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25. JUNI I938 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 17 . J A H R G A N G . Nr. 26 915 ULIRON-THERAPIE DER GONORRHOE IM SPIEGEL DES BLUTBILDES. Yon I-IERMANN WEBER. Aus der Abtellung fur Haut- und Geschlechtskrankhelten des Wflhelmlnenspltales (Vorstand: Hofrat ProL Dr. M. OPPENHEtM). In den tetzten Monaten erregte dos fur die Behandtung der Gonorrhoe neue Chemotherai2eutlcum Uliron berechtig- tes Aufsehen, das yon DOI~AGK aus dem Prontosil haupts~ch- tich als 5{itteI gegen Streptokokken weiterentwmkelt wurde. Arbeiten aus zahlreichen Abtellungen berlchten uber die ver- schiedensten Erfolge und Versager mit dieser Therapie. GROTZ z. B., der am ersten Tage 3 • o,5, an den foIgenden 4 • o,5 g und gelegentlich mehr Uliron gibt, beobachtete das Verschwinden der Gonokokken nach ungef~ihr 3 Tagen, mit- unter nach 4--5, und bezelchnet ein Drittel der behandelten F~tlle aIs Versager. FELt~E gibe grdBere Dosen, und zwar durch 6--8 Tage t~glich 2--3, 5 g Uliron (d. s. 4--7 Tabletten) und benchtet fiber /~hnllche Erfolge. Gleichzeitig wurde ein Tell der Patienten mit Janetschen Spdlungen behandett. In emer zweiten Arbe~t warnt FELKE allerdings vet allzu groBen Hoflnungen und hat smh auch durch MiBerfolge zu etwas h6herer Dosierung (4 g dutch 7 Tage) entschlossen. Diesen ersten Unteisuchungsergebnissen folgt eine Reihe weiterer, so ouch aus unserer Abteflung yon OPPENEEIM lind WANDERER, welche uber gute Resultate, vor allem bei Frauen, berichten konnten. Es wurden durch 3 Tage hindurch je 5 • i Tablette (~ 2, 5 g) Uliron gegeben. Auch SCHERBER, der fibrigens nur 3 • I Tablette dutch 3 Tage gibt, best~tigt die auBerordentliehe Heilwirkung. Dem eigentlich geringen Prozentsatze yon MiBerfolgen suehte man dann durch gr613ere Ulirongaben beizukommen; man ging yon den 3tXgigen zu 6- und 7t~gigen Ulironst6Ben uber und, wie weiter unten angeftihrt wird, wurden auch manchmal dxese Dosen noch fiberschritten. Diese Versuche waren zwar logisch erkl~rlich, jedoch nicht veto erwarteten Erfolge begteitet, im Gegenteil, es mehrten sieh mit wachsen- dem Untersuchungsmaterial und st~rkerer Dosierung die Klagen fiber Mil3erfolge und Zwischenf~lle. Die guten Resul- tate erzielten wir seinerzeit an unserer Abteilung mit 3 tS.gigen St6gen zu je 5 • ~ Tablette. Diseptal A (D B 9o), das chem~seh 4- (4-Aminobenzolsulfonamido)-benzolsulfodimethylamid und mit dem Uliron identisch ist. Zufolge einiger Versager und ent- sprechender Literaturberichte wurde auch bei uns die Dosie- rung auf 7 Tage ausgedehnt. Die Resultate waren sichtlich schlechter, so dab wit sogar zu der Annahme neigten, Uliron and Diseptal A w~ren chemlsch verschieden. Nun sind aber beide doch identisch, denn DB 87 (die Monomethyl-) und D B 32 (ohne 3/Iethylgruppe) wurden in 0sterreich nie erprobt. Bei dieser Dosiernng zeigten sich nun die ersten Exantheme, St6rungen des Allgemeinbehndens; unsere Erfolgsstatistik er- Iuhr eine Verschlechterung, und OPPENHEIM sagte schon da- mals in seiner Arbeit : ,,... so gut die Wirkung des PrXparates auf Gonokokken zu sein scheint, so vorsichtig mul3 man in der Dosierung vorgehen. Da wir unsere Sch~digungen zumeist nach dem 7tagigen Stol3 zu 5 Tabletten gesehen haben, nicht abet nach dem 3--4tagigen, so w~re vorerst die Therap~e mit dieser letzten Dos~erung zu fiberprfifen, die nut an hespi- talisierten Nranken erfolgen solI". Unvoreingenommen wird durch die frtiheren, viel gfin- stigeren Erfolge bei geringerer Dos~erung des Uliron die Frage nach Grfinden dieser Tatsache lebendig. Ich glaube eine Erkl~rung aus dem Verhalten des Blutbildes geben zu k6nnen. FISCHER land am Ende der Ulironverabreichung einen Abfall der Leukocyten um ~ooo bis 2ooo, w~hrend die Lymphocyten um 5 % odor mehr gestiegen sind; er glaubt bemerkt zu haben, dab dort, we keine Steigerung der Lympho- cytenzahi eintritt oder diese gar zurtickgeht, die Heilung sich verz6gert. LONE, der folgendes Behandlungsschema auf- stellt: am 1.-- 7 . Tag 3• Tabletten Uliron (~ 21 g), veto 8.---lO. Tag Pause, am II., 16., 2i. und 26. Tag Arthigon, Omnadin, Lac, Eigenserum, land m 24 yon 3o Blutbildern einen Leukocytensturz von etwa 36oo, in 6 F~llen einen Anstieg. Die Blutsenkungen ergaben keine wesentlichen Ab- weichungen. KOCH, der einen Fall Init schwerem Exantheln nach 24 g (= 48 Tabletten) Utlron (innerhalb 8 Tage ver- abreicht) beschrelbt, gibt eme Leukocytenzahl yon 95oo vet dem UlironstoB an, nach 6 Tagen 435 ~ bei Neutropenie. Auch ROTTER benchtet fiber 27 mit Uliron behandelte Go.- FMle, yon denen 3 ein Exanthem bekamen, und gibt dazu ouch die Ergebnisse der Blutuntersuchungen an, welche uns lm Rahmen dieser Arbeit ja in erster Linie interessieren. Er beschreibt ein Sinken der Leukocyten im Durchschnitt um etwa 34 %. In einem Falle (24j~.hr. t~necht), der ~glich 6 Tabletten Uliron bekemmen hatte, trat am 9- Tage ein Exanthem auf, wobei trotz 4o,9 Temperatur nur 620o Leuko- cyten gez~hlt wurden. In den n~chsten Tagen waren die Ver- Xnderungen im wei/3en Blutbild folgende: 6% granulierte Neutrophfle, 63 % Lymphccyten. Ohne therapeutischen Ein- griff kehrte das Blutblld inneihalb weniger Tage zur Norm zurfick. Ffir die anderen Patienten fehlen n~here Angaben beziiglich des Blutbfldes. Nach ROTTERS Angaben batten die Patienten 3--6 Tabletten durch 7--2o (!) Tage bekommen. Dutch einige pathologische t31uthefunde angeregt, machte ich systematische Reihenuntelsuchungen unserer Gonorrh6e- patienten im besonderen Hinbhck auf die Ver~tnderungen des Blutbfldes dutch Uhron (36 F~lle). Schon nach dell ersten Blutbildern war em leichter SchluB zu ziehen, warum die h6here Ulirondosierung yon schlechtelen Erfolgen be- gleitet war. Der Gang der Unteisuchungen war folgender: Es wurde ein Blutbild vor der Ulironverabreichung gemacht, ein weiteres nach dem 3. Tage (6tier auch 4. oder 5.) und dos letzte naeh vollendetem 7 t~gigen Stog bei t~glich 5--6 Tablet- ten. Um kurz ein fibersichtliches Bild geben zu k6nnen, mug ich wohl yon der Darstellung der einzelnen Zahlen der Differentialz~thlung Abstand nehmen und will daffir glelch zusammenfassend die Gesamtergebnisse anhihren, welche uns wichtige therapeutische Schltisse gestatten. Elwfihnen m6chte ich auch, dab aus Grfinden der Genauigkeit fast durchweg unkomptizierte Genorlh6efiille yon Frauen unter- sucht wurden. Da an unserer Abteilung in der Regel nur komplizierte m~nnliche Gonorrh6efalle aufgenommen werden, hXtte durch die Komplikationen das Blutbild veiwischt wet- den k6nnen. Die wenigen FMle der untersuchten Mfinner stimmten aber ouch mit den Ergebnissen bei Frauen fiberein. Zun~chst kurz das ~'ote Blutbild: Wahrend sich in der Zahl und im H~moglobingehalt kein pathologischer Befund zeigte, wiesen fast alle Patienten, welche 7tagige Ulironst6~e durch- gemacht hatten, eine verschieden ausgepr~gte Anisocytose mit leichten Unterschieden ~n der F~rbbarkeit auf; man kann Mso hier nur yon einer unbedeutenden lelchten Sch~idigung sprechen. Anders das weifie Blutbild: Anfangs entwickelt sich eine leichte Leukocytose, die moist am 3. Tage am deuttichsten ist (h6chste beobachtete Zahl II 200 gegen 665o vor der Uliron- therapie). Diese Leukccytose ist abet nur eine willkommene Begleiterscheinung ftir die Therapie, jedoch nicht als der Faktor anzusehen, der die Heilung der Gonorrh6e bedingt; denn dies wXre ja dutch NIilchin]ektionen, Fiebertherapie u. dgl. in viel vollkommenerer Weise zu errelchen. Uliron bildet unzweifelhaft einen spemflschen bactemciden K6rper lm Organismus, zu dessen ~Virkung allerdings eine Reaktions- lage notwendig ist. Auf diese Leukocytose folgt bei weiteren Ulirongaben ein Abfall der Leukccyten, moist auf 3ooo his 5ooo (in einem Fatle auf 26oo). Die Leukopenie bessert sich wieder nach dem Aussetzen des Uhron, um nach etwa 6 bis 7 Tagen zur Norm zurflckzukehren. Die Differentialz~hlung der weiBen Blutk6rperehen gibt uns weitere interessante Auf- schltisse. Vr nach den 3tXgigen Ulironst6Ben diese als v61Hg normal gefunden wurde (eine einzige, unten an- geffihrte Ausnahme), trat nach dem 7t~tgigen Stol3 in vielen F~tlten eine mehr oder minder ausgepr~gte Linksverschiebung auf. Das Zurtickgehen der granulierten Elemente war gerade bei den Ulironveisagern auffallend, um ein Beispiel zu geben, in einem Falle bei 29oo Leukoeyten: 23 % segmentierte, 13 % stabf6rnlige, 7 % Monocyten, 56% Lymphocyten und und 1% Eosinophiler mit starker Anisocytose der Erythro-

Uliron-Therapie der Gonorrhöe im Spiegel des Blutbildes

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25. JUNI I938 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 17 . J A H R G A N G . Nr. 26 915

ULIRON-THERAPIE DER GONORRHOE IM SPIEGEL DES BLUTBILDES.

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I-IERMANN W E B E R . Aus der Abtellung fur Haut- und Geschlechtskrankhelten des Wflhelmlnenspltales

(Vorstand: Hofrat ProL Dr. M. OPPENHEtM).

In den tetzten Monaten erregte dos fur die Behandtung der Gonorrhoe neue Chemotherai2eutlcum Uliron berechtig- tes Aufsehen, das yon DOI~AGK aus dem Prontosil haupts~ch- tich als 5{itteI gegen Streptokokken weiterentwmkelt wurde. Arbeiten aus zahlreichen Abtellungen berlchten uber die ver- schiedensten Erfolge und Versager mit dieser Therapie. GROTZ z. B., der am ersten Tage 3 • o,5, an den foIgenden 4 • o,5 g und gelegentlich mehr Uliron gibt, beobachtete das Verschwinden der Gonokokken nach ungef~ihr 3 Tagen, mit- unter nach 4--5, und bezelchnet ein Drit tel der behandelten F~tlle aIs Versager. FELt~E gibe grdBere Dosen, und zwar durch 6--8 Tage t~glich 2--3, 5 g Uliron (d. s. 4 - -7 Tabletten) und benchte t fiber /~hnllche Erfolge. Gleichzeitig wurde ein Tell der Pat ienten mit Janetschen Spdlungen behandett. In emer zweiten Arbe~t warnt FELKE allerdings ve t allzu groBen Hoflnungen und hat smh auch durch MiBerfolge zu etwas h6herer Dosierung (4 g dutch 7 Tage) entschlossen. Diesen ersten Unteisuchungsergebnissen folgt eine Reihe weiterer, so ouch aus unserer Abteflung yon OPPENEEIM lind WANDERER, welche uber gute Resultate, vor allem bei Frauen, berichten konnten. Es wurden durch 3 Tage hindurch je 5 • i Tablet te ( ~ 2, 5 g) Uliron gegeben. Auch SCHERBER, der fibrigens nur 3 • I Tablette dutch 3 Tage gibt, best~tigt die auBerordentliehe Heilwirkung.

Dem eigentlich geringen Prozentsatze yon MiBerfolgen suehte man dann durch gr613ere Ulirongaben beizukommen; man ging yon den 3tXgigen zu 6- und 7t~gigen Ulironst6Ben uber und, wie weiter unten angeftihrt wird, wurden auch manchmal dxese Dosen noch fiberschritten. Diese Versuche waren zwar logisch erkl~rlich, jedoch nicht veto erwarteten Erfolge begteitet, im Gegenteil, es mehrten sieh mit wachsen- dem Untersuchungsmaterial und st~rkerer Dosierung die Klagen fiber Mil3erfolge und Zwischenf~lle. Die guten Resul- ta te erzielten wir seinerzeit an unserer Abteilung mit 3 tS.gigen St6gen zu je 5 • ~ Tablette. Diseptal A (D B 9o), das chem~seh 4- (4-Aminobenzolsulfonamido)-benzolsulfodimethylamid und mit dem Uliron identisch ist. Zufolge einiger Versager und ent- sprechender Literaturberichte wurde auch bei uns die Dosie- rung auf 7 Tage ausgedehnt. Die Resultate waren sichtlich schlechter, so dab wit sogar zu der Annahme neigten, Uliron and Diseptal A w~ren chemlsch verschieden. Nun sind aber beide doch identisch, denn D B 87 (die Monomethyl-) und D B 32 (ohne 3/Iethylgruppe) wurden in 0sterreich nie erprobt. Bei dieser Dosiernng zeigten sich nun die ersten Exantheme, St6rungen des Allgemeinbehndens; unsere Erfolgsstatistik er- Iuhr eine Verschlechterung, und OPPENHEIM sagte schon da- mals in seiner Arbeit : , , . . . so gut die Wirkung des PrXparates auf Gonokokken zu sein scheint, so vorsichtig mul3 man in der Dosierung vorgehen. Da wir unsere Sch~digungen zumeist nach dem 7tagigen Stol3 zu 5 Tablet ten gesehen haben, nicht abet nach dem 3--4tagigen, so w~re vorerst die Therap~e mi t dieser letzten Dos~erung zu fiberprfifen, die nu t an hespi- talisierten Nranken erfolgen solI".

Unvoreingenommen wird durch die frtiheren, viel gfin- stigeren Erfolge bei geringerer Dos~erung des Uliron die Frage nach Grfinden dieser Tatsache lebendig. Ich glaube eine Erkl~rung aus dem Verhalten des Blutbildes geben zu k6nnen. FISCHER land am Ende der Ulironverabreichung einen Abfall der Leukocyten um ~ooo bis 2ooo, w~hrend die Lymphocyten um 5 % odor mehr gestiegen sind; er glaubt bemerkt zu haben, dab dort, we keine Steigerung der Lympho- cytenzahi eintr i t t oder diese gar zurtickgeht, die Heilung sich verz6gert. LONE, der folgendes Behandlungsschema auf- stellt : am 1.-- 7 . Tag 3 • Tablet ten Uliron (~ 21 g), veto 8.---lO. Tag Pause, am II. , 16., 2i. und 26. Tag Arthigon, Omnadin, Lac, Eigenserum, land m 24 yon 3o Blutbildern einen Leukocytensturz von etwa 36oo, in 6 F~llen einen

Anstieg. Die Blutsenkungen ergaben keine wesentlichen Ab- weichungen. KOCH, der einen Fall Init schwerem Exantheln nach 24 g (= 48 Tabletten) Utlron (innerhalb 8 Tage ver- abreicht) beschrelbt, gibt eme Leukocytenzahl yon 95oo ve t dem UlironstoB an, nach 6 Tagen 435 ~ bei Neutropenie. Auch ROTTER benchte t fiber 27 mit Uliron behandelte Go.- FMle, yon denen 3 ein Exan them bekamen, und gibt dazu ouch die Ergebnisse der Blutuntersuchungen an, welche uns lm Rahmen dieser Arbeit ja in erster Linie interessieren. Er beschreibt ein Sinken der Leukocyten im Durchschnitt um etwa 34 %. In einem Falle (24j~.hr. t~necht), der ~gl ich 6 Tabletten Uliron bekemmen hatte, t ra t am 9- Tage ein Exan them auf, wobei t rotz 4o,9 Temperatur nur 620o Leuko- cyten gez~hlt wurden. In den n~chsten Tagen waren die Ver- Xnderungen im wei/3en Blutbild folgende: 6% granulierte Neutrophfle, 63 % Lymphccyten. Ohne therapeutischen Ein- griff kehrte das Blutblld inneihalb weniger Tage zur Norm zurfick. Ffir die anderen Patienten fehlen n~here Angaben beziiglich des Blutbfldes. Nach ROTTERS Angaben batten die Patienten 3- -6 Tablet ten durch 7--2o (!) Tage bekommen.

Dutch einige pathologische t31uthefunde angeregt, machte ich systematische Reihenuntelsuchungen unserer Gonorrh6e- patienten im besonderen Hinbhck auf die Ver~tnderungen des Blutbfldes dutch Uhron (36 F~lle). Schon nach dell ersten Blutbildern war em leichter SchluB zu ziehen, warum die h6here Ulirondosierung yon schlechtelen Erfolgen be- gleitet war. Der Gang der Unteisuchungen war folgender: Es wurde ein Blutbild vor der Ulironverabreichung gemacht, ein weiteres nach dem 3. Tage (6tier auch 4. oder 5.) und dos letzte naeh vollendetem 7 t~gigen Stog bei t~glich 5--6 Tablet- ten. Um kurz ein fibersichtliches Bild geben zu k6nnen, mug ich wohl yon der Darstellung der einzelnen Zahlen der Differentialz~thlung Abstand nehmen und will daffir glelch zusammenfassend die Gesamtergebnisse anhihren, welche uns wichtige therapeutische Schltisse gestatten. Elwfihnen m6chte ich auch, dab aus Grfinden der Genauigkeit fast durchweg unkomptizierte Genorlh6efiille yon Frauen unter- sucht wurden. Da an unserer Abteilung in der Regel nur komplizierte m~nnliche Gonorrh6efalle aufgenommen werden, hXtte durch die Komplikationen das Blutbild veiwischt wet- den k6nnen. Die wenigen FMle der untersuchten Mfinner s t immten aber ouch mit den Ergebnissen bei Frauen fiberein.

Zun~chst kurz das ~'ote Blutbild: Wahrend sich in der Zahl und im H~moglobingehalt kein pathologischer Befund zeigte, wiesen fast alle Patienten, welche 7tagige Ulironst6~e durch- gemacht hatten, eine verschieden ausgepr~gte Anisocytose mit leichten Unterschieden ~n der F~rbbarkeit auf; man kann Mso hier nur yon einer unbedeutenden lelchten Sch~idigung sprechen.

Anders das weifie Blutbild: Anfangs entwickelt sich eine leichte Leukocytose, die moist am 3. Tage am deuttichsten ist (h6chste beobachtete Zahl I I 200 gegen 665o vor der Uliron- therapie). Diese Leukccytose ist abet nur eine willkommene Begleiterscheinung ftir die Therapie, jedoch nicht als der Faktor anzusehen, der die Heilung der Gonorrh6e bedingt; denn dies wXre ja dutch NIilchin]ektionen, Fiebertherapie u. dgl. in viel vollkommenerer Weise zu errelchen. Uliron bildet unzweifelhaft einen spemflschen bactemciden K6rper lm Organismus, zu dessen ~Virkung allerdings eine Reaktions- lage notwendig ist. Auf diese Leukocytose folgt bei weiteren Ulirongaben ein Abfall der Leukccyten, moist auf 3ooo his 5ooo (in einem Fatle auf 26oo). Die Leukopenie bessert sich wieder nach dem Aussetzen des Uhron, um nach etwa 6 bis 7 Tagen zur Norm zurflckzukehren. Die Differentialz~hlung der weiBen Blutk6rperehen gibt uns weitere interessante Auf- schltisse. Vr nach den 3tXgigen Ulironst6Ben diese als v61Hg normal gefunden wurde (eine einzige, unten an- geffihrte Ausnahme), t ra t nach dem 7t~tgigen Stol3 in vielen F~tlten eine mehr oder minder ausgepr~gte Linksverschiebung auf. Das Zurtickgehen der granulierten Elemente war gerade bei den Ulironveisagern auffallend, um ein Beispiel zu geben, in einem Falle bei 29oo Leukoeyten: 23 % segmentierte, 13 % stabf6rnlige, 7 % Monocyten, 56% Lymphocyten und und 1% Eosinophiler mit starker Anisocytose der Erythro-

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cyten. D~eser Pat ient hat te m 4 s t6gen 88 Tablet ten Uliron mit 4 Tagen Zwischenpause bekommen und war noch immer nicht gonokokkenfrei. Es besteht wohl kein Zweifel, daB, nachdem der Abwehrapparat im K6rper auf diese Weise gesch/~digt, man auch durch we~tere Uhronverabreichulig zu keiner Heilung der Gonorrh6e, daffir abet allm~hlich zur Agra- nulocytose kommen k6nlite. Weiterhin ist mir aufgefallen, dab in lJbereinstimmung mit FISCHER, nach knrzer Dosierung eine leichte Lymphocytose vorhanden ist, bet der eine starke Vermehrung der groBen Lymphocyten vorherrscht; auch Ttirksche Reizformen trateli mitunter auf, und ich glaube, daraus den Schlug ziehen zu dfirfen, dab infolge leichter Reizung des reticuloendothelialen Systems durch Uliron eine gfinstige Heilungsbereitschaft geschaffen wird. Die starke Lymphocytose nach dem Leukocytenabfall ist jedoch nur eine relative und gibt, da keine Aneosinophihe beobachtet wurde, eine gfinstige Prognose d~eser akuten IIItoxikations- erscheiliung des Knochenmarks. DaB es sich hier um eine solche handelt, dart man auch daraus schliegeli, dab bet den pathologischen Blutbfldern ab und zu Jugendformen zur Beobachtung kamen, ohne dab man reifere Formeli dieser Art hat te linden kSnnen. Es fehlteli also die Zwischen- stufen! Ungef~thr gleichlaufend mit der Leukocytenzahl Imndet auch das Differentialbild der Leukoeyten etwa 6 Tage nach beelidetem UlironstoB sein normales Aussehen wieder.

Die Ausscheidungsuntersuchungeli im Harne, in unserem Laboratorium yon Dr. FANTL durchgeffihrt, best~tigen die auf Grund der Blutbefunde vermutete Speieherung der SulfoaInide im K6rper und deren laligsames Ausscheideli aus demselben; es dauert nach 7t~gigem StoB etwa 5 Tage, his die Ausscheidung beendet ist. Dieser Nachweis des Ulirons geschah jeweils im Morgenurin, und zwar einerseits mit Hflfe der bereits ver6ffenthchten Reaktion mit EI~RLICHS Dimethylamidobenzaldehyd (OI~P~,'~I~EIN und WA~DER~) und dann durch den wesentlich empfindlicheren Nachweis der Diazotierung mit alkalischer Resorcinl6sung (Harn wird mit SalzsXure anges~uert, mit 1--2 Tropfen o,5proz. Natr ium- nitritl6sung in der KXtte versetzt und in eine kalte alkalische ResorcinI6sung eingegossen. Man erh~It dabei orangerote F~rbungen des Diazoproduktes).

Nicht atle Patienten hatteli nach eineln 7tfigigen Uliroli- stog (~ 5 • ein ausgepr~tgtes pathologisches ]31utbild. Alle abet, welche nach eiliem solchen StoBe nicht gonokokken- fret wurden oder rezidivierten, wiesen ein in der obeli dar- gestellten XYeise gest6rtes ]31utbild auf. Auch die oben- erw~hnte, bisher einzige Ausliahme, welche IIaeh 3tSgigem Ulironstoge (~ 3 • 2 Tabletten) IIicht gonokokkenfrei wurde, hat te eine Linksverschiebung: Stabkernige : Segmelitkernige = 1: 3. Sie ha t te allerdiligs schon 6 Tage vorher einen 7t~gigen Ulironstog durchgemacht, nachdem sie rezidivierte.

Vergleicht man nun d~e gtinstigeren Ergebnisse der kurzen UlironstOge mit ihrer leichten Leukocytose und normalen Blutbildern mit den viel uligfinstigeren Resultaten der langen Gaben mit h~ufiger Leukopenie und starkem Zurfickgehen der graliuherten Elemente, ist man wohl zu der Annahme berechtigt, dab es sich um I)berdosierung handle, welche durch Schgdigung der Abwehrkr~fte zu sehlechteren Ergeb- nissen, ja evtl. Zwischenf~llen ffihren muB. Dazu mSchte ich auch an eine Bemerkulig F~LK~S erinnern: ,,Stud sp'~te- stens IIach 4 Tagen die Gonokokken nicht verschwundeli, haben sich die Urine nicht gekl~rt, geliligt es nur noeh ver- einzelt, durch weitere Gaben den Erfolg zu erzwingen."

Neben manchen ziemlich harmlosen ~berempfindlichkeits- erscheinungen (Exanthem, Fieber, Kopfschmerzen, Schwin- del), welche nach grSgeren Dosen yon den meisten Autoren beobachtet wurden und auch vielfaeh yon einem patho- Iogischen Blutbilde tier oben geschilderten Art begleitet waren, scheinen dureh noch gr6gere Dosen schon sehr ernste St6rungen hervorgerufen zu werden. So berichtet LOH~: ,,Siebzehnj~hrige Patientin bekam im 3. Stol3 6o g ( = 12o Ta- bletten!) Diseptal ( = Uliron) ausgesprochene Paresen an Armen und Beinen, Fingerextension und Fughebung waren paretisch; Sensibilit~tsst6rungen bestanden nicht, dagegen eine part~elte Entartungsreaktion in allen Kleinhand- und

R I F T . 17 . J A H R G A N G . Nr. 26 25. JUNI I938

KleinfuBmuskeln. \u sich nach 14 Tagen zun~chst eine leichte ]3esserung einstellte, war nach 4 Wochen ob- jektiv sogar eine Verschlechferung des Zustandsbildes ein- getreten: der Gang war ulisicher, die ]3eine wurden stark an- gehoben, Plantar- und Dorsalflexion der FiiBe und Zehen beiderseits paretisch. Die Gonorrti6e war kliliisch geheilt, die Kul tur negat iv." L6Hz ffihrt noeh 3 F~lle ~hnlicher Art an. Auch HOFFS~A~X berichtet fiber einen Fail, der %aglieh 8 Tabletten genommen, bis ioo erreicht waren, worauf eben- falls schwere Paresen auftraten.

Beobachtungen zutolge, wonach die Gonokokken 6fter erst auch 2 oder 3 Tage, manchmal sogar IIoch sparer, nach dem Ulironstog verschwanden, lassen es angezeigt erschellien, einen Reizcyclus erst emmge Tage nach dem Ulirolistog zu beginnen, um den Heilnngsvorgang durch Irri tation IIicht zu stSren.

Grofles Augenmerk ist auch dem Zeitpunkte der Uliroli- therapie zu scheliken. Schon FELKE spricht yon der Heilungs- bereitschaft, welche Voraussetzung ffir eilien prompten Erfolg ist; er empfiehlt daher, die ]3ehandlung nicht vor dem 18. bis 20. Tage zu beginnen, auger bei Auftreten yon Kompli- kationeli. OPPENI~I?~ und "~u bestatigen in ihrer Arbeit ebenfalls die Richtigkeit dieser AufYassulig aus dem Verhalten der Mfiller-Oppenheim-1%aktion im Blute. SCHREUS weist auch auf die notwendige Reaktionslage des K6rpers hin und empfiehlt bet fAscher Gonorrh6e zur Anfachung der Miflailfe des K6rpers mit Gonokokkenvaccine vorzubehan- deln, bet ~lterer Gononh6e dagegen sofort mit einem 3 t~tgigen UlirolistoB zu beginnen lind warnt vor einer fiber viele Tage oder gar Wochen Iortgesetzten Ulirontherapie.

Z~sarnmen/assend kann also gesagt werden: ~;u haben im Uliron ein sehr wirksames Chemotherapeuticum der Gonorrh6e, welches jedoch durch l~berdosierung zu FIlg- erfolgen lind sogar ernsten Zwischenf~tllen ffihren kalin. AufMSrung fiber solche Ursachen yon 5{igerfolgen geben IIns u. a. Reihenuntersuchuligen des Blutbildes IIIId der Mfiller- Oppenheimschen IZomplementbindungsreaktion, deren nega- river Ausfall h~nfig mit schlechten Resultaten der Uliron- therapie vergesellschaftet ist.

Sotche Ursachen sind : A, ~)berdosieru~g. Beweise: I. Schleehter Heilungserfolg dureh laligdauerlide

St6ge. z. Pathologischer t31utbefund: Anisocytose, Leukopenie,

Linksverschiebung mit besoliderer Verminderulig der Segmen- tierten, Gefahr der Agraliulocytose. Folge: Verminderte Ab- wehrkraft des K6rpers.

3 - N a e h sehr holier Dosierung Mfidigkeit, Erbrechen, SchwindeI und sogar St6rungen des Nervensystems (Ex- antheme k6nnen ~hnlich denen naeh GenuB aliderer Arzliei- mit tel auch bier auftreteli).

B. St6rungen des tteflungsvorganges dutch zu Irfihen Reizcyclus.

C. Ungeeignete Reaktionsbereitschaft des Kbrpers (zu frischer Fall, negative Mfiller-Oppenheim-Reaktion).

Gewinnt man nun klares Licht fiber die einzuschlagende Dosierung, so dielie folgender Vorschlag tfir die praktische Behandlung: In den ersten 2 ~Tochen entweder keine Be- handlung oder nur Janetsche Spfilungeli. Hierauf einen 3t~gigen, bet kr~tftigen Patienten evtl. 4t~gigen Ulironstog yon t~glich 3 X i Tabletten. Nun 8 Tage lang v611ige Pause ohne I~eizungen, worauf man auf alle F~.lle einen zweiten 3 t~gig-en StoB (je 3 • 2 TaMetten) zur Sicherung anschlieBt, gleichgflltig, ob Pat ient schon goliokokkelifrei war oder nicht. 5 Tage naeh dem 2. StoB kann man mit den Reizuligen beginnen. Im ]3edarfsfalle kann nach einer weiteren 8t~gigen Pause ein 3t~giger Stog nochmals wiederhoIt werden, wobei das Gefahrenmoment wohl auf ein Mindestmal3 herunter- gedrfickt 1st. Bet seronegativen F~llen mit schlechter Heilungs- bereitschaft soll der Versuch unternommen werden, durch vor- herige Vaccination eine solche zu schaifen.

L i t e r a t u r : FELKE, Dtsch. reed. Wschr. 1937, Nr 37, I393; Munch. reed. Wschr. I937, Nr 47. -- FISCHER, Fortschr. Ther. I937, Nr IO, 553. -- GROTZ, Mfinch. med. Wschr. I937, Nr 31 , i2oI --

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25. JUNI I938 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . ~ 7 - J A H R G A N G . N r 26 9~7

HOFFMANN, Dermat. Wschr. Io6, H. 4 (1938) . -- KocH, Dermat. \Vschr. xo6, H. 4 (I938) . -~ LdttE, Ned. Klin. I938, Nr I, II. --

IV~OLLER-OPPENHEII~I, "vVien. Min. %Vschr. I9o6. -- OPPENHEIM-

WANDERER, Med. Klin. I937, Err 52. - - SCHERBER, Vs reed. Wschr. I937, Nr 49 u. 5 o. -- SC~IREUS, Dermat. Z. 76, H. 6 (1937). -- ROTTER, Wien. kIin. Wschr. x937, Nr 5 L

ZUR LYMPHANGITIS CARCINOMATOSA DER LUNGEN.

VOH

H. HIPPE u n d K. HXHLE. Aus der Rontgenabteilung (Lmtender Arzt: Dr. HIPPE) des Stadtkrankenhauses nn

Kuchwald, Chem~itz (Direktor: Obermedizinalrat Dr. tIANSEN).

Unter Lymphangitis carcinomatosa versteht man die carcinomat6se Infi l trat ion der Lymphgefa~3e der Lungen auf metastatischem \Vege. Die auf dem Lymphwege in die Lungen metastasierenden Tumoren sind in erster Lime das Bronchial-, das Mamma- und das Magencarcinom, seltener das Gallenblasen- und das Prostatacarcinom (Ln~K, LoRn~-z, LUCAS und POLLACK). Das BronchiaIcarcinom bricht ent- weder direkt in die Lymphbahnen der Lunge ein oder fiihrt nach Durchsetzung einer hinteren mediastinalen Driise zur retrograden lVIetastasierung (LE~K, SCHMOLI,ER). Das Namma- carcinom gelangt uber die Lymphbahnen der Pleura oder fiber die axillaren, supra- und infraclavicuI~iren oder Intercostal- drasen in das Lymphgef~i/3netz der Lungen. Das Magen- carcinom infiltrlert &e Lymphgeff,13e der Lungen auf dem Wege tiber eine retroperitoneale, am Pankreas gelegene Drtise, yon der aus die Carcinomzellen in die Hilusdrfisen und Lymphgef~iBe gelangen (Sc~I~OLLER).

Da die Lymphgef~ige die Blutgef~il3e der Lungen um- geben, wird sich r6ntgenologisch die Lymphangitis carci- nomatosa yon der normalen Lungenzeichnnng, die ja im wesentlichen dutch dm Blutgef/~ge erzeugt Ist, n u t dutch die Intensiti~t der Lungenstreifung unterscheiden (LExK). Es finder sich im R6ntgenbilde der Lymphan~t i s carcinoma- tosa eine yon den verdichteten Hilusschatten ausgehende, netz- artig angeordnete Strangzeichnung mit eingestreuten kn6t- chenf6rmigen Verdichtungen. Im allgemeinen sind die basaleren Abschnitte der Lungenielder bevorzugt Die ver- dlchteten Hilusschatten entsprechen carcinomat6s verander- ten Lymphdrfisen; die vermehrte Strang- und Netzzeichnung ist dutch infiltrierte Lymphstr~inge bedingt, w~hrend die kn6tchenf6rmigen Verdichtungen quergetroffene, mit Krebs- zetlen angeftiltte Lymphspalten darstellen.

Es ist allein nach dem RSntgenbilde nicht mSglich, die beschriebenen Ver~inderungen als Lymphangitis carcinoma- tosa zu deuten, wenn anamnestisch, Minisch oder r6ntgeno- logisch ein Verdacht auf einen malignen Tumor nicht besteht. J4hnliche R6ntgenbilder sind zu erwarten bei allen Ver~inde- rungen, die die Lungenzeichnung verst~Lrkt hervortreten lassen. Vermehrte Blutfiillung des kleinen Kreislanfes oder pathotogische Prozesse, die sich an den die Blutgef~ge be- gleitenden Lymphbahnen abspielen, werden eine dichtere Streifung der Lungenfetder hervorrufen.

RSntgenologiseh sind daher folgende Krankheitsbilder differentialdiagnostisch in Erw/igung zu ziehen:

1. Stauungslungen. Verst~trkte Lungenzeiehnung dutch Stauung im kleinen Kreislauf. Der Herzbefund wird im all- gemeinen zur richtigen Diagnose verhelfen; ferner findeL sich bei der Stauungslunge eine Abnahme der Helligkeit der Lungenfelder gegen die Basis, die nach LEN~ Ausdrnck der Hypostase i s t

2. F~brS~e Tuberkulose. Sle bevorzugt die oberen Lungen- felder. Aul3erdem ist die vermehrte Strangzeichnung auf mehr oder minder umschriebene Bezirke beschr~nkt.

3. Zylindrisehe Bronchlektasen in beiden Unte,r]elde~n. Die Anamnese l~Bt einen l~ngeren Krankheitsverlauf mit den typischen Symptomen nachweisen, w~brend bei der Lymphangitis carcinomatosa Beschwerden nicht oder nur seit kiirzerer Zeit bestehen. Im Zweifelsfalle entscheiden Kontrollaufnahme, Bronchographie oder Tomographie.

4. Pneum.okoniose. Indurat ive Ver~nderungen der peri- bronchialen und perivascul~ren Lymphbahnen. Auch hier finder sich neben Hilusvergnderungen Bevorzugung der sub- apikalen Partien.

5. Lokalisierte entz@ndliehe Erseheinunt]en bei R6ntgen- bestrahlungen des Thorax und der Lungen, die unter ffbr6ser Indurat ion ausheilen, kSnnen intensive Streifung der Lnngen- felder hervorrufen.

Die klinischen Symptome der carcinomatSsen Infil tration der LymphgefXl3e der Lungen sind uncharakteristisch. ASSMAXN beobachtete eine starke DFspnoe und hebt dieses Symptom besonders hervor, Hiiufig gibt erst der weitere Krankheitsverlauf in Gestalt yon zunehmender An~imie und Kachexie den ersten Verdacht, dab ein malignes Ge- schehen im Organismus vorliegen k6nnte.

In unseren mitgeteilten F~illen findet sich auf den R6ntgen- bildern der Lungen die netzf6rmig ver~istelte und fleckig verstkrkte Lungenzeichnung als Ausdruck der Lymphangitis carcinomatosa bei primgren Magencarcinomen im jugend- lichen Alter (22--29 Jahre). Die Diagnose konnte nur in einem Falle richtig gestellt werden, da sich der Pr imartumor klinisch und rSntgenologisch nachweisen !ieB und das RSnt- genbild der Lnngen dann als Lymphangitis carcinomatosa gedeutet werden konnte. In den anderen F~illen war klinisch ein Anhalt fiir emen malignen Tumor des Magen-Darmkanals nicht zu gewinnen.

Fall 1: Eine 29 Jahre alte Frau erkrankte mit Schmerzen im Rficken. Sie wurde in emem anderen Nrankenha~se behandelt, wo auch eine Rontgenuntersuchung des Magens vorgenommen wurde, die keinen krankhaften 13efund ergab. Da sie in der Folgezeit st~indig an Gewicht abnahm und 5fters erbrach, wurde yon anderer Seite eine nochmalige R6ntgenuntersuchung des Magens durchgeffihrt, die eine Verengerung des Magenausganges sieherstellte. Beschwer- den yon seiten der Lunge bestanden nicht.

Abb. I.

Be]und: Kachektischer Zustand, starke Anamie (Hb. 53%). Lungen perkussorisch und auskultatorisch o. ]3. Im Abdomen etwas rechts der Mittellinie und oberhalb des Nabels apfetgrol3er, harter, verschieblicher Tumor. Die R6ntgenuntersuchung ergibt folgenden Befund : Zwerchfelle o. B. Beide Mittel- und Unterfelder zeigen eine netzartig verstaxkte Lungenzeichnung. Die Hill sind auffallend breit und tier (Abb. 1). Am Antrum des Magens groBer Defekt.