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e9. APRIL 19~8 KLINISCHE WOCHENSCH Literatur: I ROSENTHAL, LICHT und LAUTERBACH, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Io6, H. 3 n. 4. -- ~ GEIC.ER, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 121, H. x u. 2. -- 3CANNON and QUERIDO, Proc. of the nat. acad. of sciences (U. S. A.) 1o, Nr. 6. -- ~ CRAMER, Proc. physiol, soc. 9; Jonrn. of physiol. 52, 13. -- 5 CORRAL, Biochem. Zeitschr. 88. -- 6 STERN und LIEFMANN, Biochem. Zeitschr. 6. -- "/ HOLLINC-ER, D~sch. Arch. f. klin. Med. 92. -- s FREUND nnd MARCHAND, Dtsch. Arch. f. klin. Med. IIo. -- g BRUGI, Folia reed. 11, Iqr. 21. -- i0 LABB~ und BOULIN, Bull. et m6m. de la soc. m6d. des hGp. de Paris 4 I, Nr. 32. -- 11 LABBI~ und GAVRILA, Arch. des maladies de l'appar, dig. et de la nutrit. I6, Nr. 9. -- lu KASAmN and GRABFIELn, Arch. of internal med. 37, Nr. I. -- ~s McCovAN, HARRIS und MANN, Lancet 2Io, Nr. I6. -- ~4 ANDRESEN und SCHMIDT, Klin. Wochenschr. I927, Nr. 5. -- ~ ARNDT, Ergebn. d. inn. Med. u. Blinderheilk. 20. -- ~ HECTOR, Lancet 2II, Nr. t3. -- ~ ROSENTHAL, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 73- -- ~s ELKE- ZES und HE,MANN, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 155, H. 3 u. 4- -- ~" ELKELES und HEIMANN, Verhandl. d. 38. Vers. d. Dtsch. Ges. f. Kinderheilk., Monatsschr. f. l~inderheilk. 38, H. I, 2. -- s0 HEIMANN, Diskussionsbemerkung. Monatsschr. f. Kinderheilk. 38, H. x--s. -- ~ ELKELES nnd HEI~ANN, Dtsch. Arch. f. klin. Med. I58, H. 3-- 4. -- ~s HARRIS, R~N~ER and LASKER, Arch. of pathol, laborat, reed. 4, H. 4. _ ~s ROSENTHAL und BEHREND, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 53, H. 3-- 4. -- ~a LAWRENC~ and BUC~LEY, Brit. jonrn, of exp. pathol. 3. _ s~ EHRMANN, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 55. -- s~ MI- EAML Tohoku journ, of exp. med. 6, H. 3--4. -- s~ FR~EDEMANN, Dtsch. reed. Wochenschr. I92o, Nr. 41 und I92I, Nr. 52. -- ~s POD- LAK, Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 23. -- ~" POLLAK, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 64. -- so SEO, Biochem. Zeitschr. I63. _ _ Sl HAMBURGER und BRINKMANN, Biochem. Zeitschr. 88. 0BER 0RGANTHERAPIE UND INSULINBEHAND- LUNG BEI ENDOGENEN GEISTESSTORUNGEN. Yon Dr. PAUL SCHMIDT, Osnabrfick. Aus der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universit~it Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Dr. K. KLEIST). Die Behandlungserfolge bei endogenen GeistesstGrungen (manisch-depressives Irresein, Schizophrenie und verwandte Erkrankungen) waren trotz vielseitiger Versuche so gering- ffigig, dab mancherorts die Hoffnung g~nzlich schwand, durch Line medikamentGse Behandlung einen entscheidenden Ein- fluB auf den Verlauf dieser Erkrankungen gewinnen zu kGnnen. Da nafurgem~13 die meisten chemischen Mitre1 nur Line symptomatische, keine kausale Therapie darstellten, hat man sLit langem versucht, durch Organpr~parate diejenigen inneren Drfisen zu beeinfiussen, denen Line gewisse Bedeutung ffir die Entstehung geistiger Erkrankungen zuzukc.mmen schien. Mancherlei Symptome deuteten jedenfalls in diese Richtung. Die Erfolge der Organtherapie, welche hier und dort be- obachtet worden sind, wurden vc.n anderen Autoren nicht best~tigt bzw. sie wurden yon manchen als Remissic.nen yon Geisteskrankheiten gedeutet, die ohne therapeutische Ein- grille auch in gleicher HAufigkeit aufgetreten w~ren. Der Grund, warum in dem einen Falle nach der Ansicht der betreffenden Beobachter wirklich eindeutige Erfolge mit OrganprAparaten erzielt worden sind, die sich bei Nachprfifung bei einem anderen, gleichartig erkrankten Patienten als ein Fehlschlag erwiesen, der Grund, weshalb fiberhaupt die Organ- therapie yon vielen als ein Irrtum angesehen und abgelehnt wird, ist darin zu sehen, dab die Endokrinolc.gie yon manchen als ein bereits gekl~rtes Wissensgebiet angesehen wird, an das man hinsichtlich des therapeutischen Vorgehens mit ganz bestimmten Fragen und Anforderungen herantreten kGnnte. Vor alien Dingen ist die Stellung des endokrinen Apparates als nur Lines Gliedes in der Kette des die vegetativen Funk- tic.nen des KGrpers regulierenden Systems oft zu wenig ge- wfirdigt worden. In jedem Falle mug hervorgehoben werden, dab dem hormonalen Apparat die ihm vielfach fibertragene Nolle als des alleinigen Beherrschers der Lebensfunktic.n nicht gehGrt, sondern dab er in diesem Sinne als gleichwertiges Glied neben das Nervensystem zu setzen ist (ZC.NDEK1). RIFT. 7. JAHRGANG. Nr. i8 839 Wenn wir uns klarmachen, wie unendlich kompliziert in diesem Linen Glied der Kette allein die Verh~ltnisse liegen, wie' unerforscht die Beziehungen der einzelnen Drfisen zu- einander, die Ursachen der GleichgewichtsstGrungen des Systems sind, die klinisch wohl manchmal sinnf~llig, aber meist nur spekulativ erkl~rlich sind, so kann es nicht wunderneh- men, dab in einem Falle Line Psychose weitgehend durch ein den Ausfall Liner Drfise ersetzendes Organpr~parat beeinfluBt wird, w~hrend dasselbe Mittel bei mehreren anderen ~uBerlich gleichartigen Psychosen auf g/~nzlich andere innersekretorische Verh~ltnisse st6Bt und deshalb versagt. Dies kann uns um so weniger erstaunen, als wir fiber die ~ti01c.gie der in Frage stehenden Geisteskrankheiten so gut wie nichts wissen und wir lediglich durch Linen Nebenbefund auf einen Zusammen- hang mit dem endokrinen System und somit auf Linen in sich wiederum therapeutisch unsicheren Angriffspunkt hingewiesen werden. Alle Versuche, die komplizierten Wechselbeziehungen der einzelnen Hormondrfisen im Sinne Lines starren Schemas zu anMysieren, sind bisher fehlgeschlagen. Unsere Kenntnis fiber die Wirkung des ver~nderten Funktionszustandes Liner Drfise auf die B2orrelationsorgane ist mangelt/aft und somit unser therapeutisches Handeln nur ein tastendes, da die kli- nisch auff~llige Dysfunktion des Linen Organs nicht durch Line prim~re Ver~nderung in ibm selbst, sondern dutch seine Agonisten, Antagonisten oder durch fibergeordnete Zentren hervorgerufen sein kann. Wir haben uns an der Klinik in Liner starken therapeu- tischen Einstellung immerhin bemfiht, jede MGglichkeit einer therapeutischen Bet~tigung wahrzunehmen. Die vielen Fehl- schl~ge und Spekulationen, die bei einem groBen Material aus vc.rstehenden Grfinden nicht ausbleiben k0nnten , haben wohl unseren therapeufischen Optimismus ged~mpft, aber nicht lahmgelegt. Sie haben uns neben manchem Erfolg die Er- kenntnis gebracht, dab bei jeder Geisteskrankheit, bei der Line auf die innere Selrretion zu beziehende St6rung, seies Line Hypo-, Hyperfunktic.n der Thyreoidea, Hypo- oder Dys- funktion der Genitalorgane, der EpithelkGrperchen, der Hypophyse -- wenn auch nur in Andeutung als Nebenbefund -- nachzuweisen ist, ein therapeutisches Vorgehen in der betreffenden Richtung erfolgreich sein kann und damit an- gezeigt ist. Wenn auch, wie vorne ausgeffihrt, sogar in den F~llen, in denen ein Hinweis auf Line solche innersekreforische St6rung besteht, Versager nicht ausbleiben, und es oft groBer Geduld bei dem Wechsel der Betrachtungsweise der Erkrankung und damit des therapeutischen Mittels bedarf, so begegneten wir doch oft auff~lligen Erfolgen, die uns immer wiLder die Hoff- nung geben, dab es auf dem von uns beschrittenen Wege einmaI mGglich werden kGnnte, den Ursachen und somit der Heilung der Geisteskrankheiten n~herzukommen. Ober unsere Erfahrung mit den aus Ovarien gewonnenen Pr~paraten mGchte ich nur kurz berichten, da sie einmal kein eindeutiges Bild zeigen und nicht wesentlich yon den schon vielfach angestellten Versuchen abweichen. Unsere Versuche -- bei denen mich Dr. SACK weitgehend unterstfitzte -- Liner Beeintlussung der klimakterischen De- pression durch entsprechende OvarialprXparate ergaben fast durchweg Versager. Ein weiterer Ausbau dieser Therapie unter Berficksichtigung der bekannten Wechselwirkung Thyreoidea-Genitale-Hypophyse durch Zusatz yon ent- sprechenden Organpr~paraten, je nach der Lage des Einzel- falles mit Liner Verst~rknng oder DXmpfung der Wirkung durch intraven6se oder orale Blalium- bzw. Calciumgaben brachte desgleichen keinen eindeutigen Erfolg. Hingegen erscheint uns erw/ihnenswert, dab mit dem Corpus luteum-Pr~parat der Firma Ciba, ,,Agomensin" (SEITZ, WINTZ und FINGERttUT) in einem Falle yon Hebephrenie, der mit Dysmenorrh6e verbunden war, durch regelm~Bige Gaben nicht nur ein regelm~giger Menstruationszyklus, Line sehr erwfinschte Abmagerung, sc.ndern auch Line bemerkens- werte psychische Besserung im Sinne gr6Berer Regsamkeit erreicht werden konnte.

über Organtherapie und Insulinbehandlung bei Endogenen Geistesstörungen

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e9. A P R I L 19~8 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Literatur: I ROSENTHAL, LICHT und LAUTERBACH, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Io6, H. 3 n. 4. -- ~ GEIC.ER, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 121, H. x u. 2. -- 3CANNON and QUERIDO, Proc. of the nat. acad. of sciences (U. S. A.) 1o, Nr. 6. -- ~ CRAMER, Proc. physiol, soc. 9; Jonrn. of physiol. 52, 13. -- 5 CORRAL, Biochem. Zeitschr. 88. -- 6 STERN und LIEFMANN, Biochem. Zeitschr. 6. -- "/ HOLLINC-ER, D~sch. Arch. f. klin. Med. 92. -- s FREUND nnd MARCHAND, Dtsch. Arch. f. klin. Med. IIo. -- g BRUGI, Folia reed. 11, Iqr. 21. -- i0 LABB~ und BOULIN, Bull. et m6m. de la soc. m6d. des hGp. de Paris 4 I, Nr. 32. -- 11 LABBI~ und GAVRILA, Arch. des maladies de l 'appar, dig. et de la nutr i t . I6, Nr. 9. -- lu KASAmN and GRABFIELn, Arch. of internal med. 37, Nr. I. -- ~s McCovAN, HARRIS und MANN, Lancet 2Io, Nr. I6. -- ~4 ANDRESEN und SCHMIDT, Klin. Wochenschr. I927, Nr. 5. -- ~ ARNDT, Ergebn. d. inn. Med. u. Blinderheilk. 20. -- ~ HECTOR, Lancet 2I I , Nr. t3. -- ~ ROSENTHAL, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 73- -- ~s ELKE- ZES und HE,MANN, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 155, H. 3 u. 4- -- ~" ELKELES und HEIMANN, Verhandl. d. 38. Vers. d. Dtsch. Ges. f. Kinderheilk., Monatsschr. f. l~inderheilk. 38, H. I, 2. -- s0 HEIMANN, Diskussionsbemerkung. Monatsschr. f. Kinderheilk. 38, H. x--s . -- ~ ELKELES nnd HEI~ANN, Dtsch. Arch. f. klin. Med. I58, H. 3-- 4. -- ~s HARRIS, R~N~ER and LASKER, Arch. of pathol, laborat, reed. 4, H. 4. _ ~s ROSENTHAL und BEHREND, Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 53, H. 3-- 4. -- ~a LAWRENC~ and BUC~LEY, Brit . jonrn, of exp. pathol. 3. _ s~ EHRMANN, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol . 55. -- s~ MI- EAML Tohoku journ, of exp. med. 6, H. 3--4. -- s~ FR~EDEMANN, Dtsch. reed. Wochenschr. I92o, Nr. 41 und I92I, Nr. 52. -- ~s POD- LAK, Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 23. -- ~" POLLAK, Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 64. -- so SEO, Biochem. Zeitschr. I63.

_ _ Sl HAMBURGER und BRINKMANN, Biochem. Zeitschr. 88.

0BER 0RGANTHERAPIE UND INSULINBEHAND- LUNG BEI ENDOGENEN GEISTESSTORUNGEN.

Yon

Dr. PAUL SCHMIDT, Osnabrfick. Aus der Psychiatrischen und Nervenklinik der Universit~it F rankfur t a. M.

(Direktor: Prof. Dr. K. KLEIST) .

Die Behand lungse r fo lge bei e n d o g e n e n Ge i s tess tGrungen (manisch-depress ives I r rese in , Sch izophren ie u n d v e r w a n d t e E r k r a n k u n g e n ) w a r e n t r o t z v ie lse i t iger Ver suche so ger ing- ffigig, d a b m a n c h e r o r t s die H o f f n u n g g~nzl ich schwand , d u r c h Line m e d i k a m e n t G s e B e h a n d l u n g e inen e n t s c h e i d e n d e n E in - fluB auf den Ver l au f d ieser E r k r a n k u n g e n gewinnen zu kGnnen.

D a nafurgem~13 die m e i s t e n c h e m i s c h e n Mitre1 n u r Line s y m p t o m a t i s c h e , ke ine kausa le T h e r a p i e da r s t e l l t en , h a t m a n sLit l a n g e m v e r s u c h t , d u r c h O r g a n p r ~ p a r a t e d ie jen igen i n n e r e n Drf isen zu beeinf iussen , d e n e n Line gewisse B e d e u t u n g ffir die E n t s t e h u n g geis t iger E r k r a n k u n g e n zuzukc .mmen schien. Manche r l e i S y m p t o m e d e u t e t e n jedenfa l l s in diese R i c h t u n g .

Die Erfolge de r Organ the rap i e , welche h ie r u n d d o r t be- o b a c h t e t w o r d e n sind, w u r d e n vc.n a n d e r e n A u t o r e n n i c h t b e s t ~ t i g t bzw. sie w u r d e n y o n m a n c h e n als Remiss ic .nen y o n G e i s t e s k r a n k h e i t e n gedeu te t , die ohne t h e r a p e u t i s c h e E in - gr i l le auch in gle icher HAufigkei t a u f g e t r e t e n w~ren.

De r Grund , w a r u m in d e m e inen Fal le n a c h de r A n s i c h t de r b e t r e f f e n d e n B e o b a c h t e r wi rk l ich e indeu t ige Erfo lge m i t O r g a n p r A p a r a t e n erz ie l t worden sind, die s ich bei Nachp r f i f ung bei e i n e m anderen , g le ichar t ig e r k r a n k t e n P a t i e n t e n als e in Feh l sch l ag erwiesen, de r Grund , wesha lb f i b e r h a u p t die Organ- t h e r a p i e yon v ie len als e in I r r t u m angesehen u n d a b g e l e h n t wird, i s t d a r i n zu sehen, d a b die Endokr inolc .g ie y o n m a n c h e n als e in be re i t s gekl~r tes Wissensgeb ie t a n g e s e h e n wird, a n das m a n h ins i ch t l i ch des t h e r a p e u t i s c h e n V o r g e h e n s m i t ganz b e s t i m m t e n F r a g e n u n d A n f o r d e r u n g e n h e r a n t r e t e n kGnnte. Vor a l ien D i n g e n i s t die S te l lung des e n d o k r i n e n A p p a r a t e s als nur Lines Gliedes in de r K e t t e des die v e g e t a t i v e n F u n k - t ic.nen des KGrpers r egu l i e r enden S y s t e m s of t zu wenig ge- wfi rdigt worden. I n j e d e m Fal le m u g h e r v o r g e h o b e n werden , d a b d e m h o r m o n a l e n A p p a r a t die i h m v ie l f ach f i be r t r agene Nolle als des a l le in igen B e h e r r s c h e r s de r Lebens funk t i c .n n i c h t gehGrt, s o n d e r n dab er in d iesem S inne als g le ichwer t iges Glied n e b e n das N e r v e n s y s t e m zu se tzen i s t (ZC.NDEK1).

R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . i8 839

W e n n wir uns k l a r m a c h e n , wie u n e n d l i c h kompl i z i e r t in d ie sem Linen Glied de r K e t t e a l le in die Verh~ l tn i s se l i egen , wie ' u n e r f o r s c h t die B e z i e h u n g e n de r e inze lnen Drf isen zu- e inander , die U r s a c h e n de r Gle ichgewich t s s tGrungen des S y s t e m s sind, die k l in i sch wohl m a n c h m a l sinnf~ll ig, abe r me i s t n u r s p e k u l a t i v e rk l~r l i ch sind, so k a n n es n i c h t w u n d e r n e h - men, dab in e i n e m Fa l le Line Psychose w e i t g e h e n d d u r c h e in den Ausfa l l Liner Drfise e r se tzendes O r g a n p r ~ p a r a t bee inf luBt wird, w ~ h r e n d dasse lbe Mi t t e l bei m e h r e r e n a n d e r e n ~uBerl ich g le i cha r t igen P s y c h o s e n au f g/~nzlich a n d e r e i n n e r s e k r e t o r i s c h e Verh~ l tn i s se s t6Bt u n d d e s h a l b ve r sag t . Dies k a n n uns u m so weniger e r s t a u n e n , als wi r f iber die ~ti01c.gie de r in F r a g e s t e h e n d e n G e i s t e s k r a n k h e i t e n so gut wie n i c h t s wissen u n d wir ledigl ich d u r c h Linen N e b e n b e f u n d auf e inen Z u s a m m e n - h a n g m i t d e m e n d o k r i n e n S y s t e m u n d somi t au f Linen in s ich w i e d e r u m t h e r a p e u t i s c h u n s i c h e r e n A n g r i f f s p u n k t h ingewiesen werden .

Alle Versuche , die kompl i z i e r t en W e c h s e l b e z i e h u n g e n de r e inze lnen H o r m o n d r f i s e n i m S inne Lines s t a r r e n Schemas zu anMysie ren , s ind b i she r fehlgeschlagen. U n s e r e K e n n t n i s f iber die W i r k u n g des v e r ~ n d e r t e n F u n k t i o n s z u s t a n d e s Liner Drfise au f die B2orre la t ionsorgane i s t m a n g e l t / a f t u n d s o m i t u n s e r t h e r a p e u t i s c h e s H a n d e l n n u r ein t a s t endes , da die kli- n i sch auff~ll ige D y s f u n k t i o n des Linen Organs n i c h t d u r c h Line p r im~re V e r ~ n d e r u n g in i b m selbst , s o n d e r n d u t c h seine Agonis ten , A n t a g o n i s t e n oder d u r c h f ibe rgeordne te Z e n t r e n h e r v o r g e r u f e n sein k a n n .

W i r h a b e n uns a n de r Kl in ik in Liner s t a r k e n t h e r a p e u - t i s chen E i n s t e l l u n g i m m e r h i n bemf ih t , jede MGglichkei t e iner t h e r a p e u t i s c h e n B e t ~ t i g u n g w a h r z u n e h m e n . Die v ie len Fehl - schl~ge u n d Speku la t ionen , die bei e inem groBen Ma te r i a l aus vc . r s t ehenden Gr f inden n i c h t ausb l e iben k 0 n n t e n , h a b e n wohl u n s e r e n t h e r a p e u f i s c h e n O p t i m i s m u s ged~mpf t , abe r n i c h t l ahmgeleg t . Sie h a b e n uns n e b e n m a n c h e m Er fo lg die E r - k e n n t n i s geb rach t , d a b bei j ede r G e i s t e s k r a n k h e i t , bei de r Line au f die i nne re Sel r re t ion zu bez iehende S t6 rung , s e i e s Line Hypo- , Hype r funk t i c . n de r Thyreo idea , H y p o - oder Dys- f u n k t i o n de r Gen i t a lo rgane , de r Ep i the lkGrpe rchen , de r H y p o p h y s e - - w e n n a u c h n u r in A n d e u t u n g als N e b e n b e f u n d -- n a c h z u w e i s e n ist, e in t h e r a p e u t i s c h e s V o r g e h e n in de r b e t r e f f e n d e n R i c h t u n g er fo lgre ich sein k a n n u n d d a m i t an- gezeigt ist .

W e n n auch, wie v o r n e ausgeff ihr t , sogar in den F~llen, in d e n e n ein Hinweis auf Line solche i nne r sek re fo r i s che S t 6 r u n g bes t eh t , Ve r sage r n i c h t ausb le iben , u n d es of t groBer Gedu ld bei d e m Wechse l de r B e t r a c h t u n g s w e i s e de r E r k r a n k u n g u n d d a m i t des t h e r a p e u t i s c h e n Mi t te l s bedar f , so b e g e g n e t e n wir doch of t auff~l l igen Erfolgen, die uns i m m e r wiLder die Hoff - n u n g geben, d a b es auf d e m v o n uns b e s c h r i t t e n e n Wege e inmaI mGglich w e r d e n kGnnte , den U r s a c h e n u n d s o m i t de r H e i l u n g de r G e i s t e s k r a n k h e i t e n n ~ h e r z u k o m m e n .

O b e r u n s e r e E r f a h r u n g m i t den aus Ovarien g e w o n n e n e n P r ~ p a r a t e n mGchte ich n u r kurz be r i ch t en , d a sie e i n m a l ke in e indeu t iges Bi ld zeigen u n d n i c h t wesen t l i ch yon den schon v ie l fach a n g e s t e l l t e n V e r s u c h e n abweichen .

U n s e r e Ver suche - - bei d e n e n m i c h Dr. SACK w e i t g e h e n d u n t e r s t f i t z t e -- Liner B e e i n t l u s s u n g de r k l i m a k t e r i s c h e n De- p ress ion d u r c h e n t s p r e c h e n d e OvarialprXparate e r g a b e n f a s t d u r c h w e g Versager . E i n we i t e r e r A u s b a u dieser T h e r a p i e u n t e r Ber f i cks i ch t igung de r b e k a n n t e n W e c h s e l w i r k u n g T h y r e o i d e a - G e n i t a l e - H y p o p h y s e d u r c h Z u s a t z y o n en t - s p r e c h e n d e n O r g a n p r ~ p a r a t e n , je n a c h de r Lage des E inze l - fal les m i t Liner V e r s t ~ r k n n g oder D X m p f u n g de r W i r k u n g d u r c h i n t r a v e n 6 s e oder ora le Blal ium- bzw. C a l c i u m g a b e n b r a c h t e desg le ichen k e i n e n e indeu t i gen Erfolg.

H i n g e g e n e r s c h e i n t uns e rw/ ihnenswer t , d a b m i t d e m Corpus luteum-Pr~parat der F i r m a Ciba, , ,Agomens in" (SEITZ, WINTZ u n d FINGERttUT) in e i n e m Fa l le y o n H e b e p h r e n i e , de r m i t D y s m e n o r r h 6 e v e r b u n d e n war , d u r c h regelm~Bige G a b e n n i c h t n u r e in r ege lm~gige r M e n s t r u a t i o n s z y k l u s , Line sehr e rwf insch te A b m a g e r u n g , sc.ndern a u c h Line b e m e r k e n s - w e r t e psych i sche B e s s e r u n g i m Sinne gr6Berer R e g s a m k e i t e r r e i c h t w e r d e n k o n n t e .

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Besonders e indrucksvol l aber wi rk ten die Agomensin- in jek t ionen bei einer F r a u mi t per iodischer prSkl imakter i scher Angstpsychose , d i e wegen ihrer U n r u h e und infolge 'des daue rnden J a m m e r n s k a u m mehr auf einer ruhigen Abte i lung der K l i n i k gehal ten werden konnte .

I. Krankengeschichte Frau W. Frau W., 49 Jahre, war 1911 erstmalig in der Klinik. Seinerzeit

war sie sehr angstlieh, ratlos, jammerte unaufh6rlich den ganzen Tag: Sie erging sich in einf6rmigen Klagen, sie sei falsch behandelt worden, man babe sie nicht in die Klinik bringen dtirfen. Sie hatte iliusion~re Verkennung yon Geri~uschen. Nach I1/2monatiger Klinikbehandlung wurde sie gegen ~trztliehen t~at yore Manne ab- geholt, ungew6hnlich gebessert gegenfiber dem Aufnahmebefund.

Im September 1927 erneute Aufnahme. Von den Angeh6rigen wird berichtet, dab Pat. bald nach ihrer damaligen Entlassung gesund geworden und bis vor ca. 4 Monaten lebenslustig gewesen sei. Seit einigen Monaten sei die Periode unregelmaBig. Seitdem habe sich eine traurige und ~ngstliche Verstimmung gezeigt. ]Pat. konnte nicht mehr allein sein, ~tuBerte Selbstmordabsichten. Sie wurde zur Erholung nach Hohemark gebracht. Nachdem dort keine ]3esserung eintrat, tJberfflhrung in die Klinik.

23. IX. I927: Hier bot sie das Bild einer Angstpsychose mit fast ~ den gleichen Symptomen wie 1911. Sie w~lzte sich unruhig im t3ett herum, weinte und jammerte den ganzen Tag, war v611ig ratlos gegenfiber allen Dingen, klagte, dab sie zu Unrecht in die Klinik geschafft sei. Ganz im Vordergrund stand ihre ungeheure J~ngst- lichkeit. Sie ffihlte sich bedroht yon den Schwestern und Mit- patienten, Ifirchtete yon Sterbenden umgeben zu sein, in das Sek- tionshaus gebracht zu werden und deutete alle belanglosen Ge- spr~che der Schwestern oder ~rzte in diesem ffir sie erschreckenden Sinne urn.

Wegen des gleichzeitigen Auftretens der Angstpsychose mit der Menopause wurden Agomensininjektionen gegeben.

2 7. IX. : Nach der i. Injektion (9 Uhr vorm.) von 2 ccm Agomen- sin intramuskul/~r auffallende 13eruhigung. Pat. sehl~ft 3 Stunden danach. Gegen Abend wieder erregter.

In den folgenden Tagen jedesmal nach der Injektion yon I oder 2 ccm je nach dem Zustand der Erregung deutliche Beruhigung.

Pat. befindet sich noch jetzt in der Klinik. Ihre ~ngstlichkeit hat bedeutend abgenommen, ihre Klagen fiber unsachgem/~13e ]3e- handlung und ungerechtfertigte Zurfickhaltung in der Klinik tr/~gt sie, wenn auch nicht mehr so hAufig, weiterhin eint6nig vor. ]3isher keine Periode.

Also ca. 1/2 S tunde nach der In jek t ion yon 2 ccm Agomen- sin, sparer ti~gl, i ccm, t r a t jedesmal eine s tarke Beruh igung und m a n c h m a l ein solches Schlafbedfirfnis ein, daB der Ver- dach t wach wurde, es m6ch ten dem Medikamen t Seda t iva beigegeben sein. Eine Rfickfrage bei der F i r m a schloB diese M6glichkei t aus.

Diese Erfolge erscheinen uns jedenfal ls beachtl ich, denn es ist wohl n icht gleichgfiltig, ob wir einer Pa t i en t in dauernd symp toma t i s ch Seda t iva eingeben oder einspritzen, oder ob wir die M6glichkei t haben, sie ohne schAdigende Medikamente ruhigzus te l len und gleichzeit ig noch einen spezifisch hei lenden EinfluB auszufiben.

Das Agomens in n a h m also die Stel le des Hyoscins ein, das in mi t Angs t und Er regungen ve rbundenen Depress ionen angezeigt und nach unseren Er fah rungen nicht v611ig dureh Pan t0Pon zu ersetzen ist, im Gegensatz zu den einfach ver- s t immten , g e h e m m t e n Melancholien, bei denen die Opiate als die Mit te l der Wah l angewandt werden und v611ig ausreichen.

Zum Haup tgegens t and dieser Ver6ffent l ichung m6ch ten wi t unsere Versuche machen, die wir mi t der Insulindarreichung bei den versehiedens ten Geis teskrankhei ten gemach t haben, zu denen uns neben den Erfolgen der Insu l inbehandlung auf den anderen Gebieten der Medizin nachs tehende Ta t sachen und ErwAgungen angeregt haben :

Die Anlage zum Diabe tes und die Anlage zu depress iven E r k r a n k u n g e n haben erfahrungsgemAB eine auffal lende Affinit/~t zueinander , so dab sie sich in demselben Menschen oder derselben Fami l ie of t ve re in t vorf inden. Es l iegt also eine gegenseit ige Beeinflul3barkeit der Gemfi t skrankhei ten und der Pankreas funk t ion nahe, en tweder unmi t t e lba r oder mi t te l - ba r fiber andere Drfisen, ode r fiber die die Zuckeraussehf i t tung und Geffihlsregungen beher rschenden Hi rnzent ren . Auf diese weehselsei t igen Beziehungen zwischen Glyk~mie und De- pression wurde zu le tz t von KLEIST 3 e ingehend hingewiesen.

K L I N I S C H E " W O C H E N S C H R I F T . 7" J A H R G A N G . N r . i8 29. APRIL I928

Neuerdings l and REITER 4 S t6 rungen des Zuckers toffwechsels bei Geis teskranken.

Von RAPHAEL und PARSONS 5 wurde gezeigt, dab die Glucoseausnutzung im depress iven S t a d i u m d e s manisch- depressiven Irreseins verz6ger t ist, dab s0gar di e H6he der anzuwendenden Insulindosis, die erforderl ich ist, u m die Blut - zuckerkurve auf die N o r m zurfickzuffihren, ein MaB fiir die Schwere der Depression dars te l len k 6 n n t e . KAI:EFMANN-* ber ich te te schon i9o 7 y o n e inem Diabetes , bei dessen Ver- sch l immerung pl6tzl ich eine hochgradige angstvol le E r r egung - - eine Angstpsychose im Sinne WERNICKES -- ausbrach, die mi t der Behand lung und Besserung der Zuckerk rankhe i t ganz auff~llig rasch zurfickging.

All wei te ren Beobach tungen fiber die Wi rkung des In- sulins auf psychische Ersche inungen ha t E. KLEMPERER 7 an- geffihrt, dab das Insul in einen s ta rk beruhigenden EinfluB auf die Ersche inungen des Del i r ium t remens hat te , der so erkl~irt wurde, dab die Kohlehydra te , die infolge des nach der In- jek t ion e inse tzenden HeiBhungers in gr6Berer Menge auf- genommen werden, , ,unter dem EinfluB des Insulins zu e inem vers t~ rk fen Abbau yon Glykogen in der Leber v e r w e n d e t werden, das bei der en tg i f tenden Funk t ion der Leber sicher eine groBe Bedeu tung bes i tz t " . Vers t~ndl ich ist d i e s e Ein- wi rkung des Insulins auf das Del i r ium t r emens im fibrigen schon nach den Beobach tungen yon ARNDT und RAIMANN 8, die eine t ransi tor ische Glykosurie bei den Del i ran ten festgestel l t haben. S i e erkl / i r ten diese damit , dab durch den Krankhei t s - prozeB des Delirs die Assimila t ionsf~higkei t f fir Koh lehydra t e he rabgese tz t wfirde.

Der enge Zusammenhang zwischen Leber funk t ion und Pankreas ffir die E n t s t e h u n g des Diabe tes wurde neuerdings durch L 6 w i 9 e inwandfre i festgestei l t .

Die Ta tsache schlieBlich, dab Lebers t6 rungen zu Psychosen ffihren k6nnen, worauf KLEIST ~ unl~ngst wieder hingewiesen hat , ferner, dab be im Ik te rus der Kinder h~ufig Katalepsie beobach te t wird (DAMSCH, KRAMER), dal3 eine Lebere rkran- k u n g mi t einer L insenke rnen ta r tung bei der Wilsonschen Krankhe i t einhergeht , kurzum, alle diese Beobach tungen eines innigen Zusammenhanges der erwAhnten Organe, die dem seit J a h r h u n d e r t e n ve rb re i t e t en Volksglauben, welcher die Melan- cholie mi t einer Lebe re rk rankung in Zusammenhang bringt , n icht entgegenstehen, zeigten deut l ich die Abh/ ingigkei t ge- wisser Geis teskrankhei ten yon den St6rungen der inneren Sekretion, insbesondere des Pankreas , und lieBen eine Ver- wendung des Insulins bei Psychosen aussichtsreich erscheinen.

l~ber die vors tehenden Erw/ igungen hinaus ha t t en wi t schon vor dem Erscheinen der Arbe i t yon MISKOLCZY 10 die schon frfiher yon uns gefibte Behand lung der Tuberkul6sen durch Insul ingaben zum Zwecke einer Ste igerung des Hunger - geffihles auch auf die nerv6sen und ersch6pften Pa t i en ten ausgedehnt und auch bier durch eine ktinstl ich erzeugte HypoglykAmie einen besseren Turgor der H a u t durch Wasser- re ten t ion und eine reichl ichere Nahrungsaufnahme erzielt. Es lag nun der Gedanke nahe, der auch yon MISKOLCZY aus- gesprochen ist, ob die psychisch, durch motor ische H e m m u n g oder du tch Feh len des Hungergeff ihls bedingte Nahrungs- verweigerung bei depressiven und s tupor6sen Kranken durch Auf t r e t en des hypoglyk~mischen HeiBhungers f iberwunden werden k6nnte . Die E r f ah rungen MISKOLCZYS gehen dahin, dab er ,,diese Frage mi t keiner e inwandfreien Beobach tung zu belegen v e r m 6 c h t e " , dab er nur einen posi t iven Erfolg bei e inem Praecoxkranken zu verze ichnen hAtte, der die an- gebotene Nah rung verweiger te , nach Insul ingaben aber ]3rot yon den anderen Pa t i en ten wegs tahl und in der Folgezei t ohne jedes Zureden die Mahlzei ten e innahm.

Der Grund, w a r u m MISKOLCZY in seinen FXtlen wenig oder gar keine Beeinflussung fand, l iegt nach unseren Erfahrur /gen in der yon ibm gebrauch ten zu schwachen Dosierung. Bei dieser Dos ie rung des Insulins von 5 bis h6chstens 2o- -30 Ein- hei ten am Tage sahen wir auch meis t ke ine Wirkung, zum mindes ten war der Erfolg n ich t so, dab eine zwangsweise Sondenff i t te rung fiberflfissig wurde.

Wir scheuten uns n ich t - - und haben diese Behandlung bis heute for tgeff ihr t - - , pro Tag 6o - -8o Einhei ten, auf 2 In-

29 . A P R I L I928 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 7. J A H R G A N G . N r . ~8 84* j e k t i 0 n e n v e r t e i l t - - v o r m i t t a g s u n d a b e n d s 1/e S t u n d e v o r e iner ausg ieb igen B i o h l e h y d r a t m a h l z e i t - - , zu geben, wobei wi r na t f i r l i ch Sorge t rugen , dal3 das P e r s o n a l f iber die A n i a n g s - s y m p t o m e de r Hypoglyk~imie b e l e h r t war , d a b die evt l . ein- t r e t e n d e Hypog lyk l imie sofor t d u t c h D a r r e i c h u n g yon F r u c h t - saf t , K u c h e n usw. bek~impft werden . k o n n t e u n d T r a u b e n - zucke r l6 sung zur i n t r a v e n 6 s e n I n j e k t i o n b e r e i t s t a n d .

I rgendvcelche be~ ings t igenden Zus tgnde , die e in ak t i ve s E ing re i f en n o t w e n d i g g e m a c h t h g t t e n , h a b e n w i t n i c h t er- leb t . E ine K o n t r o l l e des B l u t z u c k e r s v o r de r B e h a n d l u n g e r g a b bet a l len P a t i e n t e n n o r m a l e W e r t e .

W~ihrend na t f i r l i ch n i c h t in j e d e m Fa l le yon N a h r u n g s - v e r w e i g e r u n g ein f ibe rzeugender Er fo lg erz ie l t w u r d e , s o n d e r n n u t m a n c h m a l bet ~ingstlichen P a t i e n t e n de r e rwf insch te E f f e k t e iner ]3e ruh igung au f t r a t , f iber den spg te r n o c h zu s p r e c h e n sein wird, so w a r doch in d e n m e i s t e n F~illen das R e s u l t a t e indeu t ig in de r R i c h t u n g , d a b die K r a n k e n ~/2 bis i S t u n d e n a c h de r I n j e k t i o n s p o n t a n aBen u n d i m ganzen r e g s a m e r wurden .

Als besonde r s e ind rucksvo l l m 6 c h t e n wir die n a c h s t e h e n d e I i r a n k e n g e s c h i c h t e kurz gefal3t anf f ihren .

II. Krankengeschichte St. 29j~hr. S tuden t . Vater des Pat . sehr ernst, gewissenhaff, war

vor langen J a h r e n wegen einer kurzdauernden Depression in der l~linik. Mutter lebhaf t frohsinnig �9 Pat. als Kind heifer. Nach der Riickkehr aus dem Felde fibertrieben ordnungsliebend, wusch sich auffallend viel, zeigte einzelne Zwangshandlungen (dauernde Kon- trolle der bereits geschlossenen Tflr usw.). 192o verlor sich diese Erscheinung. Seit 1925 Selbstvorwfirfe, dal3 er n icht fertig werde mi t dem Studium. Er glanbte, unreine Gedanken zu haben, lift unter seinen sexuellen Bedfirfnissen. Sehr religi6s umgestellt. Machte vor der Aufnahme einen ernsthaften Suicidversuch.

I I . IV. 1927. Bei der Aufnahme v611ig ratlos, stArkerer Affekt bes teht nicht, eine znsammenh~ngende Auskunft ist nicht zu er- halten. Motorisch s tark gebunden. Mitunter Katalepsie und Ent- gegenkomrnen in den Armen, dort u n d im Gesicht gelegentlich Echopraxie.

Abends liegt er mi t zugehaltenen Ohren auf dem Bauch in der ~Vanne; ers tarr t nach einer spontanen Bemerknng , wie ,,es passiert ein Unglack", s te ts wieder in seiner Halfung.

13. IV. Dauernd mutazistisch, hMt sich stereotyp die Augen zu, widerstrebt negativistisch. Macht zeitweilig rhythmische, i terative Bewegungen wie Rumpfbeugen, -strecken.

14. IV. Liegt stupor6s, v611ig mutazist isch im Bad, sprlngt pl6tzlich einmal impulsiv auf.

2o. IV. Seit gestern etwas zug~nglicher, ver langt seinen Vater zu sprechen, t3ficher zu lesen. Macht sich u wie vor der Aufnahme.

25. IV. Erneut s tarr vollkommen mutazistisch, n imlnt kein Essen. 5. V. Wege n Appet i tmangel bzw. Nahrungsverweigerung

]Beginn einer Insul inkur, 2 • IO Einheiten. 8. V: Bei dieser Dosierung, anch bei 2 • 2o Einheiten kein ein-

drucksvoller Erf01g. 12. V. Nach 2 • 2o und 2 • 4 ~ Einhei ten und Darreichung yon

reichlich 14ohlehydraten ha t sich der Appeti t wesentlich gebessert. Pat . ist im ganzen freier.

20. v . Par. a r b e i t e t eifrig im Garten, Gewichtszunahme yon 3 l~ Insulin abgesetzt. Nahrungsau inahme gut.

Weiterhin zunehmende Besserung. Ab und zu noch geringe Zweifel und Selbstvorwflrfe, Minderwertigkeitsgeffihle.

20. u Sehr gebessert entlassen, inzwischen v611ig wieder- hergestellt.

]3ei einem anderen vor kurzem aufgenommenen schwer stupo- r6sen Ifranken (Student), der f a s t ganz mutazist isch war ~und nur Iliissige 1Wahrnng du tch Handreichung nehmen konnte, diese dann minutenlang im Munde zuriicklieB ohne schlucken zt~ k6nnen, wirkte die erste Injekt ion erstaunlich. W~ihrend er vorher nicht zum Essen zu bewegen und keinerlei Auskunft zu erzielen war, ergriff,:er 1/~ Stunde nach ejner Injekt ion yon 30 Einheiten, mi t denen wir sofort die Behandlung beginnen, spontan das neben dem :Bert stehende Bu t t e rb ro t und gab bereitwillig, wenn auch noch stark gehemmt, Auskunft. In teressant war seine eigene Angabe; dab er sich . . . . . n.un leichter ffihle und starkes Hungergefiihl hi~tte.

Wir behandeln den pat . in gleicher Weise weiter. Die Nahrungs- a u f n a h m e geschieht seitdem ohne jede Schwierigkeit.

Von de r schon erw~ihnten E r f a h r u n g ausgehel ld , dab eine engere B e z i e h u n g zwischen D iabe t e s u n d den Depres s i0nen zu

r K l in i sche "~ochensch r i f t , 7. J a h r g .

b e s t e h e n schein t , b e h a n d e l t e n wir s y s t e m a t i s c h jede Dep re s - sion, i m ganzen 15 K r a n k e , m i t Insu l in .

I ch m 6 c h t e bet d ieser Ge legenhe i t e inscha l t en , d a b d i e i m groBen du rchge f f i h r t en B l u t z u c k e r u n t e r s u c h u n g e n n i e m a l s e inen A n h a l t ffir e ine E r h 6 h u n g des Z u c k e r s p i e g d s i m B l u t e bo ten . Die Hof fnung , e inen Einflul3 auf die H e m m u n g u n d auf s t upo r6se Z u s t a n d s b i l d e r bet Dep re s s ionen zu g e w i n n e n oder d ie S c h w e r m u t , die T r a u e r u n d den Tr f ibs inn , also die sog. e infache Depres s ion bee in f lussen zu k6nnen , erwies s ich als i rr ig. N a c h d ieser 1Richtung b in h a b e n die I n su l i n in j ek t i o - n e n ke iner le i W i r k u n g gehab t . : : �9

H i n g e g e n t r a t in den F~illen, in d e n e n eine (~ngstliche E r - r e g u n g oder U n r u h e das t i r a n k h e i t s b i l d b e h e r r s c h t e n , also bet d e m Z u s t a n d s b i l d d e r Angstpsychose oder A n g s t m e l a n - Cholie, e ine deu t l i che ]3esserung des Z u s t a n d e s schon n a c h de r e r s t e n I n j e k t i o n zu tage . Die T a t s a c h e is t u m so auf fa l lender , als m a n bet de r A h n l i c h k e i t e ines so lchen Z u s t a n d e s m i t d e m S y m p t o m e n k o m p l e x de r H y p o g l y k g m i e e igen t l i ch eine I n s u l i n - b e h a n d l u n g ffir k o n t r a i n d i z i e r t h a l t e n sollte.

I n e i n e m Fa l le yon pe r iod i sche r A n g s t p s y c h 0 s e ( le tz te E r k r a n k u n g vo r 2 J a h r e n ) w i r k t e n die I n s u l i n g a b e n als s t a r k e s S e d a t i v u m .

III . Krankengeschichte Frau Sch. Frau Sch , 62j~hr. Pat . war 1916, 1924 und 1925 wegen Augst-

psychose jedesnlal ca. 2 Monate in der Klinik. Die Symptome waren stets ungefahr dieselben: ungew6hnliches Angstgefiihl, sie Sei v0m Teufel besessen. Sie ha t te schreckerregende Geh6rst~uschungen. Auch lift sie unter Zwangsvorstellungen yon ekelerregenden Dingen.

Sie wurde jedesmal gebessert enflassen, soll zu Hause im ganzeu dann ruhig und heifer, immer ein wenig ~ngstlich gewesen sein.

25. IV. 1927. Erneufe Aufnahme, nachdem sie zu Hause wegen ~ngstlicher Erregung mit Halluzinationen nicht mehr gehalteu werden konnte. Hat te deshalb viel Einspritzungen bekommen.

Bei der Aufnahme ungeheuer ~ngstlich, deutete immer an die \Vand und schrie weiuend : ,,Da, da! Es ist furchtbar ! Ich haw so furchtbare Angst!"

Es besteht bei der Pat . ein leichter Diabetes; ca. 2o--3o g Zucker im Urin, kein Aceton, Blufzucker 8 4 - 1 5 ~ mg % bei h'~ufige- ten Kontrollen. Aul3erdem linden sich Zeichen eines Basedow (Glanzauge, Tachykardie, Zittern).

I. VII . Keine -~nderung des Zustandes t rotz reichlich Pantopon- Scopolamin. Einschr~nkung der Kohlehydrat- und EiweiBkost. 1Nahrungsaufnahme sehr schlecht. MuB zeifweise geffittert werden.

IO. VII . Versuch einer ]3eeinfiussung der Halluzinationen durch intraven6se Natr. salieyl.-Gaben (5%) .

2o. VII . Kein Erfolg yon dieser Therapie. Im ganzen ist Pat . etwas ruhiger geworden. Besondere Pflegerin Tag und Nacht noch erforderlich.

Beginn e iner Insul inkur 2 • 2o Einheiten. 22. VII . Wenig Erfolg. Bei 2 • 3o--4o Einhei ten f~llt auf: dal3 P a t . n icht nur spon-

tan il3t, und dadurch die bisher notwendige n Ffi t terungen fiber- fifissig werden, sondern dab aUch eine deutliche Beruhigung eintr i t t , die al lerdings.nur ca. 3 Stunden anhgdt.

28. VII. Die Hal!uzinationen bestehen, wenn auch nicht in gleicher Stgrke wie friiher, fort. Pat. kann ohne Extraschwester auf die Pr ivatabte i lung verlegt werden.

20. VII. Unte r For tbehandlung mit Insulin zunehmende Besse- rung. Gewichtszunahnle yon I I Pfund. ] 31u t -und Urinzucker ist auffallend wenig Yon den" Insulingaben beeinflul3t. Pat . be- sch~iftigt sich den ganzen Tag mit Handarbei ten und Lesen.

5. X. 1927. Besserung ha t angehalten. Pat . ist noch immer etwas ~ingstlich, mehr ratlos allerdings gegentiber den noch ver- einzelt auf t re tenden Geh6rst~iuschungen. Entlassung.

Die u n g e h e u e r i ingst l iche, f o r t w l i h r e n d j a m m e r n d e u n d y o n u n a n g e n e h m e n Geh6rs t~ iuschungen gep lag te Pa t . k a m h~uf ig be t d e m A u f t r e t e n neuer , ~ingstlicher E r r e g u n g d e m A r z t m i t en tb l6 i3 tem A r m e n t g e g e n u n d b a t u m eine Sp r i t ze Insu l in , d a sie se lbs t die s t a r k e b e r u h i g e n d e W i r k u n g w0hN t! i t ig e m p f a n d . Sugges t ive M o m e n t e s ch ieden d a b e i aus, .wie ! n j e k f i o n e n m i t i n d i f f e r e n t e n L6sungen , die v o l l k o m m e n wi rkungs los b l i eben , gezeigt h a b e n . Das In su l i n h a t t e a lso h ie r wie das A g o m e n s i n bet de r vo re rw~ihn ten A n g s t p s y c h o s e eine d e m Hyosc in Mlnliche W i r k u n g , w~ihrend es bet de r sog. e in fachen D e p r e s s i o n erfolglo s b l i eb . D i e O p i a t e w iede ru m v e r s a g t e n in d iesen F~illen y o n Angs tpsychose , w~ihrend sie,

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842 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

wie b e t o n t , tfir die Z u s t a n d s b i l d e r de r d u t c h In su l i n n i c h t bee in f luBten e in fachen Depres s ion die Mi t t e l der W a h l dar- s te l l t en .

De r Fa l l wa r a l l e rd ings d a d u r c h kompl iz ie r t , d a b Pa t . a n e inem l e i ch t en Bas edow m i t u n e r h e b l i c h e r Glykosur ie l ift . Es i s t a b e r dazu zu sagen, d a b die psych i sche E r k r a n k u n g se lbs t ke ineswegs das Bi ld e iner B as edow ps ychose bot , d a b a u c h v o r de r E r k r a n k u n g die h y p e r t h y r e o t i s c h e n Ersche i - n u n g e n u n d die Glykosur i e als h a r m l o s e Ze ichen b e s t a n d e n h a b e n , d a b also z u m m i n d e s t e n zu d e m Bas edow neue M o m e n t e h i n z u g e t r e t e n sein mfissen, die aus l6send Ifir eine Psychose gewi rk t h a b e n .

I n so fe rn k a n n also die gfinst ige VJ i rkung des In su l in s auf den V e r l a n f de r A n g s t p s y c h o s e urs~chl ich m i t d e m ]3asedow zusammenh~ingen , als es d u r c h i rgende ine h o r m o n a l e U m s t e l l u n g zu e inem 1)be rgewich t de r S c h i l d d r f i s e n t u n k t i o n g e k o m m e n sein k a n n , die n u n d u r c h eine Gle ichgewichts - s t 6 r u n g i m i n n e r s e k r e t o r i s c h e n S y s t e m zur Aus l6 sung de r geis t igen E r k r a n k u n g geff ihr t h a b e n mag, wobei na t f i r l i ch die p r i m a t e oder sekundXre B e d e u t u n g de r e inen oder a n d e r e n S t 6 r u n g d a h i n g e s t e l l t sein muB.

Die B e o b a c h t u n g jedenfal ls , d a b s ich n a c h u n s e r e n E r - f a h r u n g e n die gi inst ige I n s u l i n w i r k u n g n u t auI die F~lle yon Dep re s s ionen e r s t r eck te , die d u r c h ~ingstliche U n r u h e u n d E r r e g u n g g e k e n n z e i c h n e t waren , liil3t die V e r m u t u n g auf- k o m m e n , d a b in d iesen F~illen eine pr i ln i i re oder sekund~ire D y s f u n k t i o n de r Schi lddr t i se vo r l ag im Sinne des zu see- l i schen S t 6 r u n g e n b e s o n d e r s d i s p o n i e r e n d e n H y p e r t h y r e o i d i s - mus m i t se iner ges t e ige r t en E r r e g b a r k e i t des N e r v e n s y s t e m s .

Die a n t a g o n i s t i s c h e n B e z i e h u n g e n de r I n k r e t e yon Schi ld- drfise u n d Bauchspe iche ldr i i se , die sich b e i m B a s e d o w in e inem e r h 6 h t e n N f i c h t e r n b l u t z u c k e r n n d e iner Glykosur i e zeigen -- in e inem Fal le y o n PAR~OX u n d NITZULESCO 11 i f ih r te ein d u r c h J o d m e d i k a t i o n ausge l6s te r H y p e r t h y r e o i d i s - mus zu e i n e m t6d l i chen D i a b e t e s - - , b e r u h e n wohl da rauf , wie ZONDEK ang ib t , d a b das i m l~ 'bermag p r oduz i e r t e Schild- d r f i sensekre t die i n n e r s e k r e t o r i s c h e T~ttigkeit des P a n k r e a s h e m m t . (Neuerd ings g l auben a l le rd ings CSL.PAI u n d ERXST 12 ein agonis t i sches V e r h a l t e n v o n Schi lddrf ise u n d P a n k r e a s e rwiesen zu haben . )

J edenfa l l s wfirde so die gi ins t ige W' i rkung des In su l in s au f den t3asedow, die schon yon e in igen A u t o r e n Ies tges te l l t wurde , vers t~tndl ich sein.

W a h r s c h e i n l i c h i s t f iberdies noch, w o r a u f schon CHARVAT 13 h ingewiesen ha t , d a b das I n s u l i n -- sowie die f ibr igen Hor - m o n e - - n i c h t blo13 eine spezif ische W i r k u n g , also eine ]3e- e in f lussung des Koh lehyd ra t s t o f fwechse l s , bes i tz t , s o n d e r n d a b i h m a u c h e in gewisser Einf luB auf die f ibr igen e n d o k r i n e n Drfisen, haupts~ichl ich auf die Schilddrf ise, z u k o m m t . CHAR- VAT b e r i c h t e t f iber e inen Fa l l v o n B a s e d o w ohne Glykosur ie , de r in e iner W'eise d u r c h Insu l in gebesse r t wurde , d a b er f iber- h a u p t ke ine B e s c h w e r d e n m e h r m a c h t e .

W i r m 6 c h t e n jedenfa l l s au f G r u n d uns e r e r B e o b a c h t u n g , d a b gerade i tngs t l i ch-er reg te Depres s ionen so g u t auf die I n s u l i n b e h a n d l u n g reag ie r t en , a n n e h m e n , dab bei d iesen K r a n k e n eine, w e n n a u c h n i c h t i m m e r k l in i sch sinnf~ll ige S t 6 r u n g de r Sch i ldd r f i s en funk t ion m i t i m Spiele ist, d e r e n Nolle als aus l6 sende r F a k t o r in d e m k o m p l i z i e r t e n Regu la t ions - s y s t e m der i n n e r s e k r e t o r i s c h e n Dr i i sen und d e r m i t i h n e n z u s a m m e n h ~ n g e n d e n H i r n z e n t r e n noch u n b e k a n n t ist.

U n s e r e b i she r igen Erfo lge v e r l e i h e n uns e r e r A u t f a s s u n g s icher l ich eine Stfi tze, d a b alle S y m p t o m e bei den Geis tes- k r a n k h e i t e n , die i r gende i nen t h e r a p e u t i s c h e n A n g r i f f s p u n k t d a r b i e t e n , u n b e d i n g t Ifir ein energ isches V o r g e h e n v e r w e r t e t w e r d e n mfissen.

Zusammenjassuny: I n e in igen Fiil len, in denen eine Geis tes- k r a n k h e i t y o n e iner D y s f u n k t i o n de r O v a r i e n beg le i t e t war , h a t t e e ine B e h a n d l u n g m i t , , A g o m e n s i n " e inen au f f a l l enden Erfolg .

Die I n s u l i n b e h a n d l u n g de r k6 rpe r l i ch e r sch6pf t en N e r v e n - u n d G e i s t e s k r a n k e n f f ihr te zu e r heb l i che r Kr / i f t igung u n d G e w i c h t s z u n a h m e .

R I F T . 7- J A H R G A N G . N r . 18 29. APRIL I925

N a h r u n g s v e r w e i g e r u n g bei G e i s t e s k r a n k e n k o n n t e d u r c h - weg m i t g u t e m Er fo lg d u r c h grol3e I n s u l i n g a b e n (6o - -8o E in - h e i t e n p ro Tag) bek~impft werden ,

Die ~ingstlichen n n d u n r u h i g e n Depres s ionen reagier ten: z u m Teil ausgeze i chne t auI Insu l in , das die E r r e g b a r k e i t wesen t l i ch h e r a b s e t z t e .

Es e r s che in t die A n n a h m e begr f inde t , d ab in d iesen Fi i i len eine D y s f u n k t i o n de r Sehi lddrf ise vor lag , d a b sie se lbs t u n m i t t e l b a r ode r d u t c h sie e ine a n d e r e Drfise eine S t 6 r u n g i m G l e i c h g e w i c h t s z u s t a n d des i n n e r s e k r e t o r i s c h e n S y s t e m s v e r u r s a c h t u n d aus l6send f l i t die A n g s t p s y c h o s e gewi rk t h a t t e .

N a e h den b i she r igen E r g e b n i s s e n e r s c h e i n t es angeze ig t , bei j ede r geis t igen E r k r a n k u n g n a e h e inem e n d o k r i n e n A n - g r i f f spunk t tfir e in t h e r a p e u t i s c h e s V o r g e h e n zu f a h n d e n . Das i n n e r s e k r e t o r i s c h e S y s t e m is t unseres E r a c h t e n s ein wesen t - l icher F a k t o r in der _Ktiologie de r G e i s t e s k r a n k h e i t e n , w e n n ande re r s e i t s a u c h nur ein Olied in der IZette des die F u n k t i o n e n des K6rpe r s r e g u l i e r e n d e n Sys tems .

L i t e r a t u r : ~ ZONDEK, Die Krankhei ten der endokrinen Drflsen. _ 2 I~2LI~IST, Psychosen bei Stoffwechselst6rungen. (Stoffwechsel- krankheiten. Berlin: S. I*2arger.) -- a REITER, Zeitschr. I. d. ges. Neurol. u. Psychiatrie 107, H. 1/2. -- 4 RAPHAEL und PARSONS, Zentralbl. 1925. -- ~ I~AUFFMANN, Mflnch. nled. Wochenschr. 19o 7. Nr. 44. -- s KI,EMPERER, Psychiatr.-neurol. \Vochenschr. 28, Nr. 5 o. 1926. -- ~ RAIMANN und ARNDT, Intoxikat ionspsychosen; SCliR6- DER, in Handbuch der Psych. yon ASCHAFFENBURG. -- 8 L6wI, Glyki~min und Insulin. Klin. Wochenschr. 1927, Nr. 46. -- 9 MISKO- LECZY, Psychiatr.-neurol. \'Vochenschr. 29, Nr. 2. 1927 (Insulinmast- kur bei Nerven- und Geisteskrankheiten). -- ~0 PARIION und 2qlTZULESCO, Zentralbl. 1927, S. 626. -- ~ CSs und ERNST, Mfinch. reed. ~vVochenschr. 1927, Nr. 41. -- ~2 CHARVAT, Zentralbl. 45. 1927.

ZUR FRAGE D E R ZENTRALEN REGULATION D E S KOHLEHYDRATSTOFFWECHSELS.

Von

Dr . E . RdTH. Aus der Medizinischen IKlinik der kgl. mlgar. Universit~t in Debreczen

(Direktor: Prof. Dr. J. v. CSIKY).

FAn Tall, d e n wir l~ingere Ze i t zu b e o b a c h t e n die Gelegen- he i r h a t t e n , b i e t e t zu r obigen F r a g e so viel i n t e r e s s a n t e D a t e n , dab wir die Ver6 f f en t l i chung desse lben Iiir wicht ig e r a c h t e n .

G. B., 41 Jahre al ter Mann, Lokomotivfflhrer. Famil ienana- mnese belanglos. Bis zu seinem 38. Jahre stets v611ig gesund. Vor 3 Jahren stfirzte er yon seiner Lokomotive ab und zog sich dabei eine Fraktur des linken Fersenbeines zu. Fraktur , abgesehen yon einer zurflckgebliebenen Exostose, g la t t geheilt. Each Angabe des Pat . war er einige Minuten nach dem Unfall bewuBtlos, spfirte heftige Kopfschmerzen und war schwindlig. Keine Symptome einer Seh~delbasisfraktur. Seit dieser Zeit leidet er an in seiner Intensit~it wechselnden Durstgefiihl. Es gibt Tage, wo er 3 - -4 1 Wasser zu sich n i m m t und dementsprechend h~ufiger urinieren mug. Gesteigerter Appet i t besteht nicht, K6rpergewicht beil~ufig konstant . Furunculose, Haut jucken usw. haben Pat. nicht heim- gesucht. Seit ca. 3 Monaten verspflrt er in beiden Waden ziehende Sehmerzen. Der Arzt weist den Pat . mi t der Bemerkung, dab die Schmerzen yon der zurflckbleibenden Exostose hers tammen, an die Chirurgische Klinik, wo man im Harn Zucker und EiweiB finder und den Pat. zwecks weiterer Behandlung am 21. IV. 1927 an unsere Klinik transferiert . Entlassen am 18. VI. 1927.

Status praesens: Kleine Sta tur ; Gewicht 53 kg. K6rpergr6Be 157 cm. Hau t und Schleimh~ute ohne Befund. Auf der linken Ferse ca. halbnuBgroBe druckempfindliche nicht verschiebbare Resistenz. Beiderseitiges Pes planus. Knochensystem, Muskulatur o. B. IKeine 0deme. Kopf nicht klopfempfindlich. Thyreoidea nicht vergr6Bert. Thorax, Abdomen o. B. Pupillen: Normale Weite und Reaktionen. Nervensystem o. B. Der N. ischiadicus zeigt in seinem Verlaufe yore zweiten Dri t te l des Oberschenkels abw~rts eine links mehr, rechts weniger ausgepr~gte Druckempfindliehkeit ; Lass6gue beiderseits negativ. Harnbefund bei der Aufnahme: Spez. Gew. lO16, Reakt ion: sauer. Albumen: + , Pus: neg. Saccha- rum : pos. Aceton : pos. Acetessigs~ure : neg. Urobilinogen : normal. Sediment: 1--2. Leukocyten in jedem Gesichtsfeld. Blutdruck: 13O/lOO m m Hg. Wassermann: negativ. Erythrocytenzahl : 4 2ooooo. Leukocyten : 40oo. Qualitatives Blutbild : Jugendl: 3 %, Stabkernige: o%, Eosinophile: 1%, Basophile: o%, Segment- kernige : 55 %, Monocyten : 3 %, Lynaphocyten : 38 %. Augenbefund :