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1761 kleine Oel'kugeln. Sehr kleine Mengen Seife geniigen, urn die Aus- breitungserscheinungen und die dadurch hervorgerufenen Bewegungen der ganzen Oelmasse heFbei.zufiihren. Die Oeltropfchen sind mit einer diinnen Seifenschicht bekleidet , webhe dnrch Molecularwirkung ihr Zusammenfliessen verhindert und die Haltbarkeit der Emulsion wesent- lie h befordert c. Die Untersuchungen auf dksem Gebiete werden fortgesetzt. Heidelberg. Laboratorium dea Prof. F. Krafft. 333. F. Krsfft und R. E. Lyons: Ueber Diphenylselenid und einige Derivste desselben. (Eingegangen am 25. Juni.) Nach der bequemen Methode, welche der Eine von uns und W. V o r s t e r vor einigen Monaten') zur Umwandlung des Diphenyl- sulfons in Diphenylsulfid und Diphenylselenid angegeben haben, stell- ten wir etwas grossere Mengen beider Korper fiir weitere Versuche dar. Die Bestandigkeit des Diphenylselenids beim Sieden unter ge- wiihnlichem Druck macht dessen Gewinnung zu einer noch einfache- Ten und ergiebigeren Operation, als schon angegeben wurde. In Gewichtsverhaltnissen entsprechend der Gleichung: c~&. sea. C6H5 + Se = CgH5. S e . CeH5 + SOa erhitzt man die Materialien, z. B. je 43.6 g Diphenylsulfon und 15.8 g Selen , in einem Destillirkolben waihrend einiger Stunden so stark, class Schwefeldioxyd entweicht. Hierauf wird langsam abdestillirt, sodass ein in die Dampfe des iibergehenden Diphenylselenids ein- tauchendes Thermometer nie hiiher als bis gegen 3200 steigt. Der- gestalt sammeln eich in der Yorlage etwa 44g annahernd reines Selenphenyl nnd das nach zweimaliger Rectification im luftverdiinnten Raume nahezu constant iibergehende und farblose Product wiegt durchschnittlich etwa 40.5 g; ailso 87 pCt. der theoretischen Ausbeute, die fiir 43.6 g Diphenylsulfon sich alrf 46.6 g Diphenylselenid be- rechnet. Eine dem Praparat bisweilen anhaftende schwache Farbung - freies Selen, das beim Destilliren in Form des sich leicht bilden- den und wieder aersetzenden Diphenyldiselenids (s. u.) iibergeht - t a n n man durch Destilliren mit ,etwas Kupferpulver entfernen. Die Selenbestimrnung, nach dem Berbrennen der Substanz mit Salpeter- saure im Rohr bei 240° ausgefiihrt, ergab 33.68 pCt. Se, wahrend sich fiir (CsH5)aSe = 33.90 pGt. Se bmechnen; man fallt, nach dem 1) Diese Berichte 26, 2813.

Ueber Diphenylselenid und einige Derivate desselben

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kleine Oel'kugeln. Sehr kleine Mengen Seife geniigen, urn die Aus- breitungserscheinungen und die dadurch hervorgerufenen Bewegungen der ganzen Oelmasse heFbei.zufiihren. Die Oeltropfchen sind mit einer diinnen Seifenschicht bekleidet , webhe dnrch Molecularwirkung ihr Zusammenfliessen verhindert und die Haltbarkeit der Emulsion wesent- lie h befordert c.

Die Untersuchungen auf dksem Gebiete werden fortgesetzt. Heidelberg. Laboratorium dea Prof. F. Kra f f t .

333. F. K r s f f t und R. E. Lyons: Ueber Diphenylselenid und einige Derivste desselben.

(Eingegangen am 25. Juni.) Nach der bequemen Methode, welche der Eine von uns und

W. V o r s t e r vor einigen Monaten') zur Umwandlung des Diphenyl- sulfons in Diphenylsulfid und Diphenylselenid angegeben haben, stell- ten wir etwas grossere Mengen beider Korper fiir weitere Versuche dar. Die Bestandigkeit des Diphenylselenids beim Sieden unter ge- wiihnlichem Druck macht dessen Gewinnung zu einer noch einfache- Ten und ergiebigeren Operation, als schon angegeben wurde. In Gewichtsverhaltnissen entsprechend der Gleichung:

c ~ & . sea. C6H5 + Se = CgH5. S e . CeH5 + SOa erhitzt man die Materialien, z. B. j e 43.6 g Diphenylsulfon und 15.8 g Selen , in einem Destillirkolben waihrend einiger Stunden so stark, class Schwefeldioxyd entweicht. Hierauf wird langsam abdestillirt, sodass ein in die Dampfe des iibergehenden Diphenylselenids ein- tauchendes Thermometer nie hiiher als bis gegen 3200 steigt. Der- gestalt sammeln eich i n der Yorlage etwa 4 4 g annahernd reines Selenphenyl nnd das nach zweimaliger Rectification im luftverdiinnten Raume nahezu constant iibergehende und farblose Product wiegt durchschnittlich etwa 40.5 g; ailso 87 pCt. der theoretischen Ausbeute, die fiir 43.6 g Diphenylsulfon sich alrf 46.6 g Diphenylselenid be- rechnet. Eine dem Praparat bisweilen anhaftende schwache Farbung - freies Selen, das beim Destilliren in Form des sich leicht bilden- den und wieder aersetzenden Diphenyldiselenids (s. u.) iibergeht - t ann man durch Destilliren mit ,etwas Kupferpulver entfernen. Die Selenbestimrnung, nach dem Berbrennen der Substanz mit Salpeter- saure im Rohr bei 240° ausgefiihrt, ergab 33.68 pCt. Se, wahrend sich fiir (CsH5)aSe = 33.90 pGt. Se bmechnen; man fallt, nach dem

1) Diese Berichte 26, 2813.

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Eindampfen des Riihreninhalts mit Salasamre , zunaahst in der Kalte, durch Bisulfitliisung und Salzsaure rothes Selen, das dann beim Er- wiirmen in die grauschwarze Modification iibergeht.

Unter rerschiedenen Drucken siedet Phenylselenid wie folgt: 10 mm 159O 16.5 mm 1674 100 mm 2190 14mm 1630 55 m m 199O 126mm 227,O

In Betreff seiner iibrigen Eigenschaften sei auf die friihere Mit- theiliing verwiesen, wo auch die grosse AehnKchkeit mit dem Phenyl- sulfid hervorgehoben wurde.

Wahrend Salpetersaurebydrat das Selenid bei geniigend starkem Erhitzen vollstandig veIbrennt, 16st kaltgehaltene Salpetersaure vom spec. Gew. 1.4 das Phenylselenid, wenn man es vorsichtig zutropfen. lasst, unter lebhafter Reaction und unter schwarzbrauner Durchgangs- farbung auf. In Liisung befindet sich dann zweifelsohne das Nitrat des bereits (1. c. 2820) bescbriebenen Phenylselenoxpds, denn auf ZU- satz von Salzsaure erhalt man die feinen glanzenden Nadeln des Phenylselenidchlorids, (c6 H5)a Se Cla, das bei raschem Erwarmen gegen 1820 schmilzt.

D i p h en yldi s el e n i d , (C6 &,)a Sea. Durch Erhitzen von Phenylsulfid (1 Mol.) mit Schwefel (1 Atom)

erhalt man ein Product, aus dessen unter 15 mm zwischen 185-205@' siedender Hauptfraction sich Phenyldisu1fi.d (Schmp. 60 0) in reichlicher Menge abscheiden lasst (1. c. 2815). Da indessen das unter 15 mm bei 190-192 iiberdestillirende PhenyZdisulfid leichb wieder in Phenyl- sulfid und Schwefel zerfiillt, z. B. bei der Destillation unter gewiihn- lichem Druck, SO pflegt die Umwandlung des angewandten Phenyl- sulfids ins Disulfid auch nur eine partielle zu sein.

In ganz ahnlicher Weise verwandelt sich nun auch ein wesent- licher Bruchtheil des Phenylselenids beim Erhitzen mit 1 Atom Selen in Phenyldiselenid:

C6H5. S e . CgH5 -I- %? = C6H5. sea. C6H.5,

womit ein bequemer Uebergang vom Phenylselenid zu anderen selen- haltigen Benzoiderivaten gegeben ist. Fiir die Darstellung des Phenyl- diselenids wurden in einem zur Fractionirung unter st ark verminder- tern Druck geeigneten Kolben mit angeschmolzener Voslage 30 g Phenylselenid und 10 g Selen einen bis zwei Tage bis zum deutlich wahrnehmbaren Aufwallen der Fliissigkeit erwarmt. Fractionirt man hierauf unter einem Druck van 15 mm, dann gebt bis etwa 1850 dae noch unveranderte Phenylselenid ziemlich vollstandig iiber, da5 Thermometer steigt rasch und was zwischen 200-220°, unter 14 mm grcsstentheils bei 208-2 10" destillirt, ist wesentlich Diphenyldiselenid. Das abgekiiblte Destillat erstarrt PU einer orangegelben Erystall-

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masse, die man durch AuflBsen in riel schwach erwiirmtem Alkohob und Einstellen der Liisung in eine Kiiltemischung umkrystallisirt. Man, erhiilt so grosse, scharfbegrenzte, reingelbe Nadeln, dem Gewichte- nach etwa 35 pCt. der theoretischen Ausbeute. Das reine D i p h e n y l - d i se l en id , (C6H5)sSea, schmilzt bei 63.50 und siedet unter einem Druck von ca. 11 mm bei 202--203O, erleidet jedoch schon bei diesem geringen Druck eine schwache Zersetzung in Phenylselenid und freies Selen.

Analyse: Ber. fiir (c6 H5)9 Ses Procente: C 46.15, H 3.21, Se 50.64.

Gef. 1) 46.09, n 3.92, x 50.88. Bei der Darstellung und Reinigung des Diselenids ist namentlich

dessen eben erwiihnte Zersetzlichkeit zu berucksichtigen. Destillation unter gewiihnlichem Druck spaltet alsbald in Phenylselenid und freies Selen. Destillirt man wiederholt unter 127 mm, so geht das erste Ma1 alles zwischen etwa 243-2660, bei der zweiten Destillation zwischen 230-2400 iiber, und das dritte Ma1 zu einem grosseu Theil bei 227--229O, also beim Siedepunkt des Monoselenids; im Siedekolben ist eine reicbliche Menge des so leicht erkenntlichen Selens verblieben. Auch die alkoholische LBsung des Diselenids zersetzt sich beim langeren Stehenlassen oder beim Eindampfen in gleichem Sinne.

P h e n y l s e l e n h y d r a t CsH5. SeH. Bekanntlich wird das Phenyldisulfid CgH5 . sa . C6H5 dumb

nascirenden Wasserstoff in zwei Mulekiile Phenylsulfhydrat gespalten. Sehr leicht gelingt diese Umwandlung auch schon mit ganz geringen. Mengen Disulfid, wenn man dasselbe in absolutem Alkohol aufliist und etwa sechs Ma1 so vie1 Natrium in dunnen Scheiben eintragt, als sich nach der folgenden Gleichung berechnet :

C6H5. s . s . C6H5 3- 2 Na = C6H5. S N a + C6H5. SNa. Den Alkohol destillirt man aus dem Oelbad unter Hindurchleiten

eines Kohlendioxydstromes ab und treibt sodann, nach Ansauern mit verdiinnter Schwefelsaure und gleichfalls unter Ausschluss der Luft, das Phenylmercaptan mit W asserdampf iiber. Es wird schliesslich in Aether aufgenommen und uach dem Trocknen der atherischew Liisung rectificirt, wobei man in sehr guter Ausbeute bei 1720 sieden- des Phenylmercaptan erhalt.

Mit Hiilfe dieses Verfahrens kann man auch das Phenyldiselenid, C6H5. Se8. CsHg, nahezu glatt in das noch unbekannte Phenplselen- hydrat, (26 H5 . SeH, iiberfiihren. Hierzu wurden 6 g Phenyldiselenid i n Alkohol ge16st und in diese Liisung allmahlich ohne Kiihlung 4.5 g in feine Scheiben zerschnittenes Natrium eingetragen, der Alko- hol aus dem Oelbad, in einer Kohlendioxydatmosphare , abdestillirt, nochmals nach Wasserzusatz zur Verjagung der letzten Alkoholspuren.

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erhitzt, endlich mit verdiinnter Schwefelsaure angesauert und das eben- falls leicht mit Wasserdampf fliichtige olfiirmige Phenylselenhydrat, stets in einem Kohlendioxydstrome iibergetrieben. Durch Abheben des specifisch schweren Oeles, Trocknen iiber Chlorcalcium und eine Rectification im indifferenten Gasstrome unter gewiihnlichem Druck resultirten 4 g, oder etwa 70 pCt. der theoretischen Ausbeute, Phenyl- selenhydrat , ungerechnet den im Destillationswasser suspendirt ge- bliebenen, durch Aether ebenfalls leicht isolirbaren Antheil.

Das P h e n y l s e l e n h y d r a t , C6H5. S e H , ist ein farbloses, stark lichtbrechendes Oel vom Sdp. 1830; sein Geruch erscheint minder penetrant und widerlich, als derjenige des bei 1720 siedenden Phenyl- sulfhydrats und erinnert an angebrannten Kautschuk; an der Luft oxydirt sich das Selenhydrat zu Diselenid; von Wasser wird es nur sehr wenig aufgenommen. Das specifische Gewicht des Phenylselen- hydrats ergab sich zu Do = 1.5057; DI5 = 1.4865. Mit alkoholischen Silber- und Bleil6sungen liefert es gelbrothe , leicht zersetzliche Fallungen.

Analyse: Ber. fiir CsHs. SeH Procente: C 45.86, H 3.52, Se 50.32.

Gef. )) )) 45.86, )) 4.26, )) 50.12.

D i c h 1 o r d i p h e n y 1 s el e n i d , (c, HaCl)zSe, u n d D i b r o m d i p h e n y 1 - s e l e n i d , (C, Hp Br)aSe.

Wie bereits friiher angegeben wurde, schmilzt das Diphenyl- s'elenidchlorid, (C, &)a S e Cla, j e nachdem man es rascher oder lang- samer erhitzt, etwas hoher oder tiefer als 180°, unter Chlorwasser- stoffentwicklung. U m den Verlauf der hierbei stattfindenden Zersetzung festzustellen, wurden 10 g des Selenidchlorids im Einschmelzrohr zu- nachst wahrend einiger Zeit auf 140-1500 und sodann wiederholt auf 170-1800 erhitzt, bis beim Oeffnen der Riihre kein Chlorwasser- stoff mehr entwich. Das Product enthalt Phenylselenid, welches zwar auch nach mehrmaliger Rectification im luftverdiinnten Raume nicht rein erhalten werden konnte, jedoch sehr anniihernd den Siedepunkt des Phenylselenids und das specifische Gewicht Dt5 = 1.41 zeigte. Neben dieser Substanz befindet sich im Reactionsproduct noch ein 20-250 hiiher siedender Riirper, der bei der Abkiihlung erstarrt und aus welchem sich durch mehrmalige Krystallisation aus schwachem Weingeist glanzende Blattchen vom Schmelzpunkt 95-960 isoliren liessen.

Analyse: Ber. fiir (CsH4Cl)aSe Procente: C 47.71, H 2.65.

Gef. a )) 46.61, 9 2.58. Aus der Verbrennung, die mit einer sehr geringen Substanz-

.menge ausgefiihrt wurde, und aus den Eigenschaften der Substanz,

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welche dem Dichlordiphenylsulfid sehr ahnlich ist, e g i e b t sich, dass D i c h l o r d i p h e n y l s e l eni d , (C, H4 Cl)a Se, vorlag. Das Selenid- chlorid zersetzt sich in der Warme mithin nach der Gleichung:

2 (c6 H& S e Cla = (c6 H5)a Se + (c6 Hg C1)a Se + 2 c1 H. Sowohl beim Erhitzen des bereits beschriebenen Diphenylselenid-

bromids, (c6 H& Se Bra, Schmele- und Zersetzungstemperatur ca. 14S0, wie man es durch Zufliessenlassen von Brom zu einer Liisung des Diphenylselenids in Aether oder Schwefelkohlenstoff erhalt - wie auch beim Erwarmen auf 1400 einer im Einschmelzrohr selbst her- gestellten Mischnng von 1 Mol. Diphenylselenid mit 4 B r (wobei zu- nachst wiederum das Selenidbromid entsteht und 2 B r frei bleiben) bekommt man das D i b r o m d i p h e n y l s e l e n i d , (C6HgBr)aSe. I m einen wie im anderen Falle entweichen beim Oeffnen der in ein sehr feines capillares Ende ausgezogenen Rohre Striime von Bromwasserstoff and der Rijhreninhalt gesteht zu einer blattrigen Krystallmasse. Durch Umkrystallisiren derselben aus Alkohol gewinnt man farb- lose glanzende hexagonale Blattchen vom Schmp. 115.5O. Analysirt wurden Pra,parate von beiden Darstellungen.

Analyse: Ber. fiir (c6 H4Br)2Se Procente: C 36.56, H 2.05.

Gef. D )) 36.60, 36.64, )) 2.40, 2.48. Wahrend das schwerliisliche orangerothe S e l e n i d b r o m i d ,

(C6H&SeBra, das in der Kalte auch in Anwesenheit von iiber- schiissigem Brom aus Phenylselenid entsteht, ein Mittel zur Unter- scheidung und Trennung desselben von dem sehr ahnlichen Phenyl- sulfid bildet, liegt hier das eigentliche Dibromsubstitutionsproduct des Phenylsenids vor, welches dem bei 109.5 0 schmelzenden Dibromdi- phenylsulfid, (C6HpBr)a S, in jeder Beziehung ahnlich ist.

U e b e r V e r s u c h e von C. C h a b r i b zur S y n t h e s e a r o m a t i sc h e r Sel e n v e r b i n d u ngen.

Vor wenigen Jahren hat sich C. C h a b r i P . l) mit der Darstellung des Phenylselenids und seiner Derivate beschaftigt; die Resultate seiner Versuche, welche cr in einer umfangreichen Abhandlung zusammenstellte, weichen jedoch vollstiindig von den vorstehend, so- wie von den bereits vor einigen Monaten von K r a f f t und V o r s t e r (1. c.) mitgetheilten Ergebnissen ab. Um Klarheit iiber diesen Gegen- stand zu schaffen, der durch die von uns benutzte neue Methode Jedermann leicht zuganglich is t , sind wir daher zu den folgenden Bemerkungen geniithigt.

1) Das Phenylselenid wird von C h a b r i 6 als bernsteingelbes Oel beschrieben, welches unter dem Druck von einigen Millimetern

Compt. rend. 109, 152 und 568 (1559). 9 Ann. Chim. Phys. (VI), 20, 202-256 (1890).

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(ssous une pression de quelques millim8tresc) bei 227- 2280 siedet, jedoch auch bei der Vacuumdestillation immer eine gewisse Zersetzung erleiden 9011; sein specifisches Gewicht bei 19.60 wird zu 1.450 an- gegeben. Diese Angaben beziehen sich auf ein noch unreines Pra- parat. Nach den Beobachtungen von K r a f f t und Vors t e r , wie auch nach denen der vorliegenden kleinen Arbeit, ist das Phenyl- selenid mit der griissten Leichtigkeit aus Sulfobenzid und Selen dar- stellbar; es bildet eine, auch nach langerem Aufbewahren fast absolut farblose, kaum in recht dicken Schichten schwach gelbstichige Fliissigkeit, die unter 16.5 mm hei 1570 siedet, den Siedepunkt 2270 dagegen erst unter einem Drock von 126 mm besitzt; vor allem aber siedet das reine Phenylselenid unter solchen Drucken ~011- kommen unzersetzt und lasst sich selbst unter gewiihnlichem Druck ohne merkliche Zersetzung bei 301-3020 in beliebig grossen @anti- tiiten destilliren. Endlich ist das specifische Gewicht des Phenyl- eelenids 1.3561 bei 15.20 und bei 19.6O noch etwas geringer. I n seiner Bestiindigkeit und allen seinen Eigenschaften steht somit das Phenyl- selenid dem langst bekannten Phenylsulfid recht nahe.

2) Das Phenylselenhydrat oder Selenophenol, CsH4. SeH, sol1 nach C habrih gelbe undurchsichtige Krystalle vom Schmp. 600 bilden. Dieses ist nicht der Fall. Das Phenylselenhydrat ist nach unseren Beobachtungen eine dem Phenylmercaptan sehr ahnliche farblose Fliissigkeit vom Siedepunkt 183O und dern specifischen Ge- wichte Do = 1.5057. Obwohl dem fraglichen Priiparate ChabriB’s, nach dessen Angabe, bei der Analyse (Ann. Chim. Phya. (VI), 20, 229 und 230) noch Spuren rothen Oels anhafteten, von denen er es nicht vollstandig zu befreien vermochte, ergiebt sich doch aus unserer Untersuchung sofort, dass jenes Praparat ein mehr oder weniger mit Phenylselenid und Selen verunreinigtes Diphenyldiselenid, (CS H5)a Sea, das wir bei 63.5O schmelzend fanden, gewesen ist. Die Zersetzlich- keit jener gelben Krystalle, die nach unserer Wahrnehmung leicht unter Selenabspaltung in Phenylselenid iibergehen , und die gerioge Menge (faible quantith) iiber welche C h a brih verfiigte, sind Umstkinde, die dessen Versehen erklaren.

3) Das ,Diphenylselenin<, (c, H&Se 0, bildet nach Chabr ih eine unter dem Druck F O ~ 65 mm bei 230° siedende bernsteingelbe Fliissigkeit von neutraler Reaction.

I n Wirklichkeit hat aber das iiberaus leicht zugangliche Diphenyl- selenoxyd (C6Hs)aSeO ganz andere Eigenschaften. Nach Kra f f t und Vorster (1. c.) ist dasselbe ein fester, vollkommen farbloser, wasser- frei bei etwa 1 14O schmelzender Kiirper von ausgesprochen basischen Eigenschaften; seinen Sauerstoffgehalt verliert es bei 2300 und kann aus diesem Grunde bei der namlichen Temperatur auch nicht destillirt

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werden, ohne mehr oder weniger vollstandig in das olformige neut rde ‘Phenylselenid iiberzugehen.

Die Wege, welche vom Phenylselenid zum Diphenylselenoxyd fiihren, namlich Einwirkung von Brom oder von Salpetersaure (spec. Gewicht 1.4) in der Kalte auf das Selenid, konnte C h a b r i h trotz bestimmten Suchens in dieser Richtung nicht auffinden, obwohl e s selbst rnit ganz unreinem Phenylselenid kaum miiglich ist, diese Re- actionen zu iibersehen. Mit Brom erhielt er das so leicht entstehende Additionsproduct (C, Hb)2 Se Brs nicht , sondern nur, indem er sofort erhitzte, ein bei 11 20 schmelzendes Substitutionsproduct (Cs H4Br)a Se, i n welchem das oben beschriebene, in reinem Zustande bei 115.5O echmelzende ,Dibromdiphenylselenid zu erblicken sein diirfte; ebenso wenig bemerkte C h a b r i B , dass man beim Auflosen von Diphenyl- ,selenid in Salpetersaure das Nitrat des Diphenylselenoxyds in der Hand hat, sondern konnte sein Diphenylselenid mit Salpetersaure nur apalten und verbrennen. Diese negativen Ergebnisse C h a b r i h ’ s riihren indessen nicht nur von dessen unreinem Ausgangsmaterial und von wenig Uebung im Beobachten, sondern auch von unterbliebener Beriicksichtigung der schon vor Jahrzehnten mit Methyl- und Aethyl- aelenid durch W o e h l e r und Andere ausgefiihrten analogen Re- .action en her.

Im Besitze genauer Kenntnisse iiber die aromatischen Selen- verbindungen haben wir versucht, die von C h a b r i k ohne Erfolg be- snutzte Chloraluminiumreaction mindestens fiir einige von dessen gewisa recht miihevollen Beobachtungen zur Geltung zu bringen; nachdem wir uns indessen hierbei von den vielen Schwierigkeiten, welche bei Anwendung jener sonst schon so oft bewahrten Methode sich der Gewinnung reiner Selenverbindungen entgegen stellen, hinlanglich tiberzeugt hatten, gaben wir diese Versuche auf, zumal als iiberfliissig i m Hinblick auf die von uns errnittelten hochst einfachen und sicheren Darstellungsverfahren fiir diese Korper.

$- D i n a p h t y 1s e l e n i d , ($- C ~ O H Y ) ~ Se. Erhitzt man j?-Dinaphtylsulfon mit Selen (1 Atom), indem man,

a m Ueberhitzung der Mischung zu vermeiden, auf etwa 15 mm evacuirt, d a n n entweicht wahrend 12-15 Stunden Schwefeldioxyd, und man erhal t das unter 12 mm bei 298O siedende und nach vorlaufiger Be- stirnmung bei 138.5O schmelzende fi-Dinaphtylselenid (j-CjoH,)2 Se; rnit Brom bildet dieses Selenid gleichfalls einen orangefarbenen Nieder- schlag (CloH7)z Se Brz, der jedoch rnit Alkalien kein Selenoxyd zu bilden, sondern nur das unveranderte Selenid zu regeneriren scheint.

Der Umstand jedoch, dass Darstellung und Eigenschaften dieses Productes, verglichen mit den 80 scharfen Resultaten beim Diphenyl- selenid, verschiedene Schwierigkeiten und Unsicherheiten boten , ver-

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anlasste uns zur Aufsuchung einer beyuemeren Darstellungsmethode f i r sonst schwer zugangliche Sulfide und Selenide. Wir fanden eine solche sehr bald und erlauben uns deren Beschreibung in einer fol- genden Mittheilung.

H e i d e l b e r g , Laboratorium des Prof. F. K r a f f t .

334. F. I( r B f f t und R. E. L y o n B: Ueber Diphenyltellurid und ein Verfahren zur Darstellung von Sulflden, Seleniden

und Telluriden. (Eingegangcn am 25. Juni.)

Die nachstehenden Versuche wurden zunachst in der Absicht ausgefiihrt, zum Diphenyltellurid zu gelangen und dasselbe mit dem Selenid und Sulfid zu vergleichen; sodann handelte es sich auch darum, ein allgemein anwendbares Verfahren zur Darstellung von Sulfiden, Seleniden und Telluriden ausfindig zu machen. Aus der Einwirknng von Tellurdichlorid auf Quecksilberdiphenyl, die freilich den gewiinsch- ten Erfolg nicht hatte, ergab sich alsbald der einfache Weg, auf dem man zu solchen Substanzen kommen kann.

E i n w i r k u n g v o n T e 1 l u r d i c h lo r i d a u f Q u e c k s i 1 b er d i p h e n y 1. Tellurdichlorid, TeCla, das mit Sorgfalt aus Tellurtetrachlorid

durch Erhitzen mit Tellur dargestellt worden war , und durch Recti- fication gereinigtes Quecksilberdiphenyl (unter einem Druck von 10.5 mrn siedete dasselbe constant bei 2040, unter 12.5 mm bei 2070) wurden in molecularen Mengen im Einschmelzrohr erhitzt. Nach mehrstiin- digem Erhitzen auf 2000, der Temperatur wo eine deutliche Einwir- kung erfolgte , hatte der Rohreninhalt sich in eine transparente, colo- phonahnliche Masse verwandelt , die nach fortgesetztem Erhitzen a u f 2250 ein kaum gefarbtes, leicht bewegliches Oel zu liefern begann. Als diese Masse nunmehr unter etwa 15 mm der trockenen Destillation unterworfen wurde, zersetzte sie sich unter starkem Anschwellen und in der sehr gut gekiihlten Vorlage sammelte sich ein Oel an, welches Spuren von Benzol enthielt, unter gewiihnlichem Druck bei 130-132O' siedete und die Eigenschaften des Monochlorbenzols zeigte. Im Kolben fand sich Quecksilberchlorid. Diphenylchlorid war somit nicht ent- standen, die Umsetzung zwischen Tellurdichlorid und Quecksilberdi- phenyl vielmehr wesentlich im Sinne der folgenden Gleichung ver- laufen: (CeHJaHg + TeCI2 = 2CsH5Cl + HgTe.