50
Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen

Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

  • Upload
    others

  • View
    5

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume

Schleswig-Holstein

Umgang mit dem Jakobs-KreuzkrautMeiden – Dulden – Bekämpfen

Page 2: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Herausgeber:

Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt

und ländliche Räume des Landes

Schleswig-Holstein (LLUR)

Hamburger Chaussee 25

24220 Flintbek

Tel.: 0 43 47 / 704-0

www.llur.schleswig-holstein.de

gemeinsam mit:

Deutscher Verband für

Landschaftspflege e.V. (DVL)

Feuchtwanger Straße 38

D-91522 Ansbach

Tel: 0981 / 4653-3540

http://www.lpv.de

Autoren und Autorinnen:

Dr. Helge Neumann (DVL)

Dr. Silke Lütt (LLUR)

Dr. Constanze Schleich-Saidfar (LWK-SH)

Inke Rabe (LLUR)

Antje Walter (Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein)

Johann Böhling (MLUR)

Erwin Böttner (LLUR)

Bianca Mues (MLUR)

Dr. Jürgen Trede (MLUR)

Matthias Werner (LBV-SH)

Titelfotos (Fotoautor):

groß: Jakobs-Kreuzkraut Senecio jacobaea auf einer

extensiv beweideten Grünlandfläche (H. Neumann)

links: Die Raupen des Blutbärs Tyria jacobaeaefressen bevorzugt am Jakobs-Kreuzkraut (C. Winkler)

Mitte: Auf intensiv genutzten Grünland- und

Futterbauflächen vermag sich das Jakobs-Kreuzkraut

nicht dauerhaft anzusiedeln (H. Neumann)

rechts: Auf Naturschutzflächen, wie z. B. selbst

begrünten Bracheflächen, kann es zu einer starken

Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes kommen. (H. Neumann)

Fotos:

B. Dierßen (S. 17), K. Horn (S. 16),

A. Huckauf (S. 14,15), W. Janssen (S. 13),

G. Kämmer (S. 10, 28), S. Lütt (S. 14, 20),

H. Neumann (S. 7, 9, 10, 13, 14, 20, 24, 33, 34, 36, 37),

I. Rabe (S. 28), C. Schleich-Saidfar (S. 7, 16, 27),

A. Walter (S. 10), M. Werner (S. 37)

Diese Broschüre entstand in Zusammenarbeit

mit den folgenden Organisationen:

Herstellung: Pirwitz Druck & Design, Kronshagen

Juni 2009

ISBN: 978-3-937937-39-7

Schriftenreihe LLUR SH - Natur; 14

Diese Broschüre wurde auf Recyclingpapier hergestellt.

Die Landesregierung im Internet:

www.landesregierung.schleswig-holstein.de

Anteilig gefördert durch Erträge der Umweltlotterie

Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume

des Landes Schleswig-Holstein

LandesbetriebStraßenbau und Verkehr

Schleswig-Holstein

Page 3: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Vorwort (W. Vogel, W. Güthler) ............................................................................................4

1. Einleitung (I. Rabe)................................................................................................................5

2. Biologie (S. Lütt) ...................................................................................................................62.1 Systematik ............................................................................................................................62.2 Wuchsform ...........................................................................................................................62.3 Vermehrung ..........................................................................................................................72.4 Verbreitung ...........................................................................................................................72.5 Mögliche Gründe für die Ausbreitung ..................................................................................82.6 Lebensräume........................................................................................................................92.7 Beitrag zur Biodiversität........................................................................................................9

3. Bestimmung (S. Lütt) .........................................................................................................11

4. Vergiftungsgefahr und -symptome bei Nutztieren (C. Schleich-Saidfar) ............................18

5. Humangefährdung (H. Neumann).......................................................................................20

6. Rechtliche Grundlagen .......................................................................................................216.1 Nachbarschaftsrecht (B. Mues) ..........................................................................................216.2 Futtermittelrecht (J. Trede) .................................................................................................21

7. Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut .......227.1 Allgemeine Hinweise (C. Schleich-Saidfar).........................................................................227.2 Bekämpfungsverfahren ......................................................................................................237.2.1 Mechanische Verfahren (C. Schleich-Saidfar).....................................................................237.2.2 Chemische Verfahren (C. Schleich-Saidfar) ........................................................................247.2.3 Biologische Verfahren (H. Neumann) .................................................................................277.2.4 Entsorgung (H. Neumann, E. Boettner)..............................................................................297.3 Flächenspezifische Kontrollmaßnahmen ............................................................................327.3.1 Grünlandflächen ohne Naturschutzauflagen, Wirtschaftsgrünland

(C. Schleich-Saidfar, H. Neumann)......................................................................................327.3.2 Grünlandflächen mit Naturschutzauflagen (H. Neumann, A. Walter) .................................337.3.3 Stilllegungs- und Sukzessionsflächen (I. Rabe) ..................................................................357.3.4 Flächenstilllegung auf landwirtschaftlichen Nutzflächen (I. Rabe) .....................................357.3.5 Verkehrswege, -trassen (M. Werner) .................................................................................367.3.6 Forstflächen (J. Böhling) .....................................................................................................37

8. Zusammenfassung (H. Neumann)......................................................................................38

9. Literatur ..............................................................................................................................40

10. Ansprechpartner, Kontaktadressen.....................................................................................4210.1 Auskünfte zum Pflanzenschutz ..........................................................................................4210.2 Ausnahmegenehmigungen zum Einsatz von Herbiziden auf Nichtkulturland....................4210.3 Auskünfte zur Pferdehaltung ..............................................................................................4210.4 Ansprechpartner für Straßen im Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebes

Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH) ......................................................4210.5 Ansprechpartner für Bahnstrecken.....................................................................................4210.6 Auskünfte zu den Themenfeldern Biologie, Ökologie, Naturschutz ..................................4210.7 Ansprechpartner Naturschutzstiftungen.............................................................................4210.8 Entsorgungsanlagen ...........................................................................................................4310.9 Untere Naturschutzbehörden .............................................................................................4410.10 Autorinnen- und Autorenverzeichnis ..................................................................................44

Anhang: Gelb blühende Pflanzen mit Verwechslungsgefahr .........................................................45

3

Inhalt

Page 4: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

4 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,das Jakobs-Kreuzkraut sorgt alljährlich in denSommermonaten für Schlagzeilen. Die Pflanzehat sich in den vergangenen Jahren stark aus-gebreitet und stellt auf landwirtschaftlich ge-nutzten Grünlandflächen eine potenzielle Ge-fahr für Nutztiere dar. Das Wildkraut enthältbestimmte Inhaltsstoffe, deren Abbauproduk-te in Abhängigkeit von der Menge, die vonden Tieren aufgenommen wird, giftig sind.Das Jakobs-Kreuzkraut lässt sich jedoch nurschwer flächenhaft bekämpfen, da es übervielfältige Anpassungsstrategien verfügt undsehr unterschiedliche Standorte besiedelt. Zu-dem hat das Jakobs-Kreuzkraut für viele Insek-tenarten eine wichtige Bedeutung als heimi-sche Nahrungs- und Habitatpflanze. Mit demvorliegenden Leitfaden sollen die relevantenGrundlagen- und Detailinformationen gegebenwerden, um sowohl betroffenen Landnutzernund Landbesitzern als auch privaten wie be-hördlichen Vertreterinnen und Vertretern derLandwirtschaft und des Naturschutzes einenverantwortungsvollen und angemessenenUmgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut zu er-möglichen.

Das Land Schleswig-Holstein setzt im Hinblickauf die „Kreuzkraut-Problematik“ darauf, dassauf freiwilliger Basis und in Eigenverantwor-tung gemeinschaftliche Lösungen gefundenwerden. Die vorliegende Broschüre liefertnach unserer Auffassung hierfür eine wichtigeGrundlage. Der Leitfaden wurde für die Ver-hältnisse in Schleswig-Holstein konzipiert, diewesentlichen Grundprinzipien für den Umgangmit dem Jakobs-Kreuzkraut dürften jedochauch überregional anwendbar sein.

Die Broschüre ist das Gemeinschaftswerk vonDVL und LLUR mit den im Impressum mit ih-ren Logos vertretenen Institutionen, die sich ineiner Arbeitsgruppe am Landesamt für Naturund Umwelt (inzwischen Teil des Landesam-tes für Landwirtschaft, Umwelt und ländlicheRäume - LLUR) im Jahr 2008 intensiv mit derThematik befasst haben. Allen, die zum Ent-stehen des Praxisleitfadens beigetragen ha-ben, sei an dieser Stelle ganz herzlich ge-dankt!

Ihre

Vorwort

Wolfgang VogelDirektor des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

Wolfram GüthlerGeschäftsführer des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege e. V.

Page 5: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Einleitung 5

Wie dieses Gedicht zeigt, hat das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) bereits zu Be-ginn des vorigen Jahrhunderts ein geteiltesEcho hervorgerufen. Auf der einen Seite berei-chert die heimische Pflanze mit ihren auffälliggold-gelben Blüten das Landschaftsbild. Aufder anderen Seite hat das Jakobs-Kreuzkrautin der Landwirtschaft, insbesondere bei Pfer-de- und Rinderhaltern, keinen guten Ruf. Ursa-che hierfür ist der Gehalt an Pyrrolizidinalkaloi-den in der Pflanze. Über Grünfutter, Heu oderSilage aufgenommen, sind die Abbauproduktedieser Inhaltstoffe in Abhängigkeit von der auf-genommenen Menge speziell für Pferde undRinder giftig.

Das Jakobs-Kreuzkraut hat sich in Schleswig-Holstein seit Mitte der 90-er Jahre des vorigenJahrhunderts stark ausgebreitet, was selbstFachleute in Erstaunen versetzt. Spät gemäh-te oder ungenutzte Grün- und Ruderalflächensind dabei die Hauptwuchsorte der Pflanze.Entlang von Straßenböschungen und Bahn -trassen findet darüber hinaus eine schnelleAusbreitung auch auf bisher unbesiedelte oderlandwirtschaftlich genutzte Flächen statt.

Der vorliegende Leitfaden soll über die Biolo-gie der Pflanze informieren, die von ihr ausge-hende Vergiftungsgefahr darlegen und Bekämpfungsmethoden sowie Management-empfehlungen auf Basis der rechtlichenGrundlagen geben. Der Leitfaden hat nichtzum Ziel, zu einer Ausrottung des Jakobs-Kreuzkrautes aufzurufen. Als heimische Pflan-ze hat das Jakobs-Kreuzkraut einen festenPlatz in den hiesigen Ökosystemen und ist fürviele Insektenarten eine wichtige Blütenpflan-ze. Ziel ist vielmehr eine verstärkte Kontrolleder Pflanze, um das von ihr ausgehende Risi-ko für die Tiergesundheit durch ein auf dieNutzung der Fläche abgestimmtes Manage-ment zu begrenzen.

Wesentliche Inhalte des Praxisleitfadens fu-ßen auf umfangreichen Untersuchungen ausGroßbritannien. Um die Lesbarkeit zu erleich-tern, wird im Rahmen der folgenden Darstel-lungen darauf verzichtet, direkt im Text auf diegenutzten Quellen zu verweisen. Eine Auflis-tung der verwendeten Literatur sowie weiter-führende Literaturhinweise finden sich jedocham Ende der Broschüre (Kapitel 9).

1. Einleitung

“The Cushag”1

Now, the Cushag, we know, Must never grow, Where the farmer's work is done. But along the rills, In the heart of the hills, The Cushag may shine like the sun. Where the golden flowers, Have fairy powers, To gladden our hearts with their grace. And in Vannin Veg Veen2, In the valleys green, The Cushags have still a place.

Josephine Kermode (1852-1937)

1 „Cushag“: Englische Bezeichnung für das Jakobs-Kreuzkraut auf der Isle of Man2 „Vannin Veg Veen“: Regionaler Kosename für "liebe Isle of Man"

Page 6: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

6 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

2.1 Systematik

Das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea),auch Jakobs-Greiskraut genannt, gehört zurFamilie der Korbblütler (Asteraceae) und zurGattung der Greis- beziehungsweise Kreuz-kräuter (Senecio). Ihren Namen erhält die Gat-tung von den Samenständen, die weich undweiß sind, wie die Haare eines Greises. DerGattungsname „Kreuzkraut“ verweist auf die

Fiederteilung der Blätter, deren Seitenzipfelrechtwinklig und deshalb einem Kreuz ähnlichabstehen. Mit zehn Arten sind die Kreuzkräu-ter eine verbreitete Gattung in Schleswig-Hol-stein, zu der einheimische und neu eingewan-derte Sippen gehören. Alle Arten enthaltenPyrrolizidinalkaloide, die im tierischen Organis-mus zu mehr oder weniger giftigen Verbindun-gen abgebaut werden.

2. Biologie

Verwandte Kreuzkraut-Arten

Als einheimisch gelten neben dem Jakobs-Kreuzkraut selbst die im Wald und an feuchtenLebensräumen siedelnden Kreuzkrautarten (zum Beispiel S. sylvaticus, S. aquaticus). Be-reits vor vielen Jahrhunderten wurden durch menschliches Zutun das Frühlings-Kreuzkraut(S. vernalis) und das Raukenblättrige Kreuzkraut (S. erucifolius) eingeführt, die damit zuden so genannten Archäophyten gehören. Erst seit einem Jahrzehnt kommt hingegen dasSchmalblättrige Kreuzkraut (S. inaequidens) im Lande vor und ziert bis spät in den Novem-ber hinein die städtischen Straßen-Mittelstreifen, Autobahnen und Bahngleise. Zwar ist esebenso giftig wie das Jakobs-Kreuzkraut, es hat sich bislang aber nicht auf das Kulturlandausgebreitet, weshalb vom Schmalblättrigen Kreuzkraut zurzeit keine Gefahr für Nutztiereausgeht.

Der Status einer Art macht noch keine Aussa-ge über seine Konkurrenzstärke. Neubürgerkönnen sowohl fortdauernd unauffällig undvereinzelt auftreten als auch eine erstaunlicheVirulenz entfalten. Auch heimische Pflanzenkönnen ihren Platz in der Lebensgemeinschaftbedingt durch äußere (Nutzungsänderungen,Klimawandel) und innere (zum Beispiel geneti-sche) Faktoren ändern. Das Jakobs-Kreuzkrautist eine Art, die noch vor wenigen Jahren einunauffälliges Randdasein führte, heute jedochals „heimische Problemart“ eingestuft wird.Die Gründe für die Konkurrenzkraft der Artsind vielfältig. Sie sind auch in der Biologie derPflanze begründet und werden im Folgendendargestellt.

2.2 Wuchsform

Je nach Nährstoffversorgung der Standortewerden Jakobs-Kreuzkrautpflanzen 30 – 100cm groß, in Ausnahmefällen sogar bis zu 180cm. Die zweijährige Art entwickelt unter unge-störten Verhältnissen im ersten Jahr die Blatt-rosette, überwintert im Rosettenstadium undbildet erst im Folgejahr die Blüte aus. Nachder Samenbildung stirbt die Mutterpflanze ab,sofern sie nicht im Entwicklungszyklus zumBeispiel durch Mahd gestört wird.

Der Stängel des Jakobs-Kreuzkrautes ist auf-recht und an der Basis häufig rötlich gefärbt,aufwärts aber zunehmend grün und verzweigt.Die basale Blattrosette stirbt bereits vor Aus-bildung des Blütentriebes ab, aber die seitli-chen Blätter überdauern. Sie sind tief fiedertei-lig, die Seitenzipfel stehen rechtwinklig ab, dieBlattunterseite ist schwach behaart. Die Blät-ter haben beim Zerreiben einen unangeneh-men Geruch. Die Blütenstände sind in Dolden-trauben angeordnet und bestehen aus 15 – 20mm großen leuchtend gelben Korbblüten, dieähnlich einer Kamillenblüte aus randlichenZungenblüten und zentralen Röhrenblüten auf-gebaut sind. Die Anzahl der Korbblüten kannweniger als 100 betragen, in Ausnahmefällenaber auch auf bis zu mehr als 2.000 Korbblü-ten ansteigen. Jede Korbblüte enthält durch-schnittlich 70 Zungen- und Röhrenblüten, eineeinzige Pflanze kann daher mehr als 140.000Einzelblüten und damit Samen hervorbringen.Das Jakobs-Kreuzkraut blüht im Hochsommerje nach Witterung etwa ab Ende Juni bis inden späten Oktober hinein. Die Hauptblütezeitdes Korbblüters fällt zusammen mit dem St.Jakobstag (25. Juli), wodurch die Art auch ih-ren Namen erhalten hat. Die Bestäubung er-folgt durch Insekten. Auch Selbstbestäubungist möglich.

Page 7: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt die Pflanze im erstenJahr die Blattrosette (Foto links) und bildet erst im Folgejahr die gelben Korbblüten und Samen aus (Foto rechts)

Biologie 7

2.3 Vermehrung

Die Samen des Jakobs-Kreuzkrautes sind –ähnlich wie beim Löwenzahn – sehr gut flugfä-hig und werden durch fallschirmartige Flugap-parate mit dem Wind verbreitet. Die Masseder Samen gelangt schon nach wenigen Me-tern (< 10 m) zu Boden, nur in geringer Men-ge werden sie mehr als 50 m weit transpor-tiert. Tiere und Maschinen können allerdingseine weitere Verbreitung herbeiführen. ZumKeimen benötigen die Samen offenen Boden.Eine Nachreife der Samen von Blüten imKnospenstadium erfolgt nicht, bei Mahd imvoll aufgeblühten Stadium reifen allerdings 70– 80% der Samen nach und sind fruchtbar.

Das Jakobs-Kreuzkraut besitzt ein ausgespro-chen hohes Verbreitungspotenzial, da es einelange Blühzeit (Frühsommer bis Herbst) sowieeine hohe Samenproduktion aufweist. Hinzukommt, dass die Samen im Boden bis zu 25

Jahre ihre Keimfähigkeit behalten.

Der Erfolg der Pflanze beschränkt sich abernicht auf die generative Vermehrung allein: diezweijährige Pflanze wird bei Störung der Blü-tenentwicklung oder durch unvollständigdurchgeführte Bekämpfungsmethoden zur

mehrjährigen Staude. Aus der Hauptwurzel bil-den sich aus Wurzelknospen Tochterpflanzen,die dicht gedrängt an der Mutterpflanze ste-hen. Im Boden gebliebene Wurzelbruchstückeproduzieren überdies Adventivtriebe, dieschnell den Raum einnehmen, der beim Be-kämpfen der Mutterpflanze frei wird.

2.4 Verbreitung

Das Jakobs-Kreuzkraut kommt in ganz Europa,in Asien, Sibirien und in Nordafrika vor. InSchleswig-Holstein ist die Art heimisch undhat sich in den letzten Jahrzehnten rasant aus-gebreitet. Aktuell ist sie im ganzen Land sehrhäufig (Abbildung 1). Flächige Bestände kon-zentrieren sich allerdings auf den sandigenMittelrücken der Geest. Bereits um 1890 galtdie Art als verbreitet, trat aber keineswegs sozahlreich auf wie heute. Die ursprünglichenLebensräume des Jakobs-Kreuzkrautes sind inSchleswig-Holstein wahrscheinlich die Steil-ufer der Ostsee und die lichten Steilhänge derUntertrave. Von dort aus breitete sich die Artkontinuierlich auf Weiden, Wiesen und Wälderaus.

Page 8: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

2.5 Mögliche Gründe für die Ausbreitung

Das Jakobs-Kreuzkraut gilt als Wärme lieben-de Art, so dass der Klimawandel beziehungs-weise die zunehmend höheren Temperaturendie Ausbreitung der Art gefördert haben könn-ten. Die Klimaveränderungen wirken allerdingsseit Jahren schleichend, die Ausbreitung desJakobs-Kreuzkrautes zur Problemart vollzogsich hingegen sprunghaft mit der verändertenFlächenbewirtschaftung und der damit einher-gehenden Zunahme an Bracheflächen Anfangder neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Zusätzlich kann die Konkurrenzkraft der Artdurch die Einbringung nicht heimischer Geno-typen aus Saatgut zur Begrünung von Wild-äckern und Brachen gefördert worden sein.An Straßenböschungen wurde das Jakobs-Kreuzkraut jedoch in Schleswig-Holstein nach-weislich nicht gezielt eingesät. Auch Gründeder Populationsdynamik können zur sprunghaf-ten Ausbreitung beigetragen haben.

8 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Abbildung 1: Fundorte des Jakobs-Kreuzkrautes (Senecio jacobaea) in Schleswig-Holstein im Zeitraum 1961 bis 1985 (RAABE et al. 1987).Die Vorkommen sind im ganzen Land zerstreut. Heute wären deutlich mehr Vorkommen zu verzeichnen. Genaue Daten feh-len allerdings, da es keine landesweite Erfassung nicht-gefährdeter Pflanzenarten gibt.

Page 9: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Biologie 9

2.6 Lebensräume

Das Jakobs-Kreuzkraut zeichnet sich durcheine weite Standortamplitude aus und siedeltin lichten Wäldern, an Waldrändern, auf Halb-trockenrasen sowie in abgetrockneten Moorenund Gräben. Bevorzugt werden allerdings son-nige und trockene Standorte mit sandigenaber auch lehmigen Böden. Neben magerenund fetten Wiesen und Weiden sowie Acker-brachen werden auch andere vom Menschengeschaffene Lebensräume wie Straßenränder,Bahndämme, Kanalböschungen und Kiesgru-ben gerne besiedelt. Da das Jakobs-Kreuz-kraut keine regelmäßigen Bodenbearbeitun-gen verträgt, bieten intensiv bewirtschafteteAckerflächen keine geeigneten Lebensraum-bedingungen.

Mit einem verstärkten Auftreten ist heuteüberall dort zu rechnen, wo eine mangelnde

Vegetationsbedeckung eine Keimung zu-lässt. Vegetationslücken entstehen durch einespäte Nutzung im Jahr, durch eine reduzierteNarbenpflege oder durch Bodenverletzungen.Besonders anfällig für ein Massenauftretensind daher:- Straßenböschungen, Wege, Bahndämme,

Kanalböschungen,- Aufforstungen,- Brachen,- Bauerwartungsland,- extensiv genutzte Grünlandflächen (spät

gemähte Wiesen, Extensivweiden),aber auch: übernutzte Pferdeweiden.

Das Jakobs-Kreuzkraut tritt insbesondere an Standorten auf, die durch Vegetationslücken und Offenbodenstellen gekennzeichnet sind

2.7 Beitrag zur Biodiversität

Alle Kreuzkräuter und damit auch das Jakobs-Kreuzkraut haben für eine Vielzahl verschiede-ner Insektenarten eine nicht zu gering zu ver-anschlagende Bedeutung als Lebensraum-,Pollen- und Futterpflanze. Insgesamt sindmehr als 170 Arten bekannt, die am Jakobs-Kreuzkraut leben. Aufgrund der großen Zahl anInsektenarten, die an der Pflanze vorkommen,trägt sie zur Bereicherung des Nahrungsange-botes für zum Beispiel Vögel und Säugetierebei. Einige Insektenarten schädigen das Ja-kobs-Kreuzkraut. In der Literatur wird zum Bei-spiel die Kreuzkraut-Saatfliege (Pegohylemiaseneciella) genannt, die ihre Eier in die Blüten

legt. Die sich daraus entwickelnden Larvenfressen die noch unreifen Samen. Auch einean den Wurzeln fressende Käferart (Longitarusjacobaea) ist beschrieben. Insbesondere dieRaupen des Karmin- beziehungsweise Blutbä-ren (Tyria jacobaeae) haben sich auf das Blatt-werk des Jakobs-Kreuzkrautes spezialisiert.Bei Massenbefall kann die Pflanze ge-schwächt werden und mit einer reduziertenSamenproduktion reagieren (siehe Kapitel7.2.3). Noch vor wenigen Jahren war der Blut-bär hierzulande selten. Heute ist die Nachtfal-terart durch die Zunahme seiner Futterpflanzenicht mehr im Bestand gefährdet.

Page 10: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Das Jakobs-Kreuzkraut dient zahlreichen Insektenarten als Nahrungspflanze – beispielhaft abgebildet sind die folgenden Arten: Schornstein-feger (Aphantopus hyperantus, Foto oben links), Ampfer-Grünwidderchen (Adscita statices, Foto oben rechts), Zimtbär (Phragmatobia fuligi-nosa, Raupe, Foto unten links) und Blutbär (Tyria jacobaeae, Raupe, Foto unten rechts)

10 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Page 11: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Im Hochsommer sind zahlreiche gelb blühen-de Pflanzen in der freien Landschaft zu finden.Eine eindeutige Bestimmung des Jakobs-Kreuzkrauts ist daher nur mit entsprechender

Fachliteratur vorzunehmen (zum BeispielROTHMALER 2005a, b). Die im Folgenden wie-dergegebenen Merkmale sollen als ergänzen-de Hilfen dienen.

Das Jakobs-Kreuzkraut ist durch die folgendenMerkmale gekennzeichnet (weitere Details sie-he Kapitel 2.2):- Wuchshöhe 30-100 cm,- Blütezeit Juni bis in den Oktober,- die langstieligen Grundblätter treten im ers-

ten Jahr als Rosetten auf, verwelken aberbeim Treiben des Blühtriebes im Folgejahr,

- ein kantig-gerillter Stängel mit stark zerglie-derten, fiederteiligen Blättern, deren Sei-tenzipfel rechtwinklig abstehen,

- zahlreiche 15-20 mm große goldgelbe Blü-ten bestehend aus Zungen- und Röhrenblü-ten,

- beim Zerreiben der Blätter entsteht ein un-angenehmer Geruch.

Im Rosettenstadium ist das Jakobs-Kreuzkrautvon anderen Arten der Gattung Senecio kaumzu unterscheiden. Wenn die Pflanzen Blütenaufweisen, ist die Bestimmung leichter, für dieAbgrenzung von anderen Kreuzkraut-Artenmüssen jedoch in der Regel mehrere Merkma-le gemeinsam betrachtet werden. Die wesent-lichen Unterscheidungsmerkmale ähnlicherKreuzkraut-Arten sind:

- Schmalblättriges Kreuzkraut: ganzrandi-ge, ungeteilte und schmale Blätter,

- Gewöhnliches Kreuzkraut: unscheinbareBlüten. Zungenblüten fehlend oder un-scheinbar, einjährig, meist keine Massen-vorkommen,

- Klebriges Kreuzkraut: Pflanze klebt anStängel, Blättern und Blüten, Zungenblütenfehlend oder unscheinbar, einjährig,

- Wald-Kreuzkraut: Zungenblätter fehlendoder unscheinbar und zurückgerollt, einjäh-rig.

Die besonders schwer davon zu unterschei-denden Kreuzkräuter mit gut ausgebildetenZungenblüten und ähnlichen Standorten sindin Tabelle 1 mit den wichtigsten, unterschei-denden Merkmalen zusammengestellt. Eben-falls gut ausgebildete Zungenblüten haben diebeiden Unterarten des Wasser-Kreuzkrautes(Senecio aquaticus s. st. und S. erraticus ssp.barbareifolius). Beide Arten kommen jedochausschließlich auf feuchten bis nassen Wie-sen vor, auf denen S. jacobaea wiederumnicht zu finden ist.

Bestimmung 11

3. Bestimmung

Verwechslungsmöglichkeiten

Die folgenden Pflanzenarten können mit dem Jakobs-Kreuzkraut verwechselt werden (sieheTabelle 1 und Anhang):a) Andere weit verbreitete Kreuzkräuter:

- Gewöhnliches Kreuzkraut (Senecio vulgaris)- Frühlings-Kreuzkraut (Senecio vernalis)- Wald-Kreuzkraut (Senecio sylvaticus)- Klebriges Kreuzkraut (Senecio viscosus)- Schmalblättriges Kreuzkraut (Senecio inaequidens)

b) Andere seltenere Kreuzkräuter:

- Wasser-Kreuzkraut (Senecio aquaticus)- Raukenblättriges Kreuzkraut (Senecio erucifolius)- Sumpf-Kreuzkraut (Senecio paludosus)- Fluss-Kreuzkraut (Senecio sarracenicus)

c) Andere ähnliche gelb blühende Arten:

- Rainfarn (Tanacetum vulgare)- Johanniskräuter (Hypericum spp.)- Gänsedisteln (Sonchus spp.)- Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)- Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)- Habichtskräuter (Hieracium spp.)- Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis)- Rauer Löwenzahn (Leontodon spp.)- Pippau-Arten (Crepis spp.)

Page 12: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Kreuzkraut-Art Größe/ Blätter Blüte Früchte

Lebensform

Jakobs- 30-125 cm Blätter mit unregelmäßig Hüllblätter mit a) Frucht der Kreuzkraut zweijährig bis abgerundeten Zipfeln ohne schwarzer Spitze; Röhrenblüten dichtSenecio jacobaea mehrjährig länglich ausgezogene Spitzen. Blütezeit: kurzhaarig,

Mittlere und besonders Juni - Oktober b) Frucht deruntere Blätter mit größeren, Zungenblüten kahl,wenig gegliederten End- Pappus1 von Fruchtabschnitten leicht abfallend

Raukenblättriges 30-125 cm Blätter nur mit linealischen Blüten heller gelb Früchte 2 mm lang,Kreuzkraut Staude Zipfeln, diese in eine Spitze als S. jacobaea, alle kurzhaarig,Senecio erucifolius länglich ausgezogen. Auch Hüllblätter, flaumig Pappus an Frucht

Grundblätter ohne wesentlich behaart; fest anhaftendgrößere Endabschnitte Blütezeit:

Juli - SeptemberFrühlings- 15-45 cm die unteren Blätter keilig Blütenfarbe Früchte 3 mm lang,Kreuzkraut einjährig länglich und fiederlappig, die zitronengelb, alle behaart, PappusSenecio vernalis Gestalt der Blätter variiert Hüllblätter zur Spitze schneeweiß und

stark schwarz gefärbt; seidig glänzendBlütezeit: Mai - Oktober

Das Raukenblättrige Kreuzkraut (Senecio eru-cifolius) und das Jakobs-Kreuzkraut sind nur anden Blättern, der Blütenfarbe, den Hüllblätternund den Randfrüchten voneinander zu unter-scheiden. S. erucifolius gilt in Schleswig-Hol-stein als „gefährdet“ (Rote Liste Status „3“)und kommt vereinzelt an Wegrändern vor.

Eine Bekämpfung der gefährdeten Art solltevermieden werden.

Das augenfälligste Unterscheidungsmerkmalbeider Arten sind die verschiedenen Blattfor-men, anhand derer meist schon eine sichereAbgrenzung möglich ist:

12 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Tabelle 1: Unterscheidungsmerkmale ähnlicher Kreuzkrautarten mit vergleichbaren Standortansprüchen (nach RAABE 1969, HEGI 1987).

1 Der Pappus ist ein Haarkranz oder seltener ein häutiger Saum auf den Früchten von Vertretern der Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae) – siehe-

zum Beispiel unter http://de.wikipedia.org/wiki/Korbblütler

Page 13: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Das Raukenblättrige Kreuzkraut tritt im Ver-gleich zum Jakobs-Kreuzkraut deutlich selte-ner auf, was vermutlich darauf zurückzuführenist, dass das Raukenblättrige Kreuzkraut aufgedüngten Flächen eine geringere Konkurrenz-kraft gegenüber Hochgräsern sowie eine redu-zierte Keimfähigkeit aufweist.

Die folgenden Fotos sollen bei einer Anspra-che von Kreuzkräutern helfen. Weitere gelbblühende Pflanzen mit eventueller Verwechs-lungsgefahr sind im Anhang ab Seite 45 abge-bildet.

Bestimmung 13

Senecio erucifolius (linkes Bild) und S. jacobaea (rechtes Bild) unterscheiden sich augenfällig in den Blattmerkmalen (vgl. Tabelle 1, Belege der Arbeitsgemeinschaft für Botanik im Heimatverbund für den Kreis Steinburg)

Das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea) besiedelt eine Vielzahl unterschiedlicher Standorte und blüht in Schleswig-Holstein vomFrühsommer bis in den Herbst. Die Blätter der Pflanze sind tief fiederteilig und unregelmäßig eingeschnitten

Page 14: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Das Schmalblättrige Kreuzkraut (Senecio inaequidens) stammt ursprünglich aus Grasländereien der Hochebenen Südafrikas. Es hat rela-tiv unspezifische Standortansprüche und wurde über den Verkauf südafrikanischer Schafswolle nach Mitteleuropa eingeführt. Seit denfünfziger Jahren schreitet eine Expansionswelle von Belgien nach Westen voran, die Art erreichte ca. 1970 Deutschland und begann An-fang der neunziger Jahre entlang der Verkehrstrassen Schleswig-Holstein zu besiedeln

14 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Das Frühlings-Kreuzkraut (Senecio vernalis) ist eine schon vor langer Zeit eingewanderte, inzwischen eingebürgerte Art, die vorwiegendauf durchlässigen Böden in lückigen Ruderalfluren u.a. an Weg-, Deich- oder Kanalböschungen siedelt. Das Frühlings-Kreuzkraut unter-scheidet sich vom Jakobs-Kreuzkraut durch die geringe Größe, zitronengelbe Blütenfarbe und den frühen Blühzeitpunkt

Page 15: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Bestimmung 15

Das Klebrige Kreuzkraut (Senecio viscosus) bevorzugt ähnliche Standorte wie das Frühlings-Kreuzkraut und ist leicht durch die zahlreichenDrüsenhaare an Stängel, Blättern und Hüllblättern vom Jakobs-Kreuzkraut zu unterscheiden

Das Gewöhnliche Kreuzkraut (Senecio vulgaris) ist eine zierliche und vereinzelt wachsende Art, die meist im unmittelbaren menschli-chen Umfeld siedelt und wegen der fehlenden Zungenblüten eher unscheinbare Blüten hat

Page 16: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Der Rainfarn

(Tanacetumvulgare) tritt imHochsommer anWegrändern undauf Ruderalfluren inAugenschein. DieArt ist ebenfalls eingelb blühenderKorbblütler, hataber unauffälligeBlüten ohne Zun-genblüten und farn-artig gefiederteBlätter. Der Rain-farn verbreitetdurch seine zahlrei-chen ätherischenÖle einen auffälligaromatischen Ge-ruch

16 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Johanniskräuter

(Hypericum spp.)gehören zu eineranderen Pflanzenfa-milie (Hartheuge-wächse) als dieKreuzkräuter undunterscheiden sichdeshalb in zahlrei-chen Einzelmerk-malen von ihnen.Die einzige Ge-meinsamkeit ist einmengenmäßigesAuftreten an ähnli-chen Standorten(zum Beispiel Weg-ränder, alte Kiesgru-ben, trockene Gras-fluren). Aufehemaligen Äckernund intensiv ge-nutzten Grünlände-reien kommen dieJohanniskräuter al-lerdings seltenervor

Page 17: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Bestimmung 17

Die Kanadische

Goldrute (Solidagocanadensis) bautüber vegetativeVermehrung dichteDominanzbeständean Wegrändern undRuderalfluren auf.Der Spätsommer-blüher wurde um1650 aus Nordame-rika als Zierpflanzeeingeführt und hatsich aus den Gär-ten in die freieLandschaft verbrei-tet. Die Art ist imVergleich zum Ja-kobs-Kreuzkrautmeist größer, hatkleinere gelbe Blü-ten und ganzrandi-ge Blätter und istdaher leicht vonihm zu unterschei-den

Page 18: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Das Jakobs-Kreuzkraut enthält in allen Pflan-zenteilen Pyrrolizidinalkaloide, deren Stoff-wechselprodukte in Abhängigkeit von der auf-genommenen Menge speziell für Pferde undRinder giftig sind. Schon junge Pflanzen wei-sen hohe Alkaloidkonzentrationen auf, enthal-ten jedoch noch nicht in dem Maße Bitterstof-fe wie es bei älteren Pflanzen der Fall ist. DasJakobs-Kreuzkraut wird auf Weiden im jungenRosettenstadium daher eher gefressen als inspäteren Wuchsstadien. Während ältere Tiereeinzelne Jakobs-Kreuzkräuter auf der Weidemeiden, können die Pflanzen von unerfahre-nen Jungtieren aufgenommen werden. Diesscheint insbesondere der Fall zu sein, wenndie Jungtiere nicht im Verbund mit älterenWeidetieren gehalten werden.

Die höchsten Pyrrolizidinalkaloid-Konzentratio-nen innerhalb des Jakobs-Kreuzkrautes wei-sen die Blüten auf. Eine besondere Vergif-tungsgefahr besteht daher, wenn spätgeschnittenes Heu verfüttert wird, das vonFlächen mit starkem Jakobs-Kreuzkrautbesatzstammt. Denn das toxische Potenzial der Alka-loide besteht nicht nur in frischen Pflanzen,sondern auch in Heu oder Silage. Da der Ei-gengeruch des Jakobs-Kreuzkrautes im kon-servierten Futter überdeckt wird, werden diePflanzen als Bestandteil von Heu oder Silagevon den Tieren gefressen.

Bei akuten Vergiftungen kann der Tod der Wei-detiere innerhalb weniger Tage eintreten, beichronischer Vergiftung oft erst nach Wochenoder Monaten. Das Gift hat eine akkumulie-rende Wirkung und kann zu starken Leber-

schädigungen führen (Seneciose oderSchweinsberger Krankheit). Kritische Aufnah-memengen sind in Tabelle 2 aufgeführt. Be-

sonders empfindlich sind Pferde, gefolgtvon Rindern. Schafe und Ziegen reagierenmeist weniger empfindlich, sind aber grund-sätzlich ebenfalls gefährdet.

Sowohl bei akuter Vergiftung nach Aufnahmehöherer Mengen an Jakobs-Kreuzkraut alsauch bei chronischer Vergiftung durch Aufnah-me kleinerer Mengen über einen längerenZeitraum hinweg ist eine Behandlung und Hei-lung der Tiere in der Regel aussichtslos. Wenndie Leber noch nicht nachhaltig geschädigtwurde, ist unter Umständen eine Genesungmöglich, sofern die weitere Aufnahme von Ja-kobs-Kreuzkrautpflanzen rasch unterbundenwird.

Im deutschen Sprachraum traten verlustreicheVergiftungsgeschehen beim Pferd bis etwa1960 auf. In der Folgezeit ist die Vergiftungs-gefahr aufgrund der veränderten Haltungsbe-dingungen und intensiveren Nutzungsformenstark zurückgegangen. In jüngerer Zeit wird imZusammenhang mit der Ausbreitung des Ja-kobs-Kreuzkrautes wieder verstärkt auf das Ri-siko der tödlichen Vergiftung hingewiesen.Aus Schleswig-Holstein liegen bisher keinegesicherten Belege für entsprechende Fällevor. Es ist allerdings auch nur schwer möglich,einen Zusammenhang zwischen der Pflanzen-aufnahme und den unter Umständen erst sehrviel später auftretenden Krankheitssympto-men herzustellen.

18 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

4. Vergiftungsgefahr und -symptome bei Nutztieren

Page 19: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Tabelle 2: Tödliche Aufnahmemengen frischer Pflanzen des Jakobs-Kreuzkrautes in Abhängigkeit von der Weidetierart. Bei fortlaufenderAufnahme akkumuliert das Gift im Körper, bis die tödliche Dosis erreicht ist (nach LÜSCHER et al. 2005, ergänzt).

Vergiftungsgefahr und -symptome bei Nutztieren 19

Vergiftungssymptome bei Pferden und Rindern

Bei Pferden können die folgenden Symptome darauf hindeuten, dass eine Vergiftungdurch Jakobs-Kreuzkraut vorliegt: nachlassende Kondition, Gewichtsverlust wegen Futterverweigerung, Kolik, Verstopfungoder blutiger Durchfall, häufiges Gähnen, zielloses Wandern („walking disease“), unkoor-dinierte Bewegungen, Lecksucht, Photosensibilität, Gelbfärbung der Lidbindehäute,Blindheit, hepatisches Koma.

Für Rinder sind die folgenden Symptome bekannt: reduzierte Milchleistung, Verweigerung von Futter, rapider Gewichtsverlust, struppigesFell, Photosensibilität, abnorm gefüllter Pansen (fehlende Pansenmotorik), wässriger oderblutiger Durchfall, Lethargie, plötzliche Aufregungszustände.

Tierart Tödliche Aufnahmemenge Anmerkungen

(Frischgewicht Jakobs-Kreuzkraut pro kg Körpergewicht Weidetier)

Pferd 40-80 g Ein Pferd mit 600 kg Gewicht müsste 24-48 kg frisches Jakobs-Kreuzkraut fressen, um die tödliche Aufnahmemenge zu erreichen.

Rind 140 g Eine 700 kg schwere Kuh müsste 98 kg frisches Jakobs-Kreuzkraut fressen, um die tödliche Aufnahmemenge zu erreichen. Diese Menge wäre bei 1% im Heu in 3 Monaten erreicht.

Schaf > 2 kg Ein Schaf von 50 kg Gewicht müsste 62,5 – 200 kg frisches Jakobs-Kreuzkraut fressen, um die tödliche Aufnahmemenge zu erreichen.

Page 20: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

5. Humangefährdung

In der freien Landschaft sowie auch im städti-schen Bereich kommen zahlreiche Pflanzenvor, deren Inhaltsstoffe bei Mensch und TierGesundheitsstörungen hervorrufen können.Zur Vergiftung kommt es nur, wenn die kriti-schen Wirkstoffe in genügend hoher Dosis imoder am Körper wirken. Des Weiteren ist zuberücksichtigen, dass der menschliche Orga-nismus je nach Alter und körperlicher Verfas-sung unterschiedlich auf Giftstoffe reagiert.

Die im Jakobs-Kreuzkraut enthaltenen Pyrrolizi-dinalkaloide beziehungsweise deren Abbau-produkte sind nicht nur für (Nutz-) Tiere (sieheKapitel 4), sondern bei hohen Aufnahmemen-gen auch für den Menschen giftig. Eine Ge-fährdung für die menschliche Gesundheitkönnte insbesondere dann auftreten, wennBestandteile beziehungsweise Inhaltsstoffevon Jakobs-Kreuzkrautpflanzen über Nah-rungsmittel aufgenommen werden (Milch,Eier, Honig, Verunreinigungen von Salat, Ge-müse, Getreide oder Kräutertees).

In Großbritannien, wo das Jakobs-Kreuzkrautals „gefährliche Pflanze“ meldepflichtig ist,wurden im Auftrag der Regierung in den 1990-er Jahren verschiedene Studien zur Hu-mangefährdung durch das Jakobs-Kreuzkrautdurchgeführt. Auf der Basis der Untersu-chungsergebnisse wurde geschlussfolgert,dass das Risiko durch belastete Grundnah-rungsmittel für die menschliche Gesundheitwahrscheinlich unbedeutend ist. Aus Deutsch-land liegen bisher keine Ergebnisse zu dieserThematik vor. Das Pharmazeutische Institutder Bonner Universität forscht zurzeit intensivan den Folgewirkungen des Jakobs-Kreuzkrau-tes auf den Menschen. Im Hinblick auf einepotenzielle Humangefährdung durch das Ja-kobs-Kreuzkraut sollten Flächen, die der Nah-rungsmittelproduktion dienen, besonders aufVorkommen der Pflanze kontrolliert werden.Maßnahmen zur Bekämpfung werden ausführ-lich in Kapitel 7 erläutert.

20 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Da das Jakobs-Kreuzkraut Hautreizungen hervorrufen kann, sollten empfindliche Personen die Pflanzen mit Handschuhen anfassen.

Page 21: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

6.1 Nachbarschaftsrecht

Nachbarschaftsrechtlich könnte sich ein An-spruch auf Entfernung des Jakobs-Kreuz-krauts von einem Nachbargrundstück aus § 1004 BGB ergeben. Danach kann der Eigen-tümer von dem Störer die Beseitigung derBeeinträchtigung verlangen, wenn das Eigen-tum in anderer Weise als durch Entziehungoder Vorenthaltung des Besitzes beeinträch-tigt wird. Allerdings ist nach allgemeinerRechtsprechung der Tatbestand des § 1004BGB nicht erfüllt, wenn von einem Grund-stück Beeinträchtigungen ausgehen, die aus-schließlich auf Naturkräfte zurückgehen (vgl.BGH, Urteil v. 16.02.2001, V ZR 422/99; OLGSchleswig, Urteil v. 12.01.1993, 3 U 205/91).Ein Abwehranspruch gegen Samenflug vomNachbargrundstück kommt danach nur in Be-tracht, wenn die daraus resultierende Beein-trächtigung des Eigentums wenigstens mittel-bar durch eigene Handlungen oder einpflichtwidriges Unterlassen des Störers her-beigeführt wurde. Da es weder nach öffent-lich-rechtlichen Vorschriften verboten ist,Grundstücke verwildern zu lassen, noch ei-nem Nachbarn ein Anspruch zusteht, Grund-stücke nicht verunkrauten zu lassen (OLGDüsseldorf, Urteil v. 29.06.1994, 9 U 53/94)oder so zu bewirtschaften, dass sich das Ja-kobs-Kreuzkraut nicht ausbreitet, müsste einEigentümer für einen Abwehranspruch nach § 1004 BGB daher nachweisen, dass derNachbar aktiv den Bewuchs seines Grundstü-ckes mit Jakobs-Kreuzkraut gefördert hat.

6.2 Futtermittelrecht

Grundsätzlich ist jeder Futtermittelunterneh-mer für die Sicherheit der Futtermittel, die erherstellt, in Verkehr bringt oder im eigenen Be-trieb verfüttert, verantwortlich. Dieser Grund-satz ist festgelegt in der so genannten Basis-verordnung (EG) Nr. 178/2002 zur Festlegungder allgemeinen Grundsätze und Anforderun-gen an das Lebensmittelrecht. Nach Artikel 15Abs. 1 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 dür-fen Futtermittel, die nicht sicher sind, nicht inVerkehr gebracht werden oder an der Lebens-mittelgewinnung dienende Tiere verfüttertwerden. Futtermittelunternehmer ist zum Bei-spiel auch jeder Tierhalter, der für seine Rindereigene Futtermittel im Betrieb herstellt undverfüttert.

Weiterhin zu beachten sind die futtermittel-rechtlichen Regelungen gemäß § 17 Lebens-mittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB). Esist verboten, Futtermittel derart herzustellen,zu behandeln oder in den Verkehr zu bringen,wenn sie bei bestimmungsgemäßer und sach-gerechter Verwendung geeignet sind, die Ge-sundheit von Tieren, die nicht der Lebensmit-telgewinnung dienen, zu schädigen.

Futtermittelrechtlich sind keine Höchstgehal-

te für einen zulässigen oder unzulässigen An-teil von Jakobs-Kreuzkraut beziehungsweisedessen gesundheitsschädliche Bestandteilefestgelegt. Deshalb ist im Einzelfall zu prüfen,ob Futtermittel mit Anteilen von Jakobs-Kreuz-kraut die Tiergesundheit schädigen bezie-hungsweise im Sinne der genannten Verord-nung nicht sicher sind.

6. Rechtliche Grundlagen

Rechtliche Grundlagen 21

Page 22: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7. Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut

7.1 Allgemeine Hinweise

Wenn Maßnahmen zur Bekämpfung des Ja-kobs-Kreuzkrautes ergriffen werden, sollte esgrundsätzlich nicht um die Ausrottung derPflanzenart gehen. Es müssen vielmehr Ge-fahren für Mensch und Tier abgewendet,gleichzeitig jedoch auch ökologische Belangeangemessen berücksichtigt werden. Vor einerBekämpfung ist daher zunächst zu prüfen,welchem Zweck die Fläche dient, auf der dasJakobs-Kreuzkraut wächst. Des Weiteren istabzuwägen, ob von der Fläche, auf der diePflanze vorkommt, eine Gefahr für benachbar-tes Wirtschaftsgrünland ausgeht. Dort, wo Ja-

kobs-Kreuzkrautbestände weitab von Wiesenund Weiden oder anderen gefährdeten Flä-chen blühen, sollte die Pflanze nicht zwingendbeseitigt werden, da sie eine einheimischeWildpflanze ist und einen bedeutenden Bei-trag zur Biodiversität leistet (siehe Kapitel 2.7).Die Entwicklung des Jakobs-Kreuzkrautes soll-te allerdings regelmäßig durch die Eigentümeroder Nutzer der Flächen überwacht werden. InEngland hat man in Anlehnung an das Samen-verbreitungspotenzial des Jakobs-Kreuzkrautesdie in Tabelle 3 aufgeführten Risikozonen fest-geschrieben.

22 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Tabelle 3: Risiko der Ansiedlung des Jakobs-Kreuzkrautes auf benachbarten Weide-/Futterflächen in Abhängigkeitvon der Entfernung der benachbarten Weide-/Futterflächen zu bereits vorhandenen Jakobs-Kreuzkraut-Pflanzen.

Risiko Entfernung

Ansiedlung Jakobs-Kreuzkraut

Hoch < 50 mMittel 50 – 100 mGering > 100 m

Die in der Tabelle genannten Abstände sindnicht starr zu sehen. Wenn zwischen der Flä-che, auf der das Jakobs-Kreuzkraut wächst,und einer benachbarten Weide-/Futterflächezum Beispiel natürliche Begrenzungen den po-tenziellen Samenflug behindern, wird das Aus-breitungsrisiko gemindert. Des Weiteren kanndie Hauptwindrichtung einen Einfluss auf dieSamenverbreitung haben. Das Ausbreitungsri-siko ist somit im Einzelfall zu klären.

Wo das Jakobs-Kreuzkraut eine Gefahr dar-stellt, muss es kontrolliert werden, um Scha-den für Tiere und ihre Besitzer abzuwenden.Die Bekämpfungsmaßnahmen sollten durchden Eigentümer oder Pächter der (Nachbar-)Fläche erfolgen, von der eine Gefährdung aus-geht (zur rechtlichen Situation siehe Kapitel6.1). Für Flächen in der öffentlichen Hand sinddie zuständigen Verwaltungen verantwortlich.

Bei der Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrauteskommt es darauf an, dass man der Pflanze dieWachstums- und Vermehrungsgrundlagennimmt. Grundsätzlich muss also verhindertwerden, dass das Jakobs-Kreuzkraut Jahr fürJahr überhaupt zur Blüte und Samenreife kom-men kann. Wenn sich erst einmal ein größererBesatz auf einer Fläche etabliert hat, ist eineeinmalige Bekämpfung oftmals nicht ausrei-chend, sondern es müssen in der Regel meh-rere Verfahren kombiniert über einen längerenZeitraum hinweg eingesetzt werden. Daher istes auch wichtig, auf Flächen, von denen eineGefährdung der Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes ausgeht, schon bei Beginn einerBesiedlung zu reagieren (nach dem Motto:„wehret den Anfängen!“).

Page 23: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7.2 Bekämpfungsverfahren

7.2.1 Mechanische Verfahren

Mechanische Verfahren sind vorzugsweise aufFlächen einzusetzen, auf denen andere Pflan-zen des Bestandes nicht nachhaltig durch eineBehandlung geschädigt werden dürfen („öko-

logisch wertvolle“ Flächen). Auf Nichtkultur-land wie Teilen des öffentlichen Grüns, an Weg-rändern, in Uferbereichen, auf Ruderalflächenusw. sind generell nur mechanische Verfahrenmöglich (Pflanzenschutzgesetz – PflSchG).

Die wichtigste Maßnahme gegen eine Aus-breitung beziehungsweise Ansiedlung des Ja-kobs-Kreuzkrautes auf gefährdeten Flächen istdie regelmäßige Beobachtung der Flächen,um rechtzeitig reagieren beziehungsweise ein-greifen zu können (siehe Kapitel 7.1). EinzelnePflanzen sollten vor der Blüte ausgestochenoder mit der Wurzel ausgerissen und von derFläche entfernt werden. Dies gilt auch für denRand von Koppeln. Dieses Verfahren hat denVorteil, dass auf „ökologisch wertvollen“ Flä-chen alle übrigen Pflanzen geschont werden.Da die Einzelpflanzenentnahme jedoch einenhohen Arbeitsaufwand bedingt, ist sie nur so-lange möglich, wie keine größeren Jakobs-Kreuzkraut-Bestände auftreten. Es muss daherin regelmäßigen Abständen kontrolliert wer-den, ob wieder neue Kreuzkrautpflanzen auf-wachsen, die dann gegebenenfalls ebenfallsbeseitigt werden müssen. Auf Wirtschaftswei-den sollten die entstehenden Lücken umge-hend mit Gras nachgesät werden, damit esnicht zum Neuaustrieb von Samen kommenkann. Da das Jakobs-Kreuzkraut Hautreizun-gen hervorrufen kann, sollten empfindlichePersonen die Pflanzen nur mit wasserfesten

(Garten-) Handschuhen anfassen (siehe Ka-pitel 5).

Bei einem stärkeren Besatz mit Jakobs-Kreuzkraut sollte die betroffene Fläche vor derBlüte des Kreuzkrautes gemäht werden. DasMähgut muss abgefahren und vernichtet wer-

den, es sollte nicht kompostiert oder demMist beigefügt und wieder auf die Flächenausgebracht werden (siehe Kapitel 7.2.4). Al-ternativ kann mit etwas höherer Stoppel (8-10cm) gemulcht werden. Das Mulchgut fällt aufden Boden und wird dort von den Bodenbak-terien abgebaut. Flächenstilllegungen, die erstab dem 1. Juli des Jahres gemulcht, gehäck-selt oder gemäht werden dürfen, sollten um-gehend nach diesem Termin gemulcht wer-den, sofern im unmittelbaren UmfeldWeideflächen angrenzen, auf denen sich dasJakobs-Kreuzkraut ansiedeln kann (siehe Kapi-tel 7.1).

Allerdings werden durch das Mulchen auchalle anderen auf der Fläche wachsenden Pflan-zen an der Blüte gehindert, soweit sie zeit-gleich oder später als das Jakobs-Kreuzkrautblühen. Zudem muss die Maßnahme regelmä-ßig wiederholt werden, da es durch einen ein-maligen Einsatz in der Regel nicht möglich ist,das Jakobs-Kreuzkraut nachhaltig zurückzu-drängen. Problematisch an dem Mulch-Verfah-ren ist des Weiteren, dass das Jakobs-Kreuz-kraut bei regelmäßiger mechanischerSchädigung vor der Blüte stärker vegetativaustreibt. Da die jungen Rosetten von Weide-tieren eher gefressen werden als ältere Pflan-zen, kann durch regelmäßiges Mulchen somitein gegenteiliger Effekt erreicht werden, dasheißt eine verstärkte potenzielle Gefährdungder Weidetiere eintreten. Auf Wirtschaftswei-den wird dann letztlich eine chemische Be-kämpfung unvermeidbar (siehe Kapitel 7.2.2).

Als wirksame Notmaßnahme, um einem sehrstarken Besatz mit Jakobs-Kreuzkraut zu be-gegnen, kann eine mehrjährige Ackerbaupha-

se eingeschoben werden. Bei einem Umbruchvon Dauergrünland (siehe Infokasten) ist dieLandesverordnung zur Erhaltung von Dauer-grünland (DGL-VO SH, GVOBl 2008: 233) zubeachten.

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 23

Definition Dauergrünland (BMVEL 2006)

Flächen, die durch Einsaat oder auf natürliche Weise (Selbstaussaat) zum Anbau von Grasoder anderen Grünfutterpflanzen genutzt werden und mindestens fünf Jahre lang nichtBestandteil der Fruchtfolge des Betriebes sind (Fünfjahresregelung). Hierzu zählt auch derununterbrochene Anbau von Klee, Kleegras, Luzerne, Gras, Klee-Luzerne-Gemischenbeziehungsweise das Wechselgrünland. Durch die Fünfjahresregelung kann jährlich neuesDauergrünland entstehen, indem ununterbrochen fünf Jahre Grünfutteranbau auf derbetreffenden Fläche betrieben wird.

Page 24: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Einzelne Jakobs-Kreuzkrautpflanzen sollten auf Weideflächen bereits vor der Blüte ausgestochen oder mit der Wurzel ausgerissen werden.Anschließend müssen die Pflanzen von der Fläche entfernt und entsorgt werden

Auf Grünlandflächen, die sehr uneben sind, istdas flächenhafte Mähen oder Mulchen nichtimmer möglich, so dass nur mit der Hand ge-mäht werden kann. Da dies sehr aufwändigist, sollten derartige Standorte regelmäßig aufden Besatz mit Jakobs-Kreuzkraut kontrolliertwerden. Die Handmahd hat den Vorteil, dassgezielt und unter Schonung anderer ökolo-gisch wertvoller Pflanzen gearbeitet werdenkann.

Auf Wirtschaftsweiden kann die Ausbreitungdes Jakobs-Kreuzkrautes am wirkungsvollstendurch eine regelmäßige Weidepflege verhin-dert werden. Ein dichter Pflanzenbestand lässt

die Ansiedlung des Jakobs-Kreuzkrautes garnicht erst zu. Detaillierte Angaben zur Narben-pflege finden sich in Kapitel 7.3.1.

Sofern die Jakobs-Kreuzkrautpflanzen nochklein sind, kann auf Nichtkulturland auch miteinem Brenner oder Infrarotgerät gearbeitetwerden. Wenn das Jakobs-Kreuzkraut eine hö-here Wuchshöhe als die übrigen Pflanzen auf-weist, ist mit Ausnahmegenehmigung desPflanzenschutzdienstes auch ein Herbizid-Streichgerät einsetzbar (siehe Kapitel 7.2.2).Hierfür ist aber nur ein Totalherbizid zugelas-sen, das nicht immer volle Wirksamkeit er-reicht.

24 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

7.2.2 Chemische Verfahren

Eine chemische Bekämpfung ist nur auf land-

wirtschaftlich genutzten Flächen wie zumBeispiel Weiden oder Futterflächen zulässig. InAusnahmefällen kann für eine Behandlung aufNichtkulturland eine Einzelgenehmigung desamtlichen Pflanzenschutzdienstes eingeholtwerden. Für ökologisch wertvolle Flächen, dieunter Schutz stehen, ist eine zusätzliche Ge-nehmigung der zuständigen Umweltbehördeerforderlich (Kontaktadressen siehe Kapitel 10).

Das Jakobs-Kreuzkraut sollte chemisch behan-delt werden, wenn die Pflanzen ca. 15 - 20 cmhoch sind, gegebenenfalls ist vorher einmal zumähen, um einen gleichmäßigeren Entwick-lungsstand im zweiten Aufwuchs zu erzielen.Wenn es sich nur um einzelne Nester des Ja-kobs-Kreuzkrautes handelt, sollte eine Einzel-

pflanzenbehandlung mit der Rückenspritzeoder dem Streichstab durchgeführt werden.

Bei hohem Besatz auf der Weide oder Mähflä-che ist nur noch eine Flächenbehandlung mitentsprechenden Pflanzenschutzgeräten mög-lich.

Die Wirkung der derzeit verfügbaren Herbizide(siehe Infokasten) ist nicht nachhaltig, so dassder Mitteleinsatz gegebenenfalls wiederholtwerden muss. Auf Wirtschaftsgrünland mussauf jeden Fall eine Grasnachsaat folgen, umdie durch die Spritzung entstandenen Lückenzu schließen. Günstig ist es, wenn kurz nachder Saat Niederschläge folgen. Des Weiterenmuss nach einer chemischen Behandlung ei-ner Weide-/Futterfläche unbedingt die Narben-pflege intensiviert werden. Hierdurch könnenweitere chemische Maßnahmen um einigeJahre herausgezögert werden, wodurch sichKosten sparen lassen und die Umwelt ge-schont wird.

Page 25: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Chemische Bekämpfungsmittel

Nach derzeitigem Kenntnisstand lässt sich das Jakobs-Kreuzkraut am sichersten durch 1,5– 2,0 l/ha des Herbizids Simplex bekämpfen (Abbildung 2 und 3). Eine Teilwirkung habenKombinationen der Wuchsstoffe MCPA + 2,4 D (2,0 l/ha U 46 M Fluid, 2,0 l/ha U 46 DFluid) oder 6,0 l/ha Banvel M (letzteres kann aber die Gräser bei ungünstiger Witterungschädigen). Beim Einsatz der Herbizide ist die jeweils vorgeschriebene Wartezeit einzu-halten, das ist die Zeit vom Einsatztag des Mittels bis zu dem Zeitpunkt, an dem wiederTiere auf die Fläche aufgetrieben werden dürfen beziehungsweise bis Futter geerntetwerden darf. Die Wartezeit beträgt beim Einsatz von Simplex 7 Tage, das heißt schon 7Tage nach Anwendung kann man theoretisch wieder Tiere auf die Fläche lassen. Aller-dings sollte mit dem Auftrieb gewartet werden, bis eine vollständige Wirkung des Mittelsauf der Weide eingetreten ist und die Pflanzen verfault sind, so dass sie von den Weide-tieren nicht mehr aufgenommen werden. Die Wartezeit für Banvel M beträgt 14 Tage, fürU 46 M und U 46 D 28 Tage. Bevor nach einer Behandlung wieder Tiere aufgetriebenwerden, sollte die Fläche gemäht werden. Das Mähgut muss abgeräumt und vernichtetwerden (siehe Kapitel 7.2.4), da auch chemisch behandelte Pflanzen ihre potenzielle Gif-tigkeit behalten, jedoch von Tieren eher gefressen werden als unbehandelte Pflanzen.Wenn es nicht möglich ist, das Mahdgut abzufahren, kann auch gemulcht werden, sodass die Tiere die Pflanzenreste nicht mehr aufnehmen können.

Wenn das Mittel Simplex eingesetzt wird, muss entlang von angrenzenden Flächen (aus-genommen landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, Wege und Plätze) inner-halb der ersten 20 m mit 50 % Abdrift reduzierenden Düsen gearbeitet werden (NT 101-Auflage). Bei der Anwendung von Banvel M müssen 90% Abdrift reduzierende Düsenbenutzt werden (NT 103-Auflage). Beim Einsatz von U 46 M muss zu angrenzenden Flä-chen (ausgenommen landwirtschaftlich oder gärtnerisch genutzte Flächen, Wege undPlätze) ein Abstand von 5 m eingehalten werden. Auf den im Anschluss folgenden 20 mmüssen 75 % Abdrift reduzierende Düsen zum Einsatz kommen (NT 108-Auflage). Deroben genannte 5 m-Abstand entfällt, wenn die Fläche in einer Gemeinde mit ausreichendBiotopen nach BBA-Verzeichnis liegt (kann beim Pflanzenschutzdienst erfragt werden, An-sprechpartner siehe Kapitel 10). Weitere Einzelheiten zu Auflagen sind den Gebrauchsan-weisungen des jeweiligen Mittels zu entnehmen. Aufgrund des spezifischen Abbauverhal-tens des Herbizids Simplex sind bei dessen Anwendung unbedingt die folgenden

Hinweise einzuhalten:1. Simplex darf nur auf Flächen mit dauerhafter Weidenutzung oder nach dem letzten

Schnitt eingesetzt werden, das heißt eine Schnittnutzung (Gras, Silage, Heu) im sel-ben Jahr nach der Anwendung ist nicht zulässig.

2. Futter (Gras, Silage oder Heu), das von mit Simplex behandelten Flächen stammt, so-wie Gülle, Jauche, Mist oder Kompost von Tieren, deren Futter (Gras, Heu oder Silage)von mit Simplex behandelten Flächen stammt, darf nur im eigenen Betrieb verwendetwerden.

3. Gülle, Jauche, Mist oder Kompost von Tieren, deren Futter (Gras, Silage oder Heu) vonmit Simplex behandelten Flächen stammt, darf nur auf Grünland, zu Getreide oderMais ausgebracht werden. Bei allen anderen Kulturen sind Schädigungen nicht auszu-schließen.

4. Gärreste aus Biogasanlagen, die mit Schnittgut (Gras, Silage oder Heu), Gülle, Jauche,Mist oder Kompost von Tieren, die von mit Simplex behandelten Flächen stammen,betrieben werden, dürfen nur in Grünland, in Getreide oder in Mais ausgebracht wer-den.

5. Bei Umbruch im Jahr nach der Anwendung von Simplex sind Schäden an nachgebau-ten Kulturen möglich. Daher sollten im Jahr nach der Anwendung bei Umbruch nurGetreide, Futtergräser oder Mais angebaut werden. Kartoffeln, Tomaten, Leguminosenoder Feldgemüse-Arten sollten innerhalb von 18 Monaten nach der Anwendung nichtnachgebaut werden.

6. Wenn die Fläche, die mit Simplex behandelt wird, Jakobs-Kreuzkraut oder andere gifti-ge Pflanzen aufweist, darf die Fläche nach der Behandlung erst nach vollständigemAbsterben und Verfaulen dieser Pflanzen beweidet werden. Nach einem Schnitt darfdas Schnittgut nur abgeräumt werden, wenn es danach nicht verfüttert wird.

7. Auf Pferdeweiden sollte Simplex nur zur Horst- oder Einzelpflanzenbehandlung bezie-hungsweise im Streichverfahren eingesetzt werden.

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 25

Page 26: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Abbildung 2: Wirkung unterschiedlicher Herbizide auf das Jakobs-Kreuzkraut (Versuchsergebnisse ALR Kiel).

26 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Ergebnis des 1. Jakobs-Kreuzkrautversuches 2007

Standort: Bönebüttel, Anlage: Streifenversuch, 2 x 20 m, 2-fache Wiederholung, Versuchsansteller: Klaus Horn

Einsatz der Mittel am 25.04.2007, Höhe Jakobs-Kreuzkraut 10-15 cm, mittlerer Deckungsgrad 26 %

Mittel

Menge (l/ha)

Ergebnis des 2. Jakobs-Kreuzkrautversuches 2007

Einsatz der Mittel nach Mulchgang am 02.08.2007, Höhe Jakobs-Kreuzkraut: 10 cm, mittlerer Deckungsgrad 12 %

Standort: Bönebüttel, Anlage: Streifenversuch, 2 x 20 m, 2-fache Wiederholung, Versuchsansteller: Klaus Horn

Mittel

Menge (l/ha)

Page 27: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7.2.3 Biologische Bekämpfungsverfahren

Biologische Bekämpfungsverfahren zielen da-rauf ab, die Bestände des Jakobs-Kreuzkrau-tes durch den gezielten Einsatz natürlicher

Fraßfeinde zu kontrollieren. In Freiland- undLaboruntersuchungen wurden insbesonderedie Wechselwirkungen zwischen dem Jakobs-Kreuzkraut und dem Karmin- oder Blutbären

(Tyria jacobaeae) untersucht. Die Raupen die-ser Nachtfalterart fressen fast ausschließlicham Jakobs-Kreuzkraut.

Es wurde mehrfach gezeigt, dass das Jakobs-Kreuzkraut zwar stark von Blutbärenraupenverbissen werden kann, das Ausmaß diesesEffektes hängt jedoch nicht nur von dem An-gebot an Fraßpflanzen ab, sondern auch starkvon Umweltfaktoren, wie insbesondere denWitterungs- und Bodenverhältnissen. DesWeiteren können die Jakobs-Kreuzkraut-Pflan-zen nach dem Fraß und Verpuppen der Rau-pen noch im selben Jahr (erneut) zur Blütekommen.

Als Fazit der vorliegenden Untersuchungen istfestzuhalten, dass zwar die Bestände desBlutbären durch das Vorkommen der Fraß-pflanze limitiert werden, die Bestände des Ja-kobs-Kreuzkrautes jedoch nicht nachhaltigdurch das Vorkommen des Falters bezie-hungsweise dessen Raupen reduziert werdenkönnen. Eine gezielte biologische Bekämp-

fung des Jakobs-Kreuzkrautes ist aufgrundder populationsbiologischen Wechselwirkun-gen sowie der unkalkulierbaren sonstigen Um-welteinflüsse im Freiland nach dem derzeiti-gen Kenntnisstand somit nicht möglich

beziehungsweise würde vermutlich ein wie-derholtes und dauerhaftes Aussetzen vonRaupen erfordern.

Gleichwohl haben Freilandbeobachtungen inSchleswig-Holstein gezeigt, dass die natürli-che Populationsentwicklung des Blutbären aufeinzelnen Flächen dazu beitragen kann, größe-re Jakobs-Kreuzkraut-Bestände zumindesttemporär deutlich zurückzudrängen.

Abbildung 3: Optisch deutlich er-kennbare Wirkungdes Herbizids Sim-plex auf das Ja-kobs-Kreuzkraut imFeldversuch: linksohne, rechts mitBehandlung

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 27

Page 28: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Raupenfraß des Blutbärs (Tyria jacobaeae) am Jakobs-Kreuzkraut

28 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Page 29: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7.2.4 Entsorgung

Ausgerissene oder chemisch behandelte Ja-kobs-Kreuzkraut-Pflanzen sowie auch Mähgut,das Jakobs-Kreuzkraut enthält, sollten nichtauf der Fläche liegen gelassen werden. DieEntsorgung ist notwendig, um eine Wieder-ansiedlung der Pflanzen zu verhindern. AufWeiden dient die Entfernung der Pflanzen desWeiteren dem Schutz der Weidetiere (sieheKapitel 4).

Die Entsorgung des Jakobs-Kreuzkrautes istso zu gestalten, dass die Pflanzen vollständigaus dem System entnommen werden. Einzel-ne Pflanzen beziehungsweise geringe Pflan-zenmengen sind am besten über die Restab-

falltonne zu entsorgen. Blühende undfruchtende Pflanzen sollten weder auf denMiststock noch auf den Kompost gebrachtwerden, da die Samen hier weitgehend keim-fähig bleiben und durch die Verteilung desMistes beziehungsweise Kompostes weiterverbreitet werden können. Grüngutannahme-stellen beziehungsweise Grünabfallbehand-lungsanlagen scheiden aus diesem Grundebenfalls als Entsorgungsmöglichkeit aus.Auch Einzelpflanzen, die noch nicht blühen be-ziehungsweise Samen tragen, sollten lediglichüber die Restabfalltonne entsorgt werden, dabei den anderen genannten Verfahren die Ge-fahr besteht, dass die Pflanzen neu wurzeln.Da das Jakobs-Kreuzkraut Hautreizungen her-vorrufen kann, sollten empfindliche Personendie Pflanzen nur mit wasserfesten (Garten-)Handschuhen anfassen. Wenn Haut in Kontaktmit den Pflanzen kommt, sollten die betroffe-nen Hautstellen umgehend gewaschen wer-den.

Für größere Pflanzen- beziehungsweise

Mahdgutmengen kommt die Entsorgung ineiner Müllverbrennungsanlage in Frage, was inder Regel jedoch mit relativ hohen Kosten ver-bunden ist. Es ist davon auszugehen, dass dieSamen des Jakobs-Kreuzkrautes ihre Keimfä-higkeit verlieren, wenn sie über einen ausrei-chend langen Zeitraum hohen Temperaturenausgesetzt werden. Dies dürfte in geschlosse-nen Bioabfallbehandlungsanlagen der Fall sein.Jakobs-Kreuzkrautpflanzen könnten unter Um-ständen auch durch eine Vergärung in Biogas-anlagen entsorgt werden, sofern deren Be-trieb eine ausreichend hohe Temperatur undVerweilzeit des Substrats gewährleistet. InNassfermentationsanlagen, die den Großteil

der bisher errichteten Anlagen ausmachen, istdas in der Regel langfaserige, alte und hetero-gene Pflanzenmaterial aufgrund technischerProbleme jedoch nicht einsetzbar (Beeinträch-tigung der Rührwerke). Zudem ist ungeklärt,ob die üblichen Substrattemperaturen von 36-40 °C ausreichen, um die Samen des Jakobs-Kreuzkrautes abzutöten. Eine Alternative könn-ten womöglich Trockenfermentationsanlagendarstellen, diese befinden sich in Schleswig-Holstein derzeit jedoch noch in der Bau- bezie-hungsweise Test- und Anlaufphase. Zudemmüsste auch bei der Trockenfermentation ge-klärt werden, inwieweit die erzielten Substrat-temperaturen Ziel führend sind.

Es ist generell nicht bekannt, wie lange dieVerweilzeit und wie hoch die Temperatur

des Substrats von Biogas- oder auch geschlos-senen Bioabfallbehandlungsanlagen seinmuss, um die Keimfähigkeit der Jakobs-Kreuz-kraut-Samen zu unterbinden. Im Hinblick aufUntersuchungsergebnisse, die mit Samen an-derer Wildpflanzenarten gewonnen wurden,könnte eine Verweilzeit von 14 Tagen bei > 55°C ausreichend sein. Diese Richtwerte sind je-doch durch geeignete Tests zu überprüfen.

Eine Auflistung möglicher Entsorgungsstel-

len für größere Pflanzenmengen findet sich inKapitel 10.8. Die Kosten für die Entsorgungmüssen im Einzelfall verhandelt werden, sodass es sich empfiehlt, Vergleichsangeboteeinzuholen. Der jeweilige Betreiber einer Bio-abfallbehandlungsanlage sollte ausdrücklichauf den Zweck der Entsorgung hingewiesenwerden (Abtötung des Jakobs-Kreuzkrautes),und es sollte abgeklärt werden, ob das Entsor-gungsziel in der betreffenden Anlage erfülltwerden kann. Des Weiteren ist zu erfragen, inwelcher Form das Pflanzenmaterial angeliefertwerden kann (zum Beispiel lose oder als Bal-len, als Schnittgut oder gehäckselt). Der Trans-port zu der Entsorgungsstelle sollte so erfol-gen, dass kein Pflanzenmaterial (insbesondereSamen) in die Landschaft gelangen kann.

Da die Möglichkeiten zur Entsorgung einenentscheidenden Einfluss auf die Wahl des Flä-chenmanagements haben (siehe Kapitel 7),sollte bereits vor der Durchführung der erstenBekämpfungsmaßnahmen erörtert werden, obund wie die anfallenden Pflanzenmengen ent-sorgt werden können.

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 29

Page 30: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Abbildung 4: „Entscheidungs-

baum“: Wahl ge-eigneter Maßnah-men zur Kontrolledes Jakobs-Kreuz-krautes (nach DEFRA 2004, ver-ändert).

30 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Kontakt zu Naturschutzbehörde bzw. zuständiger Institution (z. B. Naturschutz- stiftung, -verein) aufnehmen (s. Kap. 10)

Chemische Maßnahmen, siehe Abb. 7

Nicht-Chemische Maßnahmen, siehe Abb. 6

Fläche mit Naturschutzauflagen (z.B. NSG, Natura 2000) und/oder mit

Vorkommen seltener/geschützter Arten?1

Einsatz chemischer Maßnahmen auf der Fläche möglich/zulässig und

sinnvoll/notwendig (siehe Kap. 7.2.2)?

Ja Nein

Nein Ja

Maßnahmen, siehe Abb. 5

Keine Maßnahmen

Einsatz von Maßnahmen auf der Fläche möglich/zulässig und

sinnvoll/notwendig (siehe Kap. 7.3.2, 7.3.3)?

Nein Ja

1 siehe Bundes- und Landesnaturschutzgesetz, FFH-Richtlinie, EU-Vogelschutzrichtlinie, Rote Listen

Kleine Fläche

Große Fläche

Jakobs-Kreuzkraut zahlreich, in hoher Dichte

Jakobs-Kreuzkraut vereinzelt, in geringer Dichte

Jakobs-Kreuzkraut zahlreich, in hoher Dichte

Jakobs-Kreuzkraut vereinzelt, in geringer Dichte

• Mähen2 • Herausziehen2

• Ausgraben2

• Mähen2

• Herausziehen2

• Ausgraben2

• Herausziehen2

• Ausgraben2

1 Rücksprache mit der zuständigen Naturschutzbehörde bzw. Institution erforderlich, chemische Maßnahmen (siehe Abb. 7) nur in Sonderfällen und per Ausnahmegenehmigung zulässig und auf die Naturschutzziele abzustimmen (z.B. ggf. Teilflächenbehandlung)

2 Pflanzen nach Möglichkeit nicht auf der Fläche belassen, Mahdgut abfahren und entsorgen

Fläche mit Naturschutzauflagen1 Abbildung 5: Maßnahmen zurKontrolle des Ja-kobs-Kreuzkrautesauf Flächen mit Na-turschutzauflagen.Um eine Ausbrei-tung zu verhindern,müssen alle Maß-nahmen vor der Sa-menreife des Ja-kobs-Kreuzkrautesdurchgeführt wer-den (nach DEFRA2004, verändert).

Page 31: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Abbildung 6: Nicht-ChemischeMaßnahmen zurKontrolle des Ja-kobs-Kreuzkrautesauf Flächen ohneNaturschutzaufla-gen. Um eine Aus-breitung zu verhin-dern, müssen alleMaßnahmen vorder Samenreife desJakobs-Kreuzkrau-tes durchgeführtwerden (nach DEFRA 2004, ver-ändert).

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 31

Abbildung 7: Chemische Maß-nahmen zur Kon-trolle des Jakobs-Kreuzkrautes aufFlächen ohne Na-turschutzauflagen(bis auf Ausnahme-genehmigungennur auf landwirt-schaftlich genutz-ten Flächen zuläs-sig; nach DEFRA2004, verändert).

Kleine Fläche

Große Fläche

Jakobs-Kreuzkraut zahlreich, in hoher Dichte

Jakobs-Kreuzkraut vereinzelt, in geringer Dichte

Jakobs-Kreuzkraut zahlreich, in hoher Dichte

Jakobs-Kreuzkraut vereinzelt, in geringer Dichte

• Verbesserung der Bestandes- bzw. Narbenpflege1

• Mähen2

• Verbesserung der Bestandes- bzw. Narbenpflege1

• Herausziehen2

• Ausgraben2

Fläche ohne Naturschutzauflagen: Nicht-chemische Maßnahmen

• Verbesserung der Bestandes- bzw. Narbenpflege1

• Mähen2

• Herausziehen2

• Ausgraben2

• Verbesserung der Bestandes- bzw. Narbenpflege1

• Herausziehen2

• Ausgraben2

1 Vermeidung von Bestandeslücken auf Grünlandflächen durch Anpassung von Bodenbearbeitung, Düngung, Nutzung (Schnitt, Weide), ggf. Nachsaat (siehe Kap. 7.3.1)

2 Pflanzen nicht auf der Fläche belassen, Mahdgut abfahren und entsorgen

Kleine Fläche

Große Fläche

Jakobs-Kreuzkraut zahlreich, in hoher Dichte

Jakobs-Kreuzkraut vereinzelt, in geringer Dichte

Jakobs-Kreuzkraut zahlreich, in hoher Dichte

Jakobs-Kreuzkraut vereinzelt, in geringer Dichte

• Selektives Herbizid

• Streichgerät2

• Selektives Spritzen

• Einzelstellen-behandlung

• Selektives Spritzen

• Streichgerät2

Fläche ohne Naturschutzauflagen:1Chemische Maßnahmen

• Selektives Spritzen

• Einzelstellen-behandlung

• Einzelstellen-behandlung

• Selektives Spritzen

1 Anwendung nach guter fachlicher Praxis (Beachtung rechtlicher Vorschriften, Sachkundenachweis, Gebrauchsanweisung)

2 Herbizid wird über eine rotierende Walze auf alle Einzelpflanzen aufgetragen, die eine bestimmte Wuchshöhe aufweisen

Page 32: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7.3 Flächenspezifische Kontrollmaßnahmen

Die Maßnahmen zur Kontrolle des Jakobs-Kreuz-krautes hängen von der Nutzung, Größe und Be-satz der Fläche mit Jakobs-Kreuzkraut ab. In denAbbildungen 4 bis 7 sowie in den folgenden Kapi-teln wird erläutert, welche Maßnahmen in Abhän-gigkeit dieser Parameter eingesetzt werden kön-nen. Ausführliche Angaben zur technischenDurchführung der genannten Einzelmaßnahmenfinden sich in den Kapiteln 7.2.1, 7.2.2 und 7.2.3.

Bei der Entscheidung, ob und wie Jakobs-Kreuz-krautpflanzen bekämpft werden sollen, ist zu be-rücksichtigen, ob von der betroffenen Fläche einAusbreitungsrisiko in das Umland ausgeht. Diesesist insbesondere dann gegeben, wenn in unmittel-barer Nachbarschaft (< 100 m Entfernung) Wie-sen- oder Weideflächen vorhanden sind, auf de-nen geeignete Bedingungen für eine Ansiedlungdes Jakobs-Kreuzkrautes bestehen (lückige Grün-landbestände, siehe Kapitel 2.6).

7.3.1 Grünlandflächen ohne

Naturschutzauflagen,

Wirtschaftsgrünland

Auf Grünlandflächen, die praxisüblich ver-gleichsweise intensiv genutzt werden, ist dasAnsiedlungspotenzial für das Jakobs-Kreuz-kraut gering, da das Schnitt- beziehungsweiseBeweidungsregime sowie die sonstigen Maß-nahmen der Bestandesführung in der Regel zuPflanzenbeständen beziehungsweise Konkur-renzverhältnissen führen, die eine Keimungund/oder Etablierung der Art verhindern.

Die Ansiedlung und Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes kann auf Wirtschaftsgrünlandflä-chen am wirkungsvollsten durch eine regelmä-ßige und sachgemäße Narbenpflege

verhindert werden (Schleppen, Walzen, An-passung der Düngung und Nutzung, Nach-saat).

32 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Weidepflege

Auf Pferdeweiden ist die Weidepflege von besonderer Wichtigkeit, da die Grünlandnarbehier aufgrund des artspezifischen Weideverhaltens der Tiere je nach Haltungsverfahrensehr stark beansprucht wird und leicht lückig werden kann, so dass die Bedingungen füreine Ansiedlung des Jakobs-Kreuzkrautes sehr günstig sind. Gegebenenfalls muss dieAnzahl der Tiere auf der Fläche gesenkt werden, um Trittschäden zu vermeiden. Dies giltbesonders unter nassen Verhältnissen. Geilstellen beziehungsweise nicht abgefresseneStellen sind regelmäßig nachzuputzen. Diese Maßnahme kann insbesondere in denMonaten Juli und August auch dazu beitragen, die Ausbreitung der Wiesenschnake(Tipula paludosa) zu reduzieren, da diese Tiere ihre Eier besonders in Trockenjahren gernein die feuchteren Geilstellen ablegen, und die sich entwickelnden Larven durch ihren Fraßdann Lücken in der Grasnarbe hinterlassen. Im Wirtschaftsgrünland sollte mehrmals imJahr eine Übersaat und bei Bedarf eine Nachsaat erfolgen. Letztere ist am besten imAugust durchzuführen, wenn der mit der Nachsaat konkurrierende Altgrasbestand nichtmehr so stark wächst. Die Narben sollten nicht zu lang in den Winter gehen, damit sichüber Winter nicht Schadpilze einnisten und die Gräser schädigen können. Außerdem kannman durch ein ausgewogenes Nährstoffverhältnis und eine standortangepasste N-Düngung den Graswuchs auf Weiden fördern und damit das Jakobs-Kreuzkraut zurück-drängen. In Abhängigkeit von den Ergebnissen einer Bodenuntersuchung muss der stand-ortoptimale pH-Wert gegebenenfalls durch eine Kalkung eingestellt werden. Optimalernährte und gepflegte Gräser sind konkurrenzstark und bilden eine dichte Narbe, in derdas Jakobs-Kreuzkraut schwer Fuß fassen kann.

Wenn direkte Bekämpfungsmaßnahmen er-forderlich sind, sollten diese vorrangig me-

chanisch erfolgen. Die Wahl der Maßnahmenrichtet sich nach der Flächengröße und derStärke des Besatzes mit Jakobs-Kreuzkraut(Abbildung 4 bis 7). Wenn lediglich Teilarealekleiner Grünlandflächen betroffen sind, ist eineEinzelpflanzenentnahme möglich. Bei einemstärkeren Besatz sowie großen Flächen solltedas Jakobs-Kreuzkraut vor der Blüte gemähtwerden. Die Jakobs-Kreuzkrautpflanzen sindsowohl bei der Einzelbekämpfung als auch beider Mahd von der Grünlandfläche zu entfernenund anschließend zu entsorgen (siehe Kapitel7.2.4). Wenn dies auf großen Flächen nicht

möglich ist, kann alternativ gemulcht werden.Es ist allerdings zu bedenken, dass eine Mahdauch zu einer weiteren Förderung des Jakobs-Kreuzkrautes führen kann. Details zu mechani-schen Bekämpfungsmaßnahmen sind Kapitel7.2.1 zu entnehmen.

Bei einem großflächigen und sehr starken Auf-treten des Jakobs-Kreuzkrautes kann der Ein-satz von Herbiziden erforderlich werden, dieprinzipiell auch für die Einzelpflanzenbekämp-fung eingesetzt werden können. Hinweise zurAnwendung und Wirksamkeit der derzeit ver-fügbaren Mittel sind in Kapitel 7.2.2 gegebenworden.

Page 33: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7.3.2 Grünlandflächen mit

Naturschutzauflagen

Flächen mit Naturschutzauflagen können jenach Standort und Nutzungsgeschichte einevergleichsweise lückige Vegetation mit Offen-bodenstellen aufweisen, so dass es zu einerstarken Ansiedlung und Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes kommen kann (siehe Ka-pitel 2.6). Hiervon betroffen sind im Wesentli-chen extensiv genutzte Weide- und Mähflä-chen sowie auch Brachflächen (siehe Kapitel7.3.3).

Von beweideten Naturschutzflächen sind inSchleswig-Holstein bisher keine Todesfälle be-kannt geworden, die auf eine Vergiftung durchdas Jakobs-Kreuzkraut zurückgeführt werdenkonnten. Die Pflanzen enthalten Bitterstoffeund werden deshalb von den Tieren vermut-lich in der Regel gemieden. Wesentlich hierfürscheint zu sein, dass die Tiere in einem Herdenverband leben, in dem die Jungtiereein entsprechendes Verhalten erlernen kön-nen. Dies ist zum Beispiel im Rahmen vonMutterkuhhaltungen gewährleistet, die eineverbreitete Form der Weidehaltung auf Natur-schutzflächen darstellen. Auch wenn einzelneWeidetiere Jakobs-Kreuzkrautpflanzen fressensollten, so sind die Pflanzenmengen, die aufder Weide aufgenommen werden, bei einemausreichenden sonstigen Nahrungsangebotvermutlich so gering, dass sich keine gesund-heitsschädlichen Konzentrationen in der Leberanreichern können (siehe Kapitel 4).

Das Schnittgut von Naturschutzflächen mitJakobs-Kreuzkraut darf jedoch auf keinen Fallals Tierfutter veräußert beziehungsweise ein-gesetzt werden, da die Pflanzen auch noch imgetrockneten oder silierten Zustand potenziellgiftig sind, jedoch bei der Futteraufnahmenicht mehr durch die Tiere selektiert werdenkönnen. Aus diesem Grund sollte das Schnitt-gut von Weideflächen, die Kreuzkraut aufwei-sen, nach der (Pflege-) Mahd von der Flächeentfernt werden (siehe Kapitel 7.2.1).

Die bisherigen Erfahrungen aus Schleswig-Holstein haben gezeigt, dass es insbesondereauf ganzjährig beweideten Naturschutzflächenin den ersten Jahren nach der Nutzungsände-rung zu einer starken Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes kommen kann, die Kreuzkrautbe-stände danach jedoch vielfach wiederzurückgehen. Die Ursachen hierfür sind nichtbekannt. Denkbar ist, dass sich die Konkur-renzverhältnisse innerhalb der Pflanzenbestän-de im Zuge der anhaltenden Beweidung undNarbenbildung zu Ungunsten des Jakobs-Kreuzkrautes entwickeln. Des Weiteren wurdein mehreren Fällen beobachtet, dass es in Fol-ge der Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrauteszu einer starken Vermehrung des Blutbärenkommt, dessen Raupen durch ihren Verbisszwar nicht zu einem Verschwinden des Kreuz-krautes, jedoch zu einer (temporären) Redukti-on der Bestände beitragen können (siehe Kapi-tel 7.2.3).

Das Jakobs-Kreuzkraut tritt häufig auf Pferdeweiden auf. Bereits einzelne Pflanzen sollten umgehend entfernt und entsorgt werden. Umeine (Wieder-) Ansiedlung des Jakobs-Kreuzkrautes zu verhindern, sind eine regelmäßige Flächenkontrolle sowie eine angepasste Weide-pflege und Weidetierhaltung erforderlich

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 33

Page 34: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Zu Konflikten kann es kommen, wenn in derdirekten Nachbarschaft einer Naturschutzflä-che, die größere Bestände des Jakobs-Kreuz-krautes aufweist, herkömmlich genutzte Weideflächen liegen. Je nach lokalem Ausbrei-tungsrisiko (siehe Kapitel 7.1) können in die-sen Fällen Maßnahmen erforderlich sein, umdie Vermehrung des Jakobs-Kreuzkrautes aufder Naturschutzfläche zu kontrollieren. Ob undwie eingegriffen werden kann, ist mit der zu-ständigen Naturschutzbehörde (siehe Kapitel10.9) und der Institution abzustimmen, die fürdie Nutzung der Fläche verantwortlich ist (zumBeispiel Naturschutzstiftung; siehe Kapitel10.7). Im Rahmen der Einzelfallentscheidungmüssen die Gefährdung der Naturschutzziele,die Aussichten auf den Bekämpfungserfolg,das Risiko für die benachbarten Flächen sowiedie Kosten für die Maßnahmen gegeneinanderabgewogen werden. Je nach Situation undKonfliktpotenzial vor Ort kann es sinnvoll sein,ein Treffen einzuberufen, auf dem die betroffe-nen Gruppen (Landwirte, Landbesitzer, Behör-den, Naturschutzverbände) eine gemeinsameLösung erarbeiten.

Wenn ein Eingreifen auf der Naturschutzflächefür unerlässlich erachtet wird, so ist zu beden-ken, dass einige der Maßnahmen, die für dieKontrolle des Jakobs-Kreuzkrautes zur Verfü-gung stehen (siehe Kapitel 7.2), auf Natur-schutzflächen in der Regel nicht angewendetwerden können, da sie den gesetzlichen odervertraglichen Schutzzielen beziehungsweiseBewirtschaftungsauflagen entgegenstehen(zum Beispiel Einhalten bestimmter Mahdter-mine aus Artenschutzgründen). Auf Natur-

schutzflächen beschränken sich die Eingriffs-möglichkeiten deshalb bis auf wenigeAusnahmen auf die in Abbildung 5 aufgeführ-ten mechanischen Maßnahmen, die zudemso kleinflächig wie möglich, das heißt nur inden Bereichen mit Jakobs-Kreuzkraut durchge-führt werden sollten.

Wenn an Naturschutzflächen, die Kreuzkräuteraufweisen, keine Weideflächen angrenzen, aufdenen eine Gefahr der Ansiedlung der Pflanzebesteht, sollte das Jakobs-Kreuzkraut nicht be-kämpft werden, da die Pflanze zahlreichenwild lebenden Tierarten als Nahrung dient undzur biologischen Vielfalt beiträgt (siehe Kapitel2.7).

34 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Auf Flächen mit Naturschutzauflagen kann es (temporär) zu einer starken Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes kommen. Ob Bekämp-fungsmaßnahmen eingesetzt werden können und müssen, hängt von den Naturschutzverpflichtungen sowie der Entfernung zu potenziellgefährdeten Nachbarflächen ab

Page 35: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7.3.3 Stilllegungs- und

Sukzessionsflächen

Unter diesem Titel werden verschiedenste Flä-chenkategorien zusammengefasst: Stillle-gungsflächen aufgrund naturschutzfachlicherVorgaben, Bauerwartungsland, Industriebra-chen sowie Kiesgruben. Die Flächenstilllegungauf landwirtschaftlichen Nutzflächen (konjunk-turelle Flächenstilllegung oder aus der Produk-tion genommene Flächen) wird aufgrund derbesonderen Vorschriften gesondert behandelt(Kapitel 7.3.4).

Den hier betrachteten Flächenkategorien istgemeinsam, dass sie keiner intensiven Pfle-

ge unterliegen, spät oder gar nicht gemähtwerden und auch nicht gedüngt werden. Sieweisen daher überständige Vegetationsbe-stände oder lückige Vegetationsnarben auf,die dem Jakobs-Kreuzkraut günstige Etablie-rungsmöglichkeiten bieten können.

Da die Flächen keiner landwirtschaftlichen Nut-zung unterliegen, stellt das Jakobs-Kreuzkrautauf diesen Flächen per se keine Bedrohung fürWeidetiere dar. Allerdings kann von Stilllegungs-oder Sukzessionsflächen eine Ausbreitung auflandwirtschaftlich genutzte Flächen ausgehen,so dass ein Management der Pflanze erforder-lich werden kann. Dabei ist zu beachten, dassder Einsatz von Pflanzenschutzmitteln laut Pflan-zenschutzgesetz auf nicht landwirtschaftlich,forstwirtschaftlich oder gärtnerisch genutztenFlächen nicht zulässig ist. Insofern kommen nur

mechanische oder kulturtechnische Maßnah-

men in Frage (Mahd oder Mulchen vor der Blü-te, mechanische Narbenpflege, siehe Kapitel7.2.1). Auf Flächen, die aus naturschutzfachli-chen Erwägungen einer Sukzession überlassenwerden, ist darüber hinaus mit der zuständigenNaturschutzbehörde (in der Regel Untere Natur-schutzbehörde) und/oder dem Eigentümer/Besit-zer, der für die Pflege der Fläche verantwortlichist, abzustimmen, ob und wie einzugreifen ist(Ansprechpartner siehe Kapitel 10).

7.3.4 Flächenstilllegung auf

landwirtschaftlichen Nutzflächen

Zu dieser Flächenkategorie zählt die konjunk-turelle Flächenstilllegung, die als marktpoliti-sches Instrument Anfang der 90-er Jahre desvorigen Jahrhunderts eingeführt wurde, umdie Menge der landwirtschaftlichen Produkteauf dem Markt zu steuern. Weiterhin gehörendazu „aus der Produktion genommene Flä-chen“, für die Direktzahlungen gewährt wer-den. Auf diesen Flächen dürfen, sofern sienicht dem Anbau nachwachsender Rohstoffedienen, keine Düngemittel ausgebracht undnur bestimmte Pflanzenschutzmittel angewen-det werden.

Zu beachten ist, dass keines dieser Mittel fürdie Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrauts zuge-lassen ist. Allerdings haben die Mittel Garlon 4(Indikation: Bärenklau, Brennnesseln, einwach-sende Laubhölzer) und U 46 M fluid (Indikati-on: Disteln) eine Zulassung zum Einsatz aufFlächenstilllegungen, so dass bei Vorliegen ei-ner der ausgewiesenen Indikationen die Nebenwirkung dieser Mittel auf das Jakobs-Kreuzkraut mit genutzt werden kann. EinEinsatz gegen das Jakobs-Kreuzkraut, wennes solo auf der Stilllegungsfläche steht unddie für die Mittel ausgewiesenen Indikationennicht gegeben sind, ist aber nicht zulässig. Esgelten weiterhin die Bestimmungen der „Ver-ordnung über die Grundsätze der Erhaltunglandwirtschaftlicher Flächen in einem gutenlandwirtschaftlichen und ökologischen Zu-stand“ vom 04.11.2004 (Direktzahlungen-Ver-pflichtungenverordnung – DirektZahlVerpflV,siehe Infokasten).

Wenn Stilllegungsflächen aktiv begrünt wer-den, sollten natürlich keine Ansaatmischungenzum Einsatz kommen, die das Jakobs-Kreuz-kraut enthalten.

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 35

Instandhaltung von aus der landwirtschaftlichen Erzeugung genommenen Flächen

(DirektZahlVerpflV vom 04.11.2004 BGB Teil I Nr. 58, S. 2778 ff)

In der Direktzahlungen-Verpflichtungenverordnung (DirektZahlVerpflV) sind die Grundsätze der Erhaltung land-wirtschaftlicher Flächen in einem guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand geregelt. Auf einerAcker- oder einer Dauergrünlandfläche, die befristet oder unbefristet aus der landwirtschaftlichen Erzeugunggenommen worden ist, muss der Aufwuchs mindestens einmal jährlich zerkleinert und ganzflächig verteilt wer-den. Eine Zerkleinerung und Verteilung des Aufwuchses kann unterbleiben, wenn der Aufwuchs mindestensalle zwei Jahre gemäht und das Mähgut abgefahren wird. Während des Zeitraums vom 1.4. bis 30.6. dürfenaus der landwirtschaftlichen Erzeugung genommene Flächen weder gemulcht, noch gehäckselt oder gemähtwerden.

Für das Jahr 2008 wurde die Stilllegungsverpflichtung (siehe Text) ausgesetzt und ab 2009 gibt es lautBeschluss der EU-Kommission keine Verpflichtung mehr, Ackerflächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung zunehmen. Allerdings können Acker- und Grünlandflächen weiterhin freiwillig stillgelegt werden. In diesen Fällensind die genannten Regularien zu beachten.

Page 36: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Auf Flächen, die aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen werden, entstehen vielfach günstige Bedingungen für eine Ansiedlungdes Jakobs-Kreuzkrautes. Wenn eine Bekämpfung notwendig und gestattet ist (zum Beispiel gegebenenfalls Naturschutzauflagen), solltengeeignete Maßnahmen so früh wie möglich durchgeführt werden

7.3.5 Verkehrswege, -trassen

Im Straßenbereich ist das Jakobs-Kreuzkrauthäufig auf den Seitenstreifen (Bankette), denEntwässerungsmulden sowie den Rasenflä-chen auf Böschungen vorhanden.

Eine generelle Bekämpfung des Jakobs-Kreuz-krauts ist nicht sinnvoll. Vielmehr ist zu prüfen,welchem Zweck die anliegenden Flächen die-nen. Sind im Abstand von unter 100 m Grün-landflächen vorhanden, auf denen eine Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrauts vorge-nommen wird, so sollte es auf den angrenzen-den Straßenflächen auch bekämpft werden.Eine gesetzliche Bekämpfungspflicht bestehtallerdings nicht.

Grünlandflächenanlieger sollten sich rechtzei-tig mit der für die Flächen zuständigen Stra-ßenmeisterei oder Gemeinde zwecks einermöglichen Bekämpfung des Jakobs-Kreuzkrau-tes in Verbindung setzen. Dort ist zu prüfen,ob eine Bekämpfung sinnvoll und notwendigerscheint und die entsprechenden Bekämp-fungsmaßnahmen im Rahmen der Leistungs-fähigkeit in die Arbeitsplanung mit aufgenom-men werden können.

Da nach dem Gesetz zum Schutz der Kultur-pflanzen (Pflanzenschutzgesetz – PflSchG) dieAnwendung von Pflanzenschutzmitteln aufnicht landwirtschaftlich, forstwirtschaftlichoder gärtnerisch genutzten Flächen grundsätz-lich verboten ist, kommt nur eine mechani-

sche Bekämpfung in Frage. Bei den für dieUnterhaltung der Straßen zuständigen Auto-bahn- und Straßenmeistereien sind vor allemSchlegelmäher (Mulchmäher) als Anbaugeräteoder als handgeführte Mähgeräte im Einsatz.Die Mahd mit dem Schlegelmäher zur Be-kämpfung des Jakobs-Kreuzkrautes sollte vorder Blüte durchgeführt werden. Dabei ist dasMähgerät auf ca. 10 cm Höhe einzustellen.Das Mulchgut fällt dann in die Stoppeln undwird dort zersetzt (siehe auch Kapitel 7.2.1).

Ansprechpartner für Straßen im Zuständig-keitsbereich des Landesbetriebes Straßenbauund Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH) sindim Abschnitt 10.4. aufgeführt. Eine Kontakt-adresse für Bahnstrecken findet sich im Ab-schnitt 10.5.

36 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Page 37: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

7.3.6 Forstflächen

Das Jakobs-Kreuzkraut ist häufig im Bereichvon Erstaufforstungen zu finden. Hieraus kannsich eine Gefahr der Ausbreitung auf landwirt-schaftlich genutzte Flächen ergeben. In derar-tigen Fällen sollten die Waldeigentümer füreine rechtzeitige, gezielte Bekämpfung sor-gen.

Die Beseitigung sollte mechanisch durchMahd oder Mulchen rechtzeitig vor der Blüteund Samenreife erfolgen. Auf den Einsatz vonHerbiziden sollte verzichtet werden.

Für die Waldflächen der Anstalt Schleswig-Holsteinische Landesforsten (SHLF) gilt derspezielle Erlass des Ministeriums für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume (MLUR)vom 9. August 2007 (Az. V 548-7424.5), nachdem die zuständige Forstdienststelle die erfor-derlichen mechanischen Maßnahmen veran-lasst, wenn die Gefahr der Ausbreitung desJakobs-Kreuzkrautes auf benachbarte Weide-oder Grünfutterflächen besteht. Aufgrund derFSC-Zertifizierung der Landesforsten sind che-mische Bekämpfungsmaßnahmen in diesenBereichen unzulässig. Analoges gilt auch fürandere FSC-zertifizierte Forstflächen.

Das Jakobs-Kreuzkraut hat sich in Schleswig-Holstein entlang von Straßen und Eisenbahnlinien ausgebreitet

Meiden, Dulden, Bekämpfen – Hinweise zum Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut 37

Page 38: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Das Jakobs-Kreuzkraut Senecio jacobaea hatsich in Schleswig-Holstein in den letzten Jah-ren stark ausgebreitet und eine Vielzahl unter-schiedlicher Standorte besiedelt, die allesamtdurch eine vergleichsweise geringe Vegetati-

onsbedeckung gekennzeichnet sind (Straßen-böschungen, Wege, Bahndämme, Kanalbö-schungen, Erstaufforstungen, Brachen,Bauerwartungsland, extensiv genutzte Grün-landflächen, übernutzte Pferdeweiden).

Das Jakobs-Kreuzkraut stellt auf Grünlandflä-

chen eine potenzielle Gefährdung für Nutz-

tiere dar, da die Pflanze Pyrrolizidinalkaloideenthält, deren Stoffwechselprodukte in Abhän-gigkeit von der aufgenommenen Pflanzenmen-ge giftig sind. Bei der Abschätzung der Gefähr-dungssituation sind mehrere Punkte zubetrachten. So werden Jakobs-Kreuzkraut-pflanzen auf Weideflächen im jungen Roset-tenstadium eher gefressen als in späterenWuchsstadien. Des Weiteren scheint die Er-fahrung der Weidetiere einen Einfluss auf de-ren Fraßverhalten zu haben, so dass unerfah-rene Jungtiere stärker gefährdet sind alsAlttiere, die Jakobs-Kreuzkrautpflanzen in derRegel meiden. Ein generell hohes Vergiftungs-risiko besteht, wenn spät geschnittenes Heuverfüttert wird, das von Flächen mit starkemJakobs-Kreuzkrautbesatz stammt. Besondersempfindlich gegenüber hohen Aufnahme-mengen des Jakobs-Kreuzkrautes sind

Pferde, gefolgt von Rindern. Schafe und Zie-gen reagieren meist weniger empfindlich, sindaber grundsätzlich ebenfalls gefährdet.

Bevor Maßnahmen gegen das Jakobs-

Kreuzkraut ergriffen werden, ist zu prüfen,welchem Zweck die Fläche dient, auf der diePflanze vorkommt. Des Weiteren ist abzuwä-gen, ob von der betroffenen Fläche eine Ge-fahr für benachbartes Wirtschaftsgrünlandausgeht. Wenn das Jakobs-Kreuzkraut weitab(> 100 m Entfernung) von Wiesen und Wei-den auf Flächen wächst, die nicht der Tierhal-tung dienen, sollten die Pflanzen nicht zwingend beseitigt werden, da sie einen be-deutenden Beitrag zur Biodiversität leisten.Wo das Jakobs-Kreuzkraut eine Gefahr dar-stellt, muss es aber kontrolliert werden, umSchaden für Tiere und ihre Besitzer abzuwen-

den. Ob und wie auf Naturschutzflächen ein-gegriffen werden kann, ist mit der zuständigenNaturschutzbehörde und/oder der Institutionabzustimmen, die für die Nutzung der Flächeverantwortlich ist.

Die Maßnahmen, um die Ausbreitung des Ja-kobs-Kreuzkrautes zu kontrollieren, sind an derNutzung und Größe der betroffenen Fläche so-wie an der Stärke des Kreuzkraut-Besatzesauszurichten. Die wichtigste Maßnahme ge-gen eine Ausbreitung beziehungsweise An-siedlung der Pflanze ist die regelmäßige Flä-

chenbeobachtung, die es ermöglicht,rechtzeitig zu reagieren beziehungsweise ein-zugreifen.

Wenn sich erst einmal ein größerer Besatz mitJakobs-Kreuzkraut auf einer Fläche etablierthat, ist eine einmalige Bekämpfung oftmalsnicht ausreichend, sondern es müssen in derRegel mehrere Verfahren kombiniert über

einen längeren Zeitraum hinweg eingesetztwerden. Auf Wirtschaftsweiden kann die Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes am wir-kungsvollsten durch eine regelmäßige Weide-pflege verhindert werden (Nachsaat, Schlep-pen, Walzen, Nachmähen, angepassteDüngung und Tierhaltung). Ein dichter Pflan-zenbestand erschwert beziehungsweise ver-hindert die Ansiedlung des Jakobs-Kreuzkrau-tes.

Wenn direkte Bekämpfungsmaßnahmen erfor-derlich sind, sollten diese vorrangig mecha-

nisch erfolgen. Auf Nichtkulturland, wie Teilendes öffentlichen Grüns, an Wegrändern, inUferbereichen, auf Ruderalflächen, oder aberauch auf Naturschutzflächen, sind in der Regelnur mechanische Verfahren zulässig. Wenn le-diglich Teilareale kleiner Grünlandflächen be-troffen sind, sollten die Pflanzen vor der Blüteausgestochen oder mit der Wurzel ausgeris-sen werden. Bei einem stärkeren Besatz so-wie auf großen Flächen sollte das Jakobs-Kreuzkraut vor der Blüte gemäht werden.Sowohl bei der Einzelbekämpfung als auch imAnschluss an eine Mahd sind die Jakobs-Kreuzkrautpflanzen von der Grünlandfläche zuentfernen.

38 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

8. Zusammenfassung

Page 39: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Die Entsorgung ist so zu gestalten, dass diePflanzen vollständig aus dem System entnom-men werden. Einzelne Jakobs-Kreuzkrautpflan-zen beziehungsweise geringe Pflanzenmen-gen sind am besten über die Restabfalltonnezu entsorgen. Für größere Pflanzen- bezie-hungsweise Mahdgutmengen kommt die Ent-sorgung in einer Müllverbrennungsanlage oderin einer geschlossenen Bioabfallbehandlungs-anlage in Frage. Wenn eine Entsorgung nichtmöglich ist, kann alternativ gemulcht werden.

Eine chemische Bekämpfung ist nur auf land-wirtschaftlich genutzten Flächen zulässig. Füreine Behandlung auf Nichtkulturland kann inAusnahmefällen eine Einzelgenehmigung desamtlichen Pflanzenschutzdienstes eingeholtwerden. Für Flächen, auf denen bestimmteNaturschutzauflagen bestehen, ist eine zusätz-liche Genehmigung der zuständigen Umwelt-behörde erforderlich. Die Wirkung der derzeitverfügbaren Herbizide, die für einen Einsatzgegen das Jakobs-Kreuzkraut in Frage kom-men, ist nicht nachhaltig, so dass der Mittel-einsatz gegebenenfalls wiederholt werdenmuss. Des Weiteren muss auf Weide- bezie-hungsweise Futterflächen nach der chemi-schen Behandlung unbedingt die Narbenpfle-ge intensiviert werden.

Zusammenfassung 39

Page 40: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

BOND, W. & R. J. TURNER (2004): The biologyand non-chemical control of Common Ragwort(Senecio jacobaea L). HDRA, the organic orga-nisation, Internet:http://www.gardenorganic.org.uk/organ-icweeds/downloads/senecioj.pdf

BUNDESMINISTERIUM FÜR VERBRAUCHERSCHUTZ, ER-NÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT (BMVEL) (2006):Die EU-Agrarreform – Umsetzung in Deutsch-land. Internet:http://www.bmelv.de/cln_045/nn_751434/Sha-redDocs/downloads/01-Broschueren/eu-agrar-reform2006,templateId=raw,property=publica-tionFile.pdf/eu-agrarreform2006.pdf

BRÜGMANN, M., NIEMANN, U., WIEDENFELD, H.,GEBUREK, F. & D. F. JÜNNEMANN (2007): Fallbe-richt aus der Pathologie – Tod eines Norwe-gers. Poster präsentiert auf der 1. Jahresta-gung der Institute des NiedersächsischenLandesamtes für Verbraucherschutz und Le-bensmittelsicherheit (LAVES) am 08.05. und09.05.2007 in Braunschweig. Internet:http://cdl.niedersachsen.de/blob/images/C39412784_L20.pdf

CAMERON, E. (1935): A Study of the NaturalControl of Ragwort (Senecio jacobaea L.). TheJournal of Ecology 23, 265-322.

CRAWLEY, M. J. & M. P. GILLMAN (1989): Popu-lation Dynamics of Cinnabar Moth and Rag-wort in Grassland. The Journal of Animal Eco-logy 58, 1035-1050.

DEFRA, DEPARTMENT FOR ENVIRONMENT, FOOD

AND RURAL AFFAIRS (2004): Code of Practice onHow to Prevent the Spread of Ragwort.PB9840 revised March 2007. Internet:http://www.defra.gov.uk/farm/wildlife/weeds/pdf/cop_ragwort.pdf

DEFRA, DEPARTMENT FOR ENVIRONMENT, FOOD

AND RURAL AFFAIRS (2005): Guidance on the dis-posal options for common ragwort. PB 11050.Internet: http://www.defra.gov.uk/farm/wild-life/weeds/pdf/ragwort-dispose.pdf

DIREKTZAHLUNGEN-VERPFLICHTUNGENVERORDNUNG

(DirektZahlVerpflV) vom 04.11.2004, veröff. imBundesgesetzblatt Jg. 2004 Teil I Nr. 58 ausge-geben zu Bonn am 12. Nov. 2004, S. 2778 ff:http://www.bmelv.de/cln_045/nn_751434/DE/04-Landwirtschaft/Foerderung/Direktzahlun-gen/NationalesRecht.html__nnn=true#5

ISLAM, Z. & M. J. CRAWLEY (1983): Compensati-on and Regrowth in Ragwort (Senecio jaco-baea) Attacked by Cinnabar Moth (Tyria jaco-baeae). The Journal of Ecology 71, 829-843.

HEGI, G. (1987): Compositae II. In: HEGI G.(Hrsg.) Illustrierte Flora Mitteleuropa. – Bd. VI,Teil 4, 2. überarbeitete Aufl., 580 – 1483.

KNIGHT, A. P. & R. G. WALTER (2003): Plants Af-fecting the Skin and Liver. In: KNIGHT, A. P. &R. G. WALTER (Eds.): A Guide to Plant Poiso-ning of Animals in North America. Internet:http://www.ivis.org/special_books/Knight/chap4/IVIS.pdf

LAHRSSEN-WIEDERHOLT, M. (2007): Pyrrolizidinal-kaloide als unerwünschte Stoffe in der Nah-rungskette - Beispiel Jakobs-Kreuzkraut. Prä-sentation im Rahmen des vierten BfR-ForumsVerbraucherschutz „Pflanzliche Stoffe - ge-sund und giftig zugleich?“ am, 05. 07. 2007.Internet: http://www.bfr.bund.de/cm/232/pyrro-lizidinalkaloide_als_unerwuenschte_stoffe_in_der_nahrungskette.pdf

LÜSCHER, A., SIEGRIST, S., SUTER, M., STUTZ, C.,GAGO, R. & T. BUCHELI (2005): Kreuzkrautartenin Wiesen und Weiden: Vorbeugen – früh er-kennen – früh bekämpfen. In: AGROSCOPE FALRECKENHOLZ (Hrsg.): FAL-Tagung vom, 14. 01.2005, Unkrautbekämpfung – Neue Technolo-gien, reduzierter Herbizideinsatz und Alternati-ven. Internet: http://www.strickhof.ch/filead-min/strickhof_files/Fachwissen/pflanzenschutz/kreuzkraut_fal.pdf

MACDONALD, C. & M. J. RUSSO (1989): ELE-MENT STEWARDSHIP ABSTRACT for Sene-cio jacobaea. THE NATURE CONSERVANCY,Internet: http://www.imapinvasives.org/GIST/ESA/esapages/documnts/senejac.pdf

Mc EVOY, P. B. (1984): Seedling dispersion andthe persistence of ragwort Senecio jacobaea(Compositae) in grassland dominated by pe-rennial species. Oikos 42, 138-143.

MYERS, J. H. (1980): Is the Insect or the Plantthe Driving Force in the Cinnabar Moth - TansyRagwort System? Oecologia (Berl.) 47, 16-21.

PANTER K. E. & L. F. JAMES (1990): Natural planttoxicants in milk: a review. J Anim Sci. 68,892-904.

40 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

9. Literatur

Page 41: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

PRAKASH, A. S., PEREIRA, T. N., REILLY, P. E. B. &A. A. SEAWRIGHT (1999): Pyrrolizidine alkaloidsin human diet. Mutation Research 443, 53-67.

RAABE, E.W. (1969): Zur Diagnose der Seneciojacobaea – Gruppe. Kieler Notizen, Jhrg. 1969,Heft 1, 2.-3.

RAABE, E.W., Dierssen, K. & U. Mierwald(1987); Atlas der Flora Schleswig-Holstein undHamburg. 654 S., Wachholtz-Verlag, Neu-münster.

RADFORD I. J. &·R. D. COUSENS (2000): Invasive-ness and comparative life-history traits of exo-tic and indigenous Senecio species in Austra-lia. Oecologia 125, 531-542.

ROBERTS, P. D. & A. S. PULLIN (2007): The Ef-fectiveness of Management InterventionsUsed to Control Ragwort Species. Environ Ma-nage 39, 691-706.

ROBERTS, P. D. & A. S. PULLIN (2005): Effectiveragwort management: An evidence-based ap-proach. BES annual meeting, University ofHertfordshire, Hatfield campus, UK. Internet:http://www.cebc.bangor.ac.uk/Documents/Ragwort%20control%20(BES%202005%20pos-ter).pdf

ROTHMALER, W. (2005a): Exkursionsflora vonDeutschland. Bd. 3 Gefäßpflanzen : Atlasband,11. Auflage, Spektrum Verlag, Heidelberg.

ROTHMALER, W. (2005b): Exkursionsflora vonDeutschland. Bd. 4 Gefäßpflanzen : KritischerBand, 10. Auflage, Spektrum Verlag, Heidel-berg.

SCHRADE, S., OECHSNER, H., PEKRUN, C. & W.CLAUPEIN (2003): Einfluss des Biogasprozessesauf die Keimfähigkeit von Samen. LANDTECH-NIK 58, 90-91.

SCHRADE, S., PEKRUN, C., OECHSNER, H. & W.CLAUPEIN (2003): Untersuchungen zum Einflussder Biogasgärung auf die Keimfähigkeit vonUnkraut- und Kulturpflanzensamen unter be-sonderer Berücksichtigung des Stumpfblättri-gen Ampfers (Rumex obtusifolius L.). In: FREYER, B. (Hrsg.):Ökologischer Landbau derZukunft, Beiträge zur 7. Wissenschaftstagungzum Ökologischen Landbau der Zukunft 24. -26. Februar 2003 in Wien, 531-532.

SHARROW, S. H. & W. D. MOSHER (1982):Sheep as a Biological Control Agent for TansyRagwort. Journal of Range Management 35,480-482.

SUTER, M. & A. LÜSCHER (2007): Beeinflusst dieBewirtschaftung das Wasser-Kreuzkraut?AGRARForschung 14, 22-27.

SUTER, M., SIEGRIST-MAAG, S. & A. LÜSCHER

(2007): Beeinflusst die Bewirtschaftung dasVorkommen von Jakobs-Kreuzkraut (Seneciojacobaea)? Beitrag präsentiert bei der Konfe-renz: „Zwischen Tradition und Globalisierung -9. Wissenschaftstagung Ökologischer Land-bau“, Universität Hohenheim, Stuttgart,Deutschland, 20.-23.03.2007. Internet:http://orgprints.org/9262/

SUTER, M., SIEGRIST-MAAG, S., CONNOLLY, J. & A.LÜSCHER (2007): Can the occurrence of Sene-cio jacobaea be influenced by managementpractice? Weed Research 47, 262-269.

WARDLE, D. A. (1987): The ecology of ragwort(Senecio jacobaea L.) - a review. New ZealandJournal of Ecology 10, 67-76.

WARDLE, D. A., NICHOLSON, K. S. & A. RAHMAN

(1995): Ecological effects of the invasive weedspecies Senecio jacobaea L. (ragwort) in aNew Zealand pasture. Agriculture, Ecosys-tems and Environment 56, 19-28.

WATT, T. A. (1987): Establishment and growthof Senecio jacobaea L. and Senecio erucifoliusL. in grassland. Weed Research 27, 259-266.

Literatur 41

Page 42: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

10.1 Auskünfte zum Pflanzenschutz

Amtlicher Pflanzenschutzdienst der Landwirt-schaftskammer Schleswig-Holstein:

Standort Telefon

Bredstedt 04671 9134-25Schuby 04621 306093-20, -21Heide 0481 85094-54, -55,

-56, -57Rendsburg 04331 9453-370, -

374, -377, -386, -387

Lübeck 0451 885-298, -363Ellerhoop-Thiensen 04120 70689-207, -

208Futterkamp 0171 7652128

04381 9009-941

10.2 Ausnahmegenehmigungen zum

Einsatz von Herbiziden auf

Nichtkulturland

Herr C. Heidbreder, Pflanzenschutzdienst derLandwirtschaftskammer Schleswig-Holstein,Tel. 04331 / 9453-312

10.3 Auskünfte zur Pferdehaltung

Herr J. Lamp, Landwirtschaftskammer Schles-wig-Holstein, Tel. 04381 / 9009-58

10.4 Ansprechpartner für Straßen im

Zuständigkeitsbereich des

Landesbetriebes Straßenbau und

Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH)

Niederlassung Telefon

Kiel 0431 383-0Flensburg 0461 90309-0, -123Rendsburg 04331 784-0, -401Itzehoe 04821 66-0, 2601Lübeck 0451 371-0, -2101

Ansprechpartner der Autobahn- und Straßen-meistereien der Niederlassungen,Tel.: 04321 / 852361 (Betriebsdienstzentrale),vollständiges Verzeichnis im Internet (Flyer):http://www.lbv-sh.de/

10.5 Ansprechpartner für Bahnstrecken

In Schleswig-Holstein gibt es eine Vielzahl vonBetreibern von Bahnstrecken mit entsprechen-den Zuständigkeiten. Wenn eine Bürgerin oderein Bürger einen Ansprechpartner für eineBahnstrecke sucht, sollten er oder sie sich anden Landesbetrieb Straßenbau und VerkehrSchleswig-Holstein (LBV-SH) und dort an diezuständige Landeseisenbahnaufsicht (Tele-fon 0431/383-2416) wenden. Dort wird ge-klärt, wer für den Streckenabschnitt zuständigist. Ansprechpartner bei Privatbahnen istbeim Pflanzenschutzdienst Herr Heidbreder(Tel. 04331 / 9453-312).

10.6 Auskünfte zu den Themenfeldern

Biologie, Ökologie, Naturschutz

Frau Dr. S. Lütt, Landesamt für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume des Lan-des Schleswig-Holstein (LLUR), Tel. 04347 / 704-363

Frau I. Rabe, Landesamt für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume des LandesSchleswig-Holstein (LLUR), Tel. 04347 / 704-331

Herr Dr. H. Neumann, Deutscher Verband fürLandschaftspflege (DVL) e. V., WeideagenturSchleswig-Holstein, Tel. 0431 / 880-3275

10.7 Ansprechpartner

Naturschutzstiftungen

Herr H. Rottmann, Stiftung Naturschutz Schles-wig-Holstein, Tel. 0431 / 21090-30

Frau Dr. C. Wiebe, Kurt und Erika Schrobach-Stiftung, Tel. 0431 / 21091-77

Herr C. Steib, Stiftung Aktion Kulturland, Tel.04632 / 7266

42 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

10. Ansprechpartner, Kontaktadressen

Page 43: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

10.8 Entsorgungsanlagen Bioabfallbehandlungsanlagen:

Ansprechpartner, Kontaktadressen 43

Anlage Kreis Anschrift

Abfallwirtschaftsgesellschaft Rendsburg-Eckernförde Borgstedtfelde 15Rendsburg-Eckernförde mbH 24794 Borgstedt

Telefon: 04331 / 345-0AVBKG Abfallverbrennungs- und Pinneberg Hasenkamp 15Biokompost-Gesellschaft mbH 25436 Tornesch

Telefon: 04120 / 709-0AWT Abfall-Wirtschaftszentrum Stormarn Technologiepark 36Trittau GmbH & CO. KG 22946 Trittau

Telefon: 04154 / 841376AWZ Abfallwirtschaftszentrum Flensburg Eckernförder Landstraße 300Flensburg GmbH 24941 Flensburg

Telefon: 0461 / 90318-0E.ON Energy from Waste Stormarn Wulksfelder Damm 2Stapelfeld GmbH Kompostwerk 22889 TangstedtBützberg Telefon: 040 / 607687-0HHE Holsteiner Humus & Hansestadt Lübeck Raabrede 57Erden GmbH 23560 Lübeck

Telefon: 0451 / 300 923-0KBA Kompost-, Bauschutt- und Dithmarschen Klintweg 15Altstoff-Aufbereitungs- und Verwer- 25704 Bargenstedttungsgesellschaft mbH & Co. KG Telefon: 04832 / 9570-0Kompostier- und Häckselanlage Ostholstein DorfstraßeGut Kattenhöhlen 23684 Schulendorf

Telefon: 04524 / 7150NORDING Kompost GmbH Nordfriesland Oves Weg 2

25836 Kirchspiel GardingTelefon: 04862 / 102303

oar-Biokompostierung Rendsburg-Eckernförde Dehnhöft 524161 AltenholzTelefon: 04349 / 9175-0

REMONDIS GmbH & Co. KG - Nordfriesland Am RantumbeckenNiederlassung Sylt 25980 Westerland/Sylt

Telefon: 04651 / 9227-0SWN Stadtwerke Neumünster GmbH Neumünster Padenstedter Weg 1

24539 NeumünsterTelefon: 04321 / 202-811

Quelle: http://www.umweltdaten.landsh.de/infonet/InfoNet.php?sziel=/nuis/awis/aksuche.php

Page 44: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

10.9 Untere Naturschutzbehörden

Kreis Telefon

Dithmarschen 0481 97-0Herzogtum Lauenburg 04541 888-0Nordfriesland 04841 67-0Ostholstein 04521 788-0Pinneberg 04101 212-0Plön 04522 743-0Rendsburg-Eckernförde 04331 202-0Schleswig-Flensburg 04621 87-0Segeberg 04551 951-0Steinburg 04821 69-0Stormarn 04531 160-0Flensburg 0461 85-0Kiel 0431 901-0Lübeck 0451 122-0Neumünster 04321 942-0

10.10 Autorinnen- und Autorenverzeichnis

Johann Böhling, Ministerium für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume des Lan-des Schleswig-Holstein, Oberste Forst- undJagdbehörde, Mercatorstraße 3, 24106 Kiel

Erwin Böttner, Landesamt für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume des Lan-des Schleswig-Holstein, Abteilung TechnischerUmweltschutz, Hamburger Chaussee 25,24220 Flintbek

Dr. Silke Lütt, Landesamt für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume des LandesSchleswig-Holstein, Abteilung Naturschutz,Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek

Bianca Mues, Ministerium für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume, Mercatorstraße3, 24106 Kiel

Dr. Helge Jan Neumann, WeideagenturSchleswig-Holstein, Deutscher Verband fürLandschaftspflege e.V. (DVL), c/o AbteilungGrünland und Futterbau / Ökologischer Land-bau, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel,Hermann-Rodewald-Str. 9, 24118 Kiel

Inke Rabe, Landesamt für Landwirtschaft,Umwelt und ländliche Räume des LandesSchleswig-Holstein, Abteilung Naturschutz,Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek

Dr. Constanze Schleich-Saidfar, Landwirt-schaftskammer Schleswig-Holstein, AbteilungPflanzenbau, Pflanzenschutz, Landtechnik, AmKamp 15-17, 24768 Rendsburg

Dr. Jürgen Trede, Ministerium für Landwirt-schaft, Umwelt und ländliche Räume des Lan-des Schleswig-Holstein, Abteilung Lebensmit-telsicherheit, Lebensmittelqualität,Mercatorstraße 3, 24106 Kiel

Antje Walter, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Eschenbrook 4, 24113 Molfsee

Matthias Werner, Landesbetrieb Straßenbauund Verkehr Schleswig-Holstein, BetriebssitzKiel, Mercatorstraße 9, 24106 Kiel

44 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Verbrennungsanlagen:

Anlage Kreis Anschrift

AVBKG Abfallverbrennungs- und Pinneberg Hasenkamp 15Biokompost-Gesellschaft mbH 25436 Tornesch

Telefon: 04120 / 709-0E.ON Energy from Waste Stormarn Ahrensburger Weg 4Müllverbrennungsanlage 22145 StapelfeldStapelfeld GmbH Telefon: 040 / 67576-7Müllverbrennung Kiel GmbH & Kiel Theodor-Heuss-Ring 30Co. KG 24114 Kiel

Telefon: 0431 / 594-2311ZVO Zweckverband Ostholstein Ostholstein Industrieweg 9-11

23730 NeustadtTelefon: 04561 / 399-0

Quelle: http://www.umweltdaten.landsh.de/infonet/InfoNet.php?sziel=/nuis/awis/aksuche.php

Page 45: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis)

Anhang 45

Anhang: Gelb blühende Pflanzen mit Verwechslungsgefahr

(Fotos: A. Huckauf, G. Kresken, P. Neumann)

Page 46: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

46 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Ferkelkraut (Hypochaeris radicata)

Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis)

Page 47: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Kleinköpfiger Pippau (Crepis capillaris )

Anhang 47

Doldiges Habichtskraut (Hieracium umbellatum)

Page 48: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Nickender Löwenzahn (Leontodon saxatilis)

48 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Page 49: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)

Anhang 49

Page 50: Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut Meiden – Dulden – Bekämpfen · Das Jakobs-Kreuzkraut vermag eine hohe Anzahl an Samen zu bilden. Unter ungestörten Verhältnissen entwickelt

50 Umgang mit dem Jakobs-Kreuzkraut – Meiden – Dulden – Bekämpfen

Gewöhnliche Goldrute (Solidago virgaurea)