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616 eine Flussigkeit, die ini durchfallenden Licht dunkelbrnungelb durch- sichtig ist, irn auffallenden Licht aber grauweiss erscheint. Sie wurde dreimal gegen je drei Liter Wasser dialysirt und war dann relativ be- standig. Freilich bewahrten diese Losungen ihren colloYdalen Charakter selten langer als einen halben Monat. - Man kann diese Liisungen beliebig oft durch dasselbe Filter giessen, ohne dass ein Ruckstand hinterbleibt. Aucli beim Kochen unter Riickflues trat keine Qel- bildung ein. Dagegen wurde das Metall beirn Gefrieren und durch Salze leicht abgeachieden. Es geniigen zwei Tropfen einer l/lo-n.- Chlorcalcium-, Chlorbaryum- oder Chlorzink-Lijsung, urn 5 crm Queck- silberhydrosol rasch und vollstandig zu klaren. Zwei Tropfen '/10.n.- Sublimatlosung wirken langsamer, wiihrend funf Tropfen '/I-n.-Koch- salzliisung auch nach zehnstiindigem Stehen keine Gelbildung hervor- gerufen hatten. Je 1 ccrn '/lO-n.-Schwefel- und Salz-Saure, sowie Kali- lauge und Soda, zu 5 ccni Qnecksilberliiqnng gesetzt, hatten diese nach zehn Stunden nicht verhder t 115. Hans Meyer: Ueber eine Darstellungsmethode fur Betaine. (Eingegangen am 10. Februar 1903). W e icli an anderer Stelle gezeigt habe'), lassen sich die honio- logen Alkylanthranilsauren ganz glatt durch Erhitzen von anthranit- saurem Kalium mit der berechneten Menge Jodalkyl und Wasser erhalten. Bei der weiteren Ausarbeitung dieser Metliode hat es sich gereigt, dass bei ortho substituirten o-AminobenzoGsauren sterische Behinderung der Alkylirbarkeit des Stickstoffr; auftritt, was, narnentlich irn Hin- blicke auf ahnliche Beobachtungen ron Salkowski2), Zacharias3) m d Anderen, nicht befreniden kann. Es lag nun nahe, die erwahnte Reaction auf die Pyridincaibon- sauren zu iibertragen, bei welchen, Llinlich wie bei den aromatischen Aminosauren, die Einwirkung ron Jodalkyl in verschiedener Weise erfolgen kann: entweder entsteht durch Anlagerung des Reagens an den Stickstoff das Jodalkylat der Saure, resp. ein Betai'n; oder es findet Esterificirung statt, und das Resultat der Reaction ist ein Saure- ester; oder endlich, beide Processe verlaufen nebeneinander oder com- binirt. 1) Monatahefte f. Chem. 21, 930 [19001 2) Bun. d. Ghem. 163, 11 [1872]. 3) Journ. far prakt. Chem. [2] 43, 437 [lS91].

Ueber eine Darstellungsmethode für Betaïne

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eine Flussigkeit, die ini durchfallenden Licht dunkelbrnungelb durch- sichtig ist, irn auffallenden Licht aber grauweiss erscheint. Sie wurde dreimal gegen j e drei Liter Wasser dialysirt und war dann relativ be- standig. Freilich bewahrten diese Losungen ihren colloYdalen Charakter selten langer als einen halben Monat. - Man kann diese Liisungen beliebig oft durch dasselbe Filter giessen, ohne dass ein Ruckstand hinterbleibt. Aucli beim Kochen unter Riickflues trat keine Qel- bildung ein. Dagegen wurde das Metall beirn Gefrieren und durch Salze leicht abgeachieden. Es geniigen zwei Tropfen einer l/lo-n.- Chlorcalcium-, Chlorbaryum- oder Chlorzink-Lijsung, urn 5 crm Queck- silberhydrosol rasch und vollstandig zu klaren. Zwei Tropfen '/10.n.- Sublimatlosung wirken langsamer, wiihrend funf Tropfen '/I-n.-Koch- salzliisung auch nach zehnstiindigem Stehen keine Gelbildung hervor- gerufen hatten. J e 1 ccrn '/lO-n.-Schwefel- und Salz-Saure, sowie Kali- lauge und Soda, zu 5 ccni Qnecksilberliiqnng gesetzt, hatten diese nach zehn Stunden nicht verhder t

115. Hans M e y e r : Ueber eine Darstellungsmethode fu r Betaine.

(Eingegangen am 10. Februar 1903). W e icli an anderer Stelle gezeigt habe'), lassen sich die honio-

logen Alkylanthranilsauren ganz glatt durch Erhitzen von anthranit- saurem Kalium mit der berechneten Menge Jodalkyl und Wasser erhalten. Bei der weiteren Ausarbeitung dieser Metliode hat es sich gereigt, dass bei ortho substituirten o-AminobenzoGsauren sterische Behinderung der Alkylirbarkeit des Stickstoffr; auftritt, was, narnentlich irn Hin- blicke auf ahnliche Beobachtungen ron Sa lkowski2) , Zacha r i a s3 ) m d Anderen, nicht befreniden kann.

Es lag nun nahe, die erwahnte Reaction auf die Pyridincaibon- sauren zu iibertragen, bei welchen, Llinlich wie bei den aromatischen Aminosauren, die Einwirkung ron Jodalkyl in verschiedener Weise erfolgen kann: entweder entsteht durch Anlagerung des Reagens an den Stickstoff das Jodalkylat der Saure, resp. ein Betai'n; oder es findet Esterificirung statt, und das Resultat der Reaction ist ein Saure- ester; oder endlich, beide Processe verlaufen nebeneinander oder com- binirt.

1) Monatahefte f. Chem. 21, 930 [19001 2) Bun. d. Ghem. 163, 11 [1872]. 3) Journ. far prakt. Chem. [2] 43, 437 [lS91].

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Es hat sich nun gezeigt , dass alle Pyridincarbonsauren , welche nicht in beiden a-Stellungen zum Stickstoff substituirt sind, glatt und ausschliesslich in die zugehiirigen B e t a b e , bezw. Jodalkylate ver- wandelt werden, wenn man sie lRngere Zeit mit iibersohiissiger wass- riger Sodaliisung rind Jodalkyl auf den Siedepunkt des Letzteren er- wiirmt, oder andauernd bei Zimmertemperatur schiittelt.

ad-substituirte Pyridincarbonsauren dagegen werden unter dieeen Umstiinden durchaus nicht angegriffen; lasst man aber ihre trocknen Jialium- oder Silber-Salze langere Zeit mit Jodmethyl in Beriihrung, SO werden sie quantitativ in ihre Methylester verwandelt.

So wurde erhalten:

Aus PicolinsiLurc . . + JCZ Hs: Picolinsaureathylbetain, )) Nicotinsaure . . + JCH3: Trigonellin, D Isonicotinsaure. . + JC:, H5 : Isonicotinsaurerithylbetain, )> Cinchoniusaure. . + JCH3: CinchoninsLure-methylbetain,

n Chinolinsaure . . + JCH3: Chinolinsauremcthylbetain, \> Cinchomerons&ure. + JCH3 : Apophyllensaure.

Ebenso wurde aus Pyridin-i-I-sulfosliure das entsprechende Betai'n Dagegen wurden selbst nach 48 - stiindiger Reaktionsdauer :

D >> + JCzHs: > -athy lbetain,

erhalten. Lutidindicarbonsiiure, Collidindicarbonsriure, Dipicolinsiiure und Glielidonsiiure

nach dem Verjagen des iiberschiissigen Jodalkyls uiid Aiisauern un- verandert wiedererhalten.

Beispieleweise wurden 4 g Cinchomeronsaure rnit der nothwen- digen Menge 10-procentiger Sodalosung neutralisirt und noch die gleiche Quantitiit der Letzteren zugefiigt, iiberschiissiges Jodmethyl eingetragen und die Mischung 12 Stunden lang am Riickflnsskiihler auf ca. 45" erhitzt.

Nunmehr wurde das unverbwuchte Jodmethyl abgetrennt und die alkalische Fliissigkeit mit verdiinnter Salzsaure iibersattigt. Nach kurzeni Stehen krystnllisirten 3.2 g vollkommen reine Apophyllensaure Bus. Die eingeengte Mutterlauge lieferte noch 0.3 g derselhen.

Die Ausbeuten sind in allen untersuchten Fallen gleich vorziig- liche und die gebildeten Betai'ne sofort analgsenrein.

Die Untersuchung wird nach verschiedenen Richtungen weiterge- fiihrt, und die Versuchsergebnisse werden ausfiihrlich in den ,Monats- heften fiir Chemiec mitgetheilt werden.

Es sei nur noch angedeutet, wie die besprochene Gesetzmassigkei t der Betain- bezw. Ester -Bildung sich zu Co~istitutionsbestimmi~nge~~ rerwerthen Ijisst.

R a m s ay ’) hat bekanntlich eine Pyridincarbonsaure aus Lutidin erhalten, welche als mit der vou W e i d e l und H e r z i g % ) beschriebenenr Isocinchomeronsaure identisch angesehen wurde , bis E p s t e i ns) die Vermuthung Russerte, dass dieselbe als Dipicolinslure anzilsprechen sei, w6hrend W e i d e l und H e r z i g 4 ) nach wie vor die Ramsay’sche Substanz ftir verunreinigte Isocinchorneronsiiure erklirten.

Dementsgrechend figurirt auch jetzt noch im ) ) B e i l s t e i n ~ 5 ) der von R a m s a y aus dem Silbersalze und Jodmetbyl erlialtrne Ester unter den Derivaten der Isocinchomeronsaure.

Nach meiiien oben erwiihnten Versuchen diirfte nur die U, tr’-Pyridin- dicarbonsaure beirn Behandeln ihrer Salze mit Jodmethyl einen Ester geben und die Ramsay’sche Saure muss niit der Dipirolinsgure iden- tisch sein.

Durch Darstellen des Chlorids, Diarnids und Dimethylesters von reiner ii’-l-’yridindicarbonsaure - der Ester wurde aus dem Kalium- und Silber Salze, sowie aus dem Chlorid bereitet - konnte ich auch wirklich SubstanZen erhalten. welclie d r r Beschreibung, die R a m & a y von deri entspreclienden Derivaten seiner Saure giebt, in allen Stiicken entsprachen.

1’1 ag, Chem. Labor. d. Deutschen Universitiit, 8. Februnr 190.3.

116. C . N e u b e r g und H. Wolff: Ueber U- und P-2-Amino- d - glucoheptonsaure.

[Aus dem chem. Laborat. d s Patholog. lnbtituts der Universitiit Berlin.] (Eingogaugen am 10. Pebruar 1903.)

Vor kuuzern 6, haben wir iiber eine neue tr-Oxy-$-aminosanre be- richtet. zu dtJr iiian durch Anlageruiig von BlausLure an Glucosamin und nachfi tlgende Verseifung gelangt. Da bei dieser Cyanhydrin- reactiou die urspriingliche Aldebydgruppe zur Tragerin eines neueu asymoietrischen Kohlenstoffatoms wii d, muss Lath der Tlieorie die entstehende 2 - A m i n o g l u c o h e p t o n s i i u r e in zwei isomeren Formen auftreten. In der That haben wir nunmehr die fruher nicht erhaltene isomere Saure aufgefuiiden, die wegen ihrer grossen Empfindliclikeit h i d r r dam& ;ingewaiidten Isolirungsrnethode viilligrr Zereetzuug auheimfallt.

1) Jahrosber. 1977, 436, 1878, 438. 2) Monatsheftr fur Chem. 1, 4 [ISSO]. 9 Ann. d. Chem. 231, 1 [lSS5]. 3 TV. Bd. S. 163. 1

4, Monatshefte f. Chem. G, 980 m.lS8>].

C. N e u b e r g und H. W o l f f . diese Borichte 33, 4018 [1903:.