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40 Ueber Hacquet's ,,Clathrus llydrlensts". Von Prof. Wilhelm Voss. Balthasar Hacquet, welcher zu Scopoli's Zeit nach Kraiu kam, dessen Nachfolger im Physikab zu Idria wurde und hierauf die Lehrstelle ftir Anatomie und Chirurgie am Lyceum za Laibach erhielt, hat eine Reihe yon Werken ethnographischen, mineralogi- schen, geologischen uud botanischen Inhalts verOffentlicht, uuter letzteren auch die bekannte Schrift: ,,Plantae alpinae carnio- licae" (Wien, 1782), worin zwSlf neue Pfianzenarten beschriebeu und auf den beigegebenen Folio-Kupfertafeln abgebildet werden. Unter diesen neuen Arten befindet sich auch eiu Filz aus der Gegend yon Schwarzenberg (Zherna vrch) bei Idria, der obigen Namen trigt; er wird auf Taft 2, Fig. 4 dargestellt und im Texte, p. 11 folgender Weise beschrieben: In tanta fungorum copia, quos partita Celebri Linneus et D. Schaefferus determinaruut, quem praesens tabula exhibet, non reperi. Fungus mediocris, subtriangularis semiputridis arborum radici- bus innascitur, subcoriaceus, mollis. Stipes durus, subovatus, curvus, membrana albida obduetus. Calamus digiti minimi crassitudinem habet; parum striatus, niger, villosus. Pileum gerit figurae quasi triangularis, coloris bruneo-nigri, subtus lamellosus labyrinthiformis; lamellae versus calamum sunt aliqaantum parallelae; superne pileus nodis distinctus, quorum figura fruetibus pinus pineae similis est; cum vero nodi alii majores, minores alii sunt confluentes, efformant- que figuram jam pentagonam, jam tetragonam. Ex centris nodorum striae versus latera procurrunt. Partes a!iquae revolutae, a]iquae pla- nae membrana subtilissima, facili negotio separantur. Substantia spon- giformis; lamellae undulatae, tenues, elasticae, nec succum laesae fun- dunt. Odor putridus suaveolens. Habitat in collibus prope Hydriam, versus Merslarupa, Zherna vrch. Ad latus figurae lamellae adstant. Crescit mense Julio. In keinem mir zur Verfiigung stehendeu mykologischen Werke finde ich dieser Art Erwihnung gethan; ich betrachtete sie als ver- schollen. -- Die Abbildtmg zeigt den Pilz in nattirlicher Griisse, die Detailzeichnung ein Stack der Unterseite des Hubs. Letztere erin- nerte reich entfernt an die Unterseite der Hiite jener Boleten, deren R0hren wolfe, unl:egelmissige Mtindungen besitzen; die Worte der Diagnose: ,,superne pileus nodis distmctus, quorum figura fructi- bus pinus pineae similis est" ffihrten reich auf die Vermuthung, ob nicht Hacquot eine Bolero mit schuppigem Hut -- etwa JBoletus strobilaceus ~cop. oder eine verwandte Form -- vor sich hatte. Dieser Vermuthung stand vor Allem der Umstand entgegen, dass Hacquet den Hut ausdrtieklich als kegelf(irmig bczeichnet, und der Pilz auf Baumwurzeln sass; ]etzteres viel]eicht weniger, daes mOglich ist,

Ueber Hacquet's „Clathrus Hydriensis“

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Ueber Hacquet's ,,Clathrus llydrlensts". Von Prof. Wi lhe lm Voss.

Balthasar Hacquet , welcher zu Scopoli 's Zeit nach Kraiu kam, dessen Nachfolger im Physikab zu Idria wurde und hierauf die Lehrstelle ftir Anatomie und Chirurgie am Lyceum za Laibach erhielt, hat eine Reihe yon Werken ethnographischen, mineralogi- schen, geologischen uud botanischen Inhalts verOffentlicht, uuter letzteren auch die bekannte Schrift: , ,Plantae a lpinae carnio- licae" (Wien, 1782), worin zwSlf neue Pfianzenarten beschriebeu und auf den beigegebenen Folio-Kupfertafeln abgebildet werden. Unter diesen neuen Arten befindet sich auch eiu Filz aus der Gegend yon Schwarzenberg (Zherna vrch) bei Idria, der obigen Namen trigt; er wird auf Taft 2, Fig. 4 dargestellt und im Texte, p. 11 folgender Weise beschrieben:

In tanta fungorum copia, quos partita Celebri Linneus et D. Schaef fe rus determinaruut, quem praesens tabula exhibet, non reperi.

Fungus mediocris, subtriangularis semiputridis arborum radici- bus innascitur, subcoriaceus, mollis. Stipes durus, subovatus, curvus, membrana albida obduetus. Calamus digiti minimi crassitudinem habet; parum striatus, niger, villosus. Pileum gerit figurae quasi triangularis, coloris bruneo-nigri, subtus lamellosus labyrinthiformis; lamellae versus calamum sunt aliqaantum parallelae; superne pileus nodis distinctus, quorum figura fruetibus pinus pineae similis est; cum vero nodi alii majores, minores alii sunt confluentes, efformant- que figuram jam pentagonam, jam tetragonam. Ex centris nodorum striae versus latera procurrunt. Partes a!iquae revolutae, a]iquae pla- nae membrana subtilissima, facili negotio separantur. Substantia spon- giformis; lamellae undulatae, tenues, elasticae, nec succum laesae fun- dunt. Odor putridus suaveolens.

Habitat in collibus prope Hydriam, versus Merslarupa, Zherna vrch. Ad latus figurae lamellae adstant. Crescit mense Julio.

In keinem mir zur Verfiigung stehendeu mykologischen Werke finde ich dieser Art Erwihnung gethan; ich betrachtete sie als ver- schollen. -- Die Abbildtmg zeigt den Pilz in nattirlicher G riisse, die Detailzeichnung ein Stack der Unterseite des Hubs. Letztere erin- nerte reich entfernt an die Unterseite der Hiite jener Boleten, deren R0hren wolfe, unl:egelmissige Mtindungen besitzen; die Worte der Diagnose: ,,superne pileus nodis distmctus, quorum figura fructi- bus pinus pineae similis est" ffihrten reich auf die Vermuthung, ob nicht Hacquo t eine Bolero mit schuppigem Hut - - etwa JBoletus strobilaceus ~cop. oder eine verwandte Form - - vor sich hatte. Dieser Vermuthung stand vor Allem der Umstand entgegen, dass Hacque t den Hut ausdrtieklich als kegelf(irmig bczeichnet, und der Pilz auf Baumwurzeln sass; ]etzteres viel]eicht weniger, d a e s mOglich ist,

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dass die Wurzeln schon stark vermodert, fast zu Erdo goworden waren.

Ein gliicklicher Zufall brachte Lieht in diese Angelegenheit. Bet ether Durehsicht tier Kryptogamenherbare des hiesigen Landes- museums fund sich der zweifelhafte Pilz mit der Original-Etiquette, worauf der Hinweis auf das genannte Work. Es ist zweifellos das- selbe Exemplar, nach dem die Zeichnung entworfon wurde, so auf-

fal lead stimmt die Gr(isse und Gestalt des Hutes, wenn auch der Stiel beim getrocknetea Pilz naeh entgegengosetzter Seite, nach links, gebogen ist.

Es zeigte sich nun, dass t I a c q u e t in der Thai einen Boletus vor sich butte. Die Zeichnung stellt aber nicht don Pilz in seiner nattirliehen Gestalt, sondern so dar, wie or im Horbare liegt, l~icht, wio man vermuthen wtirde, die Seitenansicht des Hutes ist abgo- bildet, sondern dessen ganze, an den Random etwas eingetrockneto Oberseite; daher die triangularo Form. Vom Strunke li~sst das Bild nut etwas mehr als die Halfte erkennen, don Rest vordeekt der um- gebogene Hut. Die Darstellung der Warzen erweckt die falscho u stellung, als seion sie in dor Mitre vertieft, wi~hrend diese ihre h(ichste Stelle ist.

Um meino Bestimmung controliren zu lassen, besonders aber, um don ttacquet'schen Pilz nicht allein gesehen zu haben, sandto ich denselben meinem hoehgeehrten Correspondenten - - tIauptmana Stefan Schulzer v. Mi iggenburg in Vinkovce - - mit welchem ]oh in di'esor Sache mehrere Briefe wechselte. Er schrieb mir dart'lber:

- - - - Der Pilz ist ja mein alter Bekannter! Ganz ohne mindesten Zweifel derselbe, don ich einst fund und zum Boletus strobiloides Krombh. stellte; denn dass am Herbarstfick keine Spur des Schleiers zu sehen ist, thut gar nichts zur Sache, well auch ich diesen sehr zart, verganglich antraf. Ein auch dort, we or vorkommt, seltener Pilz. K r o m b h o l z fund ihn veto August bis October, H a c q u e t im Juli, ich im Sommer und zwar auf der Erde gesellig wachsond in don mit Laubholzwaldungen bestandenen Auslaufern der 5stlichen Karpathen, zwischen Karansebes und Rusz. Ausnahmsweiso sah ihn K r o m b h o l z auch im Friihjahre".

Ich kann nicht umhin, hior die ausftihrlicho Beschroibung, welche S chul z or entworfen, mitzutheilen, well sie eine hSchst schatz- bare Erweiterung der ttacquet'schen Diagnose bildet.

,,Der Hut ist fieischig, etwas schwach gepolstert, dunkel umber- braun Init ether schwachen Beimengung yon Curtain (ira lebenden Zustande), 8--16 Cm. broit, durchaus mit sehr grossen, gestutzt- pyramidalen, festfleisehigen Protuberanzen versehen, die keineswegs dutch Aufspringen der Huthaut entstandene sparrige odor dachziegel- fiirmige Schuppen genannt werden kSnnen.

Die R(ihren sind entsprechend lung, am Stielo anstossend, in der Jugend fast herablaufend, umberbraun. Die h0chst ungleich geform- tea, unregelmi~ssigen, im Ganzen auffallend grossen, anfangs triiben LScher werden bald dunkelbraun.

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Dor moist etwas gokrtlmmte, in don Hut sich erwoitorndo Stiel ist yell, 1"3--2"5 Cm. dick, und seine Li~ngo entspricht ungol~ahr dom Hutdurchmessor. Er ist feinfiockig-schuppig, am Endo mit dora I.iuto gloiehfarbig. Der orst bri~unlich woisso Schloior (Velum partiale) goht durch rSthlioh in schwarzbraun fiber und vorschwindot. Das Fleisch ist boim Anbruch triibbraun, wird abor an dot Luft braun- schwarz. Gerueh otwas naoh Modor, doch nicht schlecht.

Die Sporon sind schwarzbraun, kuglig, mituntor ins oifSrmigo odor ovalo und habon oinon Durchmessor yon 0"008--0"01 Mm."

Don Pilz hat Schulzor in soinem orston, an dis ungarisoho Akadomio abgetretonen Werko S. 830 abgobildot.

Was die Bononnung dos Pilzos botrifft, so orlaubo ich mir noch Folgondos zu bemerkon. - - E. Fr ies zieht in ,I-Iymonomycotos ouro- paei" die Krombholz'scho Art zu Bol. strobilaceus Scop. (Annus IV. Historico-Naturalis, p. 148, Tab. 1, Fig. 5). Dor ganz andoron Be- kloidung des Hutes wogon ist os wohl unbodingt nothwondig, don Hacquot-Krombholz'schon Pilz davon zu tronnon, wolchem dann jodonfalls der i~ltero Speciosnamo beizulogen soin wird. Er ware als Boletus Hydriensis (Hacquot) anzusprochon.

Laibach, am 6. Ji~nnor 1882.

R o r i p a anceps und R . Sonder t . u Dr. V i n ~ e n z v. B o r b ~ s .

In den ,]~rtokoz~sek a t e rm~szo t tudom~nyok korobSl", horausgegebon yon dor ungar. Akad. d. Wiss. Bd. IX, Yr. 15 (1879)1), p. 15, 32--38 und 62 babe ich die Hybride von ttoripa amphibia und It. palustris niihor or(irtort, und habo ich deft naeh authonti- scher Beschreibung yon Originalexemplaren Wahlonborg 's (in Herb. Sender!) und Fries ' (Herb. norm. cent. VI. 18) auch Sisymbrium anceps Wahl. far oinen solchon Bastart odor ffir eino Mittolform zwischon beiden orkliirt. Auch C. F. Nyman ha~ moine lotztoro Meinung brieflich bostii.tigt. ,,R. anceps is~ abor jo tz t gewiss als solbsts t~ndigo Art anzusohon" 3). Eiue Form, die dor schwo- dischen R. anceps (Wahl. sub Sis2/mbrio ) vollsti~ndig entsprechon mCichto, land ich in Ungarn nicht, wohl abor sind als Hybrido dor It. amphibia und palustris odor Mittelformon zwischen beiden anzu- sehen: It. er2/throcaulis m. (Budae), It. anceps var. micropetala (Fr. 1. c. XI, p. 36) und It. anceps var. Sonderi m. (It. anceps Sender F1. Hamb.), und da meino Arboit don doutschon Botanikorn viol-

l) Cf. Oest. Bet. Ztschr. 1879, p. ~10. *) Cf. auch Sender ' s F1. Hamburg. p. 368 und R6hl ing 's Deutschlands

Flora IV. p. 6~.