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uber Senfsamen zrnd Darsiellung des alher. Senfols. 301 stellen. Spater habe ich denselben auch mit gutem Erfolg zur Bereitung der Tincturen benutzt, und kann ihn hiezu besonders empfehlen, denn innerhalb ciniger Stun- den lassen sich auf diese Weise mehrere Pfunde einer hochst gesattigten Tinctur darstellen. Um eine gewohnliche kleine Destillirblase als Dampf- kessel zu benutzen und sic durch ein zweischenkliges ziemlich weites Glasrohr mit dem Mantel des Apparats in Verbindung zu setzen, verschliesse man die bliindung der Blase durch cinen Deckel von starkem Blech in dem sich ein Tubus belindet. ---- Ueber die wesentlichen Bestandtheile des Senf- samens und die zmeckinlssige Darstellung des iitherischen Senfols; von Demselben. Mit der Untersuchung des Senfsamens hahen sich in den drei letzten Decennien vide Chemilter beschaftigt, zum Theil aber so widersprechende Resultate erlangt, dass ich nicht anstehen kann, nach ciner sorgfalltigen Priifung der bis jetzt bekannt gemachten Arbeiten iiber Scnfsamen, auch meine eigenen Versuche und deren Resultate in gedrang- ter Kiirze der Oeffentlichkeit zu ubergeben. Wenn ich sage, dass die Angaben iiber die chemische Conslitution des Senfsamens verschieden und zum Theil widersprechend sind, so verkenne ich damit nicht die Richtigkeit der Angaben, dass das iitherische Senfol nicht in dem Senf praexistire j theile \lielmehr die Ansicht, dass die Bildung des atherischen Senfols ein Analogon der Bil- dung des Bittermandelols sei, und dass nur der schwarze, nicht aber der weisse Senfsamen durch Destillation mit Wasser atherisches Senfol lieferc. I. Schwarzer Senf. a. Ueber das feite Oel des scliwarzen Senfs. Durch Auspressen des schwarzen Senfsamens mittelst

Ueber die wesentlichen Bestandtheile des Senfsamens und die zweckmässige Darstellung des ätherischen Senföls;

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Page 1: Ueber die wesentlichen Bestandtheile des Senfsamens und die zweckmässige Darstellung des ätherischen Senföls;

uber Sen fsamen zrnd Darsiellung des alher. Senfols. 301

stellen. Spater habe ich denselben auch mit gutem Erfolg zur B e r e i t u n g d e r T i n c t u r e n benutzt, und kann ihn hiezu besonders empfehlen, denn innerhalb ciniger Stun- den lassen sich auf diese Weise mehrere Pfunde einer hochst gesattigten Tinctur darstellen.

Um eine gewohnliche kleine Destillirblase als Dampf- kessel zu benutzen und sic durch ein zweischenkliges ziemlich weites Glasrohr mit dem Mantel des Apparats in Verbindung zu setzen, verschliesse man die bliindung der Blase durch cinen Deckel von starkem Blech in dem sich ein Tubus belindet. ---- Ueber die wesentlichen Bestandtheile des Senf-

samens und die zmeckinlssige Darstellung des iitherischen Senfols;

von Demselben.

M i t der Untersuchung des Senfsamens hahen sich in den drei letzten Decennien vide Chemilter beschaftigt, zum Theil aber so widersprechende Resultate erlangt, dass ich nicht anstehen kann, nach ciner sorgfalltigen Priifung der bis jetzt bekannt gemachten Arbeiten iiber Scnfsamen, auch meine eigenen Versuche und deren Resultate in gedrang- ter Kiirze der Oeffentlichkeit zu ubergeben.

Wenn ich sage, dass die Angaben iiber die chemische Conslitution des Senfsamens verschieden und zum Theil widersprechend sind, so verkenne ich damit nicht die Richtigkeit der Angaben, dass das iitherische Senfol nicht in dem Senf praexistire j theile \lielmehr die Ansicht, dass die Bildung des atherischen Senfols ein Analogon der Bil- dung des Bittermandelols sei, und dass nur der schwarze, nicht aber der weisse Senfsamen durch Destillation mit Wasser atherisches Senfol lieferc.

I . Schwarzer Senf. a. Ueber das feite Oel des scliwarzen Senfs.

Durch Auspressen des schwarzen Senfsamens mittelst

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302 Cassebaum,

einer hydraulischen Presse erhielt ich in Uebereinstimniun~ mit den Angaben von J u I. P o n t a n e l 1 e (Geiger’s Maga- zin 18.15. X1I. p . 81., und Journ. de Chim. med. I . 134.) und T h i b i r g e (Tromnudorff N. J. 1820. I V. 2. p . 253.) 20 Proc. fcttes Oel von goldgelber Farbe und susslichem Geschmack. Dasselbe gab clurch Behandlung mit Alkohol nichk Schar- fes an denselben ah, denn 8 Unzen fettcs Oel wurden mit ihrern doppelten Volumen Alkohol von 85 Proc. unler ofterm Schutteln einige Tage in Beruhrung gelassen; de r schwach gefarbte Alkohol reagirte neutral; e r wurde vom Oel sorgfiiltig getrennt, und der -Destillation unterworfen. Nach Entfernung dcs Alkohols, welcher ohnc frernde Bei- mischung abdestillirte, bestand der Ruckstand nur aus cinigcn Tropfen fetten Oels, welches zwar einen verander- ten Geschmack zeigte, dcr dem von altem Leinol nicht unahnlich war, aber eine besondere Scharfe konnte ich nicht bemerlten.

b. Ueher Darstellung e ines lrrystallisirbaren (schwefelhalt.igcn) Kiir- pers a u s dcin scliwarzen Senf. Mierher gehijren : das Sulfo- sinapisin, das Sinnpisin (Simon’s) , d i e griinc Ilaterie PaurB’s nnd das myronsnure Kali.

Zur Priifung de r verscliiedenen Angaben von B o u - t r o n , R o b i q u e t , F a u r 6 , S i m o n u. m. A., welche durch Behandlung des schwarzen Senfsamens mit Alkohol theils einen schwefellialtigen, theils cincn schwefelfreien krystalli- sirbarcn Kiirper erhielten, dem sic einen wesentlichen Antheil an der Bildung dcs athcrischen Scnfols zuschrei- hen, behandelte ich den Senf zunachst mit Alkohol.

Es wurden 2 Pfd., zuvor durch Pressen vom fetten Oel befrcietcr schwarzer Senf in dem v orh i n b es ch r i e b c n en Vcrd 1-8 n gu n g sa p p nra t c mi t 3 Quart Alkohol zncrst kalt, und dararif bei einer Temperatur von GOO R. vijllig exlrahirt, so dass das zuletzt Abtropfelnde fast vollig farblos war.

Die erhaltene Tinctur zcigte folgende Eigenschaften: Grun-gelblich braun; Lackmus dcutlich riithend; mit Was- scr Semischt sich trubcnd ; Eiscnchlorid gab einen schniu- tzig gunlichen, salpetcrsaures Silber und essigsaures Blei

S u l f o s i n a p i s i n .

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uber Senfsarnen und Dnrstellung des ather. Senfols. 303

weisse kasige Niederschlage, welche sammtlich in Salpe- saure unloslich waren. - Beim Abdestilliren des Alkohols blieb ein brauner syrupartiger, stark sauer reagirender Ruckstand, welchern vie1 fettes Oel von griiner Farbe beigemengt war. Der samrntliche Ruckstand wurde auf ein rnit Alkohol bef'euchtetes Filter gcbracht ; die braune Fliissigkeit lief klar durch, wahrend das grune consistente Oel auf dem Filter blieb; (es musste jedoch einige Auf- merksamkeit darauf verwandt werden, indem nach Abfil- triren des ersteren auch letzteres bald durchging). Die braune syrupartige Flussigkeit wiirde bei gelinder Warrne noch weiter abgedampft und zum Iirystallisiren bei Seite gestellt. Es zeigte sich aber selbst nach rnehrwochent- lichem Stehen keine Spur einer Krystallisation.

S i n a p i s i n. Es wurde dieser braune alkoholische Auszug nach Angabe von S i rn o n (Poygenclorff's Annul. XLZII. p . 651-655) mit Aelher behandelt. Der Aether war schwach grunlich gelh gefarbt, reagirte deutlich sauer, beim Ahdeslilliren des Acthers blieb ausser etwas feltem Oel nur ein hochst geringcr, kaum einige Gran betragen- der, sauer reagirendor gelbbrauner Ruckstand. Es wurde darauf die in Aether unlosliche Masse zur Entfernung des Aethers einige Zeit der Luft ausgesetzt, darauf rnit schwa- chem Alkohol vcrrnischt, schwach erhitzt und zum Kry- stallisiren hingestellt. Aber es konnte auch so wenig nach der Behandlung mit Aelher, wie durch dieselbe die geringste Spur von Iirystallen erhalten werden. - Der rnit Aelhcr behandelte Ruckstand besass die Eigcnschaf- ten der Tinctur noch im hohcn Grade, und zeigte einen scharfen, hintennach stark bittern Geschrnack ; rnit Was- ser liess er sich ohne Triibung rnischen.

Ware eine dem Sulfosinapisin des weissen Senfs ana- loge Substanz, oder das schwcfelfreie Sinapisin S i m o n 's in diesem alkoholischen Auszuge cnthalten gewesen, SO hatte es sich bei dieser Behandlung zeigen rnussen.

Die g r i i n e h f a t e r i c , welcheFauri:aiisdemschwar- Zen Senf durch Aether erhielt (Journ. de Pharm. XVIZ. n.299--308) verrnuthe jch in dern vorhin erwahnten gru-

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304 Cassebnum.,

nen consistenten Dele, konnte sie 'jedoch nicht daraus abscheiden, indem sich das Oel immer mit auflijste; eben so wenig konnte ich erwahnte grune Stubslanz auf die von F a u r i! angegebene Weise erhalten.

Faur i ! glaubt, dass diese grune Substanz an der Bil- dung des atherischen Senfols ' einen wesentlichen Antheil habe; es erhellt jedoch hinreichend aus den dafur ange- fuhrten Grunden, dass diese Meinung F a u r 6 ' s irrig ist.

Wurde das grune consistente Oel Iangere Zeit auf- bewahrt, so setzte es einen geringen schuppenartigen Ueberzug an der Wandung des Glases ab. Mit seinem gleichen Volumen concentrirten Alkohols geschuttelt, misch- ten sich beide zu einer klaren grunen Flussigkeit unter Ausscheidung eines geringen weissen flockigen Boden- satzes. Diese Substanz auf einem Filter gesammelt, zeigte nach dem Troclinen eine wachsartige Beschaffenheit, welche vorzuglich beim Verbrennen und beim Kauen zwischen den Zahnen nicht zu verkennen war. Aelher mit demsel- ben zusammengebracht, verhielt sich gerade wie Alkohol.

Einige Zeit spater, um das Jahr 1840, machten B u s s y und auch B o u l r o n und F r e m y ihre Untersuchungen uber Senfsamen beltannt. B u s s y (Journ. de Pharm. 1840. Jan. p. 39 - 50) hat die beiden Substanzen, welche nach ihm die Bildung des atherischcn Senfols unter gleichzei- tiger Concurrenz von Wasser ermitteln, isolirt; er nennt die dem Emulsin analoge Myrosin, die andere Myronsaure, und giebt an, dass die Myronsaure als Kalisalz im schwar- Zen Senf enthalten sei.

Dr. W i n ck 1 e r (Jahrb. f. prakt. Pharrn. 1840. S. 89-93) bestatigt bei ciner Wiederholung der Versuche von B u s s y und F r e m y die Resultate derselben.

Dagegen ist E. S i m o n (P. A. L. p . 377-384) mit der Ansicht B u s s y ' s , dass myronsaures Kali im schwar- zen Senf das uberwiesende Princip sei, nicht einverstan- den, denn nach cler Angabe B u s s y ' s verfahrend, konnte er dassolbe nicht darstellcn. Zwar gelang es ihm auf etwas modificirtem Wegc ein krystallisirtes Salz darzu- slellen, doch erzeugte dieses rnit Myrosin durchaus kein

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Senfbl, und erwies sich bei gcnaucr Prufung als schwefel- saures Kali.

Meine oh wiederholten Versuche, urn B u s s 4’’s myron- saw es Kali abzuscheiden, waren ebenfalls erfolglos, und gaben mir ganz hhnlichc Rcsultate wie S i m o n solche erhalten. Zur Darstellung des myronsauren Kalis befolgte ich anfangs genau die von B u s s y und F r e m y gegebene Anleitung, indem ich das Mehl des schwarzen Senfs zur Coagulirung des Myrosins in dcm zuvor beschriebenen Verdriingungsapparate rnit Alkohol yon 83 Proc. R. zuerst kalt und dann bei 55-60° R. bcliandelte. Das durch Jlkohol erschopfie Senfmehl wurde mit seinem 4- bis 6fachen Gewiclite lauwarmen Wassers angeriihrt und etwa eine Stunde damit maceril.cn gelassen, darauf colirt und ausgepresst. Die filtrirte Fllissigkeit war schwach gelb- lich, klar, und reagirte schwach sauer. Sie wurde bei gelindem Feuer, aber moglichst rasch, zur Syrupsconsistenz gchracht, sodann mit schwachcni Alkohol von 60 Prop vermischt, so lange die Fliissigkeit dadurch einen Nieder- schlag gab. Die von dem k l e b r i g e n N i e d e r s c h l a g e gescliiedene rothlichbraunc Tinctur wurde wieder zur dunnen Syrupscansistenz gcbracht und zur Krystallisation hingestellt. Nach achttagigem Stchen hatte sich aber noch kcine Spur ciner Krystallisation gcbildet, auch zeiglen sich keine Krystalle, wenn die Fliissigheit noch weiter einge- engt wurde. Es wurde dieselbe daher mit ihrem gleichen Gewicht Alkohol von 0,810 sp G. anhaltend Seschuttelt, um, wieS i m o n angiebt, eine die Krystallisation hindernde Reich- harzmasse abzusondern. Die syrupartisc Masse triihte sich anfangs beim Vcrmischen niit Alkohol, klarte sich aber bald zu einer dunkelbraunen Fliissigkeit von dartiger Consistenz, die aber auch bei Iangerm Stehen nichts Kry- stallinisclies absetzte. Sie wurde nun mit mehr Alkohol von 80 Proc. R. gemischt, wodurch sich noch eine bedeu- tende MenSe einer schmierigen Massc ausschied, die aber nicht wie die erste grau, sondern braun war. DS wurde so lange Alkohol zugesetzt als sic11 noch ein Bodensatz bildcte, tlarauf filtrirt, die Tinctur der Destillation unler-

Arch. d.Phsrm. CIV. Bds. 3. I lk . 22

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306 Casselaum,

worfen, und der zur Syrupsconsistenz gehrachte Rickstand zur Krystallisation liingestellt. Nach achltagigcr Ruhe halte sich noch nichts Iirystallinisches abgeselzt, und wurde daher zum dritten Male mit Alkohol vcrmischt und gcfallt, i n der Absicht, das scharfe Princip des Auszugs bloss zu legen. Die drilte Fdllung war nur gering und schmulzig- gelb, verhielt sich ubrigens der zweiten ganz ahnlich. Die orangcfarhene saure Tinctur, welche sich j c tz t auf Zusatz von Alkohol nicht mehr trubte, wurde zur Wieder- gewinnung des Alkohols der Destillation unterworfen. - Es zeigte sich hicbei die hiichst merkwiirdige Erscheinung, dass der obere Theil des Iiolbens und glasernen Kuhl- rohrs schbn blau angelaufen schicn ; nach dem Erkahen d es G 1 as e s v er s c h w an d dies e E rs ch e i n u n g .

Der Riick- stand in der Retorte wurde zur Krystallisation abgedampft, lieferte aher bach langem Stehen keine Krystalle; er wurde darauf mit Wasser verdiinnt, wodurch eine Seringe Trii- bung entsland, und hatte nach dem Filtriren seine braun- rothe Farbe niit ciner schon cochcnillerothcn vertauscht. Wurde diese cochenillerothe Fliissigkeit bis auf einige Unzen verdampft) so zeigte sich ein deutlich salziger, hinlen- nach bitterer Geschmack und nach einiger Zeit ein feiner weisser krystallinischcr Bodcnsalz. Nach Absonderung dessclben wurdc die conccntrirte Lauge mit 4 bis 5Thei- len schwachen Alltohols vermischt und anhaltend geschiit- telt, wodiirch sich von diescr krystallinischen Substanz mehr ausschied. Die Ausscheidung der feinen spieesigen Krystalle erfolgte sogleich und wurde dabei die von Si mon beobachtete schillerndc Eigenschaft dcr Flussigkeit eben- falls bemcrkt. Sobald sich durch weitern Zusalz von Alkohol nicbts Iirystallinisches mehr ausschied, wurde der Alkohol wieder abdcstillirt und der Riicltstand abermals mit schwachem Alkohol vermischt, wodurch ebenfalls nocli cine Fallung der crwhhnten Krystalle stattfand. Wurde dicsc Behandlung weiter fortgesetzt, so bildelen sich lteine I<rystalle mehr.

Das erhaltnne Priiparat hatte folgendc Eigenschaften:

Das Destillal war neutral und wasserhell.

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uber Senfsanieii tind Damtellung des ailher. Senfols. 307

Weisses, ziernlich volurninoses, aus kleinen spiessigen Kry- stallen bestchendes Pulvcr von schwach salzigem Ge- schrnack; in Wasser ziemlich leichl loslich.

Die Losung rcagirte schwach sauer. Platinchlorid gab eine deutliche Reaction auf Kali,

Chlorbarium bcwies durch einen starken weissen, in Sal- petersaure unloslichen, Niederschlag die Gegenwart der Schwefelsaure.

Auf clem Platinblecli crhilzt, zcigte es zuerst eine geringe Schwiirzung, welche wohl von organischcr Beirnengung des Filters - beirn Samrneln des Praparats - herriihren mochte, und einen kaurn bemcrkbaren Geruch nach schwef- liger Saurc; zuletzt brannle es fast ganz weiss wieder. Dieser Ruckstand in Wasscr gelost und n i t Platinchlorid und Clilorhariurn gepruft, zeigte sich w i d e r als schwefel- saures Kali.

Mi t Myrosinliisung gieht diescs Salz durchaus keinen Scnfgeruch, und ltnnn ich hiemit die Angabe S i m o n's, dass cs nur schwcfelsaurcs Kali sei, hestatigen.

Bei niiherer Priifung rand ich, dass von sarnmtlichen Flussigkeitcn und Niederschlagen, welcho bei Behandlung des schwarzen Senfs auf myronsaures Kali erhalten wor- den, die ersten durch Alkohol bewirkten Pracipilate rnit Myrosinliisung den starksten Senfgerucli eiitwickclten; da- Segcn honntc aus dcr Rlutlerlauge selbst nach Entfernung des Alkohols nur ein ltaum bemerkbarer Senfgeruch durch Myrosin entwickclt werden. Zur Bestatigung dieses Rcsultats wurde ein zweitcr Versuch angestellt, wobei ich die Coagulirung des Myrosins mittelst Alkohols ganz urnging.

Es wurdcn niimlich 8 RIaass destillirtes Wasser in einern verzinnten Kessel zum Sieden gebracht, und unter raschern Zl'mruhren mit einem Spatel 2 Pfd. zuvor vom fettcn Ocl bcfreieter und dann wieder gepulverter schwarzer Senf auf einmal eingetragen, noch einige Minuten im leb- haftcn Kochen unterhalten, sodann gepresst und der ge- prcsste Ruckstand auf diesclbe Weise noch einmal behan- dell. Die colirten Decocte waren intensiv gelb, von pene-

22 *

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308 Cassebaurn,

tranter Bitterkeit, und reagirten deutlich sauer. Sie wur- den gemischt und bei raschem Feuer his auf die Halfte ringeengt, sedimentiren gelassen, filtrirt und zur Nellago- consistcnz gebracht. Das weitere Verfahren, so wie die dahei erhaltenen Resultate sind ganz wie vorhin. - Dieses letzte Verfahren, das Myrosin zu coaguliren, ist weit billiger und auch sichcrer als das mit Alkohol, indem hiehei wah- rend der Arheit, so wie aus dem Riickstande nicht eine Spur Senfgeruch zu hemerken war, dagegen die Gewin- nung des Myrosins durch Alkohol nicht so leicht voll- standig geschieht. Ich wollte niimlich einmal myronsaures Kali darstellen, und nahni dazu das riickstandige Senf- mehl nach der Behandlung mit Alkohol behufs Darstellung des Sinapisins. Als ich aher dasselhe mit lialtem R’asser etwa eine Stunde maceriren liess, entwickelte sich schon ein deutlicher Senfgeruch, so dass ich die Flussigkeit schnell abpressen und erhitzen mnsste. Der Ruckstand in der Presse hatte aber nach einigen Tagen solche Scliarfe wieder erlangt, dass ich durch Dcstillation desselben nicht allein 2 Pfd. hochst stark riechendes Wasser, sondern auch noch einige Tropfcn Senfol erhielt.

Wenn ich die Angabe Simon’s bestatige, so will ich damit die Existenz des myronsauren Kalis im schwarzen Senf noch nicht verneinen, sondern icli heweise nur, dass das krystallinische Product aus dem wiisserigen Auszuge des schwarzen Senfs, welches man auf obige Weise er- halt, schwefelsaures Kali ist, und dass die durch Alkohol ausgefhllte klebrige Masse, welche 11 u s s y ganz unbeachtet lasst, gerade den Korper enthalt, welcher mit Myrosin Senfol erzeugt. Ueher die Natur dieses Iiorpers werde ich weiterc Versuche anstellen, und deren Resultate spater veroffentlichen.

C. Ueber Myrosin.

Die Angahe B u s s y ’ s , dass im schwarzen wie in1 weisscn Senf cine dem Emulsin analoge, von ihm Myrosin gennnnte Substanz enthalten sei, fand ich bestatigt. Urn dasselbe ails schwarzem Senf darzustellen, nahm ich den nach der Erschopfung des schwarzen abgepressten Senf-

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mehls mit kochendem Wasser gebliebenen geschmack- losen Ruckstand, ruhrte denselben mit 2 bis 3 Theilen kalten destillirten Wassers an, und‘ stellte die Mischung einige Tage an einen kuhlen Ort. Durch Auspressen der Masse untl Filtrircn erhielt ich eine fast klare, beim Schut- teln stark schaumende Liisung des Myrosins, die durch starkes Erhitzen oder Zusatz von Sauren gefallt wurde. Dieselbe wurde in] Wasserbade mit grosser Vorsicht, da- rnit die Temperatur der Flussigkeit nicht uber 42 Grad R. sties, abgedunstet, und als der Ruckstand fast Syrups- dicke erreicht halte, mit Alkohol von TOProc. R. vorsich- tig gefiillt. Der dadurch erhaltene weissliche Niederschlag wurde wieder in kaltem destillirten Wasser gelost und abermals abgedampft. - Das so erhaltene Myrosin ist dem von B u s s y beschricbenen viillig gleich, und giebt mit schwarzcm Senfmehl, worin das Myrosin coagulirt worden, reichlich aetlicrisches Senfol.

d. Ueber Darstellung des stherkchen Senfiils.

Die hiichst verschiedenen Angaben iiber die Ausbeute des alherischen Scnfols bestimmten mich, verschiedene Wege der Darstellung einzuschlagen, und zwar mit drei ver- schiedenen Senfsortcn, indem die Ausbeute auch ganz besonders von der Gutc des Senfs abhanst:

Zuniichst prufte ich : I ) Ob eine nachtliche Maceration des Senfmehls mit

kaltem Wasser eine reichlichere Ausbeute gebe, als wenn nach Mischung des Senfmchls mit Wasser die Destillation gleich vorgenommen wird ; auch prufte ich die Angabc C r e u z b u r g ’ s , dass der Senfteig nach eingetretener Gahrung mehr Ausbeute an Oel liefere.

2) Ob es vortheilhaftcr sei, das felte Oel zuvor abzu- pressen oder nicht; und

3) Ob die Dampfdestillation die gcriihmten Vorzuge vor der gewohnlichen Destillation verdiene.

Zu I . Es stelllc sich heraus, dass eine nachtliche Maceration dem sofortigen Abdestilliren vorzuziehen ist,

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31 0 Casselraum,

obgleich ich auch in einigen Fallcn nach 2- bis 3stundiger Maceration schon dieselbe Quantitst Oel erhielt, als wenn die Mischung bber Nacht gestanden hatte. Aber eine ldngere Maceration, wie C r e u z b u r g in Vorschlag gebracht, fand ich uberflussig, ja sogar nachtheilig, da bei so langem Stelien des Senfteiges eine geringe Entweichung des Oels kaum zu verhindern ist.

Zu 2. Aus vergleichenden Versuchen ergab sich, dass das Abpressen des fetten Oels, wenn es nicht zu heiss geschieht, keinen nachtheiligen Einfluss auf die Aus- beute an aherischcm Oel ausubt, und folglich das fettc Oel mit Vortheil abgepresst wcrdcn hann.

Zu 3. Ein Haupterforderniss bei Darstellung des atherischen Senfols ist raschc Destillation, wcil das Oel vermiige seines hohern Kochpuncts nur meclianisch mit herubergerissen wird. Sol1 dieselbe aber auf dem gewbhn- lichen Wege bewerkstelligt werden, so brennt die brci- formige Masse in der Blase leiclit an, und das ubergehende Oel wird dann nicht nur braun, sondcrn die Aus1)eute ist aucli bedeutend geringer. Ferner wird das Wasser bei solcher raschen Dcstillalion so schleimig, dass das Oel hernach durch Filtration schwer davon zu trennen ist. Will man das Anbrcnnen verhuten, indem m a n Srroh oder dergleichcn lockcrc Stoffe a d den Boden der Blase legt, so muss man auch schon die Quantitat Wasser vermehren, indem sonst der Zweck gknzlich vcrfehlt, dagegen aber durch eine zu grosse Quantitat Wasser die Destillation wiederum erschwert und die Ausbeute verringert wird.

Bei Anwendung der Dampfdestillation fand ich, dass die Ausbeute derselben oftmals mehr betrus, dagegcn war dieselbe auch in einzelncn Fallen gleich; auch war das Oel, welches aus der von W i t t s t o ck (Berl. Jahrb. XXXV. 2. p. 266 - 271) empfohlencn Vorrichtung mittclst Dampf- destillation erhalten \vurde, eben so gcfarbt, als das durch ~ewbhnliche Deslillation aus der kupfernen Blase erhaltene. Um diesem Uebelstand abzuhelfen, construirte ich mir eine Dampfblase, worin das gebildele Oel nicht mit erhitzten

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iiler Senfsamen und Darstellung des lither. Senfals. 39 1

Kupferwiinden in Beriihrung kam. (Dieselbe ist beschrie- ben im Archiv d. Pharrn. December-Heft 1846. p . 271.j

Die Destillation gins hierin regelmissig von Statten und das erhaltene Oel war kaum gefiirbt. Aus 10 Pfd. Senf erhiclt ich 10 Drachmcn fast farbloses Oel und 1 Pfd. starkes Senfwasser, wahrend ich bei der gewohnlichen Destillalion ails einer gleichen Quantitat Senf nur 5 his 7 Drachmen und bei Anwendung der Wi t t s t o ck'schen Vorrichtung etwa 1 Unze erhielt.

Da ich die bekannten Wege alle vcrsuclit und die Bedingungen zur Erzielung einer moglichst grossen Aus- beute ermittclt hatte, so versuchte icli noch den Senf mit einem Zusatz von Kochsalz zu destilliren, um der Mischung einen hghern Kochpunct zu gebcn.

Ein solcher Vcrsuch wurde aus dcr Dampfblase an- gestellt und zwar:

6 Pfd. Senfmehl mit dem lfachcn Gewicht Wasser angeruhrt, und nach einigen Stunden auf jedes Pfund Pfd. Kochsalz zugesetzt und gut durchgeruhrt; nachdem die Mischung uber Naclit macerirt, wurde destillirt; die Destil- lation sing sehr gut von Statten. Alsdann wurden noch- mals 5 Pfd. Senfmehl mit 1; Pfd. Iiochsalz und dcm Senf- wasser der ersten Destillation auf dieselbe Weise destillirt. Die Ausbeute beider Destillationen ging iiber mcine Erwar- tung, denn ich erhielt aus 40 Pfd. bestem Senfsamen 14 Drachmen Oel und ctwa 1; Pfd. Senfwasser.

Ilierauf wurde derselbe Versuch mit dcr gcwohnlichen Destillation angestellt und aus 5 Pfd. Scnf 0; Drachme Oel und 1; Pfcl. Senfwasser erhaltcn.

Noch verschiedene andere Dcstillationen zeigten mir, dass diese Mchrausbeute dem Zusatz von Iiochsalz zuzu- schreiben sei. Ausser diesem Rlehrcrtrage an Oel zeigte sich aber aucll noch der erfreuliche Umstand, dass die Anwendung der Dampfblasc nicht unumgiinglich noth- wendig sei, denn die Nischung in der Blase brannte nicht an, und ich hatte nicht ngthig so vie1 Destillat abzuziehen, sondern brauclite nur eine dem verbrauclrten Senfsamen

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31 2 Cassebaum,

aequivalente Menge Destillat in 2 gesonderten Portionen abzuziehen.

Fur eine vorheilhafte Darstellung des atherischen Senf- 01s ist also Folgendes erforderlich :

I ) Muss dcr gepulverte und vam fetten Oel befreiete Senf einer mehrslundigen Maceration mit kaltem Wasser unterworfen werden.

2) 1st eine gut verzinnte Destillirblase, oder eine hhn- liche Dampfblase erforderlich, damit das Oel nicht rnit den erhitzten Kupferwanden in Berhhrung kommt, indem es sonst theilweise zersetzt wird, und das erhaltene Ocl mchr oder weniger gefarbt crscheint.

Um die beruhrten Uebel- stande, welcho dadurch entstehen, zu vermeiden, ist ein Zusatz von Kochsalz, und zwar + vom Gewicht des Senfs, erforderlich.

4) 1st es weit vortheilhafter, die Quantitat Senf,’ welche man zur Darstellung des Oels verwenden will, in 2 oder mehrercn Portionen zu destilliren, als dieselbe auf einmal in dic Blase zu bringen, weil man das Serifwasser der ersten Destillation mit Vortheil zum Anruhren der nachsten Portion verwenden kann.

5) Haltc ich es fur zweckmassig, sich den Bedarf an Senfol im Winter zu destilliren, da die Abscheidung des Oels im Sommer grosse Schwierigkeiten hat, weil das Oel in der Warme fast specifisch leichter als Wasser ist.

Dieser letzte Umstand macht aucli die nieisten dazu empfohlenen Oelsammler unbrauchbar, indem das Oel bei rascher Destillation sich stets in dem Destillat auf und nieder bewegt. Eine beliebigc versclilicssbare Flasche, die dem aufzufangcnden nestillate an Grbsse entspricht und mittelst Blase mit dem Kuhlrohre gut verbunden ist, eignet sich dazu. Dieselbe wird nach der Destillation in kaltes Wasser gestellt, und nnch einiger Ruhe das Senf- wasser klar abgegossen ; zuletzt nach sammtlichen Destil- lationen das Oel durch ein benasstes Filter vom Wasser getrennt. Um jeden Verlust dabei zu vermeiden, bedecke

3) Eine raschc Destillation.

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uber Senfsamen wad Darstellung des ather. Senfols. 3 13

man den Trichter, dessen Rand mattgeschliffen ist, mit einer mattgeschliffenen Glasplatte.

Es ist von Einigen auch vorgeschlagen, man solle den schwarzen Senf mit einem Zusatz von weissem Senf der Darstellung des atherischen Senfols unterziehen, wodurch eine Mehrausbeute an iitherischem Senfol erhalten werde. Die verschiedenen Versuche, welche ich hieruber anstellte, indem ich die beiden Senfsorten in den verschiedensten Verhaltnissen (TIr his 4 Zusaiz von weissem Senf zu 1 Theil schwarzcm Scnf) dcr Destillation untcrwarf, gaben mir stets nur eine der Ausbeute des schwarzen Senfs ent- sprechcnde Quantitat atherisches Senfiol.

Ferner priifte ich durch vergleichende Versuche, ob gut ausgetrockneter Senf eine grossere Ausbeute an athe- rischem Oel liefere als frischer Samen. Freilich fand ich bei diesen Versuchen, dass gut und vorsichtig getrockneler Senf etwas mehr Ausbeute liefere, und zwar 25 Pfd. trockncr Senf lieferten 2; Drachm. atlierisches Oel mehr als 25 Pfd. frischer Senf. Bcrucksichtigt man aber, dass fri- scher Senf durchs Trockncn 5 bis 6 Proc. an Gewicht verliert, so ist diese Mehrausbeute an atherischem Oel nur scheinbar.

11. It’eisser Senf. Dicse von H e n r y und G a r o t im

weissen Senfsamen zuerst aufgefundene krystallisirbare schwefelhaltige Substanz siellte ich dar, und urn zu er- fahrcn, ob die Bereitungsweise auf die Eigenschaficn des- selben von Einfluss sei, wurdcn die dazu empfohlencn und vo n ei na n der a b wei chen d e n Method en sa m m t 1 i ch be fol gt,, und die dadurch erhaltenen Priiparate auf ihre Eigen- schaften nahcr untersucht. €1 e n r y und G a r o t stellten dasselbe dar, indem sie gepulverten weissen Senf einige Male rnit Wasser auskochten, die colirten Decocte zur Honigconsistenz abdampfien, das Scnfestract mit Alkohol von 80 $ R. behandelten, von den erhaltenen Tincturen den Alkohol vorsichtig ahdestillirten und den Ruckstand zur Kryslallisation befiirderten.

S u l f o s i n a p i s i n .

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31 k Cassebaum,

W i n ck 1 e r behandclte zur Darstellung desselben den gepulverten und vom fctten O d e mogliclist befreieten weissen Senf direct mit Alkohol v0n8O 8 R. hei Digestions- warme, bis sich die alkoholischen Ausziige kaum nocb farbten.

Die Methode nach B o u l r o n und R o b i q u e t weicht von letzterer nur darin ab, dass sie den weissen Senf mit Alkohol von 83 ; R. kochend auszogen.

Die nach den verschiedenen Methoden erhaltenen Tincturen, so wie das Sulfosinapisin selbst, besassen ubri- gens diesclben Eigcnschaften, als : mit Eisenoxydsalzen sich blutroth zu farbcn, Silbcrsolution weiss zu fiillen etc. Pe l o u z e schrcibt diesc Eigenschaft einem Gehalte an Schwefclblausiiure zu, wclche im weissen Senf als Schwefel- cyancalcium entlialten sci. Die wicderholt von mir ange- stellte sorgfaltigste Untersuchung liess mich jedoch weder Schwefclblausgure noch Schwefelcyancalcium finden. - Fur die Behauptung, dass die Eigenschaft Eiscnoxydsalze zu rothen, dem Sulfosinapisin angehort, spricht als Beweis, dass das Sulfosinapisin mit Eisenoxydsalzen immer eine weit intensivere Rothung hcrvorbringt, als die Tinctur des wcissen Scnfs, woraus das Sulfosinapisin dargestellt wurcte. Ware dic riithende Eigenschaft, dcr Tinctur einem Gehalt an Scliwcfelblausiiurc zuzuschreiben, so wurde das iifter umkrystallisirte Sulfosinapisin diesc Eigcnschaft verlieren, welchcs abcr durchaus nicht der’ Fall ist.

Ohgleich es allgcmcin bekannt ist, dass der weisse Senf durch Destillation mil Wasser kein atherisches Oel Sieht, so veranlassten mich doch einzelne Angaben, wie von J o h n (Johns Schr. 117. 153) und P c 1 o u z c [Journ.. de Chin&. m e d . 1830. Oclober p . 577-583), wclche das Gegen- tlieil anfiihren, auch hicruber genaue Versuche anzustellcn. Ich destillirte den gcpulverten gelbcn Senf mil Wasser, und verfuhr dabei ebenso wic bei Darstellung des alhc- rischen Oels aus schwarzem Senf; als ich auf diesc Weise kein atherisches Senfiil, sondern nur ein etwas trubes, zwiebelartig ricchendcs Destillat erhielt, liess ich ver- schiedene Mcnstruen, als : kohlensaure Alkalien, Schwefel-

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iiber Senfsamen und Darstellung des ather. Senfols. 346

~ ' I W P , Kochsalz u. s. w. darauf einwirken, aber ohne ander- $1 eitigen Erfolg.

Durch die hier in der Kurze angedeuteten Versuche 111~cr weissen Senfsamen kam ich zu folgenden Resultaten :

1) Dass der weisse Senf kein atherisches Oel enthalt, i i i d solches aus demselben auch auf keine Weise gebildet \\ c d e n kann.

2) Dass der weisse Senf kein Schwefelcyancalcium I i~ilialt, und die saure Reaction der spirituosen und wasse- I I -1'11 Ausziige desselben nicht von Schwefelblausaure

3) Dass die hier angedeuteten verschiedenen Berei- tilli;-arten des Sulfosinapisins keinen wesentlichen Einfluss a111 (lessen Beschaffenheit ausiiben, und dass die Eigen- 51 I I ~ I ~ ' ; , mit Eisenoxydsalzen sich zu rothen, dem Sulfosina- 1'1 III cigehhiimlich ist.

4 ) Dass die Eigenschaft, mit Alkalien erhitzt atherisches S( I ~ ~ I I ! zu bilden, keinem auf angefuhrte Art bereiteten hi11 I f 1,irlapisin angehort.

'1' Dass die billigste Darstellungsmethode des Sulfosina- P I ~ I I I \ jedenfalls die nachHcnry und G a r o t ist, weil dam nic 1 1 1 cine so grosse Quantitat Alkohol erforderlich ist; da.- .)her dabei ein wiederholles Auskochen des weissen SPII I . init Wasser anzurathen ist. Auch muss das Um- kr! 4 1 tlli4ren desselben jedenfalls aus der heissen alkoho- lisciil 1 1 , und nicht aus der wasserigen Losung geschehen.

l i t I I tthrt.