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H. Kiliani: Digitonin. 5 Charakteristieche Reaktionen, die namentlich den in diesem Prllparat enthaltenen Succinimidrest nachznweisen erlauben, sind zur Zeit nicht bekannt. Nachetehend mlichten wir zwei auf bekannte VorgBnge sich stiitzende Reaktionen anftigen, die schon mit sehr geringen Subetanz- mengen einen Identitlltsnachweis auszufilhren geetatten. 0,l g dee Prllparatee erhitzt man in einem trockenen Reagierrohr mit der 5 fachen Menge Zinkstaub. In die sich entwickelnden Dllmpfe wird ein mit konzentrierter Salzsllure befeuchteter Tannenholzepan eingesenkt. Dieser f&bt siah alebald rot zufolge gebildeten Pyrrole. Versetzt man die wllsserige Auflosung des Prllparates 0,l: 10 rnit dem doppelten Volum Barytwasser oder Kalkwasser, 80 tritt bei ereterem rascher, bei letzterem langsamer eine weille Flillung auf, die sich beim Erwllrmen oder lPngerem Stehen grauschwarz fllrbt. Die F!Ulung mull aus einer Quecksilberamidoverbindung bestehen , deren Bildung durch das der Alkalispaltnng CHa-CO, CHs-COOH NH+2HOH=NH*+) CHs-COOH I CHs-CO’ entstammende Ammoniak ermtiglicht wird. Mitteilung aus der medizinischen Abteilung des Universitllts- Laboratoriums Freiburg i. B. Ueber Digitonin. Von H. Kiliani. (Einiegangen den 21. XII. 1904.) Vor drei Jahren verllffentlichte C 1 o e t t a *) eine Abhandlung ilber Digitalieglykoside, welche mich zu einer sofortigen Erwidernng veranlallte, die ich an S c h m i e d e b e r g ale Herausgeber des betr. Archivs sandte; letzterer antwortete mir aber, er werde meiner Publikation einige Bemerkungen beifiigen, welche dartun eollen, daIl sein amorphes und mein krystallisiertes Digitonin venchiedene Klirper sind. Dies erschien mir damals unbegreitlich nnd ich entschloll mich deshalb sofort zu perslinlicher RIicksprache rnit S c h m i e deb erg. Hierbei zeigte er mir nun dae Verhalten s e i n e s Digitonins beim Er- 1) Arch. f. exper. Path. n. Pharmak. 45, 436 [1901].

Ueber Digitonin

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H. K i l i a n i : Digitonin. 5

Charakteristieche Reaktionen, die namentlich den in diesem Prllparat enthaltenen Succinimidrest nachznweisen erlauben, sind zur Zeit nicht bekannt.

Nachetehend mlichten wir zwei auf bekannte VorgBnge sich stiitzende Reaktionen anftigen, die schon mit sehr geringen Subetanz- mengen einen Identitlltsnachweis auszufilhren geetatten.

0,l g dee Prllparatee erhitzt man in einem trockenen Reagierrohr mit der 5 fachen Menge Zinkstaub. In die sich entwickelnden Dllmpfe wird ein mit konzentrierter Salzsllure befeuchteter Tannenholzepan eingesenkt. Dieser f&bt siah alebald rot zufolge gebildeten Pyrrole.

Versetzt man die wllsserige Auflosung des Prllparates 0,l: 10 rnit dem doppelten Volum Barytwasser oder Kalkwasser, 80 tritt bei ereterem rascher, bei letzterem langsamer eine weille Flillung auf, die sich beim Erwllrmen oder lPngerem Stehen grauschwarz fllrbt. Die F!Ulung mull aus einer Quecksilberamidoverbindung bestehen , deren Bildung durch das der Alkalispaltnng

CHa-CO, CHs-COOH N H + 2 H O H = N H * + )

CHs- COOH I CHs-CO’

entstammende Ammoniak ermtiglicht wird.

Mitteilung aus der medizinischen Abteilung des Universitllts- Laboratoriums Freiburg i. B.

Ueber Digitonin. Von H. Kiliani.

(Einiegangen den 21. XII. 1904.)

Vor drei Jahren verllffentlichte C 1 o e t t a *) eine Abhandlung ilber Digitalieglykoside, welche mich zu einer sofortigen Erwidernng veranlallte, die ich an S c h m i e d e b e r g ale Herausgeber des betr. Archivs sandte; letzterer antwortete mi r aber, er werde meiner Publikation einige Bemerkungen beifiigen, welche dartun eollen, daIl sein amorphes und mein krystallisiertes Digitonin venchiedene Klirper sind. Dies erschien mir damals unbegreitlich nnd ich entschloll mich deshalb sofort zu perslinlicher RIicksprache rnit S c h m i e d e b e rg . Hierbei zeigte er mir nun dae Verhalten s e i n e s Digitonins beim Er-

1) Arch. f. exper. Path. n. Pharmak. 45, 436 [1901].

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hitzen mit konzentrierter Salzsiiure (granat- oder violettrote Ftirbung) l) : D i e s e Reaktion hatte ich tatslchlich vorher niemals gesehen nnd deshalb zog ich meine damalige Erwiderung znriick, um vorerst neue Versuche anznstellen; hierzn fand ich aber erst in den letzten Wochen zeit.

S c h m i e d e b e r g hatte mir damals auch den Rest seines Original-Digitonins (0,154 g) iibergeben und dieses untersuchte ich sofort. Die Losnng des Prtiparates in 8 Teilen 85%igen Alkohols lieferte nach vorsichtiger Sattignng mit Aether eine schwache Krnste von dentlichen. Krystallwgrzchen, welche nach dem Abgiellen der Mutterlange und Absplilen m i t Ltherhaltigem Alkohol (von gleicher Konzentration) beim Erhitzen mit konzentrierter Salzsgnre nur mehr eine leise Andeutung von Violett ergaben, wBhrend der nicht, mehr krystallisierende Trockenriickstand der Mutterlauge diese Reaktion in tiderst starkem Grade zeigte; bei den Krystallen war dieselbe offenbar nur noch deshalb zu beobachten, weil die kleine Substanzmenge eine quantitative Abtxennnng der Mutterlauge unmtiglich machte. S c h m i e d e b e r g 's Original-Digitonin bestand also zweifellos aus einem Gemenge und nach der .Darstellung desselben konnte dies auch garnicht anders sein. Aber auch das 1. c. von Cloi2tta beschriebene ,amorphe Digitonin" ist noch ein Gemenge, wie ich unten zeigen werde.

Vorher mug eine friihere Abhandlunga) C 1 o e t t a's besprochen werden, und zum Verstandnisse des Folgenden ist vorauszuschickeu, daO ich die Krystallisationsfahigkeit des Digitonins im Jahre 1891 auffand8) und schon damals, sowie namentlich auch im Jahre 1893 ganz zuverlassige Vor~chriften~) fur die Darstellung der reinen nnd selbtjtverstandlich auch rein weillen Substanz angab ; iiber letztere schrieb ich (Ber. 24, 3952):

,,Das aus 85 gigem Alkohol krystallisierte Digitonin nimmt an der Luft sehr leicht konstantes Gewicht an .und enthalt dann 5 Mol. Krystallwasser, welches rasch bei l l O o entweicht".

Ich habe ferner fe~tgestellt~), daO das Digitonin im Gegensatze zum Digitalin etc. .nicht die gerhgste Fiirbung" in eisenhaltiger Eisessig-Schwefelsaure hervorrnft, wenn man die (abgeiinderte K e 11 e r 'ache) Reaktion in richtiger Weise ansfiihrt.

Man vergleiche nun hiermit die Angaben C 1 o S:t t a's (1. Abhdlg. S. 424) iiber das Vorkommen des Digitonins in den Digitalisbltittern:

1) Ebenda 3, 20. a) Arch. f. exper. Path. u. Pharmak. 41, 421 (18981. 8 ) Ber. 24, 339, 3952. 4 ) Arch. d. Pharm. 231, 460. 5 ) Arch. d. Pharm. 234, 276, 276 llS961.

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,Der durch die AetherfUung erhaltene Klirper stellt im frischen Zustande eine leicht zesielliche Masse dar, die sich an der Lnft rasch dunkelgelb fkbt". ,,Bei Anwendung der K e l 1 e r 'schen Fkaktion' entsteht nur eine .unbestimmta gelbbraune Farbenzone", und h e i h Salzsilnre erzeugt eine Violettf&rbung; dann kommt eine unter diesen UrnetKnden v6llig wertlose Analyse und hierauf der Satz: ,,Nach alledem wird wohl kein Zweifel mehr bestehen, d& dieser K6rper identisch ist mit dem von S c h m i e d e b e r g an8 den Digitalissamen dargestellten Digitonin".

C l o e t t a hat mit d i e s e n Versuchen, ebenaowenig wie Kel ler ' ) das Vorkommen des Digitonins in den Bllttern bewiesen, und wenn es ihm splter (2. Abhdlg. S. 440) gelungen ist, durch Verarbeitung von 5 kg Bl&ttern Krystalle zu gewinnen, deren ,,Menge (nach der Reinigung) gerade zn einer Schmelzpunktsbestimmnng reichte", so beweist dies nur, d a l die Frage iiber jenes Vorkommen die auf- gewendete Mtihe nicht verdient: Wenn sich das Digitonin wirklich in den Bliittern vorfindet, so kann es sich - zum wesentlichen Unter- schiede von den Samen - nur om Spuren handelna).

In der 2. Abhandlung beschreibt nun C l o e t t a sein ,,amorphes Digitonin" als einheitliche Substanz. Er ,,versucht zunlchst, das von K i l i an i angegebene krystallinische Digitonin in, miiglichst reiner Form darzustellen", verwendet dazu aber merkwlirdigerweise nicht meine Methode, welche auch nach der alteren Vorschrift an Bequemlichkeit, Einfachheit und Sicherheit nichts zu wiinschen iibrig ltiflt, sondern er

1) Ber. d. pharm. Ges. 7, 125 und 317. 9) Noch schlimmer steht es mit den Ausfiihrtmgen Cloetta's am

Schlusse seiner 2. Abhandlung. Er will dort beweisen, daS das Digitoxin, das besonders wirksame Prinzip der BlHtter, auch in den Samen vorkommt. Er gewinnt ,,gelbe, nicht krystallinische Kmsten, die eine ganz reine Digitoxin- reaktion geben. . . . Da eine Krystallisation nicht xu erzielen war, d e mit dem amorphen Pulver (0,1616 g) eine Verbrennung ansgefrlhrt'. Dieselbe stimmt ungefar - und: ,,Die Gegenwart des Digitoxins in den Samen bt damit erwiesen'! Cloetta hat offenbar ganz vergessen, was er friiher (1. Abhandlung, S. 426) selbst schrieb: .Van allen Digitalisbestandteilen iat das Digitoxin am leichtesten rein darzustellen'. Wenn er hier mit 0,16 g Substanz keine Krystallisation erzielen konnte, so darf er trotz Farben- reaktion, Analyse und physiologischer Wirkung nicht behaupten, drrs ,,Digit oxin" vorlag; in welcher Beziehtmg dieses vorziiglich charakterisierte chemische Individuum zu seiner Substanz steht, dafiir ist er on8 noch den Beweis schuldig. Ich habe seit 1889 mindeatens 20 kg Digit. gcrcnanic. ver- arbeitet nnd bin dabei niemals auf das mir sehr wohl bekannte Digitoxin gesto6en; aicherlich k6nnen auch hier - wie im obigen Falle beim Digitonin - bei etwaigem Vorkommen dur wechselnde Spur en vorliegen.

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benntzt zur Verarbeitung des Aetherniederschlages ans dem Diqit. gemrank. ein weit nmstlndlicheres Verfahren. Er erhtilt hierbei ,,diinne Nadeln ; beim Erhitzen mit konzentrierter Salzslure entsteht eine schwache, rotviolette Farbung, bei Anwendung der Keller'schen Reaktion an der Beriihrungsstelle von Eisessig nnd Schwefelslure eine rosa Zone". Dorch weiteres Umkrystallisieren gewinnt er endlich Krystalle, ,,welche nnr noch undeutliche Rotfllrbung liefern", nnd er ftigt hinzn, .dall bei den PrSparaten von K i l i a n i diese Reaktiou offenbar durch Beimengung eines anderen Korpers bedingt war". Ich habe aber beztiglich der Eisessig-Schwefelstre das gerade Gegenteil angegeben (vergl. oben) und beim Erhitzen mit konzentrierter Salz- stinre tritt ganz selbstversttindlich var iab le ,,Gelb- bezw. Rot"-Ftirbnng anf, weil der abgespaltene Zucker sofort der Zereetznng unterliegt ; nnr hie r a u f nnd nicht etwa auf S c h mie d e b e r g ' s Violettreaktion bezog sich meine friihere Angabe (Ber. 24, 341).

CloiJtta trocknet dann seine Krystalle - trotz meiner bestimmten Angabe - nicht bei l l O o (was ca. 1%-2 Stunden erfordern wiirde), sondern im Vaknum iiber Schwefelstinre, was &a, 3 Monate in Anspruch nahm', und erhllt dann bei der Analyse unbranchbare Werte, weshalb er noch 4 Tage im Vakuum bei 70° trocknet; jetzt findet er

C 54,89, H 7,72 n W% n 7772.

Ich fand C sP,42, H 7,661) n W969 -

Daraus folgert Cloe t ta die Formel 3(CpeH4~014) -l- H a 0 und dnrch nochmalige Krystallisation an8 nahezn absolutem Alkohol will er endlich Werte erhalten haben, welche genau der Formel Cna H4? O,, entsprechen, sodall sich gegeniiber meiner nrspr iinglichen Auffassung ein Plus von CH ergtibe, was sogar den Referenten des Zentralblattes .(1901, I, 1103) veranlallte, sofort ein (?) beiznsetzen. Aderdem scheint Herrn Cloe t ta ganz unbekannt zu sein, dall nach den Pnblikationen von Edinger'), sowie von mir und Windaus') (1899) von Ca? und Can iiberhanpt keine Rede mehr sein kann, dall es sich vielmehr hi3chstens um Ca bis Cb, handeln ktinnte, und aus der Ab- handlung von mir und Windaus , namentlich aber aus der Dissertation des letzteren, kann er auch entnehmen, dsll zur Zeit eine Disknssion

1) Ber. 24, 340. 9) Umgerechnet aus der Analyse d. rasserh. Subat.: ibid. 3962. 8 ) Bar. 98, 339. 4) Ebenda 2201.

H. Kiliani: Digitonin. 9

aber ein Plus von 1 oder sagar 2 und 3 C bei einer derartigen Formel v6Uig zwecklos ist.

Aus den Mutterlaugen des krystallisierten Digitonins stellte nun C 1 o 6 t t a sein zweitee ,, am o r p h e s " Digitonin dar, wobei er zur moglichhat vollsttllndigen Abscheidung des krystallisierten Digitonins wieder nicht meine genauen Angaben I), sondern eine besondere Vervuchs- kombination beniitzt: Eine LUsung in ca. 30%igen Alkohol wird mi t Aether gesgttigt und 48 Stunden auf Eis gestellt; ,,f%Ut nach dieser Zeit nichte mehr am, so darf man annehmen, daO die Losung kein krystallisiertes Digitonin mehr enthalt'. Aus dem Trockenriickstande der so bereiteten .Losung a" wird schliefilich das "amorphe Digitonin" durch eine Mischung von gleichen Volumen absoluten Alkohols und Chloroform ausgezogen und wieder durch Aether geftillt: ,,Der so erhaltene weine Niederschlag ist tiderst hygroskopisch und f tllrbt sich durch Wasseranziehung sofort gelb". Als besonders charakteristische Eigenschaften werden hervorgehoben die Leichtloslichkeit in dem an- gegebenen Alkohol-Chloroform-Gemisch nnd die Violettftirbung beim Erhitzen mit konzentrierter Salzsbre; als Beweis fur die Einheitlich- keit sol1 nach C 1 o 6 t t a gelten die Uebereinstimmung der Analysen dreier Pfiparate von gleichartiger Darstellung (gefunden: C 54,3 I, H 7,77).

Urn nun die Arbeitsmethode und die Folgerungen CloZtta 's aof Brauchbarkeit und Itichtigkeit zu prtifen, mufite ich naturgemtlla aus- gehen von dem Verdunstungsriickstande der Digitonin-Mutterlauge 3, welche mir in reichlicher Menge zur Verffigung stand. Dieses Material mullte auf G r n d seiner Darstellung genau entaprechen der ,,LUsung a", welche C l o e t t a (2. Abh. S. 437) auf weit umsttllndlicherem Wege gewonnen hatte; festzustellen war nur noch, ob dasselbe C 1 o 8 t t a ' s Probe auf vollendete Beseitigung des krystallisierten Digitonins bestehen wilrde: dies war der Fall; eine Lasung des Materials in i) Teilen 30% igem Alkohol, mit 1 Teil Aether durchgeschiittelt (wobei 2 Schichten entstanden), lieferte bei 24 standigem Stehen in kaltem Raume und bei weiterem Stehenlassen im Eis keine Spur einer Krystallisation. Ein weiterer Versnch lehrte aber sofort, daO dies e P r o b e ungentiigend ist. Als ich ntimlich 75 g genau gleichartigen Materials in 5 Teilen 85%igen Alkohols 1Uste und dasselbe durch allmahlichen Bneatz von Aether in 4 Fraktionen zerlegte, konnte ich aus der 3. Fraktion mittelst 85% igem Alkohol ohne Schwierigkeit krystallisiertes Digitonin mi t allen bekannten Eigenvchaften gewinnen, _ _ ~

1) Arch. d. P h m . 233, 303 (1896). 9) Ber. 34, 3662.

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obwohl dessen Menge in dem verwendeten Mutterlaugenmaterial kaum mehr als 5% betragen diirfte; im iibrigen erwies sich dieser geringe Digitoningehalt fur die weitere Verarbeitung nicht als hinderlich.

ZunBchst habe ich dann eine Portion meinee Materials mog l i chs t genau nach CloGtta (2. Abhdlg. 5. 441 und 442)') behandelt und so eine Substanz gewonnen, welche wohl die Eigenschaften des sogenannteo amorphen Digitonins (Leichtloslichkeit in Alkohol-Chloroform und V iolettfbbuug durch heiPe Salzsiiure) besaP, aber einen hoheren C-Gehalt ergab I):

0,2404 g vakuumtr. Subst. 0,487 g COO und 0,1687 g HaO. Gefunden C 55,25, H 73%. (Bei Clogtta C 54,31.)

Die Methode C l o e t t a ' s ist aber so umstandlich und langwierig, daP sie ftir die Verarbeitung gr60erer Mengen Material kaum in Betracht kommen kann. Dagegen e r h a t man rasch und leicht aus dem nach meiner Vorschrift (Ber. 34, 3562) bereiteten Mutterlangen- material Produkte, welche S c h m i e d e b e r g ' s Salzstiurereaktion be- sondem schon geben, wenn man folgendes Verfahren benntzt :

1 Teil trockenes Mutterlaugenmaterial (M) wird im Kolben mit 5 Teilen 95%igem Alkohol tibergossen und unter Schutz vor Ver- dunstung wahrend S-10 Stunden htiufig umgeschwenkt; dann ltillt man ruhig stehen, so daP nach weiteren 10-12 Stunden die klare L6sung (L) glatt abgegossen werden kann von dem klebrigen Rfick- stande (R); letzterer wird noch zweimal (ohne ihn aufzuriitteln) mit Alkohol abgesplilt, er betriigt nach dem Trocknen im Vakunm 55 bis 60% von M und er kommt - auf Grund der Salzsilurereaktion - allein in Betracht fiir die Gewinnung des "amorphen Digitonins". UebergiePt man 1 Teil vakuumtr. R mit 20 Teilen einer Mischung von 75 Gew.-pCt. Chloroform8) und 25% absolutem Alkohol, so wird die Masse rasch klebrig; bei kriiftigem Umschwenken des gut ver- korkten Kolbens (wlihrend mehrerer Stunden) geht aber ein sehr erheblicher Anteil in LBsung und Hber Nacht legt sich dann der un- geliiste Teil (R1) so am Glase fest, daB wieder glattes AbgiePen der LBsung L1 und mehrfaches Absptilen von RI rnit gleich- artiger Alkohol-Chloroformmischung moglich wird. Die Menge von R1 betrtigt nach dem Trocknen im Vakuum 16-18% von M; beim Uebergiellen mit Clo G t t a's Chloroformmischung zerlguft dae vakuumtr. R1 zu einem Sirup, geht aber hachatens spurenweise in

1) B e s t imm t e Mengenverhiiltnisse sind dort nicht angegeben. 9) Die Analysen verdanke ich Herrn Dr. Loeffler. 8) C I o 6 t t a's Mischung enthillt nur 65 Clew.-pCt. Chloroform.

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LUsung; dagegen gibt es Schmiedeberg's Salzsaurereaktion ganz besondere schSn und in der prozent ischen Zusammensetzung zeigt es keinen Unterschied gegenfiber dem nach C 1 o is t t a's Angaben bereiteten, im Chloroformgemisch leicht 1Uslichen "amorphen Digitonin" :

0,2682 g vaknumtr. R1 0,5432 g COs und 0,1908 g HsO. Gefunden C 56,24, H 7,95.

Die Lijsung Ll gibt mit dem gleichen Qewichte gewahnlichen Aethers einen weill aussehenden, voluminUsen, filtrierbaren Niederschlag (N), der nach dem Auewaachen mit Aether nnd Trocknen im Vaknnm ca. 40% von M ausmacht, sich leicht und glatt in CloBtta's Chloro- formgemisch lost und ebenfalls sehr gut die SalzsHurereaktion gibt ; er entsprgche demnach vol l s t lnd ig dem ,,amorphen Digitonin" CloBtta's; er ist aber immer noch einGemenge, denn seine LSsung in 1 Teil50%igen Alkohol ist stark gelbrot geflrbt und sie scheidet beim Stehen im kalten Raume einerseits GallertkSrner '), andererseits vereinzelte Krystallwarzen ab, beides jedoch nur in sehr geringem Prozent- satze; 1Sst man aber N i n 4 Teilen 85%igen Alkohol und erzeugt dam durch successiven Zusatz von 2, dann nochmals 2 und schlielllich 4 Teilen Aether 3 Fallungen N1, N2 und Ns, von welchen jedeamal einfach abgegossen werden kann, so verbleiben in der zuletzt abgegossenen LSsung noch ca. 18% von N und di eser Anteil gibt die Salzsllurereaktion iiberhaupt nicht mehr; jede der 3 Falllungen, in der gleichen Menge 50%igen Alkohol auf- genommen, liefert beim Stehenlassen wieder Gallertkher, NS aber nehen solchen Kornern verhaltnismUig reichlich Krystallwarzen. Cloetta's amorphee Dig i tonin i s t also zweifellos noch ein Gemeage und die Uebereinstimmung der Analysen ist in diesem Falle absolut kein Beweis filr die Einheitlichkeit; ich erinnere z. B. nur daran, dall ich bei der Analyse des vaknumtr. D@italinum uerma%ic., in welchem jetzt 4 verschiedene Substanzen sicher nachgewiesen, wahr- scheinlich aber mindestens 8-10 vorhanden sind, fand: C 55,6, H 7,77, also Werte, welche mit den oben fiir ,,amoFphes Digitonin" und ftir RI ermittelten direkt ilbereinstimmen und von Cl o G t t a's Analyse nur beim C um 1% abweichen. Nach meinen obigen Beobaohtungen beziiglich der Salzsaurereaktion hat es den Anschein, ale ob gerade 8\18 R1, d. i. aus den im Chloroformgemisch unltislichen Anteile am leichteaten ein e inhe i t l i cher KUrper zu isolieren ware, welchem die

1) Dieselben kbnnen auf Grund der Daratellung unmbglich Dig. verum

a) Ber. 23, 1660. seio, sie 16aen aich auch aehr leicht in Waeaer.

12 J. Gadamer : Pseudoammodumbasen.

Salzsaurereaktion zukommt, und es wiire vielleicht sogar mtJglicb, daU das im Chloroformgemisch lasliche N die gleiche Reaktion nur deshalb liefert, weil ihm noch ein gewisser Prozentsatz des i n r e i n e m Z u - stande unl6slichen Stoffes beigemengt ist. Jedenfalls ist durch die bier beschriebenen Versuche der Weg vorgezeichnet, auf welchem weitere Aufkliirung zu erwarten Mire; ich werde auf die Sache surhckkommen, sobald wichtigere Fragen, welche mich augenblicklich beschliftigen, erledigt sind. Ich konstatiere nur noch, daIl sich - nach vorliiufigen orientierenden Versuchen - dae sogenannte ,,amorphe Digitonin" bei der Spaltung ganz anders verhalt als das kryetallisierte Digitonin.

Mitteilang am dem pharmazeutischen Institut der Universitlrt Brealau.

4. Ueber die Xonstitution der Pseudoammoniumbasen mit Befiicksichtigung der Alkaloide und deren Umwandlungsprodukte

(Berberin und verwandte Basen). Von J. G a d a m e r .

(Eingegangen den 6. I. 1906.)

Ale ich gelegentlich meiner Arbeiten iiber die Corydalisalkaloide auch das dem Corydalin sehr nahe etehende Berberin in den Kreis der Untersuchungen einbezog, begegnete mir in letzterem zum ersten Male eine quartiire Ammoniumbaee, die, a d e r in der normalen in Aether nnloelichen Form, ale iitherloeliche Pseudoammoniumbase aufzutreten vermag. Wie ich in einer vorlgufigen Mitteilung ') ausgefuhrt habe, habe ich der +-Form des Berberins den Charakter einer Aldehydbase (eines Aldehydamins) zugesprochen und diese +-Form mit dem Namen Berberinal zum Unterschiede von der ebenfalls exietenzfiihigen echten Ammoniumbase, dem Berberiniumhydroxyd, belegt. In einer zweiten Mitteilung s, habe ich sodann, einer dankenewerten Anregung von H e m R o s e r folgend, neben der Aldehydformel auch die D ecker'sche Karbinolformel als moglich bezeichnet und zugleich darauf hingewiesen, daO ich bemilht sein wllrde, weiteres Material zur Kltkirung der un-

1) Chem.-Ztg. 1902, 291. 3 Chem.-Ztg. 1902, 386.