30
Umzüge versus Pendeln Referat 4. Oktober 2010 Dominique Braun

Umzüge versus Pendeln Referat 4. Oktober 2010 Dominique Braun

Embed Size (px)

Citation preview

Umzüge versus Pendeln

Referat 4. Oktober 2010Dominique Braun

Ablauf

• Definition• Relevanz des Themas• Fragestellung• Entscheidungstheorien

- Modell von Kalter- Modell von Abraham und Schönholzer

• Diskussion

Definition

• Form der räumlichen Mobilität• Fernpendler: > 50km / > 1 Stunde • Pendeln ist Zustand• Migration ist einmaliges Ereignis

Relevanz des Themas

• Rückgang der Binnenmigration1975-1995: 20% weniger Umzüge

• Zunahme der Pendelmobilität1970-2000: Anteil Pendler von 30% auf 57.8% vergrössert

Zahlen für die Schweiz

Aus: Stutzer und Frey 2008:342

Aus Abraham und Nisic 2007:77

Fernpendler Schweiz: 1.7% bis 2%

Relevanz des ThemasEinflussfaktoren auf Länge ArbeitswegPositiv:• Einkommen• Bildung

Negativ:• Kinder• Erwerbstätiger Ehe- oder Lebenspartner• Leben in Romandie, Alpenregion, Tessin• Regionale Bindung

Fragestellung

Wie und warum entscheiden sich Individuen bzw. Paare oder Haushalte fürs Pendeln oder für einen Umzug?

Modell Kalter

Kalter, Frank (1994): Pendeln statt Migration? Die Wahl von Stabilität von Wohnort-Arbeitsort-Kombinationen. In: Zeitschrift für Soziologie 23, S. 460-476.

Modell KalterFragestellung

• Weshalb entscheiden sich Personen fürs Pendeln?

• Wollen sie die Migration dadurch kurzfristig oder langfristig ersetzen?

• Wie kann dieser Entscheid erklärt werden?

Modell KalterWahl zwischen Pendeln und Umzug

Ausgangslage:• Nutzen in Bezug auf Wohnort• Nutzen in Bezug auf Arbeitsort• Dominanz des Arbeitsplatzes

Modell KalterWahl zwischen Pendeln und Umzug

Migrationsgewinn: Differenz von Kosten am bisherigen und am neuen Wohnort (Cb-Ca)

Migrationskosten: Entstehen aufgrund des Umzugs (CM(a))

Cb-Ca < CM(a) => pendelnCb-Ca > CM(a) => umziehen

Modell KalterWahl zwischen Pendeln und Umzug

Einflussfaktoren Migrationsgewinn: • Wohnkosten• Pendelkosten• Einkommen

Einflussfaktoren Migrationskosten: • monetäre Kosten (Umzugskosten, Verlust

Einkommen)• nicht-monetäre Kosten in Form von

sozialem Kapital.

Modell KalterStabilität von Wohnort-Arbeitsort-Kombinationen

Beendigung von Kombinationen aufgrund unterschiedlicher Ereignisse:• Wechsel Arbeitsplatz → Parkfunktion• Wechsel Wohnort → Vorbotenfunktion

Keine Beendigung → Ersatzfunktion

Modell KalterStabilität von Wohnort-Arbeitsort-Kombinationen

Fernpendler:Weiterführung der Kombination → Entscheidung fürs PendelnCb-Ca < CM(a)

Einflussfaktoren wirken in umgekehrter Richtung.

Modell Kalter (1994:469)

Variable Mechanismus EntscheidPendeln vs Umzug

Risiko Beendigung vs Weiterführung

Einkommen Budget-Restriktion

P W

Miethöhe Migrationsgewinn grösser

U B

Wohnfläche Migrationsgewinn kleiner

P W

Kinder < 16J., Doppelverdiener

Migrationskosten P W

Modell KalterErgebnisse Entscheid

• Hypothesen mehrheitlich angenommen• Anteil Doppelverdiener kein signifikanter

Unterschied zwischen Subgruppen• Fernpendler:

- aus kleinen Gemeinden- gut ausgebildet- männlich- in fortgeschrittenem Alter

Modell KalterErgebnisse Stabilität

• Kombination der Fernpendler langfristig aufgelöst → Parkfunktion (Ersatz für vorübergehende Migration)

• Wesentlicher Anteil an Fernpendler, welche Kombination beibehält → Ersatzfunktion

• Einfluss erwerbstätiger Partner / erwerbstätige Partnerin → negativ

• Einfluss Kinder < 16J. im Haushalt → positiv

Modell Abraham / Schönholzer

Abraham, Martin und Thess Schönholzer (2009): Pendeln oder Umziehen ? Entscheidungen über unterschiedliche Mobilitätsformen in Paarhaushalten. In: Peter Kriwy und Christiane Gross (Hg.): Klein aber fein! Wiesbaden, VS, S. 247-268.

Modell Abraham / SchönholzerFragestellung

Unter welchen Bedingungen entscheidet sich ein Paar für eine Umzugs- oder eine Pendellösung, wenn ein Partner einen Arbeitsmarktanreiz erhält, der Mobilität voraussetzt?

Modell Abraham / SchönholzerDilemmasituation

Ego erhält besseres Arbeitsangebot in B, das Mobilität nach sich zieht. Ego möchte Angebot annehmen. Alter möchte in A bleiben und zieht Mobilitätsvariante Pendeln von Ego vor.

Modell Abraham / SchönholzerVerhandlung

Bei welcher Variante ist Verlust für benachteiligte Person kleiner?

Mögliche Verhandlungsweisen:• Angebot von Entschädigungen• Rückgriff auf GerechtigkeitsvorstellungenIndikator für Verhandlungsmacht:Ego → PendelbedingungenAlter → Differenz von Situation in A und in B

Modell Abraham / SchönholzerModell

• Individuelle Präferenz für Mobilitätsform• Verhandlung aufgrund von

Verhandlungsmacht und Gerechtigkeitsvorstellungen

• Gesellschaftliche Wertvorstellungen hinsichtlich geschlechtsspezifischem Mobilitätsverhalten

=> Führt zum Entscheid einer Mobilitätsvariante (Pendeln oder Umzug)

Aus: Abraham und Schönholzer 2009:261

17.15%

25.84%

Modell Abraham / SchönholzerResultate

Alle Ego

Alle Alter

Ego Männer

Alter Frauen

Ego Frauen

Alter Männer

Pendel-zeit (h)

-0.34*** -0.27*** -0.36*** -0.30*** -0.31*** -0.24***

Auto -0.09*** -0.05** -0.06* -0.02 -0.13*** -0.08**

Pendeln = positiver Wert / Umzug = negativer Wert

H1: Je aufwändiger die Pendelsituation für Ego, desto eher wird umgezogen → bestätigt

Modell Abraham / SchönholzerResultate

Alle Ego Alle Alter Ego Männer

Alter Frauen

Ego Frauen

Alter Männer

Beschäft. mittel

-0.02 -0.12*** -0.04 -0.20*** 0.00 -0.05

gut -0.07** -0.28*** -0.12*** -0.38*** -0.01 -0.19***

Verdienst gleich

-0.04+ -0.07*** -0.04 -0.05 -0.05 -0.09**

höher -0.07** -0.20*** -0.07* -0.19*** -0.07* -0.21***

H2: Je besser die Bedingungen am Zielort für Alter, desto eher wird umgezogen → bestätigt

Modell Abraham / SchönholzerResultate

Alle Ego Alle Alter Ego Männer

Alter Frauen

Ego Frauen

Alter Männer

Geschlecht (1=Frau)

-0.01 -0.04 --- --- --- ---

H3: Weibliche Alter erwarten von Ego eher, zu pendeln als umgekehrt → verworfen

Modell Abraham / SchönholzerResultate

H4: Weibliche Ego sind in ihren Entscheidungen freier → bestätigt

Diskussion

• Sind diese Modelle tatsächlich erklärungskräftiger als die Rational Choice Modelle?

Diskussion

• Sind diese Modelle tatsächlich erklärungskräftiger als die Rational Choice Modelle?

• Ist es legitim von der Dominanz des Arbeitsplatzes auszugehen?