6
Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Antihistaminika auf Lei;,.— gen in verkehrspsychologischen Tests von U.Seydel und B.Biehl Eine unkontrollierte Anzahl von Kraftfahrern setzt sich täglich unter Alkoholein- fluß ans Steuer, im beruhigenden Bewußtsein, mit dem genossenen Alkohol weit unter der gesetzlich strafbaren Promille-Grenze zu bleiben. Übersehen werden durch Nicht- wissen und Gedankenlosigkeit jedoch die Einflüsse etwaiger Kombinationseffekte von gewohnheitsmäßig genommenen Medikamenten und Alkohol auf die Fahrtüchtigkeit. Die vorliegende Arbeit diente der Beantwortung folgender Fragestellungen: 1. Treten nach der Einnahme von bestimmten Antihistamin-Präparaten, von denen sedierende Nebenwirkungen vorausgesetzt werden können, Nebenwirkungen im Sinne einer Leistungsminderung - besonders im Hinblick auf die Fahrtüchtigkeit - auf? 2. Ergeben sich durch die gleichzeitige Einnahme solcher Antihistamin-Präparate stärkere Leistungsbeeinträchtigungen als nach dem alleinigen Genuß von Alkohol? Zu Beantworung der Arbeitshypothesen wurden zwei experimental-psychologische Ver- suchsreihen (VR) durchgeführt, von denen Versuchsreihe I sich allein auf die Wir- kungsweise von zwei Formen des Präparates beschränkte, während in Versuchsreihe II speziell die Alkohol-Präparat-Kombination einer Prüfung unterzogen wurde. Untersucht wurden in beiden Versuchsreihen folgende psychische Funktionen (daneben das jeweilige Testverfahren): Subjektives Leistungsgefühl (Graphic Rating Scales) Konzentrationsleistungstest (KLT) visuelle Auffassungsleistung (Tachistoskop) Belastbarkeit des Reaktionsverhaltens (wiener Determinations-Gerät) Reaktionszeiten auf optische und akustische Signale (Bettendorff-Gerät) psychomotorisches Eigentempo (Tapping) manuelle Feinmotorik (Zweihandprüfer) sensomotorische Koordination in kraftfahrspezifischer Form (wiener Koordinations- gerät) Zusätzlich zu den angeführten Untersuchungsverfahren kamen in Versuchsreihe II noch folgende Tests zur Anwendung: Spira-Test: Teströhrchen zur Ermittlung des Alkoholgehalts der Atemluft. Dieser Test diente lediglich der informativen Überprüfung einer eventuellen Alkoho- lisierung der Versuchspersonen vor VersuchsbeginnT

Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von … Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren. Bei der Betrachtung

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von … Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren. Bei der Betrachtung

Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von Alkohol und Antihistaminika auf Lei;,.— gen in verkehrspsychologischen Tests

von U.Seydel und B.Biehl

Eine unkontrollierte Anzahl von Kraftfahrern setzt sich täglich unter Alkoholein­fluß ans Steuer, im beruhigenden Bewußtsein, mit dem genossenen Alkohol weit unter der gesetzlich strafbaren Promille-Grenze zu bleiben. Übersehen werden durch Nicht­wissen und Gedankenlosigkeit jedoch die Einflüsse etwaiger Kombinationseffekte von gewohnheitsmäßig genommenen Medikamenten und Alkohol auf die Fahrtüchtigkeit.

Die vorliegende Arbeit diente der Beantwortung folgender Fragestellungen:

1. Treten nach der Einnahme von bestimmten Antihistamin-Präparaten, von denen sedierende Nebenwirkungen vorausgesetzt werden können, Nebenwirkungen im Sinne einer Leistungsminderung - besonders im Hinblick auf die Fahrtüchtigkeit - auf?

2. Ergeben sich durch die gleichzeitige Einnahme solcher Antihistamin-Präparate stärkere Leistungsbeeinträchtigungen als nach dem alleinigen Genuß von Alkohol?

Zu Beantworung der Arbeitshypothesen wurden zwei experimental-psychologische Ver­suchsreihen (VR) durchgeführt, von denen Versuchsreihe I sich allein auf die Wir­kungsweise von zwei Formen des Präparates beschränkte, während in Versuchsreihe II speziell die Alkohol-Präparat-Kombination einer Prüfung unterzogen wurde.

Untersucht wurden in beiden Versuchsreihen folgende psychische Funktionen (daneben das jeweilige Testverfahren):

Subjektives Leistungsgefühl (Graphic Rating Scales)Konzentrationsleistungstest (KLT) visuelle Auffassungsleistung (Tachistoskop)Belastbarkeit des Reaktionsverhaltens (wiener Determinations-Gerät)Reaktionszeiten auf optische und akustische Signale (Bettendorff-Gerät) psychomotorisches Eigentempo (Tapping) manuelle Feinmotorik (Zweihandprüfer)sensomotorische Koordination in kraftfahrspezifischer Form (wiener Koordinations­gerät)

Zusätzlich zu den angeführten Untersuchungsverfahren kamen in Versuchsreihe II noch folgende Tests zur Anwendung:

Spira-Test: Teströhrchen zur Ermittlung des Alkoholgehalts der Atemluft. Dieser Test diente lediglich der informativen Überprüfung einer eventuellen Alkoho­lisierung der Versuchspersonen vor VersuchsbeginnT

Page 2: Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von … Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren. Bei der Betrachtung

ARCI: Auszug aus dem "Addiction Research Center Inventory”, dessen hierverwendete ’’Alcohol Scale” Beurteilungen der Stimmungslage und des Leistungsantriebes der Versuchspersonen erfaßt.

Blutabnahme: Die Blutabnahme wurde mittels Venülen durchgeführt. Die Analyse er­folgte im Institut für gerichtliche Medizin der Universität Wien nach der gaschromatographischen Methode.

Zur Verwendung gelangten ein typischer Vertreter einer Gruppe von Antihistaminika, die sehr verbreitet handelsüblich ist (Äthanolamine), und von denen sedierende Ne­beneffekte bekannt sind.

Der Stoff wurde als Bestandteil einer Bonbonmasse (Antihistamin-Bonbon zum Lutschen je 3 mg als Einzeldosis sowie andererseits als Syrup mit Wasser, Zucker und Ge- schmackskorrigentien, auch jeweils mit der Einzeldosis von 3 mg, verabreicht.Als Alkoholpräparat diente in VR II ein Wodka mit 32,6 g Alkoholgehalt pro 100 ml. Verabreicht wurden 1 ,5 ml pro kg-Körpergewicht, um nach den Berechnungen des Ge­richtsmedizinischen Institutes der Universität Wien 90 Minuten nach Trinkende eine BAK von 0,46 %o zu erhalten.

Jedem Präparat (Bonbon, Syrup, Alkohol) entsprach ein nach Aussehen und Geschmack nicht unterscheidbares Placebo; für die Versuchsdurchführung standen also zur Verfügung :

Antihistamin-Syrup (AS) Antihistamin-Syrup-Placebo (ASP)Antihistamin-Bonbon (AB) Antihistamin-Bonbon-Placebo (ABP)Wodka (w) Wodka-Placebo (WP)

Entsprechende Präparatkombinationen (Wirkstoff + Placebo) lassen im Rahmen der beiden Versuchsreihen eine Gegenüberstellung der reinen Wirkstoff-Effekte zu, wo­bei unter anderem unterschiedliche Erwartungshaitungen bezüglich der Präparat­wirkungen vermieden werden. Die Versuch|2rdnung wurde in Form des sogenannten ’’Lateinischen Quadrates'5 erstellt. Dieses Vorgehen gestattet eine weitgehende Ausnutzung der faktoriellen Versuchstechnik zur Feststellung der Effekte mehrerer Variablen in einer Versuchsreihe mit gleichzeitiger Isolierung unerwünschter Stör- ̂variablen (z.B. hier der Übungseffekt).

VersuchsschemaVR I VR II

V p n ^ ^ I II III1 AS + ABP AB + ASP ASP + ABP2 AB + ASP ASP + ABP AS + ABP3 ASP + ABP AS + ABP AB + ASP4 - - -

I II III IVW + ASP W + AS W + AB WP+ABPW + AS W + AB WP+ABP W +ASPw + AB WP +ABP W +ASP W + ASWP + ABP W +ASP W + AS W + AB

I. 86

Page 3: Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von … Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren. Bei der Betrachtung

Beide Versuchsreihen gelangten nach dem Prinzip des doppelten Blindversuchs zur Durchführung. Daher war weder dem Versuchsleiter noch den Versuchspersonen (Vpn) das gerade verabreichte Präparat (Wirkstoff bzw. Placebo) bekannt. Jede Vp hatte drei (VR i) bzw. vier (VR II) Versuche zu absolvieren und zwar immer an den glei­chen Wochentagen, zur gleichen Tageszeit und in jeweils achttägigem Abstand. Alle Vpn wurden über den Sinn des Experimentes mittels eines Merkblattes informiert und zur Gleichhaltung der Motivation Leistungsprämien in Aussicht gestellt.

Insgesamt nahmen 52 männliche, gesunde Studenten im Alter zwischen 18 und 23 Jahren an den beiden Versuchsreihen teil (VR I = 24 Vpn; VR II - 28 Vpn). Das dargestellte Versuchsschema konnte in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Vpn in VR I acht­mal und in VR II siebenmal durchgeführt werden.

Ergebnisse :Entsprechend der Versuchsanordnung erfolgte eine varianzanalytische Überprüfung der Resultate auf ihre statistische Aussagekraft.Die beiden nachstehenden Tabellen sind eine Zusammenstellung der Mittelwerte jedes Einzelmerkmales in VR I und VR II unter den Präparatkombinationen mit den entspr.-- chenden Prüfwerten und dem Signifikanzniveau.Tabelle 1 P r ä p a r a t W i r k u n g (VR i)

(Mittelwerte)Varianzanalyse

Wirksubstanz AS (+ ABP)Verfahren:

AB (+ ASP) Placebo F P

Bettendorff/Ton 17,79 17,30 17,26 <1 n. s." /Licht 23,70 23,21 23,12 1 ,24 n. s.D-Gerat/Richtige 137,79 139,87 145,50 1 ,60 n.s." /Falsche 17,7 17,7 14,5 1 ,68 n. s." /Verspätete Wr.Koordinat.Gerät

22,4 26,2 20,2 1 ,17 n.s.

FZ 6,5 7,7 5,7 13,5 < 0,01FL 9,1 11 ,4 8,1 6,89 < 0,01

Zweihandprüfer/Zeit 31 ,2 80,7 79,3 o n.s.FL 1 7 , 8 16,0 13,8 <Ti n. s.

" FZ 6,3 6,3 5,6 < 1 n.s.Tachistoskop/R 16,9 17,2' 17,3 < 1 n. s.Tapping 195,0 194,6 199,4 2,28 n. s.KLT/ F % transf. 496,08 502,0 447,37 1 ,28 n. s." / Menge 72,08 74,62 77,58 3,35 > 0,05GRS 4,29 4,62 4,54 1 ,02 n. s.

!. 87

Page 4: Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von … Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren. Bei der Betrachtung

Tabelle 2 P r ä p a r a t - W i r k u n g (VR II)(Mittelwerte)

W + ASP W + AS W + AB WF’ + ABP F PVerfahren:BAK 0,290 0,267 0,268Tachistoskop 18,0 18,5 17,5 18,0 2,94D-G./richtig 133,8 137,1 134,2 137,5 <1" /falsch 15,0 14,4 17,2 18,3 <1" /verspätet 30,9 28,1 30,6 28,8 <1" /gesamt 179,9 178,0 182,0 183,6 < 1Bettend./Ton 18,0 18,4 18,2 17,6 1 ,07" /Licht 23,8 24,4 23,9 23,6 2,35KLT/Menge 79,7 84,8 82,2 82,4 1 ,45" /F % transf. 600,3 609,6 636,4 562,7 1 ,54Tapping 195,4 190,1 197,0 200,0 4,1 <0,05Zweihandpr./FL 22,3 23,5 21 ,7 19,9 <1

/FZ 11 ,1 9,0 8,2 7,7 3,23 ~ 0,05" /Zeit 67,8 66,1 67,5 70,0 1 ,38wkg/fl 8,6 9,2 8,1 6,5 2,23 >0,05" /FZ 6,82 6,89 6,89 5,10 8,34 < 0,01ARCI 10,60 11 ,25 10,57 7,53 10,72 ^ 0,01GES 4,28 4,25 4,46 4,92 2,95 > 0,05

Tabelle 3 S i g n i f i k a n t e - T e : s t sTest F-Test

W+ASP/WP+ABP W+AS /WP+ABP w+ab/wp+abp F pS P S P P

Zweihandpr./FZ 1 ,35 > 0,05 3,25 -v 0,05Tapping 2,29 ~ 0,05 4,10 ^ 0,05ARCI 2,58 <0,05 3,13 < 0,01 2,55 0,05 o /\ o o

wkg/fl schwache Tendenz 2,23 } 0,05" /FZ 2,11 ^ 0,05 2,11 0,05 8,43 < 0,01GRS 1,73 >0,05 2,95 >0,05

Tabelle 3 enthält nur Vergleiche der Alkoholbedingungen mit der reinen Placebo-Be­dingung (WP+ABP), weil sich bei keinem der Merkmale signifikante Unterschiede innerhalb der Alkoholbedingungen ergaben.

Diskussion:Während VR I lediglich etwaige Leistungsänderungen der beiden Antihistamin-Dar- reichunfftformen gegenüber Placebo feststellen sollte, war es Aufgabe der VR II I 88

Page 5: Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von … Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren. Bei der Betrachtung

die Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren.

Bei der Betrachtung der VR I-Ergebnisse sei darauf hingewiesen, daß sich unter kei­ner der untersuchten Präparatkombinationen eine Änderung der subjektiven Beurtei­lung der eigenen Leistungsfähigkeit ergab. Diesem Resultat stehen im Leistungsbe­reich unter den beiden Wirkpräparaten (A3 + AB) bezüglich Placebo durchwegs Leistung minderungen gegenüber. Sie erreichen jedoch mit Ausnahme eines Testverfahrens nicht die übliche Signifikanzgrenze von p = 0,05, sind aber als durchgängige Tendenz doch nicht übersehbar. Nur bei der sensomotorisehen Koordination, geprüft durch einen autoähnlichen Fahrstand (WKG), zeigte sich unter AB eine signifikante Leistungsbe­einträchtigung in Richtung einer Reduktion des sensomotorisehen Tempos. Beide Sub­stanzen wirken in gleicher Richtung, doch sind die Leistungsminderungen bei glei­cher Dosierung aber verschiedener Darreichungsform unterschiedlich, denn die Be­einflussung im Sinne der Verstärkung ist bei AB deutlicher. Eine der möglichen Hypothesen dafür wäre eine zeitliche Verschiebung des Wirkoptimums auf Grund unter­schiedlicher Resorption (bei AB mehr über die Mund-, bei AS mehr über die Magen­schleimhaut) , die bei konstant eingehaltenem Versuchsplan zu unterschiedlich ausge­prägten Resultaten führen könnte.

Die Testergebnisse der VR II müssen unbedingt in Zusammenhang mit den Alkoholisie­rungsgraden gesehen werden. Anvisiert wurde eineBAK von 0,46 %o, weil diese noch unter der forensischen Alkoholisierungsgrenze (in Österreich 0,8 %o) liegt, aber eine zusätzliche Präparatwirkung in diesem Bereich die Fahrtüchtigkeit bereits be­einträchtigen könnte.. Die Vorausberechnung erfolgte nach der WIDMARK-Formel. Die gaschromatographisch ermittelten Werte erreichten schließlich trotz optimaler Vor­bedingungen nur eine Durchschnitts - BAK von 0,26 %o mit einer extremen Streuung zwischen 0,04 %o und 0,59 % o . Worauf die Differenz zwischen den ermittelten und voraus berechne ten BAK zurückzuführen ist, konnte vom Gerichtsmedizinischen Institut der Universität Wien nicht zufriedenstellend geklärt werden.

Eine Verstärkung der physiologischen Alkoholisierung durch AS uder AB trat nicht ein, da die BAK - Werte unter den drei Präparatkombinationen mit Wodka fast iden­tisch sind.Die Verfahren zur Eigenbeurteilung zeigten unter Alkohol eine leichte Euphorisie- rung (ARCl) sowie eine schlechtere Beurteilung der eigenen Leistungsfähigkeit (ARCI und GRS). Unterschiede in der Stimmungs- oder Lastungsbeurteilung unter Wodka plus AS oder AB gegenüber Wodka allein ergeben sich allerdings nicht.

Leistungsminderungen gegenüber der reinen Placebo-Bedingung wurden unter Alkoholein­fluß bei der Koordination und dem motorischen Tempo festgestellt. Während beim Zweihandprüfer dieser Effekt nur unter Alkohol (w + ASP) signifikant wird, gilt

Page 6: Auswirkungen der gleichzeitigen Einnahme von … Auswirkungen von gleichzeitigen Antihistamin- und Alkoholgaben gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung zu objektivieren. Bei der Betrachtung

dies beim Tapping für Wodka und Syrup (W + AS) und beim Koordinationsgerät (WKG) für beide Formen des Wirkpräparates jeweils in Kombination mit Wodka (W + AS und W + AB).Auf Grund dieser Ergebnisse wäre es naheliegend, auf eine Verstärkung der Alkohol­wirkung durch Antihistamin-Syrup (AS) bzw. Antihistamin-Bonbon (AB) in den genannten Leistungsbereichen zu schließen. Der Mittelwertsvergleich zeigte jedoch, daß die Durchschnittswerte bei den genannten Verfahren unter den Alkoholbedingungen sehr dicht beieinanderliegen und - wie oben angeführt - teilweise die Signifikanzgrenze überschreiten.

Eine eindeutige Verstärkung der AlkoholWirkung kann aber nur dann vorliegen, wenn unter den beiden Kombinationsbedingungen Alkohol Lind Syrup gegenüber der alleinigen AlkoholWirkung (W + ABP) eine signifikante Leistungsminderung eintreten würde. Das jedoch ist bei keiner der untersuchten Funktionen der Fall. Auch die Mittelwerts- ',i* tendenzen deuten nicht in diese Richtung: vielmehr gehen alle Leistungsminderungen ganz überwiegend auf das Konto der Alkoholisierung.

Die zusammenfassende Betrachtung beider Versuchsreihen zeigt folgendes Bild:Unter Antihistamin-Bonbon (AB) ergab sich im Vergleich zu Placebo eine Verschlechte­rung der Koordinationsleistung; bei Antihistamin-Syrup deuteten die Mittelwerte mit geringerer Ausprägung in die gleiche Richtung. Die beiden Präparatformen weisen in Kombination mit Alkohol ebenfalls eine Verschlechterung der Koordinationsleistung auf, allerdings nicht wesentlich stärker als unter Alkohol allein (w + ABP). Es ist daher zu schließen, daß die Kombination von Alkohol mit einer der beiden Formen des Antihistamin-Präparates unter den angegebenen Dosierungen keine ungünstigere Wirkung auf die Koordinationsleistung ausübte als die Einnahme der Präparate allein oder des Alkohol allein.

1. Eine Verstärkung der AlkoholWirkung durch die Präparate ließ sich bei diesen bei­den Formen des Antihistamin-Präparates in der angegebenen Dosierung nicht nach- weisen. Die Annahme einer negativen Wirkung unter höheren Dosierungen erscheint auf Grund der aufgezeigten Wirktendenz zwar gerechtfertigt, bedarf jedoch noch einer entsprechenden experimentellen Überprüfung.

2. Unabhängig von der eigentlichen Fragestellung können auf Grund der zwar nicht immer signifikanten, aber durchgängig beobachtbaren Leistungsminderungen beiden geprüften Funktionen die beiden Formen des Antihistaminpräparates nicht uneinge­schränkt für den Kraftfahrer empfohlen werden.

3. Schon unter so geringer BAK wie durchschnittlich 0,26 %o ist die Fahrtüchtigkeit bereits eingeschränkt und zwar in besonders gefährlicher Weise durch eine stimmungsmäßige Euphorisierung, die mit einer Beeinträchtigung der Koordinations­leistung gekoppelt ist.