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. Ueber eine neue Untersuchungsmethode des Geh6rorgans. Dr. Arthur Hartmann in Berlin. In einer in Virchow's Arehiv erschienenen Arbeit L) babe ich bereits die Resultate der mit meinem Compressionsapparate vorgenommenen Untersuchungen, haupts~chlich so welt dieselben die physiologischen Verh~,ltnisse der Tuben betrafen, mitgetheilt und m(iehte mir nun erlauben, tiber meine Untersuchungsmethode und fiber die Verwendbarkeit meines Apparates in der Ohren- heilkunde mieh ausftihrlicher auszusprechen. In der erw~hnten Arbeit konnte ich nachweisen, dass der Lufteintritt in die Paukenh~ihle beim V a 1 s a 1 v a'sehen Versuche, in miiglichster Ruhestetlung der Tubengaumenmuscutatur in der Norm durehsehnittlieh bei einem Luftdruek yon 20--40 Mm. ttg (Queeksilbersiiule) stattfindet und dass im Contraetionszustande tier Tubenmusculatur~ d.h. beiffl Sehlingakte tier Lufteintritt bei noah ge~ingerem Drucke, bei 20 Mm. Hg und weniger er- folg't, also die Tube sich i~ffnet. Ich besehr~nke mich darauf~ die Vortheile und Naehtheile des Apparates~ welehen ich zu meinen Untersuehungen beniitzte~ m~iglichst genau festzustellen und mit den bisherigen Apparaten zu vergleiehen. Die Beschreibung des Apparates2), dem eine Vorrichtung zum Anftillen desselben mit Di~mpfen beigefiigt ist, mi3chte ieh kurz wiederholen. 1) Ueber die Luftdouche und ihre Anwendung in der Ohrenheilkunde, Yon Dr. A. Hartmann. Archlyf. pathol. Anat. Bd. LXX.' 4. 2) Der Apparat ist ~hnlich beschaffen,wie e'm yon Dr. Schadewald bier zu pneumatischerBehandhlng benutzter und ist zusammengestellt yon R. D~tert, Instrumentenmacher, Franz6s. Str. 53. D.V. Archiv f. 0hrenheilkunde, XIIL Bd, i

Ueber eine neue Untersuchungsmethode des Gehörorgans

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Page 1: Ueber eine neue Untersuchungsmethode des Gehörorgans

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Ueber eine neue Untersuchungsmethode des Geh6rorgans.

Dr. Arthur Hartmann in Berlin.

In einer in V i r c h o w ' s Arehiv erschienenen Arbeit L) babe ich bereits die Resultate der mit meinem Compressionsapparate vorgenommenen Untersuchungen, haupts~chlich so welt dieselben die physiologischen Verh~,ltnisse der Tuben betrafen, mitgetheilt und m(iehte mir nun erlauben, tiber meine Untersuchungsmethode und fiber die Verwendbarkeit meines Apparates in der Ohren- heilkunde mieh ausftihrlicher auszusprechen.

In der erw~hnten Arbeit konnte ich nachweisen, dass der Lufteintritt in die Paukenh~ihle beim V a 1 s a 1 v a'sehen Versuche, in miiglichster Ruhestetlung der Tubengaumenmuscutatur in der Norm durehsehnittlieh bei einem Luftdruek yon 20--40 Mm. ttg (Queeksilbersiiule) stattfindet und dass im Contraetionszustande tier Tubenmusculatur~ d .h . beiffl Sehlingakte tier Lufteintritt bei noah ge~ingerem Drucke, bei 20 Mm. Hg und weniger er- folg't, also die Tube sich i~ffnet.

Ich besehr~nke mich darauf~ die Vortheile und Naehtheile des Apparates~ welehen ich zu meinen Untersuehungen beniitzte~ m~iglichst genau festzustellen und mit den bisherigen Apparaten zu vergleiehen.

Die Beschreibung des Apparates2), dem eine Vorrichtung zum Anftillen desselben mit Di~mpfen beigefiigt ist, mi3chte ieh kurz wiederholen.

1) Ueber die Luftdouche und ihre Anwendung in der Ohrenheilkunde, Yon Dr. A. Hartmann. Archly f. pathol. Anat. Bd. LXX.' 4.

2) Der Apparat ist ~hnlich beschaffen, wie e'm yon Dr. Schadewald bier zu pneumatischer Behandhlng benutzter und ist zusammengestellt yon R. D~tert, Instrumentenmacher, Franz6s. Str. 53. D.V.

Archiv f. 0hrenheilkunde, XIIL Bd, i

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2 I. HARTSIANN

In den beiden 0effnnngen ( B u n d C vgl. Abbildung) einer ungef~hr ~ Liter haltenden Wulff 'sehen Glasflasehe (A), die als Luftreservoir dient, sind auf der einen Seite (B) zwei reeht- winklig gekrtimmte GlasrShren und ein Thermometer vermittelst

, d

eines GummistSpsels emgefligt; die eine tier Glasr~hren ftthrt ver- mittelst eines Gummisehlauehes zum Manometer(D), die andere zum Ansatzsttiek far die Nase (E). In die 2. 0effnung (C) der Plasehe sind ebenfalls zwei GlasrShren eingeftigt far die Verbindung mit

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dem Gummiballon (F) und mit dem Dampferzeugungsapparate (G). Die einzelnen Gummisehli~uche werden dutch Quetsehhahne, die auf der Abbildung nieht vorhanden sind, beliebig abge- schlossen.

Da.s Manometer besteht aus einer hufeisenfSrmigen, zur Hi~lfte mit Quecksilber gefiillten Glasriihre, wie solche in der Industrie gebr~tuchlich und seit Jahren als Pneumatometer yon W a 1 d e n - b u r g in die Nediein eingefiihrt slnd. Die HShe betr~gt 400 Nm.,

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SO dass etwas mehr als ~/2 Atmosph~ren-Druck gemessen werden kann. An diesem Manometer li~sst sieh stets der in der Flasehe erzeugte Druck ge]]au ablese]]~ was ich fiir einen wese]]tlichen Vorzug des Apparates vor den gewiihnliehen Apparaten, Gummi- ballons u]]d Compressionspumpen halte.~) Da das Mannometer eine Millimeterei]]theilung besitzt~ bin ich im Stande auch kleine Druekdifferenzen genau zu bestimmen.

Das Ansatzsttick ftir die Nase, um Luft yon den Nasen- h~ihle]] aus in die Pauke]]hShle]] einzutreiben, besteht aus ei]]er Doppelotive, zwei Olive]], die mit einem biegsame]] Drahte an einander befestigt sind. Werden die Spitze]] der Oliven eina]]der geniihert, so passt das Ansatzsttick ftir Kinder u]]d kleine :Nase]]- l~icher~ wenn yon einander entfer]]t~ fiir Erwaehsene und grosse Nasenl~icher. W~hrend ich friiher nut dutch eine der Oliven die Luft in die IqasenhShle str(imen liess~ beniitze ieh jetzt einen gabelf6rmig sieh spaltenden Gummischlauch~ so dass durch beide Nasen~ffnungen die Luft gleiehzeitiff einstrSme]] kan]]. Beim Ge- brauehe wird die Doppelolive einfach in die Nase]]Sffnu]]ge]] ein- gedriiekt~ was dureh den Patienten selbst ffesehehen kann und ist keine zweite Hand niithig, jim die •aseniitigel zusammenzudriieken~ wodm'ch eine bedeutende Vereinfaehung in der Anwe]]dung er- zielt wird. Soll durch den Katheter Luft eingeblasen werden~ so wird in den Gummischlaueh eine sich konisch zuspitzende GlasrShre ei]]geschoben~ die an ihrem Elide eincn weiche]] Ueber- zug yon einem kurzen Gummischlauche hat. Die zuffespitzte GlasrShre wird in das triehterfSrmige Ende des Katheters ein- geschoben u]]d dadureh ein luftdiehter Abschluss erzielt. Es ist somit nieht ]]othwendiff, besondere Katheter mit konischem Ende zu haben~ wie sie yon Lu ca e ftir den yon ihm benutzten Doppel- ballon construirt worden slnd.

Der Gummibatlon ist der Industrie entleh]]t und wird yon Spe]]glern zum L~ithrohrblasen be]]iitzt. Derselbe befindet sich auf dem Fussbod'e'n u]]d wird mit dem Fusse getreten. Dutch 5 maliges Treten des Ballons wird in der Flasehe ein Druek vo]] 150 Mm. Hff (2/lo Atn~.) hervorffebracht nnd kann der Druck bis zu 360 Mm. Hg ffesteiffert werden, indem, w~thrend der Ballon getreten wird~ der Quetsehhahn des zur Flasehe fiihrenden Sehlauehes voriibergehend ge~iffnet wird. Um einen co]]stanten

5) Whhrend die neueren Com pressionsapparate aberhaulot nicht nait Manometer versehen sind~ batten die ~lteren sog. Compressionsmanometer, die eine genaue Drackmessung nicht gestatten. D.V.

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4 I. HARTMAEN

Luftstrom zu erzielen, werden die Quetschh~hne abgenommen. Lasse ieh die Lnft durch einen Kautschukkatheter kleinsten Kalibers frei ausstri~men, so geschieht dies beim Treten des BalIons in m~ssig rasehem Tempo unter einem Drueke yon 150 Mm. Hg. Wir~l dem Ausstr~men ein ga'Ssserer Widerstand entgegengesetzt, so steigt der Druck entspreehend und l~sst sieh beliebig reguliren durch schnelleres oder langsameres Treten des Ballons. Der Manometerstand sehwankt dabei nur um einige Millimeter. Beim verbesserten Doppelballon yon L u ca e strOmt die Luft yon dem obigen Katheter unter einem Drueke yon 1/lO Atm. aus, steigt bei einem grSsseren Widerstande sofort sehr betrgchtlieh und ist der Druck nicht constant, sondern es schwankt das Manometer u~m mehrere Centimeter, da der Windkessel zu klein ist. Bei der Anwendung des Doppelballons ist demnaeh die zur Wirkung kommende Druekst~rke stark wechselnd und. llisst sieh nur schwer beurtheilen.

Durch das grosse Volumen des Luftreservoirs meines Appa- rates sinkt der Druck beim plStzliehen Ausstr~men nieht so rasch als bei anderen Apparaten. Ein Hauptvorzug, den der Apparat hat, ist der, dass wir ohne Mtihe dureh Treten des Ballons den Apparat raseh ftillen kSnnen, dass wir also keinen Gehitfen brauchen, um ihn in Thatigkeit zu setzen.

Der Gummiballon ist mit zwei Ventilen versehen, die ~usserst einfach eonstruirt sind. Ein absolut luftdichtes Schliessen der- selben ist nicht erforderlieh, da das RtickstrSmen der Luft aus der geftillten Flasche nach dem Ballon dureh einen Quetsehhahn gehindert ist. Die geftillte, dutch Quetschh~hne abgesehlossene Flasche li~sst keine Luft entweiehen.

GegenttSer der Anwendung des gew~hnliehen Gummibatlons hat tier Compressionsapparat den grossen Vorzug~ dass gleieh- zeitig das Trommelfel] inspicirt werden kann, indem mit der einen Hand der Quetschhahn ge~ffnet, mit der anderen Ohr- muschel und Speculum fixirt und mit dem Stirnbindenreflector das Trommelfell beobachtet wird, w~hrend der Untersuchte den Schlingakt ausftLhrt oder wahrend die Luft dutch den Katheter in die Tuben einstri3mt.

Um verdtinnte Luft im Apparate herzustellen zur Aspiration des Trommelfells im ~usseren GehSrgange wird der Gummi- sehlauch auf das entgegengesetzte Ende des Ballons aufgesetzt und dann getreten. Es l~st sieh auf diese Weise eine Luftver- dtinnung yon 30--40 Mm. Hg herstellen~ welehe derjenigen ent-

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spricht, welche wir aueh mlt dem gew~hnlichen Ballon er- zielen. 1)

Der Dampfapparat besteht aus einer gew~hnliehen Spiritns- lampe, fiber der an einem Gestell ein mit Wasser geftilltes Glas angebraeht ist, das mit einem Korkst~psel abgesehlossen ist. Vermittelst einer in den KorkstSpsel eingefiigten GlasrShre fiihrt ein Gummischlaueh zur Ftasche. Die durch den einstr~menden Dampf hervorgebrachte Temperaturerh~hung ist am Thermometer ersiehtlich.

Der Apparat als Gauzes ist so einfaeh und dauerhaft, dass hSehstens einmal ein Gummisehlauch oder ein St~psel neu ersetzt zu werden braueht.

Was dig Verwerthung des Apparates in diagnostischer Be- ziehung betrifft, so veffahre ieh nach folgender Methode:

1. Es wird bestimmt, welehe Druekst~rke erforderlieh ist, um beim Po l i t ze r ' s ehen Verfahren, d. h. w~hrend des Sehling- aktes den Eintritt yon Luft in die PaukenhShle zu erzielen.

2. Welche Druekst~irke erforderlieh ist, um dureh den Ka- theter Luft in die Paukenh~hle eintreten zu lassen.

3. Die zum Gelingen des Va l sa lva ' s ehen Versuches in der Ruhestellung der Tubenmuseulatur erforderliehe Druekst~rke.

Wahrend, wie ieh sehon erwahnt habe~ dureh die ErSffnung der Tube beim Sehlingakte die Lull w~hrend dessetben in der Norm bei einem minimalen Drueke in die Paukenh~hle eintritt, ist bei Sehwellungszust~nden der Tube der Luftdurchtritt er- :schwert oder gelingt derselbe bei den anwendbaren Druckstarken ~berhaupt nieht. Um zu bestinnnen~ bei welchem Luftdruek der Lufteintritt in die PaukenhShle stattfindet~ pflege ieh mit nieddgen Druekst~rken anzufangen und allm~hlieh zu h~heren iiberzugehen~ his der Eintritt erfolgt. Denselben eonstatire ich in der Regel dutch die Beobachtung der VorwSlbung des Trommelfells, aus- nahmsweise auseultatoriseh oder durch die eigene Empfindung des Untersuchten. Fttr gewShnlich wende ich in maximo nur eine Druekstgrke yon 150--200 Mm. Hg an, da bei hSheren Druckstarken der Gaumenabschluss tiberwunden und Luft in Lungen und Magen tritt, was zu unangenehmen Sensationen Ver- anlassung gibt. Um dies zu verhtiten wird tier Quetsehhahn nur

1) Um starl~ere Luf~verdannungen zu erzielen, mi;lssen Batlons mit dickeren Wandungen angewandt werden und bena~ze ich hierzu einea kleinen Handballon mit Doppelventil, womit ich bis 70 Mm. Hg herstellen kann.

D.V.

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6 I. HARTMA~N

vortibergehend geSffnet. Ieh versuehte die in der h'asenhShIe selbst zu Stande kommende Druekstiirke zu messen, indem ich eine Olive mit dem Apparate, die andere mit einem Manometer in Verbindung braehte, erhielt aber durch die Stosswirkung so versehiedene, die angewandte Druekstih'ke tibersteigende Resultate, dass ich davon abstand dieselben zu bestimmen, da die am Mano- meter gemessene Stosswirkung dem in der lqase hervorgerufbnen und vollends dem in der Tuba und in der PaukenhShle zu Stande kommenden Druck durehaus nicht entsprieht. Wi~hrend im Mano- meter der Luftstrom dureh den Gummisehlaueh and die gIatte Glasrt~hre senkrecht auf die teieht bewegliche Queeksilbersiinle aufst~isst, wird in der Ease die eomprimirte Luft durch die winklig vom Nasenraehenraum abgehende, enge Tube in die Pauken- htihle eingetrieben. Manometrlseh kiinnen wir uns bei gleicher aufgewandter Kraft die versehiedensten dureh Stosswirkung er- zeugten Druckstiirken verschaffen~ je nachdem wit zum Mano- meter eine Glasrtihre yon engem oder weitem Lumen verwenden. Keinesfalls sind wit berechtigt, naeh einer an einem beliebigen Manometer gemessenen Stosswirkung einen Sehluss zu ziehen auf den Druck~ der in der Tube zu S¢ande kommt. Da die bei Apparaten mit besonderer Stosskraft in der Tube hervorgerufene Druekstiirke unbereehenbar ist und naeh individuellen Verh~lt- nissen bedeutend sehwanken muss, ziehe ieh vo5 Compressions- apparate mit miiglichst geringer Stosskraft zu bentitzen, t) Nur die im Compressionsapparate erzeugte bestimmte Druckst~trke kann uns als Basis fttr eine genaue Messung und eine genaue Untersuehung dienen. Als maxim,ale Druckst~trke gentigt bei den Compressionspumpeu eine solche yon 1/~ Arm, eine Druckst~rke, die sich aneh in dem einfaehen und dem vo'n L u e a e bentitzten doppelten Ballon herstell6n litsst. Ich babe bereits (1. c.) darauf aufmerksam gemaeht~ dass yon wesentliehem Einfluss auf die in der NasenhShle zu erzielende Druckstarke das Volnmen der Lnft ist, die aus dem Compressionsapparat ausge~rieben wird. Bci Compressionspumpen ist dasselbe sehr betraehtlieh, bei den Ballons klein, dureh die Gr(isse des Ballons genau bestimmt.

Statt des Sehlingaktes die Phonation zu bentitzen, beruht auf der, wie sieh aus meinen Druekbestimmungen ergibt, un-

1) Iqebenbei ra~chte ich bemerken, dass ich mit dem einfachen Ballon am Luc~e ' s chen Manometer eiae Stosswirkung yon 0,8 Atm. erziele, also 0,2 Arm. mehr als L u c a e nait seinem doploeltea Ballon zu erzielen im Stande ist. D . V .

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richtigen Voraussetzung, dass die Tube sich beim Schlingakte verengere. Bei der Phonation werden je nach den einzelnen Buchstaben oder Woleen die Tubenmuskeln in verschiedenem Grade in Th~tigkeit gesetzt und finder auch die Erweiterung der Tuben dem entsprechend je nach der Intensit~t und dem Charakter der Intonation in tier verschiedensten Weise start. Die Druckstarken, die w~hrend der Phonation erfordeflich sind, variiren zwischen dem zum V a 1 s a 1 v a'schen Versuche' und zum P o 1 i t z e r'schen Verfahren erfordeflichen Drucke ; doeh muss ieh bemerken, dass sieh pathologiseh aueh Falle finden, bei denen beim V als al v a'schen Versuehe der Luftdurchtritt leiehter ge- lingt, als beim Schlingakte und gibt es deshalb aueh Falte, wo die Luft bei der Phonation Ieichter eintritt, als beim Schlingakte bei Anwendung desselben Druckes.

Die Druekstarke, die bei Anwendung des Katheters effor- derlieh ist, um den Lufteintritt in die PankenhShle gelingen zu lassen, l~s t sieh ebenfalls mit Hiilfe meines Apparates genau bestimmen. Dieselbe ist geringer als beim V a l s a l v a ' s e h e n Versuche. Wahrend ich z. B. zum V al s al v a'schen Versuehe einen Druck yon 60 Nlm. brauehe, tritt dutch den Katheter schon bei 30 Mm. Luft ein. Noch geringer braueht der Druek zu sein~ wenn es gelingt, den Katheter sehr fief einzusehieben. Ausser- dem ist yon Einfluss das Kaliber des Katheters. Ferner ist yon Wiehtigkeit, zu eonstatiren, welcher' Druekunterschied besteht bei der Lufteintreibung dureh den Katheter in der Ruhestellnng der Tubenmuseulatur und wahrend des Sehlingaktes (in letzterem Falle brauehe ich blos einen Druck yon 10 Mm.).

Beim V a l s a t v a ' s e h e n Versuehe wird die erforderliche Druekst~rke bestimmt, indem die Nasenh~hle vermlttelst eines Gummisch!auehes mit einem Schenkel des Manometers in Ver- bindung gebraeht wird. Steigel~ wir langsam unsern Exspira- tionsdruek in mSglichster Ruhestellung der Tubengaumenmuscu- latur, so k~nnen wir am Manometer ablesen, bei welchem Drueke der Lufteintritt in die Paukenh~hle gelingt. Aus einer Ersehwe- rung des Luftdurchtrittes beim V a 1 s a 1 v a'sehen Versuehe kSnnen wir nut den Sehluss auf eine Sehwellung der Tuben resp. ihres Ostiums, nieht aber aui eine Funetionsst~rung d. h. Behinderung der PaukenhShlenventUation maehen. Bei einem NormathSrenden z. B., den ieh in der Reeonvalescenz yon einem aeuten Sehnupfen untersuehte, war beim V a l s a l v a ' s c h e n Versuche links eine Druckst~rke yon 90 Mm., reehts yon 120 Mm. Hg erforderlieh~

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$ I. HARTMANN

w~hrend beim P o 1 i t z e r'sehen Verfahren schon bet 20 Mm. der Lufteintritt in die PaukenhShle beiderseits erzlelt wurde.

Dutch diese Untersuehung bekommen wir bestimmte Anhalts- punkte fiir den Sitz ether Tnbenverengerung und ftir den Grad der Funetionsbehinderung, indem wit die zum Po l i t ze r ' s ehen Verfahren ~ zum Katheterismus und zum V al s a I v a'sehen Ver- suehe erforderliehen Dmcksti~rken vergleichen. Ist beim P o- 1 i t z e r'sehen Verfahren und beim V a 1 s a I v a'sehen Versueh ein hoher Druek erforderlich und striimt dis Lnft dureh den Katheter fret ein, so kiinnen wit den Sehluss ziehen~ dass die Tubenver- engerung ihren Sitz am Pharyngealostium hat. Als Beispiel hier- ftir m~gen zwei F~lle aus meiner Praxis dienen.

Bet einem Patienten mit Tubenverschwellung nach acutem Schnupfen, mit sehr hochgmdiger SchwerhSrigkeit, gelang der Lufteintdtt helm V al s a 1 v a'sehen Versuche (beim Maximaldruek yon 100 Mm. tiff) nicht~ beim Po l i t ze r ' s chen Verf~hren war links eine Druckstlirke yon 160, reehts eine solche yon 190 Mm. t tg erforderlieh. Nach Einftihrung des Katheters gelang die Lufteintreibung sehon bet weniger als 20 Mm.

Von besonderem Interesse war ftir mieh ein zweiter Patient mit ehroniseher Sehwellung des Pharyngealostiums, da ieh bet demselben mit ttttlfe meiner Untersuehungsmethode therapeuti- schen Erfolg erzielte, naehdem ich ihn frtiher l~ngere Zeit ver- gebens behandelt hatte.

Jehl% Wilhelm~ 13 Jahre alt~ yon schwi~chtieher Constitution, aniimisch~ mit hliufig wiederkehrenden Katarrhen behaftet, kam zum t. Male in meine Behandlung am 12. Mat 1876. Das GehSrleiden war aufgetreten naeh ether 4 Jahre zuvor tiberstandenen Masern- krankheit und begann mit miissigem Ohrenreissen und Ohrensausen~ welch letzteres bet Beginn der Behandlung in geringerem Grade als friiher bestand. Die Schwerhiirigkeit war raseh hochgradig geworden und seitdem anniihernd dieselbe geblieben. Bet der Untersuchung zeigen sich die Trommelfelle beiderseits gleiehmiissig getrtibt~ yon mattgli~nzender Oberflliche~ eingezogen~ Lichtkegel fehlend. An tier hinteren Raehenwand granuRiser Raehenkatarrh ohne Hyper~imie~ m~ssige Schleimseeretion, nur Morgens ist Patient geniithigt~ sigh iifters zu ri~usperm Hi~rweite fiir taute Spraehe links 3/4 Mote 5 rechts 2 Meter~ Uhr wird links beira Anlegen ans Ohr~ rechts nicht vernommen~ yore Warzenfortsatz und yon der Sehliife nicht. Die Stimmgabel yon der Mittetlinie wird rechts deutticher gehSrt als links. Beim P o litzer'schen Verfahren tritt Luft ein~ ebenso beim Kathe- terisiren mit trockenem knsehlageger!iuseh~ bisweilen mit Sc]fleim- rasseln Yermiseht. I~aeh zweimonatlicher Behandlung mit Luftdouche~

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Dampfinhalationen und Einspritzungen dutch die Tuben kam ieh nur so welt, ftir laute Sprache das It~irvermSgen beiderseits anf 3 Meter herzustellen~ so dass ich annahm, dass die Tubenschwellung bereits zu solchen Veranderungen in der Paukenh~ihle Veranlassung gegeben hab% dass keine weitere Besserung zu erzielen sei und Patient blieb~ als er sah~ dass die Besserung keine weiteren Fortsehritte maeht% aus der Behandlung fort. Nach Jahresfrist fand er sich wieder ein~ der Befimd war derselbe wie frtiher~ nur war die Einziehung des Trommelfells starker ausgesproehen und die Schwerh~irigkeit so hoeh- gradig geworden~ dass Patient laute Worte nur in 1/4 )[eter Ent- fernung naehsprechen konnte. Bei der Untersuehung nach meiner Methode erfolgte beim V a 1 s a t v a'schen Versuelle noeh kein Luft- eintlqtt bei 130 Mm. Itg~ beim P o l i t z er'sehen Verfahren war links eine Druekstarke erforderlich yon S0~ rechts yon 100 ]~Im, wahrend durch den Katheter sehon bei 10 Mm. die Luft frei einstr~imte. Es war mir demnach sieher gestellt~ dass eine betrachtliehe Tuben- schweliung am Pharyngealostium vorhanden war nnd suchte ich reich vor Atlem dureh die Rhinoskopie yon den vorhandenen Ver- ~nderungen ira 5~asenraeh.enraum zu tiberzeugen. Da jedoch der Raum zwischen Gaumeub~gen, weiehem Ganmeu und hinterer Rachen- wand bedeutend eingeengt war, kam ieh mit der rhinoskopisehen Untersuehung erst zum Ziele, nachdem ieh die massig gesehwollenen Mandeln galvanokaustiseh verkleiuert hatte. Ieh entdeekte nun am Raeheudaehe eine grtissere 5[enge adenoide Wueherungen, die ieh mit meinem Sehlingensehntirer ~) efitfernte. Ausserdem wurde alas Pharyngealostium dureh den Katheter mit Arg. nitr. in Substanz touchirt. Die H(irweite~ die ieh erzielte, war nun s% dass Patient auf beiden Seiten Fliisterspraehe in 4 Meter Entfernung hSrte~ ein Htirverm~igen~ wie er es seit dem Auftreteu seiner Krankheit, also seit 5 Jahren nieht besesseu hatte.

I n d i a g n o s t i s c h e r B e z i e h u n g h a l t e i c h d e m n a e h C o m p r e s s i o n s a p p a r a t e , die mit einem guten Manometer versehen sind, f t t r u n e n t b e h r l i c h , da wir nnr dureh sie in den Stand gesetzt sind, uns ein genaues Bild yon dem Zustande and der Function,der Tuben zu m~hen . Ich kann reich deshalb dem yon M a g n u s , V o l t o l i n i u. A. gef~llten Verdammungs- nrtheile tiber Luftpumpen nicht anschliessen.

In therapeutiseher Beziehung wende ich meinen Apparat an zum P o l i t z e r ' s e h e n Verfabren, um w~hrend des Schling- aktes Luft in die PaukenhShlen einzutreiben/jedoch nur in den Fitllen, wo es mir wichtig er~cheint den angewandten Druck genau zu -bestimmen. Bci der aeuten Mittelohrentzttndung z. B , w o e s sieh darum handelt anfs Vorsichtigste zu Werke zu gehen,

1) Ueber Polypenschniirer und ihre Anwendung im Ohre etc. Yon Dr. A. I ta r tmann. Deutsche reed. Wochenschr. 1S77. Iqr. 26.

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10 L HARTMAiNN, Ueber eine neue Untersuchungsmethode d. Geh6rorgans.

is~ das P o l i t z er'sche Verfahren mit geringen Druckstarken die mildeste Form der Luftdouehe und gelingt es bisweilen, wenn die Tuben yore Katarrh nicht mitergriffen sind, sehon bei sehr klei- nen Drucksti~rken den Luftdurchtritt zu bewirken. Ferner nehme ich in den Fallen, w o e s nieht gelingt, einen e[hebliehen Druek mit dem Po l i t ze r ' s ehen Ballon zu erzielen 7 bei sehr volumi- n(fser NasenhShle, Nasenrachenraum ~md NebenhShlen die Zu- flucht zu meinem Apparate, um dig gewtinsehte Druekstih'ke zu erzielen. Sonst bentitze ieh der Einfaehheit halber den P o- l i tzer ' sehen Ballon ~)~ der sich nach meinem Dafiirhalten dureh seine Handlichkeit, Einfachheit und Dauerhaftigkeit vor den anderen Apparaten, besonders auch vor den modificirten P o- I i tz er 'sehen Ballons anszeichnet.

Zum Katheterismus benutze ich meinen Apparat ebenfalls nu5 wenn es sieh datum handelt~ einen genau bestimmten Druek anzuwenden oder um eine htihere Druckstarke~ als mit gew~ihn- lichen Ballons hervorgebracht werden kann, zu erzielen. In solchen F~llen erscheint mi 5 sowohl zur huftdouehe~ als zu Ein- sprltzungen der gewShnliche Ballon vollst~ndig gentigend.

In vielen Fallen brachte ich den constanten Luftstrom zur Anwendung (~/~o--3/to Atm.), ohne jedoeh behanpten zu kSnnen, damit bessere Erfolge erzielt zu haben als mit der gewShnliehen Luftdouehe. Erst eine li~ngere, vergleichende Beobaehtung wird dartiber entseheiden k~innen, wetehe der beiden Anwendungs- weisen des Luftdruckes yon gtinstigerem Einflusse ist auf die ein- zelnen Erkrankungen des Ohres. Den const~nten Strom mit Wasserdampfen (mit einem Druek yon 150~200 Mm. Hg bei 55--600 C.) habe ieh dagegen in mehreren Fallen mit gutem Eriblge angewandt, naehdem ich mit der einfaehen Luftdouehe keine Besserung erzielt h~tte.

1) D~ bei hiesigen Instrumentenh~ndlern die verschiedensten Gummi- artikel ~ls Politzer'sche B~llons verkauft werden, habe ich bei 5[iersch, ]?riedrichsstr. 66, solche n~ch einem Wiener i~Iuster anfertigen l~ssen. D.V.