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Berth el o t: V er bi n d. z uc k e rart ig e r S u b s tan z e n. 235 LIII. Ueber neutrale Verbindungen der zucker- artigen Substanzen init Sauren. von Berthelot. (Compl. rend. t XLI, 1655. fly. 12.) p. 452.1 Viele der sauerstoffreichsten vegetabilischen Stoffe bilden mit Sauren Verbindungen. Hierher gehoren Salicin, Populin, Tannin etc., von denen aber bis jetzt keine auf synthetischem Wege dnrgestellt wordeu ist. Im Nachfol- genden werde ich zeigen, wie die in den Pflanzen enthal- tenen verschiedenen zuckerartigen Substanzen die grijsste Analogie mit Glycerin zeigen , und wie diese Zuckerarten sich in derselben Weisk wie Glycerin zu neutralen Korpern mit Sauren verbinden kijnnen , welche auffallende Ueber- einstimmung in ihren Reactionen mit den neutralen Fetten zeigen. Sie konnen auch auf dieselbe Weise dargestellt und gereinigt werden. I. iNan?d: CiZH14OIZ = 2C6H,06 = 2(C6Hs05, HO). Wasserfreier Mannit = C12H12010 = ZC6H605 Letztere Substanz erhalt man 1. durch Zersetzung der Mannitverbindungen mittelst Sauren und Alkalien, 2. durch Erhitzen des Mannits bis 2ooo und 3. durch Erhitzen des bei looo getrockneten Mannits mit concentrirter Chlor- wasserstoffsaure. Wasserfreier Mannit ist eine syrupihnliche, suss- schmeckende Substanz, welche in Wasser und abaolutem Alkohol loslich ist und bei langerem hussetzen an die Luft wieder zu gewohnlichem Mannit wird. Essigsaurer CloHs 0, = C4H404+C6 H6 O5 -2HO Mannit 1 C20H16014=~C4H401 -/- C12Hi2010-4H0 ist eine flussige, bitterschmeckende Substanz , welche, wie die folgenden, zwischen 200 und 250° erhalten wurde.

Ueber neutrale Verbindungen der zuckerartigen Substanzen mit Säuren

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Page 1: Ueber neutrale Verbindungen der zuckerartigen Substanzen mit Säuren

B e r t h el o t: V e r b i n d. z uc k e r a r t ig e r S u b s t a n z e n. 235

LIII. Ueber neutrale Verbindungen der zucker-

artigen Substanzen init Sauren. von

Berthelot.

(Compl. rend. t XLI, 1655. f ly. 12.) p. 452.1

Viele der sauerstoffreichsten vegetabilischen Stoffe bilden mit Sauren Verbindungen. Hierher gehoren Salicin, Populin, Tannin etc., von denen aber bis jetzt keine auf synthetischem Wege dnrgestellt wordeu ist. Im Nachfol- genden werde ich zeigen, wie die in den Pflanzen enthal- tenen verschiedenen zuckerartigen Substanzen die grijsste Analogie mit Glycerin zeigen , und wie diese Zuckerarten sich in derselben Weisk wie Glycerin zu neutralen Korpern mit Sauren verbinden kijnnen , welche auffallende Ueber- einstimmung in ihren Reactionen mit den neutralen Fetten zeigen. Sie konnen auch auf dieselbe Weise dargestellt und gereinigt werden.

I. iNan?d: CiZH14OIZ = 2C6H,06 = 2(C6Hs05, HO).

Wasserfreier Mannit = C12H12010 = ZC6H605

Letztere Substanz erhalt man 1. durch Zersetzung der Mannitverbindungen mittelst Sauren und Alkalien, 2. durch Erhitzen des Mannits bis 2ooo und 3. durch Erhitzen des bei looo getrockneten Mannits mit concentrirter Chlor- wasserstoffsaure.

Wasserfreier Mannit ist eine syrupihnliche, suss- schmeckende Substanz, welche in Wasser und abaolutem Alkohol loslich ist und bei langerem hussetzen an die Luft wieder zu gewohnlichem Mannit wird.

Essigsaurer CloHs 0, = C4H404+C6 H6 O5 -2HO Mannit 1 C20H16014=~C4H401 -/- C12Hi2010-4H0

ist eine flussige, bitterschmeckende Substanz , welche, wie die folgenden, zwischen 200 und 250° erhalten wurde.

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236 B e r t h e l o t : V e r b i n d . z u c k e r a r t . S u b s t a n z e n

Buttersaurer C14H120'1 = C8H804 + c6 HG O5 -2H0 Mannit 1 CtsH24014=2CsH~O~ +C~SHIZOIO-~HO

Zweifach butter- C2?HI8O9 =2CsH804 4 CG H6 O5 -4H0 saurer Mannit \ C44H360fs =6C8H,-,O4 -f C12H12010-8HO

Pdmitinsaurer C38H3607 = C32H3204 + cs H6 o5 -2HO 1 C~6HnOi4=%zHaz04 t C I ~ H I ? ~ I O - ~ H O Aehnlich dem Palmitin.

Saurer Mannit f C15~Hlj2022= 4C36H3604 CIZHI~O~O -4H0 Aehnlich dem Stearin. Dreif. stearin- C114Hlo8Oll =3C36H3604 + c6 H6 O5 - 6H0 saurer ihnni t 1 C228H21~022 =6C36H3604 -l CIZHIZO~O- 12HO Olelnsaurer C42H3804 = C38H3404 t (26 HG 05 -2HO

Mannit 1 C S ~ H . I G O ~ ~ = ~ C ~ ~ H M ~ Q t C12Hi2010-4HO

- Mannit

ZWeif. Stearin- c ~ s H76 0 1 1 =2C9,j&joa + c6 H6 0 5 -2HO

Wachsahnliche Suhstanz, leicht schmelzbar zu einer zghen Flussigkeit.

Benzoesaurer l C20H1007 = Ci4Hti04fC6 H6 O5 -2HO 'l C40H2001, =2C14H604 -/- C12H12010-~H0

Aehnlich dem Benzoi'cin.

Mannit

C48Hfi8011 =3Cl4H6o4 f c6 H6 0 5 - 6H0 C96H36022 = 6CI4H6O4 + C12H120i0 -12HO

Chlorwasserstoffs'aurer Mannit durch Einwirkung yon rauchender Chlorwasserstoffsaure bei 100° auf Mannit er- halten.

Aethyl- f C10H1005 = C4H602+C6 H6 O5 -2HO mannit 1 CzoHzoOlo =2G4H602 +C12H12010-4€I0

Durch Einwirkung von Mannit und Kali auf brom- wasserstoffsaures Aethyioxyd erhalten.

If. h h ? b : C I ~ H ~ I ~ , ~ = ~ C ~ H , ~ ~ = ~ ( C ~ H ~ O Q , H O ) . Stearinsaures i C12H400? = C36H3604 + c6 H6 O5 -2HO

Dulcin 1 C84HsoO14=2C36H3604 -j- CIZHIZOIO-~HO Zweif. stea- j CIS HT4 0 9 = ZCj6Ha604 + Cti H6 Oj -4H0

Benzoesaures C40H10O7 = C36Hj604 +- c6 H6 O5 -2H0 I C10Hz0014=2C36H3604 $. CI~HIZO~O -4H0

rins. Dulcin 1. Clj(jH14801*=4C36H3604+ Ci2H12010-8HO

Dulcin Durch Verseifen derselhen reproduciren sie die ur-

sprungliche Saure und eine Suhstanz, welche sich schnell in Dulcin umwandelt.

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m i t S t u r e n . 237

111. pinit : C12H.12010 = 2CtjH605.

Stearinsaurer

Zweif. stea- rins. Pinit

Benzoesaurer Pinit

Zweifach ben- zoesaures €init

Beim Verseifen regenerirt sich daraus die ursprung- liche Saure und eine Substanz, welche allmahlich in Pinit iibergeht.

Pinit ,

lv. Quercit : c12ITt 2 0 1 0 = 2C6H605. Stearinssurer

Quercit Benzoesaurer Quercit.

Werden diese Verbindungen verseift, so regenerirt sich die ursprungliche Saure und mit der Zeit Quercit. Die angefiihrten 4 Reihen sind isomer, wie aus ihrer Bildung und Zersetzung hervorgeht.

C42H4007 = C36H3604 4 Cfi H6 0 5 -2HO I Cs4H80Ol4= 2C36H3604 4- Ct2Hi2010-4HO

V . Erythroglyciic .- C1 ?Hi5 Ol 2 .

Benzoes. 7,

Dreifsch benzoesaures C S B H ~ ' J O ~ ~ = ~ C ~ Q € I G O ~ + C ~ ? H ~ ~ O ~ ~

Essigsaures Erythroglycin.

liche Saure nnd Erythroglycin reproducirt.

Erythroglycin - 1ZHO

Bei Verseifung dieser Verbindungen wird die ursprung-

VI. Orcin.

Wird Orcin bei 250° rnit Stearinsaure erhitzt, so bildet sich eine neutrale Verbindung, welche fest und wachs- ahnlich ist. Dieselbe wird auf folgende $rt rein darge- stellt. Man behandelt 1. die Verhindung mit Wssser, welches das uberschussige Orcin auszieht, darauf entfernt

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238 B e r t h e l o t : V e r b i n d . z u c k e r a r t . S u b s t a n z c n etc.

man 2. mittelst Aether und Kalk die iiberschussige Stearin- saure und zieht endlich 3. mittelst Schwefelkohlenstoff die reine Verbindung aus, wahrend etwas noch zuriickgebliehenes Orcin ungelost bleibt. Wir? diese Verbindung verseift, SO entsteht wieder Stearinsaure und eine in Wasser und Aether losliche Substanz, welche durch Ammoniakdampf gefarbt wird und sich genau wie Orcin verhalt.

VZI. Z W ~ W : C1 qH1 2 0 1 2 = 2C6 He06 = 2( CGHS 0 5 , HO).

Die neutralen Verbindungen des Zuckers mit SBuren werden durch Erhitzen des Rohrzuckers und der Glucose mit der Saure zwischen 100 und 120° dargestellt. Sie werden, wie die kiinstlichen Fette durch Aether und Alka- lien leicht und vollstandig rein erhalten, jedoch nur in kleinen Quantitiiten, so dass ich ihre Formeln nicht an- geb en kann.

Sie erleiden durch Behandlung mit verdunnten Mineral- sauren bei looo keine Zersetzung, losen sich aher in ver- diinnter Schwefelsaure und werden dabei in Saure und gahrungsfahigen Zucker gespalten, von welchem letzteren aber ein Theil wahrend der Behandlung zerstort wird. Chlorwasserstoffsaure und Alkohol bilden aus diesen Ver- bindungen sehr langsam in der Kalte einen Aether, der aus der mit dem Zucker verbundenen Sgure und dem gahrungsfahigen Zucker besteht.

Diese Verbindungen reduciren in der Warnie das wein- saure Kupferoxyd-Kali, eine Reaction, welche, ebenso wie die Art ihrer Darstellung, zur Ansicht fuhrt, dass sie Glu- cose enthalten. Concentrirte Schwefelsaure schwarzt sie selhst in der Kalte sugenblicklich. Sie sind nicht direct gahrungsfahig. Stearinsaure C42H390; = C36H3604 f C6 H5 0, - 2HO

Glucose 1 C~nTJ,gOL4=2C36H3604+ C12H12012-6H0 ist eine neutrale dem Stearin iihnliche Verbindung. Benzoesaure f C20H9 0; = CI4H6O4+ C6 HS O5 --€I0

Glucose \ C I ~ H ~ ~ O ~ ~ = ~ C ~ ~ I I ~ O ~ + C,2H12012'-6H0 ist eine neutrale Fliissigkeit. Buttersaure C14Hlioq = C8H8O4 f c6 H5 O5 -2HO I C28H22011 = ZC8H804 + C12Hi2012- 6 H 0 Glucose

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Bouis : B i l d u n s y o n C a p r y l a l d e h y d . 239

CtgHllOli = C4HsO2 -!- CS H5 O5 -2HO C36H22012= 2C4H602 3- C12H12012- 6H0

ist ebenfalls eine Fliissigkeit, Krystalle enthaltend, ahnlich dern erstarrenden Olei'n. Neutrale, bittere, in Wasser und Aether losliche Fliissigkeit.

CloHS 0, = C4Hej02 1- C,j H5 0 5 -2HO Aethyl- glucose i C20H1801,=2C4H~02 -+ C12H12012-- 6IIO

Gefarbte, wenig in Wasser losliche Fliissigkeit, die Hhnlich wie Aethylmannit erhalten wird. Verdiinnte Schwefel- saure spaltet die Verbindung in Alkohol und gahrungs- fahigen Zucker.

LIV. Ueber die Bildung von Caprylaldehyd.

Von Jules Bouis.

(Compt. rend. 1. XLI, 1855. (N. 16.) y. 603.)

In einer friihern Abhandlung') zeigte ich, dass durch wiederholte Destillation von gewohnlichem Caprylalkohol uber festem Kali ein vollkommen reiner Caprylalkohol er- halten wird und dadurch eine braune, klebrige Substanz zerstort wird. Diese Substanz besteht zum grossten Theil %us Caprylaldehpd, wie ich durch nachfolgende Unter- suchung fand.

Ich verseifte Iticinusol mit Natron und entfernte den Ueberschuss des letzteren durch Kochsalz; die gut aus- gepresste Seife murde wieder in Wasser gelost und aber- mals durch &chsalz gefallt, um die letzten Spuren des freien Natrons wegzuschaffen. So vollkommen getrocknete Seife lie- ferte in kleinen Portionen der Destillation unterworfen eint:

*) Dies. Journ. Bd. LIV, p. 46.