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Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 1/24 1. Einleitung Im Kinder-Ferienclub gibt es jeden Tag ein Quiz mit Fragen zur Geschichte vom Vortag. An dieser Stelle auch ein kleines Quiz. Wer die Antwort weiss, darf einfach laut rufen Wir suchen den Namen eines Mannes. Er gehört: - zum Volk Israel - zum Stamm Juda - zu der Familie von Isai - er hat einige Brüder - er ist der Jüngste - er hütete Schafe - er wurde von Samuel zum 2. König von Israel gesalbt - er hat viele Lieder geschrieben… usw. usf. Genau: Heute wollen wir uns u.a. etwas mit David beschäftigen.

Predigt 2 - Erkenne dich selbst, damit du Gott erkennst ... file- zu der Familie von Isai ... Gefühle spricht, sie benennt, sie vor Gott bekennt, ... sein Herz vor Gott auszuschütten

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Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 1/24

1. Einleitung Im Kinder-Ferienclub gibt es jeden Tag ein Quiz mit Fragen zur Geschichte vom Vortag. An dieser Stelle auch ein kleines Quiz. Wer die Antwort weiss, darf einfach laut rufen ☺ Wir suchen den Namen eines Mannes. Er gehört: - zum Volk Israel - zum Stamm Juda - zu der Familie von Isai - er hat einige Brüder - er ist der Jüngste - er hütete Schafe - er wurde von Samuel zum 2. König von Israel gesalbt - er hat viele Lieder geschrieben… usw. usf. ☺

Genau: Heute wollen wir uns u.a. etwas mit David beschäftigen.

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2. Überleitung Wer seine Geschichte wieder einmal lesen möchte: ab 1. Samuel 16 ist sie zu finden.

Wir könnten von David als Hirte reden, von ihm als Krieger, von David als Ehebrecher, von David als reichem Mann, von David als Musiker und Autor, und, und, und. Wir richten unseren Fokus heute aber darauf, wie David mit seinen Gefühlen umgegangen ist.

Der Rahmen ist das 4. Kapitel des Buches (=Glaubensriesen und Seelenzwerge von P. Scazzero). Es geht darum, dass wir es wagen und bereit sind, wahrhaftig mit unseren Gefühlen umzugehen. Sie also zulassen, benennen und auf eine gute Art ‚im Griff‘ haben. Ihnen den Platz geben, der ihnen zusteht. Nicht mehr und nicht weniger.

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Wenn wir nämlich uns selbst besser kennen, werden wir auch Gott besser kennenlernen können.

Alle Menschen haben Gefühle, aber sie bewusst erkennen, oder dann sogar darüber sprechen, fällt nicht allen gleich leicht. Männer haben da oft noch mehr Mühe.

Wie ist das bei Dir? Was bist Du für ein Typ im Umgang mit Deinen Gefühlen? Spürst Du sie bereits beim Entstehen oder treten sie plötzlich einfach ‚in Aktion‘. So im Sinn von: Du bist wütend und schreist einfach jemanden an! Oder Du bist glücklich und lachst oder pfeifst ein Lied vor Dich hin?

Daniel Coleman, der ein Buch über emotionale Intelligenz geschrieben hat, fasst die vielen verschiedenen Gefühle in 8 Hauptgruppen zusammen:

Wut: Zorn, Feindseligkeit, Reizbarkeit, Ärger,…

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Traurigkeit: Trauer, Selbstmitleid, Verzweiflung, Nieder-geschlagenheit, Einsamkeit,… Angst: Besorgnis, Nervosität, Furcht, Panik, Befürchtung,… Vergnügen: Freude, Erleichterung, Zufriedenheit, Erregung, Euphorie, Ekstase, Enthusiasmus,… Liebe: Annahme, Vertrauen, Hingabe, Bewunderung,… Überraschung: Erschrecken, Erstaunen, Verwunderung, Schock,… Abscheu: Hohn, Verachtung, Abneigung, Widerwille, Ekel,… Scham: Schuld, Reue, Erniedrigung, Verlegenheit, Verdruss,…

Soviel zum Einstieg. Nach dem LP fahren wir da weiter ☺

> LP

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3. Hautteil Wenn wir Davids Geschichte und seine Psalmen lesen, erkennen wir, wie offen und bewusst David über seine Gefühle spricht, sie benennt, sie vor Gott bekennt, sie ausdrückt und immer wieder einen angemessenen, gesunden Umgang mit ihnen pflegt. Das ist mit ein Grund, dass Gott David einen Mann nach Seinem Herzen nennt (1Sam 13,14).

Viele Psalmen sind Gebete – ein Reden mit Gott. David hat es sich zur Gewohnheit gemacht, sein Herz vor Gott auszuschütten. Ohne wenn und aber!

Da sind manchmal extreme Gefühlsregungen dabei: liebevolle als auch sehr harte! Davids emotionale Gesundheit und seine tiefe Gottesbeziehung gehörten zusammen! Sie waren nicht zu trennen.

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Psalm 42,6a: „Warum bist du so bedrückt, meine Seele? Warum stöhnst du so verzweifelt? Warte nur zuversichtlich auf Gott!...“

Oder eine ‚Liebeserklärung‘: Psalm 18, 2: „…Ich liebe dich, Herr! Du bist meine Stärke!“

Oder dann schwierige Gefühle wie z.B. im Psalm 139,21-24: „Sollte ich nicht hassen, Herr, die dich hassen, nicht die verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ja, ich hasse sie mit äußerstem Hass und betrachte sie als meine eigenen Feinde!“ Und dann im nächsten Vers – wie wenn dazwischen ein Besinnungsmoment vor Gott stattgefunden hätte: „Erforsche mich, Gott, und erkenne, was in meinem Herzen vor sich geht; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Sieh, ob ich einen Weg eingeschlagen habe, der mich von dir wegführen würde, und leite mich auf dem Weg, der ewig Bestand hat!“

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Da sind ganz viele Emotionen mit dabei! Frage: Ist das für Gott ein Problem? Ist es für Gott ein Problem, wenn wir Ihm gegenüber offen unsere Gefühle ausdrücken? Offenbar nicht. Im Gegenteil. Es gibt keinen besseren Adressaten für unsere Psychohygiene!

Gott kennt unsere Gefühle eh! Uns aber hilft es, wenn wir sie vor IHM ausbreiten und benennen. Denn: In Seiner Gegenwart ist Erkenntnis, in Seiner Gegenwart kann ich emotional heil werden. In Seiner Nähe ist ein Perspektivenwechsel möglich. > Eine kleine Übung: Zwei Minuten Denkpause. Jedes für sich. Es folgt kein Austausch. Versuche für Dich zu antworten!

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- Was macht Dich wütend? - Worüber ärgerst Du Dich? Und: - Worüber freust Du dich? - Was macht Dich glücklich?

Wie ist es Euch gegangen? Hat es gesprudelt, geharzt?

David hatte es erfasst, dass es zu unserer Bestimmung gehört, uns selbst auch auf diesem Gebiet besser kennen-zulernen!

Hand hoch: Wer glaubt, dass auch Gott Gefühle hat und diese zeigt? Wir hören nun einige Bibelstellen ohne Versangaben, die zeigen, wie Gott fühlt:

> „…denn es war gut… sehr gut…“ (1Mo 1,25.31) Anders ausgedrückt: Gott freute sich, ER genoss es, er strahlte vor Freude über uns ☺

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 9/24

> „Der Herr war bekümmert und wünschte sich, er hätte die Menschen nie erschaffen.“ (1Mo 6,6)

> „Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott.“ (2Mo 20,5)

> „Der Zorn der Herrn bricht los wie ein Sturm… Er wird sich erst legen, wenn alles ausgeführt ist…“ (Jer. 30,23-24)

> „Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich bin dir treu wie am ersten Tag“ (Jer. 31,3)

> „Wie könnte ich dich aufgeben, Israel?... Nein, es bricht mir das Herz, ich kann es nicht; ich habe Mitleid mit dir!“ (Hosea 11,8) Auch Jesus zeigte Gefühle:

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> Und er… fing an zu trauern und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod…“ (Matth. 26,37-38)

> „Da sah er sie zornig der Reihe nach an. Zugleich war er traurig, weil sie so engstirnig und hartherzig waren. Dann sagte er zu dem Mann: »Streck deine Hand aus!“ (Mk 3,5) > „Damals wurde Jesus vom Geist Gottes mit jubelnder Freude erfüllt.“ (Lk 10,21) Bei den einen sind diese Verse wie eine Bestätigung ihrer Erkenntnis über Gott, für andere mögen diese ‚göttlichen Emotionen‘ neu sein, vielleicht zuerst gar etwas irritieren…

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 11/24

Gott hat also auch Gefühle und ER lädt Dich heute dazu ein, ein JA für Deine Gefühle und Emotionen zu bekommen.

Wir sind ja als Sein Ebenbild geschaffen, sagt die Bibel. Gott denkt. Wir denken. Gott fasst Entschlüsse. Wir fassen Entschlüsse. Gott fühlt. Wir fühlen. Der Ruf von Jesus, IHM ähnlicher zu werden, schliesst mit ein, dass wir unsere Gefühle zulassen, über sie nachdenken. Und dann mit der Hilfe von Jesus umsichtig auf sie reagieren.

Peter Scazzero schreibt (S.29): „Schliessen wir unsere Gefühle aus unserem geistlichen Leben aus, dann schneiden wir damit einen Teil unserer Menschlichkeit ab.“

Achtung: Dies bedeutet nun aber weder, dass wir Gefühlen immer freien Lauf lassen sollen, noch dass wir uns nur von ihnen leiten lassen! Das wäre ungesund und unbiblisch.

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 12/24

Möglicherweise hast Du für Dich bewusst oder unbewusst einen Kodex entwickelt, der Gefühle in gut und schlecht, positiv und negativ einteilt. Und wir denken vielleicht, dass gute Gefühle zulässig sind, aber schlechte nicht: „Hass ist Sünde!“ oder „Wut ist gefährlich und muss unterdrückt werden.“ Nehmen wir einmal die Aussage von Jakobus (1,19): „Hütet euch vor unbeherrschtem Zorn. Denn im Zorn tun wir niemals, was Gott gefällt.!“

Wenn wir genau lesen, dann ist nicht der Zorn Sünde, sondern die Unbeherrschtheit. Also: Wir sündigen nicht, wenn wir Zorn empfinden, sondern, wenn wir in unserem Zorn unbeherrscht und unreflektiert reagieren. Bzw. wenn Zorn das Motiv unseres Handelns ist.

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 13/24

Noch einmal Peter Scazzero (S. 81): „Viele von uns haben ein Problem, wenn sich ‚schwierige‘ Gefühle wie Wut oder Traurigkeit einstellen. Unbewusst sind wir der Meinung, dass diese Gefühle nicht richtig sind.“

Spüren wir nun, ‚woher der Wind weht‘? Wenn wir Gefühle kategorisch ignorieren oder vernachlässigen, verschliessen wir einen der Zugänge, durch den Gott zu uns sprechen möchte.

Deshalb sind wir heute eingeladen, zwei Dinge einzuüben und in Gewohnheit übergehen zu lassen: 1. Unsere Gefühle zuzulassen. Also sie anzuerkennen und 2. Lernen, über sie zu herrschen. Also ihnen mit Gottes Hilfe den Raum zu geben, der ihnen gebührt.

Ein positives und ein negatives Beispiel. Zuerst das negative. Es geht um Kain, der seinen Bruder Abel umgebracht hat:

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 14/24

Vor der Katastrophe spricht Gott noch persönlich zu Kain (1Mo 4,7)?: „Wenn du Gutes im Sinn hast, kannst du den Kopf frei erheben; aber wenn du Böses planst, lauert die Sünde vor der Tür deines Herzens und will dich verschlingen. Du musst Herr über sie sein!“

Wo verliess Kain den angemessenen, gesunden Weg im Umgang mit seinen Gefühlen? Sein Problem war ja sein Neid auf Abel. Hätte er es gewagt, sich der Wurzel seiner Not zu stellen, hätte er nicht seinen Bruder umgebracht, sondern seine Beziehung mit Gott erneuert und seine Beziehung zu Abel geklärt!

Also: Kain versündigt sich in dem Moment, wo er seinen Gefühlen freien Lauf lässt und sich von ihnen leiten lässt, statt ‚umsichtig‘ und besonnen auf sie zu reagieren und über sie ‚zu herrschen‘!

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 15/24

Nun das positive Bsp: Im GK haben wir einen Text angeschaut, bei dem es um den Propheten Samuel geht. Gott hatte ihn ja beauftragt, Saul zum König zu salben. Später sagt Gott zu Samuel (1Sam 15,11): „Es reut mich (im Sinn von: Ich bin betrübt darüber), dass ich Saul zum König gemacht habe. Er

gehorcht mir nicht!“ Kannst Du Dir nun Samuels Reaktion vorstellen? Genau, Samuel wird zornig!

Kann ich gut nachvollziehen! Da hat er sich bemüht, Gottes Auftrag auszuführen und es scheint – völlig umsonst! Aber, anders als Kain, geht er nicht schnurstracks zu Saul und hämmert auf ihn ein. Sondern, er wendet sich in seiner Not an Gott und „…er schreit zum Herrn!“ Wir wissen nicht, was er genau sagte. Jedenfalls bleibt er ‚vor dem Herrn‘ „…die ganze Nacht!“

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 16/24

Erst am nächsten Morgen sucht er Saul auf. Nun kann er ganz sachlich und vernünftig mit ihm reden – und kann trotzdem seiner Enttäuschung Ausdruck geben. Jetzt möchte Samuel Saul gewinnen statt erwürgen, damit Saul doch zur Einsicht komme, umkehre, Busse tut und – seine Beziehung mit Gott erneuert.

Ein wunderbares at. Bsp. von emotionaler Gesundheit und reifer, tiefer, eben – gelebter (=konteplativer) Spiritualität. Gestärkt aus der lebendigen Beziehung zu Gott eine schwierige Situation meistern.

Paulus formuliert es im NT dann einmal so (Philipper 4,13): „Allem bin ich gewachsen durch den, der mich stark macht.“ -

Emotionale Gesundheit durch kontemplative Spiritualität. 4. Anwendung und Abschluss

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 17/24

Bist Du soweit, Deine Gefühle grundsätzlich als von Gott gewollt anzuerkennen? Wir werden uns nicht zum Guten verändern, als Christen reifen und emotional gesunden, solange wir unsere Gefühle unterdrücken, verneinen. Es gibt keine Veränderung, kein Heilwerden, wenn wir uns ihrer nicht bewusst sind, und sie gar nicht erst in unser Handeln und Reagieren einbeziehen wollen.

Ausserdem werden wir Gefühle, die wir unterdrücken oder verheimlichen, nie richtig beherrschen können.

Da sind wir wieder beim Eisberg: Egal, wie tief unter der Oberfläche etwas in uns steckt und scheinbar verborgen bleibt, irgendwann kommt es doch zum Ausdruck – und zwar unkontrolliert und mit schwerwiegenden Folgen.

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 18/24

Es ist gut möglich, dass wir nicht so erpicht darauf sind, in die Tiefe unserer Persönlichkeit hinabzuschauen. Vielleicht ist es uns unangenehm bei dem Gedanke daran, was sich im Keller unserer Seele noch alles verbirgt. Vielleicht hast Du gar Angst davor, was da noch alles ans Licht kommen könnte.

„Diese Angst“ so Scazzero, „führt dazu, dass wir uns nicht so kennenlernen wollen, wie wir wirklich sind. Und sie behindert auch unser Wachstum im Glauben.“ (S.83)

Wenn wir uns also selbst nicht so sehen wollen, wie wir wirklich sind, dann begegnen wir zudem auch unseren Mitmenschen nicht so, wie wir wirklich sind. Und dann begegnen wir auch Gott nicht so, wie wir wirklich sind. Und - Wie können unsere Beziehungen zueinander denn tragfähig werden, wenn wir Masken tragen und nur Oberflächliches von uns preisgeben?

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 19/24

Wie soll unsere Gottesbeziehung tiefer werden, wenn wir IHM immer nur die „Spitze unseres Eisbergs“ hinhalten und keine Wurzelbehandlung zulassen?

Um emotional zu gesunden, d.h. einen angemessenen Umgang mit unserer Gefühlspalette leben können, ist es ununmgänglich, dass wir das, was wir fühlen, ohne Gegenwehr zulassen und wahrnehmen. Nicht unsere Gefühlsregungen sind das Problem, sondern wesentlich ist, wie wir mit unseren Gefühlen umgehen, was für einen Platz wir ihnen zugestehen. Das ist das Herausfordernde, das Entscheidende. Daraus erwachsen Segen oder Fluch.

Es stimmt, nicht alle Gefühle wirkt der Heilige Geist. Gefühle sind auch nicht immer eindeutig. Denn sie können unterschiedliche „Quellen“ haben. Deshalb gilt auch hier (nach 1Thess 5,21): Prüfe alles – das Gute behalte!

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 20/24

- Manchmal entstammen Gefühle aus eigenen Wünschen und Begierden.

- Manchmal sind es Angriffe des Feindes. - Ein anderes Mal aber will Gott uns einen Schubs in die richtige Richtung geben.

- Manchmal haben sie mit einer Prüfung zu tun, die Gott uns zumutet.

Auch wenn alle Gefühle eine Gabe Gottes sind, können sie – wie alles andere auch – vom Teufel benützt, also missbraucht werden, um uns auf den falschen Weg zu bringen.

Noch einmal Jakobus. Er sagt nicht, dass Gefühle das eigentliche Problem sind, sondern (1,14): „Es sind vielmehr unsere eigenen selbstsüchtigen Wünsche, die uns immer wieder zum

Bösen verlocken.“ Aus diesem Grund kommen wir nicht drum

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 21/24

herum, laufend die Quelle unserer Gefühlsregungen zu identifizieren.

Der nächste Schritt auf dem Weg, unsere Gefühle zu beherrschen ist, sie Gott hinzuhalten. Beides gelingt dort, wo wir eine dynamische Beziehung mit Gott leben, wo wir mit IHM online sind – eben eine kontemplative Spiritualität leben!

Und erst jetzt, nachdem wir unsere Gefühle 1. zugelassen, 2. ihren Ursprung identifiziert und 3. sie Gott mitgeteilt haben, kommt das Ausleben.

Zugegeben, dass klingt einfacher, als es in Wirklichkeit ist.

Aber, wo wir uns in dieser Hinsicht auf den Weg machen, werden Fortschritte erzielen. Der irische Autor Samuel Beckett

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 22/24

hat einmal geschrieben: „Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“

Vermutlich wird es Dir und mir mehr als einmal so ergehen, wenn wir uns auf diesen Weg begeben. Aber: Wir müssen als Christen nicht beim Scheitern verharren. Nicht das ‚besser Scheitern‘ ist unser Ziel.

Sondern die Aussicht darauf, dass wir auch im Umgang mit unseren Gefühlen und Emotionen gesunden und reifen können. Weil ER uns dabei helfen wird.

Denken wir nicht, dass die 90% unseres Eisberges unter der Oberfläche nur eine Last sind. Wir sollen sie nicht ‚wegbeten‘ wollen. Das ist nicht nur unbiblisch, sondern wir würden damit ein Riesenpotenzial ablehnen, das Gott uns anvertraut hat, das darauf wartet, gehoben und geheiligt zu werden.

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Dann wird es uns zu einer grossen Bereicherung unseres Lebens werden und keine Last mehr sein.

Unsere Aufgabe mit unserer Gefühlswelt besteht also darin, dass wir bereit werden, uns ihr zu stellen. An Seiner Hand, in unserem Tempo.

Wir werden dabei lernen, wie Gott auch durch Gefühle zu uns spricht. Wir werden lernen, auf Seine Impulse zu reagieren. Und - wir werden schliesslich nicht mehr nur besser scheitern, sondern Stück für Stück gesunden und reifen.

Wir schliessen hier mit einem Aufruf von Paulus (aus: Eph. 4,22-25): „… Folgt nicht mehr euren Leidenschaften, die euch in die Irre führen und euch zerstören. Gottes Geist will euch durch und durch erneuern. …Ihr seid neue Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Ihr gehört zu Gott und lebt so, wie

Predigt 2 – Wahrhaftig mit Gefühlen umgehen – vom 26.1.14 24/24

es ihm gefällt. Belügt einander also nicht länger, sondern sagt die Wahrheit.“

Der Wahrheit ins Auge schauen – das gilt gerade auch im Hinblick auf den Umgang mit unseren Gefühlen.

Amen!