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Läuft besser Der Aktienmarkt in den USA hat Europa abgehängt – und bietet Anlegern gute Chancen Seite 2 B1 ......................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... SONDERBEILAGE DER FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND FREITAG, 22. JUNI 2012 Derivate www.ftd.de/ beilagen Für ruhiges Fahrwasser Ausgewählte Papiere auf Brent-Öl Struktur ISIN Laufzeit Basis Rendite 1 Kurs 2 Mini-Long DE 000 VT1ESS 5 Open End Basis 72,90 $ KO 75,04 $ Hebel 4,09 18,61 € Bonus-Cap 3 DE 000 SG2VQA 9 28.6.13 Schwelle 70,00 $ 21,2 % 106,40 € Bonus-Cap 3 DE 000 DZ3L1F 6 22.2.13 Schwelle 79,00 $ 33,3 % 109,20 € Capped-Put DE 000 CK8NU1 9 21.5.13 Basis 80 $, Cap 85 $ 45,0 % 2,86 € Capped-Call DE 000 CK8NUN 0 21.5.13 Basis 120,00 $ Cap 115,00 $ 21,0 % 3,37 € 1 Rendite per annum, 2 Stand: 18. 6. 2012, 3 währungsgesichert; Quelle: Ariva, Emittentenangaben In der Mitte angekommen Auf Brent Oil startete 2010 einen dynamischen Anstieg. Im Frühjahr 2011 wurde ein erster Gipfel erreicht. Nach einer Konsolidierung ging es ab Ende 2011 auf ein neues Zwischenhoch. Ab Beim jüngsten Abstieg büßte Brent in etwa die Hälfte der Gewinne wieder ein. Auf dem Niveau 90/95 Dollar könnte sich der Preis stabilisieren. Clevere Strategien für den Ölmarkt Die schärfste Korrektur seit Mai 2010 hat die Volatilität nach oben getrieben. Das sorgt für gute Konditionen bei Bonuszertifikaten und Capped-Optionsscheinen Stefan Mayriedl ........................................................................................................................ Das ist ein Schlag ins Kontor jedes Öl- Bullen: Seit März stürzte der Preis der Nordseesorte Brent um etwa 30 Dol- lar ab. Es ist eine stärkere Korrektur als im Sommer 2011, als die Finanz- märkte wegen der ausufernden Euro- Krise crashten. Einen noch heftigeren Absturz hatte es zuletzt im Mai 2010 gegeben, als die Euro-Krise erstmals aufflammte. Fundamentale Argu- mente für die Korrektur gibt es genug. Da sich die Konjunktur weltweit eintrübt, bricht ein wichtiger Preis- treiber weg. Die Internationale Ener- gieagentur stellte Mitte Juni klar, dass die Märkte besser als zu Jahresbeginn mit Rohöl versorgt seien. Brent war bei 105 Dollar ins Jahr gestartet und nicht zuletzt wegen aufkeimender Iran-Ängste um 20 Prozent nach oben geschossen. Nun pendelt sich Brent unterhalb der 100-Dollar-Marke ein und kostet damit etwa genauso viel wie im Schnitt der vergangenen bei- den Jahre. Wohin die Reise geht, das wissen die Götter. Nicht jeder ist so optimis- tisch wie die Analysten der DZ Bank, die kurzfristig eine Erholung in die Spanne 100/110 Dollar und für das zweite Halbjahr sogar wieder Kurse Richtung 120 Dollar erwarten. Wer sich traut, auf eine Gegenbewegung an die 200-Tage-Linie um 110 Dollar zu setzen, greift zu einem Turbo-Bull- Papier. Ausgewählt wurde ein Schein mit einem Hebel von gut vier. Ein An- stieg auf 110 Dollar könnte also einen Gewinn von 60 Prozent bescheren. Die Lage an den Terminmärkten ist für solche Aktionen günstig, den ge- fürchteten Contango gibt es derzeit nicht, es herrscht eine moderate Back- ward-Rotation. Das heißt, der später fällige Kontrakt ist billiger als der vor- herlaufende, damit kommt es beim Wechsel zu leichten Rollgewinnen. Einen besseren Chance-Risiko-Mix bieten Konstruktionen, die profitieren, wenn sich die Situation am Ölmarkt beruhigt. Die zuletzt hohe Volatilität sorgt für attraktive Konditionen zum Beispiel bei Bonuszertifikaten. So wird ein währungsgesichertes Brent- Oil-Bonus-Cap-Zertifikat um 22 Pro- zent zulegen, wenn die Schwelle bei 70 Dollar bis zum 21. Juni 2013 nicht unterschritten wird. Wer mutiger ist, rückt mit der Schwelle auf 79 Dollar. Mit dem ausgewählten Zertifikat kann ein nahezu gleich hoher Gewinn schon vier Monate eher erzielt werden, denn die Barriere muss nur bis zum 15. Feb- ruar halten. Die Rendite liegt bei etwa 33 Prozent per anno. Noch mehr springt wegen des Totalverlustrisikos bei Capped-Op- tionsscheinen heraus. So steigt der ausgewählte Brent-Oil-Capped-Call auf einen Gegenwert von 5 Dollar, wenn Öl am 13. Mai zumindest am 85er-Cap notiert. Das wäre bei einem unveränderten Wechselkurs ein Plus von 39 Prozent. Bei einer Basis von 80 Dollar würden noch 4 Dollar erzielt, wenn Brent am Bewertungstag bei 84 Dollar liegt. Für Skeptiker bietet sich dagegen ein Capped-Put-Schein an. Das ausgewählte Papier legt um 18 Prozent zu, wenn Brent am 13. Mai 2013 bei maximal 115 Dollar notiert. ....................................................................................................... IMPRESSUM ....................................................................................................... Financial Times Deutschland Am Baumwall 11 · 20459 Hamburg · Tel. 040/37 03-0 www.ftd.de; E-Mail: [email protected] Redaktion: Volker Bormann (verantw.), Claudia Cohnen-Beck Gestaltung: Nicolai Gogoll, Merle Schröder, Annika Häussler Bildredaktion: Christian Kollrich, Verena Berg, Andreas Boschmann Infografik: Jens Storkan Bildbearbeitung: EBV der G+J Wirtschaftsmedien Chefin vom Dienst: Dr. Hiltrud Bontrup Korrektorat: Kirstin Oehme-Mattheis Verlag: G+J Wirtschaftsmedien AG & Co. KG Verlagsgeschäftsführerin: Ingrid M. Haas Postanschrift: Brieffach 02, 20444 Hamburg Verlagsleiter: Jan Honsel, Albrecht von Arnswaldt Gesamtanzeigenleiterin: Helma Spieker Anzeigenleiter: Jens Kauerauf (FTD, htsi, enable), Martina Hoss (Capital, impulse, BÖRSE ONLINE), E-Mail: [email protected] Syndication: Picture Press, E-Mail: [email protected] Contentvermarktung: Brand, Products and Licensing Siegel und Sonderdrucke, Koordination: Petra Martens Anfragen: Isabella Kamauf, Tel. 040/37 03-25 90 E-Mail: [email protected] „Financial Times“, „Financial Times Deutschland“ and „FTD“ are registered trade marks of The Financial Times Limited and used under licence. Druck: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg; BZV Berliner Zeitungsdruck GmbH, 10365 Berlin; Druck- und Verlags- zentrum GmbH & Co. KG, 58099 Hagen; Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH, 68167 Mannheim ...................................................................... FTD/Verena Berg Defensive ist Trumpf Die anhalten- de Unsicher- heit wirkt wie Adrenalin im Blut. Auf Dauer macht es müdeCHRISTIAN REUSS, Vorstand Scoach Experten raten zu vorsichtigen Strategien // Private Anleger agieren anders als die Profis Antonie Klotz ................................................................................................................................................................... Die Unsicherheit bleibt. Griechenland hat gewählt und bekennt sich zum Euro. Aufatmen können die Anleger nach der Entscheidung aber dennoch nicht. „Das ist kein Umfeld zum Anlegen, keiner kann ein- schätzen, was passiert“, sagt Christian Grabbe, der bei der Baader Bank das Geschäft mit strukturierten Produkten verantwortet. „Selbst wenn das Grie- chenlandproblem gelöst ist, egal ob mit oder ohne Euro, sehen wir noch kein Ende der Schuldenkrise“, konstatiert Grabbe und verweist auf die drohenden finanziellen Engpässe in Spanien, Italien und Portu- gal, die die Zukunft der Euro-Zone infrage stellen. Er meint, die Gefahren für weiter fallende Kurse seien größer als die Chancen auf steigende. „Die Risiken steigen an, aber die Volatilitäten ziehen nicht in gleichem Maße mit“, sagt Christian Reuss, Vorstand der Frankfurter Derivatebörse Scoach. Im Vergleich zu früheren Krisenphasen, vor allem nach der Lehman-Pleite 2008 (siehe Grafik), seien die erwarteten Schwankungsbreiten gefühlt zu niedrig. Er beobachtet auch eine gewisse Orien- tierungslosigkeit der Anleger und berichtet: „Wir sehen derzeit deutlich weniger Kundenorders als noch vor rund einem Jahr.“ Die Börsenumsatzstatis- tiken belegen dies: Die Umsätze an den beiden Deri- vateplätzen Scoach in Frankfurt und Euwax in Stutt- gart brachen im April 2012 um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ein. Die anhal- tende Unsicherheit an den Märkten wirke wie Adre- nalin im Blut, kommentiert Reuss: „Auf Dauer macht es die Anleger müde.“ Da in den unsicheren und phasenweise hekti- schen Märkten klare Trendeinschätzungen beson- ders schwierig sind, halten sich viele aktive Trader, die vornehmlich Hebelpapiere kaufen, stark zurück. Aber auch konservativ orientierte Anleger, die in vo- latilen Marktphasen gerne zugreifen, bleiben dem Markt fern. Dennoch: Viele Kunden suchen nach Al- ternativen zu Festgeld und vor allem zu Bundes- wertpapieren, die immer weniger Zinsen abwerfen. Die anhaltende Unsicherheit, die vergleichsweise moderaten Volatilitäten sowie die niedrigen Zinsen machen es den Zertifikateanlegern derzeit aber nicht leicht und verderben vielen den Spaß an den Produkten. Doch die Erwartungen der Anleger sind hoch: In einer Internetumfrage des Deutschen Deri- vate Verbands (DDV) auf Onlineportalen, in denen vornehmlich die aktiven Investoren unterwegs sind, gaben jüngst 42 Prozent der Befragten an, mehr als sieben Prozent jährlich mit Anlagezertifikaten er- zielen zu wollen. 25 Prozent der Investoren geben sich mit fünf bis sieben Prozent Rendite zufrieden, während 23 Prozent der Anleger zwischen drei und fünf Prozent erreichen wollen und sich zehn Pro- zent mit bis zu drei Prozent Ertrag zufriedengeben. Hohe Erträge zu erzielen ist derzeit aber schwer: „Niedrige Zinsen haben, ebenso wie niedrige Volati- litäten, einen negativen Effekt auf Zertifikate. Sie re- duzieren die Ertragschancen“, erklärt Grabbe. Daher müssen Anleger Chancen und Risiken genau abwä- gen und ihre Ziele definieren. Die sind von Anleger zu Anleger verschieden. Grob lassen sich die Investoren in zwei Gruppen einteilen: die passiven Anleger, denen Zertifikate vom Bankberater empfohlen wer- den, und die aktiven Selbstentscheider. In die zweite Gruppe fallen aktive Trader, die bevorzugt mit Hebel- papieren und kurzfristig agieren, sowie die strate- gisch orientierten Selbstentscheider, Berater und Vermögensverwalter. Sie greifen eher bei Bonus-, Discount- und Express-Zertifikaten zu. Heiko Wey- and, Derivateexperte bei HSBC Trinkaus, berichtet, dass Anleger derzeit mehr Reverse-Produkte nach- fragen, mit denen sie auf Seitwärts- beziehungsweise fallende Märkte setzen. Zudem wollen sich viele An- leger nicht allzu lange binden. „Private wie professio- nelle Investoren präferieren kurze Laufzeiten von drei bis sechs Monaten“, berichtet Mathias Schölzel, Deri- vateexperte der Deutschen Bank. „Privatanleger agieren viel risikofreudiger als professionelle Investoren“, berichtet Weyand, der das Verhalten seiner Kunden beim Zertifikatekauf analysiert hat. „Private Investoren kaufen häufig Papiere mit geringeren Risikopuffern, professio- nelle Investoren agieren dagegen defensiver und stellen eine Zielrendite von acht bis zehn Prozent in den Vordergrund“, sagt Weyand. Als Beispiel nennt er Bonuszertifikate. Hier wählen Berater zu 90 Pro- zent Papiere mit Abgeldern, während Privatanleger häufig Aufgelder akzeptieren und damit ein größe- res Risiko für fallende Kurse eingehen. Von Expressstrukturen und Floatern Sehr unterschiedlich sind die Meinungen, welche Papiere in der aktuellen Phase lohnen: Experten wie Adolf Ropeter, Vorstand der Independent Derivati- ves Consulting AG (IDC), der professionelle Investo- ren berät, agiert derzeit eher zurückhaltend. „Wenn überhaupt, kaufen wir defensive Expresszertifikate, weil man mit nichts so viel Ruhe ins Depot be- kommt wie mit diesen Papieren“, sagt Ropeter. „Bei dieser Variante der Expresszertifikate gilt die Bar- riere nur am Laufzeitende, und der Investor erhält die maximale Rendite schon, sofern der Basiswert nur über der tiefen Barriere notiert“, erklärt Ropeter. Baader-Bank-Experte Grabbe rät Anlegern auch, die Angebote im Bereich der Garantieprodukte zu prüfen. Zum Kauf lohnen sie jedoch nur, wenn die Ertragschancen bei mindestens drei bis vier Prozent Rendite liegen und damit einen Inflationsausgleich gewährleisten sowie das Emittentenrisiko ausrei- chend berücksichtigen. Von den vornehmlich in den Bankfilialen ver- kauften Stufenzinsanleihen rät Grabbe eher ab. Er empfiehlt Anlegern, bei Anleihen keine lange Zins- bindung einzugehen und kurzfristig lieber etwas geringere Zinsen zu akzeptieren. „Derzeit rechnet kaum jemand damit, aber die Zinsen können sich schnell ändern und wieder steigen“, warnt Grabbe. Wenn Anleger ein Engagement in strukturierten Anleihen eingehen wollten, sollten sie besser bei Floatern zugreifen. Damit wären die Kunden bei einem Zinsanstieg auf der sicheren Seite. Sie müss- ten mit einem Floater dann keine Verluste hinneh- men, sondern könnten sogar davon profitieren. Anleger sollten jedoch keinesfalls alles auf eine Karte setzen, sondern auch in den Strategien diver- sifizieren. Damit erhöhen sie ihre Chancen, die un- sicheren Zeiten gut zu überstehen. ............................................................................................................................................ INHALT ............................................................................................................................................ Na bitte, geht doch! Die Griechen haben am Sonntag für das Sparprogramm gestimmt, was die Märkte beruhigt, wenn es auch die Schuldenkrise nicht löst. Die Euro-Zone bleibt damit vorerst intakt, ist aber weiter angeschlagen – so wie die Alltagsgegenstände, die unsere Fotografin Verena Berg inszeniert hat: Sie sind zwar noch gebrauchstüchtig, aber löchrig. Ihre Funktionalität ist deutlich eingeschränkt. Auch für Derivateanleger bleibt das Umfeld schwierig – gerade für Investments im Euro-Raum. 95,83 Von der Krise erwischt Brent-Rohöl in $ je Barrel 130 120 110 100 90 80 70 14.6.2010 18.6.2012 FTD/jst; Quelle: Bloomberg 27,62 Trotz Krise schwankt der DAX nur leicht VDAX-New in Punkten 60 40 20 0 7.1.2000 18.6.2012 FTD/jst; Quelle: Bloomberg

B1 Derivate - Feingold Research

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Läuft besserDer Aktienmarkt in den USA hat

Europa abgehängt – und bietetAnlegern gute Chancen Seite 2

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SONDERBEILAGE DER FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND FREITAG, 22. JUNI 2012

Derivatewww.ftd.de/ beilagen

Für ruhiges Fahrwasser Ausgewählte Papiere auf Brent-Öl

Struktur ISIN Laufzeit Basis Rendite1 Kurs2

Mini-Long DE 000 VT1ESS 5 OpenEnd

Basis 72,90 $KO 75,04 $

Hebel4,09

18,61 €

Bonus-Cap3 DE 000 SG2VQA 9 28.6.13 Schwelle 70,00 $ 21,2 % 106,40 €

Bonus-Cap3 DE 000 DZ3L1F 6 22.2.13 Schwelle 79,00 $ 33,3 % 109,20 €

Capped-Put DE 000 CK8NU1 9 21.5.13 Basis 80 $, Cap 85 $ 45,0 % 2,86 €

Capped-Call DE000CK8NUN0 21.5.13 Basis 120,00 $Cap 115,00 $

21,0 % 3,37 €

1 Rendite per annum, 2 Stand: 18. 6. 2012, 3 währungsgesichert; Quelle: Ariva, Emittentenangaben

In der Mitte angekommen

Auf Brent Oil startete 2010 einendynamischen Anstieg. Im Frühjahr 2011wurde ein erster Gipfel erreicht. Nacheiner Konsolidierung ging es ab Ende2011 auf ein neues Zwischenhoch.

Ab Beim jüngsten Abstieg büßte Brentin etwa die Hälfte der Gewinne wiederein. Auf dem Niveau 90/95 Dollarkönnte sich der Preis stabilisieren.

Clevere Strategien für den ÖlmarktDie schärfste Korrektur seit Mai 2010 hat die Volatilität nach oben getrieben. Das sorgt für gute Konditionen bei Bonuszertifikaten und Capped-Optionsscheinen

Stefan Mayriedl........................................................................................................................

Das ist ein Schlag ins Kontor jedes Öl-Bullen: Seit März stürzte der Preis derNordseesorte Brent um etwa 30 Dol-lar ab. Es ist eine stärkere Korrekturals im Sommer 2011, als die Finanz-märkte wegen der ausufernden Euro-Krise crashten. Einen noch heftigerenAbsturz hatte es zuletzt im Mai 2010gegeben, als die Euro-Krise erstmalsaufflammte. Fundamentale Argu-mente für die Korrektur gibt es genug.

Da sich die Konjunktur weltweiteintrübt, bricht ein wichtiger Preis-treiber weg. Die Internationale Ener-gieagentur stellte Mitte Juni klar, dassdie Märkte besser als zu Jahresbeginnmit Rohöl versorgt seien. Brent warbei 105 Dollar ins Jahr gestartet undnicht zuletzt wegen aufkeimenderIran-Ängste um 20 Prozent nach obengeschossen. Nun pendelt sich Brentunterhalb der 100-Dollar-Marke einund kostet damit etwa genauso vielwie im Schnitt der vergangenen bei-den Jahre.

Wohin die Reise geht, das wissendie Götter. Nicht jeder ist so optimis-tisch wie die Analysten der DZ Bank,die kurzfristig eine Erholung in dieSpanne 100/110 Dollar und für daszweite Halbjahr sogar wieder KurseRichtung 120 Dollar erwarten. Wersich traut, auf eine Gegenbewegungan die 200-Tage-Linie um 110 Dollarzu setzen, greift zu einem Turbo-Bull-Papier. Ausgewählt wurde ein Scheinmit einem Hebel von gut vier. Ein An-stieg auf 110 Dollar könnte also einenGewinn von 60 Prozent bescheren.Die Lage an den Terminmärkten istfür solche Aktionen günstig, den ge-fürchteten Contango gibt es derzeitnicht, es herrscht eine moderate Back-ward-Rotation. Das heißt, der späterfällige Kontrakt ist billiger als der vor-herlaufende, damit kommt es beimWechsel zu leichten Rollgewinnen.

Einen besseren Chance-Risiko-Mixbieten Konstruktionen, die profitieren,wenn sich die Situation am Ölmarktberuhigt. Die zuletzt hohe Volatilitätsorgt für attraktive Konditionen zumBeispiel bei Bonuszertifikaten. So

wird ein währungsgesichertes Brent-Oil-Bonus-Cap-Zertifikat um 22 Pro-zent zulegen, wenn die Schwelle bei70 Dollar bis zum 21. Juni 2013 nichtunterschritten wird. Wer mutiger ist,rückt mit der Schwelle auf 79 Dollar.Mit dem ausgewählten Zertifikat kannein nahezu gleich hoher Gewinn schonvier Monate eher erzielt werden, denndie Barriere muss nur bis zum 15. Feb-ruar halten. Die Rendite liegt bei etwa33 Prozent per anno.

Noch mehr springt wegen desTotalverlustrisikos bei Capped-Op-tionsscheinen heraus. So steigt derausgewählte Brent-Oil-Capped-Callauf einen Gegenwert von 5 Dollar,wenn Öl am 13. Mai zumindest am85er-Cap notiert. Das wäre bei einemunveränderten Wechselkurs ein Plusvon 39 Prozent. Bei einer Basis von80 Dollar würden noch 4 Dollar erzielt,wenn Brent am Bewertungstag bei84 Dollar liegt. Für Skeptiker bietetsich dagegen ein Capped-Put-Scheinan. Das ausgewählte Papier legt um18 Prozent zu, wenn Brent am 13. Mai2013 bei maximal 115 Dollar notiert.

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IMPRESSUM.......................................................................................................

Financial Times Deutschland

Am Baumwall 11 · 20459 Hamburg · Tel. 040/37 03-0

www.ftd.de; E-Mail: [email protected]

Redaktion: Volker Bormann (verantw.), Claudia Cohnen-Beck

Gestaltung: Nicolai Gogoll, Merle Schröder, Annika Häussler

Bildredaktion: Christian Kollrich, Verena Berg,

Andreas Boschmann

Infografik: Jens Storkan

Bildbearbeitung: EBV der G+J Wirtschaftsmedien

Chefin vom Dienst: Dr. Hiltrud Bontrup

Korrektorat: Kirstin Oehme-Mattheis

Verlag: G+J Wirtschaftsmedien AG & Co. KG

Verlagsgeschäftsführerin: Ingrid M. Haas

Postanschrift: Brieffach 02, 20444 Hamburg

Verlagsleiter: Jan Honsel, Albrecht von Arnswaldt

Gesamtanzeigenleiterin: Helma Spieker

Anzeigenleiter: Jens Kauerauf (FTD, htsi, enable),

Martina Hoss (Capital, impulse, BÖRSE ONLINE),

E-Mail: [email protected]

Syndication: Picture Press, E-Mail: [email protected]

Contentvermarktung: Brand, Products and Licensing

Siegel und Sonderdrucke, Koordination: Petra Martens

Anfragen: Isabella Kamauf, Tel. 040/37 03-25 90

E-Mail: [email protected]

„Financial Times“, „Financial Times Deutschland“ and „FTD“ are

registered trade marks of The Financial Times Limited and used

under licence.

Druck: Presse-Druck- und Verlags-GmbH, 86167 Augsburg; BZV

Berliner Zeitungsdruck GmbH, 10365 Berlin; Druck- und Verlags-

zentrum GmbH & Co. KG, 58099 Hagen; Mannheimer Morgen

Großdruckerei und Verlag GmbH, 68167 Mannheim

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Defensiveist Trumpf

„Die anhalten-de Unsicher-heit wirkt wieAdrenalin im Blut. AufDauer machtes müde“CHRISTIANREUSS, Vorstand Scoach

Experten raten zu vorsichtigen Strategien //

Private Anleger agieren anders als die Profis

Antonie Klotz...................................................................................................................................................................

Die Unsicherheit bleibt. Griechenland hat gewähltund bekennt sich zum Euro. Aufatmen können dieAnleger nach der Entscheidung aber dennoch nicht.„Das ist kein Umfeld zum Anlegen, keiner kann ein-schätzen, was passiert“, sagt Christian Grabbe, derbei der Baader Bank das Geschäft mit strukturiertenProdukten verantwortet. „Selbst wenn das Grie-chenlandproblem gelöst ist, egal ob mit oder ohneEuro, sehen wir noch kein Ende der Schuldenkrise“,konstatiert Grabbe und verweist auf die drohendenfinanziellen Engpässe in Spanien, Italien und Portu-gal, die die Zukunft der Euro-Zone infrage stellen. Ermeint, die Gefahren für weiter fallende Kurse seiengrößer als die Chancen auf steigende.

„Die Risiken steigen an, aber die Volatilitätenziehen nicht in gleichem Maße mit“, sagt ChristianReuss, Vorstand der Frankfurter DerivatebörseScoach. Im Vergleich zu früheren Krisenphasen, vorallem nach der Lehman-Pleite 2008 (siehe Grafik),seien die erwarteten Schwankungsbreiten gefühltzu niedrig. Er beobachtet auch eine gewisse Orien-tierungslosigkeit der Anleger und berichtet: „Wirsehen derzeit deutlich weniger Kundenorders alsnoch vor rund einem Jahr.“ Die Börsenumsatzstatis-tiken belegen dies: Die Umsätze an den beiden Deri-vateplätzen Scoach in Frankfurt und Euwax in Stutt-gart brachen im April 2012 um mehr als 20 Prozentgegenüber dem Vorjahresmonat ein. Die anhal-tende Unsicherheit an den Märkten wirke wie Adre-nalin im Blut, kommentiert Reuss: „Auf Dauermacht es die Anleger müde.“

Da in den unsicheren und phasenweise hekti-schen Märkten klare Trendeinschätzungen beson-ders schwierig sind, halten sich viele aktive Trader,die vornehmlich Hebelpapiere kaufen, stark zurück.Aber auch konservativ orientierte Anleger, die in vo-latilen Marktphasen gerne zugreifen, bleiben demMarkt fern. Dennoch: Viele Kunden suchen nach Al-ternativen zu Festgeld und vor allem zu Bundes-wertpapieren, die immer weniger Zinsen abwerfen.Die anhaltende Unsicherheit, die vergleichsweise

moderaten Volatilitäten sowie die niedrigen Zinsenmachen es den Zertifikateanlegern derzeit abernicht leicht und verderben vielen den Spaß an denProdukten. Doch die Erwartungen der Anleger sindhoch: In einer Internetumfrage des Deutschen Deri-vate Verbands (DDV) auf Onlineportalen, in denenvornehmlich die aktiven Investoren unterwegs sind,gaben jüngst 42 Prozent der Befragten an, mehr alssieben Prozent jährlich mit Anlagezertifikaten er-zielen zu wollen. 25 Prozent der Investoren gebensich mit fünf bis sieben Prozent Rendite zufrieden,während 23 Prozent der Anleger zwischen drei undfünf Prozent erreichen wollen und sich zehn Pro-zent mit bis zu drei Prozent Ertrag zufriedengeben.

Hohe Erträge zu erzielen ist derzeit aber schwer:„Niedrige Zinsen haben, ebenso wie niedrige Volati-litäten, einen negativen Effekt auf Zertifikate. Sie re-duzieren die Ertragschancen“, erklärt Grabbe. Dahermüssen Anleger Chancen und Risiken genau abwä-gen und ihre Ziele definieren. Die sind von Anleger zuAnleger verschieden. Grob lassen sich die Investorenin zwei Gruppen einteilen: die passiven Anleger,denen Zertifikate vom Bankberater empfohlen wer-den, und die aktiven Selbstentscheider. In die zweiteGruppe fallen aktive Trader, die bevorzugt mit Hebel-papieren und kurzfristig agieren, sowie die strate-gisch orientierten Selbstentscheider, Berater undVermögensverwalter. Sie greifen eher bei Bonus-,

Discount- und Express-Zertifikaten zu. Heiko Wey-and, Derivateexperte bei HSBC Trinkaus, berichtet,dass Anleger derzeit mehr Reverse-Produkte nach-fragen, mit denen sie auf Seitwärts- beziehungsweisefallende Märkte setzen. Zudem wollen sich viele An-leger nicht allzu lange binden. „Private wie professio-nelle Investoren präferieren kurze Laufzeiten von dreibis sechs Monaten“, berichtet Mathias Schölzel, Deri-vateexperte der Deutschen Bank.

„Privatanleger agieren viel risikofreudiger alsprofessionelle Investoren“, berichtet Weyand, derdas Verhalten seiner Kunden beim Zertifikatekaufanalysiert hat. „Private Investoren kaufen häufigPapiere mit geringeren Risikopuffern, professio-nelle Investoren agieren dagegen defensiver undstellen eine Zielrendite von acht bis zehn Prozent inden Vordergrund“, sagt Weyand. Als Beispiel nennter Bonuszertifikate. Hier wählen Berater zu 90 Pro-zent Papiere mit Abgeldern, während Privatanlegerhäufig Aufgelder akzeptieren und damit ein größe-res Risiko für fallende Kurse eingehen.

Von Expressstrukturen und Floatern Sehr unterschiedlich sind die Meinungen, welchePapiere in der aktuellen Phase lohnen: Experten wieAdolf Ropeter, Vorstand der Independent Derivati-ves Consulting AG (IDC), der professionelle Investo-ren berät, agiert derzeit eher zurückhaltend. „Wennüberhaupt, kaufen wir defensive Expresszertifikate,weil man mit nichts so viel Ruhe ins Depot be-kommt wie mit diesen Papieren“, sagt Ropeter. „Beidieser Variante der Expresszertifikate gilt die Bar-riere nur am Laufzeitende, und der Investor erhältdie maximale Rendite schon, sofern der Basiswertnur über der tiefen Barriere notiert“, erklärt Ropeter.

Baader-Bank-Experte Grabbe rät Anlegern auch,die Angebote im Bereich der Garantieprodukte zuprüfen. Zum Kauf lohnen sie jedoch nur, wenn dieErtragschancen bei mindestens drei bis vier ProzentRendite liegen und damit einen Inflationsausgleichgewährleisten sowie das Emittentenrisiko ausrei-chend berücksichtigen.

Von den vornehmlich in den Bankfilialen ver-kauften Stufenzinsanleihen rät Grabbe eher ab. Erempfiehlt Anlegern, bei Anleihen keine lange Zins-bindung einzugehen und kurzfristig lieber etwasgeringere Zinsen zu akzeptieren. „Derzeit rechnetkaum jemand damit, aber die Zinsen können sichschnell ändern und wieder steigen“, warnt Grabbe.Wenn Anleger ein Engagement in strukturiertenAnleihen eingehen wollten, sollten sie besser beiFloatern zugreifen. Damit wären die Kunden beieinem Zinsanstieg auf der sicheren Seite. Sie müss-ten mit einem Floater dann keine Verluste hinneh-men, sondern könnten sogar davon profitieren.Anleger sollten jedoch keinesfalls alles auf eineKarte setzen, sondern auch in den Strategien diver-sifizieren. Damit erhöhen sie ihre Chancen, die un-sicheren Zeiten gut zu überstehen.

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INHALT............................................................................................................................................

Na bitte, geht doch! Die Griechen haben am Sonntagfür das Sparprogramm gestimmt, was die Märkteberuhigt, wenn es auch die Schuldenkrise nicht löst. DieEuro-Zone bleibt damit vorerst intakt, ist aber weiterangeschlagen – so wie die Alltagsgegenstände, dieunsere Fotografin Verena Berg inszeniert hat: Siesind zwar noch gebrauchstüchtig, aber löchrig. IhreFunktionalität ist deutlich eingeschränkt. Auch fürDerivateanleger bleibt das Umfeld schwierig – geradefür Investments im Euro-Raum.

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Von der Krise erwischtBrent-Rohöl in $ je Barrel

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Bunte Variationen Ausgewählte Kapitalschutzpapiere

Name ISIN Laufzeit Zeichnungs-frist

Partizi-pation

Kurs1

Basketklassik Garant DE 000 AK0CS2 6 23. 1. 19 bis 13. 7. 12 1,0 103,00 €

Festzinsanleihe DE 000 DB2GJY 7 28. 6. 17 bis 26. 6. 12 1,65 %2 100,50 €

HVB Garant Anleihe DE 000HV53MS 2 19. 6. 17 – 1,3 104,00 €1 Stand: 18. 6. 2012, vor Ende der Zeichnungsfrist voraussichtlicher Kurs, 2 jährliche Zinszahlung; Quelle: Emittentenangaben

Für Optimisten Ausgewählte US-Papiere

Basiswert ISIN Struktur Emittent Laufzeit Kurs1

S&P 500 DE 000 709336 1 Tracker Deutsche Bank Open End 10,71 €

S&P 500 DE 000 AA4QLJ 3 Bonus RBS 20. 9. 13 116,53 €

Nasdaq 100 DE 000 667582 0 Tracker Citigroup Open End 20,66 €

Apple DE 000 CK7Q7N 2 Discount Commerzbank 20. 6. 13 464,17 €

McDonald’s DE 000 BP3A1C 1 Bonus Cap BNP Paribas 21. 6. 13 78,50 €1 Stand: 18. 6. 2012; Quelle: Emittentenangaben

Eindeutiger Gewinner

S&P 500 Im weltweitwichtigsten Aktienbaro-meter sind die 500 größ-ten börsennotierten US-Konzerne enthalten. IhreMarktkapitalisierung:knapp 12000 Mrd. Dollar.

Outperformer AufSicht von fünf Jahrenschneidet der S&P 500deutlich besser ab als der europäische StoxxEurope 600.

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FT

D/V

ere

na B

erg

„Die Rezessionssorgenvom letzten Sommersind wieder verflogen“M. M. WARBURG-ANALYSTEN

Krisenresistente Wall Street Der US-Aktienmarkt läuft besser als andere wichtige Börsenplätze.

Anleger haben viele Möglichkeiten, mit Zertifikaten davon zu profitieren

Wolfgang Hagl........................................................................................................................

„It’s the economy, stupid“, dieserwährend des erfolgreichen US-Wahl-kampfs von Bill Clinton im Jahr 1992entstandene Ausspruch ist legendär

und bringt die immense Bedeutungder Wirtschaft im Kampf um dasWeiße Haus auf den Punkt. Auch der-zeit streiten sich Amtsinhaber BarackObama und sein designierter republi-kanischer Herausforderer Mitt Rom-ney heftig um die besseren ökonomi-

schen Konzepte. Welchem Lager dieMehrheit der Amerikaner beim Ur-nengang am 6. November vertraut, istoffen. Fest steht, dass der US-Aktien-markt ein relativ positives Bild dergrößten Volkswirtschaft der Weltzeichnet. Seit dem Jahreswechselgewann der Leitindex S&P 500 gut6,8 Prozent an Wert. Für die im Nas-daq 100 versammelten Technologie-aktien ging es sogar um knapp 13 Pro-zent nach oben. Damit hebt sich dieWall Street von den meisten anderenwichtigen Börsenplätzen ab.

In ihren aktuellen „Kapitalmarkt-perspektiven“ nennen die Expertenvon M. M. Warburg einen Grund fürdie Outperformance: „Nachdem sichbis ins erste Quartal 2012 viele Kon-junkturdaten verbessert haben, sinddie Rezessionssorgen, die im Sommer2011 aufkamen, wieder verflogen.“Gleichwohl ließ die Dynamik zuletztnach. Das gilt vor allem für denArbeitsmarkt. Im Mai schuf die US-Wirtschaft außerhalb der Landwirt-schaft nur 69000 neue Stellen – derniedrigste Zuwachs seit einem Jahr.

Die Flaute könnte die US-Noten-bank auf den Plan rufen. „Die schwä-cheren Daten haben einige Entschei-dungsträger der Fed dazu ermutigt,sich für eine weitere Lockerung derGeldpolitik auszusprechen“, meinendie Strategen von Nomura. Nicht zu-letzt deswegen sieht der Broker denS&P 500 Ende des Jahres bei 1500Punkten – ein Aufschlag von knappzwölf Prozent gegenüber dem aktuel-len Stand. Anleger, die das positiveSzenario teilen, können mit einemTracker-Zertifikat direkt am Indexpartizipieren. Die Deutsche Bank bie-tet ein solches Open-End-Papier an.

Unterstützung bekam die WallStreet zuletzt auch vom Währungs-markt. Das neuerliche Aufflammen

der Euro-Schuldenkrise löste einenwahren „Run“ auf Dollar-Anlagen ausund erhöhte damit auch die Attraktivi-tät von US-Aktien. Allerdings zeigtdie Konjunkturabkühlung, dass dieUSA nicht gegen die Probleme aufdem alten Kontinent immun sind. MitTeilschutzpapieren können sich An-leger zu einem gewissen Grad gegenRücksetzer wappnen. Zu den mehr als1300 in Deutschland notierten Bonus-zertifikaten auf den S&P 500 zählt einExemplar der RBS. Solange der Indexbis zum Laufzeitende nicht auf dieBarriere bei 900 Punkten abtaucht, isteine Rendite von 9,9 Prozent p. a. fix.Sollte der Basiswert zur Schlussfixie-rung über dem Bonusniveau von 1650Zählern zu finden sein, steigt der Er-trag entsprechend mit. Verluste dro-hen dagegen, falls der Risikopuffervon gut einem Drittel nicht ausreicht.

Groß ist die Auswahl am Zertifika-temarkt auch auf Einzeltitel der WallStreet. Das gilt insbesondere für denderzeit wohl erfolgreichsten US-Kon-zern, Apple. Die Aktie des Computer-riesen eilt offensichtlich losgelöst vonden Problemen der Welt nach oben.Nicht ohne Grund: Im ersten Quartallegten die Gewinne der im S&P 500vertretenen Unternehmen um siebenProzent zu. Zu diesem Wachstum steu-ert Apple laut Berechnungen von Gold-man Sachs vier Prozentpunkte bei. An-

leger, die angesichts der jahrelangenKursrally dennoch vor dem Direkt-investment zurückscheuen, könnten zueinem Discountzertifikat greifen. Mit520 Dollar liegt der Cap eines von derCommerzbank lancierten Rabatt-papiers gut ein Zehntel unter dem ak-tuellen Kurs der Apple-Aktie. Schließtder Highflyer am 20. Juni 2013 mindes-tens auf dem Höchstbetrag, wirft dasZertifikat die maximale Rendite von11,7 Prozent p. a. ab. In die roten Zah-len rutscht das währungsgesicherteInvestment, sobald der Basiswert zumLaufzeitende den Discount von mehrals einem Fünftel aufbraucht.

Ein weiteres Paradebeispiel istMcDonald’s. Ähnlich wie Apple konn-ten die Krisenzeiten der Fastfood-Kette kaum etwas anhaben. Innerhalbvon fünf Jahren hat McDonald’s denoperativen Gewinn nahezu verdop-pelt. Gleichzeitig zählt der Konzern zuden verlässlichsten Dividendenzah-lern der Wall Street: Seit der erstenAusschüttung 1976 wurde die Ge-winnbeteiligung Jahr für Jahr erhöht.Da der langfristige Aufwärtstrend beiMcDonald’s etwas stockt, bietet sichauch hier ein Teilschutzpapier an.11,3 Prozent p. a. stellt ein Bonus-Cap-Zertifikat der BNP Paribas in Aus-sicht. Voraussetzung: Die Aktie gibt inden kommenden zwölf Monaten nichtum 22,4 Prozent oder mehr nach.

Sicherheit geht auf Kosten der Rendite Kapitalschutzpapiere sind derzeit nur mit Vorsicht zu genießen

Benjamin Feingold........................................................................................................................

Kapitalschutzzertifikate sollen ei-gentlich bestmögliche Sicherheit inturbulenten Zeiten gewährleisten.Doch seit der Zuspitzung der europäi-schen Schuldenkrise haben viele Pa-piere einen schweren Stand. „Sicher-heit hat ihren Preis. Gleichzeitigattraktive Renditechancen lassen sichderzeit nur mit längeren Laufzeitenoder Alternativen, wie zum Beispieleinem flexiblen Sicherungssystem,darstellen“, erklärt Dominik Auricht,Experte für Anlage- und Hebelpro-dukte der HypoVereinsbank onemar-kets. Denn einerseits sind die Zinsenund Renditen in der Krise kräftig ge-fallen, was sich auf das Kapitalschutz-element auswirkt. Andererseits sinddurch die zunehmende Unsicherheitdie Optionsbewertungen im gleichenZeitraum deutlich angestiegen, waswiederum die Renditechancen derPapiere beeinträchtig, erklärt Auricht.

Kapitalschutzpapiere bestehen auseiner Nullkuponanleihe, die den Kapi-talschutz zum Laufzeitende sicher-stellt, und einer Partizipations- (Call-Option auf den Basiswert) bezie-hungsweise Zinskomponente, mit de-nen Anleger von steigenden Kursen

im Basiswert des Zertifikats oder vomZinsniveau profitieren. Die Call-Option bietet aber weniger, wenn dieUnsicherheit hoch ist.

Der aktuell geringe Zinseszins-effekt schmerzt besonders. Dadurchfällt der Betrag, der heute in die Null-Kuponanleihe investiert werdenmuss, größer aus als bei einem höhe-ren Zinsniveau. Gleichzeitig stehtdadurch weniger Geld für die Call-Op-tion zur Verfügung, was die Gewinn-möglichkeiten des Papiers mindert.

Um in diesem Zinsumfeld dieAttraktivität ihrer neuen Kapital-schutzpapiere zu erhöhen, hat die DZBank die Gewinnchancen auf 50 Pro-zent begrenzt. Basiswert dieses „Best-klassik Garant Deutschland“ sind fünfrepräsentative DAX-Aktien. Bei derDeutschen Bank bekommen Anlegerfür eine neue fünfjährige kapital-geschützte Festzinsanleihe pro Jahr1,65 Prozent Zinsertrag – nicht viel,aber über dem Geldmarktsatz. Um diemageren Partizipationschancen zuerhöhen, hat die HypoVereinsbank denbereits in der Finanzkrise 2008 be-währten Fonds Carmignac Patrimoineals Basiswert ausgewählt. Die durch-schnittliche Performance an viertel-jährlichen Stichtagen bildet die Parti-zipationsgrundlage dieses Papiers.

S&P 500

Stoxx Europe 600

USA halten sich besser als EuropaS&P 500 vs. Stoxx Europe 600 indexiert, 1.6.2007 = 100

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1.6.2007 18.6.2012

FTD/jst; Quelle: Bloomberg

Läuft besserDer Aktienmarkt in den USA hat

Europa abgehängt – und bietetAnlegern gute Chancen Seite 2

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SONDERBEILAGE DER FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND FREITAG, 22. JUNI 2012

Derivatewww.ftd.de/ beilagen

Für ruhiges Fahrwasser Ausgewählte Papiere auf Brent-Öl

Struktur ISIN Laufzeit Basis Rendite1 Kurs2

Mini-Long DE 000 VT1ESS 5 OpenEnd

Basis 72,90 $KO 75,04 $

Hebel4,09

18,61 €

Bonus-Cap3 DE 000 SG2VQA 9 28.6.13 Schwelle 70,00 $ 21,2 % 106,40 €

Bonus-Cap3 DE 000 DZ3L1F 6 22.2.13 Schwelle 79,00 $ 33,3 % 109,20 €

Capped-Put DE 000 CK8NU1 9 21.5.13 Basis 80 $, Cap 85 $ 45,0 % 2,86 €

Capped-Call DE000CK8NUN0 21.5.13 Basis 120,00 $Cap 115,00 $

21,0 % 3,37 €

1 Rendite per annum, 2 Stand: 18. 6. 2012, 3 währungsgesichert; Quelle: Ariva, Emittentenangaben

In der Mitte angekommen

Auf Brent Oil startete 2010 einendynamischen Anstieg. Im Frühjahr 2011wurde ein erster Gipfel erreicht. Nacheiner Konsolidierung ging es ab Ende2011 auf ein neues Zwischenhoch.

Ab Beim jüngsten Abstieg büßte Brentin etwa die Hälfte der Gewinne wiederein. Auf dem Niveau 90/95 Dollarkönnte sich der Preis stabilisieren.

Clevere Strategien für den ÖlmarktDie schärfste Korrektur seit Mai 2010 hat die Volatilität nach oben getrieben. Das sorgt für gute Konditionen bei Bonuszertifikaten und Capped-Optionsscheinen

Stefan Mayriedl........................................................................................................................

Das ist ein Schlag ins Kontor jedes Öl-Bullen: Seit März stürzte der Preis derNordseesorte Brent um etwa 30 Dol-lar ab. Es ist eine stärkere Korrekturals im Sommer 2011, als die Finanz-märkte wegen der ausufernden Euro-Krise crashten. Einen noch heftigerenAbsturz hatte es zuletzt im Mai 2010gegeben, als die Euro-Krise erstmalsaufflammte. Fundamentale Argu-mente für die Korrektur gibt es genug.

Da sich die Konjunktur weltweiteintrübt, bricht ein wichtiger Preis-treiber weg. Die Internationale Ener-gieagentur stellte Mitte Juni klar, dassdie Märkte besser als zu Jahresbeginnmit Rohöl versorgt seien. Brent warbei 105 Dollar ins Jahr gestartet undnicht zuletzt wegen aufkeimenderIran-Ängste um 20 Prozent nach obengeschossen. Nun pendelt sich Brentunterhalb der 100-Dollar-Marke einund kostet damit etwa genauso vielwie im Schnitt der vergangenen bei-den Jahre.

Wohin die Reise geht, das wissendie Götter. Nicht jeder ist so optimis-tisch wie die Analysten der DZ Bank,die kurzfristig eine Erholung in dieSpanne 100/110 Dollar und für daszweite Halbjahr sogar wieder KurseRichtung 120 Dollar erwarten. Wersich traut, auf eine Gegenbewegungan die 200-Tage-Linie um 110 Dollarzu setzen, greift zu einem Turbo-Bull-Papier. Ausgewählt wurde ein Scheinmit einem Hebel von gut vier. Ein An-stieg auf 110 Dollar könnte also einenGewinn von 60 Prozent bescheren.Die Lage an den Terminmärkten istfür solche Aktionen günstig, den ge-fürchteten Contango gibt es derzeitnicht, es herrscht eine moderate Back-ward-Rotation. Das heißt, der späterfällige Kontrakt ist billiger als der vor-herlaufende, damit kommt es beimWechsel zu leichten Rollgewinnen.

Einen besseren Chance-Risiko-Mixbieten Konstruktionen, die profitieren,wenn sich die Situation am Ölmarktberuhigt. Die zuletzt hohe Volatilitätsorgt für attraktive Konditionen zumBeispiel bei Bonuszertifikaten. So

wird ein währungsgesichertes Brent-Oil-Bonus-Cap-Zertifikat um 22 Pro-zent zulegen, wenn die Schwelle bei70 Dollar bis zum 21. Juni 2013 nichtunterschritten wird. Wer mutiger ist,rückt mit der Schwelle auf 79 Dollar.Mit dem ausgewählten Zertifikat kannein nahezu gleich hoher Gewinn schonvier Monate eher erzielt werden, denndie Barriere muss nur bis zum 15. Feb-ruar halten. Die Rendite liegt bei etwa33 Prozent per anno.

Noch mehr springt wegen desTotalverlustrisikos bei Capped-Op-tionsscheinen heraus. So steigt derausgewählte Brent-Oil-Capped-Callauf einen Gegenwert von 5 Dollar,wenn Öl am 13. Mai zumindest am85er-Cap notiert. Das wäre bei einemunveränderten Wechselkurs ein Plusvon 39 Prozent. Bei einer Basis von80 Dollar würden noch 4 Dollar erzielt,wenn Brent am Bewertungstag bei84 Dollar liegt. Für Skeptiker bietetsich dagegen ein Capped-Put-Scheinan. Das ausgewählte Papier legt um18 Prozent zu, wenn Brent am 13. Mai2013 bei maximal 115 Dollar notiert.

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IMPRESSUM.......................................................................................................

Financial Times Deutschland

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Defensiveist Trumpf

„Die anhalten-de Unsicher-heit wirkt wieAdrenalin im Blut. AufDauer machtes müde“CHRISTIANREUSS, Vorstand Scoach

Experten raten zu vorsichtigen Strategien //

Private Anleger agieren anders als die Profis

Antonie Klotz...................................................................................................................................................................

Die Unsicherheit bleibt. Griechenland hat gewähltund bekennt sich zum Euro. Aufatmen können dieAnleger nach der Entscheidung aber dennoch nicht.„Das ist kein Umfeld zum Anlegen, keiner kann ein-schätzen, was passiert“, sagt Christian Grabbe, derbei der Baader Bank das Geschäft mit strukturiertenProdukten verantwortet. „Selbst wenn das Grie-chenlandproblem gelöst ist, egal ob mit oder ohneEuro, sehen wir noch kein Ende der Schuldenkrise“,konstatiert Grabbe und verweist auf die drohendenfinanziellen Engpässe in Spanien, Italien und Portu-gal, die die Zukunft der Euro-Zone infrage stellen. Ermeint, die Gefahren für weiter fallende Kurse seiengrößer als die Chancen auf steigende.

„Die Risiken steigen an, aber die Volatilitätenziehen nicht in gleichem Maße mit“, sagt ChristianReuss, Vorstand der Frankfurter DerivatebörseScoach. Im Vergleich zu früheren Krisenphasen, vorallem nach der Lehman-Pleite 2008 (siehe Grafik),seien die erwarteten Schwankungsbreiten gefühltzu niedrig. Er beobachtet auch eine gewisse Orien-tierungslosigkeit der Anleger und berichtet: „Wirsehen derzeit deutlich weniger Kundenorders alsnoch vor rund einem Jahr.“ Die Börsenumsatzstatis-tiken belegen dies: Die Umsätze an den beiden Deri-vateplätzen Scoach in Frankfurt und Euwax in Stutt-gart brachen im April 2012 um mehr als 20 Prozentgegenüber dem Vorjahresmonat ein. Die anhal-tende Unsicherheit an den Märkten wirke wie Adre-nalin im Blut, kommentiert Reuss: „Auf Dauermacht es die Anleger müde.“

Da in den unsicheren und phasenweise hekti-schen Märkten klare Trendeinschätzungen beson-ders schwierig sind, halten sich viele aktive Trader,die vornehmlich Hebelpapiere kaufen, stark zurück.Aber auch konservativ orientierte Anleger, die in vo-latilen Marktphasen gerne zugreifen, bleiben demMarkt fern. Dennoch: Viele Kunden suchen nach Al-ternativen zu Festgeld und vor allem zu Bundes-wertpapieren, die immer weniger Zinsen abwerfen.Die anhaltende Unsicherheit, die vergleichsweise

moderaten Volatilitäten sowie die niedrigen Zinsenmachen es den Zertifikateanlegern derzeit abernicht leicht und verderben vielen den Spaß an denProdukten. Doch die Erwartungen der Anleger sindhoch: In einer Internetumfrage des Deutschen Deri-vate Verbands (DDV) auf Onlineportalen, in denenvornehmlich die aktiven Investoren unterwegs sind,gaben jüngst 42 Prozent der Befragten an, mehr alssieben Prozent jährlich mit Anlagezertifikaten er-zielen zu wollen. 25 Prozent der Investoren gebensich mit fünf bis sieben Prozent Rendite zufrieden,während 23 Prozent der Anleger zwischen drei undfünf Prozent erreichen wollen und sich zehn Pro-zent mit bis zu drei Prozent Ertrag zufriedengeben.

Hohe Erträge zu erzielen ist derzeit aber schwer:„Niedrige Zinsen haben, ebenso wie niedrige Volati-litäten, einen negativen Effekt auf Zertifikate. Sie re-duzieren die Ertragschancen“, erklärt Grabbe. Dahermüssen Anleger Chancen und Risiken genau abwä-gen und ihre Ziele definieren. Die sind von Anleger zuAnleger verschieden. Grob lassen sich die Investorenin zwei Gruppen einteilen: die passiven Anleger,denen Zertifikate vom Bankberater empfohlen wer-den, und die aktiven Selbstentscheider. In die zweiteGruppe fallen aktive Trader, die bevorzugt mit Hebel-papieren und kurzfristig agieren, sowie die strate-gisch orientierten Selbstentscheider, Berater undVermögensverwalter. Sie greifen eher bei Bonus-,

Discount- und Express-Zertifikaten zu. Heiko Wey-and, Derivateexperte bei HSBC Trinkaus, berichtet,dass Anleger derzeit mehr Reverse-Produkte nach-fragen, mit denen sie auf Seitwärts- beziehungsweisefallende Märkte setzen. Zudem wollen sich viele An-leger nicht allzu lange binden. „Private wie professio-nelle Investoren präferieren kurze Laufzeiten von dreibis sechs Monaten“, berichtet Mathias Schölzel, Deri-vateexperte der Deutschen Bank.

„Privatanleger agieren viel risikofreudiger alsprofessionelle Investoren“, berichtet Weyand, derdas Verhalten seiner Kunden beim Zertifikatekaufanalysiert hat. „Private Investoren kaufen häufigPapiere mit geringeren Risikopuffern, professio-nelle Investoren agieren dagegen defensiver undstellen eine Zielrendite von acht bis zehn Prozent inden Vordergrund“, sagt Weyand. Als Beispiel nennter Bonuszertifikate. Hier wählen Berater zu 90 Pro-zent Papiere mit Abgeldern, während Privatanlegerhäufig Aufgelder akzeptieren und damit ein größe-res Risiko für fallende Kurse eingehen.

Von Expressstrukturen und Floatern Sehr unterschiedlich sind die Meinungen, welchePapiere in der aktuellen Phase lohnen: Experten wieAdolf Ropeter, Vorstand der Independent Derivati-ves Consulting AG (IDC), der professionelle Investo-ren berät, agiert derzeit eher zurückhaltend. „Wennüberhaupt, kaufen wir defensive Expresszertifikate,weil man mit nichts so viel Ruhe ins Depot be-kommt wie mit diesen Papieren“, sagt Ropeter. „Beidieser Variante der Expresszertifikate gilt die Bar-riere nur am Laufzeitende, und der Investor erhältdie maximale Rendite schon, sofern der Basiswertnur über der tiefen Barriere notiert“, erklärt Ropeter.

Baader-Bank-Experte Grabbe rät Anlegern auch,die Angebote im Bereich der Garantieprodukte zuprüfen. Zum Kauf lohnen sie jedoch nur, wenn dieErtragschancen bei mindestens drei bis vier ProzentRendite liegen und damit einen Inflationsausgleichgewährleisten sowie das Emittentenrisiko ausrei-chend berücksichtigen.

Von den vornehmlich in den Bankfilialen ver-kauften Stufenzinsanleihen rät Grabbe eher ab. Erempfiehlt Anlegern, bei Anleihen keine lange Zins-bindung einzugehen und kurzfristig lieber etwasgeringere Zinsen zu akzeptieren. „Derzeit rechnetkaum jemand damit, aber die Zinsen können sichschnell ändern und wieder steigen“, warnt Grabbe.Wenn Anleger ein Engagement in strukturiertenAnleihen eingehen wollten, sollten sie besser beiFloatern zugreifen. Damit wären die Kunden beieinem Zinsanstieg auf der sicheren Seite. Sie müss-ten mit einem Floater dann keine Verluste hinneh-men, sondern könnten sogar davon profitieren.Anleger sollten jedoch keinesfalls alles auf eineKarte setzen, sondern auch in den Strategien diver-sifizieren. Damit erhöhen sie ihre Chancen, die un-sicheren Zeiten gut zu überstehen.

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INHALT............................................................................................................................................

Na bitte, geht doch! Die Griechen haben am Sonntagfür das Sparprogramm gestimmt, was die Märkteberuhigt, wenn es auch die Schuldenkrise nicht löst. DieEuro-Zone bleibt damit vorerst intakt, ist aber weiterangeschlagen – so wie die Alltagsgegenstände, dieunsere Fotografin Verena Berg inszeniert hat: Siesind zwar noch gebrauchstüchtig, aber löchrig. IhreFunktionalität ist deutlich eingeschränkt. Auch fürDerivateanleger bleibt das Umfeld schwierig – geradefür Investments im Euro-Raum.

95,83

Von der Krise erwischtBrent-Rohöl in $ je Barrel

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FTD/jst; Quelle: Bloomberg

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Trotz Krise schwankt der DAX nur leichtVDAX-New in Punkten

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7.1.2000

18.6.2012

FTD/jst; Quelle: Bloomberg

B 2 Derivate FREITAG, 22. JUNI 2012 FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND

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Bunte Variationen Ausgewählte Kapitalschutzpapiere

Name ISIN Laufzeit Zeichnungs-frist

Partizi-pation

Kurs1

Basketklassik Garant DE 000 AK0CS2 6 23. 1. 19 bis 13. 7. 12 1,0 103,00 €

Festzinsanleihe DE 000 DB2GJY 7 28. 6. 17 bis 26. 6. 12 1,65 %2 100,50 €

HVB Garant Anleihe DE 000HV53MS 2 19. 6. 17 – 1,3 104,00 €1 Stand: 18. 6. 2012, vor Ende der Zeichnungsfrist voraussichtlicher Kurs, 2 jährliche Zinszahlung; Quelle: Emittentenangaben

Für Optimisten Ausgewählte US-Papiere

Basiswert ISIN Struktur Emittent Laufzeit Kurs1

S&P 500 DE 000 709336 1 Tracker Deutsche Bank Open End 10,71 €

S&P 500 DE 000 AA4QLJ 3 Bonus RBS 20. 9. 13 116,53 €

Nasdaq 100 DE 000 667582 0 Tracker Citigroup Open End 20,66 €

Apple DE 000 CK7Q7N 2 Discount Commerzbank 20. 6. 13 464,17 €

McDonald’s DE 000 BP3A1C 1 Bonus Cap BNP Paribas 21. 6. 13 78,50 €1 Stand: 18. 6. 2012; Quelle: Emittentenangaben

Eindeutiger Gewinner

S&P 500 Im weltweitwichtigsten Aktienbaro-meter sind die 500 größ-ten börsennotierten US-Konzerne enthalten. IhreMarktkapitalisierung:knapp 12000 Mrd. Dollar.

Outperformer AufSicht von fünf Jahrenschneidet der S&P 500deutlich besser ab als der europäische StoxxEurope 600.

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„Die Rezessionssorgenvom letzten Sommersind wieder verflogen“M. M. WARBURG-ANALYSTEN

Krisenresistente Wall Street Der US-Aktienmarkt läuft besser als andere wichtige Börsenplätze.

Anleger haben viele Möglichkeiten, mit Zertifikaten davon zu profitieren

Wolfgang Hagl........................................................................................................................

„It’s the economy, stupid“, dieserwährend des erfolgreichen US-Wahl-kampfs von Bill Clinton im Jahr 1992entstandene Ausspruch ist legendär

und bringt die immense Bedeutungder Wirtschaft im Kampf um dasWeiße Haus auf den Punkt. Auch der-zeit streiten sich Amtsinhaber BarackObama und sein designierter republi-kanischer Herausforderer Mitt Rom-ney heftig um die besseren ökonomi-

schen Konzepte. Welchem Lager dieMehrheit der Amerikaner beim Ur-nengang am 6. November vertraut, istoffen. Fest steht, dass der US-Aktien-markt ein relativ positives Bild dergrößten Volkswirtschaft der Weltzeichnet. Seit dem Jahreswechselgewann der Leitindex S&P 500 gut6,8 Prozent an Wert. Für die im Nas-daq 100 versammelten Technologie-aktien ging es sogar um knapp 13 Pro-zent nach oben. Damit hebt sich dieWall Street von den meisten anderenwichtigen Börsenplätzen ab.

In ihren aktuellen „Kapitalmarkt-perspektiven“ nennen die Expertenvon M. M. Warburg einen Grund fürdie Outperformance: „Nachdem sichbis ins erste Quartal 2012 viele Kon-junkturdaten verbessert haben, sinddie Rezessionssorgen, die im Sommer2011 aufkamen, wieder verflogen.“Gleichwohl ließ die Dynamik zuletztnach. Das gilt vor allem für denArbeitsmarkt. Im Mai schuf die US-Wirtschaft außerhalb der Landwirt-schaft nur 69000 neue Stellen – derniedrigste Zuwachs seit einem Jahr.

Die Flaute könnte die US-Noten-bank auf den Plan rufen. „Die schwä-cheren Daten haben einige Entschei-dungsträger der Fed dazu ermutigt,sich für eine weitere Lockerung derGeldpolitik auszusprechen“, meinendie Strategen von Nomura. Nicht zu-letzt deswegen sieht der Broker denS&P 500 Ende des Jahres bei 1500Punkten – ein Aufschlag von knappzwölf Prozent gegenüber dem aktuel-len Stand. Anleger, die das positiveSzenario teilen, können mit einemTracker-Zertifikat direkt am Indexpartizipieren. Die Deutsche Bank bie-tet ein solches Open-End-Papier an.

Unterstützung bekam die WallStreet zuletzt auch vom Währungs-markt. Das neuerliche Aufflammen

der Euro-Schuldenkrise löste einenwahren „Run“ auf Dollar-Anlagen ausund erhöhte damit auch die Attraktivi-tät von US-Aktien. Allerdings zeigtdie Konjunkturabkühlung, dass dieUSA nicht gegen die Probleme aufdem alten Kontinent immun sind. MitTeilschutzpapieren können sich An-leger zu einem gewissen Grad gegenRücksetzer wappnen. Zu den mehr als1300 in Deutschland notierten Bonus-zertifikaten auf den S&P 500 zählt einExemplar der RBS. Solange der Indexbis zum Laufzeitende nicht auf dieBarriere bei 900 Punkten abtaucht, isteine Rendite von 9,9 Prozent p. a. fix.Sollte der Basiswert zur Schlussfixie-rung über dem Bonusniveau von 1650Zählern zu finden sein, steigt der Er-trag entsprechend mit. Verluste dro-hen dagegen, falls der Risikopuffervon gut einem Drittel nicht ausreicht.

Groß ist die Auswahl am Zertifika-temarkt auch auf Einzeltitel der WallStreet. Das gilt insbesondere für denderzeit wohl erfolgreichsten US-Kon-zern, Apple. Die Aktie des Computer-riesen eilt offensichtlich losgelöst vonden Problemen der Welt nach oben.Nicht ohne Grund: Im ersten Quartallegten die Gewinne der im S&P 500vertretenen Unternehmen um siebenProzent zu. Zu diesem Wachstum steu-ert Apple laut Berechnungen von Gold-man Sachs vier Prozentpunkte bei. An-

leger, die angesichts der jahrelangenKursrally dennoch vor dem Direkt-investment zurückscheuen, könnten zueinem Discountzertifikat greifen. Mit520 Dollar liegt der Cap eines von derCommerzbank lancierten Rabatt-papiers gut ein Zehntel unter dem ak-tuellen Kurs der Apple-Aktie. Schließtder Highflyer am 20. Juni 2013 mindes-tens auf dem Höchstbetrag, wirft dasZertifikat die maximale Rendite von11,7 Prozent p. a. ab. In die roten Zah-len rutscht das währungsgesicherteInvestment, sobald der Basiswert zumLaufzeitende den Discount von mehrals einem Fünftel aufbraucht.

Ein weiteres Paradebeispiel istMcDonald’s. Ähnlich wie Apple konn-ten die Krisenzeiten der Fastfood-Kette kaum etwas anhaben. Innerhalbvon fünf Jahren hat McDonald’s denoperativen Gewinn nahezu verdop-pelt. Gleichzeitig zählt der Konzern zuden verlässlichsten Dividendenzah-lern der Wall Street: Seit der erstenAusschüttung 1976 wurde die Ge-winnbeteiligung Jahr für Jahr erhöht.Da der langfristige Aufwärtstrend beiMcDonald’s etwas stockt, bietet sichauch hier ein Teilschutzpapier an.11,3 Prozent p. a. stellt ein Bonus-Cap-Zertifikat der BNP Paribas in Aus-sicht. Voraussetzung: Die Aktie gibt inden kommenden zwölf Monaten nichtum 22,4 Prozent oder mehr nach.

Sicherheit geht auf Kosten der Rendite Kapitalschutzpapiere sind derzeit nur mit Vorsicht zu genießen

Benjamin Feingold........................................................................................................................

Kapitalschutzzertifikate sollen ei-gentlich bestmögliche Sicherheit inturbulenten Zeiten gewährleisten.Doch seit der Zuspitzung der europäi-schen Schuldenkrise haben viele Pa-piere einen schweren Stand. „Sicher-heit hat ihren Preis. Gleichzeitigattraktive Renditechancen lassen sichderzeit nur mit längeren Laufzeitenoder Alternativen, wie zum Beispieleinem flexiblen Sicherungssystem,darstellen“, erklärt Dominik Auricht,Experte für Anlage- und Hebelpro-dukte der HypoVereinsbank onemar-kets. Denn einerseits sind die Zinsenund Renditen in der Krise kräftig ge-fallen, was sich auf das Kapitalschutz-element auswirkt. Andererseits sinddurch die zunehmende Unsicherheitdie Optionsbewertungen im gleichenZeitraum deutlich angestiegen, waswiederum die Renditechancen derPapiere beeinträchtig, erklärt Auricht.

Kapitalschutzpapiere bestehen auseiner Nullkuponanleihe, die den Kapi-talschutz zum Laufzeitende sicher-stellt, und einer Partizipations- (Call-Option auf den Basiswert) bezie-hungsweise Zinskomponente, mit de-nen Anleger von steigenden Kursen

im Basiswert des Zertifikats oder vomZinsniveau profitieren. Die Call-Option bietet aber weniger, wenn dieUnsicherheit hoch ist.

Der aktuell geringe Zinseszins-effekt schmerzt besonders. Dadurchfällt der Betrag, der heute in die Null-Kuponanleihe investiert werdenmuss, größer aus als bei einem höhe-ren Zinsniveau. Gleichzeitig stehtdadurch weniger Geld für die Call-Op-tion zur Verfügung, was die Gewinn-möglichkeiten des Papiers mindert.

Um in diesem Zinsumfeld dieAttraktivität ihrer neuen Kapital-schutzpapiere zu erhöhen, hat die DZBank die Gewinnchancen auf 50 Pro-zent begrenzt. Basiswert dieses „Best-klassik Garant Deutschland“ sind fünfrepräsentative DAX-Aktien. Bei derDeutschen Bank bekommen Anlegerfür eine neue fünfjährige kapital-geschützte Festzinsanleihe pro Jahr1,65 Prozent Zinsertrag – nicht viel,aber über dem Geldmarktsatz. Um diemageren Partizipationschancen zuerhöhen, hat die HypoVereinsbank denbereits in der Finanzkrise 2008 be-währten Fonds Carmignac Patrimoineals Basiswert ausgewählt. Die durch-schnittliche Performance an viertel-jährlichen Stichtagen bildet die Parti-zipationsgrundlage dieses Papiers.

S&P 500

Stoxx Europe 600

USA halten sich besser als EuropaS&P 500 vs. Stoxx Europe 600 indexiert, 1.6.2007 = 100

100

80

60

40

20

1.6.2007 18.6.2012

FTD/jst; Quelle: Bloomberg