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165 X. Ueber die Zerfrgung cies Quecksilheriodids; von H. Rose. vor einiger Zeit machte icb darauf aufmerksam, dafs es schwer sey, das Iod vom Quecksilber zu scheiden, urn die Menge des letzteren dein Gewichte nach zu bestimmen. Es gelingt nicht auf trocknem Wege das rothe Iodid durch Alkalien und alkaliache Erden, durch alkalische Schwefel- nietalle oder drirch Bleioxyd zu zersetzen; auch selbst ge- pulvertes Eisen bewirkt die Zersetzuug nicbt ganz voll- sttindig, uud nur durch Anwendung von metallischem Kup- fer wurde endlich die richtige Meoge des Quecksilbers er- halten I). Die Zerlegung des rothen Quecksilberiodids auf trock- nem Wege gelingt indessen sehr Ieicht und vollkommen durch Erbitzen desselben mit Cyankalium. Da das Cyau- kalium sehr leicht scbmilzt, so reibt man es mit der dop- pelten Menge von wasserfreier Kalkerde zusamiiien, wo- durch man ein zieoilich trocknes Pulver erh81t. Man mengt das Quecksilberiodid in einer an einem Ende zugescbmolzenen Glasrbhre, in welcbe man etwas Magnesit gelegt bat, mit acbt bis zebu Tbeilen des Gemetiges, bringt noch etwas von demselben bineio, ziebt darauf das Ende der GlasrBbre zu einer dnnnen R6bre aus, biegt diese un- ter einem stumpfeii Winkel, und legt eine kleine Vorlage mit Wasser vor. Wie immer bei diesen Versucben erbitzt man zuerst die vordere Schicht, darauf das Gemenge mit Queck- silberiodid erst gelinde uod dann stark und endlicb deu Magnesit, am durch die Kohlenssure das Quecksilber voll- stendig aus der Glasr6bre zu vertreiben. Wenn man auch wasserfreie Materialien anwendet, so entbglt das Cyanka- lium und die Kalkerde so vie1 Feuchtigkeit, dafs sich das Cyan des erzeiigten Quecksilbercyanids in Ammoniak ver- wandelt; durcb die Zersetzung des zugleicb gebildeleu 1) POgg. Ann. Bd. 110, S. 545.

Ueber die Zerlegung des Quecksilberiodids

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Page 1: Ueber die Zerlegung des Quecksilberiodids

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X. Ueber die Zerfrgung cies Quecksilheriodids; von H . Rose .

v o r einiger Zeit machte icb darauf aufmerksam, dafs es schwer sey, das Iod vom Quecksilber zu scheiden, urn die Menge des letzteren dein Gewichte nach zu bestimmen. Es gelingt nicht auf trocknem Wege das rothe Iodid durch Alkalien und alkaliache Erden, durch alkalische Schwefel- nietalle oder drirch Bleioxyd zu zersetzen; auch selbst ge- pulvertes Eisen bewirkt die Zersetzuug nicbt ganz voll- sttindig, uud nur durch Anwendung von metallischem Kup- fer wurde endlich die richtige Meoge des Quecksilbers er- halten I ) .

Die Zerlegung des rothen Quecksilberiodids auf trock- nem Wege gelingt indessen sehr Ieicht und vollkommen durch Erbitzen desselben mit Cyankalium. Da das Cyau- kalium sehr leicht scbmilzt, so reibt man es mit der dop- pelten Menge von wasserfreier Kalkerde zusamiiien, wo- durch man ein zieoilich trocknes Pulver erh81t.

Man mengt das Quecksilberiodid in einer an einem Ende zugescbmolzenen Glasrbhre, in welcbe man etwas Magnesit gelegt bat, mit acbt bis zebu Tbeilen des Gemetiges, bringt noch etwas von demselben bineio, ziebt darauf das Ende der GlasrBbre zu einer dnnnen R6bre aus, biegt diese un- ter einem stumpfeii Winkel, und legt eine kleine Vorlage mit Wasser vor. W i e immer bei diesen Versucben erbitzt man zuerst die vordere Schicht, darauf das Gemenge mit Queck- silberiodid erst gelinde uod dann stark und endlicb deu Magnesit, am durch die Kohlenssure das Quecksilber voll- stendig aus der Glasr6bre zu vertreiben. Wenn man auch wasserfreie Materialien anwendet, so entbglt das Cyanka- lium und die Kalkerde so vie1 Feuchtigkeit, dafs sich das Cyan des erzeiigten Quecksilbercyanids in Ammoniak ver- wandelt; durcb die Zersetzung des zugleicb gebildeleu

1) POgg. Ann. Bd. 110, S. 545.

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ameisensauren Salzes schwgnt sich das Gemenge, verliert aber die schwarze Farbe, wenn darauf die Kohlens2nre die ausgeschiedeiie Koble zu Koblenoxyd oxydirt. Es bil- det sich deshalb gar kein Paracyan.

Man erhalt auf diese Weise sehr genaiie Resultate, und der Versucb iat in sehr kurzer Zeit beendet. Aus 1,7977 Grin. rothem Iodid erhielt Hr. O l s h a u s e n 0,7956 Grin. Quecksilber oder 44,25 Proc. Der Berecbnung nach sind im Quecksilberiodid 4412 Proc. Quecksilber enthalten ’).

Das Cyankalium zersetzt anf ghnliche Weise auch die ubrigen Quecksilberverbindrtugen. Es ist iudesaen zu be- merken, dafs aufser den Quecksilberoxydverbindungen vor- zugsweise nur Iod - und Scbwefelquecksilber durchs Er- hitzeu mit Cyankalium in eiuem Glaskalbcben vollstaotlig zersetzt werden, wshrend diefs beim Chlor- uiid Bromqueck- silber (wie durcb kohletisaure Alkalien) niir theilweise der Fall ist. Werden diese aber in einer Glasrirhre auf die- selbe Weise wie daa Iodid mit einem Gemenge von Cyao- kalium kind Kalkerde erhitzt , so fiudet eine vollstandige Zersetzung gerade eben so wie durcb Natronkalk oder durch kohlensaure Alkalien statt. Hr. O l s h a u s e n erhielt durch Behandlung von 3,2402 Grm. Quecksilberchlorid niit Cyankalium 2,3915 Grm. metallisches Quecksilber odcr 73,81 Proc., also fast gerade die berechuete Menge, welcbe 73,81 Proc. betrggt.

Nach C a r i n s kann das Quecksilberiodid auf die Weise vollstiindig zerlegt werdea, dafs man es in einer oicht zu sauren Flussigkeit mit uberschiissigem salpetersaurem Sil- beroxyd digerirt , wodurch das Iod vollstandig als Iodsil- ber abgeschieden wird, wahrend alles Quecksilber in La- sung geht *). Die Zersetzung ist iudesseii nicht eine so vollkommene, dafs man mit Sicherbeit darauf eine quanti- tative Bestimmung grlinden kann; man erhiilt nicht die rich- tige Menge des Iodsilbers, weil dasselbe eben so wie auch

1 ) Durch selrr Iaoger hufbewaliren rerliert das Quecksilberiodid elwar

2 ) Aanal. der Chemie uod Pharmac. Bd. 116, S . 26. Iod. und enthilt drnn gr8fsere oiler kleinere Mrngrn TOU IodOr.

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Quecksilberiodid in geringer Meogc im salpetersaureii Queck- silbcroxyd lbslich ist. Hr. F i n k e n e r erwlrmte 1,5878 Grm. Quecksilberiodid mit der 1; facben Menge des zur Zersetzuug nothwendigen salpetersaureii Silberoryds, und mit etwas verdiinnter Salpeterraure 2 bis 3 Stuuden hindurch, gofs die Fliissigkeit darauf von der etwas zusaininengebackenen Masse a b , zerdriickte dieselbe, und behaiidelte sie von Neuein mit salpelersaurern Silberoxyd und verdiinuter Sal- petersaure, gofs ab , erukirmte den Ruckstand lnit verdlinn- ter Salpeterszure uud fiigte darauf Wasser hiirzu. Es wur- c h i 1,6072 Grin. bei IIOo getrockneten Iodsilbers erhalteu. h l s dasselbe in einer gewogeuen Glasrohre bis zuln Schrnel- Zen erhitzt wiirde, konnteu kleine Spuren von Quecksil- ber uod Wasser daraus verfllichtigt werden, es enlhielt also ooch eine sehr geringe Meirgc von salpetersaurem Quecksilberoxyd; es wog darauf 1,6012 Grm. - Die vom Iodsilber getrennte FlUssigkeit liels mit Kalihydrat fast neu- tralisirt, eineii gelblicheii Niederschlag fallen : er wog 0,0340 Grm. uud bestaiid aus Iodsilber und salpetersaurem Oueck- silberoxyd; nach dein Schinelzen wog er our 0,0070 Grm. Aus dcr Lbsuiig wurde darauf das Quecksilberoxyd und das uberschussige Silberoxyd durch Schwefelwaeserstoffgas entfernt , und letzteres darauf vermittelst salpetrichtsauren Alkalis zerstbrt. Es wurde dadurch etwas Iod frei, wel- ches durch Hinzufuguug von. etwas schweflichter S u r e in Iodwasserstoffsaure verwandelt und als lodsilber gefallt wurde, welches nach dem Scbmelzeii 0,0173 Grin. wog. In den erhaltenen Meiigen des Iodsilbers siud 0,8667, 0,0038 und 0,0092 Grin. im Ganzeo also 0,8797 Grm. Iod entbal- ten; es sind dieL 5 5 4 Proc. Iod; der Berechnung nach siud im rotlien Quecksilberiodid 55,88 Proc.

Das rothe Quecksilberiodid kann durchs Erhitzen mit eiiier Lbsung vou Zinnchlortir zu metalliscliein Quecksilber reducirt werden; die Reduction geschieht indesseii langsam uod aucb wolrl nicht gaoz volletiindig. Fljgt man indessen zirin Ziunchloriir eine nicht zu geringe Menge von Cblorwasser- stoffskiure, so ist auch durch eiu Uebermaals von Zinnchlo-

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riir, und durch l h g e r e s Erbilzen keine Reduction maglich ; tlas rothe Iodid wird durchs Erhitzen gelb. Uebersattigt man indeesen die saure Flitssigkeit durch Kalibydrat uud erbitzt , so erfolgt die Reduction.

Auch eine L6siing von Iodkalirtm verhindert die Reduc- tion des Quecksilberiodids durch Zionchlorih, wenn auch das G a m e liingere Zeit erhitzt wird. Das Iodid last sich gemeinschaftlich mit dem Chloriir im Iodkalium 211 either gclbgefarb~en Fliissigkeit auf. Aber auch in diegem Fnlle erfolgt eine Reduction des Quecksilberiodids zu Metall, wenn Kalihgdrat hinzugefugt wird.

Das Quecksilberiodid larst sich, wenn man es init WAS- ser ubergiefst, durch metallisches Zink zersetzeu. Nnch einigeii Stunden ist die Zerlegong vollstaudig. Man erhalt eine farblose Li)siiiig von Iodzink. Bei (;egeitwart voii Chlorwasserstoff und von verdunuter Scbwefels~ure Parbt sicb die Losung durcb Zersefzung der erzeugte!~ Iodwas- serstoffsaure an der Luft nach einiger Zeit gelb; durch Salpetersaure gescbiebt dieh schnell.

(Auizug aus eincm Schreibcn von Prof. L a m o n i an Hrn. Prof. K S m i a in Dorpat d d . Mijnchco den 28 August 1862.)

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h e werden, wie icb glaube, mit inir dariii iibereinstimmen, dars wir jetzt in der Meteorologie an dem Punkte rnge- kommen sind, wo es unbedingt iiothwendig wird, auf un- zweideutige Weise zu entscheiden, in welcbem Verhtiltiiisse der in der Atmosphtire vorhandene Wasserdampf zu der Atmospblre selbst etehe. Bildet der Wasserdampf eine von der Luft unabbgngige Atmosphare fur sich, oder ist e r blofs