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+43 - 732-27 22 27 [email protected] www.orthopaedie-linz.com Umstellungsosteotomie Beinachsenabweichungen (O- oder X-Bein) stellen einen wichtigen Faktor in der Entstehung einer Arthrose des Kniegelenkes dar. Die Beinachse verändert sich im Laufe des Lebens vom O-Bein des Säuglings zum leichten X-Bein des Kleinkindes bis zum mehr oder weniger geraden Bein in der Pubertät. Bleibt allerdings ein O- oder X- Bein nach abgeschlossenem Wachstum bestehen, kommt es zu einer verstärkten mechanischen Belastung eines Kniegelenkanteils, weil das Körpergewicht nicht gleichmäßig verteilt wird. Dadurch entsteht mitunter eine frühzeitige Arthose nur eines Gelenkfaches (Varus- oder Valgusgonarthrose). Die Abnützung des inneren Gelenkfaches (Varusgonarthrose) ist dabei weitaus die häufigere. Symptome Typisch sind belastungsabhängige Knieschmerzen im geschädigten Gelenksbereich, insbesondere der sogenannte Anlaufschmerz. Längere und intensivere Belastungen können den Schmerz deutlich verstärken. Diagnostik Neben der klinischen Untersuchung sind konventionelle Röntgenbilder des Kniegelenkes, eine Ganzbeinstandaufnahme (zu exakten Vermessung des Beines und zur OP-Planung) und meist eine Magnetresonanztomografie erforderlich. In seltenen Fällen kommt auch die Knochenszintigrafie zum Einsatz. Behandlung Liegt tatsächlich nur in einem Gelenkfach eine Abnützung vor, kann mit einer Umstellungsosteotomie die Beinachse verändert und damit die zugrundeliegende Pathologie korrigiert werden. Der Arthroseprozess kann so aufgehalten oder zumindest deutlich verzögert werden. Es können oft viele Jahre gewonnen und die Versorgung mit einer Kniegelenksprothese teilweise deutlich hinausgeschoben werden. Die Operation erfolgt - nach einer vorausgehenden Arthroskopie zur Behandlung intraartikulärer Probleme (Meniskus, Knorpel, ...) - eigentlich außerhalb des Gelenkes. Kombinationseingriffe (z.B. Kreuzband- rekonstruktion, Meniskusrefixation, Meniskustransplantation, Knorpel- transplantation, Knochen-/Knorpeltransplantation) ermöglichen komplexe Kniegelenksrekonstruktionen in nur einer Narkose. In diesen Fällen ist eine Umstellungsosteotomie nicht die primäre Behandlung, sie unterstützt das Operationsergebnis zusätzlich durch die Wieder- herstellung der Gelenksbiomechanik. a) gerades Bein, b) O-Bein (Varus), c) X-Bein (Valgus) aus: Lobenhoffer et al, Kniegelenksnahe Osteotomien Fast vollständiges Durchtrennen des Schienbeines und vorsichtiges Aufdehnen der Osteotomie bis die gewünschte Korrektur erreicht ist. Der nicht durchtrennte Anteil wirkt dabei als Scharnier und verhindert einen seitlichen Versatz. INFORMATION

Umstellungsosteotomie - orthopaedie-linz.comDie Beinachse verändert sich im Laufe des Lebens vom O-Bein des ... Physiotherapie ist meist für ca. 4 Monate erforderlich. Vor allem

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+43 - 732-27 22 27 ・ [email protected] ・www.orthopaedie-linz.com

Umstellungsosteotomie !Beinachsenabweichungen (O- oder X-Bein) stellen einen wichtigen Faktor in der Entstehung einer Arthrose des Kniegelenkes dar. Die Beinachse verändert sich im Laufe des Lebens vom O-Bein des Säuglings zum leichten X-Bein des Kleinkindes bis zum mehr oder weniger geraden Bein in der Pubertät. Bleibt allerdings ein O- oder X-Bein nach abgeschlossenem Wachstum bestehen, kommt es zu einer verstärkten mechanischen Belastung eines Kniegelenkanteils, weil das Körpergewicht nicht gleichmäßig verteilt wird. Dadurch entsteht mitunter eine frühzeitige Arthose nur eines Gelenkfaches (Varus- oder Valgusgonarthrose). Die Abnützung des inneren Gelenkfaches (Varusgonarthrose) ist dabei weitaus die häufigere. !SymptomeTypisch sind belastungsabhängige Knieschmerzen im geschädigten Gelenksbereich, insbesondere der sogenannte Anlaufschmerz. Längere und intensivere Belastungen können den Schmerz deutlich verstärken. !DiagnostikNeben der klinischen Untersuchung sind konventionelle Röntgenbilder des Kniegelenkes, eine Ganzbeinstandaufnahme (zu exakten Vermessung des Beines und zur OP-Planung) und meist eine Magnetresonanztomografie erforderlich. In seltenen Fällen kommt auch die Knochenszintigrafie zum Einsatz. !BehandlungLiegt tatsächlich nur in einem Gelenkfach eine Abnützung vor, kann mit einer Umstellungsosteotomie die Beinachse verändert und damit die zugrundeliegende Pathologie korrigiert werden. Der Arthroseprozess kann so aufgehalten oder zumindest deutlich verzögert werden. Es können oft viele Jahre gewonnen und die Versorgung mit einer Kniegelenksprothese teilweise deutlich hinausgeschoben werden. Die Operation erfolgt - nach einer vorausgehenden Arthroskopie zur Behandlung intraartikulärer Probleme (Meniskus, Knorpel, ...) - eigentlich außerhalb des Gelenkes. Kombinationseingriffe (z.B. Kreuzband-rekonstruktion, Meniskusrefixation, Meniskustransplantation, Knorpel-transplantation, Knochen-/Knorpeltransplantation) ermöglichen komplexe Kniegelenksrekonstruktionen in nur einer Narkose. In diesen Fällen ist eine Umstellungsosteotomie nicht die primäre Behandlung, sie unterstützt das Operationsergebnis zusätzlich durch die Wieder-herstellung der Gelenksbiomechanik.

a) gerades Bein, b) O-Bein (Varus), c) X-Bein (Valgus) aus: Lobenhoffer et al, Kniegelenksnahe Osteotomien

Fast vollständiges Durchtrennen des Schienbeines und vorsicht iges Aufdehnen der Osteotomie bis die gewünschte Korrektur erreicht ist. Der nicht durchtrennte Anteil wirkt dabei als Scharnier und verhindert einen seitlichen Versatz.

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Die Öffnung der Osteotomie am Schienbeinkopf ist gut erkennbar. Der Hautschnitt ist etwa 6-8 cm lang.

Fixation der Osteotomie mit einer Platte und Schrauben.

Valgisierende Tibiakopfosteotomie beim O-Bein (HTO)Dabei wird das Schienbein über einen Hautschnitt an der Innenseite fast vollständig durchtrennt und dann durch vorsichtige Verformung des Knochens die korrekte Beinachse eingestellt. Dies geschieht unter Röntgenkontrolle. Ist die gewünschte Korrektur erreicht, wird die Osteotomie mit einer Platte und Schrauben fixiert. Unmittelbar nach der Operation ist bereits eine schmerzadaptierte Belastung des operierten Beines möglich. Insgesamt ist mit einer Rehabilitationszeit von 10-12 Wochen zu rechnen. !Varisierende distale Femurosteotomie beim X-Bein (DFO)Ganz ähnlich wird die Korrektur des X-Beines durchgeführt, die Operation wird allerdings am kniegelenksnahen Oberschenkelknochen durchgeführt. Die Rehabilitation ist in der Regel etwas länger. !PrognoseDurch die Verlagerung der Belastung vom kranken in den gesunden Gelenksanteil kann das Fortschreiten der Gonarthrose verlangsamt werden. Über den zeitlichen Verlauf kann man allerdings keine exakte Prognose abgeben. Die bestehenden Schmerzen können allerdings in der Regel deutlich gemildert und der künstliche Gelenkersatz meist um Jahre hinausgezögert werden. Insgesamt kann man in etwa davon ausgehen, dass innerhalb von 10 Jahren nach Umstellungsosteotomie 35% der Patienten mit einer Knieprothese versorgt werden müssen. Das heißt, dass umgekehrt 65% der Patienten zumindest 10 Jahre ohne Kunstgelenk gewonnen haben. Unter Berücksichtigung der neuen OP-Techniken und Implantate ist von einer weiteren Steigerung dieses Prozentsatzes auszugehen. !RehabilitationDie Gesamtdauer der Rehabilitation ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren (z.B. Korrekturwinkel) ab. Natürlich wird bei einer Korrekturosteotomie die Mechanik des Beines deutlich verändert, was Anpassungsvorgänge der Muskulatur, Sehnen und Bänder erfordert, die Zeit brauchen. In aller Regel können Patienten 6 Wochen nach einer Umstellungsosteotomie - zumindest für kürzere Strecken - wieder ohne Stützkrücken gehen. Ein stationärer Rehaaufenthalt kann sinnvoll sein, Physiotherapie ist meist für ca. 4 Monate erforderlich.

Vor allem Kräftigung und Koordi-nationstraining sind nach einer Korrekturosteotmie wichtige Inhalte der Nachbehandlung.

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