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Übergänge schaffen: das 70-20-10-Modell, informelles Lernen und Social Media Dr. Jochen Robes HQ Interaktive Mediensysteme GmbH Frankfurt, 24.09.2015

Übergänge schaffen: das 70-20-10-Modell, informelles ... · 70-20-10-Modell in der Weiterbildung? ja ... sich aktiv mit Social Media im allgemeinen und der Social Media-Infrastruktur

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Übergänge schaffen: das 70-20-10-Modell, informelles Lernen und Social Media

Dr. Jochen Robes HQ Interaktive Mediensysteme GmbH Frankfurt, 24.09.2015

Zum Einstieg

Vor welchen Veränderungen steht die Weiterbildung?

Was steckt hinter dem 70-20-10-Modell?

Wie können neue Technologien die Umsetzung unterstützen?

Was verändert sich mit der Einführung des 70-20-10-Modells?

Was sind kritische Erfolgsfaktoren?

Was sind Startpunkte?

Inhalte

Woodlouse (Flickr)

2

Zum Einstieg: “The New Way of

Learning”

adidas Group „Learning Campus“

adidas, 2014

4

YouTube

„The New Way of Learning“

5

„The New Way of Learning“ & 70-20-10

Photo: Julia P(Flickr)

6

„The New Way of Learning“

Photo: Julia P (Flickr)

Vor welchen Veränderungen

steht die Weiterbildung?

Neue Lernformen und -methoden

Eine breite Palette neuer Lernformen und Lernmethoden ist entstanden.

Diese rücken den Erfahrungsaustausch und die Vernetzungen am Arbeitsplatz in den Vordergrund.

Sie knüpfen an den Routinen der Mitarbeiter an, die heute schon Google, Wikipedia und YouTube nutzen, um Antworten und Lösungen zu finden.

Sie holen Lernaktivitäten aus dem Seminarraum und an den Arbeitsplatz.

Sie geben Mitarbeitern mehr Verantwortung für die eigenen Lernprozesse.

Marcia Conner u.a., 2013

8

„The New Way of Learning“

Photo: Julia P (Flickr)

In aller Kürze: Was steckt hinter dem

70-20-10-Modell?

Photo: SMAL 2013 (Flickr)

Hintergrund

70%

20%

webtreats (Flickr)

Das 70-20-10-Modell

10%

70 Prozent aller Lernaktivitäten finden im Arbeitsprozess, “on the job”, durch Praxis und Erfahrung statt,

20 Prozent durch den Austausch mit

anderen, mit Führungskräften, Teammitgliedern und Kollegen, und

10 Prozent durch formale Weiterbildung, z.B. durch Kurse, Seminare und Web-based Trainings.

12

70%

20%

webtreats (Flickr)

Das 70-20-10-Modell: Wo kommt es her?

10%

Eine Untersuchung von „high performing“ Managern ergab:

“Lessons learned by successful and effective managers are roughly:

70% from tough jobs

20% from people (mostly the boss)

10% from courses and reading”

Michael Lombardo, Robert Eichinger, 1996 13

70%

20%

webtreats (Flickr)

Das 70-20-10-Modell: Wie ist es zu lesen?

10%

es geht nicht um die (genauen) Zahlen!

es ist keine Regel!

es ist ein

Referenzmodell

es bildet einen Rahmen für Veränderungen

(„change agent“)

Photo: Paul Krueger (Flickr) 14

70%

20%

webtreats (Flickr)

70-20-10-Aktivitäten

10%

die 70 Prozent: z.B. on-the-job Erfahrungen, neue Lernerfahrungen in der Praxis anwenden können, Probleme lösen, herausfordernde Aufgaben, Projekt-Reviews, Guides & Manuals, neue Arbeitsaufgaben, größerer Verantwortungsbereich, Zeit in anderen Bereichen und Rollen, Community-Aktivitäten

die 20 Prozent: z.B. Mentoring, Reverse Mentoring, Coaching, informelles Feedback, interne und externe Netzwerke, Teamarbeit, Teilnahme in Gremien, Verbänden und Expertennetzwerken, Action Learning

die 10 Prozent: z.B. strukturierte Programme, Workshops, Seminare, professionelle Entwicklungspläne, Kurse, Online-Kurse und Module (E-Learning, WBTs) (s. Jennings/ Wargnier, 2014)

15

Arbeiten Sie in Ihrem Unternehmen bzw. Ihrer Organisation bereits aktiv mit dem 70-20-10-Modell in der Weiterbildung?

ja

nein

wir sprechen davon, aber in der Praxis ...

Nur eine Antwort möglich.

Kurzabfrage

16

Wie können neue Technologien die

Umsetzung unterstützen?

Das 70-20-10-Modell unterstreicht die Bedeutung und Rolle der nicht-organisierten, informellen Lernaktivitäten (die 90 Prozent)!

Viele informelle Lernaktivitäten finden heute im Netz statt: wenn wir nach Experten, Informationen oder Lernressourcen suchen, wenn wir Experten oder Themen „folgen“, wenn wir uns mit anderen vernetzen oder austauschen.

Unterstützung durch Netztechnologien

Grafik: opensource.com (Flickr) 18

Unterstützung durch Netztechnologien

Social Learning

Blended Learning

Micro-learning

Perfor-mance

Support

70-20-10

Hinzu kommt: Die Einführung oder Umsetzung des 70-20-10-Modells findet häufig schrittweise statt, indem bestehende Lernangebote um neue, „non-formale“ Lernaktivitäten erweitert werden.

Hier „trifft“ sich das 70-20-10-Modell mit anderen, aktuellen Ansätzen in der Weiterbildung, die das informelle, selbst-organisierte, arbeitsprozessintegrierte und community-basierte Lernen unterstützen.

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1. Social Learning

Social Learning

Blended Learning

Micro-learning

Perfor-mance

Support

70-20-10

Social Learning umfasst das informelle, selbstorganisierte Lernen, das durch Social Media unterstützt wird.

Es erweitert die klassischen Formen des Online-Lernens, indem es den Lernenden neue Räume für den Erfahrungsaustausch, die Entwicklung eigener Inhalte und die Vernetzung öffnet.

Social Learning aus Sicht der Mitarbeiter: ein alltäglicher, bewusst

oder unbewusst ablaufender Prozess

Social Learning aus Sicht der Lehrenden: der gezielte Einsatz von

Netzmedien für die Verbesserung der eigenen Lehrpraxis 20

Credit Suisse „Discover Social Learning“

Hintergrund: neue Anforderungen aus dem Business, wachsende Verbreitung neuer

Bildungstechnologien, 70-20-10-Modell als Referenz!

Zielgruppe: alle Ausbildungsverantwortlichen in der CS (global)

Ziele: Die Ausbildungsverantwortlichen sollen sich aktiv mit Social Media im allgemeinen und der Social Media-Infrastruktur der CS auseinandersetzen; sie sollen in der Lage sein, Social Learning und Learning Communities in ihre Bildungskonzepte zu integrieren.

Infrastruktur: MySocial Page (Sharepoint), Saba, Microsoft Lync, WebEx, Centra

Arbeitsaufwand: ca. 4 Std./ Woche

Teilnahme war „ausdrücklich erwünscht“

22

Credit Suisse „Discover Social Learning“

Einige Bausteine des Kurses bzw. der Community:

Jeden Montag führte eine 30-minütige Live-Session in die neue Themenwoche ein.

Jeden Mittwoch wurde in einer weiteren Live-Session mit einem internen oder externen Experten ein Thema diskutiert und vertieft.

Jeden Freitag fassten die Community Manager die Aktivitäten der Woche in einem Newsletter zusammen.

Für jedes Thema stand eine Online-Library mit offen zugänglichen Lernmaterialien (vor allem Netzressourcen) zur Verfügung.

Jede Themenwoche beinhaltete zwei Aufgaben („Assignments“), die die Teilnehmer bearbeiten mussten. 23

Credit Suisse „Discover Social Learning“

24

2. Blended Learning (2.0)

Social Learning

Blended Learning

Micro-learning

Perfor-mance

Support

70-20-10

Lange Zeit bedeutete Blended Learning die Verbindung von Präsenztraining und Online-Kursen.

Heute steht uns eine breite Palette an Lernmethoden, Lernformaten und Tools zur Verfügung, aus denen Bildungsexperten zielgruppengerechte Lernangebote entwickeln können.

“Blend 2.0 describes training blends that incorporate emerging web technologies – mobile learning, gamification, and social media – with classroom or instructor-led training.” (John O’Brian, 2014)

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3. Microlearning

Social Learning

Blended Learning

Micro-learning

Perfor-mance

Support

70-20-10

“Mikrolernen ist gekennzeichnet durch viele kleine Lerneinheiten. Diese nennt man Microcontents. Man findet sie sowohl in strukturierter Form (E-Learning), als auch in dynamischen Prozessen, wie zum Beispiel bei einem Weblog oder einem Bookmark (Micromedia) im World Wide Web wieder.“ (Wikipedia)

Microlearning:

eine kurze Zeitspanne des Lernens ...

eine Abfolge kurzer Lernaktivitäten ...

die Art und Weise, wie wir informell und mit Hilfe des Internets lernen ...

27

4. Performance Support

Social Learning

Blended Learning

Micro-learning

Perfor-mance

Support

70-20-10

Performance Support:

... weil es häufig um den schnellen und einfachen Zugang zu Inhalten geht (on demand)

... weil der Umfang an Informationen über neue Systeme, Produkte und Prozesse kontinuierlich steigt (und klassisches Training nicht die Lösung für alle Probleme ist)

... weil kontextsensitive Systeme neue Möglichkeiten der Informationsvermittlung bieten

29

4. Performance Support

Performance Support durch kontext-sensitive Hilfen Wissensdatenbanken Assistenten Checklisten Online-Hilfen

Manuals Tools (z.B. Kalkulatoren) Learning Nuggets Mobile Learning Social Media (peer-to-peer

Support)

30

Welches dieser Konzepte wird in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Organisation heute schon eingesetzt?

Social Learning

Blended Learning 2.0

Microlearning

Performance Support

keines dieser Konzepte

Mehrfachantworten möglich.

Kurzabfrage

31

Was verändert sich mit der Einführung des

70-20-10-Modells?

Die neue Rolle von L&D

L&D entwickelt nicht mehr nur Kurse und Programme, sondern Lernumgebungen.

L&D schafft Rahmenbedingungen und Gelegenheiten für das selbstorganisierte und informelle Lernen.

L&D unterstützt Mitarbeiter und Führungskräfte bei der Entwicklung entsprechender Kompetenzen.

L&D nutzt das breite Portfolio an Medien, Methoden und Formaten, um das Lernen am Arbeitsplatz zu unterstützen.

L&D „lebt“ die verschiedenen Möglichkeiten des informellen, vernetzten Lernens „vor“.

L&D ist nicht auf Lernprozesse und –angebote, sondern auf die Performance und Produktivität der Mitarbeiter fokussiert.

33

Die neue Rolle von L&D

“In the new world of workplace learning,

instructional design is only one skill. It requires a range of other new roles and skills.

Not everyone will need to have all these skills, but there will be a need for specialists

in each of these areas.” (Jane Hart)

Jane Hart, 2015

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Die neue Rolle der Führungskräfte

Sie entwickeln Mitarbeiter durch herausfordernde Projekte, neue Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten.

Sie wissen um ihre Verantwortung und ihre Rolle in den Entwicklungs- und Lernprozessen ihrer Mitarbeiter (die 20%!) und geben aktiv Feedback.

Sie lassen Freiräume zu, damit Mitarbeiter sich eigenverantwortlich in offenen Lernumgebungen bewegen können.

Sie sind selbst aktive Nutzer der neuen Möglichkeiten des vernetzten Arbeiten und Lernens.

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Die neue Rolle der Führungskräfte

Seufert u.a., 2013

Vier Handlungsbereiche für lernförderliche Führungsarbeit:

Lernkontexte in Arbeitsprozessen gestalten

Formelles und informelles Lernen begleiten

„Leadership Commitment to Learning“: Lernkulturen fördern

Führungssituationen lern-/ entwicklungsorientiert gestalten: Ziele vereinbaren - Feedback geben - Wissensaustausch und Reflexionsprozesse in Teams fördern

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Was sind kritische Erfolgsfaktoren?

Wie kann man die 90 Prozent managen?

Das ist die falsche Frage!

Aber man kann unterstützen, ermutigen, mit gutem Beispiel vorangehen, Erfolgsgeschichten weitergeben, Rahmenbedingungen schaffen ...

Photo: Andy Rogers (flickr)

Kritische Erfolgsfaktoren

eine Kompetenzentwicklungs-Strategie, die über das traditionelle Lernen

im Seminar und mit dem WBT hinausweist

eine Infrastruktur, die sich neuen

technologischen Möglichkeiten öffnet

eine Unternehmenskultur, die Freiräume für den informellen Austausch und das selbst-organisierte Lernen bietet

ein Zusammenspiel von HR, Learning & Development und Geschäfts-bereichen („Lernen am Arbeitsplatz neu

entdecken“)

Führungskräfte bzw. Manager, die

diese Strategie selbst aktiv vorleben 39

Was sind Startpunkte?

Zwei Startpunkte

HQ Interaktive Mediensysteme, 2014

eine Bestandsaufnahme der Aktivitäten im Unternehmen, die die 70-20-Felder unterstützen ...

eine Konzeption von Interventionen, die sich am 70-20-10-Modell orientiert

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Zusammenfassung

Das 70-20-10-Modell öffnet die Sicht auf die Lernaktivitäten, die außerhalb des Seminarraums stattfinden.

In vielen dieser häufig informellen Lernprozesse spielen heute Netztechnologien eine wichtige Rolle.

Die betriebliche Weiterbildung (Learning & Development) kann diese Netztechnologien für neue Lernkonzepte nutzen, die Mitarbeitern Möglichkeiten des Informations- und Erfahrungsaustauschs sowie der Vernetzung bieten.

Gleichzeitig schaffen und verbessern sie die Rahmenbedingungen für die 70-20-Aktivitäten.

HQ Interaktive Mediensysteme GmbH Am Schloßpark 123 \ 65203 Wiesbaden \ Deutschland

Tel. +49 611 - 99 212 - 0 \ Fax +49 611 99 212 - 99 \ E-Mail [email protected] www.hq.de

HQ Lern- und Informationssysteme AG Bernoullistrasse 20 \ 4056 Basel \ Schweiz

Tel. +41 61 – 206 88 66 \ Fax +49 611 99 212 - 99 \ E-Mail [email protected] www.hq.de

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!