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227. Peter Qrieaa: Uebei einige Abkommlinge der Uramido- dracylsaure. (Eingcgangen am 28. October; verl. in dcr Sitzung von IIrn. Wichelhaus.) In einer friiheren Mittheilung") habe ich gczeigt, dass die Ura- niidoberizoesiiure, wenu niaii sie in kalte, voii sulpctriger SBure be- freite, rauchende Salpetersaort: einti.iigt, in drei isornerr Dinitro-iiraniido- berieoesauren von der Formel C, 11, (NO,), N, 0, iibergefiihrt w i d . Verschieden von der L:ramidot)enzoesiiure verhilt sich in dicser He- ziehung die Uramidodracylsiiure, inderii sie bei glcicher 13eharidlung mit starker Salpetersiiure nur eine Dinitrosiiure liefert. Diese letztere - wrlcher natiirlich e1)erifalls die Pormcl C, H, (NO,), N, 0, ziikommt und welchc ich Dinitrouramidodracylshure ~ieiirie - bildet kleine, weissgelbe , undeutliche HIBttchcn oder Prismen, welche in kaltem Wasser fast iiriloslich sind und auch von kaltem Alkohol und Aether nur schwer aufgenomrnen werden. In chemischer Beziehung migt sie die griisste Uebereinstirnmurig init den drei ihr isomcmm Dinitro- nramidat)enzocsiiicirrn, urbd t)esonders sirid aiich ihre Zersetzungen den- jeuigen der letztern Slureri gariz analog. Iri der gegctnwcirtigen Mit- theilung bescliranke ich mich darauf, diejcnigc Zersetzurig, welche sie durch siedendes Wasser erleidet, kurz zu t)eschreiben. KitroaniidodracylsBure C, 11, (NO,) (KI-T,) 0,. Erhitzt inan die Diriitro-ura~nidodracylsiurr , in Wasser vertheilt, beiliiufig eine halbe Stunde lang zum Kochon, so wird sir uritcr Gas- entwicklung vollstandig in Sitroamidodriicv1slui.e iibergcfiihrt, nacb folgender Gleichung: Diuitrouratnido- Kitronniido- Kohlen- Stick- dracylsiiure. dracylsiiure. saure. oxydul. Die Nitroarnidodracylsaure krystallisirt in kleinen, intensiv gelberi Nadeln, welcho selbst in kocbendem LVasser nur sehr schwer liislich sind, von kochendem Alkohol aber vie1 leicliter aufgenommen werden. Ihr Hariumsalz ist im lulttrockenen Zustande nac'ti der Formel (C, (NH,) (NO2) 0,:) 2Ra + 5 H, 0 zusanimengesetet. Es ist schwer loslich in heisscm Wasser und scheidet sich beim Erkaltcn der heissgesiittigten wjissrigen IAsung fast vollstiindig wieder aus, in rothgelben Kadeln oder 1318ttcheii, oder aueh iri kleincn Warzen. Ilir Silbersalz wird ala ein gelber schleiriiiger IVic~dcr,sclilag elhalten, werin man die Liisurig der Siiure in Anlmoniak rriit salpetersaurem Silber vermischt. Die Xitroarnidodracylsaiire ist die vierte Siiure von der *) Journal fdr pmkt. Chemio V, 227. Birlohta d. D. Chon. GeaeUschaft. Jahrg. V. 59

Ueber einige Abkömmlinge der Uramidodracylsäure

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Page 1: Ueber einige Abkömmlinge der Uramidodracylsäure

227. P e t e r Qrieaa: Uebei einige Abkommlinge der Uramido- dracylsaure.

(Eingcgangen am 28. October; verl. in dcr Sitzung von IIrn. W i c h e l h a u s . )

In einer friiheren Mittheilung") habe ich gczeigt, dass die Ura- niidoberizoesiiure, wenu niaii sie in kalte, voii sulpctriger SBure be- freite, rauchende Salpetersaort: einti.iigt, in drei isornerr Dinitro-iiraniido- berieoesauren von de r Formel C, 11, (NO,), N, 0, iibergefiihrt w i d . Verschieden von der L:ramidot)enzoesiiure verhi l t sich in dicser He- ziehung die Uramidodracylsiiure, inderii sie bei glcicher 13eharidlung mit s tarker Salpetersiiure nur eine Dinitrosiiure liefert. Diese letztere - wrlcher natiirlich e1)erifalls die Pormcl C, H, (NO,), N, 0, ziikommt und welchc ich Dinitrouramidodracylshure ~ieiirie - bildet kleine, weissgelbe , undeutliche HIBttchcn oder Prismen, welche in kaltem Wasser fast iiriloslich sind und auch von kaltem Alkohol und Aether nur schwer aufgenomrnen werden. I n chemischer Beziehung mig t sie die griisste Uebereinstirnmurig init den drei ihr isomcmm Dinitro- nramidat)enzocsiiicirrn, urbd t)esonders sirid aiich ihre Zersetzungen den- jeuigen der letztern Slureri gariz analog. Iri der gegctnwcirtigen Mit - theilung bescliranke ich mich darauf, diejcnigc Zersetzurig, welche sie durch siedendes Wasser erleidet, kurz zu t)eschreiben.

K i t r o a n i i d o d r a c y l s B u r e C, 11, (NO,) (KI-T,) 0,.

Erhitzt inan die Diriitro-ura~nidodracylsiurr , in Wasser vertheilt, beiliiufig eine halbe Stunde lang zum Kochon, so wird sir uritcr Gas- entwicklung vollstandig in Sitroamidodriicv1slui.e iibergcfiihrt, nacb folgender Gleichung:

Diuitrouratnido- Kitronniido- Kohlen- Stick- dracylsiiure. dracylsiiure. saure. oxydul.

Die Nitroarnidodracylsaure krystallisirt in kleinen, intensiv gelberi Nadeln, welcho selbst in kocbendem LVasser nur sehr schwer liislich sind, von kochendem Alkohol abe r vie1 leicliter aufgenommen werden. Ih r Hariumsalz ist im lulttrockenen Zustande nac'ti der Formel (C, ( N H , ) (NO2) 0,:) 2Ra + 5 H, 0 zusanimengesetet. Es ist schwer loslich in heisscm Wasser und scheidet sich beim Erkaltcn der heissgesiittigten wjissrigen IAsung fast vollstiindig wieder aus, in rothgelben Kadeln oder 1318ttcheii, oder aueh i r i kleincn Warzen. Ilir Silbersalz wird ala ein gelber schleiriiiger IVic~dcr,sclilag elhalten, werin man die Liisurig der Siiure in Anlmoniak rr i i t salpetersaurem Silber vermischt. D ie Xitroarnidodracylsaiire ist die vierte Siiure von der

*) Journal fdr pmkt . Chemio V, 227. Birlohta d. D. Chon. GeaeUschaft. Jahrg. V. 59

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Zusamrnensctzung C, H4 (X 0,) (NET,) 0, *), sie ist namlich ieomer mit den drei Sauren, welche icli friiher als a, und y Nitroamidobenzoe- eiiure beschrieben habe. Dass sie abrr mit kriner der letztern iden- tisch ist, davon lithe ich rnich durch den angensclieinlichen Verglrich aller dieser Sluren, sowie auch cntsprechender Salze derselben, aufs Vollkommenste iiberzeugt.

E i n w i r k u n g v o n % i n n u n d S a l z s l u r e a u f N i t r o a m i d o - d r a c y 1 s Bu r e.

Werden a, und y h’itroamidobenzoeslure rnit Zinn und Salzsgure behandelt , so werden dieselben nach meinen friiberen Angaben in drei entsprechende Diamidobenzoesaureri umgewandelt. Auch die Nitroarnidodracylsaure erleidct duwh Zinn und Salzsiiiire dieselbe He- duction ; auffallender Weise aber ist die debei entstehende Diamido- siiure mit keiner der eben erwahriten drei Diair~idober~zoeshirrrl isomer, sondern sie ist vielmehr identisch mit einer derselben und zwar niit derjenigen, welche aus f l Dinitro-uramidobenzoes~~ure entsteht, und welche ich ale $ Diamidobenzoesaure bezeichriet habe. Beide Dianiidosauren echmelzeri (unter Zersetzung) ganz genau bei dersel- ben Temperatur (210O) urid zeigeii auch in allen iibrigen Beziehungen die vollkommenste Ue1)ereinstimmung. Natijrlich ist es von selbst veratlindlich , dass auch die BUS Kitroamidodracylsau~e erhaltene Di- amidosaure bei trockener Destillation das bei 990 schrnclzende Phe- nylendiamin liefert.

Oxy n i t r o d r a c y l s h u r e u n d $ O x y n i t r o b e n z o e s ” a u r e .

I n seiiier sclior~en Abhandlung iiber die l’aradinitroamidobenzoe- elure (Chrysariifisaure)”) lint. S a l k o w s k i gezeigt, dsss dieee S l u r e heirn Koclien rnit Kalilauge ihrc Amidogruppe gegeii die Hydroxyl- gruppc austauscht. Ich habe diese Reaction auch bei der Nitroaniido- dracylsiiure und /3 h’itroamidobenzocslure versucht und gefunden, dues eie hier in ganz gleicher Weise verlluft, narnlich nach folgender Gleichung: C, H4 (NO,) (NH,) 0, + Ha 0 = C , €14 (NO,) (HO) 0, + NH,)

Uebrigens eind die aus diesen beiden Nitroarnidosauren en tstehen- den h’itro-oxysiuren keineawegs identisch, wie man wohl nach den Mittheilungen im vorigen Abschnitte dieser Notiz hiitte erwarten k6n-

*) Es ist liier tibrigens zn bernerken, (lass nach neulichen Mittheilungen von S a l k o w s k i (Diese Bcr. Kr. 14 , 1872), norh cine 5 . Silure von derkelben Forniel existirt, welche entsteht, wenn man Aniinoniak auf Xitraniesiiure bei 1600 einwir- ken liisst. Leider hat S a l k o w s k i i lbcr die Eigrnwliaften diesor Siture noch keine Angaben geinacht; vielleicht jedoch ist dieselbe identisch niit der bier beschriebenen Nitroamidodracylxllure.

**) Ann. Ch. u. Ph. Rd. 168, S. 6 1 .

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nen, sondern sic sind n u r isomer. A u s l'olgenden Angaben ist deren Verschiedcnheit hinreichend ersichtlich.

Die Oxynitrodracylsiiure krystallisirt in weissgelbcn Sadeln, welche schwer in heissem Wasser liislich sind uiid d;ir:ius bcim Erkalten fast vol ls thdig wieder auskrystallisiren. Ihr Sclimr.lzpunkt liegt bei 185O.

OxynitroberizaeRtiiire bildet gelbe, lange, vier- odsr sechs- seitige Bliittchen, weldic: i u heissem Wasser noch schwcrer liislich zu scin scheinen a1s die rorige Siiarc, rind welche bei 230" schmelzen. Besonders charakteristisch ist das Hariumsalz dieser Saure. Versetzt m a n ihre heissc amoniakalische Liisiing rnit CLlorbariiini so erhiilt man dasselbe i n gelbrothcn, priictitig glanzeadcn, im Wasser fast unliislichen

Schliesslich verdieiit noch bemcirkt zu werden, dass bereits schon zwei Sluren v o i i derselben Zusarnmensctzung wie die der eben be- schriebcnen h'itrooxybenzoes~~urcn bekaniit sind , namlich die Kitro- salicylslure und die von G e r 1 a rid eutdwkte Oxynitroberizoestiure "). Mit kcincr der l(:tztereii abrr ist iigcnd eine &:r ~ieuen Oxynitrosiiuren ideiitisch. Ich gedenke iri eirier folgeuden Mittheilung noch einige andere mit diesen isomere Siiuren zu beschreiberi.

Die

~ ~ i i t t c ~ i e n von dcr Formel C, 11, (N 0,) (HO) 0,, B; + H, 0.

228. H. Banmhaner: Ueber die Strnktur isomorpher Krystalle. (k;ingegangen am 23. Oct. : verl. in der Sitzuog voii ITrn. Wichelhaus.)

Wenn ich im Folgenden einige Bemrrkungeii iiber einen strerig genomnicn rnineralogischen Gcgeristand vorlege, so thue ich dies in der Ueberzeugung, dass Mineralogie nnd Chernie oinander in metir Punkten irinig bcriihren, als man gcwiihnlich anzunehmen geneigt ist. Seitdern man sich eifrig bestrebt , cine Atonimechanik auszubilden, welche die Annahrne bestimmter riiuniliclier Lagerung der Atorne im Molekiil nicht entbehrcn kann, seitdeni ist man auch berechtigt, nach dcr Gestalt der Molekiile zu fragen, also :tuclr nach der Gestalt dcr Bausteine, wenn ich so sagen darf, - nus welchen die krystalli- sirten Kiirpcr, mit deren Form sich die Mineralogie beschaftigt, auf- gebaut sind. Es ist allordings riocti fraglich, ob es s o l d d gelingen wird. die Gestalt der e i n e e l n e n Molekiile zu ermitteln, allein so vie1 ist gewiss, dass wir hoflcn durfen, i i h r die Form der M o l e k i i l c o m - p l e x c , die wir als die engeren Bestandtheile der Krystalle, als die Rrystallmolekule betrachten kiinnen, mehr iind niehr einen genaueren Aufschluss zii gcwinrien.

Allgenieine Betractitungen iiber die Art und Form dieser Krystall-

') Ann. Ch. u. Ph. 91.