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803 183. F. Krafft und A. von Hanaen: Ueber eine neue Reihe von Tricyaniden. (Eingegangen am 25. MTirz.) Die Auffindung einiger Korper , welche die merkwiirdige Er- scheinung des BTrennungslichtsa in iiberraschender Weise zeigen und vor Kurzem durch den einen von uns naher beschrieben wurden I), gab Veranlassung zu einer Anzahl weiterer Versuche. Nachdem damals beispielsweise das Pentadecylparatolylketon, C15H31 . C 0 . CsH4 . CH,, durch Einwirkung von Palrnitylchlorid auf Toluol bei Anwesenheit von Chloraluminium dargestellt worden war, bestand unter anderem auch die Absicht, einen ahnlichen Korper durch das namliche Ver- fahren aus Palmitylchlorid und Benzonitril zu gewinnen. Hr. Dr. F. Schniewind, welcher bereits an den vorerwahnten Versuchen sich betheiligt hatte, gelangte in der That ohne sonderliche Miihe zu einem vortrefflich krystallisirenden , bei 64 schmelzenden und unter 13 mm constant bei 3280 (uncorr.) siedenden Producte, welches auf den ersten Blick wohl das gesuchte C15H31 . CO . CsH4. CN hatte sein konnen: allein die Analyse zeigte sehr bald, dass der K6rper sauerstofffrei war, wies dagegen einen verhaltnissrnassig be- trachtlichen Gehalt an Stickstoff auf. Da die neue Substanz sich gegen Verseifungsversuche mit Alkalien fast so indifferent wie ein Kohlenwasserstoff verhielt, wurde zur Aufklarung der Sachlage der entsprechende Versuch mit Acetylchlorid, Benzonitril und Aluminium- chlorid angestellt. Auch hier ergab sich ein sauerstofffreier und stick- stoffreicher KBrper von ausserordentlicher Bestandigkeit , der durch die Leichtigkeit seiner Darstellung und seine ausgepragten Eigen- schaften zur weiteren Verfolgung des Gegenstandes einlud. Da Hr. Dr. F. Schniewind wegen Uebertritts in die Technik hiervon absehen musste, so haben wir die Versuche fortgesetzt und theilen hier unsere vorlaufigen Ergebnisse iiber diese eigenthiimliche Synthese mit. Aus denselben geht hervor, dass die neue Korperreihe diejenige der bisher vergeblich gesuchten normalen Tricyanide ist. Met h y I dip h en y 1 t r i c y a n i d, C16 H13 N3. In ein Gemisch von 5 Theilen Benzonitril mit 2 Theilen Acetyl- chlorid wurden unter Abkiihlung auf 00 2 Theile Aluminiumchlorid eingetragen , die Mischung wabrend 6 Stunden im Wasserbade ganz allmiihlich auf 40-500 und hierauf noch einen halben Tag bis auf etwa 700 erwarmt, wo sich alles Aluminiumchlorid liiste und eine m8ssige Salzsaureentwickelung stattfand. Die resultirende zahe, gelb- l) F. Krafft, diese Berichte XXI, 2266.

Ueber eine neue Reihe von Tricyaniden

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183. F. Kraf f t und A. von Hanaen: Ueber eine neue Reihe von Tricyaniden.

(Eingegangen am 25. MTirz.)

Die Auffindung einiger Korper , welche die merkwiirdige Er- scheinung des BTrennungslichtsa in iiberraschender Weise zeigen und vor Kurzem durch den einen von uns naher beschrieben wurden I),

gab Veranlassung zu einer Anzahl weiterer Versuche. Nachdem damals beispielsweise das Pentadecylparatolylketon, C15H31 . C 0 . CsH4 . CH,, durch Einwirkung von Palrnitylchlorid auf Toluol bei Anwesenheit von Chloraluminium dargestellt worden war, bestand unter anderem auch die Absicht, einen ahnlichen Korper durch das namliche Ver- fahren aus Palmitylchlorid und Benzonitril zu gewinnen.

Hr. Dr. F. Schn iewind , welcher bereits an den vorerwahnten Versuchen sich betheiligt hatte, gelangte in der That ohne sonderliche Miihe zu einem vortrefflich krystallisirenden , bei 64 schmelzenden und unter 13 mm constant bei 3280 (uncorr.) siedenden Producte, welches auf den ersten Blick wohl das gesuchte C15H31 . CO . CsH4. CN hatte sein konnen: allein die Analyse zeigte sehr bald, dass der K6rper sauerstofffrei war, wies dagegen einen verhaltnissrnassig be- trachtlichen Gehalt an Stickstoff auf. Da die neue Substanz sich gegen Verseifungsversuche mit Alkalien fast so indifferent wie ein Kohlenwasserstoff verhielt, wurde zur Aufklarung der Sachlage der entsprechende Versuch mit Acetylchlorid, Benzonitril und Aluminium- chlorid angestellt. Auch hier ergab sich ein sauerstofffreier und stick- stoffreicher KBrper von ausserordentlicher Bestandigkeit , der durch die Leichtigkeit seiner Darstellung und seine ausgepragten Eigen- schaften zur weiteren Verfolgung des Gegenstandes einlud. Da Hr. Dr. F. Schn iewind wegen Uebertritts in die Technik hiervon absehen musste, so haben wir die Versuche fortgesetzt und theilen hier unsere vorlaufigen Ergebnisse iiber diese eigenthiimliche Synthese mit. Aus denselben geht hervor, dass die neue Korperreihe diejenige der bisher vergeblich gesuchten normalen Tricyanide ist.

Met h y I d ip h en y 1 t r i c y a n i d, C16 H13 N3.

In ein Gemisch von 5 Theilen Benzonitril mit 2 Theilen Acetyl- chlorid wurden unter Abkiihlung auf 0 0 2 Theile Aluminiumchlorid eingetragen , die Mischung wabrend 6 Stunden im Wasserbade ganz allmiihlich auf 40-500 und hierauf noch einen halben Tag bis auf etwa 700 erwarmt, wo sich alles Aluminiumchlorid liiste und eine m8ssige Salzsaureentwickelung stattfand. Die resultirende zahe, gelb-

l) F. K r a f f t , diese Berichte XXI, 2266.

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liche Fliissigkeit wurde in Eiswasser gegossen, wobei sich ein wachs gelber Brei von eigenthiimlichem, zu Thranen reizenden Geruch aus schied. Nach kurzem Stehenlassen und Abdecantiren des Wasseri nimmt man in Aether auf, filtrirt und unterwirft das Product nack Verdunsten des Aethers der . Destillation. Zunachst geht Benzonitri. fiber, hierauf BenzoGsaure - am bequemsten arbeitet man unter stark vermindertem Druck - und dann folgt schliesslich unter 15 mm eine bald krystallinisch erstarrende weisse Masse, griisstentheils zwischen 220-2300, also entsprechend einem Siedepunkte von ca. 3700 unter gew6hnlichem Druck. Durch Umkrystallisiren aus Ligroi'n liess sich dieee letztere Substanz leicht reinigen; noch einfacher ist eine Kry- stallisation aus Alkohol, welche zwar leicht iibersattigte Liisungen giebt, aber stets, nach einigem Stehen, den K8rper in prachtig glanzenden , feinen Nadeln abscheidet; aus 100 g Acetylchlorid erhalt man ca. 50g der neuen Verbindung, wahrend ein grosser Theil des Benzonitrils wiedergewonnen wird.

Das Praparat schmilzt bei 1100, siedet unter 15 mm bei 2270 und giebt bei der Analyse Zahlen, die zu der Formel Cl6H13N3

fiihren. Gefunden Ber. fur C16H13 N3

c 77.75 77.73 pct. H 5.69 5.26 N 17.25 17.01 D

Wie aus dem Nachstehenden ersichtlich ist, kann man die Sub- stanz als Methyldiphenyltricyanid auffassen : C3 N3 (C H3) (CS H s ) ~ .

Der Korper besitzt basische Eigenschaften, jedoch trotz des hohen Stickstoffgehaltes nur in geringem Grade. Das Chlorhydrat C16H13N3 . HCl lasst sich zwar mit Leichtigkeit erhalten, wenn man trockenes Chlorwasserstoffgas in die benzolische Losung der Base ein- leitet, worauf es sich sofort in schwer liislichen Nadelchen ausscheidet, aber es zersetzt sich schon beim Schutteln mit Wasser in der Halte. Diese Eigenschaft kann zur Bestimrnung des Salzsauregehaltes benutzt werden. Erhitzt man das Chlorhydrat fur sich auf 150°, so tritt eine lebhafte Salzsaureentwickelung ein, und es bleibt die reine, durch ihren Schmelzpunkt leicht kenntliche Base zuriick. - Als die alko- bolische Losung der freien Base mit wenig wasseriger Salzsaure und hierauf mit Platinchloridliisung versetzt wurde, schied sich zunachst die unveranderte Substanz aus, und erst beim Stehen setzten sich langsam rubinrothe Krystalle des gewiinschten Platin'doppelsalzes ab. Zur Darstellung des letzteren wurde deshalb in die schwach erwarmte alkoholische L6sung des Methyldiphenyltricyanids Salzsauregas ein- geleitet und das Platinchlorid, gleichfalls in alkoholischer Liisung und schwach erwarmt, zugefugt: in der Regel fie1 dann das in Alkohol schwer losliche Platindoppelsalz beim Erkalten in kleinen, gelbrothen

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KVstaUen aus. hol gewaschen uud im Vacuum getrocknet.

Dieselben wurden abfiltrirt, mit wenig kaltem Alko-

Gefunden Ber. fiir ytClr(C16Hi3&. HC1)2 P t 21.50 21.52 pCt.

Daraus ergiebt sich fiir den Kiirper das Moleculargewicht 247 (H2 E 2), fur C16H13N3 berechnet sich ebenso 247. Schiittelt man das Platindoppelsalz mit vie1 Wasser, SO wird es schon bei Zimmer- temperatur zerlegt, und an Stelle der compacten gelbrothen Krystalle treten bald farblose Flocken, welche nach dem Abfiltriren und vor- sichtigen Trocknen wieder den Schmelzpunkt 11 00 der urspriinglichen Substanz zeigen , nur mitunter noch minimale Spuren Platinsalz ein- schliessen. Da ein Versuch gezeigt hatte , dass das Methyldiphenyl- tricyanid unter gewohnlichem Druck fast unzersetzt siedet, indem erst nach mehrstiindigem Siedenlassen in der Retorte iiber directem Feuer eine sehr kleine Menge Benzonitril - vielleicht nur in Folge partieller Ueberhitzung - nachgewiesen werden konnte, so fiihrten wir auch eine Dampfdichtebestimmung bei 444 O aus: dieselbe ergab das Mole- culargewicht 244.

Gegen Ralilauge aeigte der Kiirper sich ausserst bestandig: auch beim anhaltenden Kochen damit entweichen nur Spuren von Ammoniak, es verschwindet von der Substanz nur sehr wenig, und das mit Salz- s&ure angesiiuerte Filtrat enthiilt BenzoGsaure nicht in nachweisbarer Menge. Ueber die Natur des Kijrpers gewahrt indessen ein einfacher Versuch befriedigenden Aufschluss. Kocht man denselben mit massig verdiinnter Schwefelsaure (1 : 3 Wasser) unter Ruckfluss, so lost sich das anfanglich aufschwimmende Oel langsam auf )I und nach wenigen Stunden hat man eine vollkommen klare Liisung. Beim Erkalten krjstallisirt BenzoEsaure aus, die durch ihre Eigenschaften sowie Schmelzpunkt ( 121.5O) und Siedepunkt (149.2 0) leicht zu identificiren ist; man destillirt die verdiinnte Liisung und erhalt im Destillat neben Spuren BenzoEsaure, Essigsaure in reichlicher Menge, wie der Metall- gehalt des nach einem angemeesenen Reinigungsverfahren ausgefallten und umkrystallisirten Silbersalzes bewies. Der Destillationsriickstand wurde nochmals verdunnt, mit Kalilauge versetzt und erwarmt; nun- mehr ging Ammoniak iiber. Die vorgelegte Salzsaure nahm dieseo Korper auf, und das nach Zusatz von PIatinchIoridlBsung und dem Eindampfen auf dem Wasserbad resultirende Platindoppelsalz zeigte die Zusammensetaung des reinen Platinsalmiaks. (Gefunden 43.82 pCt. anstatt 43.89 pCt. Pt.)

Die unter passenden Bedingungen ausgefiihrte Verseifung der Substanz liefert also leicht und glatt BenzoEsBure, Essigsaure und Ammoniak. Da der Kijrper sauerstofffrei ist, kann man nach zahl- reichen Analogieen annehmen , die Essigsaure entstehe aus einern darin enthaltenen C H 3 . C-Rest, die BenzoGsaure aus einem CeH5 . C-

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Reste - oder richtiger, nach den Ergebnissen der Analyse und Mole- cdargewichtsbestimmung aus je zwei der letzteren Reste. Die Spaltung befindet sich durchaus in Uebereinstimmung mit der auf empirischem Wege ermittelten Molecularformel c16 Hi3 Na. Man hat: 2 (C6H5 . C)" + (CH3C)I'I und hierzu nach einfacher Subtraction von der Formel noch 3 Stickstoffatome (Ns)". Da die Zerlegung des sonst in so bemerkenswerther Weise bestandigen Korpers durch ver- diinnte Schwefelsaure sich SO leicht vollzieht, wird man die Substanz nach deren Verhalten, in enger Anlehnung an die iiblichen Ansichten, vorlaufig noch am ehesten so formuliren:

C /\

N N II I

C6Hs.C C.CH3 \,',

N Diese Formel erklart die Entstehung des KGrpers aus den an-

gegebenen Ausgangsmaterialien in befriedigender Weise: etwas un- sicher ist freilich die Provenienz des dritten Stickstoffatoms; doch deutet das Auftreten reichlicher Mengen von BenzoSsaure bei der Reinigung (s. 0.) des Methyldiphenyltricyanids , den Weg zur LGsung dieser Frage bereits an.

A e t h y I d i p h en y 1 t r icy a n i d, (311 H15N3. Noch bevor die Natur des vorbeschriebenen Kijrpers geniigend

aufgeklart war, wurden theils zur rascheren Feststellung und Deutung der Ergebnisse, theils 'urn zu sehen, ob hier eine allgemeinere synthe- tische Reaction vorliege, entsprechende Versuche mit Propionylchlorid und einigen anderen Saurechloriden ausgefiihrt. I n eine abgekiihlte Mischung von 5 Theilen Benzonitril und 2.5 Theilen Propionylchlorid wurden 2.5 Theile Aluminiumchlorid allmahlich eingetragen und die Mischung ganz wie im vorigen Falle langsam bis auf 700 erwarmt. Die Verarbeitung und Reiniguog des Reactionsgemisches geschah fiir das Propionylchloridderivat ganz wie fiir den Acetylkorper. Wir e r hielten so einen gut krystallisirenden, bei 670 schmelzenden und unter 15 mm bei 233-234O siedenden Korper von der Zusammensetzung C1.r HIS Ns ; der Analogie nach das Aethyldiphenyltricyanid.

Gefunden Ber. f ir C I , H I ~ N ~ C 78.11 78.16 pCt. H 6.02 5.75 2

N 15.70 16.09 3

Auch hier lasst sich das salzsaure Salz durch Einleiten von Chlorwasseratoff in die benzolische Losung der Base darstellen und

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fillt, obwohl weniger vollsthdig wie hei dem niederen Homologon, krystallinisch aus. Es zeigt die gleiche Unbesttindigkeit wie das oben beschriebene Salz. Das ebenfalls leicht zersetzliche Platindoppelsalz wurde wiederum unter denselben Vorsichtsmaassregeln wie beim Methyldiphenyltricyanid dargestellt , da es sich ebenfalls schon beim Schiitteln mit kaltem Wasser fast ganz in das Tricyanid, Salzsaure und Platinchlorid zerlegt. Die Metallbestimmung bestatigte die obige Molecularformel :

Gefunden Ber. fiir ( C U H I ~ N ~ H C1)aPt Cl4 Pt 21.18 20.88 pCt.

Auch fiir diese Substanz l&st sich die Dampfdichte noch direct mit Hiilfe des Luftverdrangungsverfahrens bestimmen. Wir fanden fiir das Moleculargewicht: 258 (Ha = 2) anstatt 261 (ber. fiir C17H15N3);

da indessen die Substanz bei der Temperatur des siedenden Schwefels, zumal in der Luft und unter gewBhnlichem Druck, sich schon bald zu zersetzen beginnt, ist fiir diese Bestimmung rasches Operiren noth- wendig.

Der Kiirper erscheint der Analogie nach als das Aethyldiphenyl- derivat des zur Zeit noch hypothetischen Tricyanwasserstoffs Ca N3 H3

c 6 H5

C /\

N N II I \ ,/ N

c6H5. c c. CaHs

Propyldiphenyltricyanid, C1SH17Ns.

Das ntichstfolgende Glied der homologen Reihe wurde aue 5 Theilen Benzonitril, 3 Theileu Normal-Butyrylchlorid und 2,5 Theilen Chloraluminium dargestellt. Das Gemisch wurde von 00 sehr all- mahlich bis auf 600 erwiirmt, wo in wie allen iibrigen FiCllen die Chlor- wasserstoffentwickelung etwa einen halben Tag andauerte, und schliess- lich noch einige Zeit auf 70-800 erbitzt. Die nacb der Reinigung erhaltene, aus Weingeist vortreff lich krystallisirende Substanz, schmolz bei 78.5O und siedete unter 15mm bei 239O.' Die AnaIyse fihrte zu Werthen, welche auf die Formel Cl8 HIT NJ stimmen.

Gefunden Ber. fiir ClaHI,Ns C 78.61 78.55 pCt. H 6.41 6.18 B

N 15.12 15.27 B

Da auch hier das Platindoppelsalz durch Wasser zersetzt wird, wurde ee wie in den fraheren Fallen in alkoholischer L6sung aus-

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gefiillt, wo dann die Reindarstelluog des in kleinen gelbrothe Nadeln ausfallenden Priiparats keine Schwierigkeiten bereitet.

Gefunden Ber. f ir (ClsH17Ns. HC1)sPtClr P t 20.29 20.27 pCt.

Die Dampfdichte konnte hier ebenfalls noch direct durch Luft- verdrangung bei der Siedetemperatur des Schwefels wie fiir die ersten Praparate, bestimmt werden: gefunden 280 (HZ = 2), berechnet 275 fur C18 HI, N3. Beim Kochen mit massig verdiinnter Schwefelsaure zer- fallt der Kiirper rasch. Schon nach wenigen Minuten bemerkt man den unverkennbaren Geruch der Buttersaure; nach einiger Zeit ist alles gelost , beim Erkalten krystallisirt BenzoEsaure aus uud nach dem Zusatz von Alkali zu dem Filtrat entweicht Ammoniak. Die plausibelste Formulirung auch dieses Kiirpers ware demnach

c6 H5 c ,’ \\ N N II I

\B CsH5. C C . (CH2)z. CH3

N

H e x y 1 d ip h en 9 1 t r i c 9 an i d, ($1 Has N3, Heptoylchlorid (4 Theile) reagirt mit Benzonitril (5 Theile) und

Chloraluminium (2.5 Theile) ganz wie in den vorstehenden Fallen; die Reinigung st6sst auch hier auf keine sonderlichen Schwierigkeitea. Die sammtlichen Glieder dieser Reihe zeigen leicht Ueberschmelzungs- erscheinungen; frisch dargestellt bleibt das Hexyldiphenyltricyanid nach dem Schmelzen oder der Destillation bei Zimmertemperatur sehr lange fliissig. Erst nach dem Eintragen eines Rrystallflitters oder bei sehr starker Abkiihlung erstarrt es zu einer harten Krystallmasse.

Der Eijrper schmilzt bei 440, also betrachtlich tiefer wie seine niederen Homologen. Es wiederholt sich somit in dieser Reihe das eigenthiimliche Sinken der Schmelztemperaturen fiir die aufeinander folgenden Anfangsglieder, wie es in der Fettsaurereihe selbst bekannt- lich statthdet; dass hernach, wie auch dort , der Schmelzpunkt wiederum langsam steigt, zeigt das bei 640 schmelzende Palmitinsaure- derivat (8. u.). Der Siedepunkt des Hexyldiphenyltricyanids liegt unter 15mm bei 2650. Es zeigte die erwartete Zusammensetzung Czi Ha3 N3.

Gefunden Ber. fiir CN Ha3N3 C 79.51 79.49 pct. H 7.51 7.26 B

N 13.13 13.25 B

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411s dae Metallbestimmung des Platindoppelsalzes ergab sich :

Pt 18.45 18.63 pCt. Gefunden Ber. fir ( C X H - B N ~ H C I ) ~ P ~ C ~

Die rationelle Formel des Hexyldiphenyltricyanids w h e , wie in den obigen Fiillen, zu schreiben:

I II Ce HJ , C C . (CHa)5. CH3

\N/

P e n t ad e c y 1 d i p h en y 1 t r i cyan i d , CSO &I Ns. Wie bereits oben bemerkt wurde, entstand dieser KBrper als man

die Darstellung eines Ketons, C15H31 . CO . C6Ha. CN, ausfiihren wollte. 3 Theile Aluminiumcblorid wurden in eine Mischung von 5 Theilen Benzonitril mit 3 Theilen Palmitylchlorid eingetragen und das Ganze etwa 60 Stunden erwarmt, anfanglich auf ca. 400, dann immer stiirker und zuletzt einige Zeit bis auf 1000, so lange noch merkliche Salzsaureentwicklung stattfand. Beim Eintragen der er- kalteten , sehr ziihfliissigen Masse in schwach angesiiuertes Wasser scbieden sich dunkle Flocken aus, die mit Aether aufgenommen und nach dem Verjagen dieses Letzteren der Destillation unterworfen wurden. Unter 15 mm wurde das unveranderte Benzonitril, sowie alles unter 300° iibergehende besonders aufgefangen und der Riickstand aus sie- dendem Alkohol umkrystallisirt. Aus 60 g Palmitylchlorid wurden so 30 g eines schwach gefiirbten, annahernd reinen Productes erhalten, das nach einer zweimaligen Rectification unter 13 mm bei 327- 328O destillirte. In Aether ist der Korper schon in der Kalte leicht loslich, in heissem Alkohol leicht, in kaltem schwer; zur Entfernung der Ver- unreinigungen, welche sich sonst bei Bestimmung des Schmelzpunktes durch eine bleibende Triibung bemerklich machen, erwies sich als zweckmassig eine Krystallisation aus Isobutylalkohol, der beim Er- kalten kugelig blatterige Krystalldrusen . abscheidet, welche ausge- presst , mit Weingeist gewaschen und getrocknet constant bei 640 schmelzen.

Die bei der Analyse sich ergehenden Zahlen stimmen so gut mit den fir die Formel C30 H41 N3 berechneten Werthen iiberein, dass iiber die Zusammensetzung des KBrpers wohl kein Zweifel herrschen kann.

C 81.01 81.26 pCt. H 9.60 9.25 > N 9.11 9.48 9

Gefunden Ber. f ir C3oHh1 N3

Berichte d. D. chem. Geoellscbnft Jahrg. XXIL 53

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Eine Verseifung konnte weder nach 6stiindigem Erhitzen mit alko- bolischem Kali auf 120- 1250, noch beim Schmelzen mit Kalihydrat beobachtet werden. Auch gegen massig verdiinnte Schwefelsaure eeigte sich das Pentadecyldiphenyltricyanid weit bestaodiger als seine niederen Homologen. Ein Platindoppelsalz konnte nicht dargestellt werden. - Trotzdem darf man wohl einen Analogieschluss auf seine rationelle Formel aus den vorstehenden Untersuchungen ziehen und es als ein Pentadecyldip henyltricyanid auffassen.

9 H5

N N I I t

C$HS . C C.(CHa)l4.CH3 \,%N/

Es mag hier noch kurz bemerkt werden, dass das Kyaphenin (Schmelzpunkt 23 1 O) (aus Benzonitril und rauchender Schwefelsaure erhalten) unter 15 mm bei ca. 285O siedet.

Beim Erhitzen mit Schwefelsaure liefert es, obwohl nicht leicht, BenzoZsaure und Ammoniak. Dass ein Platindoppelsalz aus dem Kya- phenin, trotz aller Bemiihungen nicht erhalten werden konnte, findet eine hinreichende Erklarung - wenn man das Kyaphenin als Tri- cyanid auffasst - in dem Ersatz des positiven Alkylradicals der obigen bereits sehr schwachen Basen, durch eine negative Phenylgruppe. Ueber diese Auffassiing mochten wir uns indessen erst spater definitiv gussern. Dass dem Kyaphenin basische Eigenschaften abgehen , ist abrigens schon lange bekannt.

Fasst man die beschriebenen KBrper, die sich leicht ganz beliebig vermehren lassen diirften, als Derivate des vorlaufig noch hypo- thetischen BTricyanwasserstoffsG , C3 H3N3, auf, so wird man sofort auf eine Inconsequenz in der Systematik der Kohlenstoffverbindungen anfmerksam, deren Beseitigung zu einer nicht geringen Anzahl von Versuchen anregen muss. Es ist das die zur Zeit iibliche gemein- same Besprechung der Cyanide und Tricyanide, von der man aus be- kannten Zweckmassigkeitsgriinden b i h e r niemals abgewichen ist. Der Cyanwasserstoff verhalt sich zum Tricyanwasserstoff, wie das Acetylen eum Benzol. Man hat wenigwtens die Formeln:

CHiCH und CsH+j; C H i N und C3H3N3.

Kein Systematiker wiirde es fur angemessen halten, die >aroma- tischen Verbindungena dicht neben das Acetylen und seine Derivate zu stellen: ein ebenso grosser Unterschied wie zwischen diesen beiden K6rperklassen ist aber auch fiir die Cyanide und Tricyanide that- ~iichlich vorhanden; nur die Uebergange sind hier friiher und zahl-

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reicher bekmnt geworden. - Die weitere Verfolgung dieses Themas gehiirt nicht hierher; wir geben deshalb nur die einfache Zusammen stellung der Formeln :

H H H *c C / '\

I1 I / \

II I H C 4 H H C CH N N

HC C H H C C H H C C H II I 'CY \

H Benzol Pyridin nTricyanwasserstoffu

Das Arbeitsfeld des $Tricyanwasserstoffsa, welches zur Zeit keinen der Herren Fachgenossen unter den vorstehend scharf pracisirten Ge- sichtspunkten beschaftigt, ist im angedeuteten Sinne bereits in mehr- facher Richtung in Angriff genommen worden.

H e i d e l b e r g . Laboratorium des Prof. F. K r a f f t .

164. F. Kraf f t und A. M o y e : Ueber Umwandlung des Palmitonitrils in Hexadecylamin.

(Eingegangen am 25. Miirz.)

Gelegentlich seiner sch6nen Untersuchungen uber die Einwirkung des Broms in alkalischer Lasung auf Amide hat A. W. H o f m a n n ' ) von der Stearinsaure ausgehend das Septdecylamin, C17 H35 , N Hz , dargestellt, welches dann kiirzlich von T u r p i n a) einem etwas ge- naueren Studium unterworfen wurde. Da durch die Vacuumdestillation die hoheren Fettsauren mit gerader Kohlenstoffatomzabl zu uberaus leicht zuganglichen Ausgangskiirpern geworden sind , so gelingt dem- nach die Darstellung der hoheren Amine mit u n g e r a d e r Kohlenstoff- atomzahl aus der jedesmaligen hiiheren Saure ohne Schwierigkeiten. Ganz anders dagegen liegt die Sache, wenn man sich die g e r a d e n hiiheren Amine rerchaffen will: hier ist man bei Benutzung der obigen Methode gezwungen, von den ungeraden Gliedern der Fett- saurereihe auszugehen. Obwohl nun deren kunstliche Gewinnung zur Zeit eine vollig sichere ist, wird man sich doch f i r die Bereitung gr6sserer Mengen jener geraden Amine nach einem rascher erhalt-

9 A. W. H o f m a n n , diese Berichte XV, 763. 2, T u r p i n , diese Berichte XXI, 2486.

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