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498 IX. Ueber dic Zusnrtimmse/zrin,o dcr HerbsFi- den; von G. J. Mu/(icr. Irn Herbste sieht man oft lange weifse Faden von gro- fser Elasticii9t rind Slarke, einke Furs hoch vorn Bodcn entfernt , in. betr8clitliclier Meugc urnhcrschwebea. Ihr Erscheinen und Verschwinden wechselt erstaunlich schnell, da sic pliitzlich in grofser hnzahl vorliaodeii, uud eben so bald nachher niclit inehr wahrzunehmen sind. Bei feuchtein Welter beinerkt man sie nie, sondern uur bci plijlzlich eintretender Kalte, zur Abfallszeit der Uliitter. Ohiie Zweifel ist der Ursprung dicser Faden oi'gn- nisch , und zwnr spricht ihre Elasticitst und Festigkeit, wie die Zeit ilires Vorlromnieus dafur, dafs sie niclits an- deres als das Secreturn irgend eines 'I'hiercliens sind, wel- ches sicb dorch einc solche hbsclieidung der, bei eiiier bevorstehenden Metamorphose ubcrflussip Stoffe zu ent- ledigen sucht, urn so seiiiem Orgaiiisiniis die zii der neucn Existenzform niithiac Saftemiscliung zii geben. W a s die Besrliaffenheit dieser Faden betriff[, so sind sie silberweifs, uod an uud fur sich sehr diinn, finden sich aber meist in grofser Anzahl auf eioander geklebt, und bilden dann Bundel, welche sich an Baumc und Striiucher auhlngen , allein durch Lufibewegung Icicht weggeweht werden. Mit einer Partie solcber Faden, welche ich selbst gesamrnelt, habe ich eiue Analyse vorgenomrnen, und will diese hier kurz beschreibcn. 0,0392 Grm. dieser Faden verloren bei 120° C. an ?Vzsser 0,0065, was 16,G Procent betrlgt. 0,0422 der trocknen Faden gaben, unter Verbrei- tung yon Horngeruch und Aufschwelliing der Masse, 0,001 1 Asche, welches 2,39 Procen t ctusmacht

Ueber die Zusammensetzung der Herbstfäden

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IX. Ueber dic Zusnrtimmse/zrin,o dcr HerbsFi- den; von G. J. M u / ( i c r .

Irn Herbste sieht man oft lange weifse Faden von gro- fser Elasticii9t rind Slarke, e inke Furs hoch vorn Bodcn entfernt , i n . betr8clitliclier Meugc urnhcrschwebea. Ihr Erscheinen und Verschwinden wechselt erstaunlich schnell, da sic pliitzlich i n grofser hnzahl vorliaodeii, uud eben so bald nachher niclit inehr wahrzunehmen sind. Bei feuchtein Wel t e r beinerkt man sie nie, sondern uur bc i plijlzlich eintretender Kalte, zur Abfallszeit der Uliitter.

Ohiie Zweifel ist der Ursprung dicser Faden oi'gn- nisch , und zwnr spricht ihre Elasticitst und Festigkeit, wie die Zeit ilires Vorlromnieus dafur, dafs sie niclits an- deres als das Secreturn irgend eines 'I'hiercliens sind, wel- ches sicb dorch einc solche hbsclieidung de r , bei eiiier bevorstehenden Metamorphose u b c r f l u s s i p Stoffe zu ent- ledigen sucht, urn so seiiiem Orgaiiisiniis die zii der neucn Existenzform niithiac Saftemiscliung zii geben.

W a s die Besrliaffenheit dieser Faden betriff[, so sind sie silberweifs, uod an uud fur sich sehr diinn, finden sich aber meist in grofser Anzahl auf eioander geklebt, und bilden dann Bundel, welche sich an Baumc und Striiucher auhlngen , allein durch Lufibewegung Icicht weggeweht werden.

Mit einer Partie solcber Faden , welche ich selbst gesamrnelt, habe ich eiue Analyse vorgenomrnen, und will diese hier kurz beschreibcn.

0,0392 Grm. dieser Faden verloren bei 120° C. an ?Vzsser 0,0065, was 16,G Procent betrlgt.

0,0422 der trocknen Faden gaben, unter Verbrei- tung yon Horngeruch und Aufschwelliing der Masse, 0,001 1 Asche, welches 2,39 Procen t ctusmacht

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0,1364 der trocknen Fzden verloren beim huszie- hen durch Alkohol 0,0037. D e r Rest wurdc mit Was- ser aosgckocht, und zeigte einen Verlust von 0,0246. Der mit concentrirter Essigsaure ausgezogene Ruckstand l ick unaufgeliist 0,0208. Aufgelost bliebeu also in der EssigsSure 0,0873.

Das in Alkohol Aufgelbste war rettig und klebrig, bei gelinder Warine schmelzbar, und verbramte, in cine Spiritiisflamme gehalten, mit Flnmme. In fettein und fliich- tigem Oel liiste es sich vdllig auf, ziiin Thcil aarh in kaltem Alkohol, in welcber letzteren Aufldsung jedoch nach dem Verdampfen des Alkohols ein weryser Peit- sfoff zuruckblieb, der in Liquor Kali caustici aufldslich war, und beim Abdainpfen der alkoholischen Tinktur a n dem Rande des SchSlchcns zu Krystallen anschofs.

W a s in kaltein Alkohol unaufgeliist geblieben war, wurde von kochendein aufgenommen, jedoch nach den1 Erkalten in meiCsen Flocken wieder ausgcschieden. Diese Flocken waren klebrig , bci iniifsiger W a r m e schmelzbar, und hatten alle Eigenschalten des Cerins.

Das in Wasser Aufgeldste war schwer zu pul- Fern. Eine wasscrige Aufldsung diescs Stoffes wurde durch Alkohol, Iiifusum gallaruin und Aether getriibt. Aus einer Aufliisung in Liquor Kali iind Natri causlici wurde sie durch Sauren gefallt, liiste sich aber bald wie- der auf. Dieser Stoff ist also Gallerie.

Das durch EssigsBure Aufgeldste war briicklich uud leicht zu pulvern; in Wasser , Alkohol und Aether iinliislich. Concentrirte Siiuren ldsten es unter Zersetzung nuf. Durch Salpetersaure wurde es in Oxalsaure ver- wandelt, und durch Cjaneisenkalium schiin griin gefzrbt. Es ist diefs also EiweqssfofJ

1V. Das in Essigslure Ausgekochte hers sich in Wasse r , Alkohol iind Aether nicht aufliisen: e s war sil- berweifs , fasericht, weit Ioser zusarnrnenhiingend, so dafs

1.

11.

111.

32 *

500

ea sicli leicbt in v i d e Faserchen zcrsplittern lieb. gen Re+nticn verhiclt cs sich F i e SeidenJuserstoJJ

Ge-

Die Herbstfsden bestebcn also aus:

Fibroi'o 0,0208 lq25 Al brim in 0,0873 6.1,OO Gallerte 0,024G 18,01

Cerin 10,0037 2,7 1 Fester Fettstoff

0,1364 100,OO.

Dieses Secret lint riel Aehnlichkcit mit dcr Seide, und untcrsclicidet sich iiiir von dcrselbcn durch die relative Mengc der Bcstniidtlieile.

Ich Iasse diese Analyse nuf die orgnnische Analyse dcr Bestandllieile dcr Seide folgon I ) , wcil uns dic- selbe dns Vorkoinmen der Seidcnfibroine im Tliierreicli aufs Neue kcnncn lehrt, und die Vermuthiiug 211 bests- tigen scheint, dafs bei der niedcrcn lhierlilasse diescr Stoff ebcn so wescntlich sey, \vie der Faserstofl bei dell h6lier organisirten Thicren.

R o t t e r d a m , im Kov. 1836.

X. Ueber das J7erhaZten ties Kaliums auf einer Quecksilber-uche; oon G. J. Mulder.

D a s Verbalten dcs Knliums auf einer Qiiecksilberfliiche bat die Aufmerksainkeit vieler Knturforschcr erregt. Es geriith nzmlich auf cincr glalten, d. h. reinen von Oryd oder fremden Mctallen frcicn Quecksilberflkhe , ein von allen Seiten glattes Stitck Kaliuin aiigenblicklich in eiiie sehr rasche, anfangs bin- und hergehende, d a m aber d rehwde Bewegung. Auf dicselbe W e i s e vcrhalt sich Natrium auf Quecksilber, und Kampher auf Wasser. 1) Ann. Bd. XXXVIl S. 594.