; zugleich aber aiich zu deiien, dereu Zusamrneiisetzung bishcr noch iiicht init voller Sicherheit festzustellen war, obwolil es nicht an gu- ten Analyseii fehlt. Denu abgesehen von den alteren Un- tersuchern habeii sicli in neuerer Zeit v. K o b e I I , B r i i e l , V a r r e n t r a p p , H e r m a n i l und M a r i g n a c mit der Ana- lyse des Chlorits beschaftigt. W e n n die von denselben er- haltenen Resultate zii keiner ubereinstimmendcn Formel ge- l ) Ob liierru wirkliclr so lange Zcit niitliig war, weirs ich niclit, denn der

Versiicli war in einer andern ti bsicht angestellt.

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fuhrt haben, so mufs man diefs hauptsschlich dem Unistande zuschreiben, dafs fiber die Oxydationsstufe des Eisens keine Versuche vorlagen, und ein willkuhrlich angenommeiier Ge- halt an Oxydul oder Oxyd die Zrisammensetzuiig weseiitlich i i 11 d er 11 UI u fs t e.

W e n n ich nun im Folgeiideii meiiie zur Aufklarung die- ses Puiiktes angestellteii Versucbe mittheile, so wird es doch ndthig seya, zuvor die bisherigen Arbeiten uber den Chlo- rit im Zusamlnenhange zu vergleichen.

Nachdein v. K o b e I I sclioii frulier I ) den Chlorit voii Achmatowsk und vom Greiiier iin Zillerthal uutersucht hatte, lieferte e r eiue iieue Analgse beider, so wie zugleich der Varietgten vom Schwarzenstein irn Zillerthal uiid voii der Kauris iin Pinzgau '). E r iiahln in dem Cblorit vou Ach- matowsk das Eisen als Oxgdul, in dem vom Schwarzenstein einen Theil aber als Oxyd, und in Folge desseii das Sauer- stoffverhHltnifs fur Talkerde ( Eisenoxydul), Thonerde (Ei- senoxyd), Kieselsaure und Wasse r = 5 : 3 : 6 : 4. Iu bei- deu Varictaten siud inehr als 30 Proc. Siiure, aber nur 3 - 5 Proc. Eiseii enthalteii.

Dagcgen ergaben die Chlorite vom Greiner iind der Rau- ris Iiur 26 -27 Proc. Saure gegen 12 -21 Proc. Eisen. In diesen beiden setzte v. K o b e l 1 kein Eisenozyd voraus, be . rechnete obiges Sauerstoffverhaltiiifs hier zu 1 : 3 : 4;' : 3, und hrachte denigemafs folgeiide Formeln in Vorschlag:

Chlorit voo Achmatowsk uiid SchwaIzenstein

Chlorit vo& Greiuer u. der Rauris

= (R S i + T s';) + 4 Mg H

= (3R2 S i + 2 M g A l ) + 6 H, ohiie sie jedoch als die nnbedingt richtigen aiiziiseheii, in- dem e r iiiir das als feststehend betrachtet, dafs es Chlorite voii zweifach verschiedener Mischung giebt. E r hat fur die Chlorite voii Achmatowsk und Schwarzensteiii, wegen der facherartigen Zeicbnung ihrer Blatter, den Namen Ripidolith angenommen, den beideii andereu aber deli Narneii Chlo-

1 ) Siehe K a s t n e r ' s Archiv Bd. 12. S. 42. 2 ) Journ. f. pract. Cliem Bd. 16. S. 4 i O .

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rit gelassen. Die Krystallform ist, someit iiiaii diefs zu be- stiinmeii verinag, bci beiden dieselbe. Manche andere Cha- raktere, w i c z. C. der Grad ihrer Schinelzbarkeit, sind i n Folgc des vcrZildcrten Verhzltuisscs ihrcr Bestaiidtheile ver- s ch i ed cti .

Fast gleichzcitig erschienen die Arbciten von nrii e l uiid V a r r e n t r a p p I ) . Der Erstere uiitersuclitc cine Variefat aus deiii Zillertliale, die, nach der Uebereii~stimmung mit v. K o b e l l ' s Analgse zii urtheileii, wohl die von Letzte- rein benritzte voiii Schwarzeiisteiii gewesen ist; V a r r e n - t r a p p aber wiederholte die Aiialyse des Clilorits von Ach- matowsk, und fiigte die eines mit Albit und braunein Ti- t a n i t v o r k o m m en d eii k ry s t a1 lisi r t en C I1 I o ri t s vo in S t. Got t- hardt hinzu.

Hierdurch erhielt der voii v. K o b e 1 I beincrkte Untcr- schicd einc Bestiitigung; dcnn w8hrcnd die Chlorite von Achmatowsk und' voin Schwnrzcnsteiu iin Zillerthal iiach beiden Chemikern iibereiiistimnien, komint dcr Chlorit vom St. Gottliardt init dem von dcr Rauris fast ganz iibereiii, uud steht auch dem voin Greiiier im Zillerthal nahe.

Nacli G. R o s e ' s Vorschlag wurde die Benennung v. K O - b e l l ' s umgekehrt, und die Variet:iteii vom St. Gotthardt, dcr Rauris uiid vom Greiner Ripidolith getiannt, weil na- meiitlicli bei dcr erstercn dic ficherfiirinige Gruppirung sehr ausgezeichnet vorhanden ist.

l j r u e l uiid V a r r e n t r a p p , welche das Eisen in ihrcn Aiialyscn gleichfalls durchgsngig als Oxydul i n Reclinung gebracht baben, findeii i n den eigentlicbcn Chloriteii (voii A ch ma tows k, Schwa rze ns t ei ii ) dass el be Sa ucrs t o ffver h8 1 t ii i fs wie v. K o b e l l , namlich 5 : 3 : 6 : 4 , u i i d v a r r e n t r a p p hat nu r die Formel etwas modificirt, in sofern e r beide Silicate auf gleicher Sattignugsstufe, als Drittelsilicate, annimmt, so dafs sein Ausdruck

(R3 Si + A l S i ) + 2 M g H ' > (Chlor i t ) ist.

... ... . .

W8hrend nun aber i n deli Abanderungen vom Greiiier 1 ) P o g g . r\nn. Bd. 48, S . 185.

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und der Rauris nacli v. K o b e l l jenes Verhaltnifs = 8 : 6 : 9 : 6 = $: 1 : 4 : 1 ist, fiudet V a r r e n t r a p p in der vom St. Gotthardt dasselbe = 2 : 1 : 2 : 1, und entwirft danacli die Formel

( R3 S i + A1 S i ) + 3 Mg H (Ripidolith). Die Beziehung, in der beide Abtheilungen des Chlorits

zu cinander stehen, ware danacli sehr einfach; der Ripido- litti enthielte namlich, bei gleicher Menge Thonerde und Kieselsaure, 1 At. R inebr und 1 At. Wasser weuiger als der Chlorit.

Spater wurde cin Chlorit von Maule‘on in den Pyre- nlien YOO L) e 1 c s s e, uiid von H e r in a n n eioe krystallisirte silberweifse Abanderuug voii Slatoust untersucht. Beide sind dadurch wichtig, dafs sie sehr wenig Eisen enthalten, dafiir aber mehr Talkerde, so dafs man deutlich sieht, das Eisen mufs, wenigstens grofsentheils, als Oxydul vorhandcn seyn. Berechnet man die Analysen, zunlchst unter der Voraus- setzuog, samnitliches Eisen sey als Oxydul vorhanden, so sind die Sauerstoffproportionen folgende:

n. b. Cldorit von R’IaulCon. Chlorit VOD Slatoust.

Kieselsaure 16,7 i6,OO Tho n er d e 826 8,06

07*’ 1 13,Sl Eiscnoxydul 0,2 1 Talkerde 142 ld” 14,64 Wasser 10,7 10,93

Oder in a. = 1,94 : 1 : 1,67 : I,% b. = 1,98 : 1 : 1,83 : 1,36.

Beide Vcrhaltnisse fuhren so d i e auf dns von 6 : 3 : 5 : 3, besonders wenn noch etwas Eisen von den Basen R fort- geiiominen und nls Oxyd der Thonerde hinzugerechnet wird, dafs inan diese Proportioii, welche schon v. K o b e l l uiid Va r r e n t r a p p angenolnmen haben, wohl als die riclitige be- trachten darf. Danach w k d e der Chlorit = 5R+’ji + 2Si + 4H s e p , und sciue Forinel die von V a r r e n t r a p p au- genommene, welche ich mit Rucksicht auf das Hpdrat

PoggendorrPs Annal. Bd. LXXVII. 27

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418 . . ... ...

[(R'%+ A l S i ) + 2 H ] + 2 I \ l g H schrcibeii wiirde, da der Chlorit drirch Gliihen tlas Wasser sehr Iangsain verliert, wZhreiid das Talkerdcliydrat seiii W a s - ser bekanntlicli selir leicht abgicbt.

Schen wir iiuii, wie unter der Aniialitnr, t l n h dcr Sauer- stoff dcr Baseii R un(] ]i = 3 : 3, das VerliBltnik voii Ei- se110xyc1 iiiid Oxydul in deli friilicrcii Analyscii sicli gestal- ten wurdc.

Clilorit von Arl imatow3k. Eisciio.iyd 1,73 E i s cii o s y t l ul 2,2 9 v. K o b e l l : Eiscnoxydul 3,85 =

V a r r c n t r a p p : Eisciioxyd 1,433

4,37.l = Eisciioxydul 3,085 Clilovit vom Scl lwavmnstein :

l l r i i e l : Eisciiosyd 1,900 Eiscnoxydul 426 1 Eiscnoxydul 3,974 =

Es i n d s hier erwiihti t wcrdcn , dafs aucli i% ilr i g ii a c zwei Chlorite uiitersucltt lint, ubmlicli eincii ails dein Ala-. tliale und cinen von Slatoust, (lei abcr walirscheinlicli voii Achmatowsk herstainint. Sic sind wic die letztere Varictlit uiid die voin Scliwarzensteiu zusamineiigesetzt ; aber &I a - r i 6 U a c will in ibiieii iiur Eisenoxyd, keiii Orydu l gefuii- den hnben, was indesscn den directeti Versuchcii, die wci- terhiii mitgctlieilt werdcu solleii, widerspricht.

Uin in eiiiein durclt S lu ren niclit lcicht zcrsclzbarcii Si- licate (lie relativeti Meugeii beider Oxyde dcs Eisciis zu bestimmeu, liat F o r c h h a m t n e r sclioii vor langercr Zed vorgeschlagen, die Ztmetzung durch Kocltcn m i t Fluorwns- serstoff-, Clilorwassers~offseurc und Scliwcfelsiiiire i l l cincr Platiiiretortc zu bewirlicn. Allein icli habc beinerkt, dnfs bei Anweuduiig voii rciiieii Eiseiioxydulveibindungcn die zur Trockiie gebracltte Mnsse iininer Eisciioxyd cnthalt, so dak diese Methode nicht etnpfehlenswerth crscheitit.

€I e r in a 11 n meitdet iierierlich Boraxglas zu gleicliem Zwecke an, uiid obwohl aucli in diesem Fall schnrfe Re- sultatc iiicht zu erlangen sind, so habe icli cs doch viel-

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fnch beiiutzt , da eine a f te re Wiederholung diesen W e g noch nls den bestcn erkennen liefs. Geschinolzenes Phos- pliorsalz hat keitien Vorzug vor dcin Borax.

D e r mtiglichst zerkleincrte Chlorit wurde init etwa der dreifachen Mcnge grob gepulverten Boraxglases in einem Plntintiegel gemeogt, eine Scliiclit yon jcnem dnruber ge- schuttct, uiid das G a m e bedeckt i n eine Plntinretorle ge- bracht, deren Theile init Gips lutirt uud mit cinein in Was- ser tnuclienden Glasrohr vcrbunden waren. Hierauf wrirdc die Retortc inittelst P l a t t n e r’s Geblasevoirichtiiii~ uber der Lnmpe $ bis + Stundc im Glulicn erlialten. Dns gruiie Glas wurdc gepulvert, in eineni Kolben bei Luftaiisschlufs init verdunutcr Clilorwasscrstoffsaure arifgelUst, und die Menge des Eiseaoxyds durch Kochen init Kupferblechstrei- fen bestimmt.

I. Chlorit oom Schwarzenstein ina Zillerthal. Einige vor- laufige Versuclie bestatigten seine Identitat init dem von v. K o b e 1 1 und B r u e l untersuchteo. Ich mufs hierbei aiif die Schwierigkcit anfmerksam ii inchc~~, init wclcher ein Thcil des Wassers beim Gluhen entweicht. Ucbcr dcr L a m p bctrug dcr Vcrlust iiacli starkem Gluhcn 6,97 Proc., mit- telst des Gcbliises aber 12,3 Proc. Dieser Umstand ver- dient bei Aufstellung einer Forniel beriicksichtigt zu wer- den.

Aiif die zuvor bescliriebeue Art untersiicht, gab dieser Chlorit 336 Proc. Eisenoxyd. Corrigirt man danach B rii e I ’S Analyse, so erkil t man:

An Kieselsaure wurden 31,l Proc. erhalten.

SauerstolT.

Kieselsaure 31,466 16’34

Eiseiioxyd 3,360 1,Ol 7,78 1 8,59 T hoiie rd e 16,666

Eiseiioxydul 2,950 0,65 Mnngaiioxydol 0,011 Talkerde 32,561 I ) 12,60 Wasscr 12,425

99,442 11,o-l

I ) Das r\toirigewictit der Talkrrdc ist nach Svanbcrg =254,5, ilir Snsw- stnKgehalt = 39,3 Proc: genommen.

27 *

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Das Sanerstoffverhlltnik ist hier = 6 : 3,2 : 4,9 : 1,0, also offenbar = 6 : 3 : 5 : 4 , so dafs bei dem iiberhaupt nicht grorsen Eisengehalt das friiherc Kesultat hierdurch keiiie Verkiderung erleidet. Dafs inehr Oxyd gefundcii wurdp, aIs die Rechiiuug fordert ( 2 Proc.), licgt in der Nalur des Versuches.

11. Cldorit 0012 Achmatorosk. Es ist derselbe, den V n r - r e n t r a p p ui~~ersuc l i t hat. Der Gehalt an Eisen wird, in Form von Oxpdul, voii ihm = 4,374, VOII v. K o b e I 1 = $85 (friilicr 5 , l ) Proc. angegcbcn.

Zwei Versuche, auf die vorerwahnte Art deli Gehalt an Eisenoxyd durch Kochen init Kupferblechstreifeli zii bestim- inen, gabeo ein offenbar uurichtiges Hesultat. In einem drit- tcri Versuchc wirrde deshalb das Oxydul durcli Golclcliloiid bcstimmt uncl 4,55 Proc. erhnltcn. Hicraus folgt, dafs dic- ser Chlorit nur selir weiiig oder vicllcicht gar kein Eisen- oxyd enthalt. Fiihrt 111aii jenc Znhl in die Aiialyscii der beiden genauiiten Chemilicr ein, so crhalt inan :

A. v. Kobel l . 0. V a r r e n t r a p p . Sancrstnff. Sauerstoff.

Kicsclsaurc 31,14 16,IF) 30,376 15,78 Thoiierde 17,14 8,OO 16,966 7,92 Eisenoxydul

Talkerde 3440 13,59 \ . 33,972 13,12 \ 4,550 1,Ol

Mangnnoxydul 4,53 (453 0,12 'lo' 1 11,72 - - 1 1.1, 13

Wasser 12,12 10,8-1 12,632 1 I ,23 99,98 YS,496

Das Saucrstoffverlialtnifs ist mithin fur A = 6 : 3 : 5,46 : 4,0 B = 6 : 3 : 5,5 : 4,3

oder = 6 : 3 : 5 : 4 , wie bei dem Chlorit voin Schwarzen- stein, so dafs nls die Forinel dieser Chlorite wohl init Si- cherhei t der Ausdruck

[ ( ( M g , F e ) 3 s i + A 1 S i ) + 2 i i ] + 2 M g H angenoinmen werden darf. Nach dieser Forinel wiirde, wie oben gezeigt worden, das Eiseiioxgdul in jencn heiden Ana- lysen 2,29 und 3,095 Proc. betragen.

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111. Ripidolith vom St. Gotthardt, gleichfalls vou dem- selbeii Material, welches V a r r e n t r a p p zu seiner Analyse gedient hat.

Aiich liier gaben die Versuche, acht an der Zabl, kein ubereinstimmendes Resultat, wie folgende Uebersicht zeigl.

a ) Bestimmung des Eisenoxyds aa) mittelst Kupfer : 5,87 Proc. ( 1 )

6,36 - ( 2 ) 9,78 - (3 )

12,6 - ( 4 ) 13,24 - ( 5 )

bb) iiacli E b e l m e n : ' ) 9,80 - ( 6 ) cc) init Schwefelwasserstoffwasser: 17,33 - ( 7 )

b ) Bestiiiilnuiig des Oxyduls diirch Goldchlorid 16,89 - (8)

welche, bezogen auf den von V a r r e n t r a p p gefundenen Eisengehalt, 13,24 Proc. Oxyd vorau~~efzeii wurde, was init den Versuchen 4 und 5 gut iibereinstimmt.

Berechuet man hiernach V a r r e n t r a p p ' s Analyse, so erhalt man folgende Werthe:

SauerstoK Kieselszure 25,367 13,18

7y64 1 11,6 Thonerdc 18,496 Eiseuoxgd 13,220 3,96

3J75 1 10,46 Eisenoxydul 16,890 Talkerde 17,086 6,7 1 Wasser S,958 7,96

100,017 Dns Sauerstoffverlialtnifs ist hier = 12 : 10,6 : 9,5 : 7,3.

Weiiii der Wassergehalt, wie die ubrigen Ripidolithe zu zeigeu scheinen, etwas zu iiiedrig bestimmt ist, so durfte man wold das Verhaltuifs 1.2 : 9 : 9 : 9 als das nachstlie- geiide anuchmen, woiiach der Ripidolith 4 Si + 3 ii' + 9 R + 9 H ist, und sich die Formeln

odCr (3 k3 s i + $3 s i ) + 9 fi

1 ) Reduction mittelst schwefliger Siurc und Fillung durch ein Barytsalz.

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422 . .

[(R3 Si + 3 ' R S i ) + 3 H ] + 6Mg €I constrnircii lassen, wclclie lctztere der des Chlorits analog seyn wiiiiIe.

Bercc:hnet inan hicriiacli den Ripidolitli voin St. Go1 t- hardt, i n welchein 1 At. Eiseiioxyd gegen 2 At. Tlionerde, iiiid 1 A L Eisenoxydul gcgen 2 At. Talkerde vorhnndcn siud, so eIti,ilt inaii:

Kiesels:iure 27,21 Thonerde 15,11 Eiseiioxyd 11,HO Eiseiioxydul 16,!)3 Talkerdc L7,9!)

11,93 Wnsser - 100.

W a s i i i i i i dic iibrigcii Ripidolitlie betrifft, so ist in iliiicii

n1lertliot;s die relative Menge bcider Oxyde des Eiseiis iiocli zii bcstimincn. Gclit inaii davon nos, dnfs aricli bci ilincn der Sailerstoff voii R untl i'i gleicli sey, so siiid die vcr- Iidtnissc dieses Elements folgende :

i l . h. 1:. d.

Sourrsiolf Vorn Cicincr. V. der Rmris . V. St. Cliristoplic. v. Rloot (les

i\l a r i g n n c . Sepl-1,n~s. b e l l . v. K o b e l l . Rlnvignac. von v. K

KicsclsBiirc Thoncrde 9,GG Eisenoxycl ?,I4 Eisenoxydul 1,95 Talkerde 9,88 W a s s e r

oder in: a = 1 2 : 10 : 10 : Y b = 13 : 9,3 : 9,3 : 8,3 c = 13 : 9,0 : 9,0: 8,7 d = 12 : 9,2 : $2 : s,7

was sehr zu Guiisteii dcs bei dein Ripidolitli voni Si. Goit- hardt angei~ommeuen eiiifacheii Verhaltnisses 12 : 9 : 9 : 9 = -1 : 3 : 3 : 3 spricht.

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Vergleicht mail UUII die Zusaiiiineiisctzurig des Chlorits uiid Riyidoliths, zwcier gleicli krystallisirten uud uberbaupt hbclist ahiilicheu Kiirpcr, so stellt sich zuuachst die Uninbg- lichkeit heraus, ohne soiistige Hypothese ihuen cine und dieselbe zu viiidicireii, da in deiri letztereii schoii die Thon- erde fur sich inehr denii lialb so vie1 Sauerstoff als die Kie- s e l s h r e enthiilt. Nacli dem im Vorigen Dargclegten wiirde

Clilorit ( 2 A t . ) = l O R + 2 2 + 4 S i + 8 H Ripidolith = Y R + :,ii + 1 S i + Y ii

seyn. Bei dieser Vergleichuiig driii~gt sich die Fragc ari f :

Solltc der Clilorit iiiclit + 9 R + 21i + 4 S i + 9 H seyn, und der Uuterschied voni Ripidolith i iur i n 1 At. 'ii liegeu? Seiii SauerstoTfverhaltniCs miifste daiiii 12 : 6 : 9 : 9 = 6 : 3 : 4; : 4+, anstatt 6 : 3 : 5 : 4 seyii, und die Foruieln wareii daiiii die vie1 wahrscbeiulicheren:

... ... CIilorit = ( 3 R 3 'si + R* Si) + 9 H Kipidolitb = (3 R 3 Si + €t3 Si ) + 9 €1

Eitie solche Annahme w i d , wie wir glaubeu, auch iiicht eiiiinal durch die cisenarmsten Variettitcii ( von Maulkoii, Slatoust) zuriickgewiesen, und scliliefst die Gegcnwart des hbclist uiiwnhrscheiiilichcii Gliedes M g H iii den Forinelii nus.

Weiin uun aucli die cmpirisclie Zusauiuieusetzuug bei- der Substanzeii als festgestellt bctrachtct wird, so widcr- streitet es doch dein iiatiirlicbeir Gefiihl scliou, bei dutch- aus gleicli krystallisirendeii und soiist nicht unterscheidba- ren ivIineralieii, ?vie es die iu Kede stehendeii sind, eiiieii wesentlicheii Unterschicd in dcr cheinischen Zusnmmenscz- zung, wie 1 At. Thoiierde ihu Iiervorbringt, niinehmeii zu musseii. Es sey deshalb erlaubt, bier niif eiue aiidcrc iiiiig- liche Constitution aufiiierksain zu lnaclieii , welche dicse Schwierigkeit entferiit uiid beideii Mineralien dieselbe liiichst einfaclie Grundformel zutheilt.

Bekaniitlich hat wan inchrfachc Griinde, die iu den Spi- iiellen u. s. w. elektroiiegativ ariftretendc Thouerde iiucli

iu Silicaten in gleicher . Fonctiou auzuuehmeu, und i h e

... ...

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Isomorphie mit der Kieselsaure vorauszusetzen. 1st es ei- gentlich auch iiur eiue Hombomorphie, welche die i u dem- selben System steheuden Formeii des Quanes und Korunds (SO wie des mit der Thonerde isomorpheii E!seiioxyds a h Eisenglaiiz) zeigen, so steheu doch ihre htoinvolume in dein Verhdtnifs von 1 : 1; ($e = 1,2). Es ist deukbar, dafs ihre gegeriseitige Vertretuug eiitweder i n dein Verhaltnifs gleicher Atome oder in eiiiern aiidereii cinfachen Verlialt- iiifs stattfindet, wie das lctztere nacli von B o u s d o r f f ’ s Vorgange bei der Hornblende aagenoinmeii werdcn i1111fs,

WO 3Al = 281 siud. Bei deiu Clilorit scheiiit das Erstere, bei dein Ripido-

lith das Letztere wirklich eiiizutreteu. Alsdaiin siiid bcide

= 9 k + 6 (S i , Al) + 9H.

i j 3 (Si, AI)~ +3h, \YO aufserdcm etwas $e uiitergeordnet zu bcideii isomor- phen Bestandtheileii hinzutritt.

Woll te man bei beideu 3Al = 2 % setzeu, so wiirdc der Clilorit auf 9R 54% cnthalten, odcr uach deiii friilicreii Sauerstoffverhaltiiifs voii 6 : 3 : 5 : 4 = 15k +8Si + l Z € I seyn, was nahezu = 2R7 (Si, Al)+3H ware.

oder gauz ciufach

Zuin Chlorit gehiireu ohue allen Zweifel zwci Substaii- zen , deren Uutersclieiduug durch besondere Namen sicli durchaus iiicht rechtfertigen lafst. W i r meinen Leuchten- bergit und Pennin.

Als Leuchtenbergit hat zuerst K o in o n e n ein dein Chlo- rit im Aeuberen ahnliches in 6 scitigcu Tafeln krystallisir- tes Mineral von Slatoust beschrieben und untersucht ’ ), von deni Hermai i i i spater darthat ’), dafs es wirklich iiichts als Chlorit sey, uud seiueii Wassergehalt diirch Glii- hen ebeuso langsaln verliert , wie dieser. 1) Vcrh. der K. miocr. Gcs. zu St. Petersburg, 1812. S. GJ. 2 ) Jour. f. prakt. Cliern. Bd. 31. S. 99. Bd. 40. S. 13.

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Herman i l ' s Analyse gab: Kieselsiiure 32,35 Thonerde 18,OO Eisenoxydul 4,37 Talkerde 32,29 Wasser 12,50

99,51.

Hechnet man das Eisen ganz als Orydul, so verhllt sich der Sauerstoff von Mg (Fe) , XI, Si und H = 13,66 : 8,4 : 16,81 : 11,11, also fast geuau wie 5 : 3 : 6 : 4 , d. h. wie in deiu Chlorit voii Achinatowsk uad Schwarzeiisteiii und zugleich iiicht sehr abweichend von dein vereinfachteu Verhaltuifs 1: : 1 : 2 : 1$, insoferii dasselbe hier = 1,6 : 1 : 2 : 1,3 ist. Wi rd auch hier die Thonerde als Vertreter der Kieselsaure gedacht, so ist der Sauerstoff von Basis, Saure und Wasser = 13,66 : 25,21 : 11,11, und koinrnt 1 : 2 : 1 noch naher, wenil, \vie diefs sehr wahrscheinlicb ist, eio Thcil des Eisens als Oxyd vorhanden wHrc.

Der sogenaiinte Pennin, von Zerinatt iin Wallis, ist zuerst von F r a b e l als eigene Gattung unterschiedcn wor- den. S c l i w e i z e r und M a r i g n a c liaben Analyscn gelie- fert, auf Grund dcrer, und init Beriicksichtigung dcr iibri- gen Eigenschaftcn der Substanz, wir schoii friiher beliaup- tet habeu, dafs sic diirchaus nichts andercs als Clilorit sey I ) .

a. I . S clr w e i I e r. (2. Analyre.) (Mittcl v. 3 And. )

M a r i gn J c.

Kieselsaure 33,07 3457 Thonerde 9,69 1337

Eisenoxydul I1,36 5,93 Talkerde 3'2,34 3416

1'2,58 12,69 Wasser 99,04 99,92

Chrornoxyd - 0,20

-~

1) Handwarterbuch dcs chem. Tl lei ls der Minerdogie IJ, 44 und I t . Suppl. s. 109.

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Hier fiutlen sich allcrdiiigs Differeiizeii , docli iiiiiclite lnaii verniuthen, die Treniiung voii Eiseii uiid Tlionerde sey bei S c h w c i z e r keiue gaiiz vollstsiidige gcwesen. Die relative Meiige beider Oxyde dcs Eiseiis ist ztvar iiicht be- stimint, iiimint inaii es aber als Oxyd, so giebt a das Ver- haltuifs vou M g , #, Si und H = 12,71 : 51,3 : 17,18 : 11,lfJ = 3 : 2 : 4,2 : 2,7, b hiiigegen 13,42 : S,OS : 17,4 I : 11,2S = $3 : 2 : J,3 : 2,8, inithiii iinnier iiahe = 3 : 2 : 4 : 3. Sctzt mail k = Si, so habeii wir f i ir den Sauerstoff voii Basis, Saure uiid Wasser das Verh~ltnifs iu

a = 19,71 : 25,4H : 11,lfS = 1 : 2,0 : O,OO b = 1342 : 2532 : 11,2S = 1 : 1,9 : 0,S.I

... ...

inithiu fast = 1 : 2 : 1.

Fasscii wir iiuii das iin Vorstelieiideii Mitgetheiltc iioch- inals iibcrsiclitlicli zusaiiilncii, so ist das Resultat folgeiitlcs :

Es giebt uiitcr deli Chloriteii gcwisse Abaiideriingeii, welche durch eiiicn Gehalt voii etwa 30 l'roc. Siirire uiid

durch eiiie geringere Menge Eiscii charnkterisirt siud. Hier- lier gehi)reii die Chlorite voii Aclimatowsk, vow Schwar- zeiistein iin Zillertlial, voii Maul6oii in den Pyreiiben, voin Flusse Balschoi-Irenic1 uiid von dcu Schischmiiiskischeii Ber- geii bei Slatoust, so wie voii Zcrinatt iin Mattertliale des Wallis; die bcideii letztcrcii siiid mit Uiireclit als Leucli- teiibergit und Yeiiniii besoiidcrs untcrschiedeii wordeii. Uas Sauerstoffverkiltiiifs der Talkerde ( F e ) , dcr Thoiierde ( F k ) , der Kieselsaure und des Wassers ist fur alle inehr oder miiider nabe = 5 : 3 : 6 : 4, uiid die daraus zu ab- strahireiide Formel

[ ( k 3 & + t i i ' ) + 2 H ] + 2 M g i I . ; Mit Kucksicht auf die ubrigeii Abiiiideruugeii uiid nuf

die scliwierige Bestilninuiig der relativen Meugen voii Eiscn- oxydiil uiid Eiseiioxyd, wird cs jcdocli in lioheiii Grade wahrscheinlicli, dafs jeiies Verhaltiiifs eigeiitlich das sehr eiiifache von 4; : 3 : 6 : -1; = 3 : 2 : d : 3, und die Formel demgemzfs

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(3R3 ;s’i +‘k? & ) + gH

sey. Eine andere Reihe hiogegeu, am St. Gotthardt, im Thale

Ruuris des Piiizgads, ain Greiner iin Zillerthnle, bei St. Christophe uiid ain Moiit des Sept-Lacs in Savoyeii vor- kommeiid , zeicliiiet sich durch eiiieu geriugeren Gelialt aii

SYure (26 - 27 Proc. ) , a n Talkerde und eiiieii grfifseren a11 Eiseii aus. Sie scheiiien s%mmtlich das Sauerstoffvcr- 1i:iltuifs von 3 : 3 : 4 : 3 zu haben, in Folge clesseu sich ilire Constitution durch

Diese Abauderuugeu nenuen wir Chlorit.

(3R3 s’i + ‘ii3 2%) + 9H

bezeichneii Iafst. Die Clorite enthalten hiernach, bei gleicher Meuge der

iibrigeii Bestandtheile Thonerde weuiger als die Ripi- dolithe.

Beide Reiheu sind aber in ihren soustigeii Eigcnschaf- leu einander so gleich, d d s ein geineiiisainer husdruck ih- rer Constitution wiinscliciiswertli ist. W i r fiiiden einen solchcn, wenn wir dic Tlionerde als Vertreter dcr Kicscl- szure uiid zugleich auiiehineii, dafs in deli Chloritcn dicse Vertrctuiig iu dein atoinistischcn Verlialtuifs voii I : 1, in den l\ipidolitlien voii 3 : 2 statttiiidet, denn alsdann sind beide wasserhaltigc Bisilicate ( Ahnbinate) init dem ciiifa- cheu Saueistoffverhaltiiifs von 1 : 2 : 1.

W i r ueuueu sie Ripidoliith.

VI. Ueber die Geschwintligheit ties Schalls in Fliis- sigkeiten; c’on Him. J T W e r t h e i r n .

(Ann. dr chirn. rt dr phys. Ser. III. T. XXIII. p . 434. )

B i s ~ i e r hatte mail kein Mittcl, die ScIiwiiigungsgesetze uiid die (;cschwiiidigkeit des Schalls in Fliissigkeiten zu bestim-