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IV. I)bor glcichzeitigen Befund yon Fremdk6rpern der Nase bei adcnoidcn Vegetationen. Vo~ Dr. R~inhard~ Duisburg. Vortrag~ gehalten auf der XI. Versammlung der Vereinigung westdeutscher ttals- und Ohrenarzte zu KSln am 26. Juli 1903. Beobaehtungen in meiner Praxis, welche ieh seit ca. 10 Jah- ten ji~hrlieh wieder yon neuem maehen konnte, wahrend ieh in tier Literatur bisher niehts Ahnliehes erw~hnt gefunden babe, veranlassen mieh, alas sehon so oft bertihrte Kapitel der Fremd- kSrper in der Nase noehmals zu berUhren, zumal aueh bei allen Vortritgen und Diskussionen tiber dieses Thema bisher niemals auf meine Beobaehtung Riieksieht genommen ist. Dieselbe erstreekt sieh darauf, da$ fast bei allen Kindern, welehe mir wegen FremdkSrpers in der bTase zugeftihrt wurden, das gleiehzeitige, aber den Eltern bisIang unbekannt gebliebene Vorhandensein yon adenoiden Vegetationen naehgewiesen wurde. Fast immer handelte es sieh um Kinder vom 2. bis 6. Lebens- jahre, welehe sieh vor ganz kurzer Zeit beim Spielen mit Bohnen, Perlen, Papier, SehuhknSpfen, Gummi oder sonstigen kleinen Gegenstanden diese, angeblieh ohne Ursaehe, in eia Nasenloeh gesteekt hatten. Die Eltern, ersehreekt darilber, daft sie den Gegenstand in einer KSrperhShle ihres Lieblings versehwinden sahen, kamen sofort zum Arzt mit dem alleinigen Wunsehe, daft dieser den FremdkSrper mSgliehst bald entferne. Daft alas Kind sehon vorher langere Zeit an Sehnupfen, Mundatmung, Sehnar- ehen, unruhigem Sehlaf, Niesen, Ohrensehmerzea usw. gelitten babe, davon erziihlen sie niebts, wahrend dem Arzte sofort aug fitllt, dati bei Besehreibung des FremdkSrpers, weleher in der ~ase sitzen sell, dieser nieht allein die Ursaehe sein kann far das Bild, welches das ihm soeben zugebraehte Kind darbietet, 3*

Über gleichzeitigen Befund von Fremdkörpern der Nase bei adenoiden Vegetationen

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Page 1: Über gleichzeitigen Befund von Fremdkörpern der Nase bei adenoiden Vegetationen

IV.

I)bor glcichzeitigen Befund yon Fremdk6rpern der Nase bei adcnoidcn Vegetationen.

Vo~ Dr. R~inhard~ Duisburg.

Vortrag~ gehalten auf der XI. Versammlung der Vereinigung westdeutscher ttals- und Ohrenarzte zu KSln am 26. Juli 1903.

Beobaehtungen in meiner Praxis, welche ieh seit ca. 10 Jah- ten ji~hrlieh wieder yon neuem maehen konnte, wahrend ieh in tier Literatur bisher niehts Ahnliehes erw~hnt gefunden babe, veranlassen mieh, alas sehon so oft bertihrte Kapitel der Fremd- kSrper in der Nase noehmals zu berUhren, zumal aueh bei allen Vortritgen und Diskussionen tiber dieses Thema bisher niemals auf meine Beobaehtung Riieksieht genommen ist.

Dieselbe erstreekt sieh darauf, da$ fast bei allen Kindern, welehe mir wegen FremdkSrpers in der bTase zugeftihrt wurden, das gleiehzeitige, aber den Eltern bisIang unbekannt gebliebene Vorhandensein yon adenoiden Vegetationen naehgewiesen wurde. Fast immer handelte es sieh um Kinder vom 2. bis 6. Lebens- jahre, welehe sieh vor ganz kurzer Zeit beim Spielen mit Bohnen, Perlen, Papier, SehuhknSpfen, Gummi oder sonstigen kleinen Gegenstanden diese, angeblieh ohne Ursaehe, in eia Nasenloeh gesteekt hatten. Die Eltern, ersehreekt darilber, daft sie den Gegenstand in einer KSrperhShle ihres Lieblings versehwinden sahen, kamen sofort zum Arzt mit dem alleinigen Wunsehe, daft dieser den FremdkSrper mSgliehst bald entferne. Daft alas Kind sehon vorher langere Zeit an Sehnupfen, Mundatmung, Sehnar- ehen, unruhigem Sehlaf, Niesen, Ohrensehmerzea usw. gelitten babe, davon erziihlen sie niebts, wahrend dem Arzte sofort aug fitllt, dati bei Besehreibung des FremdkSrpers, weleher in der ~ase sitzen sell, dieser nieht allein die Ursaehe sein kann far das Bild, welches das ihm soeben zugebraehte Kind darbietet,

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36 IV. REINHARD, Befund yon Fremdkfrpern tier ~qase usw.

ni~mlieh den mehr oder weniger ausgepriigten Typus ftir ade- noide Vegetationen.

Dutch diesen Umstand aufmerksam geworden, habe ieh es mir zur Pflieht gemaeht~ jedes Kind mit Fremdk5rper in der Nase auf Adenoma des Nasenraehenraumes zu untersuehen. Das Cor- pus alienum wurde, falts es nieht sehon auf dem Wege zum Arzte sioh yon selbst entfernt hatte, beseitigt, wozu ieh bei den kleinen unbandigen und unruhigen Patienten reich fast stets einiger Tropfen Chloroform bediente. Der FremdkSrper konnte dann leieht in der Narkase extrahiert werden. Sodann wurde das Kind auf adenoida Vegetationen untersueht, und ieh erinnere reich keines Falles, in welehem ieh nieht eine Hyperplasie der Raehenmandel feststellen konnte, oft sogar mit bSsen Kompli- kationen yon seiten derMittelohren (ehronisehe Mittelohreiterung mit Karies und anderen ehronisahen Veri~nderungen), auf welehe die AngehSrigen niemals geaehtet hatten, und deren Anwesen- hair ihnen erst bei dem jetzigen Besuehe des Arztes bekannt wurde, den sie doeh nur des ganz akuten Zwisehenfalles halber (FremdkSrper) konsultiert batten. Die Eltern drttekten mir aueh moistens ihr Erstaunen tiber diesen Befund aus, traten der Saehe abet erst naher, naehdem man ihnen den Zusammenhang zwisehen FremdkSrper und adenoiden Vegetationen klar gemaeht hatte

Aus vorstehendem geht horror, dal~ es vornehmlieh Kinder mit adenoiden ¥egetationen sind, weleha sieh FremdkSrper in die Nase einftihren. Fragt man naeh der Ursaehe far diese Er- seheinung~ so kann man sieh dieselbe folgenderma~en erkl~ren: Bekannte Symptoma des Adenoms sind die gestSrte Luftdureh- giingigkeit der Nase, die Sekretionsanomalie un~l als Reflexreiz ein Jueken in den Naseneing~ngen. Das Kind sueht instinkt- m~if~ig die hieraus resultierenden Besehwerden dureh Bohren mit dem Finger in der Nasa zu ilberwinden. Wie leieht wird bei dieser Gelegenheit der gerade zum Spielen benutzte, in den Fingern befindliche Gegenstand in die Nasa gebraeht, um dann als Corpus alienum vorgaftlhrt zu werden.

Der FremdkSrper hat also bier diagnostisehe Bedeutung far adenoide Wueherungen.