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1954 Trockne verdampft, mit Begierde Kohlensiiure anzieht , ohne jedoch krystallisirbare Sake zo liefern. Das Chloroplatinat dieser neuen Base enthielt 27.40 pCt. Pt, wiihrend die Formel 27.61 pCt. P t verlangt. Auch Jodathyl wirkt auf die Base C16H80N2 ein, aber erst bei hiiherer Temperator. Darnach kann die Formel C,, H, (CH,)4Na wohl angenommen werden; da diese aber gleichmjissig fiir viele Isomeren gilt, 80 bleibt die Constitution der Base noch weiter aofzukliiren. Auch denke ich die Untersuchung des Farbstoffs fortzufiihren, da Hr. Dr. Greiff, welcher vor 2 Jahren eine Mittheilung fiber den Ge- genstand veroffentlichte l), mir mitgetheilt hat, dass er gegenwiirtig nicht in der Lage sei, die Sache wissenschaftlich zu verfolgen. Ci, Hzo Na (CH4 012, PtC16 H, 379. C. Forst nnd Chr. Bohringer: Ueber Hydrochinidin (Hydroconchinin). (Eingegsngen am 22. August.) In weiterer Verfolgung unserer friiheren Verauche Cber die Ein- wirkung Ton tbermangansaurem Kali auf ChinaalkaloYdez) haben wir jetzt auch das Chinidin (Conchinin von Hesse) nach dieser Richtung zu untersuchen begonnen, indem wir unser Hauptaugenmerk auf die Isolirung eines moglicher Weise in den Reaktionsprodukten vorhan- denen neuen Alkaloi'ds richteten. Unsere Remiihungen sind nicht obne Erfolg geblieben ; es gelang die Reindarstellung eines dem Chini- din in seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften ungemein nahekommenden, noch nicht beschriebenen Alkaloids, welches wir aus weiter unten erorterten Griinden einstweilen Hydrochinidin nennen wollen. Wir erhielten dasselbe tlus dem krystallisirten Chinidin des Han- dele, welches sowohl nach Schmelzpunkt (168O) ale auch nach seiuen sonstigen Eigenschaften, z. R. nach der Jodkaliumprobe (Hesse, Ann. d. Chem. Rd. 176, S. 323) als rein betrachtet werden musste. Die Bedingungen der Oxydation waren nahezo dieselben, wie die friiher fiir Cinchonin und Cinchonidin innegehaltenen; es wurde be- sonders darauf geachtet , dass die Mischung jederzeit saure Reaktior? zeigte. Die weitere Behandlung der Reaktionsprodukte war naheeu dieselbe, wie die fur das Hydrocinchonidin angewandte. Aus der alkoholischen , niithigenfalls mit etwas Thierkohle entfiirbten Losnng 1) Diese Berichte XII, 1610. l) Diese Bericbte XIV, 486 u. 1266.

Ueber Hydrochinidin (Hydroconchinin)

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Page 1: Ueber Hydrochinidin (Hydroconchinin)

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Trockne verdampft, mit Begierde Kohlensiiure anzieht , ohne jedoch krystallisirbare S a k e zo liefern. Das Chloroplatinat dieser neuen Base enthielt 27.40 pCt. Pt , wiihrend die Formel

27.61 pCt. P t verlangt. Auch Jodathyl wirkt auf die Base C 1 6 H 8 0 N 2 ein, aber erst bei

hiiherer Temperator. Darnach kann die Formel C,, H, (CH,)4Na wohl angenommen

werden; d a diese aber gleichmjissig fiir viele Isomeren gilt, 80 bleibt die Constitution der Base noch weiter aofzukliiren.

Auch denke ich die Untersuchung des Farbstoffs fortzufiihren, da Hr. Dr. G r e i f f , welcher vor 2 Jahren eine Mittheilung fiber den Ge- genstand veroffentlichte l ) , mir mitgetheilt hat , dass er gegenwiirtig nicht in der Lage sei, die Sache wissenschaftlich zu verfolgen.

C i , H z o Na (CH4 0 1 2 , P t C 1 6 H,

379. C. Forst nnd Chr. Bohringer: Ueber Hydrochinidin (Hydroconchinin).

(Eingegsngen am 22. August.)

I n weiterer Verfolgung unserer friiheren Verauche Cber die Ein- wirkung Ton tbermangansaurem Kali auf ChinaalkaloYdez) haben wir jetzt auch das Chinidin (Conchinin von H e s s e ) nach dieser Richtung zu untersuchen begonnen, indem wir unser Hauptaugenmerk auf die Isolirung eines moglicher Weise in den Reaktionsprodukten vorhan- denen neuen Alkaloi'ds richteten. Unsere Remiihungen sind nicht obne Erfolg geblieben ; es gelang die Reindarstellung eines dem Chini- din in seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften ungemein nahekommenden, noch nicht beschriebenen Alkaloids, welches wir aus weiter unten erorterten Griinden einstweilen Hydrochinidin nennen wollen.

Wir erhielten dasselbe tlus dem krystallisirten Chinidin des Han- dele, welches sowohl nach Schmelzpunkt (168O) ale auch nach seiuen sonstigen Eigenschaften, z. R. nach der Jodkaliumprobe ( H e s s e , Ann. d. Chem. Rd. 176, S. 323) als rein betrachtet werden musste.

Die Bedingungen der Oxydation waren nahezo dieselben, wie die friiher fiir Cinchonin und Cinchonidin innegehaltenen; es wurde be- sonders darauf geachtet , dass die Mischung jederzeit saure Reaktior? zeigte. Die weitere Behandlung der Reaktionsprodukte war naheeu dieselbe, wie die fur das Hydrocinchonidin angewandte. Aus der alkoholischen , niithigenfalls mit etwas Thierkohle entfiirbten Losnng

1) Diese Berichte XII, 1610. l ) Diese Bericbte XIV, 486 u. 1266.

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schieden sich nach einigen Tagen kleine Nadeln ab, welche sich nach und nach zu Krusten vereinigten und in eine syrupiise Lauge einge- bettet blieben. Letztere besteht wahrscheinlich hauptsiichlich aus einem durch die Oxydation gebildeten Uebergangsprodukt, dessen niihere Untersuchung einstweilen unterlassen wurde, ebenso wie diejenige des zu erwartenden dem Chitenin entsprechenden Eiirpers, da S k r a u p l)

deren Studium sich vorbehalten hat. Nur so vie1 sei bemerkt, dass auch hier nach dem Wiederansiiuern des mit Natronlauge alkalisch gemachten Filtrate mit Schwefelsiiore und Destillation im Dampfstrom eine fliichtige SIiure resultirte, die Silbernitratliisung reducirte und nach Analyse des Baryumsalzes unzweifelhaft Ameisensiiure ist. ( B a be- rechnet 60.35 pCt., gefunden 60.1 1 pCt.).

Die oben erwhhnten Krystallkrosten wurden durch Absangeo und Waschen rnit Aether-Weingeist von der syrupartigen Laugc befreit, und lieferten nach wiederholtem Umkrystallisiren aus Weingeist rnit Leicbtigkeit die neue Base in vollkommen reinem Zustande. So er- halten bildet das Hydrochinidin diinne, prismatische Nadeln , welche in kaltem Weingeist leicht und in heissem sehr leicht liislich sind. Aos der Lauge genommen, bemerkt man an den Krystallen schon nach wenigen Stunden deutliche Zeichen von Verwitterung, da diesel- ben 23 Molekiile Krystallwasser enthalten, das schon bei gewohnlicher Temperatur zum grossen Theil entweicbt.

(Berechnet fiir C,,H, N, O2 + 2)H, 0 = 12.13 pCt., gefunden 12.94 pCt. H,O.)

Die Verbindung 16st sich ziemlich schwer in Aether und scheidet sich bei dessen Verdunstung in Form von dicken, anscheinend rhom- bischen Tafeln aus. Die alkoholische Liisung reagirt alkalisch und wird durch Siiuren vollkommen neutralisirt, damit gut krystallieirende Salze bildend. Die Base ist optisch aktiv und drebt die Ebene des polarisirten Lichtes nach rechts, ungefiihr wie Chinidin. Sie eeigt, in uberschiissiger, sehr verdiinnter Schwefelstiure geliist, stark blaue Fluorescenz ond giebt in alkoholischer Liisung mit Chlorwasser ond Ammoniak dieselbe griine Fiirbung wie Chinin und Chinidin. Die durch Zusatz einiger Tropfen Kaliumpermrnganatliisung in der schwe- felaauren Losung der Base hervorgebrachte Riithung bleibt bei niede- rer Temperatur sehr lange bestehen. Der Schmelzpunkt ist nor sehr wenig von demjenigen des Chinidins verschieden ond wurde ale bei 166-167O liegend gefunden.

Von Salzen haben wir bis jetzt die folgenden geoauer untersucht: S a u r e s P l a t i n a a l z , C , ,Hg6N20a(HCI) ,P tCl , + 2 H,O. Man erhiilt es durch Vermischen der erwiirmten Liisuog des Hydrochinidins in verdiinnter uberschuasiger Salzsaure mit PlatinlBsung ; beim Erkalten

1 ) Diese Berichte XII, 1111.

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der Mischung scheidet es sich meist in kurzen, orangelarbenen NPdel- chen ab (berechnet f i r 2 Molektile Krystallwasser 4.65 pCt.; gefnnden 5.04 pCt. und 5.09 pCt.; berechnet fiir Pt = 25.45 pCt.; gefunden 25.10 pCr. und 25.09 pCt.).

Das Salz ist wasserfrei und stellt breite, weisee, eeitlich geetreifte Nadeln dar , welche in kaltem Waseer sehr schwer loslich sind. (Berechnet f i r J = 27.97 pCt.; gefunden 27.48 pCt. und 27.75 pCt.)

Man erhiilt diese Verbindung in dicken, flichenreichen Krystallen durch Verdunsten der durch Neutralisation rnit verdiinnter Schwefelsaure erhaltenen wbsrigen Losung bei gewohnlicher Temperatur; aus der Lijsung genommen, tritt an denselben bald sichtbare Verwitterung ein (berechnet 22.36 pCt.; gefunden 23.08 pCt. Krystallwasser).

Das H y d r o c h l o r a t krystallisirt in kurzen Nadeln, welche in kaltem Waseer leicht liislich eind; Hhnlich verhiilt sich das neutrale Tartrat, wiihrend das Bitartrat in Waaser schwerer loslich ist.

H y d r o j o d a t , CaoH,6NaOa. HJ.

S u l f a t , 2(C,oHagNaO,)SO,Ha + 12H,O.

Die vorstehend mitgetheilten Thatsachen im Verein mit den ana- lytischen Resultaten der bie jetzt nntersuchten Salze sprechen mit grosser Wahrscheinlichkeit fiir die Formel C,, Ha , N, O , , wonach also das neue Alkalo'id zum Chinidin in derselben Beziehung ateht, wie das Cinchotin zum Cinchonin und wie das von uns vor Kurzem beechriebene Hydrocinchonidin zum Cinchonidin. Da nun nach vor- laufigen, noch nicht zum Abschluss gelangten Versuchen auch au8 Chinin bei analoger Behandlung rnit Kaliumpermanganat ein eat- sprechendes Alkalo'id zu reeultiren scheint, iiber das wir in Biilde zu berichten hoffen, so liegt die Folgerung sehr nahe, die bei der be- schriebenen Behandlung erhaltenen Basen als durch die Oxydation e r z e u g t zu betrachten, indem es gewiss in hohem Grade auffallend erscheinen miisste, dass in allen vier zum Theil so vielfach studirten Alkaloiden von allen Forschern bisher die Begleiter iiberseheu sein sollten. Wir glauben indessen, mit Beriicksicbtigung auch der nenesten Mittheilung von H e s s e l ) , dass noch weitere Versnche nijthig sein dtirften, um die Frage endgiiltig zu entecheiden, und haben zu diesem Zweck in verschiedener Ricbtung und auf breitester Basis, rnit An- wendung grosser Mengen syetematiseh vorbereiteter Materialien neue Versuchareihen begonnen, um den Gegenstand definitiv aufzukliiren; was um so wichtiger wird, als derselbe in jedem Falle, wie auch die Losung ausfallen moge, ein hervorragendes Interesse darbietet.

Fabbrica Lombarda di prodotti chimici, bei Mailand, 13.August 1881. _- - ..

I) Diese Berichte XIV, 1688.