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417 die gegen die scbmaleren Fllchen des Prismas gerichtet sind. Mehrere Messungen der grofseren Kanten des Pris- mas schwanken zwischen 133' 36' und 132' 19'. VIII. Ueber einige Proctucte der trocknen De- stihtion; oon H. Hefs ZLL St. Petenburg. (Au, den i?Ithoires de C'Acadernie Imp. de Sciences de St. Peters- bour,o, YZme SLrie T. III Mitgetheilt vom Verfasser.) I. SteinGI (Napllta) Es wird jedein Chemiker bekannt seyn, wie sehr es den Angaben der Schriftsteller iiber Steiniil an Bestilnmtheit nbgeht. Ein eigentbumlicher Geruch und das Vermagen den krgftigsteu chemischeu Bgenzien zu miderstehen, charakte- risiren diesel] Sloff ganz besonders. Die vorziiglichste Untersuchung, die wir iiber Steiniil besitzen, verdauken wir Th. de Sauss,ure ). Sie ist auch in die meisten Lehrbucher ubergegangen. S a us s u re giebt den Koch- punkt der gereinigten Naphta auf SOo C. an. Nach ihm haben einige andere Chemiker versuclit das Stein61 in verscbiedeue Bestandtheile zu zerlegen. U n v e r d o r b e n zerlegte es durch Destillation in verschie- dene Oele, wovon das erste bei 95O siedete, ein ande- res bei 112O+, ein anderes bei 313O. Keine von diesen Fliissigkeiten batte aber einen bestandigen Kocbpunkt. Dasselbe bestatigtcn auch die HH. Sell und Blan- chett *). Sie erhieltcn bei der Destillation von persi- 1 ) Biblioth. unioers. Vol. Zv p. 116 et Yol. F'Z p. 115, und Ann. de chim. rt de phys. T. ZY p. 314 et T. FrZ p. 308. 2) Ann. der Pharm. T. YIP. 259, und Poggend. Ann. BJ. XXlx S. 149. l'oggendorff's Ann& Bd. XXXVI. 27

Ueber einige Producte der trocknen Destillation

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die gegen die scbmaleren Fllchen des Prismas gerichtet sind. Mehrere Messungen der grofseren Kanten des Pris- mas schwanken zwischen 133' 36' und 132' 19'.

VIII. Ueber einige Proctucte der trocknen De- s t ih t ion; oon H. H e f s ZLL St. Petenburg.

(Au, den i?Ithoires de C'Acadernie Imp. de Sciences de St. Peters- bour,o, YZme SLrie T. III Mitgetheilt vom Verfasser.)

I . S t e i n G I ( N a p l l t a )

Es wird jedein Chemiker bekannt seyn, wie sehr es den Angaben der Schriftsteller iiber Steiniil an Bestilnmtheit nbgeht.

Ein eigentbumlicher Geruch und das Vermagen den krgftigsteu chemischeu Bgenzien zu miderstehen, charakte- risiren diesel] Sloff ganz besonders. Die vorziiglichste Untersuchung, die wir iiber Steiniil besitzen, verdauken wir Th. d e Sauss ,ure ). Sie ist auch in die meisten Lehrbucher ubergegangen. S a u s s u r e giebt den Koch- punkt der gereinigten Naphta auf SOo C. an.

Nach ihm haben einige andere Chemiker versuclit das Stein61 in verscbiedeue Bestandtheile zu zerlegen. U n v e r d o r b e n zerlegte es durch Destillation in verschie- dene Oele, wovon das erste bei 9 5 O siedete, ein ande- res bei 112O+, ein anderes bei 313O. Keine von diesen Fliissigkeiten batte aber einen bestandigen Kocbpunkt. Dasselbe bestatigtcn auch die HH. S e l l und B l a n - c h e t t *). Sie erhieltcn bei der Destillation von persi-

1 ) Biblioth. unioers. Vol. Zv p . 116 et Yol . F'Z p . 115, und Ann. de chim. rt de phys. T. ZY p. 314 et T. FrZ p . 308.

2 ) Ann. der Pharm. T. Y I P . 259, und P o g g e n d . Ann. BJ. XXlx S. 149.

l'oggendorff's Ann& Bd. XXXVI. 27

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scliem Stein61 erst einc leiclite farblose Fliinsigkeit von nngenehlncn Geruch, spec. Gewicht 0,749, bei 1 5 O C. Kochpunkt 94" C. Ein zweiter Theil des ' Destillates kochte von 11s" C. bis 13So, ein dritter Theil kochte bei 1S7O C. 'l'h o m s o n giebt den Kochpunkt des Stein- ijls zu 160° C. an , uiid fand, dafs er bis 17S0 stiege.

R e i c h e n b a c h fiihrt an I ) , d a b e r dessen Sied- punkt von 200' C. bis 162O C. lierabgebracht habe. Diese Angaben werden hinreichen zu zeigen, dafs cine vollkommene Reiniguiig des Steinols noch von Niemnn- den erreicht wordeo sey.

Das natiirliche Steiniil von Bacu hat ein spec. Ge- wicht O,S35 und Bngt bei 140° C. zu sieden an. Ich versuchte es durch wiederholte Destillationen zu reini- gen, wobei ich bald gewahrte, dafs das beste Mittel, urn meinen Zweck zu erreiclien , darin bcstand, das Product der Destillation init Hiilfc des Thermometers zu be- rechnen.

So wurden z. B. die Producte, die von 140" bis 160° iibergingen, fur sich aufgehobeu, so auch die von 160° bis l S U o und von lSOo bis 200"; denn weiter trieb ich fur's Erste die Destillation nicht. +Es wurde dann das Product der Destillation z-iscben lSOo und 200° fur sich destillirt. Es fing bei 150' an zu sieden, und die Destillation wurde fortgesetzt bis der Kochpunkt bis auf lSOo gestiegen war. Der Riickstand, der bei 180' kochte, wurde vorlaufig bei Seite gesetzt; das Ueberge- gegangene wurde aber mit dem Antheil des Destillates gemischt, der das erste Ma1 zwischen denselben Granzen der Temperatur erhalten worden war. So wurden ver- schiedene Destillationen vorgeuommen, und zwar mit den verschiedenen Producten, von den schmersten angefan- gen und allmglig bis zu den leicbtesten fortgesetzt. Als aber die leichteren Prodicte, die niimlicb, welche den 1) S c h w e i g g e r - S e i d e l ' s neues J a h b u c h der Chemie und Physik,

Bd. LXlI odcr JaLrg. 1831 Bd. I1 S. 150.

419

niedrigsten Kochpunkt hatten, fur sich destillirt wurden, so zerfielen sie ebenfalls, unter bestandigem Steigeu des Kochpunktes, iu zwei Flussigkeiten von verschiedener Siedhitze. Der Ruckstand, der nun einen hBheren Koch- punkt hatte, wurde mit einer der fruher erhaltenen Fliis- sigkeiten von gleicheni Kochpunkte gcmischt und wieder der Destillation unterworfen. So ging man jetzt die Keihe der Flussigkeiten durch, von dcr leicbtesten zurmhwersten oder, was bier das Eainliche war, von dem niedrigsten Kochpuokt zum hochsten. Bei dicscin ersten Cyclus von Destillationeii wurden Zwischenraume VOII 20° beobach- tct, bci den folgenden Reihen aber wurden die schwe- reren Producte nach Intervallen r o n loo , die leichteren aber, naclidem sich der Kochpunkt urn 5 O geandert hatte, getheilt. So wurden in dieser Wei se , init einer Quan- titzit von ungeBhr IS Pfund SteinB1, nicht weniger als 90 verschiedene Destillationen unternommcn, und immer war noch keine Flussigkeit von bestZndigeni Siedpiinkt erhalten worden. Es ist nicht in Abrede zu stellen, dafs man durch eiue aiidere Methode der Destillation die leich- teste Flussigkeit, die aus dem Stein51 ausgeschieden mer- den kaun, aiif eine weniger muhsame Weise erhalten hatte; aber es lag mir daran zu priifen, o b das Steinol wirk- lich, so wie von Anderen angegeben worden, aus drei oder vier Celen von verschiedenem Kochpunkte bcstehe, oder nur aus dem Gemenge von zwei Elementen. So konnte z. B. die Flussigkeit, die bei 140° kochte, in zwei Flussigkeiten von verschiedener Diclitigkeit getheilt werden , und destillirte uian dann wieder den leichteren Tbeil jedes Ma1 fur sich, SO konnte man wieder lnit dem Kochpunkt herabgehen, so weit als man fruhcr mit an- deren Flussigkeiten gcgangen war.

Da ich nun die Hoffnung aufgeben mufste, auf die- sem W e g e eine Flussigkeit von besthdikem Kochpunkt zu erhalten, so fing ich damit an, die Eigenschaften des so'erhartenen Steinds zu priifen. Es ist farblos, hochst

27 *

420 diiuiifliissig, iiiiniiit, wcnn cs mit etwas Schwefels~ure gc- schiittelt wird , die den brenzlichen Geruch absorbirt, ei- lien angeuebiucu gewiirzbaften Geruch au, hat cin spcc. ('.ewiclit 0,75 und f ingt bei $0" zu kochen no. Ziiiii

wirkliche~i Sieden kommt es aber weit spater, ungefiilir hei 130° C. Es ist vollkommen geschmackIos, fur's Gefiihl fast unmerklicli, wenn man die Finger damit- bc- iietzt, indeui ea sich dabei weder den1 Wasser, nocli dcin Alkohol, rioch den fetten Oelen gleich verbalt. Auf Wasse r getropft, breitet es sich bei'weitein nicht iii dcin Gr,ade ails wie das ungereiuigte Oel. Es debnt sich beiin Erwarmen sehr,bedeutend aus. Fur sich an der Lufl erleidet . es keine Zersetzung und ist leicht entziindlicb. Sowolil Schwefelsaure als Salpetersaure , mit denen man cs erwarint, lassen es, ohne es zii zersekzen, abdestillircn.

W e i n fallt bei dieser Besclireibung nicht die grofse helinlichkeit mit dem R e i c h e n b a c h ' s c h e u f u p i o n auf? Aiicli R e i c h e n b a c h , als er die Eigenschaftcn dcs Eu- pion zuerst beschrieb, konnte nicht umhiu, die Aehnlich- keit mit diesern und dem Stein61 in Erwagung zu ,ziehen. Er stellte daher vergleichungsweise einige Versuche an. Aus den Versuchen seiner Vorganger scheint e r leidcr nur die weniger zuverlsssigen zum Mafsstabe seiner Vcr- gleichung genornmen zu haben.

W-enn man die grofse Masse Ton Arbeitei1,-.die cr in den letzten Jahren uber die Producte der trocknen Destillation geliefert und durch die er das bis daliin so dunkle Feld geliclitet. hat, in Betracht zieht, so kann man sich i u der That iiicht wundern, wenn er einzelnr, ihm nnlie liegende Gegeustznde ubersehen konnte. Ich glaube daber seine ancrkannten Verdienste durch Nachweisung eiuiger Irrthiimcr nicht schmalern zu kbnnen. W i r ~ o 1 - Ien also die Gruode beleuchten, die ilin dazu bracliten, sich uber die gteiche Natur beider Stoffe zu tzuschen. Haupts:ichli~h riihri der Irrthuin von der ungenaiien An- g ibe des Kocbpunktes her; denh in seiner crsten Ab-

421

handluug gab ihn R e i c h e n h n c h ’) atif lG9” C. bei 27” 13arometFrstai;d. Nach einer solchen Angabe ist inan leiclit zii glaiiben berechtigt, d a k der K O C ~ ~ U I I ~ ~ bestzn- dig sey. Diesen Kocbpunkt vergleicht nun R e i c b e n- b a c h rnit dem von S a u s s u r e vou %“,5 C. fur d a s Steiuiil angegebenen, iind beinerkt dabei, dafs es )# niif

ein Ma1 sehr weit vom Eiipion abstehe, und dic Hoff- nuug, sie jemals a:s identisch vereinen zu kiinnen, iu eine weite Fernc riicke.t< Es ergab sich abcr spRter 2 ) ,

dafs das Eupion VOII R e icli e n b a ch keinen bestiindigen Kochpunkt hatte, deun er gab den Kocbpunkt dcsselbeii, uachdeiri er es auf einen griifsereii Grad der l\eiuIicit gebracht hatte, auf nur 47” C. an, von 169”, mle seioc friihere Angabe lautete. W a s aber Sa u s s u r e’s Angnbe betrifft, so erhellt aus seiner Albeit dal’s der Siedpunkt nicht durch das Thermoineter bestiinint, soudern dafs er aus der Dilatation einer init Xaphtadainpf gesiittigten Luftmenge berechnct worden ist, nnch cler scit 1;inge iiicht mehr statthaflcn Hypothesc, dnfs allen Fliissigkei- ien, gleich entferiit von ihreiii Kochpuiili tc, glciche Daiiipf-

spannung zukoinine. In eiiiem splitereti Aufsatzc ) lehrt uus R e i c h e n b a c h dnfs Steiuiil in den Steinkoli- lei1 schon fertig prsexistire, rind zicht daraus den merk- wiirdigen Sclilufs, dafs es kcin Protliict der Verliohlung sey. Einige vergleichende, aber sdir uiizuliiugliche V e I - suche, bestiirkten ihn i n der Meinuug einer grofsen Aehii- lichkeit zwischen Steioiil uiid ‘l’er~~eiithi~iijl, urtd RO ent- stand in ihln der kuhne Gedniike, dafs das Steiniil wahr- scheinlich das ‘ferpenthinbl der Piiiieii tlcr Vorwelt sey, tlafs a11e Steiokoblenlagcr sich nic iii einer liolicii ‘rein-

1 ) Journal f i r Chernie.und Pliysik, yon S c I r w ~ ; g g e r - S ~ : i d t ~ I C d . LXll 5. 1x3.

2 ) Jourual der. prac~isclien Clrerriiu, nd. I S. 3 Y i .

3 ) d r r n . rlr clrirrr. r l rfr P / I J S . T. I Y p . 315.

1 ) JdrrLuclr J c r Clrcrriie, Bd. LX1.Y 5 . 19 Lis 29.

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peratur befanden, und d a b Eupion und Stein81 grund- verschieden seyen. A 1. v. H u m b o 1 d t bemerkte schon in der naturforschenden Gesellschaft zu Breslau ( 1S33), vcie wenig diese Hypothese annehmbar sey , da die or- ganischcn Ucberreste, die in den Steinkohlenformationen vorgefunden werden , vorzugsweise dem Geschlechte der Palmeu und Farrenkrguter angeh8ren. - Ueberdiek fuhrt die Geognosie Thatsachen auf, z. B. die Verwandlung tler Braunkohle durch trachytische Eruptionen in Skinkohle, die R e i c h e n b a c h's Ansicht lalit widersprechen. Ohne indesseu Griinde aus dem Gebiete verwandter Wissen- schaften herzuleiten , wollen wir zur Vergleichung der Eigenschaften heider Stoffe zuriickkehren, und den W e g des Experiments verfolgen.

In seiner ersten Abhandlung iiber das Eupion gab R e i c h e n b a c h an, dafs es durcli Chlor nicht zersetzt werde. Aus seiner Angabe geht aber Iiervor, dafs e r keine niiheren Versuche augestellt hat, um die Einwir- kung des Chlors auszumittelu. In dein spateren Aufsatze sagt e r , dafs es scheine, ein Antheil Chlor werde zu- ruckbelialten, dafs nber keine Oelzersetzung stattfinde.

Ich liefs Chlorgas durch schon gereinigtes Stein61 streichen, bis es dainit ganz gesattigt war und ein hin- eingesteclrtes Lackmuspapier entfarbte. Es liatte sich eiue bedeutende Menge Salzsaure gebildet, welche durch wie- derholtes Waschen mit Wasser und Kalilaiige ginzlich eutfernt wurde. Durch eiu so behandeltes Steiiiiil liefs ich von Neueni, und zwar unter Erwgrmung, Clilorgas durclistreichen; es scliien aber keine weitere Einwirkung auszuuben, deun die Flussigkeit war gleich mit Chlor iiberssttigt. Wasscr & n i t gescliiittelt, reagirte uic~it sauer und das Chlorgas konnte durch Erm:irmen leicht entfernt werden. Die SO behaiidelte Fliissigkeit wurde iiber atzen- dem Kallr abdestillirt. Darauf liel's ich ihre Dampfe durch cine gluhende R6hre niit Kalkerde streicheu. Nacli be- cndigtem Vcrsuche wurde die Kalkerde mit Wasser iiber-

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gosscn und in reiner verdunnter SalpetersSure aufgelilst. Durch salpetersaures Silber entstand in dieser Fliissigkeit ein Nicderschlag von Chlorsilber, zum sicheren Eeweise, dafs sie Chlor enthielt. Der Versucli wurde zuin zwei- ten Ma1 lnit einer neuen Portion Steinijl, und mit ganz frisch bereitelen und auf ihre Reinheit gepriiften Reagen- zien angestellt, urn vor jedem Irrthum sicher zu seyn.

S a u s s u r e , der auch Chlor durch Naphta geleitet hat a ) , sagt ehenfalls, dafs sicli unter diesen Umstanden Salzsaure bilde, dafs aber die Naphta sonst keine auf- fallende Veranderung erleide. Dariu hat er auch voll- kommen Recht, denn wenu er etwa nicht ganz farblgse Naphta zu dem Versuche angewandt hatte, so konnte er allerdings den Gehalt an Chlor nicht beroerken. Diese Angabe ist dessenungeachtet von spateren Schriftstellern sehr mifsverstanden worden, denn z. B. S e r u l l a s fand, als er Baphta auf Chlor-Jod einwirken liefs und das Jod nachher durch Kalilauge auszog *), dafs die Naplita einen Gehalt an Chlor zuruckhielt. E r glaubte aber, dafs es nur unter diesen besonderen Umstiioden statt- finde, und fiihrt als ausgeroacht an dafs bei der Ein- wirkung des Chlors auf Stein61 nur SalzsYure gebildet, aber kein Chlor zuruckgehalten werde.

Jetzt war es naturlich, um den Vergleich zwischen Naphta und Eupion durchzufuhren, auch dieses der Ein- wirkung des Chlors auszusetzen. Mein ganzer Vorrath an Eupion iiberstieg aber nicht 10 Gran. Ich liefs durch diese kleine Menge, welche in einein dunnen Probirglase cnthalten war, Chlorgas streichen, bis es darnit ubersiit- Ligt wurde. Die Flussigkeit wit Wasser gewaschen, machte dieses stark sauer. Einige Tropfen von dem Waschwas- ser wurden von darauf gelegtem Kalk begierig absor-

1) A. a, 0. p.317.

2) Ann. rie chiin. e t de plays. T. XXV p . 313.

3) A. a. 0. p. 314.

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birt, worauf der Kalk beim Aufliisen in Salpeters$arc sich stark chlorhaltig zcigte.

Nachdem das Eupion zu wiederholten Malen mit Kalilauge und Wasser gewascben worden war, wurde es wie das Stcinol beliandelt, namlich erst destillirt und dann als Dainpf ‘uber gliiheude Kalkerde geleitet. Das Resultat war auch hier wie beiin Steiniil: der Kalk war chlorhaltig, so da€s das Verhalten beider bis jetzt in che- niischer Beziehung ganz gleich ist..

B u r ein Umstand verhinderte mich, noch beide fur ganz identisch zu lialten. J c grofser die Reinheit, zu der ich die Kaphta gebracht hatte, desto weqiger mar es mir iniiglich , den eigentliu~nliclrcii Bluinengerucli des Eupions hervorzurnfeii. Ich entscl~lofs micli , a m dem im Halide1 vorkommenden “rhecr, der bekanntlich aus Birkenrinde in bedcutenden Mengen liier gewonnen wird, Eupion nnch dcr von R e i c l i e n b a c h angegebenen Weise dar- zustellen.

Es ging zuerst eine satire vvlifsrige Flussigkeit iiber, der sich all in~lig ein leichtes sclinach gelb gcfiirbtes Oe l binzugesellte. J e mehr dic Destillation vorriickte, desto mehr nnhm die Mcnge der wiifsrigen Fliissigkcit a b , die des Oeles aber zu. Icli trieb die Destillation des Theeres nie zu Ende, sondern begniigte mich das leichtere Oel abzudestilliren, und bracb a b , als eine merkliche Erhiihung der Tempe- rafur fur den Fortgang der Destillation niithig wurde. Auf diesc Wei se gewann ich‘ einc Quantit;it v o ~ i 5 bis 6 Pfund IeicLten Oels, welches in ,die Arbeit geiiomuien wurde. Es wurde erst mit concentrirter Kalilauge ge- wasclien, bis ne i~ere Portioucn der Lnuge kciue Reactio- nen mehr auszuuben schienen. Durch diesc Operation solltc dns Oe l von Kreosot rind Picainar gereinigt iverden.

Ih rau f wurde das Oel mit einer kieinen QuautitZt Schwefekiure geschuttclt; sic nahm ihin gleich dcn un- angenclimen brenzlichen Geruch weg? rind der aiigenehnie

Der Tlieer wurde fur sicli destillirt.

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kraftige Geruch des Eupions trat schon unverkennbar an die Stelle. Ich dacbte dem Ziele nahe zu seyn und eine Flussigkeit von einem bedeutenden Eupiongehalt vor mir zu haben; .als ich aber das Schiitteln .mit einer ctwas grbfseren Menge Schwefelsaure wiederholte, so erhitzte sich die Flussigkeit stark. Der angenehme Geruch des Ellpion nahm nach jedesmaligem Wiederholen der Ope- ration ab , so dafs er bald ganz verschwand. Destilla- tionen uber Schwefelslure ynd Salpeters2ure gaben eine Ieichte farblose Fliissigkeit , die noch mit Schwefelslure geschuttelt wurde, bis diese eine nur kauni merkliche ‘I’riibung erlitt. Urn den Leser nicht mehr hinzuhalten, ist es hinreichend zu sagen, dafs die so erhaltene Flus- sigkeit alle Eigenschaften eines iioch gereioigten Steiniiles besafs. Fur sich destillirt fing sie u n g c f h - bei loOD C. zu koclien an, das Thermometer zeigte aber 140° C. an, als die Fliissigkeit in volles Sicden Serieth. Der Koch- punkt stieg bestandig. Ich hatte also in jedeln Retracht eine init der Pr’aphta identische Flussigkeit erhalten. Es blieb uiir nur noch ubrig beide der Elementaranalyse zii unterwerfen.

Vor allen Dingen mufs ich lnich aber rechtfertigen, dafs ich eine solche Analyse mit einer Flussiskeit unter- nabln , die keinen bestgndigen Kochpunkt hatte, und also ganz gewifs nur als eine gemengte Flussigkeit zu betrach- ten war. Bedenkt man abcr, dafs diese Art von h a - lysc gegenmartig so vereinfacht ist , dafs sie, mit aller SorSfalt ausgefuhrt, weniger zeitraubend ist als rnanclie audere den] Auscheine nach noch einfacherc Probe , so w r d e icli in den Augen der Sachkenner gewifs gerecht- fcrtigt erscheincii , wenu ich menigstens W i n k e iiber den zu verfolgenden W e g erwartete.

Fur den der iiberzeugt ist, dafs die Naphta ein Pro- duct der trocknen Destillation sey, war es natiirlich daran 211 deli en, dafs eine Fliissigkeit, welche im Moment ilires Eutsteh 1s in unmittelbarer Beriihrurig rnit iilbi1den:lcci

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Gase kommen kann, vielleicht einen gewisseo Aiitheil davon condensiren werde. - Urn dieses zu priifcn, fullte ich eine Flasche rnit 6lbildenden Gase. Bas Gas war rnit Kalilauge gewaschen wordeo. Als die Flasche unter gereinigtem Stein61 ge6ffoet wurde, so entstand eine ra- sche Absorption des Gases, was meine Verinuthung be- starkte, dafs die Naphta blbildendes Gas beigemengt ent- halten k6one. - Zur Elementaranalyse nahm ich eine Fliissigkeit , die aus oben erwahnten vielfachen Destilla- tionen herriihrte. Sie hatte zwei Mooate in einer ver- schlossenen Flasche mit Salpetersaure unter ijfterem Um- riihren gestanden. Darauf wurde sie abdestillirt, darnach rnit Kalilauge, daun mit Schwefelsaure geschuttelt uud zuletzt noch eio Ma1 bci schwacher Warme destillirt. Ich sammelte die leichteren Antheile, die zwischen 9 5 O C. und 105O C. iibergegangen wareo uod erhielt in 100 Theilen folgendes Resultat:

I. Glaskugel mit Naphta 09,5675 Glaskugel 0,3375

Naphta 052300.

0,724.

Wasserapparat mit Glasspitze 0,776

Waiser 0,310.

Die Glasspitze 0,466

Dieses giebt:

C Y6,95 H 14,70

101,65.

11. Glaskugcl wit Naphta 0,930 Glaskugel 0,533 Naphta 0,397.

427

C 1,233 = C 0,3400 H 0,538=H 0,0597

0,3997.

C S5,66 I1 15,OO

100,66.

Diefs cntspricht der Formel C€12, nach wclcher in 100 Theilen enthalten sind:

C S5,964 H 14,036

Ich muk gestehen, Nach S a u s s u r e ’ s

100,000.

d a t mich diefs Resultat iiberraschte. Analyse nehmen die meisten Cbemi-

ker an , dafs das Stein61 nach der Formel C 3 H s zusam- inengesetzt sey. Auch schien diese Zusammensetzung da- durch noch inehr Vertrauen zu verdienen, als sie in sp2- terer Zeit von D u m a s ’) bestatigt worden war. Er fand:

C 36’4 S7,83 H 12,7 12,30

99,L 100’13. .IJ -

Bedenkt man aber, dafs die nach der Formel C3 HS be- rcchnete Zusaminensetzung folgendes Resultat giebt :

C 88,024 H 11,976

100,000. so sicht inan, wie wenig D u m a s ’ s Analyse dazu dienen lionne S a u s s u r e ’ s Resultat zu bekraftigen, zuinal da cs einleuchtend ist , dafs er kein lnit Sorgfalt gereinigtes Stciiiiil untersucht hat. 1) Ann. d e chirn. et de phyys. T. L p. 239.

428

Die HH. S e l l und B l a n c l e t t gebeii fur die Zu- salnmensetzung des leichteren Antheiles ilu Stciii6l:

C 83,05 H 14,30

Y9,35.

welches sebr nalie mit der Formel C H2 ubcrcinstinttnt. Zu dieser Analyse nahin ich Stcinijl, welcltL;s

aus Bacu berruhrte, an O r t und Stclte uber Wasscr de. stillirt worden und hierher unter Kronssiegel gesciidct worden war. lch verdanke es der GeBlligkeit des Ge- nerals T s c h e f k i n . DieCs Stein61 hatte, zwischen den Fingern gerieben, einen ganz auffallenden Geruch nacli Terpenthiniil, obgleich Gber seine hechtheit keiii Zweifel stattfiuden konnte, dn es unter Aufsiclit cines ausgezcicli- netcn Eergbeamten destillirt worden war. lch fiiltre die- sen Ulnstand a n , da er es walirscheinlich w a r , der Hrn. R e i c h e n b a c h zur Idee verleitete, dafs das Stein61 sei- ner Natur. nach ein Terpenthinijl seyn k6nne. Bur diesc vorgefafste Meinung und die Unzulanglichkeit seiner Vcr- suche machen es begreiflich, \vie er die Gegenwart tlcr Naphta in den Producten der trocknen Uestilla tion, uiitl namentlich bei Bereitung des Eupions, uberselleii konnte.

Ich habe mehr als ein Ma1 beobxh tc t , dafs W C U I I

man Naphta, sey sie aus Steiniil, oder kiinstliche, Lnit W a s - ser destillirt, sie leicht diesen Terpenthinol- Geruch an- nimmt , der iibrigens durch Schutteln mit SchwefelsSure oder auch blols durch Erwarmen von sich selbst gnirz verschwindet, so weiiigstens, dafs er auf den ersteri An- genblick nicht merklich wird. Es ist niir aber nicht gc- lungen irgend eine Naphta xu bereiten, welche, zwischen den Handen gerieben, nich’t einen Geruch verhrcitctc, der onwillkiihrlich an Terpenlhiiiijl erinnert hstte.

Dns eben genannte Stein61 war farblos, hatte eitr spec. Gewicht von 0,8, kochtc bei l l O o . Mit Schwcfel-

111.

429

sliurc gcschiittelt , farbte cs diese kauin u~crklich braun; es gaben bci der Analysc 0,463 Naplitn:

c 1,.12s H 0,596.

I)icfs gicbt i n 100 Theilen: C 55,28 H 14,27

99,55.

welclics abcrmals der Forlnel C 112 selir nalie cntsprich!. Das ebcn erlialtene Resultat fiihrte mich auf die Ver-

miithung, dafs vielleicht der grlikte Theil des Steinols nus denselben Elementen und in deinselben Verhaltnifs bestche. In dieser Voraussqtzung destillirte ich einen Tlieil rohen Steinbls fur sich ab , und nnterwarf die zu- erst aufgesammelte Flussigkcit eIner Analyse.

1V. Die untersuclltc Fliissigkeit betrug 0,429. Er- Iinl ten wurden :

C 1,257 H 0,521.

C 83,O H 13,s

1)iar.s gicbl ;rls Rcsultat :

96,5. Icli wufsstc diircliaiis nicht welch eincin Umstande

icli den grofseli Verlust zuschrciben sollte. Anfangs glaubte iclr, dafs in der M'agung der Naphta ein Irrthum began- gen worden sey, denn berechnet man die Menge des Kohlenstoffs, so findet inau fur die angegebene Menge Kohlcnsiure 0,35586. Die Menge des Wasserstoffs be- trug aher 0,05811. Es verhzlt sich aber:

430

} C H ' 414 : 355,56=100 : S5,95 414 : 5S1ll=1O0 : 14,05

1 00,oo

welches geuau der Zusauimensetzung des Olbildendeu Ga- ses eutspricht.

V. Bei Wiederholung dcr Analyse erbielt ich von 0,477 Naphta:

C 1,404 = C 0,38821 €€ 0,577 =€€ 0,06409

I

0,45230 oder in 100:

C 81,39 H 13,4;5

94,84.

Bercchnet man dicsen Versuch, wie obeii gcscliehen, so erhzlt inan als VerIiVltnifs zwischeii Kohleiis~off und Wasserstoff in 100 Theilen:

c S5,83 H 14,17

100,oo.

Ein VI. Versuch gnb von 0,435:

C 1,273 =C =0,35198 0,517 =H =0,05743

0,40941. oder in 100:

c so,91 H 13,20

9 4 , l l aber:

5 CH2 409 : 351,98=100 : S6,05 409 : 57,43=100 : 14,04

100,09.

431

Der VII. Vermcli gab fur 0,656 Naphta:

C 1,954 =c =0,54028 H 0,910 =H =0,05999

0,63027.

Dns is!: C 82,61 H 13,76

96,37 aber:

63 : 54,029=100 : 85,74 63 : 8,999=100 : 1-1,27

100,o 1.

Ich lnufs bemerken, dafs die grofse Uebereinshn- mung, melche ich in dem Verhaltnifs des Kohlenstoffs und Wasserstoffs fand, niicli anfangs ganz irre machte; ich wufste nicht welch einein Urnstande ich den bestsn- dig sich erneuernden Verlust zuschreiben sollte. Einmal dachte ich, dafs ein gewisser Antheil der Verbindung un- zerlegt eutvveiche, und war in dieser Vermuthung dadurch bekraftigt, dafs bei allen Analysen, bei welchen sich ein Verlust einstellte, stets eine ubelriechende Gasart durch den Kaliapparat unabsorbirt entwich. Es war naturlich zu vermuthen, dafs ich vielleicht das Kupferoxyd zu lose in der Verbrennungsrohre gehauft hatte; ich suchte also meinc Rohre aufs Sorgfiltigste vorzubereiten, ohne jedoch mein Ziel zu erreichen, denn war das Kuyferoxyd zu stark gehauft, so wiirde die l\ijhre ausgeblnscn, und der Versuch konnte iiicht beendigt werden ; so erhielt ich je- desmal einen Verlust.

Ich will bei dieser GeleKenheit bemerlien, dafs ich h i der Analyse organischer Stoffe mich genau an das VOII

RI i t s c h e r 1 i c h in seinein Lelirbuche angegebene Verfah- ren gehalten hatte, da ich lnehr als ein Ma1 Gelegenheit ZLI

432

bemerken hatte , wie Kohl begriindet die dort angegebe- lien Manipillationen und Vorsichtsmafsregeln sind.

Da ich mit dem sich einstellenden Verluste nicht in’s Klare kommen konnte, und ein und derselben Ar- beit uberdriifsig war, SO nahin ich jetzt die Rereitung der kiinstfichen Naphta ails Theer vor, a i e ich es frii- her schon gethan habe, und unterwarf diese Naphta der h a l y s e . Die erhaltenen Resultate waren:

I. Menge der Naphta 0,4825.

1,449 = C =0,40065 k 0,5935 = H =0,06593

0,46658. Das giebt:

C 82,4 H 13,6

96,O. Aber : 1 CH2 4665 : 4006,5=100 : S5,86

4665 : 659,5=100 : 14,13

100,Ol. 11. Menge der Naphta 0,487.

C 1,444 = C =0,3993 0,559 =H =0,0634

0,4647. Dick giebt:

c 81,98 H 13,43

~

95,41. abcr :

) CH2 4647 : 3992,7=100 : 85,91 4617 : 654,3=100 : 14,OS

99,99.

433

111. Menge der Naphta 0,6055.

C 1,827 C =0,50517 also C = 53,43 H =0,08222 In EI = 12,23

0,58739 95.65 0,74 \loo{ -

aber : 5874 : 5051,7=100 : 86,OO 5S74 : 822,2=100 : 13,99

99,99

LV. Menge der Naphta 0,591.

k 1,757 C =0,48581 also C =82,20 0,7035 H =0,07816 in H =13,22

0,5G397 - 1-L 100

aber: 564 : 485,81=100 : S6,13 564 : 7S,16=100 : 13,84

99,97. _.-

Nach dem dritten Versuche glaubte ich bestininit be- merlit zu haben, Jars kleine Oeltropfen im Kali- Apparat nach dem Versuclie auf der Lauge schwaiu~nen, und ich stellte den vierten Versuch an, noch iinmer von der Huff- nung hingehalten, eine vollkommene Verbrennung zu Stande zu bringcn. Da ich abcr aucli d ids Ma1 mein Ziel nicht erreichte, an dem ganzen Verlauf der Analyse durchaus niclits auszusetzeii hatte, so liefs ich mich end- lich durch die vollkouimene Uebereinstimmung dieser vier Versuche iiberzeugeu, dafs nicht in meinen Manipulatio- nen der Grund des Verlustes lag, sondern an einem Ge- halte eines noch nicht ansgemittelten Bestandtheiles. Ich glaubte die obeii angefiibrten Versuche vollstandig mit- theilen zu miissen, da ich in einer spateren hbhandlung die Ursache des Verlustes nachzurveisen gedenke.

Poggendorff's Annal. Bd. XXXVI. 2 s

434 Nun durchbllitterte ich niein Tagebuch, und nacli-

dem ich mir alle nngestellten Versiiclie uberlegte, so konute es mir nicht entgchen, dafs die Analysc der Naphta aus Steinid, velche die Formcl CH2 gcgeben hatte, cnt- weder durch sehr likifig wiederholte Destillationen oder durch Destillationen der rohen Naplitn uber Wasser cr- halten worden war. Die Naphta aber, die ich durcli einmalige Destillation des Steiniils fur sicli erhalten halte, liatte stets, wie oben zu ersehen ist, einen Vcrlust grgei ben. W a r diefs wirklich der Griind, so konnte sich 03-

tiirlich dcrselbe Uebelstand bei der Eaphta aus Tlheer einstellen, da sie hauptstichlich durch Schutteln niit Kali- h u g e und Schwefelskwe, und dann durch ein Paar Destil- lntioncn iuit Schwefelstiure und Salpetersaure gercinigt worden war. War meine Vermutbung richtig, so mufste tlcr Verlust wegfallen, sobald ich diese Naphta uber Wasser destillirte. In der That giug bei der Destillation einc leichte farb!ose Fliissigkeit van deutlichem Terpcn- thiniilgeruch wit dem Wasser uber. In der Retorte blicb ein gelbliches Oe l uber dem Wasser schwimmen. Die so erhalteuc gereiuigte Naphta bestltigte vollkommen meine Vermuthung, das Resultat war:

Menge dcr Naphta 0,527. C =1,65 C =0,43623 also C 56,56 =0,668 H =0,07422 } i n {El 14,OS

100 ~

0,53045 100,64. Ueberblickcn wir was o b t n von der Naplta gesagt

worden ist, so sehen v i r , dafs dieselbe die auffallend- sten Eigenschaften dcs Eupions theilt; dcnn sie wird we- der von Siitiren noch von Alkalien angzgriffen. Sie ist zwar nicht von so geringeln spec. Gewiclit wie R e i - c b e n b a c h's Eupion dargestellt worden, doch muCs uian dabei bedenken, d a k auch keine feste Granze fur seinen Kochpiiukt gefundcn werden konutc. Kine der Eigen- schaftcu, welche R e i c h e n b a c h so sehr dein Eupiori

435

vindicirt, niimlich Kautschuck tbeilweisc aufznlijsen uud ganz unverandert aus dieser Aufliisuug beim Verdampfen zuruckzulassen, besitzt auch die von mir gereinigte Naphta. Dieses ist aber nicht neu, sondern schou von S a u s s u r c angefiihrt morden; urn so auffallender war es inir, dals P t e i c h e n b a c h kein besondcres Gewicht darauf legte. - Man sieht also, clafs auch diese Eigenschaft beidcn Fliissigkeiten gemein ist, u i d dals von den iibrigen auf- fallenden Eigenschaften nur der starke Geruch iibrig bleibt, den das Eupion nicht mit der Naphta theilt.

hus obigen Versuchen erhell t also : 1 ) Dnl's der leichtere Antheil des Steiniils, fiir den wir

das W o r t Kaphta beibehalten wolleu, aiis Kohlen- stoff uiid Wasserstoff in dernselben Verhzltnil's zu- sninmengesetzt sey als das _iilbildende Gas.

2 ) D a b Naphta ein Product dcr trocknen Destillatioii sey, ganz im Widerspruch mit R e i c h e n b a c h ' s Ansichten, und init D u m a s Meinong iibereinstim- mend (Ann. de chz'm. et dephys. T. L p . 23s) *).

3) DnCs in dem Eupion r o n R e i c h e n b a c h hiichst wahrscheinlich Baphta euthalteri sey , da er es bei dcssen Bereitung diirchaus nicht beriicksichtigt hatte, weshalb dieser merkwiirdige Stoff nothwendig ei- ner griindlichen Revision bedarf.

4 ) Dafs die Naphta ein merkwiirdiges Beispiel der PO- lymerie des Kohlenwasserstoffs abgiebt; und

5) dafs die Naphtn cine ganz unbestiiiiinte Menge von gasfBrmigem Kohlenirasserstoff enthnlten knnn. Die- scr letzte Umstand ist mahrscheinlicli der Grund, warurn wir bei deiii jetzigen Staude iiuseres Wis- sens keine Naphta von bestiindigem Kochpunkt er- balten kiinnen. Es liegt eincin die Verii iuthng nahe , daCs dcr gebundcnc gasfiirrnige Kohlenwas- serstoff wenigstens theilweise eiiie isoinerische Mo- dification erfahren haben liiinne; man hiitte es also

1 ) Dies. Ann. Bd. XXVI S. 517 und Bd.XXVIII S. 484. P. 2s *

436 mit eincr isomcrisch polymerisclien Vcrbindung zii

thun.

.Man sieht leicht ein, dafs diese erste Abhandlung zu einer Menge interessanter Fragen Veranlassun3 giebt ; einige derselben mache ich gegenwartig zum Gegeustande einer besondcreu Untersuchung.

1X. Untersuch ung iiber die Zusamrnensetz ung cEer Atmosphare. Erste A b h a n d h g . CTeber die MiigIichkeit, das Daseyn con Mirsrnen zu erweisen, und iiber die Gegenwart cirier wassersto f fha ftigen Substuru in der Lufi; von Hm. B o u s s i n g a u l t .

( A n n . de chirn. T. LVII p . 148.)

U n t c r den zahlreichen Fragen uber die chemische Be- - schaffedieit der Atrnosphiire sind wenige des Interesses wurdiger als die: woraus die Ungesundigkeit der Luft entspriiige. Der tiidtliche Stoff, der meistens dieselbe erzeugt, ist so fliichtig und in so geriuger Menge in der Luft verbreitet, dafs er sich alleu unsercn eudionietri- schen Hiilfsinitteln entzieht, und dennoch wirkt er so hef- tig, d a k er iiiiuier durch die Verheerungen, welche e r urn uns her anrichtet, sein Daseyn zu erkenuen giebt. Man muEs gelebt hnben unter jeuen liraftlosen VGlkern, bei denen das Alter so zu sageii unbekannt ist; man lnuk an sicli selbst die traurigen Folsen der biisen Luft er- fahren haben, uin sich eine Idee von der Feiuheit die- ser Sub tanz zu machen.

Die Ursacben der Uugcsundigkeit sind iiii Allgemei- nen S O zahlreich und in ilireii Wirliuugen so ruanuigfal-