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Überrascht von Gott - 9783417265842

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Das Buch gegen Glaubenszweifel! Auch Ulrich Eggers quälte sich lange mit dem Problem, dass ein großer Unterschied besteht zwischen dem, was man glaubt und dem, was man im persönlichen Leben umsetzt. Auch ihn verunsicherten Zweifel und Misstrauen Gott gegenüber und ließen ihn zögern. Hier erzählt er ehrlich und offen davon, wie Gott ihm in herausfordernden Situationen neues Vertrauen schenkte; welche guten Wege er entdeckte, mit Zweifeln umzugehen und wie dadurch "krankes Vertrauen" heil wurde.

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Ulrich Eggers

Überrascht von Gott

Unterwegs zu neuem Vertrauen

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Ulrich Eggers arbeitet seit über zwanzig Jahren als Redak-teur im Bundes-Verlag und ist Pastor im Bund Freier evange-lischer Gemeinden. Als Leiter der Magazine dran, FAMILY,AUFATMEN und JOYCE war es immer sein Anliegen,Glaube und Leben ehrlich, offen und alltagstauglich zu-sammenzubringen. Ulrich Eggers ist verheiratet, hat vierKinder und lebt in Cuxhaven. Er ist Mitglied der Lebensge-meinschaft »WegGemeinschaft e.V.«, die dort das Tagungs-zentrum »Dünenhof« betreibt, in dem Seminare und Tagun-gen zur Praxis des Glaubens angeboten werden.

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INHALT

Wirklich überrascht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1. Ehrlich werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2. Gottes Liebe entdecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

3. Neue Hingabe wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

4. Leben über Berg und Tal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

5. Stillsein vor Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

6. Mit Gottes Wirklichkeit rechnen . . . . . . . . . . . . . . . 78

7. Hilfe in Anspruch nehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

8. Trotz unserer Sünde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

9. Neue Reflexe lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

10. In Gottes Gegenwart leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

11. Mit neuem Vertrauen aufbrechen . . . . . . . . . . . . . . . 136

12. Großes wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

Buchtipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

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Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheber-rechtsgesetzes ist ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verla-ges unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun-gen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung inelektronischen Systemen.

5. Auflage 2014

© 2002 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG Bodenborn 43 ∙ 58452 WittenInternet: www.scmedien.de; E-Mail: [email protected]

Umschlaggestaltung: Johannes Schermuly, WuppertalTitelbild: iStockphoto.comSatz: Breklumer Print-Service, BreklumDruck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, UlmGedruckt in DeutschlandISBN 978-3-417-26584-2Bestell-Nr. 226.584

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in t

Die Edition

erscheint in Zusammenarbeit zwischenSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag, Wittenund dem Bundes-Verlag, Witten.Herausgeber: Ulrich Eggers.

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INHALT

Wirklich überrascht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

1. Ehrlich werden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

2. Gottes Liebe entdecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

3. Neue Hingabe wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

4. Leben über Berg und Tal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

5. Stillsein vor Gott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

6. Mit Gottes Wirklichkeit rechnen . . . . . . . . . . . . . . . 78

7. Hilfe in Anspruch nehmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

8. Trotz unserer Sünde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

9. Neue Reflexe lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

10. In Gottes Gegenwart leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

11. Mit neuem Vertrauen aufbrechen . . . . . . . . . . . . . . . 136

12. Großes wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

Buchtipps . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157

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Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge-schützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheber-rechtsgesetzes ist ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verla-ges unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun-gen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung inelektronischen Systemen.

5. Auflage 2014

© 2002 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG Bodenborn 43 ∙ 58452 WittenInternet: www.scmedien.de; E-Mail: [email protected]

Umschlaggestaltung: Johannes Schermuly, WuppertalTitelbild: iStockphoto.comSatz: Breklumer Print-Service, BreklumDruck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, UlmGedruckt in DeutschlandISBN 978-3-417-26584-2Bestell-Nr. 226.584

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Die Edition

erscheint in Zusammenarbeit zwischenSCM R.Brockhaus im SCM-Verlag, Wittenund dem Bundes-Verlag, Witten.Herausgeber: Ulrich Eggers.

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Wirklich überrascht?

»Das ist bestimmt wieder so eine fromme Floskel!«, habenSie vielleicht gedacht, als Sie den Titel dieses Buches gelesenhaben. Überrascht von Gott? »So was muss der ja sagen –aber was soll man da schon erwarten?« Vielleicht haben Siemit dem Glauben an Jesus Erfahrungen gemacht, die Ihneneinen ganz anderen Titel nahe legt:

Enttäuscht von Gott ... Vergeblich gehofft auf Gott ... Nicht mehr überzeugt von Gott ...

Oder vielleicht gehören Sie zu den Leuten, die sich solchenegativen Beurteilungen über Gott gar nicht erlauben mö-gen? Darf man denn so etwas denken oder fühlen – und amEnde sogar laut sagen? »Gott ist die Liebe« – das hat mandoch schließlich seit dem Kindergottesdienst tief in sich auf-gesogen. Rutscht einem da nicht der Boden unter den Füßenweg, wenn man seine Zweifel an einer solch grundlegendenTatsache des Glaubens offen ausspricht?

In diesem Buch möchte ich Ihnen etwas von meinen Er-fahrungen auf dem Weg zu einem heilenden Vertrauen erzäh-len. Es bietet keine theologischen Abhandlungen und ge-schlossenen Gedankengebäude, sondern Momentaufnahmenaus meinem Leben. Obwohl ich schon lange Christ bin, habeich heimlich oft daran gezweifelt, dass Gott mich wirklich soliebt, wie ich mich selber nur allzu gut kannte. Dass ich sei-ner Liebe vertrauen, mich wirklich bedingungslos auf sieverlassen kann, daran habe ich nicht so recht geglaubt. Man-che falsche Vorstellung über Gott und den Glauben hatte mirden Blick auf Gottes wahres Wesen verbaut.

Mittlerweile weiß ich, dass es vielen so geht: Unser Ver-trauen zu Gott ist nur allzu oft schwindsüchtig und krank.

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Meiner Frau Christel, die mein bester Freund ist.Und meinen Kinder-Überraschungen Julie, Sonia, Laura, Till und Lasse.

Gott hätte keine besseren Ideen haben können, um mir seine Liebe zu zeigen.

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Wirklich überrascht?

»Das ist bestimmt wieder so eine fromme Floskel!«, habenSie vielleicht gedacht, als Sie den Titel dieses Buches gelesenhaben. Überrascht von Gott? »So was muss der ja sagen –aber was soll man da schon erwarten?« Vielleicht haben Siemit dem Glauben an Jesus Erfahrungen gemacht, die Ihneneinen ganz anderen Titel nahe legt:

Enttäuscht von Gott ... Vergeblich gehofft auf Gott ... Nicht mehr überzeugt von Gott ...

Oder vielleicht gehören Sie zu den Leuten, die sich solchenegativen Beurteilungen über Gott gar nicht erlauben mö-gen? Darf man denn so etwas denken oder fühlen – und amEnde sogar laut sagen? »Gott ist die Liebe« – das hat mandoch schließlich seit dem Kindergottesdienst tief in sich auf-gesogen. Rutscht einem da nicht der Boden unter den Füßenweg, wenn man seine Zweifel an einer solch grundlegendenTatsache des Glaubens offen ausspricht?

In diesem Buch möchte ich Ihnen etwas von meinen Er-fahrungen auf dem Weg zu einem heilenden Vertrauen erzäh-len. Es bietet keine theologischen Abhandlungen und ge-schlossenen Gedankengebäude, sondern Momentaufnahmenaus meinem Leben. Obwohl ich schon lange Christ bin, habeich heimlich oft daran gezweifelt, dass Gott mich wirklich soliebt, wie ich mich selber nur allzu gut kannte. Dass ich sei-ner Liebe vertrauen, mich wirklich bedingungslos auf sieverlassen kann, daran habe ich nicht so recht geglaubt. Man-che falsche Vorstellung über Gott und den Glauben hatte mirden Blick auf Gottes wahres Wesen verbaut.

Mittlerweile weiß ich, dass es vielen so geht: Unser Ver-trauen zu Gott ist nur allzu oft schwindsüchtig und krank.

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Meiner Frau Christel, die mein bester Freund ist.Und meinen Kinder-Überraschungen Julie, Sonia, Laura, Till und Lasse.

Gott hätte keine besseren Ideen haben können, um mir seine Liebe zu zeigen.

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Insofern ist dies ein Buch für Zweifler und Müde. Für Leu-te, die in der Routine ihres Glaubens irgendwann einmal dieLeidenschaft und Frische verloren haben und sich manchmalfragen, ob denn wirklich etwas dran ist an all den Glaubens-aussagen, die ihnen im Kopf oft nur allzu vertraut sind, die inihrem Herzen aber keine Leidenschaft und Wärme mehr ent-fachen können. Und es ist ein Buch für Leute, die das Gutean der »Guten Nachricht« des Evangeliums von Jesus Chris -tus aus dem Auge verloren haben und ihren Blick abwen-den wollen vom Grau des Lebens auf die Farben der LiebeGottes.

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich in meinen Erfahrun-gen und Gefühlen wieder entdecken können und sich mitneh-men lassen auf dem Weg, neue Freude am Glauben zu be-kommen. Manches in diesem Buch ist bewusst herausfor-dernd und provokant formuliert – und Sie dürfen gernewidersprechen oder sich an meinen Sätzen reiben. Vielleichtlesen Sie dieses Buch zusammen mit Ihrem Hauskreis undtauschen sich aus über Ihre unterschiedlichen Erfahrungen.Die Fragen nach jedem Kapitel sollen dafür kleine Ge-sprächsanstöße liefern.

Vertrauen aufzubauen ist ein lebenslanger Prozess, den wirniemals sicher unter den Füßen haben. Mit dem LernfachVertrauen werden wir nicht fertig, hier bleiben wir Schüler.Aber wir können Gott immer wieder darum bitten, uns dieAugen zu öffnen für seine unsichtbare Wirklichkeit und unsneu zu überraschen mit seiner Liebe. Und wir können unsereHoffnung – wie groß unsere (Rest-)Bestände davon auch seinmögen – wie ein kleines Senfkorn in die Erde legen und Gottdarum bitten, dass er etwas daraus wachsen lässt. Wenn Siedieses Buch mit solch einem Gebet und dem Willen lesen,Hoffnung zu pflanzen, dann lesen Sie es richtig.

Ulrich Eggers

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Manch einer lebt in Wirklichkeit in seiner Gemeinde nurnoch wie in einem Folkloreverein zur Konservierung undPflege frommen Traditionsgutes. Sein Glaube ist nicht mehrlebendig – aber der Mut, daraus Konsequenzen zu ziehen,fehlt ihm. Woanders ist es schließlich auch nicht besser! Nur:Frische und Faszination strahlt solch ein Glaube nicht mehraus – auch nicht auf mich selber. Aber das muss nicht so blei-ben! Ich bin ganz sicher: Alt und müde gewordener Glaubeund krankes Vertrauen können heilen und wieder gesundwerden.

Auf dem Weg dieser Heilung habe ich mich immer wiedervon Erfahrungen und Begegnungen, Gedanken oder Einsich-ten getroffen gefühlt. Getroffen – und überrascht. Von mei-nen Erfahrungen berichte ich in einer Serie für das MagazinAUFATMEN. Für dieses Buch sind Teile dieser Gedankenneu zusammengestellt, ergänzt und zugespitzt worden auf dieFrage hin, wie unser Vertrauen zu Gott neu wachsen, tieferund reifer werden und uns am Ende auch aktiv in Bewegungsetzen kann. Zugleich geht es mir aber auch darum, die Freu-de und Leichtigkeit des Glaubens wieder zu entdecken, dieFreiheit und den Spaß.

Spaß? Passt dieser Begriff denn überhaupt zusammen mitdem Glauben? Sollen wir nicht »unser Joch auf uns nehmen«und die »Last des Kreuzes« tragen als Christen? Es stimmt:Das Leben verläuft bei niemandem ohne dunkle Tage – Chris -ten haben es da nicht besser. Aber gerade mitten im Auf undAb des Lebens will der gelebte Glaube uns Hilfe sein und er-weist sich als »sanftes Joch« – also als eine gut passende,nicht drückende Tragehilfe für den Alltag ... Das Kreuz isteben nicht eine niederdrückende Botschaft, sondern die über-aus gute Nachricht von unserer Befreiung! Gerade durch dasKreuz können wir die Fülle des Lebens erfahren, mit Gelas-senheit und Hoffnung in die Zukunft schauen und Zugangzum Lebensstil von Jesus finden, der unser Leben heilen lässt.

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Insofern ist dies ein Buch für Zweifler und Müde. Für Leu-te, die in der Routine ihres Glaubens irgendwann einmal dieLeidenschaft und Frische verloren haben und sich manchmalfragen, ob denn wirklich etwas dran ist an all den Glaubens-aussagen, die ihnen im Kopf oft nur allzu vertraut sind, die inihrem Herzen aber keine Leidenschaft und Wärme mehr ent-fachen können. Und es ist ein Buch für Leute, die das Gutean der »Guten Nachricht« des Evangeliums von Jesus Chris -tus aus dem Auge verloren haben und ihren Blick abwen-den wollen vom Grau des Lebens auf die Farben der LiebeGottes.

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich in meinen Erfahrun-gen und Gefühlen wieder entdecken können und sich mitneh-men lassen auf dem Weg, neue Freude am Glauben zu be-kommen. Manches in diesem Buch ist bewusst herausfor-dernd und provokant formuliert – und Sie dürfen gernewidersprechen oder sich an meinen Sätzen reiben. Vielleichtlesen Sie dieses Buch zusammen mit Ihrem Hauskreis undtauschen sich aus über Ihre unterschiedlichen Erfahrungen.Die Fragen nach jedem Kapitel sollen dafür kleine Ge-sprächsanstöße liefern.

Vertrauen aufzubauen ist ein lebenslanger Prozess, den wirniemals sicher unter den Füßen haben. Mit dem LernfachVertrauen werden wir nicht fertig, hier bleiben wir Schüler.Aber wir können Gott immer wieder darum bitten, uns dieAugen zu öffnen für seine unsichtbare Wirklichkeit und unsneu zu überraschen mit seiner Liebe. Und wir können unsereHoffnung – wie groß unsere (Rest-)Bestände davon auch seinmögen – wie ein kleines Senfkorn in die Erde legen und Gottdarum bitten, dass er etwas daraus wachsen lässt. Wenn Siedieses Buch mit solch einem Gebet und dem Willen lesen,Hoffnung zu pflanzen, dann lesen Sie es richtig.

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Manch einer lebt in Wirklichkeit in seiner Gemeinde nurnoch wie in einem Folkloreverein zur Konservierung undPflege frommen Traditionsgutes. Sein Glaube ist nicht mehrlebendig – aber der Mut, daraus Konsequenzen zu ziehen,fehlt ihm. Woanders ist es schließlich auch nicht besser! Nur:Frische und Faszination strahlt solch ein Glaube nicht mehraus – auch nicht auf mich selber. Aber das muss nicht so blei-ben! Ich bin ganz sicher: Alt und müde gewordener Glaubeund krankes Vertrauen können heilen und wieder gesundwerden.

Auf dem Weg dieser Heilung habe ich mich immer wiedervon Erfahrungen und Begegnungen, Gedanken oder Einsich-ten getroffen gefühlt. Getroffen – und überrascht. Von mei-nen Erfahrungen berichte ich in einer Serie für das MagazinAUFATMEN. Für dieses Buch sind Teile dieser Gedankenneu zusammengestellt, ergänzt und zugespitzt worden auf dieFrage hin, wie unser Vertrauen zu Gott neu wachsen, tieferund reifer werden und uns am Ende auch aktiv in Bewegungsetzen kann. Zugleich geht es mir aber auch darum, die Freu-de und Leichtigkeit des Glaubens wieder zu entdecken, dieFreiheit und den Spaß.

Spaß? Passt dieser Begriff denn überhaupt zusammen mitdem Glauben? Sollen wir nicht »unser Joch auf uns nehmen«und die »Last des Kreuzes« tragen als Christen? Es stimmt:Das Leben verläuft bei niemandem ohne dunkle Tage – Chris -ten haben es da nicht besser. Aber gerade mitten im Auf undAb des Lebens will der gelebte Glaube uns Hilfe sein und er-weist sich als »sanftes Joch« – also als eine gut passende,nicht drückende Tragehilfe für den Alltag ... Das Kreuz isteben nicht eine niederdrückende Botschaft, sondern die über-aus gute Nachricht von unserer Befreiung! Gerade durch dasKreuz können wir die Fülle des Lebens erfahren, mit Gelas-senheit und Hoffnung in die Zukunft schauen und Zugangzum Lebensstil von Jesus finden, der unser Leben heilen lässt.

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Der Wahrheit über sich selbst ins Gesicht zu schauen, istunbequem und riskant. Nur allzu gern vermeiden wir das.Deswegen wehren wir auch kritische Fragen an unserenGlauben gerne ab und fühlen uns am wohlsten, wenn wir alsChristen unter uns sind.

Dennoch: Alle positive Veränderung beginnt damit, ehr-lich zu werden. Und die Überraschung für mich: Gott istnicht nur ein Freund der bürgerlichen Tugend Ehrlichkeit,sondern er hält es auch aus, wenn wir vor ihm ganz ehrlichwerden. Logisch: Er weiß ja längst, wie es in unserem Her-zen aussieht und wie es um unsere wirklichen Gefühle, Ein-stellungen und Ansichten steht. Dass sich längst nicht alles,was wir sagen oder für richtig halten, auch in unseren Tatenund in unserem Verhalten zeigt, ist ihm nicht verborgen. Nurwir machen uns gerne darüber etwas vor. Und wir lieben esauch nicht, unseren Zweifeln und heimlichen Ängsten, un -serem Zorn und unserem Misstrauen offen ins Gesicht zuschauen. Aber erst wenn wir das schonungslos tun, wird sichan unserer Beziehung zu Gott etwas ändern.

Geistlich korrekt

Der Begriff »political correctness« wird immer dann verwen-det, wenn es darum geht, sich – gesellschaftlichen Erwartun-gen oder Modetrends entsprechend – »politisch korrekt« aus-zudrücken. Manchmal geht es dabei um Gedanken und Emp-findungen, die man besser nicht ausspricht. Männer sind zumBeispiel gut beraten, nicht laut zu sagen, was sie über Frauenam Steuer denken (natürlich deswegen, weil das ja sowiesoalles nicht stimmt ...). Ausgesprochen werden soll der ideale,der Soll-Zustand – nicht der wirklich empfundene Ist-Zustand.

Meistens macht das sehr viel Sinn. Auch ich würde uns er-

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1. Ehrlich werden

Obwohl Christen bekannt dafür sind, dass sie auch in unserenmodernen Zeiten noch bürgerliche Tugenden wie Verläss-lichkeit, Treue oder Ehrlichkeit vertreten, scheint es mir zu-mindest in Bezug auf die Ehrlichkeit mit sich selbst eineGrauzone zu geben. Nur allzu gerne machen wir uns etwasvor, wenn es um den Zustand unseres Glaubens geht. Wirschwimmen mit im Strom einer Gemeinde oder christlichenGruppe, verhalten uns so wie die anderen auch – reden wiesie, glauben wie sie, tun das, was man bei uns so tut, und hal-ten für richtig, was man bei uns so für richtig hält.

Erst in Krisenzeiten, wenn unser Kraft sparender frommerTrott plötzlich unterbrochen wird, merken wir, dass unserGlaube gar nicht so viel zu halten scheint, wie wir uns selbstversprochen hatten. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Schicksals-schläge oder Zerbruch sind Belastungsproben unseres Glau-bens. Aber auch bohrende Fragen von außen oder das Dahin-dämmern eines in der Kindheit oder im Teenie-Alter begon-nenen Glaubenslebens und das plötzliche Aufwachen darauskönnen solche Einschnitte sein. Auf einmal werden wir ge-zwungen, in den Spiegel zu schauen – und wir merken, dassunsere alten Antworten nicht mehr halten. Dass wir sie ei-gentlich selber nicht mehr glauben. Dass wir erneut auf dieSuche gehen müssen.

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Der Wahrheit über sich selbst ins Gesicht zu schauen, istunbequem und riskant. Nur allzu gern vermeiden wir das.Deswegen wehren wir auch kritische Fragen an unserenGlauben gerne ab und fühlen uns am wohlsten, wenn wir alsChristen unter uns sind.

Dennoch: Alle positive Veränderung beginnt damit, ehr-lich zu werden. Und die Überraschung für mich: Gott istnicht nur ein Freund der bürgerlichen Tugend Ehrlichkeit,sondern er hält es auch aus, wenn wir vor ihm ganz ehrlichwerden. Logisch: Er weiß ja längst, wie es in unserem Her-zen aussieht und wie es um unsere wirklichen Gefühle, Ein-stellungen und Ansichten steht. Dass sich längst nicht alles,was wir sagen oder für richtig halten, auch in unseren Tatenund in unserem Verhalten zeigt, ist ihm nicht verborgen. Nurwir machen uns gerne darüber etwas vor. Und wir lieben esauch nicht, unseren Zweifeln und heimlichen Ängsten, un -serem Zorn und unserem Misstrauen offen ins Gesicht zuschauen. Aber erst wenn wir das schonungslos tun, wird sichan unserer Beziehung zu Gott etwas ändern.

Geistlich korrekt

Der Begriff »political correctness« wird immer dann verwen-det, wenn es darum geht, sich – gesellschaftlichen Erwartun-gen oder Modetrends entsprechend – »politisch korrekt« aus-zudrücken. Manchmal geht es dabei um Gedanken und Emp-findungen, die man besser nicht ausspricht. Männer sind zumBeispiel gut beraten, nicht laut zu sagen, was sie über Frauenam Steuer denken (natürlich deswegen, weil das ja sowiesoalles nicht stimmt ...). Ausgesprochen werden soll der ideale,der Soll-Zustand – nicht der wirklich empfundene Ist-Zustand.

Meistens macht das sehr viel Sinn. Auch ich würde uns er-

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1. Ehrlich werden

Obwohl Christen bekannt dafür sind, dass sie auch in unserenmodernen Zeiten noch bürgerliche Tugenden wie Verläss-lichkeit, Treue oder Ehrlichkeit vertreten, scheint es mir zu-mindest in Bezug auf die Ehrlichkeit mit sich selbst eineGrauzone zu geben. Nur allzu gerne machen wir uns etwasvor, wenn es um den Zustand unseres Glaubens geht. Wirschwimmen mit im Strom einer Gemeinde oder christlichenGruppe, verhalten uns so wie die anderen auch – reden wiesie, glauben wie sie, tun das, was man bei uns so tut, und hal-ten für richtig, was man bei uns so für richtig hält.

Erst in Krisenzeiten, wenn unser Kraft sparender frommerTrott plötzlich unterbrochen wird, merken wir, dass unserGlaube gar nicht so viel zu halten scheint, wie wir uns selbstversprochen hatten. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Schicksals-schläge oder Zerbruch sind Belastungsproben unseres Glau-bens. Aber auch bohrende Fragen von außen oder das Dahin-dämmern eines in der Kindheit oder im Teenie-Alter begon-nenen Glaubenslebens und das plötzliche Aufwachen darauskönnen solche Einschnitte sein. Auf einmal werden wir ge-zwungen, in den Spiegel zu schauen – und wir merken, dassunsere alten Antworten nicht mehr halten. Dass wir sie ei-gentlich selber nicht mehr glauben. Dass wir erneut auf dieSuche gehen müssen.

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Da predigt der Pastor im Gottesdienst über die Endzeit undden Himmel. »Nicht wahr«, schmettert er los, »wir freuen unsdoch alle auf den Himmel! Mit Paulus möchten wir rufen: ›Esist eine Lust, abzuscheiden!‹« Niemand widerspricht – undich sitze hinten in meiner Reihe und denke: »Nein, ich freuemich nicht auf den Himmel. Ich habe derzeit überhaupt keineLust ›abzuscheiden‹! Und ich bin auch etwas unsicher, was dakommt. Himmel – was ist denn da genau? Wird meine Frauda sein? Werde ich sie wieder erkennen? Und wie wird es dasein? Schon stilmäßig stehe ich nicht so auf goldene Straßenund Juwelenthrone. Mich zieht es eher zum Wasser und in dieNatur. Und ich lebe gerne hier mit den Leuten, die ich liebe!«Aber man empfindet sehr stark: Sag das bloß nicht laut, sowas erzählt man nicht in der Kirche. Vielleicht bin ich ja dereinzige, der hier so empfindet ...

Oder da sind die Leute, die häufig sagen: »Jesus hat mirgesagt ...«, oder: »Gott hat mir gezeigt ...«, oder: »Der Herrwill ...« Sie scheinen einen ganz direkten Draht zu Gott zuhaben. Andere sind darüber irritiert und fragen sich, ob ihnenetwas fehlt und warum sie anscheinend keine Direkt-Bot-schaften Gottes erhalten. Aber sie wissen intuitiv: »Halte lie-ber den Mund darüber. Wahrscheinlich bist du der Einzige,dessen Ohren verstopft sind. Da werde ich mir doch zu mei-nem Schaden nicht auch noch das Mitleid der Leute antun ...«

Oder da ist die eine oder andere biblische Szene, die unsaufstößt. Bei der Opferung Isaaks zum Beispiel ruft Gott denAbraham erst im letzten Moment zurück. Und ich denke viel-leicht: »Wie kann man das von einem Vater verlangen? Wiewird der Sohn das jemals psychisch überleben? Muss ich dasgut finden? Ist das nicht brutal und zynisch? Wie ist dieserGott wirklich, der so etwas Unverständliches tut?« Aber ichhalte meinen Mund – wahrscheinlich haben die anderen allekeine Probleme damit, und so darf man ja vielleicht auch garnicht über Gott denken, oder? Oder dann ist da noch die Sa-

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mahnen, Menschen dunkler Hautfarbe nicht »Neger« zu nen-nen, Asyl-Bewerber nicht »Asylanten« (weil man da sofortan negativ besetze Worte wie »Querulanten« oder »Simulan-ten« denkt) oder homosexuell empfindende Menschen nichtHomosexuelle, Schwule oder Lesben (weil Menschen ausmehr als ihrer sexuellen Orientierung bestehen und jeder un-abhängig von seiner Persönlichkeit 100 Prozent Würde ausder Tatsache empfängt, dass er von Gott geliebt und gewolltist). Eine sorgfältige, durchdachte, empfindsame »politischkorrekte« Sprache kann da helfen.

Wenn Sprache allerdings dazu dient, unangenehme oderschwierige Tatsachen zu verbergen, weil man sich ihnen nichtstellen mag, dann kann »political correctness« auch zu einemÜbel werden. In unserer überaus toleranten Zeit ist es zum Bei-spiel riskant geworden, gegen etwas zu sein, was die Mehrheittoleriert. Wer schärfer, enger oder anders urteilt als die toleran-te Mehrheit, der stößt erstaunlich schnell auf die schmerzlichenGrenzen einer nahezu grenzenlosen Toleranz. Nicht alles undjedes zu tolerieren, ist eben nicht »politisch korrekt« und darfdeswegen ganz intolerant abgestraft werden ...

Fragen zu Arche und Abraham ...

So scharf wir Christen immer wieder einmal derartige Miss-stände in der Gesellschaft analysieren, so blind scheinen wirmanchmal, wenn es um uns selbst geht. Denn die negativenAuswüchse einer »political correctness« gibt es auch unteruns. »Spiritual correctness« möchte ich es nennen, worunterwir manchmal leiden, »geistliche Korrektheit«. Wir redenlaut und volltönend darüber, wie es sein sollte oder angeblichist – und merken gar nicht, dass wir an der Wirklichkeit vor-beigehen und den Menschen Lasten auflegen, mit denen sienicht fertig werden.

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Da predigt der Pastor im Gottesdienst über die Endzeit undden Himmel. »Nicht wahr«, schmettert er los, »wir freuen unsdoch alle auf den Himmel! Mit Paulus möchten wir rufen: ›Esist eine Lust, abzuscheiden!‹« Niemand widerspricht – undich sitze hinten in meiner Reihe und denke: »Nein, ich freuemich nicht auf den Himmel. Ich habe derzeit überhaupt keineLust ›abzuscheiden‹! Und ich bin auch etwas unsicher, was dakommt. Himmel – was ist denn da genau? Wird meine Frauda sein? Werde ich sie wieder erkennen? Und wie wird es dasein? Schon stilmäßig stehe ich nicht so auf goldene Straßenund Juwelenthrone. Mich zieht es eher zum Wasser und in dieNatur. Und ich lebe gerne hier mit den Leuten, die ich liebe!«Aber man empfindet sehr stark: Sag das bloß nicht laut, sowas erzählt man nicht in der Kirche. Vielleicht bin ich ja dereinzige, der hier so empfindet ...

Oder da sind die Leute, die häufig sagen: »Jesus hat mirgesagt ...«, oder: »Gott hat mir gezeigt ...«, oder: »Der Herrwill ...« Sie scheinen einen ganz direkten Draht zu Gott zuhaben. Andere sind darüber irritiert und fragen sich, ob ihnenetwas fehlt und warum sie anscheinend keine Direkt-Bot-schaften Gottes erhalten. Aber sie wissen intuitiv: »Halte lie-ber den Mund darüber. Wahrscheinlich bist du der Einzige,dessen Ohren verstopft sind. Da werde ich mir doch zu mei-nem Schaden nicht auch noch das Mitleid der Leute antun ...«

Oder da ist die eine oder andere biblische Szene, die unsaufstößt. Bei der Opferung Isaaks zum Beispiel ruft Gott denAbraham erst im letzten Moment zurück. Und ich denke viel-leicht: »Wie kann man das von einem Vater verlangen? Wiewird der Sohn das jemals psychisch überleben? Muss ich dasgut finden? Ist das nicht brutal und zynisch? Wie ist dieserGott wirklich, der so etwas Unverständliches tut?« Aber ichhalte meinen Mund – wahrscheinlich haben die anderen allekeine Probleme damit, und so darf man ja vielleicht auch garnicht über Gott denken, oder? Oder dann ist da noch die Sa-

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mahnen, Menschen dunkler Hautfarbe nicht »Neger« zu nen-nen, Asyl-Bewerber nicht »Asylanten« (weil man da sofortan negativ besetze Worte wie »Querulanten« oder »Simulan-ten« denkt) oder homosexuell empfindende Menschen nichtHomosexuelle, Schwule oder Lesben (weil Menschen ausmehr als ihrer sexuellen Orientierung bestehen und jeder un-abhängig von seiner Persönlichkeit 100 Prozent Würde ausder Tatsache empfängt, dass er von Gott geliebt und gewolltist). Eine sorgfältige, durchdachte, empfindsame »politischkorrekte« Sprache kann da helfen.

Wenn Sprache allerdings dazu dient, unangenehme oderschwierige Tatsachen zu verbergen, weil man sich ihnen nichtstellen mag, dann kann »political correctness« auch zu einemÜbel werden. In unserer überaus toleranten Zeit ist es zum Bei-spiel riskant geworden, gegen etwas zu sein, was die Mehrheittoleriert. Wer schärfer, enger oder anders urteilt als die toleran-te Mehrheit, der stößt erstaunlich schnell auf die schmerzlichenGrenzen einer nahezu grenzenlosen Toleranz. Nicht alles undjedes zu tolerieren, ist eben nicht »politisch korrekt« und darfdeswegen ganz intolerant abgestraft werden ...

Fragen zu Arche und Abraham ...

So scharf wir Christen immer wieder einmal derartige Miss-stände in der Gesellschaft analysieren, so blind scheinen wirmanchmal, wenn es um uns selbst geht. Denn die negativenAuswüchse einer »political correctness« gibt es auch unteruns. »Spiritual correctness« möchte ich es nennen, worunterwir manchmal leiden, »geistliche Korrektheit«. Wir redenlaut und volltönend darüber, wie es sein sollte oder angeblichist – und merken gar nicht, dass wir an der Wirklichkeit vor-beigehen und den Menschen Lasten auflegen, mit denen sienicht fertig werden.

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1 Magnus Malm, Gott braucht keine Helden. Mitarbeiter zwischenRolle und Wahrhaftigkeit, R. Brockhaus Verlag, Edition AufAtmen,Wuppertal 1997

gen Gott, den Sie sich nicht erlauben, offen zu zeigen.Schmerz, Bitterkeit und Enttäuschung aus einer Zeit, diemanchmal schon lange zurückliegt, aber immer noch einendrohenden Schatten wirft. Wut und Zorn über Lebensenttäu-schung, Trennung, Krankheit, Tod. Die Angst davor, einmalBilanz zu ziehen und sich einzugestehen, woran ich in mei-ner Beziehung zu Gott wirklich bin – ob ich tatsächlich glau-be, was ich sage, oder es für richtig halte und was es mirwirklich bedeutet. Alles, was wir unter der frommen Ober -fläche in uns verborgen halten, entfaltet eine starke negativeDynamik.

Denn wer so lebt, wird nur schwer etwas von der realenKraft des Glaubens und der tatsächlichen Größe Gottes er-fahren können. Er probiert die wirkliche Tragfähigkeit seinerBeziehung zu Gott nicht aus und lebt am Reichtum Gottesvorbei. Im seinem Buch »Gott braucht keine Helden«1 zitiertMagnus Malm den Wüstenvater Johannes Kolobos: »Überkeinen freut sich der Teufel so sehr wie über jene, die ihreGedanken nicht offenbaren.« Warum? Weil der Teufel genauweiß: Leute, die ihre Gedanken nicht offen legen, werden anden Vorstellungen, Mythen, Fragen – und damit auch Gren-zen – scheitern, die sie sich selbst stecken. Gott hat gar keineChance, an meine tiefen Fragen oder Gefühle heranzukom-men, weil ich nicht wahrhaftig mit ihnen umgehe. Und dashat massive Folgen für meine Gottesbeziehung.

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che mit der Arche Noah: »Kann das wirklich alles so funktio-niert haben? Alle Tierarten in ein Schiff? Und dann noch Fut-ter und Wasser und all das? Muss ich das alles so glauben?«Aber wenn ich das laut sage, dann denken die anderen amEnde, ich sei so ein liberaler Waschlappen, der kurz davor ist,vom Glauben abzufallen ...

Der Teufel freut sich

Vielleicht denken Sie jetzt: »Sind das nicht zu gewagte Bei-spiele? Mindestens das eine da hätte er doch weglassen müs-sen, darüber sollte man lieber nicht so laut reden!« Ich weißnicht, was Ihre geheimen Fragen sind – und will keine Fra-gen aufreißen, über die Sie Ruhe gefunden haben. Eins aberist mir wichtig, gerade wenn es darum geht, neu Gottes Wirk-lichkeit und Liebe zu entdecken: Es gibt keine Antworten aufschwierige Fragen, wenn wir uns gar nicht erst erlauben,diese Fragen offen zu stellen!

»Geistlich korrekt« den Mund zu halten und seine Fragenzu verschweigen, ist vielleicht bequem, aber immens gefähr-lich. Wer auf diesen anfänglich vielleicht gut aussehendenLeim kriecht, steht in der Gefahr, Christsein nur zu spielen,Darsteller eines Christen zu sein. Als solche treffen wir dannauf andere Christen-Darsteller. Die große Gefahr aber ist,dass wir dabei – geistlich korrekt – nur andere Schauspielerimitieren, die ihrerseits bemüht sind, ein geistlich korrektesChristsein darzustellen. Wir tun nur so wie die anderen, dieauch nur so tun wie die anderen.

Und diese Art »geistlicher Korrektheit« kann ganz unter-schiedliche und sehr schwer wiegende Formen annehmen.Vielleicht sind es für Sie nicht ungeklärte Fragen oder Zwei-fel, die Ihnen im Weg stehen, vor Gott wirklich ehrlich zuwerden. Vielleicht ist es Ihr mühsam unterdrückter Zorn ge-

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1 Magnus Malm, Gott braucht keine Helden. Mitarbeiter zwischenRolle und Wahrhaftigkeit, R. Brockhaus Verlag, Edition AufAtmen,Wuppertal 1997

gen Gott, den Sie sich nicht erlauben, offen zu zeigen.Schmerz, Bitterkeit und Enttäuschung aus einer Zeit, diemanchmal schon lange zurückliegt, aber immer noch einendrohenden Schatten wirft. Wut und Zorn über Lebensenttäu-schung, Trennung, Krankheit, Tod. Die Angst davor, einmalBilanz zu ziehen und sich einzugestehen, woran ich in mei-ner Beziehung zu Gott wirklich bin – ob ich tatsächlich glau-be, was ich sage, oder es für richtig halte und was es mirwirklich bedeutet. Alles, was wir unter der frommen Ober -fläche in uns verborgen halten, entfaltet eine starke negativeDynamik.

Denn wer so lebt, wird nur schwer etwas von der realenKraft des Glaubens und der tatsächlichen Größe Gottes er-fahren können. Er probiert die wirkliche Tragfähigkeit seinerBeziehung zu Gott nicht aus und lebt am Reichtum Gottesvorbei. Im seinem Buch »Gott braucht keine Helden«1 zitiertMagnus Malm den Wüstenvater Johannes Kolobos: »Überkeinen freut sich der Teufel so sehr wie über jene, die ihreGedanken nicht offenbaren.« Warum? Weil der Teufel genauweiß: Leute, die ihre Gedanken nicht offen legen, werden anden Vorstellungen, Mythen, Fragen – und damit auch Gren-zen – scheitern, die sie sich selbst stecken. Gott hat gar keineChance, an meine tiefen Fragen oder Gefühle heranzukom-men, weil ich nicht wahrhaftig mit ihnen umgehe. Und dashat massive Folgen für meine Gottesbeziehung.

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che mit der Arche Noah: »Kann das wirklich alles so funktio-niert haben? Alle Tierarten in ein Schiff? Und dann noch Fut-ter und Wasser und all das? Muss ich das alles so glauben?«Aber wenn ich das laut sage, dann denken die anderen amEnde, ich sei so ein liberaler Waschlappen, der kurz davor ist,vom Glauben abzufallen ...

Der Teufel freut sich

Vielleicht denken Sie jetzt: »Sind das nicht zu gewagte Bei-spiele? Mindestens das eine da hätte er doch weglassen müs-sen, darüber sollte man lieber nicht so laut reden!« Ich weißnicht, was Ihre geheimen Fragen sind – und will keine Fra-gen aufreißen, über die Sie Ruhe gefunden haben. Eins aberist mir wichtig, gerade wenn es darum geht, neu Gottes Wirk-lichkeit und Liebe zu entdecken: Es gibt keine Antworten aufschwierige Fragen, wenn wir uns gar nicht erst erlauben,diese Fragen offen zu stellen!

»Geistlich korrekt« den Mund zu halten und seine Fragenzu verschweigen, ist vielleicht bequem, aber immens gefähr-lich. Wer auf diesen anfänglich vielleicht gut aussehendenLeim kriecht, steht in der Gefahr, Christsein nur zu spielen,Darsteller eines Christen zu sein. Als solche treffen wir dannauf andere Christen-Darsteller. Die große Gefahr aber ist,dass wir dabei – geistlich korrekt – nur andere Schauspielerimitieren, die ihrerseits bemüht sind, ein geistlich korrektesChristsein darzustellen. Wir tun nur so wie die anderen, dieauch nur so tun wie die anderen.

Und diese Art »geistlicher Korrektheit« kann ganz unter-schiedliche und sehr schwer wiegende Formen annehmen.Vielleicht sind es für Sie nicht ungeklärte Fragen oder Zwei-fel, die Ihnen im Weg stehen, vor Gott wirklich ehrlich zuwerden. Vielleicht ist es Ihr mühsam unterdrückter Zorn ge-

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