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3s Ueber die Wirkung der Sauren Rohrzucker ; yon Ma Zag u t i, Chemiker am Laboratorio der kiiniglichen (Jonrn. de Phnrmacie. XXI. ad den Fabrik zu Scvres. 413.) Die Einwirkung der Siiuren atif den Zuclcer hat man noch nicht unter einem allgeineinen IGeeichtspunkte stuclirt. In den Handbiichern der Chemie ist nur von einer partiellen Einwirkung einiger Sguren die Rede. Dass rlie Salpeterssure z. B. den Zucker anfangs in oxalhydrische utid darauf in 0xals;iure veriindere , dass die verdiinnte SchwefelsEure in der KAte den Rohrzuclrer in Traubenzucker verwandle, dass Chlorwassers!offsEure und SchwefelsEure in der Wir- me den Rohrzucker zersetzen und Ulrninsffure hervorbringen, dass die ArseniksEure eine Zuckerauff ijsung anfangs roih, dann purpurn und braun firbe, endlich, dass einige organi- sche Siiuren durch ihre Wirkurlg dem Zucker die Eigenschaft nehmen, zii krystallisiren , selbst wenn sie nachher gessttigt werden. Ich verde zeigen, dass im Allgemeinen die Sluren, selbst die sshr verdiitinten SZuren, unter Einfluss einer Temp., die + 85O C. nicht iibersieigt, auf e h e iclentische Weise auf den Rohrzuclcer wirken , und dass das stets gleichfcirmige Resultat ihrer WirIrung durch Ulminsture und Ameisensiiure ausgedriickt werden lcann , Beim Zutrilt der atmosphtrischen Luft, und durch Ulminssure allein, wenn die Luft ausge- schlossen ist. Bei V-ersuchen iiber die Natur des Niederschlages, wel- cher sich bildet , wenn man salpetersaures Silber mit einer ZuckerauBiisuiig kochen lasst, erhielt ich, wenn auch alles

Ueber die Wirkung der Säuren auf den Rohrzucker

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3s

Ueber die Wirkung der Sauren Rohrzucker ;

yon Ma Zag u t i,

Chemiker am Laboratorio der kiiniglichen

(Jonrn. de Phnrmacie. XXI.

a d den

Fabrik zu Scvres.

413.)

Die Einwirkung der Siiuren atif den Zuclcer hat man noch nicht unter einem allgeineinen IGeeichtspunkte stuclirt. In den Handbiichern der Chemie ist nur von einer partiellen Einwirkung einiger Sguren die Rede. Dass rlie Salpeterssure z. B. den Zucker anfangs in oxalhydrische utid darauf in 0xals;iure veriindere , dass die verdiinnte SchwefelsEure in der KAte den Rohrzuclrer in Traubenzucker verwandle, dass Chlorwassers!offsEure und SchwefelsEure in der Wir- me den Rohrzucker zersetzen und Ulrninsffure hervorbringen, dass die ArseniksEure eine Zuckerauff ijsung anfangs roih, dann purpurn und braun firbe, endlich, dass einige organi- sche Siiuren durch ihre Wirkurlg dem Zucker die Eigenschaft nehmen, zii krystallisiren , selbst wenn sie nachher gessttigt werden.

Ich v e r d e zeigen, dass im Allgemeinen die Sluren, selbst die sshr verdiitinten SZuren, unter Einfluss einer Temp., die + 8 5 O C. nicht iibersieigt, auf e h e iclentische Weise auf den Rohrzuclcer wirken , und dass das stets gleichfcirmige Resultat ihrer WirIrung durch Ulminsture und Ameisensiiure ausgedriickt werden lcann , Beim Zutrilt der atmosphtrischen Luft, und durch Ulminssure allein, wenn die Luft ausge- schlossen ist.

Bei V-ersuchen iiber die Natur des Niederschlages, wel- cher sich bildet , wenn man salpetersaures Silber mit einer ZuckerauBiisuiig kochen lasst, erhielt ich, wenn auch alles

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Saber niedergeschlagen war , durch Kochcn stets einen Nie- derschlag, der yon' dem ersien verschieden w a r , und um

so mehr , je mehr die aus der Retorte entweichenclen DXmpfe e b e n eigenthiimlichen Geruch besassen. Es war leicht zu schliesseri , dass die Ursache dieses letzten Niederschlages kei- nesweges von dem salpetersauren Silber herriihrte , wohl aber yon der Salpetersiiure, und dass diese dabei nicht zer- setzt werde, denn der Nietlerschlag war ausser allem Ver- haltniss mit der SalpetersBuri: des zessetzten Nitrats.

Diese eigenthiimliche urtd neue IVirkmig der Salpeter- sfure nothigte mich , eirien direlrten Versuch anzuslellen. Ich brachte in einen Kolben 4 Grm. SalpetersBure und eine Auflijsung von 50 Grm. Zucker in 150 Grm. dest. Fvasser. An den Hals des in ein Wasserbad tauchenden Kolbens fiigte ich eine lange im Zickzack gebogene vertilrale Rohre , die gegen die Dampfe des Bades durch einen Schirm geschiitzt w a r , SO dass alle aus dem Innern der Retorte aufsteigende DBmpfe darin sich verdichten und wieder zuriichfliessen konn- ten. Nach fiinfstiindigein Kochen ungeflihr hatte sich die Buf- losung dunkelrolh gefirbt und liielt eine schw2rzliche Ma- terie in Suspension, die im, reflectirten Lichte theils unter der Form kleiner glxnzender Mitt chen erschien, t heils pulvrig war. Nach 1~4stiindigem Kochen war die AuflGsung sehr durikelroth, roch wenig nach Ameisen, und der Nie- derschlag war hlufig. Icli sontlerte den letztern durch ein Filter und destillirte die Fliissigkeit. Das Destillat war hzcisensaure. Uer schwiirzliclie Niederschlag liiste sich zum Theil i n Ammoniak. Der aufgeliiste TheiI war UZ- minsaure. Der ungeloste TLeil hatte keinen hervorstecben- den Charakter, ich nenne ihn UZmin, des besseren Ver- stiindnisses dieser Abhandlung'wegen.

Da ich iiicht sehr auf die specilkhen Wirkuagen zShIe, 90 faeste ich die Ansicht, daiis andere SIuren eben so wirken

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wiirden, wie die Salpeterstiure. Ich etellte einen Versuch mit Schwefelsture unter denselben Umstlnden an, der Ver- such hatte den erwiinschten Erfolg. Salz - , Phosphor - , phosphorichte -, Arsenik-, arsenichte - , Oxal -, Weinstein -, Trauben -, Citronen - und oxalhydrische Stiure gaben dassel- be Resultat.

0,372 Grm. reeller Schwefelsaure in einer Auflasung von 100 Grm. Zucker in 300 Grm. Wasser fingen an, einen Niederschlag hervorzubringen nach 35stiindigem Kochen , 2,399 Grm. wirklicher Schwefelsture wirkten nach i44siiin- digem Kochen, 6,210 Grm. nach g und 14,746 Grm. nach (L Stunden.

Durch Versuche habe ich gefunden, dass, um einen gleichzeitigen Anfang der Wirkung mit den SIureii von ver- schiedener StLrke zu erzielen, die QuantiiSt der weniger krtftigeii SEure in einem solchen Verhalinisse vermehrt wer- den muss, dass , gesetzt die gepriiflen SEuren habe man in drei Reihen getheilt nach ihrer abnehmenden Kraft , man nahe das VerhEltniss haben wiirde i : 10 : 16. Zur ersten fieihe gehSren die Schwefel- Chhrwasserstoff - und Salpe- terszure; zur zweiten die Oxal-, Trauben -, Weinstein -, Citronen- und oxalhydrische - Saure; zur dritlen die Phos- phor - und phosphorichte die Arsenik - und arsenichte SIure. Bei den Versuchen mit der Schwefelsaure habe ich zugleich mich iiberzeugt, dass die Sauren nach dem Versuche ihrem ganzen Gehalte nach sick noch in der Auflijsung befinden. Es li&sst sich hieraus schliessen, dass alie Sauren unter die- sen Umstfnden riur durch ihre materielle Gegenwart wirken.

Wenn aber die Sfure in diese Umwandlung des Zuclters nicht eingeht, so muss Wnsser oder Luft darin eingehen, denn man kann sich die1 passive Wirkung einer Siiure e r k l t e n , wenn es sich darum handelt, den Zucker in U1- minsfure zu verwandeln , weil diese beiden Kiirper mit Zu-

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ziehung von Wasser fast denselben elementaren Ausdruck ha- ben, nPmlich :,

Zucker UlminsSure Wasser (c :~ HZ2 0 1 1 ) =: ( G I 2 HZ2 06) + (5 H2 0).

Man kann sich aber keine Rechenschafi dariiber geben, wenn es sich darum handelt, den Zucker in Ameisensiiure umzubilden. Hier findet Oxydation statt, wie dieses folgen- de Formel zeigt :

Zucker Bmeixnszure Wasser ( C I ~ H22 0 1 1 ) + 0 x 2 = 6 (C" Hz 03) f 5 (H2 0)

Die beiden folgenden Versuche werden diese Frage auf-

Ich richtete einen Apparat so ein, dass seine innere Atmosphlre stets mit Kohlenslure gefullt war , in dem Ap- parate befand sich eine geslttigte Auflasung von Zucker. Nach instiindigem Kochen hatte sich ein Eodensatz yon U1- min und UlminsHure gebildet, und nach dreissig Stunden fmd man nicht so vie1 Ameisenslure, urn sie durch Rea- gentien erkennen zu kiinnen, wfhrend bei Zutritt der at- mosphiirischen Luft die ArneisensPure wenig Stunden nach dem Erscheinen der Ulminsiiure auftrat.

Der andere Versuch bestand in einem Apparat, der so eingerichtet war, dass man die atmosphErische Luft, die sich stets im Innern des Apparates befand, nach BeIieben analysiren konnte, Es handelte sich urn einen Kolben, dessen Hals mit einer umgebogenen Rohre versehen war, SO dass sie in einer mit einein Hahn versehenen Glocke aufstieg, die sich in einer mit Quecksilber gefiillten Epru- vette befand , im G ay - L u s s a cschen Gasometer. Jeden Tag nach dem Iiochen, welchea gewohnlich sechs Stunden war, analysirte ich etwas der Luft des Gasometers.

Ich hatte schon sieben Analysen gemacht, die Zerset- lung des Zuckers war weit vorgeschritten, aber ich hatte

losen.

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nicht die mindeste Spur Wassersloff gefunden , wohl aber eine progressive Verminderung des Sauerstoffs. Wasser und S h r e wirkten also nichts bei der Bilduiig der Ameisenskiure, die atmosphkirische Luft unter dem Einfluss der SBure w a r die einzige Ursache davon. Es blieben mir noch zwei Versu- che anzustellen iibrig : die chemische Zusammensetzung des Ulmins kennen zu lernen, und zu constatiren, ob irgend ein anderes Produkt meiner Beobachtung entgangen sey.

Das Ulmin, dessen ich mich bei meinen Analysen be- diente , war bei verschiedenen Gelegenheiten bereitet , und da es schwer ist , dasselbe von allem Ammoniak zu befreien, welches man zur Scheidung des Ulmins von der Ulminslure anwandte, SO bediente ich mich zu dieser Scheidung des Kali, ich .vvusch das Ulmin aus erst mit reinem Wasser , nach- her mit schwefelsaurem Wasser und dann wieder mit reinem Wasser. W e n n urigeachtet des Auswaschens noch Kalisalz zuriickblieb, so korinte ich die Menge desselben abziehen, wenn ich ein bestimmtes Gewicht verbrannte.

B a s Mittel yon drei mit Kupferoxyd aiigestellten Analy- sen ergab:

H . . . 4,7E c . . . 57,39 0 . . . 37.59

. loo. Diese Analysen geben die Formel (Hz Cz 0). Hiernach

corrigirt e rhd t man: H . , . 4,69 C . . . 57,6.L 0 . . . 37,67

100.

Ich werde spkiter auf diese Materie zuruckltommen, de- ren Zusammensetzung mit der der UlminsHore identisch ist.

Ich hatte alle Reagentien erschopft, urn irgend noch ein Produkt zu entdecken, ausser den bereits bemerkten. Nichts destoweniger wollte ich noch einen entscheidenden Versuch

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unternehmen. AlIes, was nick€ AmeisensPure , UlminsPure und Ulmin war, musste modificirter , selbst unkrystallisir- bar gewordener, immer aber gghr rsfihiger Zucker seyn.

Ich brachte einen Apparat in ein Vt’asserbad, so vorgerich- tet, dass. die Dampfe im Innern des Kolbens sich condensir- t en , und gab in den Kolben eine dufl6sung yon 40 Grm. Candiszucker in 120 Grm. dest. Wasser und 2 Crm. wirlr- liche Schwefelslure. Nach 84stiindigem Kochen erhielt ich eixie betrlchtliche Quantittit Ulmin und Ulminslure. Die davon Btrirte Flussigkeit slttigte sich mit kohlensaurem Bargt. Den ameisensauren Baryt versetzte ich mit verdiinnter SdiweFel- slure, mit aller Vorsicht, jeden Ueberschuss von SPure zu vermeiden. Ich destillirte, und da ich die Wirlrung lreiner S lure auf den nicht veriinderten Zucker zu fiirchten llatte, abgesehen voti der der Ameisenslure selbst, die sich mit der fortschreitenden Destillation verminderte, setzte ich rler Flus- sigkeit Wasser zu , und destillirte bis alle saure Reaction der destillirenden Fliissigkeit , mie des Riickstandes verschwun- den war. Das Destillat wurde mit kohlensnurem Xatron ge- slttigt, und mit einer rluflijsung von Quecksilberchlorid ge- kocht . die sich elitwickelride Kohlensiiare leitete man in eine ammonialische Auklasung von Chlorbaryum , und erhielt 23,724 Grm. kohlensauren Baryt, = l,47 Grm. Carbon, oder 4,473 wasserleere AmeisensPure.

welche den unverlnderten Zucker enthielt , setzte man in Gtihrung und die entwickelte Kohlenslure gall durch Rechnung 9,362 Grm. Zucker, verdoppelt also 18,724 Grm.

Der auF dem Filter gesammelte schwiirzlichte Bodensatz von Ulmin und Ulminslure tvurde bei I I O O C. getrocknet. Er wog 13,011 Grm. = 7,499 Grm. Carbon.

Es bleiben noch 21,276 Grm. Zucker von den angewand- ten 40 Grm. aufzusuchen ubrig in den gefundenen Quan-

Die HLlfle des Riickstandes der Destillation ,

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titlteri der AmeisensBure , der UlminGure und des Ulmins. Wir wollen den Kohlenstoffgehalt dieser drei Produkte mit dem des verschwundenen Zuckers vergleichen.

4,473 Grm. Ameisenslure enthalten . 1,470 Grm. C. 13,011 Grm. Ulinin und Ulminslure . 7,499 - - --

8,969 Grm. 21,276 Zucker . * . . . 9,058 - -

Es ist unvermeidlich, dass man etwas weniger erhtlt, wenn man erwlgt , dass die Ulminshre etwas lijslich ist, und ausserdem durch die vielen Manipulationen ein noch grosserer Verlust fierbeigefiihrt wird.

Dieser letzte Versuch hat mir zur Evidenz bewiesen, dass bei der fortgesetzten Wirkung der verdiinnten SPuren auf den Zucker , alles was nicht Ameisenslure, UlminsPure oder Ulmin ist , absolut Zucker ist.

Nach diesen Thatsachen ist es leicht , eine so vie1 als miiglich yon Hypothesen freie Theorie aufzustellen. Vor al- lem aber muss ich zuvor bemerken, dass es nicht der Rohr- zucker ist, auf welchen die SHuren wirken, sondern der Traubenzuclier.

In der That , die Zeichen der Wirliung sind erst nach 15 bis 20 Stunden sichtbar, und gerade nach einem 15 bis nostiindigem Kochen beginnt der Rohrzucker seine polarisi- rende Kraft zu verlieren, ntimlich er fHngt an, sich zu zer- setzen , und unkrystallisirbarer Zucker und Traubenzuclrer zu werden. Diese Thatsache wurde vor drei Jahren von Herrn P e l o u z e und von mir beobachtet ; durch ein langes fortgesetztes Kochen mit Wasser gelang es uns, eine gewisse QuantiiHt Rohrzucker in wohlkrystallisirten Traubenzucker und in unkrystallisirbaren Zucker zu verwandeln. W e n n nun die Wirkung des V'assers mit der einer, wenn auch schwachen , S l u e verbunden ist, so wird man wohl anneh- men konnen, dass nach dieser Zeit des Kochens der Ilohr-

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zucker anfingt , in Traubenzucker sich umzubilden. Ich habe ferner bemerkt, dass in den epten Tagen der Action der Niederschlag weniger haufig ist , als in den folgenden, was beweisen mochte , Idass jemehr Traubenzucker vorhan- den, auch um so mehr Stoff fiir die Wirkung da ist. Hier muss ich bei der Besonderheit der Wirkung der Sfuren auf den Rohrzucker verweilen.

Anfangs bewirken sie beim Kochen, dass das Wasser sich mit ihm verbindet, und man hat Traubenzucker, end- lich entziehen sie ihm dasselbe und man hat Ulminsiiure. Wirklich nichts heweist besser, dass die SHuren nur anf den Traubenzucker wirken und nicht auf den Rohrzucker , als der Versuch, class man eine Quantitiit Traubenzucker mit einer kleinen Quantitiit einer Siiure kochen lHsst ; schon nach eiriigen Stunden sieht man die Bildung eines Bodensatzes von Ulmin und UlminsBure. Auch wiirde ich bei meinen Versu- chen clem Traubenzucker den Vorzug gegeben haben, wenn ich auf seine Reinheit hntte rechnen kijnnen.

Das VerhiiItniss zwischen den gefundenen Produkten giebt folgexide Gleichung :

Traubenzucker Ulminsaure

3 (Crz €128 O x 4 ) + 6 0 = 1 (C3°H30015)

Ameisensaure Wasser

+ 3 (CZ HZ 0 3 ) + 24 (HZ 01. Wirklich verhalten sich 23,oi 1 Ulminstiure zu 4,473

Man muss aiso annehmen , dass die Siiuren gIeichfijrmig auf den Rohrzucker wirken, indem sie ihn anfangs in Trau- benzucker umiindern und darauf in Ulminszure, und beim Zutritt von atmosphiirischer Luft in AmeisensBure und UI- minsiiure. Ich vermuthe, doch kann ich aus Erfahrung nichts dariiber sagen, dass die schwachen Siiuren auf die- selbe Weise auf Gummi und Stzrkmehl wirken. Das Gummi

Ameisenslure wie I At. der ersten zu 3 At. der zweiten.

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verzndert sich nach den Erfahrungen yon B i o t und P e r s o z

in g&ungsfShigen Zucker durch die Wirkung schwacher Sfuren, und es ist bekannt, dass durch blosses Wasser das Stfrkmehl in Traubenzucker iibergefuhrt werden kann.

Die Wichtigkeit der allgemeinen Action der Sfuren wird noch vermehrt, wenn ich hinzufiige, dass eine fhn- liche Wirkung selbst in der KHlie statt findet. Eine schwach gesHuerte Aufliisung von Zucker , welche man hatte kochen lassen, und die schon einen Anfang der gewohnlichen Ver- Enderung zeigte, wurde filtrirt , mit Wasser verdiinnt und bei gewohnlicher Temp. aufbewahrt. Nach langer Zeit hatte sich ein Bodensatz von Ulminsfure, obne Ulinin , in kleinen BlEttchen und viillig lijslich in Alkalien gebildet, und Amei- senszure.

Ich muss hier eine noch nicht beobachtete Thatsache an- fiihren, welche die Gegenwart des Ulmins erklfrt , da , w o

die Wirkung der Sfuren auf den Zucker bei einer hohen Temp. statt findet, wHhrend kein Ulmin exitsteht bei der Wirkung der SHuren auf den Zucker bei der gewohnlichen Temp. Diese Thatsache wird auch erklfren, warum ich bei meinen Berechnungen das Ulmin stets als Ulminsfure betrachtet habe.

Wenn man zuvor getrocknete UlminsBure im Wasser- bade sehr lange Zeit hat kochen lassen, so wird sie endlich in Alkalien unloslich j dasselbe tritt ein, menn sie auch zu- vor nickt getrocknet worden ist, nach mehrstiindigem KO- chen. Wenn die Ulminsqure vor dem Kocken Meine Blut- chen bildet, so k r d sie nach dem Kochen pulvrig. Ana- lysirt man diese unlosliche Ulminsfure, so findet man sie wie die gewShnliche Ulminsfure zusammengesetzt. Es ist folglich diese, durch Kochen unloslich gewordene Ulminslure, welche ich Ulmin nenne, und die man immer mit der ge- wohnlicken Ulminsiiure vereinigt findet , wghrend der Wir-

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kung der'siiuren auf den Zuclrer in der Whrme und die der Erfolg des Wassers bci der Temp. des Wasserbades auf die Glminsiiure ist.

Diese Thatsache kiinnte die Meinung Raspa i l ' s zu be- ststigen scheinen, welcher glaubt, dass die Ulminsiiure keine SHure ist, sondern ein Gemenge von Kolilemit der SZure, welche man Zuni Priicipiliren der Alkaliauflasung anwandle. Nach der tlnsicht dieses Gelehrten miisste man sagen, dass wenn die Kohle oder die vorgebliche UlminsPure durch Kochen von der damit geinengten S u r e befreiet wiire, sie die AciditEt, die man ihr zuschreibt , verliereri miisste, weil sie zu ihreni natiirlichen Zustande von Kohle zuriickgefiihrt seyn wiirde. Ich bin aber nicht dieser Ansicht, und ziehe es vor, in dieser Unliislichkeit der Ulminshure in Alkalien nach dem Auskschen eine neue Anordnung der Molekule zu sehen. Denn wHre es mijglich, dass diese mit einer Siiure vermengte Kohle stets dieselben Quaxititiiten Wasser, oder meiin man will dieselbe Quantitiit Sauerstoff und Wasserstoff enthielte? Whre das Wasser mittelst der Porositht der Kohle coriderisirt, so miisste man bei der Analyse den Gehalt bei verschiedenen Temperaturen ver- iinderlich finden. VOSI i io0 C. his zu 200° habe ich immer aber dieselbe chemische Zusammensetzung gefunden , und nicht die geringste Entweichung von Wasser bemerkt. W h r e die Ulminshure ferner Kohle mit Unreiriigkeiten ver- mischt, wiirde man sie in Bliittchen erhalten von der stets gleichen Siittigungscapacitiit ? Ich habe Massen von Ulmin- slure erhalten, da w o nur eine Iusserst geringe Quantitiit einer SPure zugegen war. Wenn nun die QuantitHt Alkali, die meine Ulminslure shttigt (selbst menn man yon der constanten SiittigungscapacitHt abstrahirt) von der damit vermengten SPure herriihren sollte, so miisste ich entweder nicht dieselbe QuantitPt SIure , die mit der .UlminsIure in

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Contact war, wiederfinden, was der Versuch widerstreitei, oder diese Kohle miisste die Eigenschaft haben, ohne cine SIure zu seyn, irgend eine Quantitlt Alkali zu sgttigen. W r n n man endlich lange Zeit eine AuflSsung von Zucker unter Ausschluss der Luft kochen YPsst, so wird ein Moment eintreten, . w o man kein 'freies Kali mehr in der Auflasung findet, denn es wird durch die UlminsHure geslttigt; stellt man den Versuch unter Zutritt der Luft an, so findet man auch AmeisensIure mit dem liali verbunden. W i e wiirde man hier die Neutralisation des KaIi erklkiren

\

kiinneii, ohne dieser im Allgemeinen als eine SPure be- trachteten Kohle eine neutralisirende Kraft zuzuschreiben.

Es ist mir angenehm, dieser Identittit der Wirkung der Alkalien und der Sfuren auf den Zucker hier zu gedenken, um hier zugleich anzufiihren, dass ich seit geraumer Zeit mit einer Arbeit beschzfiigt bin, die Umstliide zu bestim- men, unter welchen die Wirkung der Sfuren und Alkalieri auf die organischen KGrper dieselbe ist.

P o 1 y d o r e B o u 11 a J hat. eine Analyse und die SItti- gungscapacitlt der UlminsIure bekannt gemacht. Man hat daruber Zweifel aufgestellt; ich habe seine Versuche wie-

derholt. Die Ulmindure, welche ich dabei anwandte, war in

BlPttchen und von der Wirkung einer SPure auf Zucker in der K a t e erhalten worden, iiach vorherigem Kocken. Diese UlminsPure war vollig liislich in Alkalien, und liess beim Verbrennen keinen Riickstand.

Das Mittel von - drei Analysen der in einem trocknen Lufistrome Yon I 100 C. getrockneten UlminsPure gab:

Versuch Rechnung H . . 4,76 = H2 = 4,70 C . . 57,48 = C2 = 57,64 0 . . 37,36 = 01 = 57,66

100. 100.

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Das Mittel yon zwei analysen mit ulminsaurem Sil- beroxyd gab:

H . . . 4,71 c . . . 57,57 0 . . . 37,71

0,408 Grm. ulminsaures Silheroxyd gaben 0,100 Grm. metall.

0,671 Grm. gaben 6,162 Grm.; 0,538 Grm. ulminsaures Kupfer gdben 0,059 Grm. Kupfer-

0,821 Grm. gaben o,oSg Grm. Nach diesen Versuchen ist die Sfttigungscapacitlt der

aus dem Zucker in Blittchen erhaltenen UlminsPure 2,510) nzrnlich & des Sauerstoffsgehaltes der SEure.

Vor dem Schluss meiner Abhandlung will ich noch ein rasches und wohlfeiles Verfahren zur Darstellung der UlminsPure angeben. Man llsst 10 Zucker, 30 Wasser, 1 Schwefelslure kochen. Xach ohngefghr dreivisrtelstiindi- gem Kochen bildet sich auf der OberflBche ein Schaum, den man wegnimmt, nach einigen Minuten entsteht ein neuer und so fort. Dieser Schaum ist nichts als UlminsPure mit sehr wenig Ulmin, das man mittelst Ammoniak abschei- det. Von Zeit zu Zeit muss man das bei dem Kochen verdunstende Wasser ersetzeii.

-- 100.

Silber j

oxya ;

AUS dem M a l t e dieser Abhandlung glaube ich schliessen

1) dass die SPuren, organische wie unorganische, mehr oder weniger und selbst sehr verdiinnt, unter Ein3uss der WPrme auf den Rohrzucker auf dieselbe W'eise wirken. Dieser wird anfangs in Traubenzucker verLndert und darauf in Ulminsaure, und beim Zutritt atmosphiirischer Luft in Ulminsaure und Ameisenslure.

zu kiinnen:

Arch.& Phnrni. 1I.Reihe. IV. Rds. 1. Hfl- 4

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2 ) Wenn der Rohrzucker in Traubenzucker umge- Pndert ist, so findet jene Wirkung der SSuren selbst bei gewiihnlicher Temp. statt.

3) Eine geringe Meiige Sgure wirlit auf dieselhe \Veise, aber langsamer. Eine weniger verdiinnte S u r e wirkt achneller als eine mehr verdiinnte.

4) Verdiinute SLuren kiinnen den Zuclrer ohne den Einfluss der Luft nicht in Ameisensaure verwandeln.

5) Die Wirkung der Alkalien auf den Zucker ist mit der der SBuren identisch.

, .-! L-,

Eisenblausaures Chinin.

Nach F e r r a r i 16st man 1 Th. reines Chinin in 40 Th. lrochendem dlkohol auf, setzt d a m I Theil reinstes und sehr fein gepulvertes Berlinerblau hinzu, und lLsst einige Minuten lang kochen, worauf man fl tr ir t u. s. w. Das Berlinerblau hat hierbei ohngeEhr 5 seines Gewichtes ver- loren, so dass wenn man 4 Th. Chinin angewandt hat, das Produkt 5 Th. wiegl.

Ueber das Mudar.

(Journ. de Chim. med. 11. Ser. I. T. 411. Auszug.)

Das Midar ist bekanntlich eine unter diesen Namen in Hindostan bekannte Pflanze; im Sanskrit heisst sie Arka, die Bengalen nennen sie Akund. Herr Dr. C as a n o va hat, dariiber eine Abhandlung im Englischen bekannt I gemacht, woraus J u l i a F o n t e n e l l e Nachfolgendes mittheilt. Man nennt den Strauch, wovon das Mndar kommt, Calatropis M d a r i s indico orientaZk.