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5. Ueber Widersta9adsmessunge~a eon Electrolyten rnit Wechselstromen durch, das Dpnarjbometer; won F. Koh2,rausch. Bei Gelegenheit einer Discussion scheinbarer Uebergangs- widerstande an den Electroden fur Wechselstrome l) leitet Hr. M. Wien ab, dass von meinen mit dem Sinusinductor uiid dem Dynamometer gefundenen Widerstanden der Betrag 0,03 bis 0,05 Ohm abzuziehen sei und schliesst mit dem Satze: ,,Die Correction diirfte nur bei gut leitenden Flussigkeiten bis zu einigen Promille ansteigen." So dankenswerth jene Schatzung des Uebergangswider- standes ist, so wiirde doch Hr. M. Wien die letztere Be- merkung vermieden haben, wenn er die Arbeiten 2), auf welche dieselbe sich bezieht , auf die Richtigkeit seiner Behauptung gepruft hatte, wozu ich das Material, gerade um einer even- tuellen Kritik willen, vollstandig gegeben habe. Denn fur seine Behauptung wiirde, wenn man das Wort ,,einige" auch nur durch seinen kleinsten Werth, namlich durch zwei, ersetzt, nothwendig sein, dass die beobachteten Fllissigkeitswiderstnde bis auf etwa 20 Ohm hinuntergingen. Statt dessen kommen bei mir, bez. Grotrian und mir, als kleinste Widerstande solche um 50 Ohm herum vor, und selbst diese (mit bewusster 1) M. W i e n , Wied. Ann. 68. p. 65. 1896. - Die Ursache der von Hrn. W. beobacliteten Erscheinung bctrcffend ware zu uberlegen , ob nicht ein Zeitverlust bei der Wiedervercinigung der Ionen, moglicherweise rnit deren Eindringen in die Electrode im Zusarnmenhang stehend, einen Rest von Polarisation bewirkt. Dass meine Formel fur das Zusammenwirken von Selbstinduction und Polarisation bei Sinusstrirmen (Pogg. Ann. 148. p. 149. 1873) einer Correction bedarf, ist mir ubrigens schon lange bekannt. Vielleicht werden meine diesbeziiglichen Beobachtungen einen Beitrag zu der von Hrn. W i e n gefundenen inkressanten Erscheinung liefern konnen. 2) F. K. u. Grotrian, Pogg. Ann. 154. p. 1. 1875; F. K. 1. c. 169. p. 233. 1876; Wied. Ann. 6. p. 1. 1879.

Ueber Widerstandsmessungen von Electrolyten mit Wechselströmen durch das Dynamometer

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5. Ueber Widersta9adsmessunge~a eon Electrolyten rnit Wechselstromen durch, d a s Dpnarjbometer;

won F. K o h 2 , r a u s c h .

Bei Gelegenheit einer Discussion scheinbarer Uebergangs- widerstande an den Electroden fur Wechselstrome l) leitet Hr. M. W i e n ab , dass von meinen mit dem Sinusinductor uiid dem Dynamometer gefundenen Widerstanden der Betrag 0,03 bis 0,05 Ohm abzuziehen sei und schliesst mit dem Satze: ,,Die Correction diirfte nur bei gut leitenden Flussigkeiten bis zu einigen Promille ansteigen."

So dankenswerth jene Schatzung des Uebergangswider- standes ist, so wiirde doch Hr. M. W i e n die letztere Be- merkung vermieden haben, wenn er die Arbeiten 2), auf welche dieselbe sich bezieht , auf die Richtigkeit seiner Behauptung gepruft hatte, wozu ich das Material, gerade um einer even- tuellen Kritik willen, vollstandig gegeben habe. Denn fur seine Behauptung wiirde, wenn man das Wort ,,einige" auch nur durch seinen kleinsten Werth, namlich durch zwei, ersetzt, nothwendig sein, dass die beobachteten Fllissigkeitswiderstnde bis auf etwa 20 Ohm hinuntergingen. Statt dessen kommen bei mir, bez. G r o t r i a n und mir, als kleinste Widerstande solche um 50 Ohm herum vor, und selbst diese (mit bewusster

1) M. W i e n , Wied. Ann. 68. p. 65. 1896. - Die Ursache der von Hrn. W. beobacliteten Erscheinung bctrcffend ware zu uberlegen , ob nicht ein Zeitverlust bei der Wiedervercinigung der Ionen, moglicherweise rnit deren Eindringen in die Electrode im Zusarnmenhang stehend, einen Rest von Polarisation bewirkt.

Dass meine Formel fur das Zusammenwirken von Selbstinduction und Polarisation bei Sinusstrirmen (Pogg. Ann. 148. p. 149. 1873) einer Correction bedarf, ist mir ubrigens schon lange bekannt. Vielleicht werden meine diesbeziiglichen Beobachtungen einen Beitrag zu der von Hrn. W i e n gefundenen inkressanten Erscheinung liefern konnen.

2) F. K. u. G r o t r i a n , Pogg. Ann. 154. p. 1. 1875; F. K. 1. c. 169. p. 233. 1876; Wied. Ann. 6. p. 1. 1879.

Ifiderstandsmessungen. 515

Absicht) nur ganz ausnahmsweise l), namlich etwa zu einem halben Dutzend unter 500 Beobachtungen, von denen die grosse Mehrzahl sich auf Widerstande von uber 100 Ohm bezieht.

Hr. M. W i e n hatto sagen diirfen: ,,Die Correction der K.'schen Beobachtungen bleibt auch in den fehlerhaftesten Fallen unter 1 Promille2), in den bei weitem zahlreichsten unter 'la Promille, Betragen, welche kleiner sind, als der von K. von vornherein zugelassene Fehler, von denen ferner der letztere einem Temperaturfehler von etwa entspricht und schon aus diesem Grunde bedeutungslos war."

Ob andere Reobachter grossere Fehler gemacht haben, ist mir nicht bekannt. Oft kann dies aber schon deswegen nicht vorgekommen sein, weil die Methode der Wechselstrome erst durch das Telephon in allgemeinere Aufnahme gekommen ist und weil anf das Hortelephon jene Fehler sich ja nicht beziehen.

Wenn ferner Hr. M. W i e n seinem, in fetten Ziffern ge- setzten Beispiele eines Widerstandes von 10 Ohm, der zwischen blanken Electroden von 10 ,ma mit dem Dynamometer um 30 O/,, falsch gemessen wird, die Worte , ,Kohlrausch 'sche Methodel zusetzt3), so ist das nur eine unzutrefl'ende Be- nennung ; denn zu Clem wunderlichen Gedanken, unter solchen Verhaltnissen einen Widerstand messen zu wollen, kann ich unmoglich jemanden verfihrt haben, nachdem gleich bei dem ersten Versuche der Anwendung von Wechselstromen auf Electrolyte im Jahre 1868 yerade N i p p o l d t und ich die yrossen Fehler gefunden hatten, toelche kleine Electroden bewirken.4)

Auch nach dieser neuen Arbeit des Hrn. M. Wien darf ich, wie schon friiher einmal, meine Befriedigung dariiber aus-

1) Wie man bei einer Durchsicht der Zahlen sofort erkennen wird, nur dann , wenn bei der Untersuchung einer zusammenhlingenden Reihe von Losungen das Wideratandsgefliss nicht gewechselt werden sollte; denn dadurch miirde mehr als lo/oo relative Unsicherheit ent- staoden sein.

2) Ausgeschlossen natiirlich die Beobachtungen mit kleineren Elec- troden, fur welche ich selbst ausdriicklich nur 1 Proc. Genauigkeit in Anspruch genommen hatte, meil diese ,,fur viele Zwecke geniigt" (Wied. Ann. 6. p. 7. 1879).

3) 51. W i e n , 1. c. p. 65. 4) F .K. u. N i p p o l d t , Pogg. Ann. 138. p. 297. 1869.

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sprechen, dass die Verhaltnisse, die ich im Anschluss an die erste theoretische Behandlung der Wechselstrome in Electro- lyten, auf Grund des Experimentes, als fur die Widerstands- bestimmung ausreichend erachtet hatte, sich auch der durch f i n . Wien weiter . entwickelten Theorie gegeniiber in dieser Eigenschaft vollstandig bewahren.

Char lo t t enburg , Juni 1896.

N a o h t r ag. I n betreff des oben angezogenen, von Hrn. M. Wien

gegebenen Beispiels einer Wiclerstandsbestimmung mit dem Dynamometer zwischen blanken Platinelectroden von 10 cm3 bemerke ich nachtraglich, class eine solche Fehlerbestimmung nicht ganz neu ist , da ein ahnlicher Fall in der Literatur bereits vorliegt. Einen Vorwurf kann ich Hrn. W i e n daraus, dass er dies ubersehen hat, nicht machen, da mir eben das- selbe begegnet ist und da die Bestimmung noch dazu von mir selbst herrilhrt. Bd. 49 p. 241 dieser Annalen theilte ich bei einer Uiitersuchung von Fehlerri bei der Widerstandsbestimmung niit Wechselstrorneir von der Schwingungszahl 85/sec mit, dass 7,3 Ohm zwischen blanken Platinelectroden von 10 cma be- stimmt einen Fehler von 25 Proc. zeigten, d. h. eine schein- bare Widerstandsvermehruiig um 1,8 Ohm. Die Fliissigkeit war maximal leitende Schwefelsaure.

Die Umrechnung des Beispiels von Hrn. M. W i e n auf diese Schwingungsxahl und von Chlornatrium auf Schwefel- saure mit den von ihm p. 50 und 51 gegebenen Zlthlen fuhrt fast genau zu demselben Werth.

C h a r l o t t e n b u r g , 3. Juli 1896.