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1315 dem Abdestilliren des Petrolbenzins ein gelblich gefiirbtes Oel von ausserst ziihtliissiger Beschaffenheit, welches auch nach wochenlangem Stehen in der Kiilte nicht erstarrt. Aus der Liisung desselben in der ca. zehnfachen Menge absoluten Alkohols scheidet sich jedoch nach einiger Zeit - neben leicht elitfernbarem Harz - eine sehr kleine Menge einer weiesen Substanz aus, welche, durch wiederholtes Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt, bei 133 - 134.5O schmilzt. 0.211 g Sbst.: 0.6767 g CO?, 0.1114 g HgO. 0.2965 g Sbst.: 18.5 ccm N (140, 734 rnrn). CaoH?,N*. Ber. C 87.3, H 5.9, N 6.5. Gef. 87.46, * 5.87, )) 7.05. Das Tetraphenyl- o - phenglendiamin bildet ein weisses, aus mikro- skopischen Nadelu bestehendes Pulver , welches sich leicht in Benzol und in Aceton, etwas weniger leicht in Eisessig und in kaltem Alkohol 18st. Es ist wie die Isomeren luft- uiid licht-besttindig; auch nimnit seine Lijsung in Schwefelsaure durch Spuren von Nitriten, Nitraten etc. die gleiche iiitensiv blaue Parbung wie die aiidern, von uns unter- suchten Dipheiiylaininderivate an. Beiin Versetzen der Liisung der o-Verbindnng in Eisessig entsteht eine bleibeiide Griinfarbung; doch mussten wir wegen Mange1 an Material \-on einer weiteren Verfolgung des Gegenstandes absehen. Stuttgart, Technische Hocbschule. 292. 0. Emmerling: Ueber Spaltpileghhrungen. [Aus dem I. Berliner Universitiitslaboratorium.] (Eingegangen am 23. Juni.) Die Zersetzung organischer Sauren durch Spaltpilze ist wieder- holt Gegenstand der Untersuchung gewesen. Sehen wir von den Arbeiten Pasteur’s iiber die Veriinderungen der Weinsiiure und Milchsiiure ab, so gebiihrt das Verdienst, zuerst dieses Gebiet betreter, zu haben, vorzugsweise A. F i tz. In zablreichen Veriiffentlichungen behandelte er die Gabrungen der Weinsliure, Milcbsiiure, Aepfehaure, Citronensaure u. A. In mehreren Fallen war er iu der Lage, speei- iiliche Gahrungserreger beschreiben zu kiinnen, wenn mau aucb nicht veikennen dad, dass die zu seiner Zeit iiblichen Methodeo der Rein- cultur nicht ganz einwandfrei sind. Zablreicher sind die Falle, iir deileri die verschiedenen Giihrproducte durch Bacterieiigemieche er- zeugt waren. Dasselbe gilt vou den meisteu spateren Arbeiten auf diesem Gebiete. Mit Vorliebe hat man die redmirenden Eigenschaften ron Ftiulnissbaiterien benutzt, um sauerstoffreiche organiscbe Ver- 124’

Ueber Spaltpilzgährungen

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dem Abdestilliren des Petrolbenzins ein gelblich gefiirbtes Oel von ausserst ziihtliissiger Beschaffenheit, welches auch nach wochenlangem Stehen in der Kiilte nicht erstarrt. Aus der Liisung desselben in d e r ca. zehnfachen Menge absoluten Alkohols scheidet sich jedoch nach einiger Zeit - neben leicht elitfernbarem Harz - eine sehr kleine Menge einer weiesen Substanz aus, welche, durch wiederholtes Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt, bei 133 - 134.5O schmilzt.

0.211 g Sbst.: 0.6767 g CO?, 0.1114 g HgO. 0.2965 g Sbst.: 18.5 ccm N (140, 734 rnrn).

CaoH?,N*. Ber. C 87.3, H 5.9, N 6.5. Gef. 87.46, * 5.87, )) 7.05.

Das Tetraphenyl- o - phenglendiamin bildet ein weisses, aus mikro- skopischen Nadelu bestehendes Pulver , welches sich leicht in Benzol und in Aceton, etwas weniger leicht in Eisessig und in kaltem Alkohol 18st. Es ist wie die Isomeren luft- uiid licht-besttindig; auch nimnit seine Lijsung in Schwefelsaure durch Spuren von Nitriten, Nitraten etc. die gleiche iiitensiv blaue Parbung wie die aiidern, von uns unter- suchten Dipheiiylaininderivate an. Beiin Versetzen der Liisung der o-Verbindnng in Eisessig entsteht eine bleibeiide Griinfarbung; doch mussten wir wegen Mange1 an Material \-on einer weiteren Verfolgung des Gegenstandes absehen.

S t u t t g a r t , Technische Hocbschule.

292. 0. Emmerling: Ueber Spal tpi leghhrungen. [Aus dem I. Berliner Universitiitslaboratorium.]

(Eingegangen am 23. Juni.)

Die Zersetzung organischer Sauren durch Spaltpilze ist wieder- holt Gegenstand der Untersuchung gewesen. Sehen wir von den Arbeiten P a s t e u r ’ s iiber die Veriinderungen der Weinsiiure und Milchsiiure ab, so gebiihrt das Verdienst, zuerst dieses Gebiet betreter, zu haben, vorzugsweise A. F i t z . In zablreichen Veriiffentlichungen behandelte er die Gabrungen der Weinsliure, Milcbsiiure, Aepfehaure, Citronensaure u. A. I n mehreren Fallen war e r iu der Lage, speei- iiliche Gahrungserreger beschreiben zu kiinnen, wenn mau aucb nicht veikennen d a d , dass die zu seiner Zeit iiblichen Methodeo der Rein- cultur nicht ganz einwandfrei sind. Zablreicher sind die Falle, iir deileri die verschiedenen Giihrproducte durch Bacterieiigemieche er- zeugt waren. Dasselbe gilt vou den meisteu spateren Arbeiten auf diesem Gebiete. Mit Vorliebe hat man die redmirenden Eigenschaften ron Ftiulnissbaiterien benutzt, um sauerstoffreiche organiscbe Ver-

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bindungen auf physiologischem Wege in sauerstoffarmere iiberzu- f ihren, aber nur in wenigen Fallen ist man bemiiht gewesen, nach den vervollkommneten Methoden der Neuzeit die specifischen Giihrungs- erreger zu isoliren.

Ich werde ioi Folgenden eiuen Giihrungsprocess beschreiben, welchen die Aepfelsaure unter dern Einflusse eines bestimmten, rein cultivirteu Mikroben erleidet.

Dass genannte Yaure durch reducirende Substanzen auf rein chemischem Wege leicht in Bernsteinsiiure iibergefiihrt werden kann, ist bekaiint. Auch niit Hiilfe yon Spaltpilzen hat man dasselbe er- reicht. F i t z I ) konnte das iipfelsaure Calcium nach drei Itichtungen hin vergahreu. Durch einen kleinen , diinnen Bacillen erhielt e r Bernsteinsaure, Essigsaure und Kohlensaure; ein kurzer Bacillus er- zeugte hauptsacblich Propiouslure, ein uicht weiter beschriebener Pi lz endlich Buttersaure. S c h i i t z e n b e r g e r 2, beschrieb eine Zerlegung des apfelsauren Calciuxns ill Milchsaure und Kohlensaure; dass durch fmlen Kase oder Bierliefe BUS Aepfelslure Uernstriusaure producirt werde, ist iu den Lehrbiicherri beschrieben.

Als ich eine Liisung von 8 g AepfelsPure in 190 g Wasser, mit Natriumcarbonat ueutralisirt urid ruit Niihrsalzen versetzt, mit eitiem Tropfeu einer faulenden Fleischfliissigkeit impfte und in mit Watte verschlosRem Kolben bei 37" stehen liess, triibte aich die Fliseigkeit in wenigen Tagen stark und liess bald einen zahen Schlamm zu Boden sinken. Die xnikroskopische Priifung liess zahlreiche, meist unbewegliche Bacterien erkennen. Durch wiederholtes Abimpfen in neue Aepfelsiiureliisung schien eine Art vorherrschend zu werden. Durch das Plattenverfahren isolirte ich einen kurzen, dicken Bacillen, welcber unbeweglich war und d l e Eigenschaften des von E s c h e r i c h zuerst im Darm von SPuglingen aufgefundenen Bacillus lactis aerogenes zeigte. Die Form seiner Colonien, das milchweisse Aussehen seiner Gelatineculturen, die Unbeweglichkeit , das Fehlen von Sporen und besonders auch die Nichtfarbbarkeit nach G r a m charakterisiren ihn auf das Bestimmteste. I n zuckerhsltiger Bouillon bei 37 'I entwickelte er unter Siurebildung reichlich Wasserstoff und Kohlenslure im Ver- hliltniss 1 : 1.

D e r Pilz ist aumer in Faeces auch sonst weit verbreitet, und bei zahlreichen Beschreibungen von Gahrungserregern unter neuern Namen scheint es sich um deu AGrogenes oder Abarten desselben zu handeln. Wegen seiner Eigenscbaft, BUS Zucker Essigsaure zu bilden, hat B a g i n s k y deu gaiiz guteu und bezeichnenden Nameu in Bacterium

') Fi tz , diese Berichte 11, 1896.

3 Baginsky , Z. phys. Chem. 12 u. 13. Schi i tzenberger : Die Gahrungaerscheinungen, 1876.

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aceticum umgeandert, womit man gauz andere Bacterien zu benennen gewohnt ist.

Die Aepfelaaurelosung , worin das urspriingliche Pilzgemisch ge- wacbsen war, hatte Veranderung erlitten; es hatte sich vie1 Kohlen- saure gebildet, ausserdem flichtige Saureu und Bernsteinsiiure.

Es war nun zu versuchen, ob der Bac. aErogeues in reinem Zu- stande die gleiche Veranderuug hervorruft. Zu diesem Zwecke wurde eine Liisung von 20 g Aepfelsaure in 500 ccm Wasser mit Natrium- carbonat neutralisirt , sodass die Fliissigkeit eine Spur allralisch reagirte, mit 0.2 g Pepton, 0.1 g Kaliurnphosphat, 0.05 g Magnesium- sulfat und 2 Tropfen einer ChlorcalciumlBsung versetzt , sterilisirt und mit einer Spur des Spaltpilzes versetzt. Irn Brutschrnnk t r ib te sich der Inhalt des rnit Watte verschlossenen Kolbens bereits nach 24 Stdn., nach 14 Tagen war er glinzlich undurchsichtig und mit schleimigen Pilzbiiuten durcbzogen. Die Aepfelsaure w a r g b z l i c h verschwunden. Nachdem die Reinheit der Cultur constatirt war, wurde filtrirt und das Filtrat der Destillation unterworfen; hlkohole batten sich nicht gebildet. Es wurden nun die einzelnen Producte maglichst quantitativ bestimmt. Es waren entetanden 4.5 g Kohlen- s h r e . Die nach dem Ansauern beim Destilliren iibergehenden fliichtigen Sliuren wurden als Calciumsalze gewogen; ihre Menge be- trug 4.3 g resp. 3.2 g Essigsiiure, woraus die fliichtige Sliure fast nap bestand. - Spuren von Ameiseoslure konnten nachgewieseo werden.

Aus dern Destillationsriickstand wurden durch sehr reichliches Auslthern 11.5 g Bernsteinsaure gewonnen.

Diese Verhaltnisse haben grosse Aehnlichkeit rnit den von F i t z (1. c.) angegebenen. Er hatte aus 107 g Aepfelsanre 15.1 g Essig- shure und 62.9 g Bernsteinsaure erhalten. Der Vorgang l b s t eich gut durch die Formel

ausdriicken. 3 C,HsO.i = 2 CdHsOd + CaHlOr + 2 CO, + Hs0

Aus 20 g Aepfelsiiure hatten danach entstehen m i h e n : 2.9 g Essigsiiure, gefunden wurden 3.2 g, 4.3 D Kohlensaure, 3 s 4.5 D

11.7 2 Bernsteiusliure, 3 3 11.5 * Kleine Nebenreactionen sind bei derartigen biologischen Vor-

glngeu, wie auch die Bildung von Ameisensaure heweist , oath l ich nicht auszuschliessen.

F i t z I) , welcher glaubte, dem Bacillus eubtilis die Fahigkeit, Aepfelsiiure zu vergiihren, zusprechen zu miissen, hat dies spliter widerrufen. Der Bacillus eubtilis ist iiberhaupt kein GBhrungserreger;

1) Fi tz , diem Berichte 11, 54.

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welcher Art sein Pilz gewesen, ist heute nicht mehr zu entscheiden, nach seinen Beschreibungen scheint es der Berogenes nicht geweseri zu sein.

Bei dieser Gelegenheit mochte ich die in den Lehrbiichern ver- breitete Angnbe, dnss auch Bierhefe die Aepfelsiiure zu Bernstein- siiure reducire, dahin richtig stellen, dass reine, bacterienfreie Hefe, wie icb mich durch Versuche iiberwugt habe, eine solche Thatigkeit nicbt ausiibt; in den beobachteten Fallen ist ebenfalls Bacterien die Wirkung zuzuschreiben.

Die leichte UeberfiihrunT der Aepfelsiiure in Rernsteirrsliire legte die Vermuthung nahe, dass auch hiiher hydroxylirte Siiuren, z. B. die Weinsiiure, einer iihnlichen Umwandluiig fiihig seien. Dass letztere durch Gahrnngsprocesse unter Umstiinden grosse Mengen Bernstein- siiure liefert, ist von F. Bonig ') mitgetheilt worden. Als Gahrungs- erreger nennt er dss Bacterium Termo. Da man dieses jedoch nur noch als Sammeluamen beibehalten ha t , so weiss rnm iiber die niiheren Vorgange hei erwiihnter Giihruug nichts. Die Vermuthuug. dass auch hier der Bacillus alrogenes wirksam sei, liat sich bisher nicht bestiitigt; er scheint Zersetznngeu anderer Art hervorzurufeii. Weitere Untersiichungen nach dieser Richlung sind im Gange.

293. Edgar Wede kind: Ueber p-111-Acetaminoformalylbenzol. [Notiz aus dem chemischen Laborrtorium des Polytechnicurns zu Riga.]

(Eingegangen am 30. Juni . )

Ich habe schon friiher 2) dnrauf hingewiesen, dass die den Formazyl- Verbindungen analogeri Guanazylkorper sich von ersteren durch die Leichtigkeit unterscheiden, mit der sie Aminoderivate ZII bilden irn Stande siud.

Verschiedenartige Versuche, Aminoformazyl-Verbindungen durch Reduction der entsprechenden Nitrokiirper darzustellen, wsren erfolg- los, offenbar d a das den letzteren zu Grunde liegende Radical an sich durch reducirende Agentien leicht veriindert s, wird. Auch durch Reduction ron Nitrotetrazoliumsalzen *) und darauf folgende Riickver- wandlung in die zugehbrigen Formazyl- Verbindungen konnten keine einheitlichen Basen erhalten werden.

1) KBnig, diem Berichte 14, 211. 2) Diem Berichte 30, 445.

3) Vergl. v. P e c h u i r n n und Rung-e, diese Berichte 27, 1693 6. 4) Vergl. diese Bericbte 28, 1695.

Darstellung des nt-11-Aminognanazylbenzols vom Schmp. 193".